Bei AKO hospitiert

  • Hallo zusammen,


    ich habe heute mal bei unserer AKO hospitiert und dachte, wunders, was ich da für tollen Unterricht geboten bekomme - es war aber völlig unspektakulär - ohne Spannungskurve, nichts Besonderes vorbereitet, ziemlich lehrer- und buchzentriert - also, da gebe ich mir mehr Mühe, weil ich mir für jede Stunde was Besonderes überlege. Es war auch völlig anders, als uns im Seminar immer wieder vorbgebetet wird. Ist es tatsächlich so, dass man diese Show-Stunden nur für die UBs macht und später stinknormalen "Brot-und-Butter-Unterricht" - dass sich die AKOs also auch nicht an die Regeln halten, die sie den Referendaren verklickern?


    LG


    Sonnenkönigin

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • AKO ist vermutlich ein "Ausbildungskoordinator"? Sowas haben wir hier nicht, aber ich denke, dass ist auch nicht die grundsätzliche Frage.


    Prinzipiell schafft man es mit einem vollen Deputat nicht mehr nur "besondere" Stunden zu geben. Das ist einfach nicht praktikabel, zumindest, wenn man auch ein bisschen Privatleben haben möchte. Überleg mal, wie lange du brauchst, um eine Stunde vorzubereiten und rechne das mal die Stundenanzahl, die du mit Vollzeit arbeitest (in der Sek 2 sind das glaube ich 25?). +Konferenzen, Teamtreffen, etc.


    Ich versuche immer reihum in jedem Fach mal ein bisschen was besonderes zu machen, so dass alle Kinder mal richtig zum Zug kommen. Manchmal muss man leider die Ansprüche ein bisschen runterschrauben. Und hauptsache ist, dass die Schüler etwas lernen. Da ist manchmal auch noch der Zeit - Nutzen-Faktor mitzuberechnen. Viele tolle Spiele, etc. kosten einfach Zeit und die gibt der Lehrplan leider auch nur in begrenztem Maße her.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    AKO: AusbildungskoordinatorIn in NRW
    (nicht unbedingt die Person, bei der man hospitiert sondern die Person, die für die Ausbildung zuständig ist (an der Schule))


    Sonnenkönigin:
    Sag mal, bist du nicht schon ein bisschen länger an der Schule mittlerweile? Sind alle deine Stunden "etwas Besonderes" und perfekt? Ich bin selbst noch vor dem Ref und ich habe nicht vor, "lehrer- und buchzentriert" zu unterrichten, aber erstmal glaube ich, dass das ab und zu nicht so schlecht sein kann, und überhaupt nicht vorschnell geurteilt werden sollte. Oft sieht man nicht, was hinter etwas stand, usw...


    Chili

  • Ich stimme Liselotte voll zu. Die "normalen" Stunden sind Brot- und Butterstunden und ab und zu gibt es mal eine Sternstunde. 29x in einer Woche ein Feuerwerk abzufackeln schafft keiner und es wird auch keiner erwarten. Für die UB-Stundne habe ich mir immer die tollen Sachen herausgepickt.


    Allerdings habe ich es im REF auch erlebt, als wir bei einer Ausbilderin hospitiert haben, dass die Stunde total ungeplant und chaotisch war und hab mich geärgert. Ich als Ref. muss immer tolle Stunden zeigen und sie wirft nen Ball rein und sagt "spielt Fußball". Wollte damals eigentlich noch was von ihr lernen. Ein bißchen mehr Mühe kann man sich ruhig geben, wenn man weiß, dass die Referendare zuschauen.

  • AKO ist die Ausbildungskoordinatorin - die sieht doch ständig die UBs bei den Refs und schreibt auch Berichte über sie - da dachte ich, dass man sich selbst zumindest grob auch daran hält. Stelle nur immer wieder fest, dass Theorie und Praxis weit auseinander klaffen.
    chili - ja, ich bin schon länger an der Schule, aber erst seit 6 Monaten bekomme ich ja gezeigt, wie man es offiziell machen soll - und finde ich es einerseits beruhigend, aber auch erschreckend, dass die altgedienten Fachlehrer genau das machen, was uns Seiteneinsteigern oder Refs immer wieder angekreidet wird.
    Und selbige AKO hatte mich schon mal im Unterricht besucht und mich auf einige Punkte hingewiesen, sie sie selbst aber auch nicht unbedingt beachtet, wie ich nun gesehen habe.
    Natürlich will ich keineswegs behaupten, dass ich alles richtig mache - ich finde es nur unlogisch, wenn die Leute, die einen beurteilen, sich selbst nicht an ihre Regeln halten und frage mich dann, was das ganze System überhaupt soll, aber die Frage führt vermutl. zu weit.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Das geht ja gar nicht - was war das denn für eine?! Eine Kollegin hat mir auch erzählt, dass sie einmal bei ihrem FL hopitiert hat, dort alles schiefgelaufen ist und er dann zu ihr gesagt hat: " Die Tatsache, dass ich es nicht kann, beweist ja nicht, dass sie es nicht noch lernen können" - Frage wäre dann nur, von wem:)

