seltsames Elterngespräch

  • Hallo,


    ich hatte nun Elternsprechtage und möchte von einer Begegnung berichten:


    Die Mutter eines Schülers (ich unterrichte eine erste Klasse) erfuhr von mir, dass ihr Sohn einen guten Eindruck macht, gut mitarbeitet, erforderte Leistungen erbringen kann, zufriedenstellendes Sozialverhalten an den Tag legt. Es war ein Gespräch, auf das ich mich kaum vorbereitet habe, weil eben mit diesem Schüler alles normal läuft.
    Da fängt die Mutter an zu erzählen, dass sie ja so Angst gehabt hätte vor der Einschulung ihres Sohnes, weil ihre eigene Schulzeit so schlimm verlaufen sei (sie hatte dabei fast Tränen in den Augen) und dass sich aber nun ihre negative Einstellung der Schule gegenüber geändert hätte, nicht zuletzt durch mich. Und ich wäre eine "sehr heilsame Erfahrung" für sie. 8o


    Ich war sehr baff und wusste nicht recht was ich dazu sagen soll und bin mir auch jetzt noch nicht klar, was ich davon halten soll.


    Wie hättet Ihr darauf reagiert?


    viele Grüße
    hallonochmal

  • Na das ist doch ein tolles Kompliment!
    Sie fühlt sich und ihr Kind bei dir gut aufgehoben - trotz vorheriger Negativeinstellung.
    Ich würde sagen, da hast du einfach gute Arbeit geleistet! :respekt:

  • ..das ist doch supernett:)))
    bei dem komplimenteregen den wir ja so bekommen, kann ich verstehen, dass du etwas verwirrt bist;) ich denke du darfst dir auf die schulter klopfen :)))))

  • Vor allem zeigt Dir die Mama, dass ihre betroffenen Talente heute noch am HUNGERN sind. Die Schule hat sie damals nicht gestärkt sondern geschwächt und sie selbst hat bei dieser mangelhaften Pädagogik auch nicht gelernt, dass sie selbst für die "Fütterung und Pflege" ihrer Seelen-und Geisteskräfte verantwortlich ist.
    Als Ich-kann-Schule-Lehrer würde ich folgendes tun:
    Erstens alle ihre Talente anerkennen und achten - das ist ihr die Schule noch schuldig. Wenn sie sich über die Anerkennung freut, würde ich sie auffordern, die Wirkung IN SICH zu spüren, und künftig selbst für diese Wirkung zu sorgen.
    Ich würde ihr zeigen, wie wichtig das für sie aber auch als Vorbild für ihr Kind ist. Damit gebe ich ihr eine wichtige Rolle, was zusätzlich ihr Selbstbewusstsein undn ihre Persönlichkeit stärkt, und das ist sehr gut für meine päd.Arbeit mit ihrem Kind.
    Du siehst an Deiner Reaktion, was Du dabei alles noch über Dich selbst lernen kannst. Das Leben ist voller Chancen.
    Guten Erfolg!
    Franz Josef Neffe


  • Ich versuche, höflich zu sein:
    Ich denke nicht, dass wir Psychiater für die Eltern auch noch sein sollen.



    hallonochmal: freu dich einfach darüber, es war ein wunderschönes Kompliment!

  • Hallo,
    ich muss mein Post nochmal hochholen.
    Auch unabhängig von dieser Mutter habe ich angefangen mich damit zu beschäftigen, wie Eltern die Schulzeit ihrer Kinder beeinflussen.
    Hat jemand von Euch Literaturtipps für mich zu diesem Thema? Was ich bisher gefunden habe ist nicht sehr befriedigend.
    Es geht mir nicht darum, wie man Eltern zur Mitarbeit bringt usw. sondern eher um die emotionale Seite des Themas.
    Vielen Dank!

  • Ganz ehrlich..irgendwann..nach langer Dienstzeit und ein paar deprimierenden Erlebnissen mit Eltern...nimmt man so etwas als Kompliment an, freut sich innerlich, aber psychologisiert nicht an den Eltern herum. Ein wertschätzender, normaler Umgang reicht meiner Meinung nach vollkommen....für nähere psychologische Aufarbeitung wie oben vorgeschlagen, gibt es Leute,die dafür ausgebildet sind und mehr bezahlt bekommen als du.
    Daher...freuen, auf die Schulter klopfen,weiter so machen wie bisher,denn offenbar passt es ja.
    ( Ok, ich hab ein paar deprimierende Erlebnisse gehabt bei meinem letzten Turnus, wo ich als Dank für Zuspruch und Verständnis für die weinende Mami und endlosen Gesprächen und Zusatzarbeiten mit dem verhaltenskreativen Kind (Psychotherapiekind) nur Ärger und Stress erntete am Ende. Ich bin für die Befindlichkeit des Kindes zuständig, nicht für die der Mamis, die den lieben langen Tag nur vor der Schule stehen und plauschen:-)

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