Ich will weg

  • Mich interessieren Meinungen und Ratschläge, ich erhoffe mir einen sinnvollen Tipp, den ich umsetzen kann. Gerne kann man mich auch per PM anschreiben.


    Ich bin in einer Stadt Lehrer. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mich dorthin versetzen lassen. Es war nicht meine Wunschschule, aber mir war klar, wenn ich dem zustimme....ich hatte den Wohnort gewechselt.


    Nun bin ich also dort und stelle eigentlich schon sehr schnell fest: Das geht gar nicht. Die Schüler sind größtenteils keine Gymnasialschüler - wir sind eher Gesamtschule. Das wäre ja nicht schlimm, aber teilweise haben wir auch noch so viele asoziale Schüler. Und Schüler, die keinen Wert auf Schule legen. Die nicht lernen wollen. Aber trotzdem versetzt werden (ja, das gibt es....hängt von der "Ausrichtung" der Schule ab).
    Nun bin ich auch noch - gegen meinen Willen schon beinahe - befördert worden. Hört sich komisch an, ich hatte aber wegen der 125 E netto mehr keine Lust auf die Mehrarbeit. Aus der Nummer kam ich nicht raus. Und als der Chef dann mit der Beförderung ankam....(dabei hatte ich ihm mehr als ein Mal gesagt, dass ich keinen Wert darauf lege).
    In den Sommerferien ist mir endgültig klar geworden: Ich muss hier weg. Im letzten Jahr kam ich immer öfter heim und habe nur noch endlosen Frust geschoben.
    Ich bin Idealist. Ich suche Schüler, die Lust auf Lernen haben. Auf Bocklosigkeit habe ich keine Lust mehr.


    Alle Hinweise sagen mir: In meiner Position kann ich nicht einfach einen Versetzungsantrag einreichen. Der SL hat mich befördert und so schnell jetzt einen Abgang zu suchen, wird dazu führen, dass er es persönlich nimmt. Werden mir daraus Nachteile erwachsen, noch zumal, wenn eine Versetzung länger nicht möglich ist? Ich vermute es.
    Außerdem: Muss die neue Schule nicht auch eine Stelle mit Führungsaufgaben haben? Das erschwert eine Versetzung zusätzlich.
    Mit ganz wenigen Menschen konnte ich bisher darüber reden. Tenor: Überlege dir eine gute Erklärung.
    Manch einer rät mir, bevor ich den Schulleiter der Schule aufsuche, für die ich mich interessiere, mit meinem Chef zu reden....denn es sei davon auszugehen, dass die beiden miteinander telefonierten.


    Meine Stimmung ist durch, ich bin psychisch bedrückt, das Aufstehen fällt mir schwer. Aber ich bin zugleich völlig ratlos, was ich machen soll. Ich kann doch nicht zum Chef gehen und die Schülerschaft als Wechselgrund angeben.
    Tatsache ist, dass ich nicht einmal weiß, ob an der anderen Schule Platz für mich ist.
    Alles, was ich weiß: Ich muss hier weg, meine Schule macht mich krank. Wenn mir gesagt wird, ich hätte das Lachen verlernt, sagt das wohl alles.


    Ich bin natürlich nicht der einzige Lehrer, der diese Schülerschaft als Leiden empfindet, aber die anderen haben wie so oft Gründe, nichts zu machen: Das Haus, die Bequemlichkeit, die geringe Unterrichtsvorbereitung, keine Lust auf eine neue Umgebung, was man kennt, macht keine Angst usw.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Timm,


    das ist eine blöde Situation! Ich hab mich aber beim Lesen gefragt, ob es dir nur aufgrund der Schülerschaft so schlecht geht oder ob möglicherweise auch noch andere Gründe dafür verantwortlich sein könnten. Du hast den Wohnort gewechselt. Dafür gab es doch sicher Gründe? Und nun willst du wieder umzhiehen? Oder ist die neue Schule am gleichen Ort?


    Dass du das Lachen verlernt hast, wie deine Freunde sagen, hört sich nicht gut an. Klingt depressiv (soweit man das von hier aus sagen kann).
    Es fällt mir aber etwas schwer zu glauben, dass dafür nur die unmotivierten Schüler (sind sie das wirklich ALLE?) verantwortlich sein sollen.


    Es geht mich / und letztlich nichts an, aber vielleicht ist es wichtig, sich das zu fragen, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass an einer anderen Schule nur noch hochmotivierte, fleißige und wohlerzogene Schüler sitzen.


