• mimmi


    hier die Stellen:

    Zitat

    Original von Meike.
    Was Stress ist, wirst du kennen lernen, wenn du in eine Klasse kommst, und da sitzt erstmal ein Kind oder Jugedlicher mit ADHS, einer mit Teilleistungsstörungen, eine, bei der gerade die Familie den Bach runter geht und eine mit Wahrnehmungsstörungen, eines mit LRS und noch eine, die gerade ritzt. Das ist so die üliche Zusammensetzung (in vielen Varianten). Der Rest pubertiert einfach vor sich hin. Der Schulleiter hat dich darüber informiert, dass die Medikamente des ADHSler abgesetzt wurden (das machen diemanchmal zum test der Dosis) und du jetzt Protokoll führen und "irgendwie damit umgehen" sollst, außerdem wartet ein Vater auf dich zum Gespräch, nein, er wisse nicht, worum es gehe. Die Klasse hatte gerade einen Zusammenstoß mit Kollegin X und geht dir über Tische und Bänke, wenn du nicht ziemich gut und feinfühlig reagierst, du hast heute nachmittag bei der Konferenz eigentlich etwas vorzutragen, was du gerne noch genauer vorbereitet hättest, jetzt musst du aber spontan diese Vater noch reinschieben....



    und



    Zitat

    Original von DoroNRW
    ...
    Ich will mit dem Post auch überhaupt nicht jammern - ich finde das machbar, mir geht's gut. Aber stressig ist es - und das Wort planbar passt schon mal gar nicht - keine Ahnung, wie oft ich shcon meine Jacke anhatte und dann hatte ich ein heulendes Kind mit einem wirklichen Problem vor der Tür stehen und mein Nachmittag verlief dann völlig anders.
    ...



    btw. Ich wünsch euch allen einen guten Rutsch und einen schönen Abend :D

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    und ich dachte, ich hätte einen schönen Beruf...super....jetzt muss ich wieder mein Büßerhemd anziehen....


    Wat is? Er wollte wissen, woher die Arbeitsstunden kommen. Jetzt weiß er es. :)


    Nele

  • Zitat

    Original von neleabels Der Lehrerberuf ist voller Zeitfresser, die von außen kaum sichtbar sind. [...] Die Verwaltungstätigkeiten, Noten festhalten, Spiegel dokumentieren, Nachbereitung vorbereiten etc. dauert nochmal ca. eine dreiviertel Stunde. [...] Sehr viel Zeit kostet die Verwaltungstätigkeiten, die man als Lehrer so abzuleisten hat - die ganze Listenführerei, die Auswertererei für Vergleichsprüfungen, Berichte und Protokolle, von den vor allem die Primarkolleginnen ein Lied singen können. [...]
    Dann kommen noch die vielen anderen Tätigkeiten in einer Schule dazu - jede Schule hat ein Programm und viele Aufgaben unter den Lehrern zu verteilen, sei es eine Schulbibliothek, Arbeitsgemeinschaften, Schulfeste, Kontaktpflege zu Partnerschulen etc. pp., seien es die administrativen Aufgaben im Kollegium (Stundenplan, Vertretungsplan, Stundendeputatsberechnungen, Gremienarbeit, Fachkonferenzarbeit, Curricularentwicklung, Medienbeschaffung und -verwaltung, Computeradministration, Schulbuchverwaltung etc.) es gibt einfach eine Unmenge zu tun, das alles irgendwie in die Wochenarbeitszeit eingebaut werden muss.


    Wenn ich das so lese, drängt sich mir der Gedanke auf, dass man schon mit einer intuitiv bedienbaren, modular aufgebauten, dennoch gut integrierten und dabei praxisnah programmierten Branchensoftware für Lehrer einen gewaltigen Markt angraben könnte.


    Das Problem der kleinen, aber dafür zahlreichen Zeitfresser ist ja kein Spezifikum des Lehrerberufs. Nur sind in der Wirtschaft überall Spezialisten damit beschäftigt, diesen Overhead in Arbeitsprozessen zu reduzieren, Abläufe zu standardisieren und produktivitätssteigernde Mechanismen zu implementieren, damit Zeit für den Kern der wertschöpfenden Tätigkeit bleibt. Dort geht es dann natürlich um Faktoren wie den Pro-Kopf-Umsatz und die Gesamtrendite, aber mal ehrlich: Die Rendite einer Schule ist der Lernerfolg, und um den zu steigern, sollten entsprechende Investitionen eigentlich ebenfalls selbstverständlich sein.


