Klassenfahrt - Streit mit mitfahrendem Kollegen

  • Ich hoffe, ich bin hier richtig. Also mein Problem ist folgendes:
    Ich war die letzte Woche mit meiner 10 (Realschule) auf Klassenfahrt in Hamburg. Die Fahrt war von Anfang an etwas problematisch, da die Klasse nicht allzu leicht zu handeln ist und der Kollege der ursprünglich mitfahren wollte einen Monat vor der Fahrt absagen musste.
    Die Klasse schlug daraufhin einen Kollegen vor, der als Vertretungslehrer auf Teilzeit an unserer Schule arbeitet und der die Klasse ein Jahr zuvor wenige Monate in Sport unterrichtet hatte (damals auch nur die Mädchen).
    Ich war eigentlich dagegen, da ich den Kollegen zwar sehr sympathisch fand, aber nur vom Sehen kannte, er die Schüler nicht unterrichtete und auch nur die Hälfte der Klasse kannte. Zudem hätte ich damals schon auf eine eventuelle Problematik aufmerksam werden müssen, als das Argument der Schüler für ihn war, dass der Herr R. doch so nett und locker sei (kein wirkliches Qualitätsmerkmal für einen Lehrer) und ich in der Pausenhalle bemerkte, dass ihn einige Mädels wohl auch privat gut kannten und nur beim Vornamen riefen (da wusste ich allerdings noch nicht, woher sie ihn kannten).
    Jedoch blieben nicht viele Alternativen und so fuhr der werte Kollege dann mit nach Hamburg.
    Schon bei der Planung kollidierten unsere Ansichten einer Klassenfahrt doch ziemlich. Er akzeptierte weder die hohe Zahl an kulturell wichtigen Aktivitäten, noch die (absichtlich) geringe Freizeit der Schüler.
    Zudem hatte ich mich für ein absolutes Alkoholverbot ausgesprochen, auch für die Schüler über 16. Das wollte er auch absolut nicht einsehen, da es seiner Meinung nach zu einer Abschlussfahrt gehöre, auch mal ein Bier zu trinken. Meiner Meinung nach ist das jedoch überhaupt nicht nötig und wenn ich Verantwortung für 30 Kinder übernehmen muss, dann ist es für mich selbstverständlich, Alkohol zu verbieten.
    Dadurch dass dies allerdings meine erste Klassenfahrt unter meiner Leitung werden sollte und ich noch recht jung bin (er ist über 10 Jahre älter), fühlte er sich wohl durch seine längere Berufserfahrung weit überlegen und meinte wohl, meine Planung und meine Regeln einfach ignorieren zu können.
    Auf der Fahrt selbst ging es anfangs alles noch, wobei er schon am ersten Tag ein wichtiges Museum einfach aus der Planung strich und die Schüler in die Stadt schickte, sie sollten sich doch selbst beschäftigen. Dann führte er die Abendkontrollen doch sehr lässig durch (um ein Uhr hüpften immer noch einige Jungs über den Flur) und ließ die Schüler sehr oft machen, was sie wollten (dass dann plötzlich 12 Schüler mit Bahntickets für 20 Leute weg waren und den anderen somit Tickets fehlten, kam nicht selten vor.)
    Absolut bedient war ich dann am 3. Tag, als er zum Abendessen recht angeheitert erschien (er war vorher unangemeldet einfach für mehrere Stunden verschwunden) und meine Beschwerde über sein Verhalten nur mit einem Lächeln quitierte.
    Am Abend gingen wir mit der Klasse dann Kegeln.
    Gegen 22 Uhr wollten wir nach Hause aufbrechen, er wollte mit vier Schülern noch eine Runde spielen und versprach, spätestens um 23:30 im Hotel zu sein. Tatsächlich tauchte er mit den Schülern gegen 01:00 Uhr auf, die ganze Gruppe recht angetrunken und über meinen folgenden Ausraster eher belustigt als bestürzt.
    Er gab später zu, mit den Schülern noch in eine Kneipe gegangen zu sein und ein paar Bier getrunken zu haben, frei nach dem Motto: "Alles nicht so wild".
    Aus anderen Quellen weiß ich, dass der Vorschlag zu dieser Aktion auch von ihm (und nicht wie erwartet von den Schülern) kam und er den Alkohol auch bezahlt hat.
    Am nächsten und letzten Tag redeten wir im Grunde gar nicht mehr miteinander. Am Abend vor der Abfahrt verschwand er dann wieder und kam erst morgens gegen 6 Uhr zurück. Das war wieder mal nicht abgesprochen, zudem hatte er Aufsicht, dass die Nachtruhe eingehalten wird (sein Zimmer lag viel näher bei den Schülern als meines), was dazu führte, dass die Mädchen bei den Jungs schliefen, es um 3 Uhr nachts noch mehr als laut war und die Kinder ohne jedes Problem das Gebäude hätten verlassen können.
    Darauf angesprochen meinte der Kollege nur, dass er damit sogar gerechnet hätte und es ihn wundere, dass keiner der Jugendlichen ihm gefolgt sei.
    Jetzt bin ich wieder zuhause und einfach nur sauer. Die Fahrt war kein totaler Reinfall, nein, sie war sogar ganz schön, aber die Ignoranz dieses Menschen regt mich einfach auf. Die Schüler vergöttern ihn natürlich, aber das war ja nicht seine Aufgabe. Ich frage mich ernsthaft, ob ich Meldung über die Vorfälle machen sollte, schließlich hat auch er zu Beginn der Fahrt unterschrieben, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die Schüler keinen Alkohol konsumieren. Ein Punkt, den er ja nun mehr als missachtet hat.
    Zudem kam mir zu Ohren, dass er auch privat desöfteren mal mit Schülern einen trinken geht, auch mal mehr als gut ist (daher kannten ihn auch einige Mädchen so gut). Ein weiterer Punkt, der einfach nicht sein kann.
    Allerdings frage ich mich, ob ich nicht vielleicht überreagiere. Ich bin mir der Konsequenzen eines Ganges zum Schulleiter sehr wohl bewusst, vor allem da er eh schon einen ganz eigenen Ruf im Kollegium hat.
    Zudem hat R. angekündigt, die Schule zum Halbjahresende zu verlassen und auch nicht mehr als Lehrer arbeiten zu wollen, wo ich mich dann frage, ob so eine Beschwerde überhaupt noch irgendeinen Sinn macht.
    Was denkt ihr?

