• Hallo,


    ich habe vor den Seiteneinstieg in den Schuldienst zu wagen.
    Für Gymnasium mit Mathe und Informatik.


    Ich lese seit ein paar Wochen hier intensiv einige Diskussionen mit und möchte hier mal die Frage, "Wie lang sind eure Arbeitszeiten / Woche im Vergleich zu eurem vorherigen Job", stellen.


    Beim lesen bekomme ich hier den Eindruck, dass viele Lehrer "scheinbar" weit über der 50 Stunden Woche liegen. Und Wochenenden häufig durchgearbeitet werden. Da hier hoffentlich einige erfolgreiche Seiteneinsteiger mitlesen hoffe ich auf einen "Vergleich".


    Ich bin Berater und eine 42-45 Stundenwoche im Büro/beim Kunden + einige Stunden Nacharbeit/Vorbereitung/Verwaltung am Abend oder am Wochenende sind mir ebenfalls nicht fremd.


    Als Gymnasiallehrer werde ich 24 Unterrichtsstunden haben. Ich gehe von meinen bisherigen Beobachtungen davon aus, dass dies Doppelstunden sind.
    Im Idealfall wären dies also effektiv 12 Doppelstunden / Woche.


    Diese 12 Doppelstunden verteilen sich auf meine beiden Fächer, Mathe und Informatik. Dazu kommt, dass man ja teilweise auch mehrer Klassen aus dem gleichen Jahrgang bekommt, zum Beispiel drei 7te Klassen oder so.


    Dadurch muss man ja für diese Klassen nicht das Rad neu erfinden, sondern den Unterrichtsstoff nur auf den Unterrichtsfortschritt der jeweiligen Klasse anpassen.


    Also sind diese 12 Doppelstunden dann nur im "Worst Case" echte 12 unterschiedliche Doppelstunden.


    Ich frage mich ernsthaft, wie man mit 12 Doppelstunden auf eine Wochenarbeitszeit von über 50 Stunden kommen will?
    Gut, im Referendariat, mag das sicher häufig vorkommen, da so eine Doppelstunde nicht nur Vorbereitet sondern auch Nachbereitet werden will.
    Aber nach dem 2ten oder 3ten Jahr hat man doch nicht nur Routine, sondern kann doch auch auf einen Bestand an bestehender Unterrichtsstunden zurück greifen.


    Vielleicht fehlt mir auch nur der Blick fürs Detail, aber ein erfahrener Lehrer der regelmäßig die 50 Stunden Woche knackt, ist für mich, schwer Vorstellbar.


    Ich möchte hiermit Lehrer fragen, die den Seiteneinstieg schon geschafft haben. Wie ist eurer Erfahrung? Arbeitet ihr als Lehrer mehr oder weniger als vorher in der "freien Wirtschaft"?



    Man darf naürlich auch nicht vergessen, dass Lehrer über 70 Tage Urlaub haben und nach den 12 Doppelstunden daheim arbeiten können, und so eine freie und flexible Zeiteinteilung genießen.

  • Zitat

    Original von lehrerseb
    Als Gymnasiallehrer werde ich 24 Unterrichtsstunden haben. Ich gehe von meinen bisherigen Beobachtungen davon aus, dass dies Doppelstunden sind.
    Im Idealfall wären dies also effektiv 12 Doppelstunden / Woche.


    ich glaub davon träumt jeder. ist mir aber in der realität noch nicht untergekommen, dass jemand nur doppelstunden hätte.


    Zitat


    Diese 12 Doppelstunden verteilen sich auf meine beiden Fächer, Mathe und Informatik. Dazu kommt, dass man ja teilweise auch mehrer Klassen aus dem gleichen Jahrgang bekommt, zum Beispiel drei 7te Klassen oder so.


    oh, das fänd ich auch mal toll. war bei mir aber leider noch nie der fall X(


    Zitat


    Dadurch muss man ja für diese Klassen nicht das Rad neu erfinden, sondern den Unterrichtsstoff nur auf den Unterrichtsfortschritt der jeweiligen Klasse anpassen.


    theoretisch ja, praktisch können auch parallelklassen sehr verschieden sein und unterschiedliche lücken, die aufgearbeitet werden müssen haben, beispielsweise.