    Ich gewinne bei der ganzen Sache den Eindruck, dass die Schulen wie ein Konglomerat intern unterschiedlichst organisierter mittelständischer Unternehmen ohne volle Autonomie agieren, die Planvorgaben von einer (sagen wir mal: verzögert und theoriegesteuert agierenden) Verwaltung erhalten, die aber ihre Betriebe weder mit zeitgemäßen Werkzeugen versorgt noch einen Gedanken daran verschwendet, die Produktivkräfte von erfolgsmindernden Verwaltungsaufgaben zu entlasten.


    Im Grunde ist es ein Unding, die Lehrer als in Personalunion Kreative und Produzierende im (bildhaft ausgedrückt) Landeskonzern Bildung mit Tätigkeiten zu beladen, die in jeder vernünftig organisierten Unternehmensstruktur sinnvollerweise von dienstleistenden Querschnittsabteilungen wahrgenommen werden.


    Mal ein ganz banales Beispiel: Eine Bekannte erzählte vor einiger Zeit, dass in ihrer Klasse das Klassenbuch unauffindbar abhanden gekommen sei und dass sie unglaublich viel Zeit aufwenden musste, um es zu rekonstruieren. Mir hat das die Sprache verschlagen. Wir leben im 21. Jahrhundert - warum um Himmels willen liegen solche Daten nicht auf einem Zentralserver und können von jedem berechtigten Lehrer mit Hilfe eines mobilen Clients abgerufen und gepflegt werden? Ebenso wie Noten, Termine, Plandaten, Statistiken etc. pp. Statt dessen liegt das alles in frühneuzeitlicher Technik (handschriftlich!) ohne Backup vor und verlangt von einem am Verlust völlig schuldlosen, aber zufällig zuständigen Menschen, für die Wiederbeschaffung unnütz Zeit zu verplempern. Ich habe offen gesagt Probleme damit, für solche Strukturen und die Existenz der daraus resultierenden Tätigkeitsprofile Verständnis aufzubringen.

  • Zitat

    Original von lehrerseb




    btw. Ich wünsch euch allen einen guten Rutsch und einen schönen Abend :D


    Der Teil von mir ist ein Missverständnis; ich spreche davon, dass ich nach Hause gehen wollte und das Kind vorm Lehrerzimmer stand. Und ich dann eben deutlich länger bleiben musste oder lange Gespräche mit Eltern führen musste oder einfach mal gründlich überlegen wollte, wie ich mit der Situation umgehe.

  • @drucker03:
    Deine Äußerungen kann ich nur unterschreiben. Als ich an die Schule wechselte, war dies der größte "Kulturschock", den ich erlebt habe. Nicht mal die übelste Firmenklitsche, in der ich zuvor gearbeitet hatte, hatte eine derart mangelhafte Ausstattung.


    Zitat

    Original von drucker03 Wenn ich das so lese, drängt sich mir der Gedanke auf, dass man schon mit einer intuitiv bedienbaren, modular aufgebauten, dennoch gut integrierten und dabei praxisnah programmierten Branchensoftware für Lehrer einen gewaltigen Markt angraben könnte.


    Auf den ersten Blick gesehen: ja.
    Ich bin dennoch der Überzeugung, dass es so etwas leider nie geben wird, weil einfach die Anforderungen zu unterschiedlich sind und die Schulen kein Geld haben. Nicht nur zwischen den einzelnen Schularten, sondern auch zwischen den einzelnen Bundesländern und den einzelnen Fächern sind die Anforderungen an eine solche Software derart unterschiedlich, dass die Entwicklung einer solchen zu teuer wäre und die wenigen Verkaufszahlen ein solches System nicht amortisieren würden. Schon deshalb nicht, weil es keine Personalkosten gibt, die man einsparen könnte, denn Lehrer können die Überstunden, die sie leisten, ja nicht abrechnen.