  • Über deinen Bericht bin ich einfach fassungslos! Ich habe noch nie von so einem verantwortungslosen Lehrer gehört! Zudem ist er in höchstem Maße unkollegial. Im Grunde kann man ihn zu seiner Entscheidung, sich ein anderes Berufsbild zu erschließen, nur beglückwünschen. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist , wie du dich nach dieser Fahrt verhältst. Haben sich schon Eltern darüber beschwert, dass ihre Kinder von einer Aufsichtsperson quasi ermuntert wurden, Alkohol zu konsumieren usw? Auch wenn Jugendliche nicht viel zu Hause erzählen, wird es sich doch herumsprechen, und manche Eltern könnten dann recht ungemütlich werden (was ich auch verstünde).Im Grunde- auch wenn du nichts dafür kannst und dich redlich bemüht hast- trägst du letztlich die Verantwortung. Daher würde ich keine falsche Rücksicht nehmen und unbedingt (!) um ein Gespräch mit der Schulleitung bitten und den Verlauf der Fahrt sowie das Verhalten des Kollegen schildern. (Schon allein deshalb, weil es weit unangenehmer wäre, wenn der Schulleiter durch andere Quellen informiert würde!)
    Liebe Grüße!

  • Wie ich sie hasse, diese Lehrer die ihre Schüler als Kumpel sehen...
    Schon alleine, sich von den Schülern mit Vornamen anreden zu lassen.


    Für mich ganz klar: Geh zum Schulleiter. Das was der da getrieben hat, ist eindeutig zu viel.


    Irgendwann kommt vielleicht mal eine Mutter, die sich beschwert, weil ihr Kind geplaudert hat und plötzlich bist du Schuld. Ich würde das gleich mal klar stellen, vielleicht sogar schriftlich für die Personalakte.

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

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  • Moment, du schreibst er hatte am letzten Abend Aufsicht, verschwand bis 6 Uhr morgens, die Mädchen schliefen bei den Jungs (!) --> das würde ich schleunigst dem Rektor melden. Denn es könnte ja der (hoffentlich unwahrscheinliche) Fall auftreten, dass ein Mädchen nun schwanger ist!! Also ich nehme mal an das vorher geklärt wurde das die Mädchen eben nicht bei den Jungs pennen dürfen. Klaro können die immer entwischen, aber wenn die Ausicht grob verletzt wurde - was dann?


    Ist mir jetzt nur spontan eingefallen beim Lesen deines Posts. Bin erst am Anfang des Ref und hab von rechtlichen Dingen bei Klassenfahrten noch nicht so viel Ahnung.

