Schulleitung und eigene Familie.....?

  • Ich kenne viele Schulleitungsmitglieder - von kleinen Grundschulen bis zu großen Gymnasien mit über 1500 Schülern - und ich kann Dir versichern, dass es kaum einen Unterschied macht, ob man Kon- oder "richtige" Leitung ist, da vieles vom Team abhängt. Ich arbeite regelmäßig von 7 bis ca. 16 Uhr in der Schule, häufig genug steht später auch noch was an. Unterrichtsvor- und -nachbereitung findet komplett zu Hause statt, dazu käme ich im Büro gar nicht. Das ist so ziemlich die Situation, wie ich sie von allen SL kenne, die ihre Arbeit ernst nehmen und ihre Schule weiterentwickeln wollen. Ich habe selbst keine Kinder und wüßte beim besten Willen auch nicht, wie ich das Schaffen sollte - vor allem bei der hiesigen Situation an Kinder Fremdbetreuung. Meine männlichen Kollegen mit Kindern haben alle eine Hausfrau daheim bzw. die Partnerin arbeitet maximal 20 Stunden und hält ihnen den Rücken frei. Wenn Du den passenden Mann findest, der diese Rolle übernimmt, sollte Sl und Kinder weniger problematisch sein.

    • Offizieller Beitrag

    Bislang ist hier primär etwas von einer Leitungsstelle an einer Grundschule zu lesen - schön wäre es, wenn wir zusätzlich noch mehr Erfahrungsberichte für die weiterführenden Schulen hätten.


    Ich habe mir diese Frage mit Schulleitung ja/nein bei junger Familie auch in letzter Zeit gestellt. Bei uns ist aufgrund der Personalplanung in den letzten 20 Jahren demnächst ein großer Umbruch zu erwarten. Die 50+ Kollegen werden dann pensioniert und es werden die entsprechenden Stellen frei. Aufgrund der "fetten Dekade" mit vielen Neueinstellungen schwimmen ein paar Kollegen und ich nun mit auf der vordersten Welle (A14, Dienstalter, Erfahrung). Da es kaum Mittelbau gibt, also Kollegen 40+, die ja bei gleicher Eignung den Vorzug bekämen, haben wir ausgezeichnete Chancen.


    Hier zeigt sich aber schnell, dass dieser Schritt von A14 auf ggf. A15Z (also stellv. Schulleiter an Gymnasien) doch zeitlich ein wie oben auch beschrieben erheblicher Mehraufwand ist. Finanziell ist das sicherlich weniger reizvoll, weil die paar hundert Euro im Monat mehr sicherlich die Mehrarbeit nicht aufwiegen. Hier sind es erneut der Idealismus, die Visionen und der Gestaltungswille, für die man letztlich doch einen hohen Preis bezahlt.


    Nach zahlreichen Gesprächen mit dem derzeitigen "Amtsinhaber" habe ich den Eindruck gewonnen, dass das eigentlich eine Stelle ist, bei der die Kinder idealerweise die Grundschule fast beendet haben bzw. bereits an weiterführenden Schulen sind. Außerdem ist diese Stelle nur schwer mit den Bedürfnissen einer jungen Familie in Einklang zu bringen - vor allem was die Präsenzzeiten und die Arbeitsflut in Stoßzeiten angeht. Der Sprung auf eine Schulleitungsstelle oder eine Koordinatorenstelle wird letztlich dann doch wie in der freien Wirtschaft ein "Karrieresprung" sein, bei dem sich dann auch bei Lehrern die Frage stellt, wem oder was man nun die Priorität einräumt - Schule oder Familie. Ich weiß derzeit nicht, ob ich bereit wäre, diesen Preis zu bezahlen bzw. ob es das wert wäre, für eine Leitungsstelle die junge Familie hintenan zu stellen.


    Andererseits besitzt der Einstelllungsjahrgang ab 2005 wohl nie mehr so gute Chancen auf entsprechende Beförderungs- und Leitungsstellen wie es aktuell bzw. in den nächsten fünf Jahren der Fall ist. Bei der Flut an Neueinstellungen ist ein paar Jahre später die Konkurrenzsituation innerhalb des Kollegiums enorm. (Und das hat der PhV-Personalratsvorsitzende in meinem Bezirk auch noch einmal deutlich unterstrichen.)