    Beispiel:
    Bei uns ist es so, dass man als Klassenlehrer einer fünften Klasse den "Joker" gezogen hat, weil man dann nicht nur mehr Elterngespräche führt (normalerweise kommen die Eltern von Fünftklässlern einfach noch häufiger in die Sprechstunde als die der älteren Schüler), sondern auch noch die "Mantelbögen" für die Schülerakten anlegen darf. Da darf man dann handschriftlich das in einen DINA3-Bogen eintragen, was bereits bei der Anmeldung des Schülers (ebenfalls handschriftlich) in ein anderes Formular eingetragen wurde. Namen, Geburtstag, Anschrift, Telefonnummern, Namen der Eltern, Adresse der Eltern, Erziehungsberechtigung und weitere sorgende Personen (Großeltern z.B.), besuchte Schulen mit Datumsangabe und Klassenbezeichnung, Besonderheiten wie Allergien usw. Das kostet pro Schülerbogen ca. 10 Minuten - mal 30, macht eine völlig sinnfreie Arbeitsbeschaffungsmaßnahme von 5 Zeitstunden, die man eigentlich dadurch einsparen könnte, dass man die Daten einmal bei der Anmeldung gleich in einen Rechner eingibt und anschließend für den jeweiligen Bedarf in der erforderlichen Reihenfolge in die Formblätter eindruckt. Da man aber weder das Geld für eine solche Software noch für einen DINA3-Drucker hat, wälzt man das einfach auf die Lehrer ab, denn für uns gibt es ja keine Arbeitszeiterfassung und keine Überstundenabrechnung, also machen wir die Tätigkeiten umsonst.


    Derartige Verwaltungstätigkeiten gibt es zuhauf. Sie fressen eine irrsinnige Zeit, die man so gerne für sinnvolle Dinge aufwenden würde. Und ja, das sind die Dinge, die mich aggressiv machen, weil ich es aus meiner Zeit aus der freien Wirtschaft eben anders kenne. Genau das meine ich mit Rahmenbedingungen, die dir als Lehrer das Leben erschweren. Es zeigt diese mangelnde Wertschätzung unserer Arbeit gegenüber, dass man uns ständig derartig sinnfreie Tätigkeiten zusätzlich aufdrückt, die nur Zeit fressen, die wir nicht haben, weil's dann so schön billig ist. Müßig zu erwähnen, dass wir noch nicht mal einen eigenen Arbeitsplatz/Schreibtisch in der Schule haben, jeden Stift selbst bezahlen müssen und für über 100 Lehrer ganze 2 altersschwache, ständig ausfallende Computer und ein Drucker zur Verfügung stehen und ca. 20 völlig vermüllte Tische, auf denen man manchmal arbeiten kann, wenn man sich den Platz freiräumt und dadurch den Ärger der Kollegen zuzieht, die sich dort zuvor ausgebreitet hatten. Zuhause darf man das Zeug aber auch nicht erledigen, weil die wichtigen Akten die Schule nicht verlassen dürfen. Das empfinde ich wirklich als Schikane und mangelnde Wertschätzung.


    Am unglaublichsten war's mal, als wir die externe Evaluation im Haus hatten. Vorbereitung, Organisation, ständige Besprechungen der Steuerungsgruppe, Durchführung und Auswertung der Fragebogen etc. haben eine Menge Leute extrem viel Zeit gekostet. Was war der Output? Es gab eine Ergebniskonferenz mit allen Betroffenen (d.h. Unterrichtsausfall, weniger Zeit für Korrekturen und Vorbereitungen etc.), auf der dann bekannt gegeben wurde, dass eigentlich alles soweit ok ist, die Evaluatoren aber empfahlen, mehr Arbeitsplätze für die Lehrer einzurichten und dunklere Vorhänge für die Klassenzimmer anzuschaffen, weil man die Overheadfolienprojektionen in den Klassenzimmern auf der Sonnenseite so schlecht sehen kann, weil die Vorhänge so wenig Sonne draußen halten. Das war's. Dafür wurden ca. 450 Arbeitsstunden aufgewendet. Für ein Ergebnis, das jeder klar denkende Mensch nach einer 30-minütigen Schulführung genauso hätte verkünden können. Es ist zum schreiend Davonlaufen.
    Dieser Irrsinn ist derart auf die Spitze getrieben, dass ich immer froh bin, wenn ich im Unterricht bin. Da habe ich wenigstens normale Menschen vor mir sitzen, die sich zur Wehr setzen, wenn man Schwachsinn von ihnen verlangt. Das gibt mir den Glauben an die Menschheit zurück.

