Frage zur Grundschulempfehlung

  • Hallo liebe Grundschulkolleginnen & Kollegen,


    ich habe eine Frage, die ich quasi im Auftrag einer Bekannten stelle. Da ich aber als Sek. 1 - Lehrerin nicht ganz "up to date" bin, welche Noten man für welche Empfehlung braucht, reiche ich mal die Frage an euch weiter.
    Das Mädchen (9 Jahre alt) hat im Halbjahreszeugnis von Klasse 4 folgendes Notenbild:
    Deutsch (alle drei Bereiche) "gut"
    Mathe: "ausreichend"
    Sachunterricht: "gut"
    Alle anderen Noten der Nebenfächer sind im 2er bis 3er Bereich. Die Mathenote ist also die einzige Vier.


    Die Lehrerin will nur eine Hauptschulempfehlung aussprechen, die Eltern wollen aber, dass sie zur Realschule geht...


    Klar ist es "aus der Ferne" sehr schwer darüber zu urteilen, da ihr das Arbeits- und Sozialverhalten des Kindes nicht kennt, aber vielleicht könnt ihr ja mal berichten, wie es rechtlich mit diesem Notenbild in NRW aussieht und welche Empfehlungen ihr Kindern mit solchen Noten gebt.

  • Auch wenn man das aus der Ferne kaum beurteilen kann:


    Eindeutig Realschule!


    Begründung: Wäre Mathe jetzt nicht ausreichend sondern befriedigend, hätte man sogar im "Mutterland des Grundschulabiturs" eine Aussicht auf das Gymnasium, erst Recht die Empfehlung zu Realschule.


    Es gibt vielleicht Gründe für die Hauptschulempfehlung, wie absolute Unselbständigkeit, zu langsames Tempo, Noten wurden nur unter größter Anstrengung erreicht, das Kind wäre dem Druck überhaupt nicht gewachsen usw. Aber das kann man in so einem Fall nicht wissen.


    Aus unserem Schulamt wurde folgende Aussage bekannt: Die Schulempfehlung muss zum Notenbild passen, außerdem sollte eine einheitliche Regelung an den Schulen gefunden werden. Das bedeutet, dass vergleichbare Zeugnisnoten auch vergleichbare Empfehlungen ergeben.


    Viele Grüße


  • Ich möchte Tintenklecks hier zustimmen. Deutsch ist durchgehend gut und bildet auch schon eine Art Ausgleich für Mathe.
    Das Mindeste wäre ein Hauptschulgutachten mit Einschränkung Realschule gewesen.


    Es wäre auch nicht uninteressant in was für einem Enzugsgebiet die Grundschule liegt.


    LG

  • Die Grundschule liegt in einem Dorf in Südwestfalen - also eher ländlich geprägt. Es gibt in der Klasse nur sehr wenige SuS mit Migrationshintergrund.
    Ich weiß sicher, dass das Mädchen keine Nachhilfe bekommen hat - abgesehen von der Mutter, die ihr bei den Hausaufgaben über die Schulter schaut und vor Arbeiten mit ihr übt.
    Mehr Infos habe ich auch nicht, aber eure bisherigen Antworten (vielen Dank dafür!) bestätigen mein "Bauchgefühl".

  • Zitat

    Original von Finchen
    Die Grundschule liegt in einem Dorf in Südwestfalen - also eher ländlich geprägt. Es gibt in der Klasse nur sehr wenige SuS mit Migrationshintergrund. .


    Das habe ich mir irgendwie schon fast gedacht. Da hat die Kollegin doch recht hohe Ansprüche. Da hätte das Gutachten im sozialen Brennpunkt im Ruhrgebiet doch anders ausgesehen.


    Ich finde es ungerecht.


    LG

  • In Bayern gäbe es damit ein "... geeignet für die Realschule." Dass es Lehrer in NRW noch enger sehen, finde ich schon interessant.



    Bibo

  • Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten! Ich werde die Mutter zumindest nochmal darauf hinweisen, dass sie das Gespräch mit der Lehrerin suchen und sich von ihr eine ausführliche Begründung für die Hauptschulempfehlung geben lassen sollte.
    So wie ich das verstanden habe ging ihre Argumentation wohl in die Richtung, dass das Mädchen auf der Hauptschule durch viele Erfolgserlebnisse bestärkt werden würde, wohingegen Misserfolgserlebnisse auf der Realschule (zunindest in Mathe sind die ja nicht ausgeschlossen) sie demotivieren würden.

  • Zitat

    Original von Finchen:
    So wie ich das verstanden habe ging ihre Argumentation wohl in die Richtung, dass das Mädchen auf der Hauptschule durch viele Erfolgserlebnisse bestärkt werden würde, wohingegen Misserfolgserlebnisse auf der Realschule (zunindest in Mathe sind die ja nicht ausgeschlossen) sie demotivieren würden.


    Die Idee finde ich grundsätzlich nicht schlecht, ähnliche Fälle hatte ich auch. Allerdings fällt die Annahme der Lehrkraft in den Bereich Spekulation. Allein deswegen fände ich es besser, eine RS-Empfehlung zu erteilen (die Noten sprechen ja grundsätzlich dafür), den Eltern die Bedenken mitzuteilen und ihnen die Entscheidung zu überlassen.


    Anscheinend geht es ja um ein eher sensibles Mädchen. Kann denn die Lehrkraft garantieren, dass das Mädchen durch die HS-Empfehlung nicht auch sehr demotiviert sein wird? ;)



    Bibo

  • Ich habe auch gerade Empfehlungen geschrieben. In diesem Fall hätte ich sicher Realschule empfohlen. Falls die Noten überwiegend im unteren Spektrum der Noten liegen, hätte die Lehrerin dann zu mindestens eine eingeschränkte Realschulempfehlung geben können. Dann hätten die Eltern unter Abwägung aller Bedenken selbst entscheiden können.
    Wenn ich den Anspruch für eine Realschulempfehlung so "hoch" angesetzt hätte, würden etliche aus meiner Klasse auch zur Hauptschule gehen.

  • Mal ganz naiv nachgefragt:


    Sind die Empfehlungen nicht schon längst alle fertig?
    Bei uns laufen doch schon länger die Anmeldungen und die Eltern bringen ganz fleißig die Zeugnisse und die Empfehlungen mit.
    Oder ist das vom Regierungsbezirk abhängig? Oder von der Kommune?


    Über so eine Schülerin würde ich mich an der Hauptschule mehr als freuen, Deutsch gut, das gibts bei uns (auch ländlicher Raum) eigentlich nie, höchstens mal Mathe gut, der Rest ausreichend und schlechter.

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