Bald abgeschafft?- Zukunft der Förderschulen

  • http://www.zeit.de/2009/36/B-Integration


    Die Reihe solcher Artikel ließe sich unendlich fortsetzen, nahezu jede Woche erscheinen im "Spiegel" oder in der "Zeit" solche Berichte. Die Leserkommentare fallen auch ganz unterschiedlich aus- ich allerdings weiß so langsam nicht mehr, was ich davon halten soll.


    Ich studiere noch nicht, aber ich möchte es gerne- ich hab zahlreiche Praktika in sozialen Einrichtungen und Förderschulen gemacht, die Arbeit gefällt mir und zwar so gut, dass ich beschlossen habe, auch in diese Richtung zu gehen.
    Ich sehe nicht, dass Förderschulen den Schülern dort schaden, dass die Arbeit der Sonderpädagogen "menschnverachtendsfördernd" ist- aber das Gegenteil wird seit der UN- Konvention, die Deutschland bereits ratifiziert hat, in der Presse behauptet. Immer mehr und immer deutlicher.
    Worüber ich mir Gedanken mache- vielleicht nicht ganz uneigenützig- was aus mir als studierter Förderschullehrer in 7 Jahren nach dem 2. Staatsexamen wird. Was allgemein aus den Förderschulen und Förderschullehrern werden SOLL.
    Mich verunsichert das alles so sehr, dass ich schon am Überlegen bin, nicht doch was anderes zu studieren, so ambitioniert ich auch in das Studium gehen würde. Ich möchte nicht nach 5 Jahren Studium und zwei Jahren Referendariat auf der Straße stehen, weil es den Berufsstand "Förderschullehrer" schlicht nicht mehr gibt oder dergleichen, und deswegen meinen Traumberuf nicht ausüben zu können...


    Wie seht ihr bereits tätigen Förderschullehrer das? In welche Richtung geht Deutschland eurer Meinung nach? Sollen Förderschulen abgeschafft werden? Müssen Studienanfänger, bereist Studierende und Berufstätige sich Sorgen um ihre Zukunft machen?


    Ich würde mich sehr über Antworten und eine angeregte Diskussion freuen.

  • Hallo,


    ich bin zwar am Gymnasium - darf aber hoffentlich trotzdem antworten. Denn: Bei uns an der Schule unterrichten (-> I-Klasse) mehrere Förderschullehrer. Ohne würden wir sang- und klanglos untergehen. Wir haben schlicht und ergreifend nicht die Ausbildung (also auch nicht das Wissen), um mit den "besonderen Bedürfnissen" umzugehen, Materialien zu erstellen, ... An unserer Schulform ist es doch eher selten, dass jemand nicht lesen kann (und es nie lernen wird) oder jemand anderes im Bio-Unterricht erstaunt feststellt, dass es Jungen und Mädchen gibt...


    Also: Selbst wenn Förderschulen abgeschafft werden, muss es Förderschullehrer geben. Sonst sind nämlich viele Kinder nur noch zur störungsfreien "Aufbewahrung" verurteilt.


    (Und ganz persönlich denke ich, dass Integration eine feine Sache ist, aber manchmal ein geballtes Know-how, in Kombination mit der speziellen Materialausstattung an der Förderschule sinnvoller ist. Manche Kinder können durch die Förderschule mehr erreichen als durch die Integration.)

  • Integration finde ich auch eine feine Sache und ich würde später auch gerne an Integrationsschulen arbeiten. Ich war auch schon an einem Förderzentrum, an dem Integrativunterricht betrieben wurde, hat mir gefallen.


    Was ich mir aber vorstellen könnte (auch wenn es recht schwarzmalerisch klingt): Da die Umsetzung der Integrativschulen den Staat eine Menge Geld kosten wird, wenn sie es denn ordentlich umsetzen wollen, dann aber an anderen Ecken sparen: Nämlich, dass in den I- Klassen dann "normale" Real- und Hauptschullehrer eingesetzt werden und dazu Integrationshelfer oder Sonderpädagogen, aber eben keine FörderschulLEHRER, weil die ja mehr Geld kosten würden.
    Die Integration würde so einigermaßen umgesetzt, aber Förderschullehrer werden trotzdem überflüßig. Ich weiß, das ist eine Art Horrorszenario, aber hey: wir leben in Deutschland. Da kann man durchaus mit sowas rechnen...