  • @drucker03 / Frage nach Klassenbüchern

    Zitat

    warum um Himmels willen liegen solche Daten nicht auf einem Zentralserver


    Nun ja, ein weiteres Arbeitsfeld, dass bisher noch nicht genannt wurde, ist die Sicherheit / Erste Hilfe / Brandschutz, für die jeder Lehrer individuell zuständig ist, zudem werden die Jobs (Koordination etc.) auch an "Experten" im Kollegium vergeben.


    Um die Frage zu beantworten:
    Im Brandfall (oder auch nur bei einer Übung) soll das Klassenbuch mit aus dem Klassenzimmer genommen werden. Darin findet sich die Klassenliste und auch der Eintrag, welche Schüler an diesem Tage fehlen. Werden diese Informationen nur zentral in einer Datenbank eingetragen und versagt der Server im "richtigen" Moment, hat keiner eine Ahnung, welcher Schüler evtl. noch im Gebäude ist...


    Um um zum Thema Arbeitszeiten zurückzukommen:
    Es ist ja schon so einiges zur Belastung etc. geschrieben worden. Ich habe vor der Schule in einer Bank und in einer größeren Immobilienfirma gearbeitet. Der Vorteil in der freien Wirtschaft ist, dass man (häufiger) den Arbeitsplatz verlässt und die Arbeit dort lässt. Natürlich denkt man nochmal über x nach oder ärgert sich über den Kollegen y / den Chef. Aber das Ausmaß in der Schule ist ein ganz anderes.
    (Vor kurzem sagte ich einer Klasse bei der Rückgabe einer Arbeit, dass ich diese nur hatte kurz zu Ende korrigieren wollen - und danach Abendessen. Nachts um 1 Uhr hatte ich dann aber doch keine Lust mehr zum Essen...)


    Unsere Sekretärin meinte übrigens, dass sie nie Lehrerin sein könnte / wolle. Hauptgrund für sie war, dass sie ihre Blase nie so kontrollieren könne. Sie hatte beobachtet, dass wir vormittags eigentlich nie auf die Toilette gehen (weil wir keine Zeit dazu haben). Mir war das vorher noch nicht so aufgefallen, sie hat Recht. Ich muss vormittags aber auch nicht auf die Toilette, weil ich gar keine Zeit habe, um etwas zu trinken - dazu sind die "Pausen" zu kurz. (Nur in Pausen, in denen ich Aufsicht führe, komme ich dazu, ein Pausenbrot relativ in Ruhe zu essen - solange sich die Schüler benehmen und ich nicht von Schülern belagert werde, die dieses oder jenes auf dem Pausenhof besprechen wollen.)


    Aber man lässt sich auf den Lehrerberuf nicht ohne Vorwissen / Vorwarnung ein. "Mein" Seminarleiter sagte in der allerersten Sitzung im Referendariat, dass ein großer Anteil der Lehrer mit den Füßen voran aus dem Lehrerzimmer getragen würde und die meisten nicht das reguläre Pensionsalter erreichen. Er mag etwas übertrieben haben, aber zu häufig habe ich genau das erlebt (noch im Schülerleben oder im Lehrerdasein).

  • Hallo drucker 03 und mimmi!


