Was tun bei Schlägerei?

  • Guten Abend zusammen,


    ich befinde mich momentan in der Praxisphase an einer Schule und heute auf dem Schulhof bemerkte ich eine Schlägerei. Die aufsichtsführende Lehrerin war zum Zeitpunkt (noch nicht) anwesend, kam dann aber von weitem dieser entgegen.
    Ich habe die Schlägerei sofort bemerkt, als ich draußen mit einigen Schülern gesprochen habe und bin dazwischen gegangen. Angst hatte ich nicht, aber es war dann doch etwas ungewohnt, einen "Schüler " anzufassen. Letztendlich hat die Lehrerin sich bedankt und beide mit Richtung Gebäude genommen.


    Meine Frage daher: Was macht man als Lehrer im Falle einer Schlägerei o.ä.?? Ich habe mir heute einfach mal so gedacht, dass ja noch andere Dinge hätten passieren können. Habt Ihr da einen Tipp? Man denkt ja dann doch schon sehr darüber nach....


    Schönen Abend und liebe Grüße,
    Y. ;)

  • Meine Frage daher: Was macht man als Lehrer im Falle einer Schlägerei o.ä.??


    Dasselbe, was du bei jeder Form von Körperverletzung tun musst: Nothilfe leisten.
    Das bedeutet nicht, dass du dich selbst in Gefahr bringen musst. Aber deutliche Stopp-Signale setzen. Wenn du es dir zutraust, die Streithähne trennen. Sonst Hilfe anfordern.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich entscheide so eine Situation immer spontan und nicht allgemeingültig. Wenn ich die Schüler kenne und weiß, wie sie reagieren, dann gehe ich deutlich dazwischen. Handelt es sich um ältere, mir unbekannte Schüler, gehe ich von außen auf die Situation ein. Ansprache, Reaktion abwarten, versuchen zu deeskalieren, zur Not Hilfe holen, im Anschluss mögliche Verletzungen ansprechen, ggf. Konsequenz.


    Wichtig ist, wie Alias es auch schon schrieb, bring dich selbst nie in Gefahr!


    Zum Thema anfassen: Uns wurde damals auf einer Fortbildung für schwierige Kinder sogar ein Griff gezeigt, wie man Kids, die gerade ausrasten und sich und andere gefährden, ruhig stellen kann. Zum Glück musste ich das noch nie anwenden. Aber ich musste schon mal sehr energisch ein Kind (ES) von einem viel schwächeren runterziehen, das gerade massiv gewürgt wurde.

  • Zum Thema anfassen: Uns wurde damals auf einer Fortbildung für schwierige Kinder sogar ein Griff gezeigt, wie man Kids, die gerade ausrasten und sich und andere gefährden, ruhig stellen kann. Zum Glück musste ich das noch nie anwenden. Aber ich musste schon mal sehr energisch ein Kind (ES) von einem viel schwächeren runterziehen, das gerade massiv gewürgt wurde.

    Mal eine Frage hierzu als ausgebildeter Erzieher und angehender Förderschullehrer: Inwieweit sind solche Schutztechniken überhaupt legitim, sobald bspw. ein Kind (egal ob ES oder nicht) beginnen würde andere Kinder oder mich körperlich anzupacken bzw. zu attackieren? Ganz weg von der Moral, sondern aus rechtlicher Sicht? --> https://www.youtube.com/watch?v=gxOTHuHU5DE
    Mir wurde zu Zeiten der Ausbildung von sozialpädagogischen Quasselköpfen vermittelt, dass körperliche Intervention, egal wann, immer und sofort als pädagogische Bankrotterklärung erklärt wird und heftige Konsequenzen nach sich ziehe. Reagiert man aber erst gar nicht darauf und ignoiert es im worst case, dann wird das vermutlich im Sinne einer unterlassenen Fürsorgepflicht genauso geahndet - von dem ruinierten Ruf bei Schülern sowas überhaupt über sich ergehen zu lassen mal ganz zu schweigen. Ich kenne als Student noch nicht den rechtlichen Rahmen hierzu und denke gerade an die Handvoll Lehrer, welche so etwas nicht mit sich haben machen lassen und anschließend mit Fackeln und Mistgabeln inklusive Portrait auf auf der Schlagzeile der Bildzeitung durch die Stadt getrieben wurden :S

  • Bei dem Griff werden beide Ellenbogen nach hinten gezogen und leicht angehoben. Dadurch hast du auch einen Abstand, wenn das Kind versucht nach hinten zu treten. Natürlich gibt es auch noch den Polizeigriff. Ich musste so etwas aber noch nie anwenden und bin da unglaublich froh drum. Ich weiß nicht mal, ob ich es überhaupt tun würde.