    Vielleicht liegt die kurzfristige Lösung nicht in der Versetzung, sondern im Abstand einnehmen und zu Kräften kommen? Das Lachen wiederfinden.


    Aus deiner jetzigen Situation heraus die richtige Entscheidung finden, stelle ich mir schwer vor.


    Möglicherweise schätze ich es falsch ein, weil ich dich ja nicht kenne, aber es hört sich so an, als hättest du zur Zeit gar nicht die Energie, so eine Versetzung durchzuziehen.


    Wünsche dir die richtige Entscheidung und alles Gute!


    Melo

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne genug Menschen, die sich mit A14 haben versetzen lassen - der alten Schule tut's nicht weh, das senkt die A14 Quote und der nächste kann sich bewerben.


    Aber Melo hat recht: es lohnt sich auch, die Perspektive auf die Schüler zu wechseln (zu versuchen), schon allein, falls es nicht klappt mit der Versetzung: es gibt IMMER auch motivierte, und es gibt auch unter den Unmotivierten immer solche, die sich motivieren assen, jedenfalls ab und an. Den Blick für's Positive schärfen (schon Supervision probiert?) und den Glauben an die eigene Macht, etwas zu ändern.

  • bin ich böse, wenn ich sage: ein Drittel der Schüler sind nicht gymnasial? Hinter vorgehaltener Hand sage ich: die Hälfte.
    Sozialer Brennpunkt.
    Viel zu hoher Ausländeranteil. Ist ja alles schön und gut mit Integration, aber wenn 75% davon in einer 5. Klasse sind, wird es haarig. Da stehst du teilweise völlig entnervt im Unterricht da und denkst dir, dass es so unglaublich schlecht ist, was als Ergebnis in den Stunden herauskommt. Leute auf der Straße würden bei der Betrachtung des Unterrichts sicherlich nicht auf Gymnasium tippen. Manchmal habe ich dagesessen und überlegt, ob ich jetzt in die Tischkante beißen oder weinen soll. Meist bin ich aufgestanden, zum Fenster gegangen und habe rausgeschaut und mich gefragt, was in Gottes Namen ich da mache.
    Ich kann diesen Kram wie jetzt gerade wieder von wegen "keine Chancengleichheit" nicht mehr hören.
    Es gibt Chancengleichheit - nur muss man sie auch nutzen wollen.


    Ich will nicht arrogant ankommen, aber: Ich habe mich mit Absicht zum Gymnasiallehrer ausbilden lassen. Ich finde es gut, wenn Lehrer sagen, sie arbeiten gerne an einer IGS. Nur ist das für mich nichts.
    Ich war schon an anderen Schulen: Ja, ich weiß, dass es definitiv ein viel höheres Niveau gibt.
    Dabei ist es so, dass ich gar keine Lust auf die Bildungselite habe (und schon gar nicht auf die elitären Eltern).
    Ich komm prima zurecht mit Schülern, die nicht so gut können - aber wollen.
    Bei uns ist es so, dass 5en im Zeugnis verpönt sind. Wenn sich schon Schüler vor einer Nebenfachkollegin aufbauen und sagen: "Sie dürfen mir keine 5 in xxx geben, sonst gehe ich zum SL."
    Reicht das? Ich könnte weitermachen, nur muss ich aufpassen, dass man nicht erkennt um welche Schule es sich handelt.


    Derzeit darf man sicher sagen, dass ich endlos gefrustet bin. Die ganzen Umstände machen mich lustlos, müde und enttäuscht. Ich stelle hohe Erwartungen an mich selbst - aber das ist an meiner Schule gar nicht gefragt.
    Im Grunde bin ich der beste Lehrer an der Schule, wenn ich keine 5en gebe (über eine 6 wird gar nicht geredet). Mitlaufen mit der Herde, wenig auffallen, meine Arbeit ohne Beschwerde ausführen und ansprechende Noten geben, auch wenn das totaler Humbug ist - da bin ich angekommen.
    Die Kollegen sind völlig o.k., ich habe zwar keine Freunde in der Lehrerschaft, aber das ist ja auch nicht unbedingt erforderlich. Man ist sich allgemein sehr freundlich zugetan.
    Ich weiß von drei weiteren Fällen, die so wie ich die Nase gestrichen voll haben. Alle drei sind aber älter, zwei gehen jetzt in sehr naher Zeit und halten durch, die dritte Person hat noch weniger als zehn Jahre und mag einfach nicht noch mal anfangen. Andere arrangieren sich einfach - das kann ich auch verstehen. Nur bin ICH anders. MIR reicht das einfach nicht.


