Befremdliche Vorgehensweise der KL- sorry, etwas länger!

  • Guten Morgen,
    ich bräuchte dringend Rat! Ich hatte ja bereits mehrfach bezüglich Schwierigkeiten in einer Klasse berichtet, in der ich als Fachlehrerin eingesetzt bin. Soweit sind diese Probleme gelöst. Die schwierigen Schüler haben sich nätürlich nicht in Luft auf gelöst und besonders eine latente Gewaltbereitschaft der Schüler untereinander besteht nach wie vor. Letzte Woche kam es zu einem Zwischenfall, bei dem ein Schüler einen anderen massiv gefährdete. Es folgte das übliche Prozedere. Soweit, so gut. Die Klassenlehrerin sprach darauf hin zusätztlich mit ihrer Klasse. Unmittelbar nach dieser Unterredung fragte mich ein Schüler nun ernsthaft, ob es stimmen würde, dass ich schon einmal wegen einer Klasse "geheult" hätte. Ich bezog das zunächst auf die Abschlussklassen, aber das war definitiv nicht gemeint, sondern es bezog sich auf schwierige Schüler. Jemand hätte ihnen das erzählt. Auch ein Schüler aus einer anderen Klasse brachte einen ähnlichen Kommentar. Ich ging nicht weiter darauf ein. Tatsächlich gab es Situationen, die mich nervlich sehr belasteten, aber niemals habe ich eine Klasse während des Unterrichts verlassen, noch bin ich vor einer Klasse in Tränen ausgebrochen. Einzig und allein die Klassenlehrerin, nebst Schulleitung (aber die zählt hier wohl nicht), wissen von einer Situation in einem 6-Augen-Gespräch, bei der ich tatsächlich etwas "nah am Wasser gebaut" hatte, die Ursache waren aber hier nur indirekt die schwierigen Schüler dieser Klasse. Ich vermute nun ganz strak, dass die Klassenlehrerin das ihren Schülern im Zuge ihrer Standpauke erzählt hat, denn wie sonst kämen sie auf die Idee, eine solche Frage zu stellen? Ich bin darüber total erschüttert, denn meinen Ruf in der Schule als strenge, aber gerchte Lehrerin habe ich mir hart erarbeitet. Nochmal ärgerlicher ist die ganze Sache, da es ja bei dem Vorfall nicht um Respektlosigkeiten der Lehrperson gegenüber, sondern um Gewalt der Schüler unterinander ging. Fortsetzung folgt...

  • Ich überlege nun die ganze Zeit, was ich tun werde. Die Klassenlehrerin ansprechen? Ich weiss nicht, ob das etwas bringt. Sie betrachtet sich als "Kumpel" der Schüler und versucht sie auf diesem Wege "einzufangen". Egal, welcher Fachlehrer von Fehlverhalten oder Vorfällen berichtet, es kommt erst einmal der Satz: "Bei mir sind die ganz lieb!" Sie scheint auch eine andere Schmerzgrenze bezüglich Fehlverhalten zu haben... Eine Kollegin, die alles mitbekommen hat und die gleiche Vermutung wie ich äusserte, sagte mir, ich solle gleich zur Schulleitung gehen, denn das sei rufschädigend und würde absolut nicht gehen.
    Kollegen anschwärzen ist aber gar nicht meine Schiene... Aber besagte Kollegin ist wirklich schwer zugänglich.
    Danke fürs Lesen und die Tipps!

    • Offizieller Beitrag

    drsnuggels (cooler Name übrigens), dir sind beim Erstellen versehentlich zwei Threads entstanden, ich habe sie mal zusammengefügt. Stefan hat gestern übrigens eine Zwischenspeicherfunktion eingefügt, du kannst jetzt ohne weiteres auch längere Sachen tippen, ohne dass etwas verloren geht.
    jotto

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Ich glaube, ich würde die entsprechende Kollegin ansprechen: "Hör mal, die Schüler haben mich das und das gefragt / erzählt, und ich frage mich, wie sie darauf kommen. Hast Du in Deiner Standpauke irgendwas dergleichen verlauten lassen?" Dann soll die Kollegin erstmal reagieren. Das Ziel des Gesprächs wäre, ihr klar zu machen, dass ihr Verhalten absolut nicht OK war und dass sie in Zukunft etwas vorsichtiger sein soll mit dem, was sie sagt.


    Hm, oder kann man das nicht bringen? Im MOment erscheint mir diese Vorgehensweise als ganz klar...

  • Das war auch mein erster Gedanke, die Kollegin anzusprechen. Danke für deine Antwort! Ich bin nur mittlerweile der Ansicht, dass es nichts bringt. Ziel das Gesprächs ist für mich jedoch nicht nur, ihr zu vermitteln, dass es nicht in Ordnung war, was sie getan hat (ich gehe stark davon aus, dass sie es erzählt hat), sondern auch, dass sie es (auf welche Weise auch immer), wieder gerade biegen muss. Mit ein bisschen Vorsicht für das nächste Mal ist es hier leider nicht getan. Vermutlich hat sie mir durch ihre unbedachten Aussagen nachhaltig geschadet. Selbst wenn ich oder irgendein anderer Kollege schon einmal explizit wegen Schülern und deren Benehmen "geheult" hätte, und sie davon wüsste, hätte sie es auf keinen Fall Schülern weitergeben dürfen. Und auch sonst nicht. Stell dir mal vor, ein Kollege sitzt aus diversen Gründen weinend im Lehrerzimmer und Kollege XY erzählt es seiner Klasse... Ich meine, wo kommen wir denn da hin?
    Ich habe bisher immer das direkte Gespräch gesucht, aber in diesem Fall? Ich weiss wirklich nicht. Eventuell wäre der Personalrat eine Option. Ich hätte nicht übel Lust, direkt mit der Schulleitung zu sprechen, denn eventuell erwartet mich am Montag ein Spießrutenlauf, denn gerade solche Dinge machen schnell die Runde. Oder ist das zu "krass"?

