Schülerin eher gehen lassen?

  • Hallo Momo74,


    alles klar, danke für die Warnung! Auch das mit der bestimmten Stundenzahl wusste ich nicht. Für mich ist Schule (nach Erfüllung der Schulpflicht) genauso wie Studium einfach eine freie Entscheidung, die jeder für sich selber treffen muss. Aber ich verstehe Deine Einwände.
    Es ist also als Lehrer so, dass man vom Staat wohl nicht nur dafür bezahlt den Schülern ein gutes "Bildungsangebot" zu unterbreiten, sondern auch dafür zu sorgen, dass sie dieses auch wahrnehmen, auch wenn es gar keine Schulpflicht mehr gibt.


    Ist jetzt bisschen off topic, was nun kommt. (Den Teil verschieben?)
    Mir ist generell bei meinen Kommilitonen, als auch damals bei meinen Mitschülern aufgefallen, dass ganz ganz wenig selbstständig in Lehrbücher geschaut wird. So oft gab es Leute in meiner Klasse, die irgendetwas nicht verstanden haben oder nicht richtig mitgeschrieben haben, und dann nicht auf die Idee kamen sich einfach mal das Buch zu schnappen und das nachzulesen.
    Es wurde einfach auch für meinen Geschmack zu wenig mit den Schulbüchern gearbeitet und mein Eindruck ist, dass dies bei den Schülern so ein bisschen die "Berieselungs-Attitüde" hervorruft. So nach dem Motto, es zählt nur, was der Typ da vorne vorkaut und anderes Wissen gibt es nicht.
    Ich glaube das erste was ich meinen Schülern beibringe ist, dass man auch gerne noch einmal das Schulbuch zu einem Thema bemühen kann um die Erklärung vielleicht noch einmal in anderen Worten zu haben, als im Unterricht. Wurde bei mir in der Schulzeit echt kaum gefördert! Finde die neuen Schulbücher echt toll, war ganz überrascht, damit könnte man sich als Schüler den Inhalt sehr gut selbst beibringen. Sind deutlich besser geworden noch als früher.

  • Deswegen ist auch der Ausschluss aus dem Unterricht während einer Lektion eine erstaunlich wirksame und abschreckende Strafe.

    Ja, ich bin absolut kein Freund von "pädagogischen Strafen" wie Text abschreiben oder nachsitzen. (Bisschen anders würde ich es in der Unterstufe sehen!).
    Die älteren Schüler sollen bei mir wissen, dass ich ihnen gerne versuche den Stoff so anschaulich und verständlich wie möglich zu vermitteln. Wer kein Interesse hat und sich ruhig verhält, ist okay, das versteh ich. Wird mal probiert sie zu aktivieren (im Unterrichtsbesuch besonders ;) ), aber ich respektiere auch, wenn jemand partout nicht möchte.


    Wer andere Schüler (wiederholt) stört geht als letzte Instanz bitte einfach mal raus und geht erstmal ne Runde um den Schulhof, bis er/sie wieder konzentriert ist um die anderen net zu stören. Ich hab dafür Verständnis, manchmal ist man einfach total unkonzentriert. Dann tut einem eine kurze Auszeit gut.
    Habe (okay, ich habe noch nicht viel unterrichtet) die Erfahrung gemacht, dass Schüler sehr gut darauf reagieren, wenn man sie nicht sauer oder ernst rausschmeisst, sondern ganz freundlich bittet doch draußen erstmal runter zu kommen (zu chillen). Einfach mit dem Hinweis "Du, also Du bist irgendwie echt total unkonzentriert und lenkst deinen Nachbarn nur noch ab. Geh doch mal ein paar Minuten an die frische Luft und komm dann wieder rein. Ja ehrlich, ist doch nicht tragisch, aber Du musst erstmal bisschen chillen, sonst bringst Du den ganzen Laden durcheinander"
    Wenn der Schüler merkt, man sagt das entspannt und "jagt ihn net raus", dann war bis jetzt die Reaktion eigentlich sehr positiv. Habe dem Schüler dann sogar noch den fehlenden Teil nach der Stunde erklärt, was ihm sichtlich unangenehm war (schlechtes Gewissen).
    Aber an dieser Taktik muss ich sicher noch feilen ;)
    Die Grenzen dieser Methode werde ich sicher noch kennenlernen, aber auf das Verständnis und den Menschenverstand der Oberstüfler konnte ich bis jetzt gut bauen. Wenn sie merken man ist nen cooler Typ und fängt nicht mit irgendwelchen "kindischen Strafen und Erziehungsmaßnahmen an". Weil ältere Schüler zu sanktionieren im Sinne von "ich erziehe Dich" erachte ich (Unwissender) als sehr schwierig, weil da (wie bei einer Lehrerin beobachtet) leicht "Machtspielchen" draus werden.

