Gehalt nicht verhandelbar?!

  • ich interessiere mich für den seiteneinstieg und habe den tipp bekommen, bei den in frage kommenden schulen im voraus nachzufragen. das habe ich getan, und die nachfrage scheint groß zu sein (11 einladungen zum persönlichen gespräch). allerdings sagten mir die zwei rektoren, mit denen ich bereits gesprochen habe, das gehalt sei (auch für angestellte) nicht verhandelbar.
    jetzt meine frage dazu: ist das gehalt wirklich nicht verhandelbar? alternativ (was mir sogar noch lieber wäre), würde ich auch eine lösung akzeptieren bei der die arbeitszeit bei unverändertem gehalt verringert wird. aber auch das wurde von den rektoren als nicht machbar dargestellt.
    ich bin der meinung, dass die schulen bzw. das land auch auf die bewerber zugehen müssen, wenn der lehrermangel tatsächlich so groß ist.
    jetzt habe ich gerade noch eine neue idee: wenn man gehalt/arbeitszeit aus formellen gründen nicht ändern kann, könnte man doch eine funktionsstelle schaffen, für die ein formeller arbeitsaufwand festgelegt wird der effektiv die stundenzahl reduziert. wäre diese lösung praktikabel?

  • Naja, es gibt ja Funktionen an der Schule, für die man Stundenreduzierung bekommt. Aber glaube bloß nicht, dass der Arbeitsaufwand dadurch geringer wird ...


    Aber die Idee sein Gehalt auszuhandeln, ist schon verrückt. Stelle mir gerade vor, was da auf so manchen Schulleiter zukäme. Wie kommst du denn auf die Idee, dass du mehr verdient hast, als die anderen bzw. du für gleiches Geld weniger arbeiten musst. Nur weil du Mangelfächer hast?

  • Nirgends im öffentlichen Dienst kann man doch sein Gehalt verhandeln. Ich finde, das ist gerade das Schöne daran. Es gibt keine individuellen Gehaltsmauscheleien. So gibt es auch weniger Neid und Konkurrenz - ist jedenfalls meine Erfahrung. Und natürlich würde kein Schulleiter jemals dieses Prinzip aufheben wollen - für welchen Bewerber auch immer. Du verlangst ja, dass sich das gesamte Tarifsystem im öffentlichen Dienst dir zuliebe verabschieden soll. So groß ist der Lehrermangel nicht einmal in deinen Fächern, denke ich.

  • Naja, es gibt schon ungerechte Gehaltsunterschiede: Zwischen Angestellten und Beamten.


    Interessent, so händeringend MINT-Lehrer gesucht werden und so rot die Teppiche dir erscheinen mögen, die man da vor dir ausrollt: Der öffentliche Dienst ist eine riesige Behörde, und das kriegt man täglich zu spüren. Eben mal außertariflich was aushandeln - vergiss es. Als Seiteneinsteiger musst du zunächst die Ausbildung nachholen, d. h. du bist zwei Jahre Azubi. Da wird man nicht mit Samthandschuhen angefasst, sondern als das, was man ist: Azubi.


    Es steht dir ja frei, zu verhandeln. Versuch es doch, du hast ja offenbar genügend Gelegenheit dazu ^^

  • Dein Verdienst / deine Besoldung sind in Tabellen festgeschrieben. Die kann man jederzeit im Internet herunterladen und sind für alle gleich. Wem das zu wenig erscheint, der soll sich dann doch bitte etwas anderes suchen. Lächerlich, hier Extrawürstchen zu verlangen.

  • Wem das zu wenig erscheint, der soll sich dann doch bitte etwas anderes suchen. Lächerlich, hier Extrawürstchen zu verlangen.


    Ich finde, das ist gerade das Schöne daran. Es gibt keine individuellen Gehaltsmauscheleien. So gibt es auch weniger Neid und Konkurrenz - ist jedenfalls meine Erfahrung. [...] Du verlangst ja, dass sich das gesamte Tarifsystem im öffentlichen Dienst dir zuliebe verabschieden soll.

    BateauIvre
    Wenn ich deine Posts bisher richtig verstanden habe, dann stehst du noch ziemlich am Anfang deiner Laufbahn. Meine Erfahrung sagt nämlich eigentlich genau das Gegenteil: Gerade durch das Besoldungssystem begünstigt kommt es zu sehr vielen Mauscheleien - was wiederum Neid und Konkurrenz hervorruft. Die wenigen verfügbaren Funktionsstellen und vor allem die wenigen Anrechnungs- oder Deputatsstunden, die ja im Prinzip einer indirekten Gehaltserhöhung entsprechen, werden häufig nach sehr undruchsichtigen Kriterien vergeben. Da es eben nur sehr wenige dieser Stunden gibt, ist der Neid entsprechend groß.


