Verständnisfrage: "Lesen durch Schreiben" vs. "Fibel"

  • Hallo liebe Mitglieder!


    Momentan informiere ich mich über verschiedene Methoden des Schreiben- und Lesenlernes. Natürlich bin ich dabei auf die Methode des Spracherfahrungsansatzes und "Lesen durch Schreiben" gestoßen.
    Durch ein Praktikum habe ich bereits erste praktische Erfahrungen mit dem Spracherfahrungsansatz sammeln können. Die Kinder haben selbstständig Wörter mithilfe einer Anlauttabelle geschrieben. Manche mehr-manche weniger erfolgreich ;) Darüberhinaus gab es in der Klasse außerdem einen Fibellehrgang (Tobi-Fibel), mit welcher die Kinder gezielt Buchstaben gelernt haben.
    Wie kann es sein, dass in ein und derselben Klasse einerseits das Prinzip des Spracherfahrungsansatzes benutzt wird, die Lehrerin aber gleichzeitig eine Fibel verwendet und einen Unterricht gestaltet, in der sie gezielt Buchstaben vorgibt, die nach ihrem Tempo und ihrer Reihenfolge gelernt werden müssen?
    Ich war bis dato der Meinung, dass es nur ein "entweder oder" gibt, aber nicht beide Varianten miteinander kombiniert werden können. Verwirrt dieses Vorgehen die Kinder dabei nicht eher? Oder findet ihr es eher abwechslungsreich?
    Da ich darüber nachdenke über den Schriftspracherwerb meine Bachelorarbeit zu schreiben, verwirrt mich das Vorgehen der Lehrerin. Im Internet finde ich nur Quellen die den Standpunkt vertreten, dass man sich entweder für den alten Fibellehrgang entscheidet oder beispielsweise für "Lesen durch Schreiben".
    Was haltet ihr davon? Können die Methoden auch gemischt werden? Oder sollte man sich auf EINE Vorgehensweise konzentrieren? Oder habe ich wohlmöglich etwas falsch verstanden/interpretiert?


    Danke für eure Antworten und eine besinnliche Adventszeit!

    Lehrer haben vormittags Recht und nachmittags frei :super:

  • Soweit ich das beurteilen kann, gibt es wenige (bis gar keine?) Lehrkräfte, die ausschließlich nach einem Prinzip unterrichten, bei den meisten werden die Methoden kombiniert, da sie sich auch nicht gegenseitg ausschließen.

  • Natürlich wird das kombiniert (gibt schließlich auch verschiedene Lernertypen etc.). Schließlich werden heutzutage auch synthetische und analytische Verfahren im Rahmen eines integrativen Ansatzes verbunden, was jahrzehntelang unmöglich schien.


    Übrigens ist der Spracherfahrungsansatz (abgeleitet vom Whole Language Approach) nicht mit LdS gleichzusetzen. Die Anlauttabelle ist eine Methode innerhalb des Spracherfahrungsansatzes, dieser ist jedoch deutlich umfassender.

  • Nein, ich benütze keine Fibel und ich führe auch keine Buchstaben ein. Dafür habe ich keine Zeit, denn das Schreiben beansprucht die Kinder schon genug.

  • Petroff: Wie darf ich das verstehen? Du führst keinen Buchstaben ein? Einfach die Anlauttabelle an die Hand und los gehts? Was machst du mit den Kindern, deren phonologisches Bewusstsein noch nicht ausreichend ausgeprägt ist?

  • Es gibt immer Kinder, die das Schreiben schnell verstehen. Um die muss man sich am Anfang wenig kümmern. Mit allen anderen sitze ich jeden Tag und schreibe. Bis auf mein Förderschulkind können jetzt alle mehr oder weniger lauttreu schreiben. Viele schreiben mittlerweile schon recht nette Geschichten.
    Als Unterstützung habe ich am Anfang den Anlautrap, um die Laute kennen zu lernen. Ausserdem habe ich Wörterschachteln mit lauttreuen einfachen Wörtern gebastelt. Darin ist ein Bild und die Buchstaben mit dem jeweiligen Anlautbild darauf. Die Kinder mit Problemen müssen dann nicht die ganze Tabelle absuchen, sondern nur die Buchstaben in die richtige Reihenfolge bringen. Beispiel: Bild von einem Ast, Buchstabe A mit Affe, S mit Sonne und T mit Tasse

  • Das ist keine Krankheit.
    Verwirrend ist nicht das "Vorgehen" der Lehrerin sondern die Vielfalt der Lernwege der Kinder.
    "Kinder lernen nicht in kleinen Schrittchen, nicht der Reihe nach, nicht gleichzeitig und schon gar nicht das Gleiche" (Robischon ca. 1985)
    Wenn die Lehrerin zu dem was sie freigibt zum Lernen auch noch erlauben würde, dass die Kinder umhergehen dürfen, miteinander reden und zusammenarbeiten
    und sich vor allem darauf beschränkt, die unglaublich vielen Fragen der Kinder zu beantworten, dann läuft alles wie von selbst. Bei manchen ganz schnell und bei manchen zeitweise sehr langsam.

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