  • Zitat

    Original von Blumenwiese
    Schon bei der Planung kollidierten unsere Ansichten einer Klassenfahrt doch ziemlich. Er akzeptierte weder die hohe Zahl an kulturell wichtigen Aktivitäten, noch die (absichtlich) geringe Freizeit der Schüler.
    Zudem hatte ich mich für ein absolutes Alkoholverbot ausgesprochen, auch für die Schüler über 16. Das wollte er auch absolut nicht einsehen, da es seiner Meinung nach zu einer Abschlussfahrt gehöre, auch mal ein Bier zu trinken. Meiner Meinung nach ist das jedoch überhaupt nicht nötig und wenn ich Verantwortung für 30 Kinder übernehmen muss, dann ist es für mich selbstverständlich, Alkohol zu verbieten.
    Dadurch dass dies allerdings meine erste Klassenfahrt unter meiner Leitung werden sollte und ich noch recht jung bin (er ist über 10 Jahre älter), fühlte er sich wohl durch seine längere Berufserfahrung weit überlegen und meinte wohl, meine Planung und meine Regeln einfach ignorieren zu können.


    Ganz ehrlich hört sich das alles mehr nach Klosterausflug als nach Klassenfahrt an. Ich finde, mit Schülern über 16 mal einen trinken zu gehen, hat noch nichts mit hemmungsloser Fraternisierung zu tun (wobei Vorname geht gar nicht!). Und dass du die Leitung der Fahrt hast, finde ich auch heftig. Egal, wie das auch immer bei euch geregelt ist, aber unter Kollegen gibt es für mich keinen Chef.
    Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass sich der Herr R. vollkommen unkollegial verhalten hat. Wenn er ein Problem mit deinen Regeln hat, dann hätte er das im Vorfeld klären müssen. Den Kollegen auszubooten und bei den Schülern auf cool zu machen, geht mal gar nicht. Ich würde die Sache auf jeden Fall an die Schulleitung herantragen; wie scharf du das schilderst, könntest du ja evtl. an einem Gespräch mit dem Kollegen messen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    • Offizieller Beitrag

    Timm, ich muss dir da kurz widersprechen:


    1. mag es ja okay, sein, mit Schülern über 16 "mal" ein Bierchen bei einer Fahrt zu trinken. Aber auch nur symbolisch. Es geht nicht, dass man sich dabei scheinbar "besäuft", so wie es aus dem Bericht hervorgeht. Was man mit Schülern aus der Oberstufe macht, ist da evtl. was anderes.
    2. bei Fahrten GIBT es organisatorisch und rechtlich einen Leiter. In NRW ist es sogar so, dass der Schulleiter einen "Leiter" angeben muss. Der Leiter ist halt der, der die ganze Fahrt organisiert, in der Regel der Klassenlehrer.


    @OP: ich würde schnellstens zum Schulleiter gehen. Und obwohl ich ja vieles schon sehr ... flexibel betrachte und kein Problem darin sehe, dass ein Lehrer auch ein Kumpel sein kann, denke ich, dass es gut ist, dass dieser Lehrer freiwillig geht. Irgendwo ist genug.


    kl. gr. frosch


    P.s.: ich leite als Gesamtleiter seit Jahren ein Ferienlager. Wenn sich dort ein anderer Leiter so aufgeführt hätte, wäre er am nächsten morgen nach Hause gefahren. ich muss mich auf die Mitarbeiter schließlich verlassen können. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Der Kollege verhielt sich ja ordentlich postpubertär. Liebe Güte. Schade, dass (Teile der) Schüler anscheinend auf so was stehen...


    Zitat

    1. mag es ja okay, sein, mit Schülern über 16 "mal" ein Bierchen bei einer Fahrt zu trinken. Aber auch nur symbolisch. Es geht nicht, dass man sich dabei scheinbar "besäuft", so wie es aus dem Bericht hervorgeht. Was man mit Schülern aus der Oberstufe macht, ist da evtl. was anderes.

    Nö. Ich finde es auch mit 19jährigen völlig unangebracht, sich gemeinschaftlich zu besaufen. Dass die das ggf. tun, wenn unbeaufsichtigt, mag ja sein, aber ich setz mich garantiert nicht mit denen hin und guck, wer zuerst unterm Tisch liegt. Ich finde, das sollte auch selbstverständlich sein, was das eigene Rollenverständnis angeht.

    • Offizieller Beitrag

    Ups, Meike. Danke.


    Ich hatte den Part °Es geht nicht,dass man sich scheinbar besäuft..." erst nachträgliuch eingefügt,


    Das "Was man mit Oberstufenschülern macht" sollte sich auf das "1 Bier" beziehen. Besaufen ist da natürlich auch nciht drin.