    Zitat


    Also sind diese 12 Doppelstunden dann nur im "Worst Case" echte 12 unterschiedliche Doppelstunden.


    nein, eher im normalfall.


    Zitat


    Ich frage mich ernsthaft, wie man mit 12 Doppelstunden auf eine Wochenarbeitszeit von über 50 Stunden kommen will?
    Gut, im Referendariat, mag das sicher häufig vorkommen, da so eine Doppelstunde nicht nur Vorbereitet sondern auch Nachbereitet werden will.


    sorry, aber wenn du ernsthaft planst nach dem ref weder etwas vor- noch nachzubereiten, dann läuft da irgendwas falsch. ich nehme an diene klassenarbeiten etc. korrigieren sich von alleine?


    Zitat


    Aber nach dem 2ten oder 3ten Jahr hat man doch nicht nur Routine, sondern kann doch auch auf einen Bestand an bestehender Unterrichtsstunden zurück greifen.


    schwank aus meinem leben: 4 mal ne klasse 10 in englisch und 4 verschiedene bücher gehabt (dank schulwechsel, buchwechsel etc). also 4 mal auf's neue alles vorbereitet (ja, ich mach sowas).


    Zitat


    Vielleicht fehlt mir auch nur der Blick fürs Detail, aber ein erfahrener Lehrer der regelmäßig die 50 Stunden Woche knackt, ist für mich, schwer Vorstellbar.


    tja, dann mach ich wohl was falsch. oder ich bin einfach zu langsam im korrigieren oder zu blöd, weil ich auch nach jahren mir noch immer für jede einzelnen klasse gedanken mache und mein material auf die bedürfnisse abstimme und nicht einfach nehme, was schon in einem ordner liegt ?(


    Zitat


    Man darf naürlich auch nicht vergessen, dass Lehrer über 70 Tage Urlaub haben und nach den 12 Doppelstunden daheim arbeiten können, und so eine freie und flexible Zeiteinteilung genießen.


    wow, 70 tage urlaub. nur blöd, dass urlaub und ferien zwei verschiedene dinge sind, meine arbeit hier erledigt sich einfach nicht von alleine und ich habe auch keine kollegen, die während meines urlaubs meine arbeit miterledigen könnten/müssen.


    ich glaube deine vorstellungen sind noch etwas von der realität entfernt und die überlegung mit 24 x 45 minuten pro woche auszukommen, wird sich leider nicht umsetzen lassen.

  • Oh, oh ....


    Zum neuen Jahr mal wieder ein Dynamit-Thread. Das kann ja heiter werden.


    Hier mal zwei Vorgänger-Threads:


    Arbeitszeit


    Arbeitszeit als Lehrer (Berufsschule)


    Und ein paar Links:


    http://www.lehrerfreund.de/in/…ten-lehrer-bundeslaender/


    http://www.lehrerfreund.de/in/…ochenarbeitszeit-burnout/


    http://www.lehrerfreund.de/in/…-arbeitszeiten-vergleich/


    Edit: Siehste, geht schon los.

  • @rauscheengelsche
    Danke für deine Kommentare. Bist du über einen Seiteneinstieg/Quereinstieg in den Schuldienst gekommen? Was hast du vorher gemacht? Wie erlebst du die Belastung aus der "freien Wirtschaft" im Vergleich zum Schuldienst?


    CKR
    Danke für die Links

  • Zitat

    Original von rauscheengelsche


    ich glaub davon träumt jeder. ist mir aber in der realität noch nicht untergekommen, dass jemand nur doppelstunden hätte.


    Wieso träumt? Ich dachte, das ist so "festgeschrieben", dass man als Gymnasiallehrer 24 Unterrichtsstunden zu leisten hat.

  • Ja, das schon, aber es ist schon ein Unterschied, ob ich die in 12 verschiedenen Klassen habe, oder zB in 15 oder 18 Klassen...


    Du hast mit den 12 Doppelstunden schon einen Idealfall angesprochen, den nicht jeder hat.


