Nach dem Praxissemester ist die Welt für mich zusammengebrochen!

  • Habe mich grad mal so durch den Thread geklickt und bin echt entsetzt. Silicium, niemand zwingt dich, Lehrer zu werden. Es gibt da draußen eine Vielzahl besser bezahlter Stellen und man muss eben abwägen, was einem wichtig ist. Wenn einem das Lehrergehalt zu wenig ist, muss man halt bei Mc Kinsey oder so anheuern, das ist doch völlig in Ordnung, man muss eben Prioritäten setzen. Übrigens ist ein Lehramtstudium so ziemlich das einzige Studium, bei dem man ziemlich genau weiß, was man später verdienen wird (vorausgesetzt man wird Lehrer). Also hör gefälligst auf rumzuheulen und such dir was "besseres".


    Ich arbeite übrigens bei einem Bildungsträger und verdiene weniger Geld als ein Lehrer. Ich hab früher mal etwas gemacht, was sehr viel besser bezahlt war, war damit aber keinesfalls glücklicher. Geld ist eben nicht alles. Aber vielleicht lernst du das ja auch noch. Ich würde es dir jedenfalls wünschen.

  • Wo sich allerdings meine Zehennägel aufrollen ist Dein Kommentar bezüglich "andere müssen mit weniger auskommen" und sogar der Vergleich mit dem Hausmeister. Ich meine die "anderen", besonders der Hausmeister musste im Studium auch keine Quantenmechanik Klausuren bestehen oder komplizierte Magnetresonanzspektroskopie betreiben. Ausserdem hat er schon mit bestimmt 18 Jahren Gehalt bekommen, während ich seit unzähligen Jahren (Nebenjobs nicht mitgerechnet) noch darauf warte!


    Mag sein. Aber es gibt auch nicht ganz wenige Akademiker, die mit SEHR viel weniger auskommen müssen. Ich habe die letzten 15 Jahre als Literaturübersetzerin gearbeitet und zitiere mal von der Homepage http://www.literaturuebersetzer.de/:


    Erfolgreiche, vollständig ausgelastete Literaturübersetzer erzielen einen Betriebsgewinn von durchschnittlich 13.000 bis 14.000 € jährlich, ihr Nettoeinkommen liegt damit an oder unter der Armutsgrenze.


    Nur mal so zur Info.

  • Ich würde, wie an anderer Stelle schon gesagt, als Historiker und Literaturwissenschaftler, kaum irgendwo so viel verdienen wie als Studienrat. Wenn ich überhaupt eine Festanstellung ergattert hätte...


    Nele

  • Das sehe ich ja absolut genau so. Mit Fächern wie Deutsch, Französisch, Geschichte usw. verdient man in der Wirtschaft deutlich weniger, als an einem Gymnasium als Studienrat.
    Ganz anders ist es mit Physikern, Mathematikern, Chemikern. Diese verdienen am Gymnasium weniger, als in der Wirtschaft.


    Warum verdient man als Physiker in der Wirtschaft mehr? Es gibt wenige Menschen, die sich für ein Physikstudium entscheiden und allein davon brechen 60-70% das Physikstudium ab, weil es sie schlicht intellektuell überfordert. Es ist einfach ein sehr viel anspruchsvolleres Studium als Germanistik, weil bei letzterem kaum jemand durchfällt und fast jeder Abiturient es schaffen würde, wenn er / sie denn wollte. Dies ist bei Physik, Mathe oder Chemie einfach nicht der Fall. Das gilt natürlich auch für die entsprechenden Lehramtsstudiengänge, die natürlich leichter sind als entsprechende Masterstudiengänge und auch derbe Unterschiede zwischen harten und weichen Fächern aufweisen.


    Leider nivelliert eine Anstellung an der Schule diesen Unterschied zwischen harten und weichen Fächern in finanzieller Hinsicht. Das ist eben das, was ich nicht gerechtfertigt finde. Wenn man etwas kann, wozu nur ein Bruchteil der Abiturienten in der Lage ist, sollte sich diese besondere Fähigkeit lohnen.