    Ich will es jetzt oben nicht korrigieren, aber schreibe es halt hier dann noch einmal richtig.


    Zitat


    1. mag es ja okay, sein, mit Schülern über 16 "mal" ein Bierchen bei einer Fahrt zu trinken. Aber auch nur symbolisch. Was man mit Schülern aus der Oberstufe macht, ist da evtl. was anderes. Da ich nciht in der Oberstufe bin, weiß ich nicht, ob man dort auch mal mehr als ein Bier trinken kann.


    Es geht aber nicht, dass man sich dabei scheinbar "besäuft", so wie es aus dem Bericht hervorgeht.


    So, ich glaube, so ist es besser. ;) Danke nochmal.


    kl. gr. Frosch

  • Zitat

    Original von Meike.
    Der Kollege verhielt sich ja ordentlich postpubertär. Liebe Güte. Schade, dass (Teile der) Schüler anscheinend auf so was stehen...


    Nö. Ich finde es auch mit 19jährigen völlig unangebracht, sich gemeinschaftlich zu besaufen. Dass die das ggf. tun, wenn unbeaufsichtigt, mag ja sein, aber ich setz mich garantiert nicht mit denen hin und guck, wer zuerst unterm Tisch liegt. Ich finde, das sollte auch selbstverständlich sein, was das eigene Rollenverständnis angeht.


    Also ganz ehrlich, gibt es zwischen EINEM Bier trinken, einen trinken gehen und sich gemeinsam zu besaufen, einen eklatanten Unterschied. Wer das alles über einen Kamm schert, hilft bestimmt nicht, Jugendlichen einen vernünftigen Umgang mit Alkohol beizubringen. Aber das gehört nur sehr am Rande in diese Diskussion.


    Selbstverständlich ist, dass man nicht besoffen seinen Dienst verrichtet oder gar seine Aufsichtspflicht überhaupt nicht erfüllt und stattdessen um die Blöcke zieht.


    Zum Thema Leitung einer außerunterrichtlichen Veranstaltung: Bei uns muss ein verantwortlicher Lehrer angegeben werden. Das ist ja alles geschenkt, dass man aber gemeinsam ein (pädagogisches) Konzept festlegt - mit welchen Anteilen auch immer - und kollegial entscheidet, halte ich für normal. Ich habe halt nun mal gar keinen Deut gehört, dass es von Seiten der Threadstarterin vor der Fahrt irgendwelche Kompromisse gab.
    Wie geschrieben, das entschuldigt aber keinesfalls die zahlreichen Dienstvergehen dieses üblen Kollegens.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Ist eine Klassenfahrt nicht eine Schulveranstaltung?
    Und ist auf Schulveranstaltungen nicht der Alkoholkonsum verboten?

    Die Wälder wären sehr still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen - HEnRy vAn dyKe

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde auch, "postpubertär" ist genau der richtige Ausdruck für das Verhalten dieses Kollegen und auch der Gang zum Schulleiter ist hier durchaus angebracht. Egal, ob der Kollege danach eh die Schule verlassen will oder nicht, du wirst dich selbst viel besser fühlen, wenn du mit dem Schulleiter gesprochen hast.
    Allerdings finde ich deine Vorstellungen der Klassenfahrt auch, nunja, sagen wir mal vorsichtig, recht "konservativ".
    Bei unseren Oberstufenschüler hat es sich einbürgert, bei gemeinsamen Unternehmungen- das muss nicht unbedingt eine Klassenfahrt sein, kann auch ein Theaterbesuch oder ähnliches sein, danach noch wegzugehen. Dabei ist es ungeschriebenes Gesetz- das übrigens nicht von einem Lehrer, sondern von den Schülern selbst, "erlassen" wurde und umgesetzt wird- dass keiner mehr als ein Bierchen trinkt. Mich beim Vornamen zu nennen, würde niemals einem unserer Schüler einfallen.
    Allerdings hätte ich auch Probleme damit, das Programm mit zuviel Kultur "zuzukleistern", nur um die Schüler zu beschäftigen, damit sie nicht auf Dummheiten kommen (so hört sich das in deinem Beitrag nämlich für mich an)- ich finde, die Schüler sollten bei einer Klassenfahrt schon durchaus ein bisschen Zeit für sich bekommen, für Shopping etc.
    Mit ein paar festgelegten Regeln, z.B. sie dürfen nur in Gruppen von mindestens drei Leuten losgehen, ich will von einem aus der Gruppe die Handynummer, sie dürfen sich in dem und dem Dunstkreis bewegen- funktioniert das bei uns eigentlich ganz gut. Wer Regeln bricht, muss die Konsequenzen dafür ausbaden.
    Vielleicht ein Vorschlag für zukünftige Klassenfahrten: Triff dich mit dem zweiten Kollegen noch vor der Klassenfahrt und haltet schriftlich gemeinsame Regeln fest und was ihr vorhabt, bei Regelbruch zu machen. So merkst du schon gleich, wenn es gar nicht geht und kannst dementsprechend darauf reagieren. Wie du schon selbst gemerkt hast, ist es vielleicht manchmal besser, auf sein Bauchgefühl zu hören.
    Liebe Grüße
    Hermine
    Edit: Remus: Da habe ich mich bisher immer an das Jugendschutzgesetz gehalten- und bin damit auch immer gut gefahren.
    Meine Oberstufenschüler sind aber inzwischen alle 18 oder älter.

