Arbeitsbelastung


  • Ski fahren steht in Bayern im Sportlehrplan. Also ja - es ist ein erklärtes Bildungsziel.

    Gleiten/Fahren/Rollen - Rollsport/Bootssport/Wintersport ---- KLP Sport NRW


    Die Frage ist doch immer, was für ein grundsätzlicher Bildungsgedanke zu Grunde gelegt wird... allgemeine Menschenbildung oder eine stramme Ausbildung. Im letzteren Fall erübrigt sich tatsächlich das Skifahren...

  • Als anerkannter Forenschreck in Sachen Kritik an permanenter überdurchnittlicher und gesundheitsschädlicher Arbeitsbelastung der Doppelkorrigierer an Gymnasien in NRW möchte ich mich auch wieder einmal zu Wort melden.


    1. Ich begrüße sehr, dass dieses Thema anhand von Jaydans Beitrag wieder einmal diskutiert wird, denn für Berufsanfänger sieht die Lage noch viel schlechter aus als für die Routiniers, die aber immer noch zu leiden haben, wenn sie eine Vollzeitstelle haben. Ich bin der Auffassung, dass es auch einem Berufsanfänger mit zwei Korrekturen möglich sein muss, ohne weitgehende Aufgabe seines Privatlebens eine Vollzeitstelle auszufüllen.


    2. Ich sehe, dass die KollegInnen, die keinen direkten Einblick in die Korrekturproblematik und niemals einschlägige Erfahrungen gemacht haben, immer noch meinen, uns gute Ratschläge geben zu können und zu müssen. Das führt uns nicht weiter.


    3. Ein Arbeitszeitmodell für LehrerInnen ist längst überfällig, um Arbeitszeit besser (!) abzubilden, als es das derzeitige Wochendeputatsmodell leistet.


    LG Vaila

  • Zum Thema Klassenfahrt : In NRW nicht vorgeschrieben ! Die Schüler und Eltern können uns daher gar nicht genug danken, wenn wir sie doch (noch!) durchführen und uns dafür zum Dank eine höhere Arbeitsbelastung einhandeln.


    Es mehren sich bei uns immer mehr Stimmen, im Rahmen der eigenen Burnout-Prävention (Nach Jahren merkt man doch, wenn man zu viel gearbeitet hat), keine mehr durchzuführen, wenn für uns dabei in naher Zukunft keine Arbeitsentlastung herausspringen wird. -Und persönlich liegt mir meine eigene Gesundheit auch viel näher als das Gefühl, dass die Schüler evt. auf ihren Spaß gekommen sind, den sie auch in ihrer Freizeit durchleben können.


    Vielleicht würden sich die Eltern beschweren wenn wir die Klassenfahrten ganz aussetzen, vielleicht aber auch, der Kostenersparnis wegen, nicht. Wenn sie sich bei höheren bildungspolitischen Instanzen beschweren und dabei im Gegenzug für uns eine Arbeitsentlastung herausspringen würde, wäre ich bei den Klassenfahrten (vielleicht) wieder dabei.


    Aber ich denke, den Karrieristen auf der bildungspolitischen Ebene wird unser übermäßig hoher Arbeitseinsatz im Schuldienst überhaupt nicht interessieren. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat

    Man liest (ich bin ja noch Student) immer wieder, dass die Ferien den Lehrern auch immer mehr genommen werden (Fortbildungspflicht, Präsenzzeiten etc.)


    Kann ich jetzt aus Erfahrung nicht bestätigen, da in BaWü z.B. Fortbildungen unter der Woche erfolgen können. Ich denke schlicht, dass eine erhöhte Wochenendabrbeitszeit nicht zum Jammern berechtigen darf, wenn dafür im 6-Wochen-Rhythmus mehrere Tage am Stück entfallen. Das dürfte sich im Ganzen also aufwiegen.

  • Hallo Chrisy,


    wie meinst Du das mit dem Entfallen von mehreren Tagen am Stück? Man arbeitet am Wochenende, hat dann aber im 6 Tagesrhytmus mehrere Tage frei? Wie kommt das zustande?
    Danke für Aufklärung ;)

  • Silly: Manche nennen es "Ferien", manche "unterrichtsfreie Zeit"... :D

    Schulexterne nennen es Ferien.
    Lehrer dagegen unterrichtsfreie Zeit. Schüler beschweren sich, dass Aufsatzarbeiten immer vor den Ferien liegen, weil es dann ja sooooo lange dauert, bis sie sie zurück bekommen. Ich genieße meine "Ferien" mit den Schülerarbeiten. Ein schöneres Freizeitprogramm gibt es gar nicht. Gut, dass mein Lebensgefährte nicht weiß, wie toll das ist, sonst müsste ich die Hefte immer verstecken...

  • .

    Einmal editiert, zuletzt von Lehrkraft A () aus folgendem Grund: Beitrag zurückgezogen.

  • Ein winziges Fünkchen Hoffnung besteht für die Zukunft, dass die Lehrerstellen nicht im selben Umfang gekürzt werden wie die Schülerzahlen zurückgehen. Dann können die Klassen kleiner werden, und man hat dadurch etwas weniger zu korrigieren. Eine schwache Hoffnung zwar, wenn man sieht, wie nach einem Regierungswechsel gegebene Zusagen (konkret: die Rückgabe von Bugwellenstunden) einfach als nichtexistent angesehen werden.