    Dein Hinweis auf die Schüler der anderen Schule (nein, ich muss nicht umziehen, nur einige wenige km weiter fahren) finde ich richtig: Ich weiß natürlich nicht, ob es dort "erheblich" besser wird - dass es besser wird, steht zweifelsohne fest (das ist keine Kunst).
    Aber: Ist das ein Grund, die Füße still zu halten? Nach dem Motto: Ist zwar übel hier, aber es könnte ja noch schlimmer kommen?
    Weswegen bin ich noch mal Lehrer geworden? Nicht, weil es ein "Job" ist, sondern aus Überzeugung.


    Ich habe schon die Energie, das durchzuziehen, nur möchte ich das so machen, dass ich
    - versetzt werde
    - der SL mir nicht die Beine absägt, sollte ich derzeit keine Versetzung erreichen können.


    Ich habe keinen Plan, und ich will nicht mit dem Kopf durch die Wand.
    Deshalb wäre ich über Ratschläge froh.

    Einmal editiert, zuletzt von timm70 ()

  • Ich kenne genug Menschen, die sich mit A14 haben versetzen lassen - der alten Schule tut's nicht weh, das senkt die A14 Quote und der nächste kann sich bewerben.

    Aha. Aus dieser Sicht habe ich es noch nicht gesehen.

  • Was Du beschreibst sind recht typische Situationen, die man entweder mit dem Glas-halb-voll oder Glas-halb-leer Blick sehen kann. Du deutest diese jedoch allesamt absolut negativ. Dies deutet auf persönliche Probleme Deinerseits hin, welche durchaus durch den Beruf ausgelöst worden sein können, aber welche Dir vermutlich auch an eine neue Stelle folgen würden. Aus meiner Sicht würde ein Stellenwechsel vielleicht die Symptome kurz oder sogar mittelfristig lindern, aber auf Dauer keine Lösung für die Ursache sein.

  • Dies deutet auf persönliche Probleme Deinerseits hin, welche durchaus durch den Beruf ausgelöst worden sein können, aber welche Dir vermutlich auch an eine neue Stelle folgen würden. Aus meiner Sicht würde ein Stellenwechsel vielleicht die Symptome kurz oder sogar mittelfristig lindern, aber auf Dauer keine Lösung für die Ursache sein.

    Naja, wenn der TE auf einem Gymnasium gelandet ist, auf dem sich (z.B. durch eine Brennpunktlage) vermehrt (bzw. fast ausschließlich) Schüler mit Hauptschulniveau und / oder asozialem Arbeitsverhalten tummeln, kann ein Stellenwechsel die Probleme für den TE schon komplett auflösen und somit eine Lösung auf Dauer sein. Es kommt sicher auch nicht von ungefähr, wenn das Kollegium so drauf ist wie der TE beschreibt.


    Eine ländliche Schule mit überwiegend wohlbehüteten Kindern oder einfach eine Schule mit einem anderen Einzugsgebiet (gehobener Stadtteil) kann ganz andere Schüler und damit gesündere Arbeitsbedingungen bieten. Es ist letztendlich auch eine Frage der Gesundheit und Lebensqualität.
    Es ist natürlich auch klar, dass es dann dafür vllt andersartige Probleme gibt (überehrgeizige Eltern etc.), aber der TE hat mit diesen Problemen vielleicht einfach weniger Probleme als mit den unmotivierten Schülern, die er beschreibt. Jeder hat ja auch irgendwie seine persönlichen Präferenzen, was ihm an Arbeitsplatz an Bedingungen am wichtigsten ist.
    Dass es zum Teil Gymnasien gibt, die Hauptschulklientel zum Abitur führen sollen ist kein Einzelfall. Oder sagen wir so, ich kenne auch zumindest einen weiteren Fall.

  • Was Du beschreibst sind recht typische Situationen, die man entweder mit dem Glas-halb-voll oder Glas-halb-leer Blick sehen kann. Du deutest diese jedoch allesamt absolut negativ. Dies deutet auf persönliche Probleme Deinerseits hin, welche durchaus durch den Beruf ausgelöst worden sein können, aber welche Dir vermutlich auch an eine neue Stelle folgen würden. Aus meiner Sicht würde ein Stellenwechsel vielleicht die Symptome kurz oder sogar mittelfristig lindern, aber auf Dauer keine Lösung für die Ursache sein.