    Ihr sprecht mir aus der Seele, genau so ist es! Und woran liegt das? Eigentlich müssten Schulen wie Unternehmen geführt werden - natürlich mit einer separaten pädagogisch-psychologischen Abteilung und einem ordentlichen Budget. Wer leitet diese Unternehmen? Schulleiter, die bisher LehrerInnen waren, sollen jetzt plötzlich Manager sein und dazu noch ein minimales Budget verwalten. Sie sollen nicht nur Manager sein, nein, sie sollen unter dem Stichwort "Selbstständige Schule" auch noch das ganze Schulsystem umkrempeln, damit PolitikerInnen sich damit brüsten und Wahlen wiedergewinnen können! Wenn man als Lehrer so eine Aufgabe übernimmt, fragen andere Kolleginnen und Kollegen sich schon, woher nehmen die bei der ständigen Arbeitszeitverdichtung die Zeit dazu, sich in Fortbildungen zu "Schulmanagern" ausbilden zu lassen? Die nächste Frage: Können die das dann auch? Eine Schule effektiv und mit bestem Output leiten? Ich würde erst einmal sagen: nein. Dafür ist das Ganze zu dilettantisch angelegt. In einem Betrieb kann man abrechnen, was man im Laufe eines Jahres erwirtschaftet hat. Wie lässt sich das in Schulen bewerkstelligen? Was erwirtschaftet eine Schule? Und da liegt der Hase im Pfeffer: Das lässt sich gar nicht so genau feststellen. Deshalb können PolitikerInnen - die einem oft wie Blinde vorkommen - in diesem System auch so schön herumwursteln. Außerdem: Wenn's wieder schief läuft, dann wird weiter herumgedoktert! Das Unternehmen wird ja benötigt - und wie schön: kann niemals pleite gehen!


    Es ist bekannt: „Deutschland ist ein Land ohne Rohstoffe und von der Leistungskraft seines Humankapitals abhängig." Wenn man in Unternehmen nicht investiert (ich meine in fachlicher, finanzieller Hinsicht und was das Knowhow anbetrifft), bleibt der Laden eine Klitsche. Dass es trotzdem noch so einigermaßen läuft, liegt an dem übergroßen Engagement einer ganzen Reihe von Leuten und deren Idealismus, den man wunderbar ausbeuten kann, weil LehrerIn ja nicht nur irgendein Job ist.

  • Zitat

    Original von mimmi:
    Bei uns ist es so, dass man als Klassenlehrer einer fünften Klasse den "Joker" gezogen hat, weil man dann nicht nur mehr Elterngespräche führt (normalerweise kommen die Eltern von Fünftklässlern einfach noch häufiger in die Sprechstunde als die der älteren Schüler), sondern auch noch die "Mantelbögen" für die Schülerakten anlegen darf. Da darf man dann handschriftlich das in einen DINA3-Bogen eintragen, was bereits bei der Anmeldung des Schülers (ebenfalls handschriftlich) in ein anderes Formular eingetragen wurde. Namen, Geburtstag, Anschrift, Telefonnummern, Namen der Eltern, Adresse der Eltern, Erziehungsberechtigung und weitere sorgende Personen (Großeltern z.B.), besuchte Schulen mit Datumsangabe und Klassenbezeichnung, Besonderheiten wie Allergien usw. Das kostet pro Schülerbogen ca. 10 Minuten - mal 30, macht eine völlig sinnfreie Arbeitsbeschaffungsmaßnahme von 5 Zeitstunden, die man eigentlich dadurch einsparen könnte, dass man die Daten einmal bei der Anmeldung gleich in einen Rechner eingibt und anschließend für den jeweiligen Bedarf in der erforderlichen Reihenfolge in die Formblätter eindruckt. Da man aber weder das Geld für eine solche Software noch für einen DINA3-Drucker hat, wälzt man das einfach auf die Lehrer ab, denn für uns gibt es ja keine Arbeitszeiterfassung und keine Überstundenabrechnung, also machen wir die Tätigkeiten umsonst.


    Ich dachte, nur bei uns Grundschulleuten läuft es so dilettantisch ab. Genau das, was du beschreibst, machen wir auch. Die Erstklasslehrer machen diesen sinnlosen Schreibkram auch immer doppelt und dreifach. In der dritten und vierten Klasse wird es aber auch nicht besser. Da gibt es dann andere wirklich sinnlose, zeitraubende Aufgaben. :X:



    Bibo

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Ich gewinne bei der ganzen Sache den Eindruck, dass die Schulen wie ein Konglomerat intern unterschiedlichst organisierter mittelständischer Unternehmen ohne volle Autonomie agieren, die Planvorgaben von einer (sagen wir mal: verzögert und theoriegesteuert agierenden) Verwaltung erhalten, die aber ihre Betriebe weder mit zeitgemäßen Werkzeugen versorgt noch einen Gedanken daran verschwendet, die Produktivkräfte von erfolgsmindernden Verwaltungsaufgaben zu entlasten.