    Keine Chance. Wenn die Bundesländer es nicht einmal in Zeiten von Rekord-Steuereinnahmen schaffen, die Bedingungen an den Schulen zu verbessern, wie soll das erst sein, wenn die "Schuldenbremsen" in den Landesverfassungen wirksam werden, oder schlimmer noch, die leichtfertig von unserer Regierung gegebenen Bürgschaften für die Banken, die Griechen und den Rest der Welt fällig werden?


    Es haben ja auch schon Poltiker die pensionierten Lehrkräfte öffentlich dafür verantwortlich gemacht, dass "kein Geld für die Bildung" da sei. Wegen deren Pensionen natürlich.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Man merkt, dass Du als Wirtschaftler Ahnung von Input-Output-Relation hast :thumbup:
    Bin persönlich ein sehr großer Freund vom Extremumprinzip und habe die Ansicht, dass dies auch bei der Konzeption von Klassenarbeiten und Korrekturen durchaus öfter angewandt werden sollte.
    Man kann z.B. auch in Naturwissenschaft höllisch korrekturintensive Klausuren konzipieren. Oder eben geschickt sein.
    Mir ist klar, dass es in manchen anderen Fächern schwieriger ist, aber auch da habe ich den Eindruck gehabt, dass der Rahmen an Möglichkeiten eben nicht voll ausgeschöpft wurde. Warum nicht, müssten mir die Experten, die schon im Lehrerjob sind erklären. Kann nur mutmaßen, ob es persönlicher Perfektionismus, strikte Vorgaben durch Fachkonferenzen etc., oder schlicht "Usus" ist.


    Die Schüler in der Anzahl an Antwortsätzen zu begrenzen (oder durch vorgegebenem Platz) hatte bei den entsprechenden Lehrern auch noch einen positiven Effekt:
    Es wurde von uns nicht mehr heruntergeschmiert was einem alles zu der Frage einfiel, sondern man hat sich auf das nötigste beschränkt und nicht so viel "geschwallt". Aber vermutlich steigen einem da vor allem die Sprachler und Germanisten aufs Dach, weil das (nicht böse gemeint) "Schwallen" da ja sozusagen sogar als ein Teil gefordert ist, also möglichst kunstvoll mit vielen Worten und reichem Wortschatz zu schreiben beziehungsweise zu umschreiben, während die Sachfächer vor allem kurze, präzisee, prägnante Beschreibungen haben wollen und der "Wohlklang" der verwendeten Sprache sich den Fakten unterzuordnen hat.
    Das macht die Sache mit der Beschränkung zugegebenermaßen ein wenig schwierig!


    Aber ich bin mir ganz sicher, dass Deine Tipps in solchen "Mischfächern", wie Biologie z.B., wo in der Oberstufe die Aufgabenstellungen teilweise so unglücklich gewählt sind, dass vor allem viel geschrieben werden muss, aber es eigentlich nur um die Darstellung von Sachverhalten geht, hervorragend funktionieren.
    An der Uni lernt man ja gerade, dass man eben nicht lange Texte schreiben soll (in der Wissenschaft total unüblich in publications), sondern möglichst viel Information mit wissenschaftlicher Darstellungsweise möglichst präzise und kurz beschreibt.


    Im ersten Semester in Chemie haben wir die Reaktionsmechanismen, schoollike, ausführlich beschrieben mit Worten. Dann hieß es nur: Mechanismus aufmalen, nicht schwallen!
    Seitdem verwendet man die präzise Wissenschaftsschreibweise, sprich Pfeile um Elektronenbewegungen darzustellen.
    Man könnte imho auch in Biologie viel öfter wissenschaftliche Schreibweisen benutzen, anstatt so viel umständlich zu umschreiben in den Klausuren.
    Eine Reaktionsgleichung mit Mechanismus sagt genauso viel aus wie eine ellenlange Beschreibung des Stoffwechselvorgangs.
    Man könnte so viel optimieren.....

  • Was ich vorschlage ist keineswegs Humbug und durchaus umsetzbar. Selbstverständlich gibt es Qualitätsstandards, welche eingehalten werden müssen. Allerdings auch immer Spielräume, die bei Bedarf ausgenutzt werden können.


    Ein Beispiel: Bei uns ist die Minimalanzahl der Klausuren pro Semester definiert. Wo ist der Spielraum? Nun, bei der Länge (z.B. 30 minütige Klausuren anstatt 50 minütige). Falls dies bei Euch auch festgelegt ist, gibt es vielleicht Spielräume bei den Aufgabenstellungen, z.B. mehr geschlossene Fragen statt offene, und so weiter.


    Wie soll ich in 30 Minuten alle Fertigkeiten angemessen unterbringen? Sogar, wenn man kein Listening, sondern nur Reading und Writing abprüft, braucht man Minimum 45 Minuten - ich kann den Schülern ja keinen Text vorlegen, in dem nur drei Informationen zu finden sind - dann können sie nämlich auch nix bewertbares schreiben. Und mehr geschlossene Aufgaben kann man bei uns quasi nur in der Unter- und Mittelstufe oder beim Listening stellen.