    Die aktuellen Schulleiter und Koordinatoren haben bei uns entweder bereits erwachsene Kinder oder Kinder im Teenageralter. Die meisten davon haben ihre Stellen auch entsprechen "spät" angetreten, d.h. nicht als die Kinder noch klein waren. Ich denke schon, dass es da einen Zusammenhang zwischen Arbeitsbelastung und Familie gibt - unabhängig davon, ob die Stellen früher besetzbar gewesen wären.


    Gruß
    Bolzbold

  • Danke für deinen sehr informativen Beitrag, Bolzbold. Die Familie hinten an stellen will ich nicht wirklich, auch wenn es Zeiten gibt, wo das fast zwangsläufig geschieht. Aber das ist dann kein Dauerzustand. Sicher möchte ich noch einige Zeit warten, bis ich mich wirklich dazu entschließe , diesen Weg zu gehen. Da kam eben die Frage auf: Wie lange? Wann ist wohl für mich der richtige Zeitpunkt ? Wie war das bei den anderen ? Vor allen Dingen SL - Mütter mit Kindern wollte ich gerne fragen. Mein Mann hält mir sehr oft den Rücken frei. Aber er sagt auch ganz klar: "Du bist eh schon Workaholic ... Wenn du das JETZT angehst.... Gaaaaaaanz falscher Zeitpunkt.... Recht hat er ;)
    Also wie lief das bei euch ? Oder seid ihr per "Zufall" an diese Funktionsstellen gekommen und seid, mit Familie im Rücken, da hineingewachsen ?

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Als grundsätzlich feministisch angehauchte Frau finde ich es fast gruselig zuzugeben, dass das im Grunde Posten sind für Männer mit einer sorgenden Hausfrau daheim. 8| Das waren erschreckenderweise in meiner bisherigen Laufbahn die am besten funktionierenden Chefs und Konrektoren - wahlweise noch kinderlose Frauen. :X: Im schlimmsten Fall folgen nach den kleinen Kinder dann die alternden Eltern, oder noch schlimmer, man hat beides simultan. ;(

  • hallo tina!


    NEEEEEEE, kann doch nicht sein! Also ich bin nicht sonderlich feministisch, aber da stehen mir die Haare zu Berge..... das will ich nicht glauben, dass das ein Job am besten für Männer oder kinderlose ist. Ausgerechnet in unserer Branche???????? Never !
    Wenn ich das so lese..... ich hab zwei Jungs daheim. Find ich grad gut dass die lernen was es bedeutet, wenn Frau arbeiten geht..... ;)


    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.


  • Also wie lief das bei euch ? Oder seid ihr per "Zufall" an diese Funktionsstellen gekommen und seid, mit Familie im Rücken, da hineingewachsen ?



    Zufall war da gar nichts und das ist es bei uns auch nicht. Jahrelange Vorarbeit, um überhaupt in die Position zu kommen, sich ernsthaft bewerben zu können war zumindest in meinem Fall notwendig. Dazu eine SL, die meine Absichten absolut unterstützt hat und ggnüber der Bezreg "Werbung" für mich gemacht hat. Im Grundschulbereich ist der Markt wohl nicht so umkäpft, weil die Stellen rein finanziell nicht so attraktiv sind. Trotz intensiver Vorbereitung, zig Gesprächen mit befreundeten Abteilungsleitern und Koordinatoren konnte ich mir nicht vorstellen, wie viel Arbeit es tatsächlich ist und welche neuen Belastungen hinzukommen, von denen ich rein gar nichts geahnt hatte. Aber ja, man wächst hinein und wenn man die Chance hat, ein begelitendes Einsteigerprogramm mit Leidensgenossen durchlaufen zu können, hilft das ungemein. Nur, wie oben bereits gesagt, mit kleinen Kindern hätte ich das nie gewagt (und ich glaube auch, dass es für beide Seiten - Schule und Kinder - nicht gut ist, es sei denn die erwähnte Hausfrau/-mann ist daheim).