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • ... ich habe heute mal bei unserer AKO hospitiert und dachte, wunders, was ich da für tollen Unterricht geboten bekomme - es war aber völlig unspektakulär - ohne Spannungskurve, nichts Besonderes vorbereitet, ziemlich lehrer- und buchzentriert - also, da gebe ich mir mehr Mühe, weil ich mir für jede Stunde was Besonderes überlege. Es war auch völlig anders, als uns im Seminar immer wieder vorbgebetet wird. Ist es tatsächlich so, dass man diese Show-Stunden nur für die UBs macht und später stinknormalen "Brot-und-Butter-Unterricht" - dass sich die AKOs also auch nicht an die Regeln halten, die sie den Referendaren verklickern?

    Ja, völlig normal!

    "Der erste Schritt zum Lernen ist die Liebe zum Lehrer - weil man die Liebe zur Wissenschaft von Heranwachsenden noch nicht erwarten kann."


    Erasmus von Rotterdam



  • Als wir bei meinem Lehrbeauftragten vom Seminar hopitierten, wunderten wir uns über den Unterricht. Hinterher meinte er, dass er absichtlich Fehler eingebaut hätte und wir sollten die dann aufzählen ...

  • Was mich bei einem entsprechenden Besuch viel mehr interessieren würde, ist die Frage, ob der Standard-Unterricht gut ist bzw. mir gefällt. Anders gesagt würden mich Fragen beschäftigen wie: Hat die AKO ein gutes Verhältnis zur Klasse, herrscht eine positive Atmosphäre? Hast Du den Eindruck, dass sie gut erklären kann? Dass die Kinder mitarbeiten? Dass die Kinder etwas verstehen? Dass der Unterricht zwischen Anspannung- und Entspannungsphasen wechselt, sodass die Kinder auch mal durchatmen können? Dass die Lehrerin Probleme wahrnimmt, die bei einzelnen existieren? Dass sie die Klasse also im Blick hat, dass sie Dinge sieht? Dass sie das Leistungsniveau der Kinder einschätzen kann? Dass sie auch mal einen Scherz macht? Dass sie flexibel ist? Dass sie fachkompetent ist?


    Um ganz ehrlich zu sein, sind DAS die Dinge, die ich von einer AKO erwarten würde. Dagegen würde es mich erst einmal überhaupt nicht interessieren, ob mit Buch gearbeitet wird oder nicht, ob es eine Einstiegsphase gibt oder ob Gruppenarbeit gemacht wird. All diese Dinge können (!) Indikatoren für guten Unterricht sein, aber ich halte es schlicht gesagt für einen Irrglauben, aus diesen Elementen entstünde automatisch guter Unterricht.


    Wenn ich also den Eindruck hätte, hier läuft der Unterricht gut, würde ich voll zufrieden sein und davon ausgehen, dass die AKO weiß, was sie tut. Irritieren würde es mich eher, wenn ich nicht nur "Alltags"-Unterricht sehen würde, sondern auch noch den Eindruck hätte, der taugt nichts.

  • Als wir bei meinem Lehrbeauftragten vom Seminar hopitierten, wunderten wir uns über den Unterricht. Hinterher meinte er, dass er absichtlich Fehler eingebaut hätte und wir sollten die dann aufzählen ...


    Hat der das ernst gemeint? Sollte ich mir zwar eigentlich nicht vorstellen können, aber andererseits kennt man uns Lehrer ja. :)


    Auf die Ausgangsfrage bezogen - es ist ganz normal, dass man im Alltagsbetrieb unter Vollast Brot- und Butterstunden hält, in denen es auch dazu kommen kann, dass einfach nur mal Lehrbucharbeit gemacht wird. Im Ausbildungsbetrieb und bei Vorführstunden wird an der Form gefeilt; das ist schon ganz sinnvoll so. Es darf aber niemals, weder bei den Ausbildern noch bei den Azubis, dabei die Idee aufkommen, dass der Planungsaufwand dann später die Normalsache wird.