  • Zitat

    Da die Umsetzung der Integrativschulen den Staat eine Menge Geld kosten wird


    Integration an "Regelschulen" ist bereits billiger als Plätze an Förderschulen.
    (Was meinst du, warum das teilweise massiv betrieben wird...)

  • Deutschland ist aber doch auch eines der wenigen Länder in denen es überhaupt Förderschulen gibt, oder. In anderen Ländern wird erfolgreich "nur" integriert- Stichwort Inklusion!
    Natürlich braucht man dort Förderschullehrer!! Bin selbst an einer Schwerpunktschule und dort geht es ohne die ausgebildeten Kollegen nicht. Auch wenn die ADD z.T. Hilfslehrer mit Magister (Deutsch) schickt, die hoffnungslos überfordert sind, wenn sie mit Kindern arbeiten sollen, die nur noch ganz knapp einen L-Status erreicht haben...
    Ich bin für ganz viele gut ausgebildete Förderschullehrer an allen Regelschulen!

  • Zitat

    Original von bohememaedchen91
    Nämlich, dass in den I- Klassen dann "normale" Real- und Hauptschullehrer eingesetzt werden und dazu Integrationshelfer oder Sonderpädagogen, aber eben keine FörderschulLEHRER, weil die ja mehr Geld kosten würden.
    Die Integration würde so einigermaßen umgesetzt, aber Förderschullehrer werden trotzdem überflüßig.


    Was sind denn Sonderpädagogen? Hier in Hessen gibt es keine, das scheint also etwas sehr länderspezifisches zu sein und damit wohl auch keine echte Konkurrenz zu Förderschullehrern.
    Integrationshelfer arbeiten bislang auch bereits an Förderschulen bzw. in der Integration. Ist gar nicht so einfach, welche zu kriegen, also woher sollten dann noch ausgerechnet so viele genommen werden, um damit die vielen Förderschullehrer zu ersetzen?
    Also das Ersetzen wird schwierig, bliebe dann nur das Abschaffen der Förderschullehrer übrig.


    Generell muss ich sagen: Horrorszenarieren kannst du dir für jeden Beruf ausmalen, aber solche Katastrophengedanken bringen einen in der Regel nicht viel weiter.
    Für wie wahrscheinlich hältst du es, dass der von der geschilderte Fall eintritt? Kein Mensch kann in die Zukunft gucken, das musst du mit dir selbst ausmachen.


    Sich über Integration Gedanken zu machen, ist aber sehr sinnvoll und wird auch im Studium großen Raum einnehmen. Förderschullehrer werden keineswegs für die Arbeit an Förderschulen ausgebildet, sondern als Förderschullehrer kannst du dich eher als Interessensvertreter für Kinder und Jugendlichen mit besonderen Schwierigkeiten in einem bestimmten Bereich verstehen.


    Die Meinungen über Integration gehen aber auch bei Förderschullehrern auseinander, was aber die unterschiedlichsten und nicht unbedingt nur fachliche Gründe hat.


    Zitat

    Original von sindbad75Ich bin für ganz viele gut ausgebildete Förderschullehrer an allen Regelschulen!


    Sagen wir mal so: Kurzfristig gedacht wäre ich auch dafür.
    Langfristig gedacht würde ich den Slogan lieber etwas abwandeln in "Ich bin für ganz viele gut ausgebildete Lehrer an Regelschulen."
    Wäre die pädagogische Ausbildung der Regelschullehrer nicht so mangelhaft, wären längst nicht soviele Förderschullehrer notwendig.
    Wir kochen doch auch nur mit Wasser und in meinen Fachbereichen (SH, LH + EH) reichen oft elementarste pädagogische Grundkenntnisse, um die Arbeit der Regelschullehrer zu unterstützen.