    Wie die Schüler dazu bringen, weniger zu schreiben? Ich mach das mit klaren Anweisungen, z.B. "Begründen Sie in zwei kurzen Sätzen...". Zudem lasse ich für die Antworten auf den Aufgabenblättern immer nur wenig Platz für die Antworten und korrigiere auch keine zusätzlichen Notizblätter.


    Und was ist, wenn die Schüler eine große Schrift haben und daher der Platz nicht ausreicht? Ansonsten können wir halt da nicht viel machen. Man kann in Fremdsprachen die Fragen recht begrenzt stellen - was aber auch bedeutet, dass sie leichter sind. Ein Deutschlehrer, den ich in der Kollegstufe hatte, hat die zu beschreibenden Bögen pro Schüler auf 2 1/2 plus Gliederung limitiert - also maximal 10 Seiten.


    Positivkorrekturen?: Verlange von den Schülern, dass sie selbst Positivkorrekturen anfertigen und diese anschliessend nochmals einreichen. Dann ein kurzer Blick von Dir drüber und fertig. Der Lerneffekt ist so wahrscheinlich sogar noch grösser, als wenn Du selbst Positivkorrekturen machst.


    Bei richtig-falsch-Aufgaben geht das ganz gut, aber nicht beim sprachlichen Ausdruck in Fremdsprachen.... zumindest nicht komplett.


    @Silicium: da Englisch Wissenschaftssprache ist, sollte man die Schüler schon in der Schule dazu erziehen, wie man auf Englisch wissenschaftlich schreibt - kurz und bündig.


  • Aber vermutlich steigen einem da vor allem die Sprachler und Germanisten aufs Dach, weil das (nicht böse gemeint) "Schwallen" da ja sozusagen sogar als ein Teil gefordert ist, also möglichst kunstvoll mit vielen Worten und reichem Wortschatz zu schreiben beziehungsweise zu umschreiben, während die Sachfächer vor allem kurze, präzisee, prägnante Beschreibungen haben wollen und der "Wohlklang" der verwendeten Sprache sich den Fakten unterzuordnen hat.

    Ich bin zwischen Erstaunen und Entsetzen hin und hergerissen, was ich davon halten soll. Dass es auch bei jungen, angehenden Lehrern diese aus der eigenen Schulzeit mitgebrachten Vorurteile in dieser Form noch gibt, ich bin wirklich überfordert, wie ich damit umgehen soll. 8|


    Ich empfehle zur Lektüre die entsprechenden Lehrpläne, und wenn du ein Synonym für "Schwallen" gefunden hast, schreib mir doch bitte eine PN! Das interessiert mich nämlich.

  • Ich bin zwischen Erstaunen und Entsetzen hin und hergerissen, was ich davon halten soll. Dass es auch bei jungen, angehenden Lehrern diese aus der eigenen Schulzeit mitgebrachten Vorurteile in dieser Form noch gibt, ich bin wirklich überfordert, wie ich damit umgehen soll. 8|


    Silicium ist Naturwissenschaftler. Der hat selten Seminararbeiten geschrieben, in denen er gemerkt hat, dass das "Geschwalle" durchaus Sinn hat.

  • Zitat

    Ich bin zwischen Erstaunen und Entsetzen hin und hergerissen, was ich davon halten soll. Dass es auch bei jungen, angehenden Lehrern diese aus der eigenen Schulzeit mitgebrachten Vorurteile in dieser Form noch gibt, ich bin wirklich überfordert, wie ich damit umgehen soll.


    Also bei mir haben sich diese Vorurteile im Aufbaustudium teilweise bei der Pädagogik und später im Referendariat nahezu vollständig bestätigt.


    Zitat

    Auf der andere Seite frage ich mich, warum denn dieser Fundierungs-Vorteil der Mathematik nicht dafür genutzt werden kann, ihr eine brauchbare Didaktik zu verpassen, die dazu führt, dass ein paar mehr Schüler ein klein wenig mehr Interesse und Spaß an Mathematik mitgibt.


    Also ich habe zu meiner Schulzeit Spaß am Mathematikunterricht gehabt und fand diesen keineswegs trocken. Und wenn man sich anschaut, was beispielsweise Russen so draufhaben in diesem Bereich kann ich mir nicht vorstellen, das die den Mathematikunterricht als stumpfes Pauken betreiben. Also anscheinend gibts da schon längere Zeit ordentliche Ansätze, sind aber wohl (noch) nicht bis in das Nachwendedeutschland vorgedrungen.
    Wenn ich allerdings sehe, weche Bücher hier an Berufsschulen verwendet werden und in welcher Art darin Mathematik betrieben wird, dann wärs mir wahrscheinlich auch vergangen (ich habe in anderen Threads das Beispiel mit der Exponentialfunktion ja schon angeführt).


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_)Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • .

    2 Mal editiert, zuletzt von Lehrkraft A () aus folgendem Grund: Beitrag zurückgezogen.

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