Vorzeitige Einschulung

  • Hallo,


    die Erzieherinnen meines Sohnes haben mich zum Gespräch gebeten. Es geht um eine mögliche vorzeitige Einschulung.


    Zur Situation:
    Mein Sohn ist ein Aprilkind, wird erst zum Schuljahr 2013/2014 schulpflichtig. Er ist für sein Alter sehr groß, grob- und feinmotorisch gut entwickelt. Sprachlich ist er sehr weit und denken kann er auch ganz gut. Er hat zudem ein Gedächtnis wie ein Elefant. Er ist nach meiner Ansicht nicht "besonders begabt", sondern eher ein pfiffiges Kerlchen, das eben für sein Alter schon sehr weit ist. Er kennt schon viele Buchstaben, kann Laute hören, zählt bis 100 fehlerfrei und rechnet im Zahlenraum bis 10 ohne, dass wir das gefördert hätten.


    Der beste Freund (der gerade 7 Jahre alt wurde) meines Sohnes wurde diesen Sommer eingeschult. Seitdem findet mein Sohn nur noch wenig Anschluss. Die "Kleinen" interessieren ihn nicht, auch nicht die Gleichaltrigen. Er hängt sich jetzt an die Kinder, die nächsten Sommer alle weg sind.


    Wir sollen nun überlegen, ob wir unseren Sohn vorzeitig (also mit 5,5 Jahren) einschulen lassen, da
    a) er geistig und körperlich soweit ist und er jetzt schon kaum noch Herausforderungen im Kindergarten hat
    b) er sich in seinem letzten Kindergartenjahr noch in eine neue Gruppe einfinden müsste aufgrund einer Umstrutkurierungsmaßnahme.
    c) er alle seine Freunde "verlieren" würde.


    Ich weiß als Grundschullehrerin, dass er fachlich gesehen keine Probleme haben würde.
    ABER:
    Er wäre das jüngste Kind.
    Er ist gesundheitlich angeschlagen, bekommt Medikamente, die ihn psychisch belasten (Aber das wird für die nächsten Jahre immer so bleiben).


    Solche Themen wurden sicher schon oft diskutiert. Mich würden trotzdem aktuelle Meinungen interessieren.
    - Welche Probleme habt ihr mit jungen Kindern? (Auch in den weiterführenden Schulen)
    - Welche Vorteile kann die vorzeitige Einschulung bringen?
    - Welche Vor- und Nachteile haben Kinder, die nicht vorzeitig eingeschult wurden, obwohl man es hätte machen können?


    Die Schule in die er -wann auch immer- kommt, ist übrigens eine vierzügige GU-Schule im Aufbau, hat ein moderates Migrationspotential und ein relativ junges Kollegium.
    Nur so am Rande.


    Danke für konstruktive Meinungen.
    try

  • Um welches Bundesland geht es und ist es eine Schule mit elexibler Schuleingangsphase?
    Denn da würde so etwas ja überhaupt nicht auffallen und sollte er gesundheitlich eben nciht nur 2 Jahre für die ersten 2 Jahre brauchen, fällts auch nicht auf!
    Übirgens schult ja Belrin z.B. generell mit 5,5 ein, also muss es nciht unbedingt zu früh sein.

  • Hallo,


    ich bin weit entfernt davon eigene Kinder zu haben, aber ich wurde selbst in genau dem Alter eingeschult! Aus mehr oder minder denselben Gründen, allerdings war ich körperlich da nicht so voraus wie dein Sohn.
    Man hat schon einen Sonderstatus, aber ich kann mich nicht erinnern, in der Grundschule und am Gymnasium große Probleme damit gehabt zu haben Anschluss zu den älteren Klassenkameraden (und -innen :love: ) zu finden. Ich muss dazu sagen ich habe dann später noch 2 Klassen überprungen und erst dadurch war die Altersdifferenz ziemlich extrem. Das war dann schon ein bisschen komisch, weil man nun rein optisch deutlich jünger war und aus der Klassengemeinschaft herausstach!
    Aber da sich die Mädchen in dem Alter eh mehr für noch ältere Jungs als die aus der eigenen Klasse interessieren, war es eigentlich auch egal, und ich habe einfach Anschluss an Mädels in unteren Stufen gefunden. Den Jungs hats eigentlich gar nichts ausgemacht, dass ich so jung war. Klar, mal ein bisschen Neckereien von wegen "unser Küken" oder so, aber darüber kann man ja wohl mitlachen.


