Inklusion... da ist sie

  • Fahrtkosten werden vom Schulträger nicht übernommen, da unsere Schule nicht weiter als 2 km vom Wohnort entfernt liegt. Da wird das Kind behandelt, wie jeder normale Grundschüler.
    Aber das KInd ist eben kein normaler Grundschüler. Es schafft den Weg nicht alleine.
    Die Mutter muss jeden Tag mitfahren, weil das Kind Angst im ÖPNV hat und auch schon von älteren Schülern aus der Bahn geschubst wurde und weinend wieder nach Hause kam.
    Das sind doppelte Fahrtkosten und die Familie schwimmt nicht gerade im Geld.
    Das ist doch nicht richtig!
    Die Grundschulkollegin, die jetzt auf Inklusion fit gemacht wird, die ist an zwei bis drei Tagen mit in der Klasse, jeweils für die Hauptfächer Mathe und Deutsch.
    Jetzt ist sie krank... also bin ich alleine mit allem und hole mir Material aus dem ersten Schuljahr.
    Problem ist auch... das Kind kann nicht alleine arbeiten. Eigentlich müsste imemr jemand daneben sitzen, damit es überhaupt arbeitet. Und wenn es doch mal alleine arbeitet und eine Aufgabe fertig hat, steht es auf und zeigt es mir und will Bestätigung.
    Also habe ich dieses Kind dauernd neben mir stehen, muss mich ihm zuwenden und Aufgaben ansehen und loben und reden und zuhören... oder ich sitze daneben.
    Schicke ich es auf seinen Platz udn bitte es zu warten, dann macht es das... und sitzt dann still herum und macht nichts weiter,.
    Immerhin sitzt es dann still. Aber mir ist es auch schon passiert, dass ich es im normalen Unterrichtsgeschäft dann völlig vergessen habe und erst in der nächsten Stunde daran denke.
    Das tut mir dann sehr Leid und das ist ganz sicher keine optimale Förderung...

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Zitat

    Schicke ich es auf seinen Platz udn bitte es zu warten, dann macht es
    das... und sitzt dann still herum und macht nichts weiter,.


    Immerhin sitzt es dann still. Aber mir ist es auch schon passiert, dass
    ich es im normalen Unterrichtsgeschäft dann völlig vergessen habe und
    erst in der nächsten Stunde daran denke.

    Um zumindest kurzfristig ein wenig Abhilfe zu schaffen, wäre ein wenig Bastelarbeit nötig - Memorys oder einfache Legespiele im bewältigbaren Zahlenraum in Mathe, Buchstaben/Silben/Wortübungen in Deutsch, Konzentrationsübungen dazwischen. Das ist etwas, womit sich sogar die Schwächsten eine Weile durchaus sinnvoll beschäftigen können. Wenn ich mal weniger müde von meinem nichtinklusiven (wobei, wir inkludieren nicht regelbeschulbare Regelschüler an unserer Förderschule... ) Unterricht bin, les ich noch mal genauer rein, wo dein I-Kind steht, vielleicht fällt mir ja noch was ein an (alleine schaffbaren) Übungen.


    Nanny*auchachtSchülerkönneneinenmanchmalandenRanddesWahnsinnstreiben*Ogg

    Edit: Ach, und von deinem Wunsch nach "optimaler Förderung" verabschiede dich bitte. Die kannst du unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht leisten. Basta. *Kraftpaket rüberschieb* Und nein, ich bin kein Inklusionsgegner.

    ~ Wenn ihr mich sucht, ihr findet mich im Zwiespalt. ~

  • Hallo,
    passt nicht ganz zur Ausgangsfrage.
    Ich wollte nur mitteilen, dass unsere Schule in diesem Jahr ziemlich von der Inklusion überrollt wurde. Ohne Vorankündigung und ohne GU haben wir in unserer kleinen Schule neu ein blindes Kind, ein taubes Kind und ein lernbehindertes Kind. Zuständig sind drei verschiedene Sonderpädagogen, die jeweils 3 Stunden in der Woche da sind. In den 3 Stunden sind Beratung der Eltern, der L und des Kindes direkt enthalten. Wir haben an der Schule noch nichtmal zuvor eine Mitteilung bekommen, dass diese Kinder sonderpädagogischen Förderbedarf haben.
    Alema