    Aber nun gut, ändern kann man daran wohl nichts. Denn der Staat spart wo er kann. Und viele lassen das auch gerne mit sich machen. Gut erzogen. Wenn man an der Gehaltsschraube nicht drehen kann, dann eben am Zeitaufwand. Dadurch steigt der Stundenlohn schließlich auch. Das Lehrergehalt mag in Ordnung sein, aber nur, wenn man nicht so viele Stunden arbeiten muss und so viel Streß dabei hat. Man kann nicht gleichzeitig mit dem Gehalt zufrieden sein und dann über zu viel Arbeit meckern. Das sind zwei Variablen derselben Gleichung.


    Insofern ist der Mehraufwand, den Korrekturfächler in Sprachen leisten vielleicht einfach der Ausgleich für das Geld, was sie als Lehrer im Vergleich zu einer analogen Tätigkeit in der Wirtschaft mehr verdienen. Dann wäre der Mathematiker mit geringerem Korrektur- und Vorbereitungsaufwand, was den Stundenlohn angeht, doch besser dran. Die wäre natürlich absolut gerechtfertigt aus genannten Gründen.

  • Warum verdient man als Physiker in der Wirtschaft mehr? Es gibt wenige Menschen, die sich für ein Physikstudium entscheiden und allein davon brechen 60-70% das Physikstudium ab, weil es sie schlicht intellektuell überfordert. Es ist einfach ein sehr viel anspruchsvolleres Studium als Germanistik, weil bei letzterem kaum jemand durchfällt und fast jeder Abiturient es schaffen würde, wenn er / sie denn wollte. Dies ist bei Physik, Mathe oder Chemie einfach nicht der Fall. Das gilt natürlich auch für die entsprechenden Lehramtsstudiengänge, die natürlich leichter sind als entsprechende Masterstudiengänge und auch derbe Unterschiede zwischen harten und weichen Fächern aufweisen.


    Leider nivelliert eine Anstellung an der Schule diesen Unterschied zwischen harten und weichen Fächern in finanzieller Hinsicht. Das ist eben das, was ich nicht gerechtfertigt finde. Wenn man etwas kann, wozu nur ein Bruchteil der Abiturienten in der Lage ist, sollte sich diese besondere Fähigkeit lohnen.

    Gut, dann wissen wir jetzt ja, dass du sehr klug bist und ein nicht unerheblicher Teil der Anwesenden eher nicht so - bzw. sie haben einfach einen starken Willen.
    Möchtest du die Liste noch erweitern?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Es ist einfach ein sehr viel anspruchsvolleres Studium als Germanistik, weil bei letzterem kaum jemand durchfällt und fast jeder Abiturient es schaffen würde, wenn er / sie denn wollte.


    Drehen wir den Spieß mal um: vielleicht sind die Leute, die Germanistik studieren, einfach nur die besseren Studenten und fallen deswegen nicht durch ... *duck und weg* (Ich hasse Vorurteile. ;) )


    kl. gr. frosch

  • Ich mag auch keine Vorurteile ... Aber manchmal bestätigen sie es ja selber ;) : klick "Ein Naturgesetz" an:


    http://www.einslive.de/comedy/o_ton_charts/

    Drehen wir den Spieß mal um: vielleicht sind die Leute, die Germanistik studieren, einfach nur die besseren Studenten und fallen deswegen nicht durch ... *duck und weg* (Ich hasse Vorurteile. )

    kl. gr. frosch

  • Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Zeilen in einen monothematischen Troll investiert werden. Da fällt mir nur ein (modernes) thailändisches SprIchwort ein: "Ein Hund schaut dem Flugzeug nach." (Die deutsche Entsprechung: "Was schert es die Eiche, wenn sich die Wildsau an ihr schabt.")

  • Ich lese hier schon eine Weile mit und denke darüber nach.
    Selbstverständlich haben wir alle unseren Weg so gewählt... und wir hätten es schlechter treffen können.
    Aber vielleicht auch besser.
    Wie auch immer... wir sind ja so im Großen und Ganzen zufrieden... so wie hier der Tenor ist.
    Und da kommt dann Silicium und wackelt an den Stühlen.... und spricht Dinge aus, die niemand hören will.... denn das sagt man einfach nicht. Mag sein, dass man vielleicht mal darüber nachdenkt... aber doch nicht laut! Und schon gar nicht unkollegial, indem man anderen Kollegen unterstellt, ihr Studium wäre ja ein Klacks gewesen und man selbst hätte mehr Ahnung, mehr Wissen und viel mehr Kompetenz. Und das solle bitte auch finanziell anerkannt werden.
    Wenn nicht im Schuldienst, dann eben in der freien Wirtschaft... und jeder, der so ein schwieriges Studium geschafft hat sei ja blöd, sich mit dem Schuldienst und dem geringen Gehalt zufrieden zu geben, das dazu noch auf einer Stufe steht mit Leuten, die geisteswissenschaftliche Germanistik studiert haben... so ganz ohne Mühe und Anstrengung.