    Interessant.... Ich frage mich, wie du zu dieser Ansicht kommst, es interessiert mich. Welche Probleme habe ich denn?
    Es sind zu etwa 50% Schüler, die definitiv kein Gymnasialniveau haben. Durch die gesamte Haltung/den gesamten Umgang an der Schule kommen sie weiter, weil Sitzenbleiben/5en absolut verpönt sind - weshalb auch viele Kollegen keine/ungern welche vergeben. Den Kollegen ist auch klar, was "von oben" gerne gesehen wird. Das führt nicht selten dazu, dass die Schüler bocklos sind. Kurz: Das Niveau ist bei uns sehr schwach. Teilweise, da die Kinder aus bildungsfernen Haushalten/Migrantenhaushalten/sozial schwachen Haushalten (Hartz IV ist bei uns ganz normal) kommen, erlebt man immer wieder Szenen, bei denen man da steht und sich fassungslos fragt, ob man das will.


    Wäre das Glas Wasser für mich halb voll, würde ich sagen: Supi, das mach ich doch gerne, hier kann ich helfen, ist doch schön, dass ich den Kindern das Abitur mit ermöglichen kann, auch wenn sie es gar nicht verdient haben, völlig egal, auch wenn sie anschließend studieren könne, aber nicht studierfähig sind, völlig egal, ist doch supi. Ist auch egal, wenn sie dann vielleicht/wahrscheinlich im Studium scheitern und bei der Arbeitsplatzsuche Jahre verloren haben, in Erklärungsnot beim Vorstellungsgespräch geraten (und gegenüber zielstrebigeren jungen Menschen ins Hintertreffen geraten). Nicht mehr mein Problem.
    Ist auch supi, wen mir Eltern im Gespräch sagen, ihr Kind habe "keinen Bock mehr" auf mich - sehe ich eben das Glas Wasser halb voll: Schön, dass die Eltern so ehrlich sind und sich mir öffnen.
    Ich sehe es auch positiv, wenn die Kinder keine große Lust auf Lernen haben, lieber bei Facebook sind - macht nichts, das ist die Realität. Glas halb voll: Hier lernen sie gleich die Bedeutung von sozialen Netzwerken kennen.


    Um es klar zu sagen und zu wiederholen: Ich habe auch keine Lust auf die Bildungselite mit ihren elitären Eltern, die ihre Kinder im BMW-Geländewagen morgens in die Schule bringen und ihrem Kind zum 18. einen Mini-Cooper schenken. Kann ich auch haben, die Schule liegt sogar näher zu meinem Wohnort - will ich aber nicht.


    Genau das, was Silicium schreibt, hätte ich gerne.


    Was wir Kollegen derzeit alle machen, ist Selbstbetrug.


    Natürlich kann ich auch sagen, dass das Glas halb voll ist: Ich konzentriere mich auf die Schüler, die motiviert sind, die etwas können - die "Perlen", wie ein Kollege zu sagen pflegt.
    Und das ist es dann?
    Wenn ich so dächte, hätte ich meinen Beruf verfehlt.


    Ich habe es mir eine Zeit lang angeschaut, habe versucht, das Glas Wasser halb voll zu sehen. Ich bin motiviert, ich will guten Unterricht machen, ich will mit den Kindern etwas erreichen.
    Aber was ich erreiche (und darum geht es: Es geht nicht darum, ob das GLas Wasser halb voll oder halb leer ist.....denn das ist eine "Sichtweise"), steht da geschrieben: Wenn ich die Klassenarbeiten in der Hand halte und mich vor Lachen aufgrund des niveaulosen Geschreibsels eigentlich auf den Boden schmeißen könnte - wenn es nicht so traurig wäre, dass ICH der Unterrichtende war....und sich seine Zeit bei 50% hätte schenken können.
    Und du dann dastehst und weißt: So ist das, so war das, und so wird das auch bleiben.
    Nix halb voll, nix halb leer - sondern Fakten.


    Da nehme ich dann auch mal eine Arbeit und zeige sie jemanden einer anderen Schule - die lachen dann wirklich Tränen. Ich kann leider nicht lachen, weil es traurig ist.

  • Auch wenn Du bereits eine A14-Stelle innehast, kannst Du Dich trotzdem auf passende Funktionsstellen an anderen Schulen bewerben und hast im Verfahren sogar einen Vorteil gegenüber den anderen Bewerbern, da Du bei gleicher Bewertung bevorzugt genommen werden musst. Der einfachste Weg wäre also, sich auf eine passende Stelle an einer anderen Schule zu bewerben, das kann man ja dann nötigenfalls mit dem Wunsch nach anderen beruflichen Herausforderungen erklären.

