Kopiergeld???

    • Offizieller Beitrag

    Das ist ja alles richtig, aber was nützt es mir, wenn ich keinen anständigen Unterricht machen kann? Klar kann ich bockig reagieren. Mir doch egal, lernen die Kinder eben wie vor 50 Jahren - wenn ich keine Mittel zur Verfügung gestellt bekomme...
    Andererseits muss man vielleicht abwägen, was leistbar ist und was nicht. Ich mache Ausdrucke für die Schüler bei mir zu Hause. Das lasse ich mir aber auch bezahlen. Klar bestehen Folgekosten für die Druckerwartung und eventuelle Reparaturen. Das nehme ich in Kauf.
    Ich laminiere auf meine Kosten. Zähneknirschend, das gebe ich zu, aber immerhin gehören mir die Sachen ja auch langfristig. Macht eine Klasse Laminiertes kaputt, entnehme ich einen Anteil aus der Klassenkasse.
    Ich gebe auch viel Geld aus für Fachliteratur und andere Materialien. Mir würde mein Unterricht nicht genügen und keinen Spaß machen, wenn ich die Kinder nur von der Tafel abschreiben lassen würde. Zumal man das mal mit Erstklässlern probiert haben muss, bevor man diesen Rat erteilt! :rolleyes:


    Mich nervt es auch oft, dass man um jeden Cent kämpfen muss, aber bevor ich mit meiner Arbeit unzufrieden bin, versuche ich einen vertretbaren Mittelweg zu finden.


    Gruß
    Melo

  • Zitat

    Original von Melosine
    Das ist ja alles richtig, aber was nützt es mir, wenn ich keinen anständigen Unterricht machen kann? Klar kann ich bockig reagieren. Mir doch egal, lernen die Kinder eben wie vor 50 Jahren - wenn ich keine Mittel zur Verfügung gestellt bekomme...


    Ja aber nur so erreichen wir etwas. Leider.
    Die Eltern müssen auf die Barrikaden gehen bei sowas! Wir können doch nciht immer alles "lösen" und schön still halten, dann ändert sich nie etwas.
    Es ist nicht meine Schuld, wenn ich keine Mittel zum Kopieren habe. Ich muss das Problem nicht lösen, sondern mein Dienstherr!


    Zitat

    Original von Melosine
    aber bevor ich mit meiner Arbeit unzufrieden bin, versuche ich einen vertretbaren Mittelweg zu finden


    Darauf baut die Regierung! Dass den Lehrern irgendwann alles schön zu blöd wird und sie sich selbst helfen und zahlen...Moralisch-seelischen Druck würde ich das nennen!
    Gruß
    Anna

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab ja nichts von "schön stillhalten" geschrieben. Vielleicht liest du noch mal genau. Es ging mir um vertretbare Kompromisse, denn ich selber will auch noch zufrieden in meinem Job sein.
    Und da nützen mir revolutionäre Phrasen erstmal wenig.
    Worauf die Regierung baut, weiß ich nicht. Unsere Verbandsgemeinde ist jedenfalls pleite. Entsprechend wenig Geld bekommen die Schulen. Ich zahle so wenig wie möglich aus eigener Tasche, sehe aber bestimmte Anschaffungen als notwenig für die Qualität meines Unterrichts an. Ansonsten nehme ich die Eltern durchaus in die Verantwortung. Sie müssen eben Kopier- und Bastelgeld zahlen.
    Ungerecht ist natürlich, dass an anderen Schulen so viel Geld da ist, dass zig Werkstätten, Material, etc. angeschafft werden kann, während andere Gemeinden kein Geld haben.

  • Ich kaufe auch Bücher , Kopiervorlagen etc., aber wenn man kein Kopiergeld mehr bekommt, hört mein Verständnis und meine Kooperation auf! Irgandwann muss ich noch die Tafel montieren und bezahlen...


    Gruß
    Anna


  • Danke, du sprichst mir aus der Seele. Wir wissen alle um die Misere und trotzdem möchte ich berufliche Zufriedenheit für meine Seele, dafür investiere ich halt auch - zähneknirschend zwar aber nu ...