    Was der TE fordert ist doch im Prinzip nicht so schrecklich weit entfernt von der leistungsabhängigen Bezahlung, die ja prinzipiell erstmal von den meisten nicht unbedingt abgelehnt wird, sofern valide Beurteilungskriterien gefunden werden können. Dass Mangelfächer diesbezüglich eine Rolle spielen sollten, finde ich allerdings auch nicht.


    Dass diese Frage sofort als lächerlich abgelehnt wird, zeigt meiner Meinung nach, wie sehr wir schon an das bestehende System gewohnt sind und andere Perspektiven, z.B. aus der sogenannten freien Wirtschaft, nicht objektiv genug betrachten.

  • sofern valide Beurteilungskriterien gefunden werden können


    Und genau das ist das Problem bei den Verhandlungen. Es gibt keine validen fairen Kriterien in der freien Wirtschaft.
    Zumindest schliesse ich das aus dem Gejammere meiner Freunde aus diversen Bereichen.

  • in der wirtschaft, sondern im öffentlichen dienst - da ist alles schön festgelegt, was ich offen gestanden auch viel besser finde, weil ich nie lust hatte, um geld zu feilschen. und im öd ist es tatsächlich so, dass - anders als in der wirtschaft - männer und frauen für den gleichen job auch gleich bezahlt werden.
    die schulen sollten auf die bewerber zukommen? das ist ebenfalls wunschdenken - bzw. kommen sie ja dadurch auf dich zu, dass sie stellen für seiteneinsteiger ausschreiben.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • ist ein heißes eisen - wie willst du kriterien dafür aufstellen?


    - wie zufrieden deine "Kunden" sprich die Schüler sind?
    - wie gut die Noten in deinen Klassen/Kursen sind?
    - wie zufrieden die Eltern mit dir sind?


    Das sind wohl sehr dubiose Kriterien. Und die Leistungskriterien in der Wirtschaft sind wohl alles andere als objektiv. Meine Beurteilungen (und auch die anderer) richtete sich jeweils nach Kassenlage - war Geld da, kriegte man einen Bonus- war kein Geld da, wurde die Beurteilung dementsprechend angepasst, damit man keinen oder nur wenig Bonus auszahlen musste.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Stimmt - wir sind nicht in der freien Wirtschaft und das ist auch gut so.
    Und solange Lehrer nicht nach Leistung bezahlt werden, lässt sich eben nicht über die Bezüge verhandeln.


    Überhaupt finde ich die Forderung nach einer höheren Bezahlung wirklich lächerlich, wenn man noch nicht mal eine Stunde in der entsprechenden Schule gearbeitet hat. Und die Anrechnungsstunden sind eben als Ausgleich für eine Übernahme einer besonderen Aufgabe in der Schule gedacht. Nicht als Köder für neue Kollegen, die ihren Eintritt in den Schuldienst nur antreten, wenn es ihnen bitteschön möglichst schmackhaft gemacht wird. Über die Vergütung sollte man sich vorher informieren und abwägen, ob es für einen persönlich angemessen ist oder nicht. Wer nicht einverstanden ist, muss den Job ja nicht machen.


    Wenn die Schule darüber gut abstimmt und abwägt, welche Zusatzaufgabe eine Entlastungsstunde benötigen, gibt es keinen Grund für Neid und Missgunst.

    • Offizieller Beitrag

    Über Bezahlung nach Leistung brauchen wir hier nicht zu diskutieren.


    Das könnte nur dann (aus Sicht der öffentlichen Hand ökonomisch) funktionieren, wenn die Basisbezüge deutlich unter unseren aktuellen Bezügen lägen und man dann durch 150% Leistung auf den aktuellen Stand käme.
    Ansonsten wären viele Lehrer nicht mehr bezahlbar bzw. müsste man die Kriterien für leistungsgerechte Bezahlung so streng ansetzen, dass de facto niemand mehr in den Genuss eines Bonus käme.


    Die Gehälter in der freien Wirtschaft sind ferner auch nicht überall oder ausschließlich über Angebot und Nachfrage verhandelbar. Gerade die Berufe, in denen Tariflöhne gezahlt werden, sind da weitgehend außen vor.


    Und was die Ungerechtigkeiten angeht:
    Es wird immer jemanden geben, der subjektiv seine Bezahlung angesichts seine Leistung als ungerecht empfindet und das Gehalt eines Kollegen angesichts dessen Leistung für noch ungerechter. Das ist einerseits menschlich, andererseits ist es auch eine Frage, wie man mit seiner eigenen Lebenssituation umzugehen versteht.