    Was bei Unterricht am wichtigsten ist, ist, dass im Normalfall ordentlich was als Lernergebnis für möglichst viele Schüler rüberkommt. Deswegen sind die Faktoren, die "unter uns" nennt, ganz wichtig. Es ist aber für Berufsanfänger in der Regel nicht so ganz einfach, die Gruppen- und Arbeitsdynamik einer Klasse zu erkennen und zu verstehen. Da spielt nämlich die Lehrerpersönlichkeit mit rein. Ich bemühe mal Klischees: es gibt den "harten Knochen", der von seinen Schülern respektiert und geschätzt wird, weil man bei ihm "richtig was lernt". Es gibt aber auch die "harten Knochen", bei denen die Schüler nur meinen, dass sie etwas lernen. Es gibt die "harten Knochen", bei denen die Schüler nur so tun, als ob sie etwas lernen. Im anderen Extrem geht das natürlich genau so. Der Lernerfolg lässt sich nur begrenzt an der Methodenwahl festmachen - da würde ich als Anfänger erst einmal selber experimentieren und Erfahrungen machen wollen.


    Deswegen Sonnenkönigin:


    Trag aus dem unterricht deines Akos einfach mal so viel wie möglich von dem heraus, was man im Alltag machen kann und macht. Befrag deinen Ako zu Unterrichtsphasen, die dir aus diesem oder jenem Grund interessant vorkommen. Frage deinen Ako auch ganz dezidiert danach, was für Vorführstunden geeignet oder ungeeignet ist. Erfahrene Lehrer können dir ganz genau sagen, was man gut in einem Unterrichtsbesuch machen kann und was zwar hervorragende Resultate im Alltagsleben bietet, aber bei Besuchen der Genickbrecher wäre.


    Nele

  • @neleables: Wir wussten auch nicht, ob wir das ernst nehmen sollen oder nicht. Das war seine Erklärung ... Auf jeden Fall stimme ich der Allgemeinheit zu, dass man eben solche und solche Stunden macht.
    Ich hatte mal ne Klasse in Reli, die wollten permanentes Entertainment. Das kann man mit 28 Stunden gar nicht schaffen!

  • @neleables: Wir wussten auch nicht, ob wir das ernst nehmen sollen oder nicht. Das war seine Erklärung ...


    Ui, übel. Nehmen wir mal an, ich bin Ausbildungslehrer und habe einen Referendar, der bei mir hospitiert, und mein Ausbildungsunterricht geht grandios in die Hose. Das kann vorkommen, das kann jedem mal passieren, auch altgedienten Routiniers. Wenn mir sowas passierte, könnte ich auch zum Referendar sagen "Höhö, ich habe einige Fehler "absichtlich", höhö, "eingebaut", um zu sehen, was ihr so alles mitkriegt, höhö." Aber ich würde das natürlich sprachlich so kennzeichnen, dass es als Ironie erkennbar ist.


    Worum es in dem Ausbildungsgespräch dann ginge, wäre, wie es zu diesen Fehlern kommen konnte, welche Planungs- oder Analysefehler ich begangen hätte, wie man das eventuell hätte vermeiden können oder aber wie man es doch noch in eine produktive Richtung hätte lenken können. Das sind schließlich die Inhalte, die Berufsanfänger lernen müssen, weil sie sie in der Alltagsarbeit brauchen!


    Was keiner braucht, ist der Mythos, dass "gute Lehrer" niemals Fehler machen oder Fehler zugeben dürfen.


    Nele

  • So ist es, ich bin selbst mittlerweile Mentorin und hatte auch schon ne Referendarin dabei als ein Unterricht gnadenlos in die Hose ging. Wir haben das aber gemeinsam reflektiert und dann noch einmal bei der Parallelklasse umgesetzt. Da konnte die Referendarin lernen wie man eben mit so etwas umgeht.
    Dem Lehrbeauftragten traue ich aber wirklich alles zu :)