    An den 24 Stunden ändert das nichts, insoweit hast Du Recht..., aber die Arbeit in der Klasse ist ja nur die eine Seite der Münze...

    Es grüßt aus Sinzig am Rhein


    Mario Wettlaufer

  • Zitat

    Original von lehrerseb
    Ich frage mich ernsthaft, wie man mit 12 Doppelstunden auf eine Wochenarbeitszeit von über 50 Stunden kommen will?


    Die Frage stellt man sich, wenn man außer acht lässt, dass die direkte Vorbereitung und Durchführung von Unterricht der quantitativ kleinere Teil der Aufgabenlast ist.


    Zitat

    Man darf naürlich auch nicht vergessen, dass Lehrer über 70 Tage Urlaub haben und nach den 12 Doppelstunden daheim arbeiten können, und so eine freie und flexible Zeiteinteilung genießen.


    Süß. :tongue:


    Ich gebe dir den sehr guten Rat, dich ganz gründlich darauf vorzubereiten, wie der Lehrerberuf in der Realität aussieht, bevor du als Seiteneinsteiger an die Schule gehst. Der reality check könnte ansonsten ziemlich brutal werden - und das ist, ohne Witz!, niemandem zu gönnen.


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Ich bin zwar noch keine Lehrerin, aber ich wage es trotzdem mal, mich hier zu äußern: ich denke, der Arbeitsaufwand hängt auch stark von den Fächern ab.
    Ich würde jetzt mal vermuten, dass Mathe und Informatik einen eher geringen Korrekturaufwand mit sich bringen, in Mathe gibts ja nur richtig doer falsch, und den Lösungsweg zu bewerten kann auch auch keine Unmengen an Zeit in Anspruch nehmen (aus meiner Sicht als Mathe-Feind...).
    Da siehts dann mit Schreibfächern anders aus, ich werd mich wahrscheinlich noch sehr oft über meine Fächerwahl (Englisch und Deutsch, Sek I/II) ärgern.


    Und vorbereiten musst du wohl trotz Schulbuch und Erfahrungm, und ich denke, da nehmen sich die Fächer nichts.

  • Ich würde mich an deiner Stelle mal durch den Thread "Entlastung für KorrekturfachlehrerInnen" arbeiten, da bekommst du schon einmal einen guten Einblick in das Arbeitszeitproblem. Wie ich höre, ist man in NRW dabei, ein Jahresarbeitszeitmodell einzuführen, das den tatsächlichen Belastungen mehr gerecht wird. Allen Seiteneinsteigern sei versichert: Dies ist kein Beruf zum Ausruhen, obwohl ich glaube, dass du mit Mathematik und Informatik es bisher noch besser hast als andere Kolleginnen und Kollegen in derselben Schulform.

  • Sicherlich ist der Lehrerberuf keine Ruheoase, aber es sei auch einmal gesagt, dass man außerhalb des Lehrerberufs auch seine Arbeitszeiten erfüllen muss, also da nehmen sich die Berufe im Grunde nichts.


    Ich bin aber auch dagegen zu sagen, der Lehrerberuf ist etwas zum Ausruhen, wer diese Einstellung hat, hat in diesem Beruf m. E. nichts zu suchen, auch wenn es durchaus Kolleginnen und Kollegen gibt, die genau dies machen - sich ausruhen..., aber auch die gibt es überall.

    Es grüßt aus Sinzig am Rhein


    Mario Wettlaufer

  • Zitat

    Original von neleabels


    Die Frage stellt man sich, wenn man außer acht lässt, dass die direkte Vorbereitung und Durchführung von Unterricht der quantitativ kleinere Teil der Aufgabenlast ist.


    Wenn die Vorbereitung und Durchführung von Unterricht der quantitativ kleinere Teil ist, was ist dann Bitte der "große" Teil des Lehrerberufs?



    Zitat

    Original von neleabels


    Süß. :tongue:


    Was für Aufgaben hat ein Lehrer während der Schulferien? Klausurenkorrektur und Vorbereitung des Unterrichtmaterials?!?


    Wäre nett, wenn du Antworten würdest, Nele!
    Danke!