    Gruß
    Bolzbold

  • ist ein heißes eisen - wie willst du kriterien dafür aufstellen?


    - wie zufrieden deine "Kunden" sprich die Schüler sind?
    - wie gut die Noten in deinen Klassen/Kursen sind?
    - wie zufrieden die Eltern mit dir sind?


    Das sind wohl sehr dubiose Kriterien. Und die Leistungskriterien in der Wirtschaft sind wohl alles andere als objektiv. Meine Beurteilungen (und auch die anderer) richtete sich jeweils nach Kassenlage - war Geld da, kriegte man einen Bonus- war kein Geld da, wurde die Beurteilung dementsprechend angepasst, damit man keinen oder nur wenig Bonus auszahlen musste.


    Die von dir genannten Kriterien sagen alle nichts über die Qualität der geleisteten Arbeit aus.
    Natürlich habe ich nicht das Patentrezept, aber wenn verschiedene Zusatzaufgaben rechnerisch durch entsprechende Parameter erfasst werden und wenn durch regelmäßige unagekündigte Unterrichtsbesuche durch Schulleitung, Fachkollegen und eventuell externe Evaluatoren die Unterrichtsqualität erfasst wird, kann man schon unterscheiden, wer regelmäßig schlecht vorbereitet ist und nicht bereit ist, Extraaufgaben zu übernehmen, und wer zu den Leistungsträgern in der Schule zählt.
    Und wenn wir ehrlich sind, dann kennt man in der Regel innerhalb eines Kollegiums die Abseiler und die Macher. Das ist nun nicht so schwer zu erfassen.

    • Offizieller Beitrag

    ich interessiere mich für den seiteneinstieg und habe den tipp bekommen, bei den in frage kommenden schulen im voraus nachzufragen. das habe ich getan, und die nachfrage scheint groß zu sein (11 einladungen zum persönlichen gespräch). allerdings sagten mir die zwei rektoren, mit denen ich bereits gesprochen habe, das gehalt sei (auch für angestellte) nicht verhandelbar.
    jetzt meine frage dazu: ist das gehalt wirklich nicht verhandelbar?


    Nein. Du wirst nach TV-L oder dem je nach Bundesland gültigen Tariflohn bezahlt. Für Verhandlungen und individuelle Gehaltsfixierungen fehlt den Schulleitern ferner die rechtliche Entscheidungsbefugnis. Schulleiter sind zwar Dienstvorgesetzte, der Arbeitgeber ist aber die Bezirksregierung bzw. das Land.


    Zitat


    alternativ (was mir sogar noch lieber wäre), würde ich auch eine lösung akzeptieren bei der die arbeitszeit bei unverändertem gehalt verringert wird. aber auch das wurde von den rektoren als nicht machbar dargestellt.


    Auch hierfür fehlt die rechtliche Grundlage.


    Zitat


    ich bin der meinung, dass die schulen bzw. das land auch auf die bewerber zugehen müssen, wenn der lehrermangel tatsächlich so groß ist.
    jetzt habe ich gerade noch eine neue idee: wenn man gehalt/arbeitszeit aus formellen gründen nicht ändern kann, könnte man doch eine funktionsstelle schaffen, für die ein formeller arbeitsaufwand festgelegt wird der effektiv die stundenzahl reduziert. wäre diese lösung praktikabel?


    Nein, weil juristisch nicht zulässig.


    Funktionsstellen bzw. Höhergruppierungen unterliegen klaren Regelungen, die gesetzlich fixiert sind. Da können sich weder Du, noch Schulleiter, noch Dezernenten drüber hinweg setzen.


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag


    Und wenn wir ehrlich sind, dann kennt man in der Regel innerhalb eines Kollegiums die Abseiler und die Macher. Das ist nun nicht so schwer zu erfassen.


    Richtig. Für unsere Frage bräuchten wir neben der subjektiven Wahrnehmung aber ein paar handfeste - vor allem juristisch verwertbare - Kriterien, analog zu der dienstlichen Beurteilung bei Funktionsstellen.


    Gruß
    Bolzbold

  • ich denke, dass der lehrermangel dadurch verursacht ist, dass die stellen zu unattraktiv sind. und ein höheres gehalt oder geringere arbeitszeit erhöhen die attraktivität. auf dem markt ist es doch so, dass angebot und nachfrage den preis bestimmen.
    ich verkaufe mich nicht unter wert. ich werde auf keinen fall meine jetzige stelle aufgeben, wenn ich keine attraktivere bekomme. da wäre ich ja verrückt. will sagen: die verantwortlichen dürfen sich nicht über den mangel wundern, wenn sie so unflexibel sind.