  • Nun, die von dir aufgeführten Punkte würde ich bei der AKO bejahen - die würde ich aber auch bei mir bejahen. Und ich gehe auch davon aus, dass sie in meinem Unterricht stimmen - weil ich vor allem auf eine gute Lehrer-Schüler-Bez. Werte lege - das ist mir wichtiger als Methode und Planung. Im Seminar wird aber nun mal auf Letzteres am meisten Wert gelegt, und wenn was nicht geklappt hat, hat es halt daran gelegen und nicht an Defiziten in der Lehrer-SUS-Bez.
    Ich möchte kein harter Knochen sein - das passt halt nicht zu mir, auch wenn ich vielleicht eher soft und freundlich rüberkomme, heißt das nicht, dass man bei mir nichts lernen kann oder dass ich alles mir mir machen lasse. Andererseits werde ich mit SUS, die sehr viel Wert auf Methode und Struktur legen, auch nicht klarkommen - so ist das nun mal - wir können's nicht jedem recht machen.
    Und gerade, was das Zwischenmenschliche angeht, kann ich sehr gut beurteilen, was in einer Klasse abgeht, denn ich bin nicht erst seit gestern Lehrer, wenn ich auch jetzt erst die Ausbildung mache!


    Sonnenkönigin

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Sorry, aber welcher Lehrer redet im Lehrerzimmer über Disziplinprobleme oder Fehler, die er gemacht hat?! Das ist doch ein ausgesprochenes Tabuthema! Obwohl ich sicher weiß, dass da bei einigen etliches schief läuft, geht es doch wohl gegen das Berufsethos darüber zu reden - und das genau macht ja die Lehrer krank - ich finde das so zum Kotzen, sorry! Mehr Offenheit würde uns allen hier weiterhelfen. Aber ich muss wirklich sagen, dass nur Junglehrer oder Referendare das tun - und auch erst, nachdem ich mich selbst geoutet habe - obwohl ich langsam aufpassen muss, weil meine Offenheit sonst nachher als Inkompetenz gedeutet wird!

    Was keiner braucht, ist der Mythos, dass "gute Lehrer" niemals Fehler machen oder Fehler zugeben dürfen.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Der Unterricht, den ich bei erfahrenen Kollegen sah, war auch ausgesprochen unspektakulär. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich begriffen habe, dass ich in den UBs Showstunden machen muss - obwohl das im späteren Alltag nicht zu wuppen ist.


    Da ich diese Ausbildung lebend überstehen wollte, habe ich dann eben Showstunden gemacht und z. B. mal einen Film gemacht oder etwas gebastelt.Nicht immer, aber, als ich dann doch mal eine gute Note haben wollte, eben doch.


    Uns wurde erklärt, das es klar sei, dass nicht jede Unterrichtsstunde so ablaufen kann. Aber dass wir eben zeigen müssen, dass wir so eine besondere Stunde gestalten können. Mit aller Vorbereitung und Reflexion, die dazugehört. Sozusagen Dreisternemenü statt Butterbrot.


    Ja, ich würde mir auch mehr Offenheit unter den Kollegen wünschen. Wenn ich von einem Problem berichte, bekomme ich meist nur einen Berg von Ratschlägen. Wenn etwas schief läuft, liegt das ja an mir X( "Schüler xy hat sich z geleistet..." - "da musst du dies und das tun ..."


    Irgendwann sagt man dann halt auch nichts mehr.

    • Offizieller Beitrag


    chili - ja, ich bin schon länger an der Schule, aber erst seit 6 Monaten bekomme ich ja gezeigt, wie man es offiziell machen soll - und finde ich es einerseits beruhigend, aber auch erschreckend, dass die altgedienten Fachlehrer genau das machen, was uns Seiteneinsteigern oder Refs immer wieder angekreidet wird.
    Und selbige AKO hatte mich schon mal im Unterricht besucht und mich auf einige Punkte hingewiesen, sie sie selbst aber auch nicht unbedingt beachtet, wie ich nun gesehen habe.
    Natürlich will ich keineswegs behaupten, dass ich alles richtig mache - ich finde es nur unlogisch, wenn die Leute, die einen beurteilen, sich selbst nicht an ihre Regeln halten und frage mich dann, was das ganze System überhaupt soll, aber die Frage führt vermutl. zu weit.


    Die altgedienten Fachlehrer haben ursprünglich ganz andere Methoden und Vorgehensweisen gelernt. Die Weiterentwicklung von Unterricht bedeutet nicht automatisch, dass alle "alten Techniken" plötzlich nicht mehr gut sind und daher "abgeschafft" werden müssen.


    Ein Lehrling - sei es im Handwerk oder in der Schule - MUSS Dinge am Anfang viel genauer und reflektierter machen als der Geselle oder der Meister, damit er sich über die Prozesse, die im Rahmen der ausgeübten Tätigkeit ablaufen, klar wird. Das ist bei uns besonders wichtig. Man stellt sich eben nicht mal eben so vor die Klasse und unterrichtet.