  • Geehrter timm70,
    ich würde mich an Deiner Stelle lieber vorgestern als heute um eine andere Stelle bewerben, die Dir (!) besser zusagt. Die Zustände, die Du beschreibst sind mehr als schlimm und skandalös.


    Ich wundere mich (oder auch nicht mehr), dass in Deutschland sich solche Schulen als Gymnasium bezeichnen dürfen. Das Ausland, besonders der asiatische Raum, dürften darüber schallend lachen.


    Ich persönlich halte rein gar nichts von Durchhalteparolen, Supervision etc., die die wahren gesellschaftlichen Probleme und die damit verbundenen disziplin- und leistungsverweigernden Auswüchse in den Schulstuben nicht lösen können und einen einseitig-asymmetrischen(!) Perspektivwechsel vom Lehrer einfordern, der zur Selbstverleugnung und Verdrängung führen kann.-Die stetig steigende Zahl der Lehrerfrequentierung in den Burn-Out-Kliniken sowie Frühpensionen sprechen da Bände !


    Jeder an seinem Platz ! Als studierter Gymnaiallehrer stellt man an seinem Arbeitsplatz andere Ansprüche als ein Sozi-Pädagoge oder Streetworker, der sich in Deiner o.g. Schule wohlfühlen würde. Richtiger Gymnaialunterricht kann an der o.g. Schule aus sozialökologischen Gründen wohl nicht richtig stattfinden, Wie Du es beschreibst.


    In etlichen Punkten kann ich mich meinen Vorschreibern wie Silicium, Moebius etc. anschließen.


    Ich würde mir auch Alternativen überlegen, wenn es mit einer A14-Stelle oder Gymnasium woanders nicht klappt. So eine Schule wie o.g. geht als Arbeitsplatz gar nicht ! Und ich weiß auch nicht, inwieweit Du auf das Gymnasium fixiert bist. Mein Geheimtipp ist, sofern Dich das fachlich nicht zu sehr unterfordert, eine ländliche Realschule mit großem Anteil an Russlanddeutschen.


    Nach mehreren Schul-Odyssen, auch ich habe Erfahrungen mit lehrerunwürdigen Schulen gemacht, habe ich dort meinen Platz gefunden und kann in Ruhe und Frieden dort unterrichten. Für heutige Verhältnisse stehen (noch) Disziplin und Leistungsbereitschaft auf einem gesunden und ordentlichen Niveau. Aber natürlich wird man nicht mit A14 besoldet.-Geld oder Gesundheit ?


    Eine andere gute Alternative wäre für Dich vielleicht ein privates Gymnasium oder Internat wie z.B. gemäß dem Typus Schloss Salem. Man muss immer vorher ausloten, inwieweit man als Typ an einer bestimmten Schule passen würde.

    Zitat

    Durch die gesamte Haltung/den gesamten Umgang an der Schule kommen sie
    weiter, weil Sitzenbleiben/5en absolut verpönt sind - weshalb auch viele
    Kollegen keine/ungern welche vergeben.

    Über die bewusste Herunternivellierung des Leistungsanspruchs mit ihren Folgen habe ich in diesem Forum mehrmals gewettert. Nicht alle haben meine Meinung geteilt.
    Ich persönlich empfinde es als eine Katastrophe was diesbezüglich in etlichen Schulen abläuft.


    Ich hoffe für Dich, dass Du sehr bald eine bessere Schule finden wirst !8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Warum nur habe ich den Eindruck, dass hier mal wieder keine Antworten genehm sind, die man nicht hören will. Wenn du schon genau weißt, was du willst und wie die Situation ist, frage ich mich, was der Sinn dieses Threads ist. Horizonerweiterung kann es nicht sein.


    Ich wünsche dir natürlich, dass du eine Schule mit ausschließlich lernwilligen und einfachen Schülern findest. Wobei ich mir denken kann, dass es auch an anderen Gymnasien Schwierigkeiten mit Schülern geben kann. Du sagst, dass du gerne und sozusagen aus Berufung Lehrer bist. Wir haben da wahrscheinlich unterschiedliche Auffassungen über die Lehrerrolle, aber ich denke doch, dass dazu mehr gehört, als Unterrichtsstoff vor wissbegierigen Schülern auszubreiten.