    Natürlich gibt es auch wirklich schwierige Fälle, die eine ganz spezielle Förderung benötigen und diese dann auch durch speziell ausgebildete Lehrer bekommen müssen, aber es landen ungemein viele "normale" Kinder und Jugendliche an Förderschulen, die eigentlich auch an Regelschulen beschult werden könnten, wenn anders gearbeitet werden würde.
    Dafür fehlen aber noch so ungemein viele Voraussetzungen, in vielen Bereichen natürlich, so dass ich nicht davon ausgehe, dass sich in Deutschland im nächsten Jahrzehnt etwas grundlegend verändern wird.


    Mehr als Verschiebebahnhof und Haarspaltereien über Begriffsdefinitionen wird's nicht geben.


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

  • Selbst wenn es eines Tages keine Förderschulen mehr geben sollte, werden weiterhin Förderschulpädagogen benötigt. Deren Tätigkeitsbereich wird sich verlagern in die Betreuung von Förderschülern an allgemeinen Schulen. Ich wurde als behinderte Schülerin von einem Förderschullehrer betreut, der ausschließlich als sog. "Integrationshefer" oder "Mobiler Dienst" arbeitete. In NRW z.B. unterrichten sogar Lehrer der allgemeinen Schule und Förderschulehrer zeitweise im Teamteaching. Der Beruf "Förderschullehrer" wird sicher nicht aussterben, sondern aus meiner Sicht wichtiger denn je werden, da wegen der verbesserten medizinischen Versorgung die Überlebensrate von behinderten Kindern steigt und immer mehr Eltern trotz Pränataldiagnostik sich für ihr evt. behindertes Kind entscheiden. Es gibt auch Förderschullehrer, die statt ins Lehramt zu gehen lieber eine Praxis aufbauen und z.B. Beratung bzw. Betreuung oder Förderung anbieten.

  • Zitat

    Original von Powerflower
    Es gibt auch Förderschullehrer, die statt ins Lehramt zu gehen lieber eine Praxis aufbauen und z.B. Beratung bzw. Betreuung oder Förderung anbieten.


    Dass man mit einem Master of Education bzw. dem ersten Staatsexamen nicht zwangsläufig ins Ref und dann in Lehrerberuf muss, ist mir bekannt.


    Ich weiß, ich mach hier Panik, aber ich mach mir eben oft und extremst viel Gedanken. Da in letzter Zeit die Integration ein beliebtes Medienthema ist, liest und hört man viel und das verunsichert mich, denn ich hab in dem Bereich, in den ich möchte, noch so gut wie gar keine Erfahrung gesammelt (außer meine Orientierungs- und Pflichtpraktika), dass ich sagen könnte, wie es in ein paar Jahren diesebezüglich aussehen könnte. Deswegen die Frage an euch Erfahrenen ;)


    Ich persönlich denke ja auch, dass man vllt Förderschulen, aber nicht -lehrer abschaffen kann. Die Tendenz geht ja nun auch dahin, dass immer mehr Kinder in irgendeiner Weise Förderung brauchen.


    Aber wie gesagt... jung und unerfahren und muss jetzt Entscheidungen treffen. Und dazu noch Opfer der "Panikmache" der Medien.
    Aber danke, dass ihr hier so fleißig postet. :)

  • Rein rechnerisch ist es wohl in NRW nicht möglich, die derzeit vorhandenen Förderschüler und die derzeit vorhandenen Förderschullehrer angemessen auf die Grundschulen (z.B.) zu verteilen, dass flächendeckend und stundenplanabdeckend ein Förderschullehrer bei den Förderschulkindern ist.


    Insofern kann sich die angemessene Förderung nur verschlechtern.
    Dummerweise muss man es wohl umsetzen, da es eine Forderung von außen ist. (EU? Habe das noch nicht nachgelesen.)


    Wenn es hart auf hart kommt, werde ich als Grundschullehrer aber wahrscheinlich zu den Eltern der Förderschüler sagen müssen: sorry, aber ich bin alleine nicht in der Lage, den Spagat der Schüler fördertechnisch zu bewältigen und kann daher ihr Kind nicht angemessen fördern, ohne die anderen Schüler zu vernachlässigen. Leider. Beschwerden bitte an KuMi. Nicht an mich.
    Was will ich machen.


