Kleidung beim Geschäftsessen?

  • Hallo Leute,
    also mein Freund und ich gehen zu einem Geschäftsessen. Na ja, zumindest mehr oder weniger. Mein Freund ist dabei, sein Vater plus Frau, sein Bruder plus Frau (alle im Geschäft tätig) und eine Mitarbeiterin, die in Rente geht mit ihrem Mann. Da ich die Mitarbeiterin plus Mann nicht kenne und mit der Familie meines Freundes momentan nicht soviel zu tun habe, kann ich mich nicht mit den anderen Damen abstimmen. Jetzt gehen wir in so ein Edelrestaurant. Da ich damit noch keinerlei Erfahrung habe, weiß ich überhaupt nicht, was ich anziehen soll. Vielleicht könnt Ihr mir helfen. Hier gehen wir hin: http://www.restaurant-heising.de/
    Ist es in Ordnung wenn ich eine hellrosa Stoffhose eines Hosenanzugs, weiße Bluse und schwarzen engen Pullunder anziehe? Oder muss ich da im kompletten Hosenanzug, sprich mit Blazer, erscheinen?
    Vielen Dank für Eure Hinweise. Julchen

  • Das mit dem Geschäftsessen hatten wir doch schon mal?! Gehst du dieses Mal wirklich mit? Ok, dann würde ich persönlich gedecktere Farben wählen, also nicht unbedingt rosa. Aber das ist Geschmackssache! Zieh an, was DIR gefällt und wo DU dich drin wohlfühlst! Ein Blazer, den man notfalls ablegen könnte, falls man das Gefühl hat zu overdressed zu sein, ist auch immer eine gute Wahl. Aber frag doch auch mal deinen Freund! Der geht doch offensichtlich öfter zu solchen Essen und kann dich bestimmt am besten beraten, weil er die Leute kennt, die mitgehen.


    LG,
    Vivi

  • Ja, dieses Mal gehe ich mit, weil mein Examen ja nun durch ist und ich genügend Zeit habe und meinem Freund den Gefallen gerne tun möchte!
    Mein Freund ist in diesem Punkt leider keine gute Beratung, in einem solchen Edelrestaurant war er auch noch nie und meint, ich sehe in allem hübsch aus. Schmeichelnd, aber nicht gerade hilfreich.
    Jetzt weiß ich halt nicht, ob ein Pullunder zu underdressed wäre!? Oder dann doch der Blazer die bessere Variante ist. Was meint Ihr?
    LG, Julchen

  • Zitat

    Vivi schrieb am 05.10.2006 10:16:
    Das mit dem Geschäftsessen hatten wir doch schon mal?!


    Hehe, genau das dachte ich auch beim Lesen :D Aber "damals" ging's ja eher darum, ob Julchen mitgeht oder nicht.


    Wenn ich mir die Website so anschaue, solltest Du Deine Garderobe vielleicht eher auf die ähm, etwas plüschig-altmodische Einrichtung abstimmen. Rosa würde ich dort nicht anziehen, eher "gedecktere" Farben. Hellrosa Hosen finde ich sowieso im Herbst eher kritisch, vor allem in Berlin - grosse Strassen, grosse Pfützen, schnelle Autos, dreckige Hose.


    Für mich stellt sich ja die Frage, warum Ihr dieses Restaurant ausgewählt habt. Ich müsste vorher die Speisekarte mit meinem Französisch- bzw. Fremdwörterbuch durchgehen (was, bitteschön, ist z.B. "Cassolette vom Kalbsbries" oder "dreifach reduzierte Poulardenconsommé"?
    ?( ). Ausserdem stünde für mich in diesem Restaurant eher häusliches Üben (welches Glas zu welchem Zeitpunkt, welche Gabel wofür und wann darf der Löffel genutzt werden?) im Mittelpunkt.


    LG, das_kaddl.


    PS: Ansonsten hast Du doch in dem alten Thread auch einige Kleidungstipps bekommen (ohne dass die Ratgeber Deinen Kleiderschrank kennen ;) ).

  • Ein Pullunder ist definitv underdressed.