    Nun ja, wie gesagt, viel Glück. Ich bin raus, weil ich mir, wie andere hier, Gedanken über dein Problem gemacht habe, die du aber nicht hören willst. Dazu ist mir meine Zeit dann auch zu schade.


    gruß
    Melo

  • Ich werde noch ein wenig bleiben, weil der TE hier interessante und unbequeme Wahrheiten anspricht, für die er als professioneller Gymnasiallehrer nichts kann. Die Ursache der Probleme liegt für mich hier nicht auf der Seite des TE`s. Deshalb würde ich dazu niemals äußern, dass timm40 sich als Lehrer ändern muss.


    Die Konstellation von seiner Persönlichkeit und o.g. (Katastrophen-) Schule passt halt nicht. Natürlich gibt es auch an anderen Schulen Probleme, aber vielleicht Probleme mit den er besser umgehen kann, wie unser geehrter Silicium bereits angemerkt hat.


    Und ich meine sowieso, dass es allerhöchste Zeit ist, dass Deutschlands Lehrer aufhören müssen,bei Problemen in Büßerhaltung die Schuld bei sich zu suchen (Das hat man in den letzten Jahrzehnten gut implementiert) und sich stattdessen auf ihre (!) Anforderungen an den Arbeitsplatz Schule besinnen sollten. Bildungspolitiker und Schulträger müssen daher stärker in die Pflicht genommen, für Lehrer endlich zumutbare Arbeitsbedingungen einzurichten. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Warum nur habe ich den Eindruck, dass hier mal wieder keine Antworten genehm sind, die man nicht hören will. Wenn du schon genau weißt, was du willst und wie die Situation ist, frage ich mich, was der Sinn dieses Threads ist. Horizonerweiterung kann es nicht sein.

    Ich bin raus, weil ich mir, wie andere hier, Gedanken über dein Problem gemacht habe, die du aber nicht hören willst.

    Ich verstehe nicht, warum Du das in eigentlich jeden Thread schreibst, in dem der Threadersteller nicht sofort sinngemäß sagt:"Oh danke Melosine, jetzt bin ich erleuchtet, Deine Ansicht ist es, die ich vorher nicht gesehen habe und die mich weiterbringt". Ich lese das von Dir nicht zum ersten Mal.
    Akzeptier doch einfach, dass der TE von den Beiträgen anderer mehr hat als von Deinen. Dass dem TE nicht alle Antworten gefallen ist doch normal, zumal es immer Antworten aus den verschiedensten Perspektiven gibt.



    Ich wünsche dir natürlich, dass du eine Schule mit ausschließlich lernwilligen und einfachen Schülern findest. Wobei ich mir denken kann, dass es auch an anderen Gymnasien Schwierigkeiten mit Schülern geben kann. Du sagst, dass du gerne und sozusagen aus Berufung Lehrer bist. Wir haben da wahrscheinlich unterschiedliche Auffassungen über die Lehrerrolle, aber ich denke doch, dass dazu mehr gehört, als Unterrichtsstoff vor wissbegierigen Schülern auszubreiten.

    Es stimmt natürlich auch, dass es zur Lehrerrolle gehört mit lernunwillgen Schülern klar zu kommen. Allerdings ist es schon ein Unterschied, ob man eine Klasse hat in denen ein paar Lernunwillige sitzen, vielleicht auch mal in einem Jahr eine besonders schlimme Klasse erwischt hat, oder ob solche demotvierten Haltungen vorherrschend sind und sich über komplette Jahrgänge erstrecken.
    Es ist nun einmal einfach so, dass man seinen Beruf ergriffen hat, weil man gewisse Arbeitsbedingungen vorfinden möchte.
    Ich kann es nur wiederholen, das Gymnasium ist die Schulform für besonders leistungsstarke und lernwillige Schüler. Dazu haben wir die Schulformen. Wenn da der ein oder andere Schüler falsch an der Schule ist, kann man damit noch irgendwie klarkommen als Lehrer, aber wenn ein Großteil der Klasse sich so verhält wie der TE beschreibt, handelt es sich nicht mehr um eine Schule für besonders leistungsstarke und lerwillige Schüler.
    Was sollen die am Gymnasium?