  • Aus meinem Bauchgefühl würde ich sagen, soll doch jeder (Oberstufenschüler) selber entscheiden, wie viel Unterricht er braucht um eine Klausur oder das Abitur zu schaffen. Ist doch keine Schulpflicht mehr. Manche lernen halt lieber autodidaktisch (ich z.B.) und brauchen dazu nur ab und an Impulse was gerade so Thema ist und sind selber viel schneller und effizienter, weil sie nicht auf die langsame Unterrichtsentwicklung warten müssen.
    Aber wie stehe ich damit rechtlich? Kann ich solche Oberstufenschüler nicht einfach früher gehen lassen auf deren eigene Verantwortung? Oder bin ich verpflichtet Schüler im Unterricht zu halten?
    Naja, diese rechtlichen Fragen werden mir im Seminar bestimmt auch noch beigebracht werden.


    Das Bauchgefühl ist ein schlechter Ratgeber in rechtlichen Dingen; Rechten und Pflichten sind im SchulG und in den Ausbildungs- und Prüfungsordnungen geregelt. (Nebenbei: Oberstufe und abgeleistete Schulpflicht sind nicht notwendigerweise miteinander verknüpft, gerade mit G8 sind die Schüler in der Oberstufe jetzt z. Tl. deutlich jünger, was im Hinblick auf die Aufsichtspflicht delikate Situationen schaffen kann.)

  • Meine Erfahrung: (hängt sicher vom sozialen Umfeld, Kursdynamik etc. ab): Wenn ich anbiete, den Stoff nochmal mit denen durchzuarbeiten, die noch Fragen haben und wer alles verstanden hat, darf schon mal gehen, dann gehen die meisten, evtl. bleiben ein paar wenige, die wirklich um jeden Punkt kämpfen müssen.


    Wenn ich aber Schülern, die stören, sage, sie dürfen gerne gehen, ich würde gerne mit denen ungesstört arbeiten, die was lernen wollen, dann geht keiner. Ausschluss vom Unterricht, bei schweren Verstößen auch durch die SL ausgesprochen, ist wirklich eine wirksame schwere Strafe für viele.

  • Es ist also als Lehrer so, dass man vom Staat wohl nicht nur dafür bezahlt den Schülern ein gutes "Bildungsangebot" zu unterbreiten, sondern auch dafür zu sorgen, dass sie dieses auch wahrnehmen, auch wenn es gar keine Schulpflicht mehr gibt.


    Sehr gut erkannt. Unterrichten ist nur eine von mehreren Lehreraufgaben und es steht auch nicht an erster Stelle. Die Reihenfolge der Aufgaben lautet nämlich: Erziehen, Unterrichten, Beurteilen, Beraten, Verwalten und Innovieren.


    Seit einigen Jahren kommt auch noch "Betreuen" hinzu. Würde ich gefühlsmäßig direkt vor oder hinter dem Unterrichten einordnen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Wenn sie merken man ist nen cooler Typ und fängt nicht mit irgendwelchen "kindischen Strafen und Erziehungsmaßnahmen an". Weil ältere Schüler zu sanktionieren im Sinne von "ich erziehe Dich" erachte ich (Unwissender) als sehr schwierig, weil da (wie bei einer Lehrerin beobachtet) leicht "Machtspielchen" draus werden

    Ich denke, eine Mischung aus beiden machts. "Ich erziehe dich" UND "ich behandle dich auf Augenhöhe (und appelliere damit indirekt an deine Reife)". Ich weiß nicht, wieviel Oberstufenunterricht du bisher gemacht hast. Entweder, du bist absolut souverän und strahlst eine natürliche Autorität aus (was ja sein kann), oder du wirst dich noch wundern, wie oft man versuchen wird, dich zu verar***en. Heute noch erlebt, 12. Jahrgang: "Ich habe den Text dreimal gelesen und nicht verstanden, deswegen habe ich die Hausaufgaben nicht gemacht". Das KONNTE nicht stimmen, der Text beinhaltete nichts schwer Verständliches.