  • Zitat

    Original von Remus Lupin
    Ist eine Klassenfahrt nicht eine Schulveranstaltung?
    Und ist auf Schulveranstaltungen nicht der Alkoholkonsum verboten?


    Für NRW ist das definitiv so:


    Zitat

    § 54 SchG


    Auf dem Schulgrundstück sind in dem Zusammenhang mit schulischen Veranstaltungen der Verkauf, der Ausschank und der Genuss alkoholischer Getränke sowie das Rauchen untersagt. Für Schulveranstaltungen außerhalb des Schulgrundstücks gilt Satz 1 entsprechend. Über Ausnahmen entscheidet die Schulkonferenz.

  • Zitat

    Original von Hermine
    Allerdings hätte ich auch Probleme damit, das Programm mit zuviel Kultur "zuzukleistern", nur um die Schüler zu beschäftigen, damit sie nicht auf Dummheiten kommen (so hört sich das in deinem Beitrag nämlich für mich an)- ich finde, die Schüler sollten bei einer Klassenfahrt schon durchaus ein bisschen Zeit für sich bekommen, für Shopping etc.


    Genau so habe ich das auch empfunden. Mit einem überzogenen Programm kann man Schülern sehr schnell das Interesse an Kultur austreiben. Und das beabsichtigt ja wohl keiner.


    Remus und philosophus: Schulische Veranstaltungen sind meines Wissens nach Ereignisse wie Bälle, Informationstage, Abschlussfeiern usw. Klassenfahrten sind außerunterrichtliche Veranstaltungen, die statt Unterricht angeboten werden. Ich denke, das ergibt sich auch für NRW aus dem ersten Satz.
    Sehr wohl ist aber der Genuss alkoholischer Getränke (z.B. in B-W in der Dienstordnung) für die Kollegen im Regelfall während der Arbeitszeit verboten. Deswegen habe ich ja auch von einem Dienstvergehen des Kollegen gesprochen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    2 Mal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Zitat

    Original von Basti zwei
    Haben sich schon Eltern darüber beschwert, dass ihre Kinder von einer Aufsichtsperson quasi ermuntert wurden, Alkohol zu konsumieren usw? Auch wenn Jugendliche nicht viel zu Hause erzählen, wird es sich doch herumsprechen, und manche Eltern könnten dann recht ungemütlich werden (was ich auch verstünde).


    Das ist ein weiterer Punkt. Die Schule liegt in einer Kleinstadt mit knapp 10.000 Einwohnern. R. selbst ist auf diese Schule gegangen, ist von einigen Lehrern dort noch selbst unterrichtet worden und wohnt seit Jahren im Ort. Viele der Eltern kennen ihn, sind teilweise gut mit ihm befreundet. Somit kamen bisher auch noch keine Beschwerden, obwohl ich weiß, dass einige Eltern von den Ereignissen wissen. Die waren davon allerdings wenig beeindruckt und freuten sich vielmehr über eine "gelungene" Fahrt, die den Kindern Spaß gemacht habe.


    Zitat

    Original von Modal Nodes
    Wie ich sie hasse, diese Lehrer die ihre Schüler als Kumpel sehen...
    Schon alleine, sich von den Schülern mit Vornamen anreden zu lassen.


    Dazu muss ich wohl kurz einwerfen, dass es sich nur um einen Bruchteil der Schüler handelte (2-3 Mädels), die ihn beim Vornamen riefen. Meines Wissens hat er das auch keinem der anderen Schüler auf der Fahrt angeboten. Ich habe mich mit ihm darüber unterhalten und er sagte, dass er den Schülerinnen schon Monate vor der Fahrt das Du angeboten habe, und zwar als Privatperson und nicht als Lehrer, da er sie damals auch schon lange nicht mehr unterrichtete und davon ausging, dies auch nie wieder zu tun. Jedoch fände er es sinnlos, sich auf ein Wechselspiel einzulassen, wo in der Schule gesiezt wird und außerhalbt nicht. Darum habe er ihnen gesagt, sie könnten ihn auch auf der Fahrt dutzen. Ein Punkt, den ich irgendwie so akzeptieren kann.