    @Threadstarter: der Förderschullehrer soll zumindest in NRW nicht abgeschafft werden. Er wird nur weitgehend an die Regelschulen verlagert. Wie es bei dir im Bundesland aussieht, kann ich dir aber nicht sagen. Sorry.


    kl. gr. Frosch

  • Zitat

    Original von kleiner gruener frosch
    Rein rechnerisch ist es wohl in NRW nicht möglich, die derzeit vorhandenen Förderschüler und die derzeit vorhandenen Förderschullehrer angemessen auf die Grundschulen (z.B.) zu verteilen, dass flächendeckend und stundenplanabdeckend ein Förderschullehrer bei den Förderschulkindern ist.


    Das wäre nur der Fall, wenn Integration und Spezialbeschulung weiterhin im gleichen Maße nebeneinander betrieben werden.
    Wird Integration konsequent umgesetzt und Spezialbeschulung reduziert, können Förderschulen geschlossen werden, wodurch sogar Gelder frei werden, weil die ganzen Verwaltungsapparate wegfallen und sich Förderschullehrer auf die Förderung konzentrieren könnten, ohne den ganzen Rattenschwanz an ganz normalen Tätigkeiten, die ein Regelschullehrer genauso gut machen kann, zu leisten. (Super Satzbau, Mia. :D )

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Mia: Sonderpädagogen und Förderschullehrer sind in NRW quasi Synonyme. Eigentlich weiß ich grad gar nicht, wie ich meinen Beruf nennen soll ;-) Ich bin Sonderpädagogin, Förderschullehrerin, GU-Lehrerin, Integrationslehrerin...Keine Ahnung....Je nachdem wen man fragt ist die Berufsbezeichnung anders. Ganz offiziell bin ich Lehrerin für Sonderpädagogik.
    Ich denke auch, dass Förderschullehrer, wie auch immer sie heißen mögen, nach wie vor gebraucht werden, auch wenn zunehmend die Förderschulen durch Förderzentren ersetzt werden und Integration die Leitidee ist. Auch wenn man fairerweise (je nach umgesetzten Konzept der Integration) sagen muss, dass mit der Auflösung der Förderschulen die Belastung für die Regelschulkollegen zunehmend höher wird...

  • Hallo,
    ich schalt mich mal kurz hier ein, umevtl. einen Überblick über die verschiedenen Modelle der Inklusion in den Bundesländern zu erhalten.
    Ich selbst arbeite in Niedersachsen an einer Förderschule Sprache und bin zunehmend von der Inklusionsdiskussion frustriert. Nach meinem Wissen ist der derzeitige Stand in NS etwa so:
    Abschaffung der Unterstufen der Förderschulen SR, LH und ES = EInschulung aller Kinder in die GS
    DIe Förderschullehrer werden an die Grundschulen verlagert bei einem Stundenschlüssel von 2Wochenstunden pro Klasse.
    DIe Funktion der Förderschullehrer soll eine beratende sein, es sollen also keine Schüler zur "Nachhilfe" aus dem Unterricht genommen werden.


    BEi den Voraussetzungen mache ich mir schon Gedanken um


    1. die Schüler :
    Wenn ich an unsere Kinder denke kann ich mir einfach nicht viorstellen, dass sie mit den sehr hohen Ansprüchen der Grundschule und den großen KLassen klarkommen (Wir haben im Gegensatz dazu kleine Klassen, eine Zeitliche Streckung und gerade im Fach Deutsch die doppelte Stundenzahl in der Stundentafel verankert, die Rückschulungsquote an der Förderschule Sprache würde ich ganz unempirisch geschätzt mit mindestens 80% angeben)