    Das nenne ich mal eine treffende Beschreibung der Schulpraxis. ;)


    kl. gr. Frosch

  • Zitat

    Original von Bibo


    Ich dachte, nur bei uns Grundschulleuten läuft es so dilettantisch ab. Genau das, was du beschreibst, machen wir auch. Die Erstklasslehrer machen diesen sinnlosen Schreibkram auch immer doppelt und dreifach. In der dritten und vierten Klasse wird es aber auch nicht besser. Da gibt es dann andere wirklich sinnlose, zeitraubende Aufgaben. :X:


    Bibo



    Ich bin Verfechterin der handschriftlichen Stammblattführung - obwohl ich sehr viel mit dem Rechner arbeite.
    Aber die Vorbereitung der Stammblätter (bei uns auf DinA4, bzw. Schülerkartei auf DinA5) erledigt bei uns die Sekretärin, sie hat die Anmeldeformulare vorliegen und bereitet gewissenhaft alles vor. Wir tragen kurz vor/nach den Zeugnissen "nur" die Noten ein, mehr nicht. Viele Kollegen halten das für vorsintflutlich, ich finde es nicht so schlimm. Einige andere Aufgaben erledigen wir mittlerweile Computergestützt (Führung der "Geheimlisten", d. h. Vertraulicher Teil des Klassenbuchs).


    Unsere Sekretärin übernimmt auch öfter mal Kopieraufträge für uns, schreibt Elternbriefe, schreibt Einladungen zu Teilkonferenzen. Wehe, wehe... Am Schuljahresende verlässt uns diese gute Fee, ich habe Sorge, dass wir danach viele dieser Arbeiten selbst erledigen müssen. Schade!


    Edit(h): Zitatzuordnung

  • @ Boeing:


    Wir haben schon auch so eine gute Fee. Allerdings hat die so wenig Stunden, dass ein derartiger Service leider nicht möglich ist. Solche Aufgaben bleiben an uns Lehrern hängen.



    Bibo

  • Hm,
    bei uns überträgt die Sekretärin die Kerndaten aus den Anmeldebögen ins Schulverwaltungsprogramm.
    ?(
    Habt ihr sowas nicht?


    Damit ist das Erstellen von Klassenlisten, Schülerbögen, Schülerlisten etc. ein Klacks.

  • Zitat

    Original von lehrerseb


    Wie sieht es den mit der Motivation aus? Bekommt man von den Schülern "Feedback" (und sei es nur durch gute Mitarbeit und angenehmes Benehmen ;) )
    Es ist gleich angenehmer mal ein paar extra Stunden arbeit zu investieren, wenn man sieht/merkt, dass die Schüler das "honorieren".


    "Man" bekommt die ganz sicherlich nicht. Hast du als Schüler dich bei einem Lehrer "bedankt", indem du gut mitgearbeitet hast und dich angenehm benommen hast?


    Wenn man nach einem Job sucht, der sich durch hohe Außenmotivation auszeichnet ist man im Lehrerjob imho absolut falsch. Absolut.

  • Von alleine kommt ein direktes positives Feedback von Schülerseite sicherlich nur selten. Anders sieht es aus, wenn du deinen Unterricht regelmäßig von Schülern evaluieren lässt. Hier kann man sich dann - vorausgesetzt man hat einigermaßen gut gearbeitet - sein Lob abholen. Die Initiative geht dazu aber halt von dir aus.

  • Als Informatiklehrer solltest du hinsichtlich des Zeitaufwandes bitte noch beachten, dass du damit prädestiniert für den klasse Zusatzjob als Sytemadmin deiner Schule bist!
    Das bedeutet z.B., dass du für die Wartung der Computerräume zuständig bist, d.h. du hältst den aktuellen Betrieb am Laufen. Die Ausstattung ist aber so veraltet, dass ständig die Rechner abschmieren und du nur am Improvisieren bist. Ständig kommt ein Schüler an, der gerade wieder mal sein Passwort verschlampt hat. Schulung der Sekretärinnen an der neuen Zeugnissoftware - dein Ding. Nervende Sitzungen beim Sachaufwandträger über die Ausstattung des neuen Computerraum, der "nächstes Jahr aber dann bestimmt kommt", gehören auch zu deinen Aufgaben.
    Falls noch Zeichen und Wunder geschehen, und irgendwann wirklich mal neue Ausstattung kommt, verkabelst du die Dinger und installierst die Software.
    An deiner Schule gibt es irgendeinen üblen Cybermobbingfall, der Chef will die Eltern beruhigen und mal schnell einen Workshop für die betroffene Klasse abhalten. Klar, da kennt er auch schon einen kompetenten Kollegen:-)

  • Hallo!