  • hallo tina!


    NEEEEEEE, kann doch nicht sein! Also ich bin nicht sonderlich feministisch, aber da stehen mir die Haare zu Berge..... das will ich nicht glauben, dass das ein Job am besten für Männer oder kinderlose ist. Ausgerechnet in unserer Branche???????? Never !
    Wenn ich das so lese..... ich hab zwei Jungs daheim. Find ich grad gut dass die lernen was es bedeutet, wenn Frau arbeiten geht..... ;)


    Panama



    ja sorry, das heißt ja nicht, dass Frauen das nicht können, es bedeutet nur, dass es ohne Abstriche schwer möglich ist. Wenn Du als SL permanent wegen Krankheit Deiner Kinder fehlst, wird Dein Kollegium entsprechend darauf reagieren und deine Arbeit als SL nimmt Dir auch keiner ab. Dauert dann nicht sehr lange, bis die ersten Fristen ablaufen und das gravierende Folgen für Deine Schule hat. Man kann im Leben nicht alles gleichzeitig haben.

  • Klar, hast recht- zu meiner pers. situation und wie ich mir das vorstelle die nächsten Jahre habe ich ja jetzt schon genug geschrieben.... . mir gings gerade echt nur um das "Männerjob-Ding" ;)


    panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Such Dir nen Mann, der für Dich Haushalt und Kidnerbetreuung übernimmt und gut ist. Problem wird nur sein diesen Mann zu finden. Ich weiß mein Glück zu schätzen, dass ich einen Mann habe, der sich beruflich nicht verwirklichen will und muss und das unser Zusammenleben deutlich erleichtert (und für meine Entscheidung für eine Leitungsstelle durchaus ein wesentlicher Punkt war).

  • Meiner arbeitet, teilt sich Haushalt und Kinder mit mir :-). Von dem hab ich die Unterstützung, wenn es DANN soweit ist. Aber ich wollte hier doch nix zu mir sagen sondern einfach mal rumfragen, wie andere das managen :) ?

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Zitat

    ja sorry, das heißt ja nicht, dass Frauen das nicht können, es bedeutet nur, dass es ohne Abstriche schwer möglich ist. Wenn Du als SL permanent wegen Krankheit Deiner Kinder fehlst, wird Dein Kollegium entsprechend darauf reagieren und deine Arbeit als SL nimmt Dir auch keiner ab. Dauert dann nicht sehr lange, bis die ersten Fristen ablaufen und das gravierende Folgen für Deine Schule hat. Man kann im Leben nicht alles gleichzeitig haben.


    Danke - genau so habe ich das gemeint.

  • Schulleitung und Familie ist sicherlich unter einen Hut zu kriegen, wobei gerade Konrektorin ein harter Job ist, es sei denn der Schulleiter oder die -in sehen Schulleitung als gleichberechtigtes "Unternehmen" an.
    Empfehle alles im Vorfeld abzustimmen denn sonst könnte es ein böses Erwachen geben. Die Zeit in der Schule in den Ferien kann man sicherlich mittels eines Laptops und Internet sehr,sehr reduzieren. Aus eigener Erfahrung kann ich schreiben,
    dass ich als SL in den Ferien sehr selten in der Schule bin. Den Stundenplan mache ich auf meinem Läppi, alles andere auch. Post wird bei uns im Saarland über Schulnetz versandt.
    Also keine Angst Panama

  • :)



    Man kann ALLES im Leben erreichen. Nur eben nicht alles auf einmal!

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Möchte die Situation mal kurz aus der Sicht des Kindes schildern, weil ich es selbst erlebt hat. Ist zwar schon ein wenig länger her ;-), aber meine Eltern waren beide Schulleiter. Ich war 11 Jahre alt, als meine Mutter Schulleiterin wurde und 13 Jahre alt, als mein Vater dieses Amt übernahm. Zusätzlich haben sie zuhause noch eine pflegebedürftige Tante selbst gepflegt.