  • Ohne Vorankündigung und ohne GU haben wir in unserer kleinen Schule neu ein blindes Kind, ein taubes Kind und ein lernbehindertes Kind. Zuständig sind drei verschiedene Sonderpädagogen, die jeweils 3 Stunden in der Woche da sind. In den 3 Stunden sind Beratung der Eltern, der L und des Kindes direkt enthalten. Wir haben an der Schule noch nichtmal zuvor eine Mitteilung bekommen, dass diese Kinder sonderpädagogischen Förderbedarf haben.


    Es wird dir wenig helfen, wenn ich dir sage, dass es allerorts so oder ähnlich läuft. Was um Gotteswillen macht ihr denn mit diesen armen KIndern? Es ist kaum zu glauben, dass Eltern es wünschen, ihr KInd so vor die Wand fahren zu lassen. Vielleicht hilft es, wenn du die Eltern mal in den Unterricht einlädst, damit sie die Problematik live erleben? Im Gegenzug könnten sie sich mal anschauen wie die Förderung in der entsprechenden Förderschule aussieht. Ich glaube, das hilft nur Überzeugungsarbeit, solange die Eltern noch eine Wahl haben. Dagegen arbeite ich ( als inkudierende Sonderpädgogin) unter paradisischen Bedingungen. Die Eltern müssten dann beim Schulamt einen Anterag auf Wechsel des Förderortes stellen.


    Inklusionstagebuch
    Würde mich mal interessieren, in welchem Bundesland du arbeitest. Bei uns in NRW haben die Eltern noch die Wahl, weil noch nicht einmal ein Gesetz zur Umsetzung von INklusion im Schulsystem verabschiedet wurde. :cursing:

  • Inklusionskollegin schlägt nun vor, dass die Materialien, die sie für das LB Kind in den Klassenraum bringt im Rahmen der Inklusion nicht nur für das LB Kind sondern für alle Kinder sein sollen.
    Damit sich niemand ausgeschlossen fühlt. Schöner Gedanke...
    Nur wie setze ich das praktisch um?
    Ist ein leistungsstarkes Kind schneller fertig, soll es sich dann Kärtchen mit Matheaufgaben im Zehnerraum holen? Das halte ich für Unterforderung.
    Ein schwaches Kind wird eh niemals eher fertig... und da das schwache KInd zielgleich gefördert wird, ist es für das schwache Kind doch eher wichtig, den aktuellen Stoff zu bearbeiten, als dass es Memory spielt, oder leichte Matheaufgaben macht?
    Vor allem, wenn es zu Hause keinerlei Hilfe hat und nie Hausaufgaben macht. Da müsste es die Zeit ind er Schule doch eher für den aktuellen Stoff nutzen?
    Inklusionskollegin findet Memory aber sehr motivationsfördernd und deshalb dem aktuellen Stoff zeitweise vorzuziehen, auch um Erfolgserlebnisse zu erreichen.
    Ist auch eine Sichtweise... vielleicht auch OK.
    Ich hab jetzt all das Differenzierungsmaterial in dasselbe Regal gelegt, so dasss alle Kinder zu derselben Stelle gehen müssen, wenn sie sich etwas holen. Also mehr so Inklusion durch Ortswahl. Da liegen nun Rechenschieber für den 20er Raum, für den 100er Raum und Tausenderbücher... da liegen Hundertertafeln, Memoryspiele und Gehirnjoggingkarteien... jeder kann sich nehmen, was er braucht...
    Und ich finde eher, dass Inklusion bedeutet, dass jeder genau das lernt, was er lernen muss... und die Materialien bekommt und sich nehmen kann, die er braucht. Und vielleicht braucht das schwache KInd auch mal Memory?
    Aber vielleicht sollte ich auch nicht so viel denken... sondern einfach sagen... Ja, OK! Und dann mal sehen, ob Hamid überhaupt Zeit findet, Memory zu spielen...