    Ich arbeite seit rund zwei Jahren als Lehrerin. Im Rahmen meiner Arbeit habe ich einige verschiedene Lehrertypen verchiedener Schulformen und Fächer kennen gelernt, d.h. durch integrativen Unterricht sehe ich wirklich viel Unterricht. Davor habe ich mehrere Jahre in der privaten Bildungsbranche gearbeitet. Überstundenausgleich gab es bei uns nicht. Und Dienstreisen sind genauso lustig wie Klassenfahrten...


    Zu den Arbeitszeiten kann ich sagen, dass der Aufwand, der von den mir bekannten Lehrern verwendet wird, im Jahresmittel nicht meiner früheren Arbeitszeit nahe kommt. Und das ist gut so. Und das wissen viele Lehrer, sprechen aber häufig nur intern darüber, um nicht als faul zu gelten. Schliesslich möchte niemand die Privilegien missen.


    Man nehme nur die Sommerferien. Ich hatte früher vielleicht 2 Wochen frei, danach hatte man dann soviel Arbeit auf dem Tisch, dass die Erholung prompt weg war. Es folgten Überstunden, um die Arbeit nachzuholen. Mein Mann, damals schon Lehrer, konnte ausschlafen, während ich mich bei schönstem Wetter aus dem Bett quälen musste.


    Ich konnte früher nicht, wenn ich mal müde oder "platt" von meiner Arbeit war, einfach ein paar Tage nachmittags nix machen und mich ausruhen. Mittagsschläfchen halten ist sehr vielen Arbeitnehmern nicht vergönnt, selbst wenn sie müde sind. Klar, dass sich das Arbeitspensum so nicht verringert. Ich denke, das ist es, was wir unseren Schülern doch beibringen sollen: Selbständiges Arbeiten organisieren. Wenn man erst um 20:00 Uhr mit der Arbeit beginnt, ist man halt entsprechend später fertig.


    Ich finde, dass man als Lehrer Stress aushalten muss. Keine Frage. Nur frage ich micht oft, mit welcher Motivation viele Lehrer diesen Beruf ergriffen haben. Es gibt deutlich zu viele Lehrkräfte, die zu stressanfällig sind und viel zu schnell unter einer Last zerbrechen, die ich persönlich für tragbar halte. Da frage ich mich schon, was die wohl in meinem alten Job gemacht hätten. Ausserdem: Wer so viel verdient, muss in der Wirtschaft einen seeeeehr viel stressigeren Job machen.


    Noch etwas: Mit Schmunzeln habe ich die Beiträge über das Toilettenproblem gelesen. Man sollte eine Verkäuferin, die alleine im Laden ist mal fragen, wann sie aufs Örtchen gehen kann. Ich hoffe also, dass dieses Problem nicht wirklich ernst gemeint war.


    Damit sollte man als Lehrer meiner Meinung nach zurechtkommen:
    1.Zeiteinteilung so nutzen, dass man zurecht kommt. Vorausschauendes Planen schaffen nicht alle. Viele planen noch von Tag zu Tag.
    2. Nicht dauernd jammern, wenn es nachmittags Termine gibt. Ich erwarte einfach nicht, früh nach Hause zu kommen. Oder von Eltern ständig erwarten, dass sie vormittags in der Freistunde Zeit für ein Gespräch haben. Also, ein wenig dienstleistungsorientierter denken fände ich wünschenswert.
    3. Kinder und Jugendliche. Ja, es gibt Lehrer, die sehr schnell genervt sind und denen fachliche Grundlagen im Umgang mit einer Klasse fehlen. Wenn 20 Kinder Lärm machen, ergibt das für jeden eine andere Belastung. Also einfach mal selber längerfristig testen!