    Ich hab gut reden... ich bin eh Grundschullehrerin... also ganz außen vor.
    A12 ist im Lehrberuf kaum zu unterbieten.
    Aber ich habe oft schon gedacht, dass ich meine Studienwahl bereue.
    Nicht weil mir der Beruf keinen Spaß machen würde... aber weil das Geld nicht stimmt. Eine andere Studienwahl... und sei es *nur* Germanistik für Sek2... hätte mich finanziell sehr viel weiter gebracht.
    Von daher verstehe ich solche Überlegungen. Das Geld ist ja nicht unwichtig.
    Und wenn man feststellt, dass man mit ähnlichem Aufwand etwas anderes hätte studieren können und mehr Geld nach Hause bringen würde... oder das studierte Fach woanders eingesetzt weit mehr Geld bringen würde, und man sich fragt, wieso die KollegInnen, die das Fach studiert haben, sich im Schuldienst mit so wenig Gehalt zufrieden geben... dann ist es durchaus berechtigt, darüber nachzudenken. Auch mal laut.
    Sicher macht der Ton die Musik... und anderen an den Karren zu fahren und deren Leistung klein zu reden, ist sicher nicht der optimale Weg, um eine sachliche Diskussion zu führen.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Dann werfe ich noch einen anderen Beruf in die Runde: Der Diplom-Musikpädagoge...


    ... verfügt über eine besondere Fähigkeit (sowas wie Talent)
    ... hat eine nicht unwesentliche Zeit seiner Kindheit und Jugend mit Üben verbracht
    ... hat Abitur gemacht
    ... hat die Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule bestanden
    ... hat mindestens acht Semester studiert


    ... und erhält, wenn er dann angestellt wird, ein Gehalt nach TVöD 9 (neun...).


    Wenn er nicht angestellt wird, erhält er einen Honorarvertrag, bei dem ihm ein brutto-Stundenlohn von 16,50€ (wenn er Glück hat, bis zu 22€...) zusteht, den er erhält, wenn
    ... er gesund ist
    ... keine Ferien sind
    ... die Musikschule geöffnet hat
    ... (wenn er Pech hat) der Schüler da ist


    Er darf also bis zu 40 Wochen im Jahr unterrichten. Wieviele Wochenstunden er hat, hängt von der Beliebtheit seines Instruments, den Möglichkeiten der Musikschule (Akkordeon nur Dienstags...) und dem Deputat an Honorarstunden der Musikschule ab.


    Daneben kümmert er sich darum...
    ... seine Fähigkeiten auf seinem Niveau zu halten, bzw. sogar besser zu werden
    ... seine Instrumente in spielbarem Zustand zu halten
    ... neue motivierende Stücke für seine SuS zu finden (Noten sind teuer...)
    ... Stücke für Ensembles zu bearbeiten (er muss also auch dazu fähig sein)
    ... Klassenvorspiele und Schulkonzerte zu organisieren
    ...


    Da ist man doch froh, wenn man als Seiteneinsteiger dann doch mal eine "normale" Stelle antreten darf... 8)

  • Übrigens ... wenn man auf der Argumentationsschiene vom Threadersteller weiter machen möchte ...


    Dass bestimmte Studiengänge schwieriger sind, weniger Leute den Abschluss machen lass ich jetzt mal so stehen ... aber dann haben diese Leute im Prinzip doch schon ihre "Belohnung" für ihre Intelligenz / ihr Durchhaltevermögen - denn sie stehen mit weniger Konkurrenten im Wettstreit um die Planstellen als Lehrer, das heißt, sie kriegen mit größerer Wahrscheinlichkeit nach den Beruf, den sie wollten. Wir hatten schon Jahre, da lag die Note, die man für eine Planstelle brauchte, für Fremdsprachenlehrer bei 1,50 ... für Mathematiker / Physiker bei 3,20 ...