  • Zitat

    Original von alem2
    Hallo,
    also nun muss ich mal ganz dringend nachfragen:
    Bei uns in der Konferenz hieß es, dass das Elternbudget nur so und so viel € für Schulbücher, -hefte sein darf. Sie haben das ausgegeben für einen Schreibschriftlehrgang (zum Ende des 1. Schuljahres) und das Heft Zauberlehrling 1 (das bedarf aber unbedingt Ergänzung und reicht allein niemals).
    Zusätzliches Einsammeln von Geld für Kopien oder Arbeitsheft sei rechtlich strikt verboten, selbst wenn die Eltern zustimmen würden. Gilt das nur in NRW?


    ????


    Ich komme auch aus NRW, bin allerdings nur Grundschullehrerin ohne juristische Nebenausbildung, aber das Schulgesetz und die Ausbildungsordnung habe ich auch gelesen.


    Richtig ist, dass im Rahmen der Lernmittelfreiheit ein Drittel der Kosten (13 Euro) für Lernmittel von den Eltern aufgebracht wird. Der Knackpunkt dabei ist allerdings. ob sogenanntes Verbrauchsmaterial, z.B. Arbeitshefte, Schreiblehrgänge usw. überhaupt in diesen Bereich hineingerechnet werden dürfen. Der Schulträger "meiner" Schule zählt dies gnadenlos zum Verbrauchsmaterial und die Eltern haben solche Sachen zusätzlich anzuschaffen. Der Schulträger der Schule meines Sohnes sieht das nicht so eng, da werden in diesen Betrag von 13€ auch Arbeitshefte u.ä. hineingerechnet. Aber auch hier überschreiten wir den Beitrag meistens.


    Zum Einsammeln von Kopiergeld:
    Es mag sein, dass es der Schule nicht gestattet ist, diese Gelder selbst einzusammeln, es ist aber ohne weiteres möglich, dies über die Schulpflegschaft, die dann auch die Aufsicht über das Konto hat, abzuwickeln. Natürlich kann niemand gezwungen werden, diesen Beitrag zu zahlen, aber schließlich kann man die Verwendung des Geldes auch gut begründen.



    Vielleicht habe ich aber auch die Finessen des NRW Schulgesetzes noch nicht erfasst, aber bevor ich soviel selber bezahlen würde, ließe ich mir die entscheidenden Stellen von meiner Schulleitung zeigen und erläutern.

    • Offizieller Beitrag

    Wir haben ein Kopierkontingent, das die Schule mit Zuschuss der Stadt zahlt. Alles, was darüber hinaus geht, muss die jeweilige Klassenpflegschaft zahlen. Das erkläre ich den Eltern zu Schuljahresbeginn und wir entscheiden dann gemeinsam, ob wir das über die Klassenkasse laufen lassen oder ich separat einsammeln soll. Die Klassenkasse lasse ich ein Elternteil verwalten.
    Der Materialanteil von 13€ ist ein Witz! Wir haben jedes Jahr als Tagesordnungspunkt der Schulpflegschaftssitzung: Genehmigung der Überschreitung des Elternbeitrags. Wir versuchen mit ca. 25€ hinzukommen, bestellen davon die Übungshefte für Deutsch, Mathe, Englisch und wenn noch etwas übrig bleibt den Schreibschriftlehrgang o.ä.
    Die Schule hat ein Bücherbudget von dem die Schulbücher gekauft werden. Diese sind dann zur Ausleihe und es darf nicht hineingeschrieben werden. Für die Klassen 1 und 2 sparen wir über den Förderverein einen Betrag an, von dem die Mathebücher gekauft werden, in die die Kinder dann schreiben dürfen.


    Ich bin froh, dass bei uns Förderverein und Schulpflegschaft an diesem Problem mitarbeiten. Der Förderverein springt auch bis zu einem gewissen Betrag für finanzschwache Familien ein.

  • Zitat

    Lehrwerke haben wir nicht


    Die Anschaffung/Benutzung von entsprechenden Büchern würde ich auf der nächsten Fach- oder Gesamtkonferenz thematisieren!
    Alles andere ist hier eigentlich schon gesagt.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:


  • Auch in NRW gibt es eine Lernmittelfreiheit:
    http://www.familienratgeber-nrw.de/index.php?id=373
    Für mich stellt sich die Sache recht eindeutig dar: Die Eltern zahlen ihren Eigenanteil und der Schulträger ist verpflichtet, entweder entsprechende Lernmittel oder eben eine geeignete Anzahl von Kopien zur Verfügung zu stellen.
    Wenn dir die Schulleitung nicht hilft, würde ich den Elternvertreter zur "Flucht in die Öffentlichkeit" raten. Die Lokalteile diverser Zeitungen nehmen sich solchen Themen gerne an.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Irgendwie werde ich total neidisch, wenn ich das hier so alles lese, 1500 Kopien hätte ich auch gern! :)
    Gut, ich lebe und unterrichte in Bosnien-Herzegowina, unterrichte seit 3 Jahren DaF an einer Grundschule. Ich habe mittlerweile 6 Klassen á 25 Schüler und seit ich da Arbeite habe ich nur ein einziges mal einen umfangreichen Test für die 6 Klassen in der Schule kopieren lassen. Mehr geht nicht, man muss sich vor jedem Kopieren eine Genehmigung vom DIrektor einholen. Der genehmigt es nur, wenn er es für sinnvoll hält und es nicht zu viele Kopien sind. Denn die Schule hat kein Geld. Nicht mal alle Kinder bekommen kostenlose Schulbücher, höchstens 4 aus jeder Klasse (aus Deutschland früher kenne ich das anders, bei uns haben alle immer Bücher bekommen und sie am Ende des Schuljahres zurück gegeben).
    So, das alles führt dazu, dass ich seit eben diesen 3 Jahren alles alleine kopiere, vorbereite, einkaufe...dabei gehen regelmäßig 10-15% meines monatlichen Gehalts drauf (und da ich nur Halbzeit arbeite, ist der sowieso schon so gering, ich komme dieses Jahr vielleicht auf 300 € ).
    Vielleicht bin ich ja selbst schuld dran, aber ich möchte den Unterricht so gut wie möglich gestalten (ich habe für jede Unterrichtsstunde viele Arbeitsblätter, Domino-oder Memoryspiele von einer Vorlage etc.)
    Manchmal benutze ich auch den Tageslichtprojektor statt dessen und lasse sie abschreiben - aber der ist mittlerweile auch im Eimer. Ich brauche ja nicht zu erwähnen, dass sich die Schule keinen neuen leisten kann

  • Es ist nicht schön, dass Kinder in anderen Ländern unter schlechten Bedingungen Unterricht bekommen, aber Deinen Beitrag finde ich sehr unpassend.
    Man könnte auch schreiben in Entwicklungsländern ist man froh, wenn die Kinder eine alte Hütte mit ein paar Matten auf dem Boden haben!
    Sorry, Du wusstest doch wie die Umstände in Bosnien-Herzigowina sind, hoffe ich zumindest. Und bei uns ist es eben schon recht ungewöhlich so wenig Kopien zu erhalten bzw jetzt auch noch das allernötigste selbst bezahlen zu müssen neben all den anderen Sachen, die man schon zahlt.
    Gruß
    Anna

  • In einem Land, in dem über Nacht kurzerhand 40 Milliarden Euro an zusätzlichen Garantien für eine ehemalige Privat-Bank vom Steuerzahler bereitgestellt werden, die, falls sie fällig werden, dem Äquivalent von ca. 150.000 Kopien pro Schüler entsprechen...
    http://www.spiegel.de/wirtscha…men/0,1518,716901,00.html


    Die Gesamtsumme der Garantien für diese eine Bank beträgt damit 143,5 Milliarden Euro (=540.000 Kopie pro Schüler)


    in so einem Land, da weigere ich mich glatt, auch nur eine einzige Kopie von meinem privaten Geld zu bezahlen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    3 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

    • Offizieller Beitrag

    Mikael, in gewisser Weise hast du ja recht, es sind Steuer-Milliarden.
    Aber du weißt schon, dass die 40 Milliarden aus dem Bundeshaushalt kommen. Und du weißt auch, dass die Kopierkosten den Schuletat und dadurch den kommunalen Haushalt belasten, die sowieso schon nicht wissen, wie sie sich stabil halten sollen?


    kl. gr. Frosch

  • Ja, es tut mir Leid wegen dem "unpassenden" Beitrag. Nein, ich wusste nicht, wie es in Bosnien ist, da ich bis zum 14. Lebensjahr in Deutschland gelebt habe. Hier musste man sich eingewöhnen und das habe ich ja mittlerweile - aber dass ich gewusst hätte, wie es hier ist, nein, ganz bestimmt nicht.