    Streß wegen des Alters hatte ich nie und ich würde es keinesfalls ändern wollen. Hätte mich nur noch mehr gelangweilt, als ich es eh schon habe und so war es ganz gut, da man mehr gefordert war durch die höhere Klassenstufe und die geistig schon weiter entwickelten Schüler.
    Ich kann es nur empfehlen, es verschafft Deinem Sohn die nötige geistige Herausforderung um sich nicht zu langweilen und wenn er so ein "pfiffiges Kerlchen" ist, wird er sich auch gegen ältere durchsetzen.
    Übrigens kannst Du doch durchaus mal seine Begabung testen lassen, wenn er es denn möchte. Auch den Verein Mensa e.V. kann ich nur empfehlen, einfach klasse, und da kann man auch schon sehr jung Mitglied werden bei entsprechenden Voraussetzungen. Fördert und fordert immens und macht Spaß unter Gleichgesinnten.

  • Solche Themen wurden sicher schon oft diskutiert. Mich würden trotzdem aktuelle Meinungen interessieren.
    - Welche Probleme habt ihr mit jungen Kindern? (Auch in den weiterführenden Schulen)
    - Welche Vorteile kann die vorzeitige Einschulung bringen?
    - Welche Vor- und Nachteile haben Kinder, die nicht vorzeitig eingeschult wurden, obwohl man es hätte machen können?

    junge kinder sind manchmal emotional und selbstorganisatorisch nicht so weit wie die anderen. eigentlich kein problem, wenn es nicht bedeutet, dass dein kind sich immer alles zu herzen und persönlich nimmt, was so in einer klasse abläuft - dann könnte es sehr schnell gestresst sein.


    vorteil an dre vorzeitigen einschulung ist sicherlich, dass der junge gefordert wird und sich nicht langweilt. es kann ziemlich anstrengend für alle beteiligten sein, wenn er noch ein jahr im kiga fristen muss und da können sich auch negative verhaltensweisen einschleichen, die ihm dann das lernen in der schule erschweren.
    er wird sich auch weiterhin stoff aneignen - bremsen kann man ihn da ja nicht, d.h. die große langeweile wäre bei späterer einschulung vorprogrammiert.


    vielleicht noch als denkanstoß - kommt immer auf kind und schule an: ich habe letztes jahr ein kind in klasse 2 eingeschult. es hat das erste schuljahr übersprungen. bis auf die körpergröße war ab weihnachten nicht mehr zu merken, dass es eigentlich ein erstklässler ist. dazu muss das kind aber schon ziemlich vernünftig, selbstständig und wohl auch ehrgeizig sein...

  • Hallo Try,
    ehrlich gesagt würde ich dein Kind nicht frühzeitig einschulen.
    Ich finde nicht, dass es besonders außergewöhnlich ist, wenn ein Kind schon vor der Einschulung Buchstaben kennt, Laute hören kann, bis 100 fehlerfrei zählt und im Zahlenraum bis 10 rechnet.
    Mir persönlich fehlt bei einer vorzeitigen Einschulung der wahre Vorteil.
    Jeder guter Kindergarten sollte angemessene Angebote parat haben, um das Kind gut zu fördern und fordern-ggf. kannst du dies ja auch zu Hause tun. Wie gerne spielen und toben die Kinder in diesem Alter noch. Ihnen diese Zeit nicht zu lassen, sondern noch früher einzuschulen (--> weniger Zeit für Freispiel, Rollenspiel, Bauen,...), würde mir persönlich nicht gefallen.
    Aber ich kenne dein Kind natürlich nicht, sondern gebe nur meine persönliche Einschätzung wieder!! ;)

    am ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das ende (oscar wilde)

  • OT ritterin_rost:
    Jetzt bin ich gerade etwas sprachlos: Try hat geschrieben, dass Ihr Sohn, der jetzt ca. 4 1/2 Jahre sein dürfte, bereits bis 100 zählen kann etc. Also ich finde, dass das schon sehr früh und sicherlich auch außergewöhnlich ist. Bis zur Einschulung hat er noch 2 Jahre Zeit und steht nicht kurz davor.
    Hmmh, vielleicht war mein Sohn aber auch nur etwas spät dran...


    Liebe Grüße
    Dotti

  • Letztendlich musst das natürlich du sagen. So wie du es beschreibst würde ich das Kind einschulen. Es hat die nötigen Vorraussetzungen und seine Freunde werden auch eingeschult. Würden die Freunden nicht eingeschult, würde ich das Kind noch im KiGA lassen.
    Ich finde die Entwicklung eines Kindes kannst du kaum vorhersagen. In meiner Klasse ist ein Alterunterschied von 1,5 Jahren. Die Jüngste scheint mir sehr viel reifer als der Älteste - man kann also am Alter des Kindes nicht unbedingt etwas festmachen.