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Kind... das eigentlich als GU Kind an seiner alten Schule bleiben wollte, weil es da doch die KInder und die Lehrer kennt... das aber extra an unsere Schule wechseln musste, weil wir ja die Kollegin mit der zukünftigen Sockelqualifikation haben und deshalb der geeignete Förderort für den GU sind..

    Das Kind wurde zwangsversetzt? Ist das üblich in NRW? Bei uns dürfen die Eltern entscheiden ob das Kind eine Förderschule besuchen soll oder an der Inklusion teilnimmt.

  • Inklusionskollegin schlägt nun vor, dass die Materialien, die sie für das LB Kind in den Klassenraum bringt im Rahmen der Inklusion nicht nur für das LB Kind sondern für alle Kinder sein sollen.
    Damit sich niemand ausgeschlossen fühlt. Schöner Gedanke...
    Nur wie setze ich das praktisch um?


    Diese Problematik habe ich momentan in meiner InklusionsHauptschule auch ( aus der Sicht eines Sonderschulllehrers). Ich sehe es genau so wie du, dass jedes Kind von dort aus gefördert werden muss, wo es steht. Eine Idee hätte ich, um deinen Vorstellungen gerecht zu werden, allerdings sehr arbeitsauffändig. Ich habe es zeitweise geschafft es so in meiner Förderschulklasse zu organisieren. Ich habe die Kinder in leistungshomogene Gruppen ( soweit es ging) eingeteilt. Jede Gruppe ( meist 2 bis 3) bekam am Montag einen individuellen Wochenplan. Soweit so gut. Die Herausforderung war es so zu organisieren, dass die Materialen gut zugänglich, einfach zu handhaben und sehr übersichtlich zur Verfügung stehen mussten. Die Anweisungen waren geschrieben. Ich könnte mir aber vorstellen, dass in der Primarstufe die LE Kids noch gar nicht in der Lage sind, diese zu lesen. Diese Arbeitsweise ist letztendlich an der enormen Vorbereitungs- und Organisationsarbeit gescheitert. Anschließend habe ich diese Wochenpläne für Hausaufgaben genutzt, die erledigten Wochepläne anschließend zur Korrektur mitgenommen. Auch das enorm arbeitsaufwendig. Zum Schluss habe ich sie nur noch stichpunktartig eingesammelt. Das Probelm war, Arbeitsmaterial zu finden, dass immer mit einer Selbstkontrollmöglichkeit verbunden war. Im Netz gibt es zwar unendlich viele Gratismaterialien, aber das Suche hält auch sehr lange auf. Am günstigten war es, die Schulbücher mit Seitenzahl usw. einzubinden. Vielleicht kannst du das reguläre Primarstufenmaterial in deine Aufgabensammlung sinnvoll einbinden und die Kollegin macht die Wochenpläne für die LE Kinder fertig? Bei einer solchen Arbeitsweise muss man sich aber enorm bei der Einführung eines neuen Themas umstellen. Das geschieht immer dann, wenn eine Gruppe oder ein Kind nach einer erfolgten Lernkontrolle mit einem Thema durch ist und ein neues beginnen muss. Ich hatte den Vorteil keine Richtlinien im Nacken zu haben und es gelang mir nur zeitweise, weil enorm Arbeitsauffwändig. Zudem war meine Klasse im Laufe der Jahre materiell so ausgestattet, dass eine solche Arbeitsweise möglich war.


    Momentan bin ich dabei die Kollegen der HS von den enormen Vorteilen digitaler Medien zu überzeugen. So könnten die Förderkinder sinnvoll und förderlich in den Stunden, in denen ich nicht da bin, "arbeiten". Bloßes Dabei sein ist wenig sinnbringend.


    Eine ausgesprochen schwierige Aufgabe individuelle Förderung im Regelschulsystem unter den gegebenen Rahmenbedingungen zu realisieren. Viel Kraft :)

    • Offizieller Beitrag

    Annasun : in nrw sollen die Eltern das Wahlrecht zwischen förderschule und Inklusion.
    Allerdings ist es wohl derzeit noch bzw geplant, dass die Kinder nicht die nächstgelegene Schule besuchen, sondern quasi "zentriert" an allgemeinbildenden Schulen beschult werden.


    Kl gr Frosch

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