  • Habe (okay, ich habe noch nicht viel unterrichtet) die Erfahrung gemacht, dass Schüler sehr gut darauf reagieren, wenn man sie nicht sauer oder ernst rausschmeisst, sondern ganz freundlich bittet doch draußen erstmal runter zu kommen (zu chillen). Einfach mit dem Hinweis "Du, also Du bist irgendwie echt total unkonzentriert und lenkst deinen Nachbarn nur noch ab. Geh doch mal ein paar Minuten an die frische Luft und komm dann wieder rein. Ja ehrlich, ist doch nicht tragisch, aber Du musst erstmal bisschen chillen, sonst bringst Du den ganzen Laden durcheinander"
    Wenn der Schüler merkt, man sagt das entspannt und "jagt ihn net raus", dann war bis jetzt die Reaktion eigentlich sehr positiv.

    Kompliment, dass Du dies bereits gelernt hast. Ich mache das genau gleich und viele andere der jüngeren Lehrer an meiner Schule ebenfalls. Es funktioniert super. Es führt bei den Schülern tatsächlich zur Einsicht, dass sie selbst Schuld sind und nicht der Lehrer. Sie reflektieren ihr eigenes Verhalten und kommen selbständig wieder zurück, wenn sie sich abgekühlt haben und können so zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen können. Gleichzeitig können sie das Gesicht vor der Klasse wahren, da man es nicht als Strafe verkauft. Bei den meisten Schülern ist das so wirksam, dass sie sich noch in den kommenden Monaten viel mehr Mühe im Unterricht geben.

    • Offizieller Beitrag

    Mich würde mal interessieren wie das rein rechtlich in der Oberstufe ist. Ich meine die Situation gibt es oft, dass jemand meint, er müsse das jetzt nicht wissen und bleibt einer Stunde gänzlich fern, hat noch einen Arzttermin in der 2. Stunde der Doppelstunde oder der Person ist halt schlecht und geht deshalb früher. Man kann sich doch selber entschuldigen, zumindest war das zu meiner Zeit so.
    Die Schulpflicht ist schließlich zu Ende, reicht da nicht einfach eine Eintragung ins Kursbuch als Lehrer und fertig?


    Aus meinem Bauchgefühl würde ich sagen, soll doch jeder (Oberstufenschüler) selber entscheiden, wie viel Unterricht er braucht um eine Klausur oder das Abitur zu schaffen. Ist doch keine Schulpflicht mehr. Manche lernen halt lieber autodidaktisch (ich z.B.) und brauchen dazu nur ab und an Impulse was gerade so Thema ist und sind selber viel schneller und effizienter, weil sie nicht auf die langsame Unterrichtsentwicklung warten müssen.
    Aber wie stehe ich damit rechtlich? Kann ich solche Oberstufenschüler nicht einfach früher gehen lassen auf deren eigene Verantwortung? Oder bin ich verpflichtet Schüler im Unterricht zu halten?
    Naja, diese rechtlichen Fragen werden mir im Seminar bestimmt auch noch beigebracht werden.


    Da die Schüler sich selbst entschuldigen können, können sie dem Unterricht auch fernbleiben. Die Entschudligung muss aber Gründe beinhalten, die eine Entschuldigung rechtfertigen: "ich hatte keine Lust, weil ich lieber selber lerne", gehört nicht dazu. Man kann natürlich so denken, und dann einfach "gesundheitliche Gründe" draufschreiben.


    Wenn ein Schüler viel fehlt und ich beobachte, dass er/sie daraufhin nicht mehr gescheit im Unterricht mitmachen kann, hat er/sie ein Gespräch mit mir. So halten es die meisten Kollegen. Damit kann man Fehleinschätzungen bezüglich der gebrauchten Dosis Unterricht entgegenwirken und gucken, ob sonst was nicht stimmt. Manchmal gibt es nachvollziehbare Gründe fürs häufige Fehlen. Ich habe eine Schülerin mit massiven Kreislaufproblemen, die packt oft ein paar Stunden und dann geht nix mehr. Ist halt so. Wir haben dann Strategien verabredet, wie sie sich in der Schulzeit besser ausruhen kann und was sie macht um nicht zu viel Inhaltliches zu verpassen. Geht alles.


    Die Fehlstunden summieren sich und erscheinen auf dem Zeugnis: die allermeisten Schüler möchten da nicht 197 FS, davon 12 u stehen haben.