  • Danke für all eure Rückmeldungen. Sie sind wertvoll für mich, da sie mir helfen, mich mit dem Für und Wider näher auseinanderzusetzen.
    Es soll ja keiner meine Entscheidung treffen, aber eure Meinungen geben mir neue Denkanstöße, die ich sonst vielleicht außer Acht lassen würde.


    Susannea:
    Er wird in NRW eingeschult und es gibt an dieser Schule keine flexible Eingangsphase. Aber auch keine in der näheren Umgebung.


    @Silicium:
    Ich denke, dass ich ihn wirklich mal testen lassen sollte. Mal sehen, was die Erzieherinnen meinen.


    Linna:
    Die emotionale Stabilität ist das eigentliche, was mir wirklich zu denken gibt.
    Ist er den Anforderungen emotional gewachsen als dann 5,5 Jähriger?
    Andererseits: Ich hatte schon 7-järige, die von der sozialen Kompetenz und emotionalen Stabilität nicht weiter waren, als mein Sohn es vermutlich nächstes Jahr sein wird.
    Direkt in Klasse 2 einschulen fände ich für meinen Sohn vergleichsweise ungünstig. Da er ja dann nächstes Jahr trotzdem das Problem hätte, wieder ohne seine Freunde auskommen zu müssen. Außerdem glaube ich, dass das gemeinsame Kennenlernen aller schulischen Belange für meinen Sohn nicht unerheblich ist.
    In Klasse 2 hat man doch nicht mehr so viel Zeit zu erklären, z.B. wie und wo welche Blätter abgeheftet werden, das wird dann mehr vorausgesetzt.
    Eben dein Argument in Sachen Selbstorganisation.


    @RitterinRost:
    Der Gedanke der vorzeitigen Einschulung wurde von den Erzieherinnen aufgeworfen, da sie nicht mehr wissen, wie sie meinem Sohn noch gerecht werden sollen. Sie haben Sorge, dass er zum Außenseiter wird. Außerdem ist das mit der individuellen Förderung auch im Kindergarten meiner Meinung nach zunehmend problematisch. Wie willst du das machen bei 24 Kindern von knapp 2 Jahren bis manchmal fast 7 Jahren mit nur 2 Erzieherinnen pro Gruppe. Die Bandbreite in einer Kindergartengruppe ist doch noch deutlich größer als in den Schulklassen. Und wenn ich an meine Fördermöglichkeiten innerhalb einer Schulklasse denke, dann muss ich zugeben, dass es aus mangels Zeit meistens die bedüftigeren Kinder sind, denen ich mich zuwende.
    Zuwenig Zeit zum Spielen und Toben hätte mein Sohn durch die Schule vermutlich nicht. Wir sind notorische Draußen-Spieler und Weltentdecker. Dass sich das durch die Einschulung bis auf die 4 Stunden am Morgen nicht ändert, zeigt uns gerade mein Älterer, der sich jetzt seit er in der Schule ist, endlich viel intensiver mit anderen Kindern beschäftigt.


    try


    PS: Klar ist mein Sohn für mich etwas Besonderes, weil er eben mein Sohn ist. Aber ich habe ihn schulisch gesehen bislang nie so betrachtet, schon gar nicht als außergewöhnlich. Ich hatte auch nie die Zeit, Dinge mit ihm zu üben oder mal abzutesten. Gerade habe ich mir den Spaß gemacht und sein mathematisches Verständnis ein wenig ausgelotet: Er kann ab beliebiger Zahl im Zahlenraum bis 100 vorwärts und rückwärts zählen, auch über den Zehner. Ich finde das ehrlich gesagt etwas gruselig ;(

  • Klar ist mein Sohn für mich etwas Besonderes, weil er eben mein Sohn ist. Aber ich habe ihn schulisch gesehen bislang nie so betrachtet, schon gar nicht als außergewöhnlich. Ich hatte auch nie die Zeit, Dinge mit ihm zu üben oder mal abzutesten. Gerade habe ich mir den Spaß gemacht und sein mathematisches Verständnis ein wenig ausgelotet: Er kann ab beliebiger Zahl im Zahlenraum bis 100 vorwärts und rückwärts zählen, auch über den Zehner. Ich finde das ehrlich gesagt etwas gruselig ;(