    2. mein Arbeitsplatz
    In einem Flächenland wie Niedersachsen heißt Inklusion für die Förderschullehrer zwangsläufig REISEN, Kolleginnen die im Mobilen DIenst eingesetzt waren haben das z.T. schon erfahren: 2 Stunden an der einen Schule, in der gro0en Pause ins Auto und zur nächsten, usw. .Da die Anfangszeiten der Schulen variieren bekommt man manchmal nur eine halbe Unterrichtsstunde mit und die Grundschullehrer erhoffen sich scheinbar eine "Wunderheilung". Ich persönlich habe noch kein funktionierendes System kennengelernt.
    Ich fühle mich dafür auch schlecht ausgebildet!!!
    Das was ich jetzt mache hilft mir in keinster Weise Grundschullehrer zu beraten, wie Inklusion funktionieren kann, Fortbildungen sind aber bisher nicht vorgesehen. ICh bekomme Maghenschmerzen, wenn ich mir vorstelle, ich solle einer gestandenen GS-Kollegin erzählen, wie sie ihren Unterricht in einer extrem heterogenen Klassegestalten soll. Ich versuche immer wieder z.B. kontextoptimierte Phasen zur Grammatikförderung in den therapieimmanenten Unterricht einfließen zu lassen, soll ich die Grundschullehrer jetzt darin fortbilden? Das kann ich nicht!
    ICh denke ich würde zur Zeit nicht mehr Sonderpädagogik studieren, das niedersächsische Berufsbild macht mir zurzeit Angst!
    Besonders fragwürdig finde ich die Vorgehensweise für die Schüler, die zuerst davon betroffen sein werden, die kommen in Schulen ohne Konzepte obwohl sich ihr Förderbedarf durch die Inklusion ja nicht von alleine auflöst. Die Konzepte werden im günstigsten Falle ja erst mit der Zeit reifen.
    Versteht mich nicht falsch, langfristig halte ich Inklusion für eine gute Möglichkeit (nicht die einzige) wenn die Rahmenbedingungen stimmen! Für einige Kinder wird der Schonraum aber nach wie vor wichtig sein!
    So, genug Frust von der Seele geschieben!
    LG
    Cyan

  • 2 Stunden pro Klasse? Ich habe keine Zahlen für NRW, will aber mal hoffen, dass das in NRW anders geplant ist.


    Denn bei einem solchen Schlüssel kann ich mich dann nur an den Kopf fassen und den Eltern das mitteilen, was ich oben schon geschrieben habe. *aua*


    Die armen Förderschüler.


    Kl. gr. Frosch


    P.S.: cyanscott, und mit den FS-Lehrern möchte ich dann auch nicht tauschen. Ich habe ein schönes Auto, aber ich will darin nicht wohnen. ;)

  • Es gibt in NRW verschiedene Integrationsmodelle: Schwerpunktschulen mit integrativen Klassen (d.h. Integration einer kleinen Gruppe von Schülern mit sopäd. Förderbedarf) und Einzelintegration.
    ich bin in der Einzelintegration gelandet. Und ganz ehrlich, ich habe mir das so nicht vorgestellt, als ich mich beworben habe. Meine Situatio ist so, dass ich eigentlich eine Stammschule habe (Grundschule), aber mit einigen Stunden noch a zwei weitere Grundschulen abgeordnet bin. Ich habe Schüler mit Förderschwepunkt geistige Entwicklung, körperlich-motorische Entwicklung, Lernen, emotional-soziale Entwicklung und Sprache. Ausgebildet bin ich im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, mein zweites studiertes Fach ist körperlich- motorische Entwicklung. Ich fühle mich für die Schüler mit den anderen Schwerpunkten teilweise auch überhaupt nicht ausgebildet ud ja, mir fällt es schwer, eine 60 jährige, gestandene Kollegin dahingehend zu beraten, wie sie ihren Unterricht auf ein ES-Kind oder ein Kind mit Förderschwerpunkt Sprache einzustellen hat. Vor allem fällt mir das schwer, weil ich insgesamt 11 Schüler in 11 Klassen an 3 verschiedenen Schulen habe. Meine eigentliche Aufgabe wäre unter anderem die Beratug und Unterstützung der KLs. Aber, man kann sich ja ausrechnen, wie viele Stunden für die Schüler/eizelnen Klassen tatsächlich bleiben, wenn man von einem 28-Stunden-Debutat ausgeht... Und ich hab es noch gut, ich hab Kollegen mit 18 Kindern an 4 Schulen...
    Ich arbeite gerne in der Integration, aber die Rahmenbedingungen sind ziemlich besch*****! Und die meiste Arbeit bleibt an den GS-Kollegen hängen!
    Mal ganz abgesehen davon, dass viele der Förderschüler, besonders die zieldifferenten, ihre Zeit in der Schule oft genug sinnlos verstreichen lassen.... Und viele Eltern finden es super, ihr Kind geht zur Grundschule, alles andere ist uninteressant. Viele verstehen im Grunde nicht, dass das System pure Augenwischerei und Sparmaßnahme ist...
    Sorry, ich bin grad ein wenig frustriert...