    Das tut aber jetzt auch nichts zur Sache, ich habe einfach mal drauf losgeschrieben, weil ich nicht weiß, wie das in Deutschland sonst so an den Schulen läuft und der enorme Unterschied hat mich dann eben überrascht und zum schreiben des unpassenden Beitrags gebracht. Das soll aber noch lange nicht heißen, dass ich es befürworte, bei euch die Kopien (oder irgendetwas) alleine zu zahlen.

  • Ich fand deinen Beitrag nicht unpassend. Du hast genauso wie andere geschrieben, wie es bei dir an der Schule ist. Dass ich trotz allem nicht einsehe, Kopien von meinem eigenem Geld zu zahlen, ist was ganz anderes.

    • Offizieller Beitrag

    Ich fand den Beitrag auch nicht unpassend. Mich interessiert schon, wie Schule in anderen Ländern ist. Und es holt einen schon auch auf den Teppich zurück. Allerdings glaube ich, dass sich die Unterrichtsmethoden der beiden Länder doch sehr voneinander unterscheiden. Zur Generation meiner Eltern gab es auch keine Kopien in der Schule. Da haben die Kinder anders gelernt. Ich weiß nur nicht, ob ich dahin zurück will...


    Natürlich sagt die Anzahl der Kopien nichts über guten Unterricht aus, aber um differenziert arbeiten zu können, jeden zu fördern, etc. benötige ich eben Material. Dazu gehören auch Kopien.
    Es ist ja so, wie Frosch geschrieben hat: die Gemeinden kommen für den Schuletat auf. Und wo kein Geld ist, kann keins ausgegeben werden.
    Mikael: wie soll das an der Grundschule laufen? Stelle ich mich vor die Klasse, schreibe etwas an die Tafel und lasse die Kinder abschreiben? Denn ohne Kopien und Arbeitshefte ist ja mehr nicht drin. Das wird lustig... Klar, ich kann die meisten Kinder voll vor die Wand fahren lassen und meine Nerven ruinieren (denn keine Grundschulklasse schreibt gerne und den ganzen Tag ruhig von der Tafel ab), um langfristig vielleicht politisch etwas zu erreichen. Aber ich möchte meinen Beruf halbwegs zufrieden und erfolgreich ausüben. Dafür greife ich nicht zu tief in die eigene Tasche, gehe aber Kompromisse ein.
    Es spricht ja nichts dagegen, sich politisch bzw. gewerkschaftlich zu engagieren, um Veränderungen herbeizuführen - im Gegenteil! Ich möchte nur nicht dabei meine beruflichen und persönlichen Überzeugungen völlig über Bord werfen.

  • Zitat

    Original von Melosine
    wie soll das an der Grundschule laufen? Stelle ich mich vor die Klasse, schreibe etwas an die Tafel und lasse die Kinder abschreiben? Denn ohne Kopien und Arbeitshefte ist ja mehr nicht drin. Das wird lustig... .


    Genau darum geht doch!!! Wie ich oben bereits geschrieben habe... Es soll ja "lustig" werden, damit die Eltern Druck machen. Wir können doch nciht immer alles ausbaden...
    Gruß
    Anna

    • Offizieller Beitrag

    loomasa
    ich fand deinen Beitrag auch nicht unpassend. Du hast genauso wie alle anderen aufgezählt, wie es bei dir mit dem kopieren ist. Passt doch.


    Mikael
    Mag ja sein, dass dir das egal ist, aber in einer Diskussion wirkt es recht lächerlich, wenn du nicht zwischen den Zuständigkeiten unterscheidest. ;)
    Wenn du der Stadt sagst "Wir brauchen mehr Geld für Kopien, immerhin wird auch die HRE mit 40 Milliarden unterstützt", werden die nur mit den Schultern zucken und auf ihren Etat zeigen.


    kl. gr. Frosch

  • Zitat

    Original von annasun
    Genau darum geht doch!!! Wie ich oben bereits geschrieben habe... Es soll ja "lustig" werden, damit die Eltern Druck machen. Wir können doch nciht immer alles ausbaden...
    Gruß
    Anna


    Und genau deshalb ändert sich ja auch nichts...


    Welches Interesse sollte der Staat (und ich unterscheide hier bewusst NICHT zwischen Bund, Land und Kommune) daran haben, die Zustände zu ändern, wenn ein Großteil der Lehrkräfte notfalls in die Privatschatulle greift, denn "die lieben Kleinen dürfen ja nicht darunter leiden", wenn der Staat sein Geld lieber in den Banken oder in Afghanistan versenkt, anstatt die Schulen vernünftig auszustatten.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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