    Spricht doch dafür ihn früher einzuschulen, sonst langweilt er sich, mit Sicherheit! Keinesfalls würde ich allerdings mit den Erzieherinnen über Hochbegabung sprechen aus diversen Gründen.
    Wenn Du das Gefühl hast, dass er dies eventuell ist, einfach mal zu einem Psychologen gehen, der entsprechende Diagnostik anbietet. Der Test auf Hochbegabung kostet etwas, aber das sollte einem das Kind schon wert sein. Ich denke man würde sich immer ärgern, wenn man so etwas zu spät herausfindet und dadurch Potential verschenkt.
    Man muss sich aber bewusst sein, dass die von Dir genannten Leistungen keineswegs nur mit Hochbegabung zu erklären sind, da sehr viele Kinder das bereits können vor der Einschulung, aber ausschließen kann man es auch nicht. Der Psychologe wird auch fundierte Aussagen darüber abgeben können, ob es für das Kind zu empfehlen ist früher eingeschult zu werden oder Klassen zu überspringen.
    Ich dränge sehr auf den Psychologen, weil die Erzieherinnen einfach zu wenig Fachwissen haben. Bei mir meinten sie ich solle keinesfalls früher eingeschult werden, da ich angeblich "komische Ideen hätte und den Anforderungen sicher nicht gerecht würde". Ein Hochbegabungstest hat mir dann attestiert, dass ich einfach gelangweilt und unterfordert war und vermutlich deshalb negativ aufgefallen bin im Kindergarten.
    Man muss sich auch mal überlegen, was für ein Querschnitt aus Kindern in die Grundschule kommt. Da wird Dein Kind von den Fähigkeiten her sicher mitkommen.

  • Es schmeichelt natürlich dem eigenen Genpool, wenn man ein pfiffiges Kerlchen/Mädchen hat. Die Versuchung, dies durch eine vorzeitige Einschulung auch der Welt zu dokumentieren ist groß.
    Wir haben uns bewusst gegen eine frühere Einschulung unserer Kinder entschieden und ihnen Zeit gelassen, sich zu entwickeln. Sie waren in ihrem Altersjahrgang jeweils bei den Besten und haben so ein stabiles Ego und ein selbstbestimmtes Leistungsverhalten entwickelt, das durch ständige positive Rückmeldungen entstand und bis ins Studium besteht.


    Lasst die Kinder Kinder sein.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • alias: :thumbup:


    Mich würde in dem Zusammenhang Folgendes interessieren:


    Wie viele Schüler habt ihr schon erlebt, bei denen man dieses Gefühl hatte: "Wäre xy doch bloß schon ein Jahr früher in die Schule gekommen. Dann hätte er/sie sich viel besser entwickeln können."


    Ich hatte bisher keinen einzigen. Mag Zufall sein. Im Gegensatz dazu erlebe ich immer wieder vorzeitig eingeschulte Kinder, die clever sind, aber Probleme haben mit


    - Lehrerwechseln
    - Selbstorganisation
    - großen Klassen
    - weniger Bewegung als im Kindergarten
    - Aufgaben, die erledigt werden MÜSSEN
    - mangelndem Selbstbewusstsein


    Alle diese Probleme waren vorher in den meisten Fällen nicht absehbar. Eine Grundschule mit ca. 400 Schülern ist aber nicht vergleichbar mit einem Kindergarten. Drei verschiedene Lehrer sind nicht zu vergleichen mit den bekannten Erzieherinnen aus dem Kindergarten, usw.


    Bei nicht wenigen Kindern hat man dann das Gefühl, dass sie zwar immer noch clever sind, ihre Begabung aber nicht nutzen können, da sie mit ganz vielen anderen Problemen beschäftigt sind.


    Bibo

    • Offizieller Beitrag

    Der Test auf Hochbegabung kostet etwas, aber das sollte einem das Kind schon wert sein. Ich denke man würde sich immer ärgern, wenn man so etwas zu spät herausfindet und dadurch Potential verschenkt.


    Was für eine grauenhafte Aussage ! :cursing:
    Ein Kind ist doch mehr als die Summe seiner intellektuellen Möglichkeiten, die möglichst gewinnbringend herausgekitzelt werden müssen.