    • Offizieller Beitrag

    Es wurde einfach auch für meinen Geschmack zu wenig mit den Schulbüchern gearbeitet und mein Eindruck ist, dass dies bei den Schülern so ein bisschen die "Berieselungs-Attitüde" hervorruft. So nach dem Motto, es zählt nur, was der Typ da vorne vorkaut und anderes Wissen gibt es nicht.
    Ich glaube das erste was ich meinen Schülern beibringe ist, dass man auch gerne noch einmal das Schulbuch zu einem Thema bemühen kann um die

    Eigentlich sollen die Schüler sich im Unterricht etwas selbst erarbeiten (im Zweifelsfall durchaus mit Schulbüchern - oder Versuchen, Recherchen, Diskussionen, kreativen Aufträgen etc), und nicht "da vorne ein Typ" stehen, der sie zulabert.

  • Was das regelmäßig früher aus dem Unterricht Gehen angeht und seien es auch nur 5 Minuten: Wir wurden schriftlich von der Schulleitung darauf hingewiesen, dass wir die Schüler NICHT 5 Minuten früher aus der letzten (Nachmittags)Stunde gehen lassen dürfen, auch wenn danach die Bussituation schlechter ist.

  • Ich finde ja eure Beiträge zunehmend schockierend. Ob das nun daran liegt, dass man als Mama anders tickt? Ich weiß es nicht, glaube auch eigentlich nie, dass es zu meiner Schulzeit solche Diskussionen unter Lehrern gegeben hätte...


    Wieso ist bei euch in der Konfirmationsjahrgangsstufe überhaupt Reli-Unterricht? Man bräuchte es in diesem Schuljahr nicht anbieten - so ist es in Hessen Klasse 8 für ev. und Klasse 3 für kath. - und ich finde das auch sinnvoll.


    Du stellst deinen eigenen Reliunterricht über den Konfirmationsunterricht der Kirche und teilweise kommt hier sogar der Vergleich mit Tennisverein.


    Ich fasse es gerade nicht.


    Könnt ihr euch nicht mehr an eure eigene Kindheit erinnern? Wie wichtig die Konfirmation war? Wie stolz man war? Wo ist das Problem, die Schülerin an dem Tag nur 60 statt 90 Minuten Religion haben zu lassen, wenn sie danach im Konfiunterricht nochmal "Religionsunterricht" hat?


    An Stelle der Eltern dieser Schülerin würde ich sie für das ganze Schuljahr aus dem Reliunterricht nehmen. Stattdessen versucht die Familie, den Spagat hinzubekommen - und was erntet man dafür? Hohn und Spott.


    Ich finde das gerade so schlimm, was sich hier teilweise an Grundhaltungen Schülern und deren Familien gegenüber offenbart...

  • ist das was anderes, als wenn jeder Schüler meint, er könnte über ein Jahr lang jede Woche 30 Minuten früher gehen, weil er meint er müsse unbedingt zu Konfirmandenunterricht.

    Das hier finde ich wirklich die Krönung. Wie herablassend und arrogant ist das denn?

  • Eigentlich sollen die Schüler sich im Unterricht etwas selbst erarbeiten (im Zweifelsfall durchaus mit Schulbüchern - oder Versuchen, Recherchen, Diskussionen, kreativen Aufträgen etc), und nicht "da vorne ein Typ" stehen, der sie zulabert.

    Ja genau, das ist die moderne Meinung und der stimme ich auch vollkommen zu. Allerdings müssen in Naturwissenschaft auch regelmässig lehrerzentrierte Erklärungen stattfinden mit anschließender Übungsphase.
    Kreative Aufträge, okay, aber bei zu viel Kreativität und Schnickschnack verstellt sich auch der Blick fürs Wesentliche.
    Die älteren Lehrer (und damals meine Lehrer) haben aber oftmals Frontalunterricht angewandt und die waren es, die wenig Lehrbücher und Übungen zum selber machen eingesetzt haben.
    Bin ja stark dafür, dass Schüler möglichst viel selber machen. Wirklich selbstständige Schüler wie ich in dem Alter brauchen den Lehrer dann eigentlich nur noch für Nachfragen oder das Überprüfen des selbst angeeigneten Stoffs oder für Hinweise, was noch sinnvoll zu betrachten wäre.
    Aber das geht halt nicht bei allen Schülern.

  • Ich finde ja eure Beiträge zunehmend schockierend. Ob das nun daran liegt, dass man als Mama anders tickt? Ich weiß es nicht, glaube auch eigentlich nie, dass es zu meiner Schulzeit solche Diskussionen unter Lehrern gegeben hätte...

    Du stellst deinen eigenen Reliunterricht über den Konfirmationsunterricht der Kirche und teilweise kommt hier sogar der Vergleich mit Tennisverein.