    Ich glaube was vielen Superpädagogen aufstößt ist, dass man den Schüler als bestimmenden Faktor für die eigene Unzufriedenheit und für das Verfehlen eines schulischen Leistungsniveaus herausgestellt hat. Es schwingt irgendwie bei vielen Beiträgen mit, dass der TE irgendwie vllt schuld ist durch seine Einstellung oder sein Vorgehen. So als würde er als Lehrer nicht geeignet sein, wenn er unter den Bedingungen nicht glücklich wird.
    Auch wenn es nicht ins heilige pädagogische Weltbild passt, aber es gibt einfach ungeeingete Schüler die nicht ans Gymnasium gehören.
    Ein Goldschmied kann aus sprödem Eisen auch nicht seine filigranen Meisterwerke schaffen. Da kann man allenfalls ein Hufeisen draus machen. Aber das ist eben die Aufgabe des Hufschmieds.
    Wie fühlt sich der Goldschmied, wenn er, der den Beruf ergriffen hat um seine feine filigrane Schmiedekunst auszuüben und Kunstwerke aus Gold zu erschaffen, auf einmal Tag für Tag Hufeisen schmieden soll.


    Der Lehrer ist generell in einer sehr misslichen Lage. In allen anderen Berufen wird mit unwilligen Menschen nicht gearbeitet. Ein Patient, der zum Arzt sagt er hat keinen Bock auf die Behandlung, trägt dies mit eigener Verantwortung und wird nicht gegen seinen Willen behandelt. In der Geschäftswelt kann ich einen Kunden ablehnen, wenn er gar extrem aus der Reihe tanzt.
    Selbst Psychologe können sagen: "Wenn Sie nicht kooperativ sind, müssen Sie die Tagesklinik verlassen oder stationär gehen" oder "Wenn Sie hier Radau machen und die anderen Klienten stören, müssen Sie die Tagesklinik verlassen". Selbst die Psychiatrie braucht sich mit unkooperativen Menschen nicht abzugeben, dort wird der unwillige einfach medikamentös behandelt und der Renitente ruhig gestellt.
    Einzig und allein im Lehrerberuf muss ausgehalten werden, dass zum Teil Leute, die gar nichts lernen wollen, vor ihn gesetzt werden, sich dann als Störenfriede aufführen oder faul und dreist jegliches Angebot ablehnen und jegliches Bemühen vermissen lassen.

  • Ich frage mich, wie du zu dieser Ansicht kommst, es interessiert mich. Welche Probleme habe ich denn?

    Von der Art und Weise, wie Dein restlicher Beitrag geschrieben ist, gehe ich davon aus, dass diese Frage rhetorisch gemeint ist und dass Du der Überzeugung bist, dass die Probleme einzig bei den Schülern/der Schule liegen und nicht bei Dir selbst. Deswegen werde ich an dieser Stelle nicht antworten. Falls ich Deine Antwort jedoch falsch interpretiert habe, schreibe bitte nochmals.

  • Zitat Silicium :

    Zitat

    Es schwingt irgendwie bei vielen Beiträgen mit, dass der TE irgendwie
    vllt schuld ist durch seine Einstellung oder sein Vorgehen.

    Das erste, was Du im Referendariat verabreicht bekommst, ist die Schulung des permanten Bewusstsein, dass man für (fast) alles die Schuld trägt, wenn Probleme auftauchen, geehrter Silicium !
    Das hat zur Folge, dass an etlichen Schulen über Probleme und ihre wahren Ursachen nicht offen und ehrlich genug gesprochen wird.


    Es gibt auch banale Alltagssituationen, in denen das permanente Schuldbewusstsein mit Hilfe einiger "Superpädagogen" immer wieder trainiert und weiter verinnerlicht wird.
    So wirst Du, geehrter Silicium, später ziemlich oft die Bei-mir- machen-sie-immer-gut-mit-Kollegen antreffen, wenn Du Dich ehrlich und unverblümt über eine freche und völlig leistungsunwillige Klasse beschweren wirst. Dass Du bei diesen Kollegen möglicherweise vorher wahrgenommen hast, dass gerade in ihren Unterrichtsstunden mit der betreffenden Klasse die Stühle krachen,wird nicht von Relevanz sein.

    Zitat

    So als würde
    er als Lehrer nicht geeignet sein, wenn er unter den Bedingungen nicht
    glücklich wird.

    Die meisten sind unter den o.g. Bedingungen nicht glücklich. Manche davon sind ehrlich zu sich selbst, die meisten aber nicht.

    Zitat

    Auch wenn es nicht ins heilige pädagogische Weltbild passt, aber es gibt
    einfach ungeeingete Schüler die nicht ans Gymnasium gehören.