    Gruß
    Super-Lion

  • Danke für Eure Tipps, ich sollte meinen Kleiderschrank wirklich mal aufmotzen, habe ich den Eindruck... Aber ich werde mich heut abend mal auf die Suche begeben.
    @das kaddl: ich bin auch nicht besonders "heiß" darauf, in dieses Restaurant zu gehen, zumal die Gerichte nicht unbedingt meinem Geschmack entsprechen. Mein Freund und ich haben es auch nicht ausgewählt, es war sein Vater, der nur in solchen Restaurants verkehrt... Gerade deshalb möchte ich mich auch nicht blamieren, weil seine Frau bestimmt sehr passend angezogen ist ;) Mit den Gläsern und Besteck habe ich auch so meine Schwierigkeiten, nicht daß es mir so geht wie Julia Roberts in Pretty Woman mit den "kleinen schlüpfrigen Scheißerchen"... Ich orientiere mich einfach an der Regel: immer schön von außen nach innen vorarbeiten, dann passt das schon und ansonsten bei den anderen Leuten abgucken...
    LG, Julchen

  • ... und noch ein Tipp von mir, der Kleckerjulie:
    Ich nehme - wenn es wirklich darauf ankommt - eine zweite weiße Bluse bzw. ein zweites Oberteil mit, welches in etwa die Farbe des ersten hat.
    Die Idee stammt von einem Bekannten. Dieser hat immer ein zweites Hemd im Kofferaum - ist bei Managern etc. offenslichtlich üblich.


    Und es hat mich schon einmal echt gerettet.
    Daher auch: nicht unbedingt rosa - vor allem die Hose.




    Gruß,
    Julie

  • Die Sachen auf der Speisekarte klingen doch durchaus lecker, vielleicht wird es ganz nett....


    Zu was hast du Dich denn jetzt kleidungsmäßig entschieden? (Ich würde vermutlich recht klassisch dort auflaufen....also dunkles Kostüm (wahlweise mit kurzem oder auch mit langem Rock), auch nicht unbedingt mit heller Bluse und Blazer.)

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

    • Offizieller Beitrag

    das_kaddl:
    Um das Ganze mal wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen:
    "Cassoulette vom Kalbsbries" - ist einfach ein Eintopf (also kleingehäckseltes Bries in Madeirasauce im Blätterteig) - und "dreifach reduzierte Poulardenkonsommé"- eine dickere Hühnerbrühe :D
    Natürlich dem Restaurant entsprechend aufgemotzt...
    Julchen: Für solche Fälle nehme ich entweder einen langen schwarzen Rock mit einer eleganteren Bluse- oder meinen grauen Hosenanzug (aber dann auch eher nicht mit der klassischen weißen Bluse, sondern was Rotem oder so...)
    Das wird schon heute abend!

  • Also ich werde jetzt ganz langweilig gehen, in einem dunkelgrauen Hosenanzug und weißer Bluse... Das mit dem Kleckern hab ich mir auch schon so gedacht, in letzter Zeit bin ich darin nämlich wirklich ein Genie :rolleyes: Sehr peinlich! Na ja, ich hoffe, ich verhalte mich angemessen in diesem Edelding und es geht nichts daneben und meine Kleidung ist passend...
    LG, Julchen

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Hermine schrieb am 05.10.2006 17:00:
    das_kaddl:
    Um das Ganze mal wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen:
    "Cassoulette vom Kalbsbries" - ist einfach ein Eintopf (also kleingehäckseltes Bries in Madeirasauce im Blätterteig) - und "dreifach reduzierte Poulardenkonsommé"- eine dickere Hühnerbrühe :D
    Natürlich dem Restaurant entsprechend aufgemotzt...


    *lol* Aber auf französisch hört es sich doch richtig nach was an. :D


    Die Speiesekarte ist doch nicht schlecht, Julchen. Guten Appetit!


    Melo

  • Zitat

    Julchen79 schrieb am 05.10.2006 14:25: Mit den Gläsern und Besteck habe ich auch so meine Schwierigkeiten, nicht daß es mir so geht wie Julia Roberts in Pretty Woman mit den "kleinen schlüpfrigen Scheißerchen"... Ich orientiere mich einfach an der Regel: immer schön von außen nach innen vorarbeiten, dann passt das schon und ansonsten bei den anderen Leuten abgucken...


    ;) Besteck von außen nach innen, immer das Glas leertrinken, dass der Kellner vollgefüllt hat und beim Hummeressen macht man sich die Finger schmutzig. Mit dem Sommelier musst du wahrscheinlich ohnehin nicht sprechen.


    Ansonsten keine Angst vor Gourmet-Restaurants, die sind auch nur dazu da, dass sich der Gast wohlfühlt. An hochwertige, französische Mehrgänge-Menüs kann man sich übrigens wirklich gewöhnen - ein gutes Essen plus gute Weine ist aber auch eine anstrengende Sache!