  • Vielleicht noch was zur Intention meiner Threaderöffnung.


    Mir geht es nicht darum, dass ich einen Teilzeit Job mit A13 Bezahlung suche. Ich stelle mir nicht vor, als Lehrer eine 30 Stunden Woche zu haben.


    Mein Gedankenspiel Lehrer zu werden ist aber durchaus dem hohen Arbeitspensum und dem hohen Streßpegel der "freien Wirtschaft" zu entrinnen.


    "Feste" Arbeitszeiten zu haben. Keinen Reisezwang mehr zu haben.
    Dem ständigen "du musst dich beweisen" Druck zu entfliehen.


    Momentan ist dies hier meine bisher erste Informationsquelle, da ich meine Bewerbungen erst kürzlich verschickt habe.


    Und zur Unterrichtsvorbereitungen. Ich muss in meinem Job auch öfters Schulungen halten. Klar für Erwachsene und nicht für Kinder. Aber durch das Internet ergeben sich unendliche Möglichkeiten.
    Auch durch immer mehr ansprechendere "Informatikbücher" die auf sehr praktische Art und Weiße und mit vielen Beispielen die Welt der Informatik erklären. Dann gibt es, was ich bisher gesehen habe von ECDL oder Klett auch schon recht ansprechende Materialien.
    Also um die Unterrichtsgestalltung mache ich mir weniger sorgen.

  • Ein Kollege von mir hat nach seinem Examen einige Jahre in der Schulungsabteilung eines großen Technologieunternehmens gearbeitet. Was er so in Gesprächen berichtet ist zusammengefasst etwa:
    Die zeitliche Belastung und der Stress in bestimmten Problemsituationen ist im Lehrerberuf größer, dafür hat er den Vorteil einer langfristigen, auch örtlichen, Arbeitsplatzsicherheit und muss nicht mehr "mal schnell eben für drei Tage nach Koppenhagen".

  • Zitat

    Original von Meike.
    *lach!* Dem entfliehst du nicht, im Gegenteil. Feste Arbeitszeiten? In Stoßkorrektur- und Abiturzeiten, oder in Zeugniszeiten oder wenn Beratungen anstehen oder ... sind es 60 Stunden, sonst auch mal nur 40 (50 ist der etwa-Schnitt) ... und du kannst dir da nix frei einteilen. Die Stoßzeiten sind, wann sie sind.


    Naja, du bist daheim. Klar muss die Arbeit gemacht werden. Aber du bist daheim und kannst dir die Arbeit, im Rahmen der Terminabgabe, frei einteilen.


    Ich sitze oft bis spät Abends im Büro.



    Du kannst mir gerne noch deine Osterferien schildern. Wie gesagt, für mich ist erstmal jede Information eine wichtige Information :)
    Wie lange bist du schon Lehrer?

  • Zitat

    Original von Moebius
    Die zeitliche Belastung und der Stress in bestimmten Problemsituationen ist im Lehrerberuf größe...


    Was versteht ihr unter "Streß".
    Streß, dass man Klausuren kontrollieren muss? -> Ist doch egal, ob die Schüler die Arbeit am Freitag oder halt erst am kommenden Dienstag zurück bekommen. Ich habe als Schüler auch teilweiße Wochen warten müssen.


    Streß, den Unterricht nicht 100% sauber vorbereitet zu haben und es ist schon wieder nach Mitternacht?


    Streß, die Schüler nicht ruhig zu bekommen?


    Ich meine, für jede Person ist Streß etwas anderes. Ich habe keine Probleme, bzw. für mich ist es kein Streß einen großen Berg Papierkrieg abzuabreiten, wenn ich weiß wie bzw. die Thematik kenne.


    Für mich ist z.B. Streß am Mittwoch Nachmittag von meinem Projektleiter gesagt zu bekommen. Morgen bist du bei der Firma XY, da sollst du den IT Leitern erklären wie man mit W das Problem Z lößt.
    Und ich weder Ahnung von W habe, noch weiß wie man mit W das Problem Z lösen kann.
    Sowas kann ich nicht ab. Wenn man dauernd fachfremde Arbeit auf den Tisch gelegt bekommt ohne die Einarbeitungszeit zu berücksichtigen. Und am nächsten Tag beim Kunden einen Tanz auf heißen Kohlen hinzulegen und zu beten, dass niemand eine Detailfrage stellt.