  • Oje, da liegt bei euch ja noch einiges im Argen. 8o


    Meine Schule (Sprachheilschule) arbeitet auf beiden Ebenen: Wir arbeiten beratend und integrierend als auch separierend. Der integrative Bereich leistet hervorragende Arbeit, die Zufriedenheit in unserem Kollegium ist recht hoch und ich bin eigentlich der Meinung, dass unsere Stammschule nicht mehr ist als ein Relikt aus früheren Zeiten.
    Würden die Mittel und Kapazitäten, die wir an unserer Förderschule erhalten, entsprechend an die Regelschule gegeben, halte ich eine äquivalente Förderung für möglich und sogar für sinnvoller als an unserer Stammschule.
    Ich spreche aber in dieser Ausschließlichkeit explizit für meine Schulform, bei LH- und EH-Schulen halte ich die Option schulischer Schonraum in manchen Fällen durchaus für notwendig. Mit den anderen Sonderschulformen kenne ich mich nicht ausreichend aus.


    Ansonsten halte ich mich jetzt mal eher kurz, ich glaube, die meisten kennen meine Haltung in Sachen Integration eh schon. :P


    Aber ich möchte nochmal dafür plädieren, finanzielle und fachliche Aspekte nicht ständig durcheinander zu schmeißen. Das eine hat nicht per se etwas mit dem anderen zu tun.


    Ich denke wir sind uns einig: Es müsste mehr in Bildung investiert werden statt immer weniger.
    So wie's ist, ist es ja auch nicht gut und es wird ja tendenziell immer schlechter. Und egal, welche pädagogischen Konzepte man nun in fachlicher und persönlicher Hinsicht besser finden mag: Kein Einziges kann unter den aktuellen Voraussetzungen nur annähernd befriedigend funktionieren.


    @cyan: Ihr habt zusätzliche Stunden in der Stundentafel verankert? Und eine zeitliche Streckung? Da werde ich direkt neidisch. :P
    Das ist leider nicht die Regel, kann also leider nicht als generelles Argument pro Förderschule dienen.
    Hier in Hessen gibt es sogar noch einen fiesen Einspartrick: Die Unterrichtsstunden an Förderschulen sind 5 Min. kürzer als an Regelschulen, also nur 40 Min. Das wird bei den Förderschullehrern aber entsprechend verrechnet und deswegen dürfen wir eine Stunde mehr arbeiten als die entsprechenden Regelschullehrer.
    Die Stundentafel für die Schüler bleibt allerdings gleich und dementsprechend müssen unsere Sprachheilschüler in kürzerer Zeit das Gleiche lernen wie die Regelschüler. Und selbstverständlich nebenher noch ihre besonderen Schwierigkeiten bewältigen, denn zusätzliche Förderstunden gibt's natürlich auch keine.
    Genial oder?

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    2 Mal editiert, zuletzt von Mia ()

  • Das hört sich ja mal alles echt berauschend an... *ironie*


    Aber mit "mehr Geld für Bildung" dürfte man wohl in der nächten Zeit nicht rechnen, das Geld geht im Moment woander hin... Tzz.


    Vielleicht sollte ich doch lieber gleich Sprachtherapie oder Psychologie studieren. So wie sich das bspw. in Niedersachen anhört, da wird einem ja schlecht.


    Wie gesagt, ich finds einfach unmöglich, das irgendetwas ratifiziert und unterschrieben wird, was die UN vorlegt, ohne zu wissen, was sie da eigentlich tun. Nun steht man unter Druck, in ein paar Jahren muss ein Bericht vorliegen, wie weit die Integartion nun vorangeschritten ist und um da keinen Rüffel zu bekommen (mal ehrlich: was kann schlimmstenfalls passieren?), wird nun irgendwie irgendwas zusammengepfuscht ohne groß nachzudenken, in der Bildung wird eh gespart und dann haben wir sowas, wie von euch beschrieben.