    Zitat

    Reagiert man aber erst gar nicht darauf und ignoiert es im worst case,
    dann wird das vermutlich im Sinne einer unterlassenen Fürsorgepflicht
    genauso geahndet

    Wenn eine gefährliche Situation stattfindet, in der du dich selbst in Gefahr bringen würdest (z.B. Schüler mit Waffe, Schüler schmeißt mit Gegenständen etc...) und das Kind reagiert auf keine Ansprache, dann würde ich die Polizei anrufen. Gar nicht reagieren wäre, wenn du wegsiehst oder einfach weggehst. Sobald du handelst, also z.B. Kollegen zur Hilfe holst, die Schulleitung holst, die Eltern oder die Polizei benachrichtigst, unternimmst du ja etwas.


    Vielleicht ist das eine Hilfe:


    http://www.wolfs-site.de/texte/svnothilfe.htm


    http://www.tresselt.de/gewalt.htm


    http://www.friedenspaedagogik.…etigen_schuelerkonflikten

  • Mir wurde zu Zeiten der Ausbildung von sozialpädagogischen Quasselköpfen vermittelt, dass körperliche Intervention, egal wann, immer und sofort als pädagogische Bankrotterklärung erklärt wird und heftige Konsequenzen nach sich ziehe.


    Genau die Frage haben wir letztes Schuljahr in einer schulinternen Fortbildung angesprochen. Dort kam klar (aus der Schulbehörde) der Hinweis, dass man sich in einer solchen Situation nicht strafbar macht, wenn man körperlich dazwischen geht. Also beispielsweise ein schlagendes Kind festhält. Es gab da auch einen juristischen Fachbegriff, glaube "Nothilfe"...

  • So kenne ich das auch. Ich darf ein Kind z.B. umklammern um mich, sich und andere zu schützen. Das haben wir durchaus öfter und wenn ich jedesmal die Polizei rufe, weil ein Grundschüler einen Stuhl oder Ähnliches wirft, hätten die viel zu tun.


    LG Anja

  • So kenne ich das auch. Ich darf ein Kind z.B. umklammern um mich, sich und andere zu schützen. Das haben wir durchaus öfter und wenn ich jedesmal die Polizei rufe, weil ein Grundschüler einen Stuhl oder Ähnliches wirft, hätten die viel zu tun.


    LG Anja


    Die Frage bezog sich nicht auf die Grundschule, sondern allgemein. Wenn dir in der Sek 1 oder Sek 2 ein Schüler den Klassenraum auseinander nimmt, rufst du schon die Polizei ;)

  • Ihr sprecht immer von Kindern.... Ich würde doch so einen Griff nicht bei 1,85 Kerlen anwenden, das ist viel zu riskant. Das Problem bezieht sich ja (nicht nur) auf Grundschulen, sondern ist eher allgemein gefragt. Sagen wir, es geht um Schüler von Stufe 1 bis Stufe 13. ;)


  • Vielen Dank Jazzy82, die Seite von Tresselt ist super, wie auch eigentlich alles andere was er zum Thema Schule rausbringt.

    Gerne!



    Zitat

    Ihr sprecht immer von Kindern.... Ich würde doch so einen Griff nicht
    bei 1,85 Kerlen anwenden, das ist viel zu riskant. Das Problem bezieht
    sich ja (nicht nur) auf Grundschulen, sondern ist eher allgemein
    gefragt. Sagen wir, es geht um Schüler von Stufe 1 bis Stufe 13. ;)

    Deswegen hab ich ja die anderen Handlungsweisen ebenfalls genannt. Aber ich geh da bestimmt auch nicht zwischen... :pfeifen:

  • Tja, das hängt davon ab, was du kannst, bzw. was dir danach evt. juristisch an Können unterstellt wird. Für diejenigen unter uns, die einen Background in Kampfsport/Kampfkunst haben gibt es eine Reihe von Urteilen zur Notwehr/Nothilfe, die andere Maßstäbe zugrundelegen als an Otto-Normal-Bürger. Letzten Endes ist es immer eine individuelle Geschichte.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Letztendlich muss man als Schulstubenmeister in solchen Situationen, wenn Gefahr in Verzug ist, stets sehr kräftig und bei guter Kondition sein. Kraft und Kondition muss man natürlich ständig trainieren.