  • Bolzbold
    Das sehe ich ja auch so. Aber so schwer ist das nicht, wenn es auch die perfekten Kriterien nicht gibt. Aber die gibt es nirgendwo.
    Und da kann man eben Wertigkeiten für bestimmte außerunterrichtliche Aufgabengebiete, die nicht ohnehin von Funktionsstellen erfasst sind, bestimmen. So ist zum Beispiel eine Theater-AG aufwändiger als die Arbeit als Sicherheitsbeauftragter. Das kann man erfassen. Usw., usw.


    Auch für den Unterricht kann man erfassen, ob die beobachtete Stunde gezielte Methodenwechsel enthält, ob das Leistungsniveau der Schüler angesprochen wird etc.
    Wir sind doch alle durch ein Referendariat gegangen - dort werden doch auch Kriterien für Unterrichtserfolg angewendet. Wie gesagt, sie sind sicher nicht perfekt und zu 100% obejktiv, aber in jedem Fall doch objektiver als eine pauschale Bezahlung nach A12, A13 oder A14, unabhängig davon, wie viel wirklich geleistet wird.


    Ich finde jedenfalls, man muss nicht immer gleich die 100% anstreben. Wenn man erstmal eine Verbesserung der Situation hinbekommen, kann auch wenn man nicht gleich den Idealzustand erreicht, dann ist das doch ein lohnenswerter erster Schritt!

  • ich denke, dass der lehrermangel dadurch verursacht ist, dass die stellen zu unattraktiv sind. und ein höheres gehalt oder geringere arbeitszeit erhöhen die attraktivität.


    Interessant, dass widerspricht doch so vollkommen dem Bild vom "überbezahlten Halbtagsjob".


    Gib's zu: Du bist gar kein Interessent aus der "freien" Wirtschaft, sondern ein Kollege, der nur unser Image etwas aufpolieren will :thumbup:


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    ich denke, dass der lehrermangel dadurch verursacht ist, dass die stellen zu unattraktiv sind. und ein höheres gehalt oder geringere arbeitszeit erhöhen die attraktivität. auf dem markt ist es doch so, dass angebot und nachfrage den preis bestimmen.
    ich verkaufe mich nicht unter wert. ich werde auf keinen fall meine jetzige stelle aufgeben, wenn ich keine attraktivere bekomme. da wäre ich ja verrückt. will sagen: die verantwortlichen dürfen sich nicht über den mangel wundern, wenn sie so unflexibel sind.


    Isoliert betrachtet hast Du Recht. Nun sind die Länder aber chronisch klamm, was sich auch auf die Bezüge der Beamten auswirkt. Ferner würde es erheblichen Unfrieden innerhalb der Kollegien stiften, wenn Kollegen für weitgehend dieselbe Arbeitsleistung spürbar mehr Gehalt bekommen, nur weil es auf dem Markt weniger Bewerber mit einer bestimmten Fächerkombi gibt. Und was ist mit den bereits etablierten Kollegen mit denselben Fächern?


    Wenn Du hier querliest, wirst Du ferner feststellen, dass der Lehrerberuf eine bestimmte Schwerpunktsetzung innerhalb der Größen "Einkommen", "Arbeitsbelastung", "Wertschätzung durch die Gesellschaft" und "Sicherheit im Job" darstellt.
    Wenn Du eine andere Schwerpunktsetzung wählst, was ja völlig legitim ist, dann wirst Du mit dem Beruf des Lehrers nicht glücklich.


    Was reizt Dich eigentlich daran, in den Schuldienst zu gehen, wenn Du trotzdem den Eindruck hast, Dich angesichts des Gehalts und Deines augenscheinlichen Marktwerts unter Wert zu verkaufen?


    Gruß
    Bolzbold

    • Offizieller Beitrag


    Ich finde jedenfalls, man muss nicht immer gleich die 100% anstreben. Wenn man erstmal eine Verbesserung der Situation hinbekommen, kann auch wenn man nicht gleich den Idealzustand erreicht, dann ist das doch ein lohnenswerter erster Schritt!


    Dann solltest Du mal konkret werden:


    Wie machen wir das auf der Basis der aktuellen Besoldung / des aktuellen Tarifrechts mit der leistungsgerechten Bezahlung, wenn wir die Kriterien des Refs oder des Schulleitergutachtens oder wessen auch immer umsetzen?


    Gruß
    Bolzbold

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