    Ich finde den Vergleich mit einem Sportverein ehrlich gesagt sehr treffend. In einer modernen Welt, in der der Mensch [insert Wissenschaftliche Höchstleistungen] erreicht hat und die Evolution des Menschen nachvollziehbar wissenschaftlich belegen kann, sollte eine Institution wie Kirche nicht mehr rechtliche Macht haben, als ein Tennisverein.

    Könnt ihr euch nicht mehr an eure eigene Kindheit erinnern? Wie wichtig die Konfirmation war? Wie stolz man war? Wo ist das Problem, die Schülerin an dem Tag nur 60 statt 90 Minuten Religion haben zu lassen, wenn sie danach im Konfiunterricht nochmal "Religionsunterricht" hat?

    Ich glaube der Stolz, wenn überhaupt vorhanden, über die Konfirmation spielt bei den meisten Jugendlichen heute eine untergeordnete Rolle.


    Ich finde das gerade so schlimm, was sich hier teilweise an Grundhaltungen Schülern und deren Familien gegenüber offenbart...

    Du meinst welche Grundhaltung man hier der Kirche gegenüber hat, oder?
    Oder meinst Du, dass es generell erlaubt sein müsste Schüler gehen zu lassen, wenn die etwas anderes vor haben? Das würde ich wiederrum durchaus überlegenswert finden, aus der Meinung heraus, jeder Mensch muss entscheiden, wieviel er vom Bildungsangebot wahrnehmen möchte und wieviel nicht.
    Wenn man aber entschieden hat, dass eine Teilnahme am Gymnasium beinhalten muss, dass man auch anwesend sein muss, dann sollte man für die Kirche genausowenig Ausnahmen machen wie für den Tennisverein.

  • Nein, Annie111,


    es ist doch ganz anders: Die Antworten hier sind interessant, weil sie doch (teils) sehr unterschiedlich sind. Mir haben sie schon geholfen (Merci an alle! :) ); Arroganz und so sehe ich da jetzt nicht.


    Also, dass wir Reliunterricht haben, ist nun mal so. Wir hatten mal eine Zeit lang kein Reli im 8. Jahrgang wegen Lehrermangel, aber das ist jetzt nicht mehr. Man kann auch nicht sagen, man würde die Eltern verspotten, wenn man ihnen, wie ich es jetzt gemacht habe, einen nett formulierten Brief schreibt, dass sie das bitte mit der Schulleitung regeln mögen. So wie ich die Eltern einschätze und wie ich die Wirkung meines Briefes einschätze, denke ich, dass sie das schon verstehen werden. Ich meine, Aufsichtspflicht ist nun mal Aufsichtspflicht. Ich riskiere doch nicht, in Teufels Küche zu kommen, indem ich da ganz unbürokratisch sage, dass das Mädchen eher gehen kann. Übrigens, wenn die Eltern tatsächlich voller Wut ihr Kind aus dem Reliunterricht abmelden sollten, müsste es in Werte und Normen gehen, was zeitparallel im Nachbarraum stattfindet...


    Du sagst, ich würde den Reliunterricht höher hängen als den Konfirmandenunterricht? Ja, das stimmt, mein Reliunterricht ist wichtiger, weil er eben ein Teil der Bildung ist, der an Schulen vermittelt wird. Konfirmandenunterricht finde ich auch wichtig, aber das ist religiöse Freizeitaktivität.


    Ich persönlich finde ebenfalls, dass Konfirmandenunterricht höherwertiger ist als z.B. Sportaktivität, weil es Bildung ist, während Sport nur Bewegung ist. Aber es gibt nun mal Leute, die das anders sehen, und ein bisschen Sport ist natürlich für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auch nicht gerade verkehrt. Aus diesen Gründen kann man durchaus sagen, dass man nicht einen Schüler für Konfiunterricht freistellen darf, einen Schüler, der zum Sport möchte, aber nicht.


    Wie gesagt, ich lehne die letztliche Verantwortung ab und habe die Eltern an die Schulleitung verwiesen.


    Hamilkar

  • ...
    teilweise kommt hier sogar der Vergleich mit Tennisverein
    ...
    Könnt ihr euch nicht mehr an eure eigene Kindheit erinnern? Wie wichtig die Konfirmation war? Wie stolz man war?