    • Offizieller Beitrag

    Was Stress ist, wirst du kennen lernen, wenn du in eine Klasse kommst, und da sitzt erstmal ein Kind oder Jugedlicher mit ADHS, einer mit Teilleistungsstörungen, eine, bei der gerade die Familie den Bach runter geht und eine mit Wahrnehmungsstörungen, eines mit LRS und noch eine, die gerade ritzt. Das ist so die üliche Zusammensetzung (in vielen Varianten). Der Rest pubertiert einfach vor sich hin. Der Schulleiter hat dich darüber informiert, dass die Medikamente des ADHSler abgesetzt wurden (das machen diemanchmal zum test der Dosis) und du jetzt Protokoll führen und "irgendwie damit umgehen" sollst, außerdem wartet ein Vater auf dich zum Gespräch, nein, er wisse nicht, worum es gehe. Die Klasse hatte gerade einen Zusammenstoß mit Kollegin X und geht dir über Tische und Bänke, wenn du nicht ziemich gut und feinfühlig reagierst, du hast heute nachmittag bei der Konferenz eigentlich etwas vorzutragen, was du gerne noch genauer vorbereitet hättest, jetzt musst du aber spontan diese Vater noch reinschieben, das stellt sich als Problemgespräch raus, komplexer als geacht, die Pause fällt aus. Du wirst ausßerdem von einer Kollegin auf die beiden Problemjugendlichen angesprochen, fühlst dich bei den beiden Jugendlichen eigentlich nicht komepetent (da du ja kein Psychologe bist), musst es aber sein, so ist das halt in unserem Job, also googelst du mal schnell nach dem Unterricht in einschlägigen psychologischen Seiten, bis die Konferenz anfängt, wo man dir spontan anträgt, dass du doch bitte noch ... :)



    Spät abends ist bei mir der Normalfall.
    Ich wünschte, ich hätte ein Büro. Dann gäbe es ein Ende der Arbeitszeit. Nämlich dann wenn ich es verlasse.
    Und jemand bezahlte mir den PC, das Papier, die Bücher, die Regale, den Schreibtisch, die Stifte, die Folien, die onlione-Kosten, das Telefon ...


    Ich bin seit 11 Jahren Lehrerin... und wenn ich nach Hause komme, ist der Tag nicht mehr so lange, dass ich mir die Arbeit frei einteien könnte. Okay, ich kann aufs Klo wann ich will und zwischendurch mal ein Brot essen. Aber das kann man im Büro auch.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    2 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Ich habe noch nie in der freien Wirtschaft gearbeitet (außer Ferienjobs), aber ich sehe doch bei einigen Freunden wie viel sie arbeiten. Und im Vergleich dazu hat man es als Lehrer doch sehr schön (freie Zeiteinteilung, Ferien, ...). Es ist ja auch immer die Frage wie effektiv man arbeitet und wie lange am Stück ohne Pausen. Sicher gibt es stressige Zeiten und es hängt auch viel vom Stundenplan und den Fächern ab. Aber so wie oben beschrieben ist es nicht bei allen Lehrern. Also hab mal keine Angst und lass es einfach auf dich zukommen.


    Natürlich gibt es auch "Bürojobs", bei denen man um 16 Uhr jeden Tag nach Hause kommt, aber bei höher bezahlten Stellen ist das nicht immer so. Und mit A13 verdient man ja ganz ordentlich.

  • meike


    Danke für die Schilderung.
    Sollte meine Bewerbung anerkannt werden, sollte ich vielleicht mal in meinem Urlaub ein Praktikum machen um mir für 2-3 Wochen mal ein Bild machen zu können.