    Die Aufzählung ist natürlich unvollständig und total subjektiv!
    Viele Grüße
    Semigund

  • Wie schön, dass alle Klischees (Privilegien, überbezahlt, nicht stressresistent) wieder in einem Beitrag gebündelt wurden. Danke dafür. :)

  • Zitat

    Original von Semigund
    Noch etwas: Mit Schmunzeln habe ich die Beiträge über das Toilettenproblem gelesen. Man sollte eine Verkäuferin, die alleine im Laden ist mal fragen, wann sie aufs Örtchen gehen kann. Ich hoffe also, dass dieses Problem nicht wirklich ernst gemeint war.


    Ich bin heute Abend schon zu müde, um den Beitrag noch vollständig zu "würdigen". Zu dem oben zitierten Punkt muss ich aus eigener Erfahrung aber doch noch schnell etwas erwidern.


    Ich habe vor meiner Zeit als Lehrer einige Jahre als Verkäufer im Einzelhandel gearbeitet und diesen Job sehr gerne gemacht. Stressige Phasen, bei denen man nicht nach Belieben zur Toilette konnte, gab es tatsächlich. Ansonsten muss ich aber ganz klar sagen, dass die Arbeitsbelastung unterm Strich aber sowas hinter der eines Lehrers zurück bleibt, dass der Vergleich der beiden Arbeitsfelder einfach lachhaft ist - Ausnahmen bestätigen dabei wie immer die Regel.

  • Oh ich kann das alles nicht mehr hören bzw. lesen. DIE freie Wirtschaft halte ich genauso wenig für existent, wie es DEN faulen, schlecht strukturierten, jammernden Lehrer gibt. Die Unterschiede bezüglich Arbeitsmotivation, Arbeitsverhalten, Arbeitszeiten, Fähigkeiten, Verdienst, etc., etc. sind im Lehrerberuf bestimmt genauso weit gefächert, wie die in der hier immer so genannten freien Wirtschaft. Zwischen einem Ingenieur bei VW und einem BWL studierten Regionalverwalter bei LIDL liegen sicher Welten in Sachen Verdienst und Arbeitszeiten. Soll sich jetzt der Ingenieur grämen und mehr arbeiten? Außerdem lässt sich ein bestimmter Verdienst nicht bloß über die Arbeitszeit legitimieren, sondern auch darüber, wie diese Arbeit ausgeführt wird.


    Ich habe übrigens mal im Spiegel gelesen, dass in JEDEM Beruf etwa 30 % sehr engagiert sind und der Rest sich durchschnittlich engagiert bzw. einige dann eben unterdurchschnittlich.

  • Schade, da habe ich mich wohl ungünstig ausgedrückt. Ich habe viele Kolleginnen und Kollegen, die ich sehr schätze und zu denen ich aufsehen kann, aber ob die regelmässig 50 bis 60 Stunden pro Woche arbeiten, puh!
    Habt Ihr Euch das vorher so ausgesucht, bzw. das gewusst? Oder hat sich das im Laufe der Zeit so verändert (bin ja neu im System...)? Warum macht Ihr das dann noch?;o)


    Mir macht das Lehrersein einfach Spaß und obwohl ich Angestellte bin fühle ich micht nicht unterbezahlt! Warum muss ich dann behaupten, dass ich 60 Stunden pro Woche arbeite (natürlich auf das Jahr gerechnet und mit 30 Tagen Urlaub). Ist es nicht ok, wenn man 40 bis 45 Stunden arbeitet? Darf man das nicht sagen?


    Gerade das selbständige Arbeiten und die eigenverantwortliche Planung finde ich super. Bisher hatte ich zudem immer das Gefühl, dass sich Engagement und gute Vorbereitung durchaus auszahlt. Bisher reicht mir das als positives Feedback. Natürlich kann das mit den Jahren schwinden. Es gibt eben Kolleginnen, die sehr engagiert sind und einige, die es deutlich weniger sind. Die Leistungen sind unterschiedlich. Und Leistung und Engagement sollte man honorieren. Das System lässt dies jedoch kaum zu. Und darüber kann man sich wirklich aufregen!


    Zu den systembedingten Problemen kann ich nur sagen, dass das für mich nervigste Punkt ist: Alles dauert ewig. Wirkliche Veränderungen sind kaum durchzusetzen. Wer Zeuge einer Gesamtkonferenz war, weiss, was ich meine. Da wird über vergleichbar unwichtige Sachen endlos diskutiert, anstatt zu handeln...
    VG Semigund

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