    Nein, kann ich nicht, ich bin nicht konfirmiert. Und die meisten meiner Freunde haben damals relativ offen den Standpunkt vertreten "Ist zwar langweilig und überflüssig, wir machen das aber mal das Jahr lang mit, weil es hinterher ordendlich Kohle von Oma und Opa gibt". Ich persönlich halte regelmäßige sportliche Betätigung auch für gewinnbringender als die Teilnahme an kirchlichen Kundenbindungsaktionen. Das ist aber meine Privatmeinung, die ich keinesfalls vor Schülern so äußern und schon garnicht zum Maßstab für die Bewilligung oder Ablehnung von Beurlaubungen machen würde.



    Das hier finde ich wirklich die Krönung. Wie herablassend und arrogant ist das denn?

    Ich fasse mal zusammen:
    Ich lege die Regeln für Beurlaubung großzügig aus, halte mich aber grundsätzlich daran und behandele auf jeden Fall alle Schüler gleich.
    Du hingegen nimmst deine privaten religiösen Ansichten als Maßstab um nach Nasenfaktor zu entscheiden, bei wem du dich darüber hinwegsetzt (Konfirmanden), und bei wem du auf Anwesenheit bestehst (Tennisspieler). Die Tatsache, andere diesen Standpunkt nicht teilen, kannst du nicht nur nicht verstehen, du reagierst geradezu empört.
    Und du meinst, du bis in der Position mir Vorträge über Arroganz halten zu können?




    Wo ist das Problem, die Schülerin an dem Tag nur 60 statt 90 Minuten Religion haben zu lassen, ...
    An Stelle der Eltern dieser Schülerin würde ich sie für das ganze Schuljahr aus dem Reliunterricht nehmen.

    Naja, immerhin scheinen wir ja, was die generelle Überflüssigkeit das Religionsunterrichtes an sich angeht, einer Meinung zu sein (Vorsicht, Sarkasmus). Nur dummerweise führt eine Abmeldung aus dem Religionsunterricht nicht zu mehr Freizeit, sondern zur Teilnahmepflicht am Ersatzunterricht.
    Das es den bei euch scheinbar nicht gibt, verstärkt meinen Eindruck, dass du wohl in einer noch extem religiös geprägten Gegend lebst und offensichtlich ein generelles Problem mit der Vorstellung hast, dass Religiösität bei vielen andere Menschen einen geringeren Stellenwert hat.


    Schönes Wochenende und Grüß Gott allerseit,
    Moebius

  • Ich bin nicht "kirchen-affin" und nicht konfirmiert. Aber ich finde schon, dass Religion einen größeren Respekt verdient als Sport- und andere Freizeitveranstaltungen. Es ist ein sensibleres Thema, in dem man Menschen viel leichter "auf den Schlips" treten kann als bei anderen Dingen. So weit ich weiß wird Konfirmandenunterricht von den Schülern meist als todlangweilig und nervig angesehen, dennoch finde ich, sollte man sie da nicht in einen Gewissenskonflikt bringen. Wenn es klare Vorgaben gibt, ok. Aber die eigene Haltung zur Kirche da entscheiden zu lassen, finde ich da nicht angemessen.

    • Offizieller Beitrag

    Im übrigen bekommen die muslimischen Mitschüler ja auch an ihren Feiertagen frei (hier in Hessen), bei zwei freien Tagen im Jahr sollte das ja etwa die Stundenzahl sein, die beim vorher gehen für den Konfirmandanunterricht insgesamt auch entfällt.

  • Aber die eigene Haltung zur Kirche da entscheiden zu lassen, finde ich da nicht angemessen.

    Eben. Genau das ist doch mein Hauptanliegen. Es gibt im Schulgesetz keinen Sonderstatus für Konfirmatinosunterricht und keine Ausnahmeregelung für die Beurlaubung.
    Wenn ich dann persönlich ein beim Konfirmationsunterricht ein Auge zudrücke, weil mir Religion besonders wichtig ist, kann der nächste Lehrer mit dem gleichen Recht stattdessen den Fußballern freigeben, weil für ihn Fußball privater Lebensmittelpunkt ist.



    Im übrigen bekommen die muslimischen Mitschüler ja auch an ihren Feiertagen frei (hier in Hessen), ...

    ... was auch in Ordnung ist, weil dies über den entsprechenden Erlass ausdrücklich genemigt ist, da es sich nämlich um eine religiöse Feier handelt. Im Gegensatz zum Konfiramtionsunterricht. Die Konfirmation selber hingegen ist natürlich eine religiöse Feier, so dass man hier den Erlass durchaus großzügig auslegen und für den folgenden Montag beurlauben kann (was ich bisher auch immer getan habe).

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