    Um bei der Argumentation des Erstellers zu bleiben (andere lässt er ja nicht gelten): Durch Deine "Mehrleistung" im Studium verbesserst Du Deine Chancen, überhaupt eine Anstellung zu bekomen (mag in anderen Bundesländern anders sein, in Bayern wird nach Examensnoten eingestellt) ... aber wenn Du mal eine Anstellung hast, dann hast Du kein Recht mehr, etwas Besonders zu sein, denn der Deutschkollege musste sich durch seine Leistung gegen zahlenmäßig größere Konkurrenz durchsetzen - um bei Deinem Bild zu bleiben: Er kann wohl auch mehr, als der Großteil der Abiturienten.



    Und: Meine persönliche Erfahrung: Geld is mir ab einem gewissen Punkt nicht wichtig ... mein Einkommen reicht mir völlig ... und ich jammere dennoch über die hohe Arbeitsbelastung, weil ich nicht mehr Geld, sondern weniger Arbeit haben möchte ... eine Lohnerhöhung würde daran aber auch überhaupt nix ändern, ich käme vor lauter Arbeit ja nichtmal dazu, das Geld auszugeben. Warum arbeite ich dann nicht weniger, indem ich die Arbeit eben mit weniger Zeitaufwand erledige (also sie schlechter erledige)?


    a) gut erzogen


    b) Berufsethos


    c) weil's die Falschen ausbaden müssten


    d) weil meine Erfahrung gezeigt hat, dass es nicht wirklich besser wird, wenn ich z.B. die Unterrichtsvobereitung weniger gut mache - dann hab ich zwar am Nachmittag eine Stunde mehr Freizeit, aber der Vormittag wird dafür umso unangenehmer


    PS: Ich würde normalerweise so nicht argumentieren, aber alles andere wurde schon gesagt und hat nix geholfen.

  • Also, Nachtfalke, da bringst du aber einiges durcheinander:


    Um bei der Argumentation des Erstellers zu bleiben (andere lässt er ja nicht gelten): Durch Deine "Mehrleistung" im Studium verbesserst Du Deine Chancen, überhaupt eine Anstellung zu bekomen (mag in anderen Bundesländern anders sein, in Bayern wird nach Examensnoten eingestellt) ... aber wenn Du mal eine Anstellung hast, dann hast Du kein Recht mehr, etwas Besonders zu sein, denn der Deutschkollege musste sich durch seine Leistung gegen zahlenmäßig größere Konkurrenz durchsetzen


    Der Grund, warum es für die Schulen relativ wenig MINT-Lehrer gibt, liegt sicherlich nicht daran, dass zuwenige diese Fächer studieren. Rechnet man die ganzen Naturwissenschaftsstudenten, die Mathematiker, die Informatiker und die Ingenieure zusammen, hat man sicherlich mehr Studenten als in den "klassischen" Geisteswissenschaften. Aber warum studieren sowenige Naturwissenschaftler usw. auf Lehramt. EIN Grund sind sicherlich die im Vergleich zur Industrie bescheidenen EinkommensMÖGLICHKEITEN. Für den Germanisten usw. bleibt dagegen oft nichts anderes übrig, als auf Lehramt zu studieren, da sein Wissen praktisch niemand außerhalb des Schul-/Hochschulbetriebes braucht. Das ist die Realität.


    Zitat

    Und: Meine persönliche Erfahrung: Geld is mir ab einem gewissen Punkt nicht wichtig ... mein Einkommen reicht mir völlig ... und ich jammere dennoch über die hohe Arbeitsbelastung, weil ich nicht mehr Geld, sondern weniger Arbeit haben möchte ... eine Lohnerhöhung würde daran aber auch überhaupt nix ändern, ich käme vor lauter Arbeit ja nichtmal dazu, das Geld auszugeben.


    Schön für dich. Vielleicht startest du eine Initiative: "Sich überbezahlt fühlende Geisteswissenschaften-Lehrer spenden Teile ihres Einkommens an sich unterbezahlt fühlende MINT-Lehrer." Dann wären alle zufrieden, oder? :D


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen


  • Es wäre schön, wenn man in diesem Forum mal etwas schreiben könnte, ohne gleich dumm angemacht zu werden. Es handelt sich um meine persönlich Einstellung - wie ich auch schrieb. Aber vielleicht sollte man Beiträge anderer Leute mal genau lesen, ohne gleich drauf zu hauen, denn wo bitte hab ich etwas von "überbezahlt" geschrieben?


    Ich verabschiede mich hiermit aus dem Forum, denn für solchen Blödsinn ist mir meine Zeit zu schade.