  • alias
    Ich stimme mit dir überein. Kinder sollen ein stabiles Ego entwickeln und auch bereit sein, Leistungen zeigen zu wollen.
    Die Frage ist nur, was die Leistungsbereitschaft und das Ego mehr fordert/fördert: wenn einem alles so zufliegt, weil man einen gewissen Vorsprung hat auf dem man sich ausruhen kann. Oder wenn man sich auch mal anstrengen muss.
    Für mich war nicht unbedingt förderlich, dass mir auf der Realschule alles in den Schoß fiel. Erst in der 11. Klasse auf dem Gymnasium musste ich mich anstrengen um mithalten zu können. Die veränderten Leistungserwartungen in Kombination mit dem neuen sozialen Gefüge waren für mich nicht wirklich leicht.
    Ich möchte aber auch nicht, dass mein Sohn von Anfang an anderen hinterher hetzen muss. Deshalb mache ich mir ja gerade diese Gedanken.
    Dass ich über eine vorzeitige Einschulung nachdenke, tue ich übrigens nicht, um gegenüber anderen etwas über den möglichen Leistungsstand meines Sohnes zu dokumentieren. Denn auf das, was andere über die vorzeitige Einschulung denken "Ah, wieder so eine Eiskunstlaufmami, die ihr Kind pushen will...", darauf bin ich mit Sicherheit nicht scharf.


    Bibo
    Die Probleme, die du genannt hast, sind einige der Kontra-Punkte, die auch auf meiner Liste stehen, die gegen eine vorzeitige Einschulung sprechen und die ich selbst hoch bewerte.
    Mir geht es gar nicht mal darum, dass mein Sohn seine Begabungen voll ausschöpfen könnte/sollte. Ich spreche gar nicht von Begabungen, sondern davon, dass er für sein Alter in einigen Bereichen schon sehr weit, in anderen dagegen altersgerecht entwickelt ist.
    Was mich wirklich beschäftigt ist die Frage, ob mein Sohn unglücklich würde, wenn er ab dem nächsten Sommer ein ganzes Jahr lang ohne seine letzten verbliebenen Freunde auskommen müsste. Oder ob er in Anwesenheit seiner Freunde im System Schule unglücklich würde, weil er von den emotionalen und sozialen Bereichen noch nicht weit genug entwickelt wäre.
    Die Erzieherinnen werden sicher einschätzen können, ob seine Stabilität mit Kindern im regulären Einschulungsalter vergleichbar ist. Das ist für mich eine wichtige Grundvoraussetzung für eine Einschulung - egal zu welchem Zeitpunkt!

  • Meinen Kindern ist nichts zugeflogen. Einen einskomma-Schnitt im Abi muss man sich erarbeiten. Sie haben sich jedoch leichter getan, weil sie entwicklungspsychologisch gut "verortet" waren. Eine frühere Einschulung oder ein 8-jähriges Gymnasium sind nur für die früheren Rentenbeitragszahlungen interessant. Den Kindern hilft das nix.
    Ist eigentlich
    http://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Piaget
    noch Prüfungsthema?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Leider habe ich gerade nicht genug Zeit für eine ausführlichere Antwort, möchte aber trotzdem folgendes beitragen:
    Mein Bruder war genau so wie du dein Kind jetzt beschreibst. Er konnte auch ohne Zutun von Erwachsenen mit 4 Jahren bis 100 zählen und bis 20 rechnen und er hatte nur Freunde, die ein Jahr älter waren als er. Allerdings war er von der Statur her eher klein und schmächtig und ging auch nicht gern in den KIGA. Eine der Erzieherinnen meinte damals, er müsste unbedingt früher in die Schule - alle anderen waren dagegen. Meine Eltern waren dann natürlich sehr unschlüssig, was sie tun sollten. Letztlich haben sie sich dann für eine frühere Einschulung entschieden, u.a. deshalb, weil mein Bruder selber unbedingt in die Schule wollte. Meine Mutter war anfänglich sehr besorgt weil sie Angst hatte, dass mein Bruder eben auch emotional noch nicht gefestigt genug ist - Diese Angst erwies sich aber als völlig unbegründet und im Nachhinein war es die beste Entscheidung, die man hätte treffen können!!!
    Mittlerweile geht mein Bruder in die 9. Klasse aufs Gymnasium, ist immer noch der Jüngste in der Klasse und sogar in der ganzen Stufe, ist aber voll integriert und hatte auch NIE Probleme damit. Ständig klingelt das Telefon weil seine Klassenkameraden anrufen und er trifft sich regelmäßig mit seiner Clique aus seiner Klasse. Die Lehrer staunen reihenweise wenn sie erfahren, dass er noch so jung ist und sie meinen es wäre ihnen im Unterricht noch nie aufgefallen.
    Also ich würde ganz klar FÜR eine frühere Einschulung plädieren, wenn dein Kind auch gerne mit seinen Freunden zur Schule gehen möchte!


    Lg

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