    In den UBs sollst Du keine Laborstunden zeigen, weil das später genauso von Dir erwartet wird, sondern weil Du zeigen sollst, dass Du solche Musterstunden planen und halten kannst und sowohl in der Theorie als auch in der Praxis das entsprechende "Handwerk" beherrschst.


    Da Du Dir vermutlich auch verbitten würdest, Dich anhand weniger von Dir gesehener Stunden umfassend zu beurteilen, solltest Du auch die Ausschnitte, die Du von gestandenen Kollegen siehst, nicht überbewerten.


    Ferner:
    Die Bewerterrolle als Ausbildungslehrer nehmen wir nicht deswegen ein, weil wir uns für so toll und unfehlbar halten, sondern weil sie Teil unserer dienstlichen Pflichten ist.


    Noch ferner:
    Du wirst eines Tages genauso "schlecht" wie die erfahrenen Kollegen unterrichten. Nicht weil Du korrumpiert wirst oder plötzlich zum schlechten Lehrer muteirst, sondern weil der Unterrichtsalltag und die -realität eben anders aussehen als Du sie als Referendar erlebst.


    Natürlich darfst Du gerne hingehen und künftig nur von den Kollegen etwas annehmen und Dich bewerten lassen, die in Deinen Augen würdig sind, da sie in Deinen Augen guten Unterricht leisten. Dass Du damit aber Dir selbst die Bewerterrolle anmaßt und dass Du ggf. dann ein Problem bekommen könntest, überhaupt Ausbildungslehrer zu finden, steht auf einem anderen Tablett.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag

    Sorry, aber welcher Lehrer redet im Lehrerzimmer über Disziplinprobleme oder Fehler, die er gemacht hat?! Das ist doch ein ausgesprochenes Tabuthema! Obwohl ich sicher weiß, dass da bei einigen etliches schief läuft, geht es doch wohl gegen das Berufsethos darüber zu reden - und das genau macht ja die Lehrer krank - ich finde das so zum Kotzen, sorry! Mehr Offenheit würde uns allen hier weiterhelfen. Aber ich muss wirklich sagen, dass nur Junglehrer oder Referendare das tun - und auch erst, nachdem ich mich selbst geoutet habe - obwohl ich langsam aufpassen muss, weil meine Offenheit sonst nachher als Inkompetenz gedeutet wird!


    Da ist wohl mal wieder jemand dem Weltverbesserungsvirus anheim gefallen.


    Sonnenkönigin, wir alle haben mal genauso oder so ähnlich gedacht wie Du. Wenn Du das Ref. mal hinter Dich gebracht hast und Teil eines halbwegs normalen Kollegiums bist, dann wirst Du sehen, dass sehr wohl über Probleme gesprochen wird und sich in vielen Bereichen kollegialer Rat eingeholt wird, oder man vereinbart, bei bestimmten Problemen an einem Strang zu ziehen.
    Diese undifferenzierte Kritik ist ein Ausdruck Deiner Unerfahrenheit und des "hoppla, hier komme ich und ich werde alles besser machen als ihr!"


    Insofern kann ich mich darüber auch gar nicht (mehr) aufregen, weil Deine Ansichten früher oder später den Realitätschek durchlaufen müssen.


    Gruß
    Bolzbold

  • Du sprichst mir aus der Seele! Heute habe ich z. B. als Vorbereitung für den UB die Klasse zusammen mit einem netten Kollegen quasi geputzt, gestaubsaugt, die Tafel gewischt, die Gruppentische angeordnet, den OHP mitsamt Folie schon justiert - sorry, dazu hab ich im normalen Alltagsgeschehen keine Zeit - warum muss ich dann eine Show vorspielen, von der jeder weiß, dass sie unrealistisch ist?! Ich finde das ganze System verlogen und dämlich - und gute Noten bekommst du nur, wenn du bastelst oder Filme zeigst, das ist doch lachhaft! Und mein FL meinte noch, dass er keinerlei Show erwartet, sondern mich in meinem ganz normalen Unterrichtsgeschehen erleben will :)- dann sollten die doch einfach mal kommen, wenn der OHP nicht funktioniert, die SUS nicht mitmachen etc. pp. und gucken, ob man drauf souverän reagieren kann - DAS wäre mal realistisch. Aber solange alle schön brav die Klappe halten und das Spiel mitspielen, wird sich natürlich nie was am System ändern, nur weil Leute Angst haben, nicht mehr weiterbeschäftigt zu werden, wenn sie mal die Wahrheit sagen.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Sonnenkönigin ()

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