  • Na dann studiere zu Ende und versuche es in der Schweiz :D ! Da nehmen sie dich mit Kusshand und du verdienst um Einiges mehr!


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Ja (um auf die Threadüberschrift einzugehen), da bricht eben die Welt für einen zusammen, wenn man beim Erwachsenwerden feststellen muss, dass die Welt NICHT immer "fair" ist. Wie schön für Dich, Silicium, dass Du Dir diesen Glauben so lange bewahren konntest. :)


    Aber hast Du WIRKLICH geglaubt, dass Bezahlung sich immer genau nach Fähigkeiten, übernommener Verantwortung und Leistung bemisst anstatt nach Angebot&Nachfrage (eben außer Beamten ;) ), der finanziellen Potenz des Arbeitgebers und eben dem ERTRAG, den dieser aus Deiner Leistung zieht?? Ein sehr "heiles" Weltbild....

  • sorry, aber wie idealistisch und weltfremd ist es denn, wenn ich lese ich unterrichte mehr als hobby...
    würde für viel weniger arbeiten usw...


    sorry, aber für mich ist mein job als lehrer ein beruf...
    ich hab eine familie, freunde und hobbies...
    natürlich war ein grund für mich lehramt zu studieren auch die humanen arbeitszeiten die in der freien wirtschaft so nicht zu finden sind...
    und ein mittleres gehalt A12.. (und das wars dann auch..da gibts keine reguläre beförderung oder sonstiges im primarbereich..) mit einem quasi festen job, um den ich mir keine sorgen machen muss.
    ich finds auch albern wie man sich gegenseitig in die tasche lügt von wegen.. geld interessiert nicht usw... frag mich wieso es in allen berufen völlig legitim ist aufs geld zu schauen und gehaltserhöhungen zu fordern nur als lehrer ist das völlig verpönt...
    darf ich nicht auf mich schauen, weil ich in einem sozialen beruf arbeite.. bin ich weniger wert... also sorry... so unrecht hat er nicht...


    und ich bin überzeugt, dass mein studium sicherlich leichter war, als das von vielen meiner freunde..
    möchte deren job aber nicht machen... weil die arbeitsbelastung oftmals deutlich höher ist und die freizeit sehr beschränkt ist.


    ich bin nun mal nicht die caritas.. ich mach meinen job auch fürs geld... und damit es mir und meiner familie finanziell gut geht...damit mache ich meinen job sicherlich nicht schlechter als der "überidealist".. der irgendwann an seinem burn out jahre krank wird...

  • Ja (um auf die Threadüberschrift einzugehen), da bricht eben die Welt für einen zusammen, wenn man beim Erwachsenwerden feststellen muss, dass die Welt NICHT immer "fair" ist. Wie schön für Dich, Silicium, dass Du Dir diesen Glauben so lange bewahren konntest. :)




    Aber hast Du WIRKLICH geglaubt, dass Bezahlung sich immer genau nach Fähigkeiten, übernommener Verantwortung und Leistung bemisst anstatt nach Angebot&Nachfrage (eben außer Beamten ;) ), der finanziellen Potenz des Arbeitgebers und eben dem ERTRAG, den dieser aus Deiner Leistung zieht?? Ein sehr "heiles" Weltbild....

    Da hast Du vollkommen recht. Sicherlich war der ganze Beitrag sehr überspitzt von mir geschrieben, aber Du liegst schon richtig, wenn Du sagst, mein Weltbild war ein wenig "heil".
    Nicht zuletzt ist da die Schule dran schuld. Mir fiel die Schule immer leicht, ich habe Klassen übersprungen und die Lehrer haben mir vermittelt, dass Leistung sich in sehr guten Noten widerspiegelt.
    An der Schule wird, im Gegensatz zum richtigen Leben, weswegen die Schule tatsächlich eine Art Parallelwelt ist, sehr darauf geachtet, dass alles fair zugeht. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Leistung und Ertrag (Note). Natürlich gibt es den ein oder anderen Lehrer, der unfaire Noten vergibt, aber insgesamt gesehen ist die Lehrerschaft sehr nah in diesem propagierten Ideal.
    Im richtigen Leben ist dieser Zusammenhang zwischen Leistung und Ertrag nur noch sehr rudimentär vorhanden. Es kommen auf einmal unzählige Sekundärfaktoren hinzu, die über den Erfolg (hier auch im Sinne von Gehalt) entscheiden und oftmals den Stellenwert der eigentlichen Leistung, sofern diese dem Mindeststandard entspricht, deutlich überschatten.
    Der brillanteste Theaterwissenschaftler wird einem durchschnittlichen BWLer gegenüber im Regelfall das Nachsehen haben.
    Unter diesem Aspekt empfand ich es als sehr merkwürdig, als wir im Seminar darauf hingewiesen wurden, wie wichtig Transparenz und Fairness bei der Notengebung ist. Warum ist das eigentlich so, wenn doch die richtige Welt ganz anders funktioniert? Die faire Schule produziert Menschen wie mich, die machmal aus allen Wolken fallen, wenn die erarbeiteten Tugenden (Leistung ist alles was zählt) auf einmal fehlschlagen.