    Das ist Fakt ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    @ Silicium: Hör mal, Bürschchen, auch wenn es mir grundsätzlich zu doof ist, mich von dir provozieren zu lassen, kann ich deine Behauptung, ich würde so etwas öfter schreiben, nicht stehen lassen. Das ist definitiv nicht wahr und trifft meine Einstellung in keinster Weise! Ich möchte das, obwohl es total ot ist, klarstellen, weil es vielleicht hier auch user gibt, an deren Meinung mir etwas liegt. Du verleumdest andere, pöbelst, teilst aus, wo es nur geht, kannst aber keinerlei Kritik vertragen! Und alles, weil du verwarnt wurdest und es nicht hinnehmen kannst. Etwas infantiles Verhalten! Solltest du noch etwas zu dem Thema zu verlauten haben, bitte nicht in diesem Thread!


    So, genug davon - zurück zum Thema.

  • Melosine
    hm, das war gar nicht meine Absicht, dass du jetzt verschwindest. Ich habe es gelesen, aber Supervision ist nicht meine Wahl. Ich bin der Typ: Da steht ein Glas und da ist Wasser bis zur Hälfte drin - fertig. Ob halb voll, halb leer, ist mir völlig egal. Mich interessieren Tatsachen, das andere dient doch nur zur Täuschung der Sinne. Anders gesagt: Ich habe mir meine Situation schön geredet. Aber sie ist es einfach nicht.


    Andran
    nein, entschudlige, das war ernsthaft geschrieben, es sollte nicht rhetorisch sein. Ich nehme gerne Ratschläge an, erfahrene Kollegen sind mir immer lieb, wenn ich von 20 Leuten etwas höre, kann ich Teile davon für mich zu einer neuen Position verwerten, meine Ziele und Ansprüche überprüfen. Nur junge Kollegen sind mir z.B. nicht so genehm im Kollegium.


    @Silicium
    wow, du hast es so wunderbar beschrieben, wie es mir geht.
    Mein Physio sagt, er hätte auf meinen Job keine Lust, da ständig den Motivator abzugeben. Dazu muss man wissen, dass er absolute Spitze und anerkannt ist. Er gibt Kurse und sagt: Die Leute kommen, die Leute zahlen, die Leute sind motiviert. Wenn nicht, haben sie Pech gehabt. Er will etwas vermitteln, die Motivation müssen die Leute schon haben.
    Ich denke, so läuft es ja in nicht wenigen Berufen.


    Natürlich ist das bei den jungen Kindern etwas anderes, ich will ja auch motivieren.


    Melosine,
    du fragst, was ich will. Das schrieb ich ja zu Anfang:
    Ich will nicht auf den Arm (das geht auch gar nicht), sondern wollte Tipps ausschließlich dazu, wie ich mich nun geschickt verhalten könnte, taktisch vorgehe, dass mir eine Versetzung glückt.


    @Möbius
    Danke für deinen Tipp, das wusste ich nicht, mir wurde es gestern mitgeteilt, dass ich mich von A14 zu A14 bewerben kann und da sogar einen Vorteil habe????
    Neue berufliche Herausforderung...das ist doch schon mal etwas, was ich wunderbar als Formulierung gebrauchen kann.


    Elternschreck
    wie gesagt, ich wollte das alles gar nicht mit der Beförderung.
    Die von mir favorisierte Schule ist eine Landkreisschule mit dem genau beschriebenen Einzugsgebiet.


    Nein, ich erwarte gar nicht zu 100% motivierte Schüler, das ist unrealistisch. Außerdem sind es ja auch Kinder, hormonell sind sie manchmal auch heute so und morgen so.
    Aber es sollte eine Grundtendenz geben: Schüler, die ein gymnasiales Niveau haben und durchaus lernwillig und -fähig sind.


    Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen.

  • wie kann man über eine misslungene Klassenarbeit Tränen lachen?????

    bitte, bitte, bitte nicht den Moralapostel spielen, das tut hier gar nicht nötig. Ich schrieb in der vorletzten Mail, dass es einfach nur traurig ist.
    Und ja, manchmal habe ich auch schon herzlich über den Unfug, der mir schriftlich präsentiert wurde, gelacht - weil es einfach zum Lachen ist. Zuletzt ist es mir im Frühjahr passiert und die Arbeit hatte ein Format, dass sie in irgendeiner Comedy-Show zum Vortrag qualifiziert gewesen wäre - nur wäre niemand auf eine Arbeit vom Gym gekommen.


    Nicht immer alles so verbissen pädagogisch sehen. Ich nehme meine Schüler als Menschen ernst. Per se.



    Und bitte vertragt euch. Ich wollte gar nicht, dass das hier in eine falsche Richtung geht. Ich brauche nur hilfreiche User, die mir Praxiserfahrungen für eine Versetzung geben. Diesbezüglich bin ich vermutlich eher naiv.

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