    Zitat

    Original von freckle
    Moment, du schreibst er hatte am letzten Abend Aufsicht, verschwand bis 6 Uhr morgens, die Mädchen schliefen bei den Jungs (!) --> das würde ich schleunigst dem Rektor melden. Denn es könnte ja der (hoffentlich unwahrscheinliche) Fall auftreten, dass ein Mädchen nun schwanger ist!! Also ich nehme mal an das vorher geklärt wurde das die Mädchen eben nicht bei den Jungs pennen dürfen. Klaro können die immer entwischen, aber wenn die Ausicht grob verletzt wurde - was dann?


    Daran habe ich auch schon gedacht, aber in der Klasse sind Jungs und Mädels reifemäßig noch sehr weit auseinander und ich bezweifele stark, dass dieser Fall eintreten könnte. Ausschließen kann man es selbstverständlich nie, aber ich hoffe sehr, dass in dieser Richtung nichts passiert ist.


    Zitat

    Original von Timm
    Ganz ehrlich hört sich das alles mehr nach Klosterausflug als nach Klassenfahrt an. Ich finde, mit Schülern über 16 mal einen trinken zu gehen, hat noch nichts mit hemmungsloser Fraternisierung zu tun (wobei Vorname geht gar nicht!). Und dass du die Leitung der Fahrt hast, finde ich auch heftig. Egal, wie das auch immer bei euch geregelt ist, aber unter Kollegen gibt es für mich keinen Chef.


    Nun, bei uns gibt es normalerweise auch keinen Chef, da Herr R. jedoch so spät zu den Planungen stieß (gerade mal einen Monat vor der Fahrt) und alles schon recht fest stand, blieb da nicht mehr sonderlich viel auszudiskutieren. Die Regeln standen, die Aktivitäten standen, im Grunde war schon alles geklärt.
    Wohl ein Punkt, der ihn auch sehr gestört hat, wie er mir sagte. Aber es ließ sich zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr viel daran ändern.


    Zitat

    Original von Hermine.
    Allerdings hätte ich auch Probleme damit, das Programm mit zuviel Kultur "zuzukleistern", nur um die Schüler zu beschäftigen, damit sie nicht auf Dummheiten kommen (so hört sich das in deinem Beitrag nämlich für mich an)- ich finde, die Schüler sollten bei einer Klassenfahrt schon durchaus ein bisschen Zeit für sich bekommen, für Shopping etc.
    Mit ein paar festgelegten Regeln, z.B. sie dürfen nur in Gruppen von mindestens drei Leuten losgehen, ich will von einem aus der Gruppe die Handynummer, sie dürfen sich in dem und dem Dunstkreis bewegen- funktioniert das bei uns eigentlich ganz gut. Wer Regeln bricht, muss die Konsequenzen dafür ausbaden.
    Vielleicht ein Vorschlag für zukünftige Klassenfahrten: Triff dich mit dem zweiten Kollegen noch vor der Klassenfahrt und haltet schriftlich gemeinsame Regeln fest und was ihr vorhabt, bei Regelbruch zu machen. So merkst du schon gleich, wenn es gar nicht geht und kannst dementsprechend darauf reagieren. Wie du schon selbst gemerkt hast, ist es vielleicht manchmal besser, auf sein Bauchgefühl zu hören.


    Die Jugendlichen hatten ja ein wenig Freizeit. Sie durften in Gruppen von 5 Leuten ab und an ein paar Stunden die Stadt erkunden und z.B. auch shoppen. Handynummern hatte ich mir schon vor der Fahrt von allen Schülern geben lassen. Da kommen wir auch schon zum nächsten Punkt, der mich aufregt.
    Auch Herr R. hatte mir nach Nachfrage seine Handynummer gegeben, reagierte jedoch nie auf Anrufe. Das ging soweit, dass ich einmal, als sich die Klasse in zwei Gruppen geteilt hatte, eine unter meiner und eine unter seiner Leitung, eine Schülerin bitten musste, doch ihre Freundin in der anderen Gruppe anzurufen, damit diese mal kurz R. ans Telefon holen konnte. :rolleyes:


    Zu deinem Tipp, Hermine: Ich habe mich vor dieser Fahrt ja mit Herr R. getroffen und ausgetauscht. Anfangs hatte ich auch noch ein ganz gutes Gefühl, obwohl unsere Ansichten weit auseinander gingen. Ich dachte, dies ließe sich klären.
    Im Nachhinein denke ich, dass ich evtl. mehr auf seine Kritik bzg. der Planung hätte eingehen sollen, um seine "postpubertäre" Reaktion zu verhindern, aber ich dachte ja nun nicht, dass ich mit 31 Kindern statt 30 und einem Lehrer auf Fahrt ginge. :rolleyes:
    Postpubertär finde ich übrigens sehr passend, wenn auch für einen Mann Ende 30 sehr bedenklich. :P


    Aber es freut mich, dass ihr die Situation alle so ähnlich seht! Ich habe allerdings immer noch bedenken.
    Denn man muss leider ganz ehrlich sagen, dass nicht alles schlecht war.
    R. hat sich zwar teilweise absolut verantwortungslos verhalten, war aber an anderen Stellen unverzichtbar.
    Er kannte die Stadt besser als ich, wusste immer, wo man war und wie man wo hinkam und hat uns wahrscheinlich mehrere Male vor sinnfreiem im Kreis Rennen bewahrt. Zudem organisierte er mehrere kleine Sportturniere auf der Fahrt, hielt die Schüler (auch alkoholfrei) bei Laune und ich muss leider zugeben, dass er in den Museen auf alle Fragen der Schüler mit viel Fachwissen antworten konnte. Und da war ein Haufen Fragen dabei, wo ich außer einem hilflosen Schulterzucken nichts zu antworten gehabt hätte. ?(
    Wenn ich dann noch an die Momente denke, wo ich vor lauter Stress absolut den Überblick über die Situation verloren habe (jaja, die erste Fahrt...) und er die Klasse zusammenhielt und verhinderte, dass ein paar Jungs auf gut Glück begannen, den Hamburger Hauptbahnhof zu erkunden, bekomme ich fast ein schlechtes Gewissen, zur Schulleitung zu gehen.
    Es ist wirklich ein Zwiespalt, denn nicht alles war schlecht und ich möchte ihm eigentlich nicht die Zukunft verbauen, indem irgendwas in seiner Personalakte landet.
    Andererseits habe ich Bedenken, ob ich es verantworten kann, die Vorfälle nicht zu melden. Zumal mir ein Kollege berichtete, dass R. schon auf dem letzten Schulfest betrunken erschienen war und schon seit Jahren ein Alkoholproblem haben soll.
    Natürlich alles nur Vermutungen, die mir aber alles andere als unrealistisch erscheinen.
    Vielleicht sollte ich auch zuerst das Gespräch mit ihm selbst suchen?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Vielleicht sollte ich auch zuerst das Gespräch mit ihm selbst suchen?


    Das solltest du schon noch einmal machen. Dann wirkt es nicht so hinterrücks.


    Allerdings wird er (mit der Vorgeschichte, die du nennst) nicht darauf reagieren.


    Und zu deinen Bedenken: sicherlich mag er auch eine gute Hilfe sein, dass hindert ihn aber nicht daran, ein heftiges Sicherheitsrisiko gewesen zu sein. Und dieses Risiko bestände theoretisch auch weiter.


    Also: mit ihm reden, dann mit der Schulleitung.


    kl. gr. Frosch

  • Zitat

    Original von Eliah
    Dazu passend ein aktueller Fall:


    http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,615941,00.html


    Daraus:

    Zitat

    Die sieben Deutschen gehörten nach türkischen Angaben zu einer insgesamt elfköpfigen Schülergruppe eines Schulzentrums in Schleswig-Holstein, die zusammen mit ihrem Lehrer am 22. März in dem Hotel in Kemer angekommen waren. Das Alter der Deutschen wurde mit 18 bis 21 Jahren angegeben.


    Sollte man im Auge behalten. Mal sehen was die Gerichte daraus machen: Kleine Gruppe (11 Schüler), alle volljährig, ein Lehrer.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    hi,


    mir stehen hier so ein wenig die haare zu berge an manchen stellen. ich habe ein bis zwei leute, die hier posten, im forum eingeordnet (sorry, bin auch nur ein vorurteilsbeladener mensch) als solche, die gern nach regeln und vorschriften suchen bzw. zu *sorry* jedem pups ne anweisung finden...


    und dann gehts mit schülern auf ne fahrt, auf der alkohol erlaubt ist? und dann wird eine fahrt, die wohl als studienfahrt geplant ist, als "klosterfahrt" bezeichnet? und dann darf derjenige, der die fahrt geplant hat, nicht darauf pochen, dass er der verantwortliche ist und der kollege, ob einverstanden ist oder nicht, muss sich nicht einfügen?


    ich glaube, ich höre nicht richtig.....



    erschüttert


    h.