  • Ich nehme an, die Klassenlehrerin hat es mit der Mitleidschiene versuchen wollen, "Seid doch etwas netter zu Frau Snuggles, sie ist sehr sensibel und hat sogar schon mal geweint", eine Methode, die dein Ansehen als Respektperson nicht gerade stützt. Ich kann sehr gut verstehen, dass dich das besonders trifft, wenn damit gewissermaßen bei dir ein wunder Punkt angesprochen wird.


    Ich würde jedoch auf jeden Fall zuerst mit der Kollegin reden, bevor du zu Personalrat und Schuleitung gehst. Du möchtest, dass sie das wieder aus der Welt schafft, also solltest du zuerst versuchen, es ihr direkt zu sagen und erst, wenn sie nichts macht, dir weiter Hilfe holen. Es muss ja auch gar nicht sein, dass sie das gesagt hat, du weißt doch, wie eine Gesprächsdynamik entsteht, vielleicht hat irgendein Schüler das von irgendeinem anderen Schüler gehört und in dem Zusammenhang in der Klasse erzählt und es hat gar nichts mit dem 6-Augen-Gespräch zu tun. Man darf nie unterschätzen, wie die Schüler untereinander bekannt sind und was von Klasse zu Klasse getratscht wird, auch wenn es aus der Luft gegriffen ist.


    Vielleicht solltest du dir das Ganze aber auch nicht so ganz zu Herzen nehmen, auch wenns dir schwerfällt. Du musst nicht denken, dass es einen großen Unterschied für die Schüler macht, wenn die KL sich hinstellt und sagt "Frau Snuggles hat doch nicht geweint, das ist ein Gerücht", für die Schüler zählt auch, wie sich das Verhältnis zwischen euch weiter entwickelt, selbst wenn sie dieses Gerücht mal geglaubt haben. Wenn du streng und gerecht sein kannst, dann mach unbeirrlich weiter, und ZEIG ihnen damit, dass an dem Gerücht nicht viel dran sein kann.
    Das ist nicht das schlimmste Gerücht, was über einen im Umlauf sein kann.

  • Ja, du hast schon recht, Momo. ich bin schlichtweg der Meinung, dass so ein Verhalten einfach untragbar ist, denn Schüler sind immer noch Schüler und haben solche Dinge nicht zu wissen. Ich habe heute mit Kollegen gesprochen und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich zu 90%iger Wahrscheinlichkeit gar nicht mit der Kollegin sprechen werde (und mit SL und PR auch nicht). Sie wird es ohnehin nicht einsehen und verstehen. Sie weiss es einfach nicht besser. Das ist jetzt hier schlecht zu beschreiben, aber wer so mit seinen Schülern umgeht wie sie es tut, hat nicht allzu große pädagogische Kompetenzen. Meine Energie setzte ich doch lieber sinnvoll ein. Ärger und Wut sind bei mir jetzt auch schon verflogen. Ich werde es einfach auf sich beruhen lassen. Morgen interssieren sich die Schüler bestimmt schon für ein neues Gerücht. Wie du schon sagtest, die Schüler kennen mich eigentlich gut genug. Und besagte Klasse wird wohl eine "Problemklasse" bleiben, sie finden vieles "doof", "unfair" etc. Das ist nicht nur bei mir so. Damit muss man als Lehrer einfach leben. Werd ich halt versuchen, es besser als die Kollegin zu machen. Irgendwann merkt es vielleicht auch diese Klasse. Heute gab es auch ausschließlich einen Kommentar von Schülern diesbezüglich, aber ich bin einfach nicht drauf eingegangen und keinen interessierte es mehr. Nochmals vielen Dank!

    • Offizieller Beitrag

    so sehr ich deinen Wunsch nach "Geradebiegen" verstehen kann:
    würde es die ganze Angelegenheit nicht noch viel schlimmer machen, wenn die KL sich vor ihre Klasse stellt und sagt: "Tut mir leid, Frau Snuggles hat damals gar nicht geweint" ??


    Vor den Schülern würde ich das auf sich beruhen lassen und einfach durch dein Verhalten zeigen, dass sie dir nicht auf der Nase herumtanzen können.
    Díe Kollegin allerdings sollte schon erfahren, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung war, selbst wenn es in bester Absicht geschah.

  • Friesin, wie ich oben schon geschrieben habe, lass ich es jetzt einfach auf sich beruhen. Du hast schon recht mit dem "Geradebiegen". Mir fällt auch nix ein, wie sie das machen könnte. iIch werde aber, denke ich, nicht mit der Kollegin sprechen, da hoffnungslos, wie ich meine. Die Schüler werden an meinem Verhalten sehen, was Sache ist.
    Dankeschön fürs Lesen und beantworten!

  • Ich denke, du hast den richtigen Ansatz, Drsnuggles. Sei einfach BESSER als die Kollegin. Mir ist mal im Referandariat ein KL auf einer Klassenfahrt in den Rücken gefallen, indem er sich mit den Schülern verkumpelt hat und meine Autorität, die man sich im Ref ja manchmal mühsam erarbeiten muss, weil die S ja genau wissen, wie man an der Schule dasteht, dadurch untergraben hat. Ich konnte mich von da an nicht mehr durchsetzen und es wurde zur Hölle.
    Ich hab mir nur vorgenommen, nie so ein Kollegenschwein zu werden. Manchmal kann man Kollegen nicht ändern. Aber sagen würde ich es der Kollegin auch, auch wenn sie es nicht einsieht. Vielleicht sieht sie es doch irgendwann später ein.

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