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Danke Nele, für diese schöne Einführung!
    Auch wenn ich fürchte, dass mein Geldbeutel für solche Erfahrungen erstmal nicht reichen wird- warum sind Essen und gute Weine eine anstrengende Sache?
    Für den Magen? Für den Geldbeutel? Oder evtl. in meinem Fall- für die Tischdecke und meine Klamotten?
    Bitte um Aufklärung.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Ich schätze, Nele meint den Zeitfaktor. Französische Mehrgänge-Menüs können den ganzen Abend komplett in Anspruch nehmen. Himmlisch, aber doch langwierig!

  • Zitat

    Hermine schrieb am 07.10.2006 08:07:
    Danke Nele, für diese schöne Einführung!
    Auch wenn ich fürchte, dass mein Geldbeutel für solche Erfahrungen erstmal nicht reichen wird- warum sind Essen und gute Weine eine anstrengende Sache?
    Für den Magen? Für den Geldbeutel? Oder evtl. in meinem Fall- für die Tischdecke und meine Klamotten?
    Bitte um Aufklärung.


    Ein gutes Mehrgängemenü dauert natürlich so seine vier bis fünf Stunden vom apéro bis zum café. Aber das ist eigentlich weniger das Problem - und den Magen verrenkt man sich sowieso nicht, die gute französische Küche lebt von der Vielfalt, nicht von der Menge. Man sollte am Ende des Abends satt aber nicht überfüttert sein!


    Mit "anstrengend" meine ich, dass hochwertige Gerichte zu denen hochwertige Weine gereicht werden, ein hohes Maß an Aufmerksamkeit verlangen. Wirklich gut zubereitete Speisen bieten keinen homogenen Geschmacksbrei sondern eine Vielzahl von Aromen und Noten, die aufs feinste aufeinenander abgestimmt sind und miteinander harmonieren - in der Restaurantsprache gibt es den Ausdruck "... im Dialog mit..." und das ist auch so gemeint. Kommt dazu noch ein wirklich guter Wein, potenziert sich die Sinnenvielfalt noch - wie verhält sich der Wein ohne das Gericht? Wie arrangiert er sich mit den einzelnen Komponenten? Wie verändert sich der Eindruck, wenn sich der Wein im Glas öffnet? Da kann man ganz erstaunliche Entdeckungen machen, der gleiche Wein kann mit unterschiedlichen Gerichten seinen Charakter völlig verändern - ein großer Bordelais, der für sich verkostet sehr unzugänglich ist, wird zusammen mit Lamm fast schon warmherzig. Natürlich gibt es Gerichte und Weine, die sich nicht vertragen - aber dafür ist der Sommelier ja da.


    Bei einem sehr großen grand cru, im Kreise von Weinliebhabern genossen, verstummen übrigens wirklich die Gespräche am Tisch! Ein Mouton fordert die Aufmerksamkeit herrisch ein. :)


    Sich allen Gängen über Stunden mit der gebotenen Aufmerksamkeit zu nähern, artet natürlich in Arbeit aus - aber ich meine, das haben der maître de la cuisine und der vinificateur wohl auch verdient. :)


    Ach ja - ein Gericht und einen guten Wein sollte man zuerst mal in Ruhe kontemplieren, bevor man beginnt. Wie ist das Arrangement der Speisen auf dem Gedeck? Welche Farben sehe ich, wie ist die Textur der Komponenten? Wie harmonieren die Duftnoten?


    P.S. Statt dem in Deutschland üblichen Süßdessert würde ich wirklich zu Käse und einem guten Port oder einem Süßwein raten. Rocquefort und dazu ein reifer Sauterne sind eine absoulute Entdeckung!


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Hi Nele,


    nimmst du mich mal zu so einem Essen mit? Die Erfahrungen, die beschreibst, sind mir komplett fremd -- es hört sich aber hochspannend an, und gegen so eine Horizonterweiterung hätte ich in der Tat nichts.


    Du könntest mich ja zum bestandenen Examen in solch ein Restaurant ausführen *ggg*


    LG
    Tina :)

  • Ich muss ja auch gestehen, mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wird Zeit, dass ich mal ein vernünftiges Gehalt bekomme, das solche kulinarischen Ausflüge erlaubt (zumal wir hier ein paar entsprechende Restaurants haben :) ).

  • Vielleicht nimmt nele uns ja alle mal mit zum Schlemmen - klingt genial, was du schreibst! Scheinst ein echter Kenner zu sein! ;)

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