  • Hallo,
    ich fasse Dir mal kurz meine Pläne für die Weihnachtsferien zusammen, ich weiß, wie schwer es für "Außenstehende" oft ist, die ganzen Sachen neben Unterrichtsvorbereitung - die wirklich nur einen kleinen Teil ausmacht - nachzuvollziehen. ERfahrungen in der freien Wirtschaft hab ich nicht, die sind hierfür aber wohl auch egal.
    -87 Klassenarbeiten und KLausuren korrigieren
    -das kommende Halbjahr planen ( wo lege ich Klassenarbeiten hin, damit mir zentrale Prüfungen, Klassenfahrten u.ä. nicht in die Quere kommen und ich Feiertage gut nutzen kann)
    -mich in ein Förderprogramm einarbeiten, weil der Förderunterricht umgestellt werden soll
    -den Suchtpräventionstag vorbereiten
    -einen "Klassengemeinschafts-Tag" für meine KLasse planen, die sich so zerstritten hat, dass kurz vor den zentralen Prüfungen KOnzentration auf Unterricht bei einigen nur noch schwer möglich ist.
    -eine Elterninformation zu den zentralen Prüfungen verfassen
    -6 verschiedene Nachschreibearbeiten konzipieren (das dauert wirklich)
    -Noten und Kopfnoten für 7 Lerngruppen vorbereiten oder machen


    Und nein, das liegt nicht daran, dass ich vor den Ferien nichts weggeschafft oder kaum korrigiert hätte. Um die Zeugnisse herum stehen dann wieder zig Elterngespräche an, weil viele Eltern erst dann verstehen, dass ich es ernst gemeint habe, als ich im November schon mal von möglichen Versetzungsproblemen im Sommer sprach. Und wegen den üblichen Disziplinar- bzw. häuslichen Problemen.


    Ich mache den Beruf unheimlich gern, aber die meisten Punkte, die Du als Vorteil des Lehrerberufs siehst, kann ich überhaupt nicht unterschreiben. Beispiel: klar können meine Schüler mal auf eine Klassenarbeit warten - das Korrigieren kann aber nicht warten, wenn im Wochentakt die nächste Arbeit auf dem Tisch liegt.
    Ich will mit dem Post auch überhaupt nicht jammern - ich finde das machbar, mir geht's gut. Aber stressig ist es - und das Wort planbar passt schon mal gar nicht - keine Ahnung, wie oft ich shcon meine Jacke anhatte und dann hatte ich ein heulendes Kind mit einem wirklichen Problem vor der Tür stehen und mein Nachmittag verlief dann völlig anders.
    Die Schüler selbst empfinde ich übrigens nicht als Stress.
    Ich würde niemandem übers Net von einem Beruf abraten, aber ich glaube, die Vorstellungen, die Du Dir machst, sind wirklich falsch.
    Liebe Grüße
    D.

  • Ohne jetzt im Detail auf deine Ausführungen eingehen zu wollen stelle ich einfach mal fest, dass deine Vorstellungen vom Lehrerberuf im wesentlichen auf deiner sehr subjektiven Wahrnehmungen aus deiner Schülerzeit zu beruhen scheinen. Du erweckst den Eindruck, dass deine wesentliche Motivation Lehrer zu werden nicht im Interesse am Beruf, sonder eher an Fluchtgedanken aus deiner aktuellen Tätigkeit besteht.
    Was Stress ist empfindet natürlich jeder subjektiv, aber man kann wohl feststellen, dass Lehrer im Vergleich zu einer Tätigkeit in der freien Wirtschaft insgesamt nicht stressärmer ist (Lehrer gehören zu den Berufen mit der höchsten Quote berufsbedingter psychischer Erkrankungen).
    Ich persönlich mache meinen Job sehr gerne und habe trotz aller Belastungen nie bereut Lehrer geworden zu sein. Dazu muss man aber Kraft aus den vielen positiven Erlebnissen ziehen können, die der Lehrerberuf auch mit sich bringt. Du solltest dich fragen, ob dir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Spass macht. Wenn das der Fall ist - gute und motivierte Quereinsteiger brauchen wir dringend. Im Referendariat wirst du schnell ein realistischeres Bild vom Lehrerberuf kriegen, das kann dir hier letztlich über Erzählungen niemand vermitteln.

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