  • Ich würde auch zuerst noch mal mit ihm sprechen. Allerdings denke ich auch, er wusste ja eigentlich, wie die vereinbarten (und richtigen Regeln) waren und hat sich bewusst nicht dran gehalten, oder?
    Hm. Möglicherweise kannst Du auch erstmal ein vertrauliches Gespräch mit dem Schulleiter suchen ohne das gleich etwas in eine Akte kommt. Ich habe damit eigentlich gute Erfahrungen gemacht wenn ich nicht so ganz wusste, was richtig ist. Ich habe am Anfang gesagt, dass ich keinen anschwerzen will aber nicht weiß wie ich mich richtig verhalten soll und dann meinen Zwiespalt geschildert.
    Es geht ja auch primär darum, dass Du Dich absicherst.


    Im Übrigen finde ich die "Klosterfahrt" irgendwie beleidigend. Ich denke so eine Klassenfahrt ist einfach auch eine enorme Stressstiuation und die Verantwortung kann man nicht einfach so lax von der Hand weisen...


    LG

    • Offizieller Beitrag

    Moment mal, zum Link von Eliah:
    1) Wie weit geht denn meine Aufsichtspflicht? Muss ich wirklich jede Sekunde bei meinen Schülern sein und ständig kontrollieren, was die trinken? (M.E. gab es da schon irgendwo mal eine Regel, dass es überhaupt nicht möglich ist, 24 Stunden am Tag hinter seinen Schäfchen herzuhechten...)


    2)Wenn ich das hier richtig überblicke, haben die meisten sich auch bei volljährigen Schülern für höchstens ein Bier ausgesprochen. Beim Konsum deselbigen bin ich dann dabei, das ist mir wesentlich lieber, als wenn ich tatsächlich dann irgendwann mal einen stark alkoholisierten Schüler aus dem Gebüsch zerren muss, weil die Schüler dann eben versteckt und mehr trinken.


    3) Sobald ich einen Schüler erwische- im obigen Fall scheint der Lehrer ja lediglich mit Alkoholverbot reagiert zu haben- muss der mit ernsthaften Konsequenzen rechnen. Das kann soweit gehen, dass ich ihn auf eigene Kosten nach Hause schicke oder- falls im Ausland- die Eltern herbestelle, damit sie ihr Kind abholen- selbstverständlich auch auf eigene Kosten- das steht bereits im Anmeldezettel und muss unterschrieben werden.


    4) Hier hab ich noch was zur "Gesetzeslage" in Bayern gefunden:


    Rauchen und Alkohol


    • Da es sich um eine Schulveranstaltung handelt, gilt hier die Schulordnung. Es liegt im Ermessen der Lehrkraft, ob volljährigen Schülern der Genuss von Alkohol in Maßen gestattet wird.


    • Ebenso obliegt es dem Lehrer zu entscheiden, ob Schülern ab dem 18. Lebensjahr das Rauchen – gemäß Jugendschutzgesetz/ JUSchG, §9 8 (auf aktuell geändert!) – gestattet wird.


    • Der Konsum jeglicher anderer Drogen ist – naturgemäß – verboten und muss disziplinarische Folgen nach sich ziehen.


    • In Hinblick auf den Vorbildcharakter sollten Lehrkräfte nicht vor Schülern rauchen und Alkohol konsumieren. Der Umgang damit liegt in Ihrem Ermessen.
    www.lrz-muenchen.de/~mriedel/wien/Reader.doc
    Sprich, man orientiert sich an der Schulordnung (bei uns heißt es: striktes Alkoholverbot auf dem Schulgelände - super)- und nachdem das beispielsweise bei uns gar nicht eindeutig ist, halte ich mich an die gängigen Gesetze bzw. bin sogar noch einen Tick strenger, indem ich den Alkohol auch bei Volljährigen begrenze. Wen ich betrunken erwische, der darf packen, egal ob volljährig oder nicht.


    Und nochmal zum konkreten Fall: Auch wenn es albern erscheint, genau aus diesem Grund werden bei uns im Vorhinein bei einem Kollegengespräch die Regeln schriftlich festgehalten- das hat außerdem noch den Vorteil, dass man sie den Schülern dann gleich in die Hand drücken kann.
    Liebe Grüße
    Hermine

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