    Ein Familienleben war durch diese Situation ziemlich schwierig geworden, weil man als Schulleitung sehr gefordert wird. Ich hatte in diesem Alter häufiger mal den Eindruck, dass meine Eltern nicht mehr für mich da sein konnten und das ist noch nett ausgedrückt.


    Deshalb kann ich dir aus meiner Sicht nur empfehlen, mindestens zu warten bis das Kind ansatzweise aus der Pubertät raus ist.


    Aber jedes Kind verkraftet das auch anders, es ist von der Familiensituation abhängig und ich weiß nicht, wie du dich gegenüber Forderungen abgrenzen kannst.


    LG tamina

  • Bin zufällig auf dieses alte Thema gestoßen.


    Ich habe bei der sogenannten Führungskräfteentwicklung-Fortbildung (5 Module in 2 Jahren plus Schulleitungspraktikum) teilgenommen und dort explizit nachgefragt, ob die Vereinbarkeit Familie und Beruf
    auch als Schulleiter/Abteilungsleiter machbar ist und dies wurde eindeutig bejaht. Begründung (in Kurzform): weniger Unterricht, daher mehr Arbeit zuhause möglich. ("Schüler können Sie nicht mit nachhause nehmen, Akten schon")


    Als Abteilungsleiter mit Schwerbehinderung der Frau (benötigt Begleitperson) und Schulkind (die ersten drei Jahre Kindergartenkind) schaffe ich das seit ca. acht Jahren. Das wichtigste bei meinen Rahmenbedingungen ist tatsächlich, viel von zuhause aus zu regeln, die Schule also früh zu verlassen.
    Trotzdem habe ich meine Arbeit immer komplett erledigen können. Ich kenne auch eine Schulleiterin an einem Gymnasium, die (mit schwerbehindertem Mann) entweder vormittags ODER nachmittags in der Schule ist, je nach Bedarf.
    Und einen Schulleiter in der Pfalz, der täglich um 14 Uhr die Schule verlässt, weil er nur zuhause ungestört arbeiten kann. Auf die 41 Stunden Arbeitszeit für Beamte in Baden-Württemberg komme ich locker, meistens ist es mehr. Aber bei einer GEW-Fortbildung wurde noch einmal betont: Sowohl die
    Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch die 41-Stunden -Woche gelten auch für Schulleiter! Ansonsten muss man Aufgaben delegieren oder seine Überlastung kundtun.

  • Ich bin Abteilungsleiter an einer beruflichen Schule und arbeite zu Hause nur noch sehr selten. In der Schule bin ich von Mo - Fr ca. 9 - 10 Stunden täglich. Dies intensiv und konzentriert und mit nur sehr kurzen Pausen. Sommerferien habe ich 5 Wochen. Die anderen Ferien kann ich mir fast immer ganz frei von der Arbeit halten. Insgesamt komme ich somit wohl ungefähr auf die zu leistenden 41 pro Woche und kann den Job daher mit meinen drei Kindern im Alter von 1 - 9 Jahren so gut wie ein Arbeitnehmer unter durchschnittlichen Bedingungen vereinbaren.

  • Also bei uns dürfen die Abteilungsleiter nur jeweils einen Nachmittag pro Woche abwesend sein. Ansonsten wird erwartet, dass sie auch nachmittags vor Ort sind. Und zwar bis mind. 16.30 Uhr. Die allermeisten sind aber länger da.

  • Und wann bereiten diese ihren Unterricht vor? Das Verhältnis Abteilungsleitung zu Unterricht ist bei mir zeitlich 1:2 (8 Stunden zu 16 Stunden). Und in meinem Schulbüro kann ich weder korrigieren noch vorbereiten (ich teile das Büro zudem noch mit zwei anderen Mitarbeitern).
    Und für das Unterrichtsdeputat kann keine Präsenz verlangt werden (außer für den Unterricht selbst:). Oder gibt es bei euch eine Pflichtpräsenzzeit für alle Lehrkräfte? Dann muss man aber wirklich die 41-Stunden-Woche im Blick haben!


    Ganz nebenbei bemerkt gibt es in der Industrie diese Präsenzzeiten immer weniger. Zwei meiner Nachbarn (auch Führungspositionen) sind fast nur noch in ihrem "Home Office".

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