    Ich wäre auf alle Fälle dafür, dass unsere Dienststelle deswegen, im Sinne ihrer Fürsorgepflicht, für uns die Mitgliedskosten in einem Fitness-Studio übernimmt.8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Bringt nur nix. Was etwas bringen würde wäre die Kontaktangst abzubauen. Aber nachdem man Generationen von Referendaren eingetrichtert hat, es wäre gar verboten, SuS anzufassen, würde das sehr in Arbeit ausarten.:evil: Ganz abgesehen von der Routine, die du brauchst um Situationen praktisch zu beurteilen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Dass man die Referendare in neuerer Zeit, im Rahmen des Kuschelpädagogikgeistes, mental verweichlicht, sehe ich auch so, geehrter Thamiel !
    Manche trauen sich nicht mal Schüler in Unruhesituationen im Unterricht adäquat zusammenzuscheißen, geschweige denn in o.g. Situation durchzugreifen.


    Mit dem Fitnesstudio meine ich es so, geehrter Thamiel, dass es auch für uns gewiefte Füchse nützlich wäre, wenn wir sichtbar muskelgestählt vor o.g. Schülern dastehen. Prügelnde Schüler sind meistens archaisch gestrickt und lassen sich sofort durch die Anwesenheit eines muskelbepackten Körpers beeindrucken. Man braucht da gar nichts weiter machen als sich nur optisch bemerkbar zu machen und einfach nur dazustehen.


    Ein Sportkollege von uns hat fast ein Körper wie ein Body-Builder. Bei dem ist immer (!) sofort Ruhe im Karton, wenn er irgendwo auftaucht. Er braucht da nicht mal den Mund aufzumachen.


    Ich überlege auch noch selbst, obwohl ich mich gut durchsetzen kann, einem Fitnesstudio mit Ziel des intensiven Muskelaufbaus beizutreten. Wäre ja auch für die übrige Gesundheit und allgemeine Schulstubenkondition nicht schlecht.-Mir ist aber der Beitrag da zu teuer. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Du brauchst nicht unbedingt den XXL-Oberarmumfang. Es ist vielmehr die Körpersprache, die mit dem Wissen einhergeht "Ich könnte, wenn ich wollte." Das wird dir jeder bestätigen, der begonnen hat, eine KK/KS zu trainieren. Man wird selbstsicherer und das strahlt unbewußt über die Körpersprache auf die Umgebung ab. Bevor dich andere zum Opfer machen, hast du dich selbst schon dazu verurteilt.


    Abgesehen davon ist der Apell an Urinstinkte schon ein bisschen grenzwertig. Manche mögen das ausprobieren, aber ich würde mich für meine Schüler nicht freiwillig zum Silberrückengorilla mutieren. Das kann seltsame Stilblüten treiben. Ich erinnere mich noch an mein Sek1-Praktikum, während dem ich miterleben konnte, wie eine Lehrerin die Jungengang einer berüchtigten Mittelstufenklasse mit nicht unbetont attraktivem Äußeren im Zaum gehalten hat. Es hat wohl funktioniert, aber bevor es soweit kommt, versuch ich mein Glück in subtileren Techniken.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Jaja, geehrter Thamiel, ich wollte auch nur dafür agitieren, dass unsere Dienststelle/Schulträger, falls sie hier mitliest, für die Kosten, wenn man auch andere Fitness-/Gesundheitsziele hat, aufkommt.


    Und sowieso bin ich der Meinung, dass unsere Dienststellen uns bei allem, was der Gesundheit dient, finanziell unterstützen sollte. Ich könnte mir auch alternativ zum Fitnesstudio eine Jahreskarte für einen Wellness-Tempel mit Sauna und so vorstellen.


    Der Krankenstand würde dadurch enorm sinken und die Lehrer wären auch mental besser drauf. Wäre das dann nicht für beide Seiten eine Win-Win-Situation ? 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • @Elternschreck: Lange nicht mehr so einen Quatsch gelesen. :D




    Eine Frage an alle noch einmal:
    mir wurde einmal gesagt, wenn etwas auf dem Schulhof passiert, müsste als Erstes das Sekretariat informiert werden und dieses würde dann Hilfe anfordern.
    Ist das wirklich notwendig? Vergeht da nicht zu viel wertvolle Zeit???? Einfach mal so aus Interesse heraus gefragt...

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