    Und: Meine persönliche Erfahrung: Geld is mir ab einem gewissen Punkt nicht wichtig ... mein Einkommen reicht mir völlig ... und ich jammere dennoch über die hohe Arbeitsbelastung, weil ich nicht mehr Geld, sondern weniger Arbeit haben möchte ... eine Lohnerhöhung würde daran aber auch überhaupt nix ändern, ich käme vor lauter Arbeit ja nichtmal dazu, das Geld auszugeben. Warum arbeite ich dann nicht weniger, indem ich die Arbeit eben mit weniger Zeitaufwand erledige (also sie schlechter erledige)?

    Die Einstellung kann ich irgendwo nachvollziehen. Lebenszeit, damit meine ich Zeit für Hobbies, Familie, sich selbst usw., ist ein unbezahlbares Gut und deutlich höher anzusiedeln als ein hohes Nettogehalt.
    Das Problem was ich eben gesehen habe ist, dass man, wenn man als Lehrer einen guten Job machen möchte, einen Beruf mit sehr wenig Lebenszeit hat. Viele wirklich engagierte Lehrer malochen sich ins Grab, zumindest bist zur Pension hin, ohne viel nebenher zu leben dabei.
    Das gilt nicht nur für Lehrer, gibt auch genug Berufe, in denen sich Leute abrackern (müssen).
    Der einzige Unterschied zu beispielsweise einem selbstständigen Arzt oder einem Unternehmer ist beim Lehrer, dass der Lehrer in der wenigen Freizeit nicht die gleichen finanziellen Mittel zur Verfügung hat. (Wir vergleichen bitte nur Akademiker)
    Hab genug Ärzte in der Familie, die arbeiten mit Sicherheit schwer (=Niveau eines sehr engagierten Lehrers), aber die haben ein großes, tolles Anwesen im Grünen, eine Putzfrau die ihnen die Wohnung macht, damit sie ihre spärliche Freizeit nicht auch noch mit putzen verbringen müssen usw.


    Die Konsequenz, die ich momentan für mich sehe ist, weniger auf das Geld zu schauen. Da kann ich nicht wirklich viel optimieren und muss es langsam mal akzeptieren. Stattdessen sollte ich eben genau auf diesen Lebenszeit Faktor zu schauen und daran zu arbeiten, möglichst viel Zeit zu haben. Das bedeutet nicht Faulheit, aber eben nur Engagement für die Dinge, die ich wirklich für nötig erachte. Das ist bei mir z.B. das Kerngeschäft, der Unterricht. Der macht mir Spaß, da möchte ich Guten abliefern. Aller Schnicksschnack drumherum? Zeit sparen wo es geht (ohne, dass man sich sehr ins soziale Abseits im Kollegium manövriert, wobei ich schon ein bisschen dickes Fell habe ).
    Wenn ich daran denke, was für Konferenzen ich beobachten musste...
    Da wurde 1 1/2 Stunden über Dinge palavert, die man effizient in 15 Minuten hätte klären können. Grauenhaft.
    Auch diese ganzen zusätzlichen Arbeitskreise und Treffen und so weiter. Da lieber auf A13 feststecken und sich viel Freizeit nehmen, als rackern wie irre um eine Funktionsstelle zu übernehmen.
    Soll doch die eigene Frau den Löwenanteil des gemeinsamen Gehalts verdienen, muss ich mit abfinden.


    Nein nein, ganz so schwarz sehe ich das alles gar nicht mehr. Ich werd schon meinen Weg gehen und Zufriedenheit finden.

    Einmal editiert, zuletzt von Silicium ()

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