    Deutschland braucht Lehrer, aber was die Politiker dafür tun, geht eher ins Kontraproduktive. Ich bin nämlich wirklich am Überlegen, ob ich mir DAS dann 45 Jahre antun will- und besser wird es, wie Mia sagt, eh nicht mehr...

  • oh, sonderpädagogen-frust. darf ich mtispielen? :rolleyes:


    ich bin sonderpädagogin im gu. ich habe das glück, an der stammschule zu unterrichten und nicht fahren zu müssen, habe aber auch nur eine teilzeitstelle. mit dieser muss ich zwei klassen mit insgesamt 7 gu-kindern abdecken (förderbereiche sind natürlich auch total heterogen). irgendwie ging das aber.
    na ja, meine kollegen (die nur stundenweise in der klasse sind zum fachunterricht) sind natürlich gefrustet, weil sie in den randstunden keiner unterstützt im gu. das kann ich mit meiner tz-stelle aber nicht abdecken.


    nun falle ich schwangerschaftsbedingt aus... und prompt stehen meiner schüler alleine da. meine gu-kinder erhalten seit wochen keine sonderpäd. förderung. ist das zu fassen?


    ich bin total gefrustet von dem system gu in nrw.
    so funktioniert das nicht. man kann nicht eine teilzeit-sonderschullehrerin an eine grundschule stecken, um den kompletten gu dort abzudecken. das funktioniert einfach nicht. noch dazu zwingend fremd in manchen fachrichtungen. klar kann ich auch irgendwie sprachförderung mit den kindern machen, aber ich bin in dem bereich nicht ausgebildet. das kann trotz allen einarbeitens nicht die qualität haben wie bei ausgebildeten sonderpädagogen im bereich sprachliche entwicklung. dafür bin ich fit im bereich emotionale/ soziale entwicklung und lernen. wieso werden kompetenzen nicht sinniger genutzt?


    es gibt in nrw auch städte, in denen die sonderpäd. förderung im gu gebündelt ist - sprich an wenigen ausgewählten grundschulen im stadtgebiet, wo dann eben auch entsprechend viele sonderpädagogen die förderung abdecken.


    momentan bereue ich es, dass ich der förderschule den rücken gekehrt habe. da habe ich anständig arbeiten können, habe die kinder entsprechend ihren bedrüfnissen fördern können.
    gu ist echt nicht alles... das kann funktionieren, kann eine super sache sein... aber nicht so ?(


    frust-aus-nrw-antwort ende.

  • Mia
    In Niedersachsen arbeitet irgendwie jede Förderschule Sprache wie sie mag. Es gibt Schulen, die ganz parallel zum Kerncurriculum der Grundschule arbeiten sowohl was die Stundentafel anbetrifft als auch die Zeit für z.B. die erste Klasse. Dann aber gibt es so weit ich weiß den überwiegenden Teil, der das oder die ersten Grundschuljahre streckt, entweder wird das erste Schuljahr auf zwei Jahre verteilt und es schließt sich häufig noch ein drittes Schuljahr an, dass dann dem zweiten Grundschuljahr entspricht. Oder die ersten beiden Grundschuljahre werden auf drei Jahre verteilt. Dazu wird halt häufig die Stundentafel in Deutsch zu Lasten der anderen Fächer auf 8-9 Wochenstunden ausgedehnt. EInige Schulen bieten zudem noch das dritte oder vierte Schuljahr an und ich glaube ganz vereinzelt gib es sogar weiterführende Schulen (Hannover). Auch die Therapiestunden sind nicht einheitlich geregelt. Bei einigen wird die Sprachtherapie von Logopäden gegen ein Kassenrezept durchgeführt, bei anderen durch die Lehrkräfte in Förderstunden aber auch häufig garnicht bzw. nur im therapieimmanenten Unterricht. Ist schon irgendwie "jeder wie er mag". Spannend wird es, wenn durch Umzug ein Schulwechsel ansteht. Alles in allem denke ich aber, dass jede Sprachheilschule (Sorry, meine natürlich Förderschule Schwerpunkt Sprache)für sich mehr Chancen auf "Wiedereingliederung" (klingt schäbig, ist aber nicht so gemeint) bietet als die bisher geplanten Inklusionsabsichten.
    LG
    Cyan

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