Eine Runde jammern...

  • Hi,


    hab irgendwie keine Frustecke gefunden, muss mich aber mal "auskotzen". :weinen:
    Ne volle Stelle hab ich seit Sommer. Hab mich drauf gefreut endlich mal unterrichten zu können und nicht ständig Unterrichtsbesuchen hinterher zu rennen und Leuten Unterricht zeigen zu müssen, wie sie ihn gut finden und nicht ich.
    Tja, von der Freude ist nix übrig geblieben. Überlege mittlerweile ob ich echt aufhören soll. Ich bin total geschockt von dem Schülerklientel, das ich zu unterrichten habe. Keiner will auch nur für 2 Cent sein Gehirn benutzen, zumindest kommt es mir so vor und ich geh aus den Unterrichtsstunden raus und bin total enttäuscht, dass mir anscheinend keiner zuhört. :autsch: Ich rede mir den Mund fusselig, erkläre, die Schüler arbeiten selbstständig usw. aber nix hilft. Jetzt hab ich wieder ne Klassenarbeit hier liegen und könnte heulen. Wir haben die Fachbegriffe besprochen und jede Stunde wiederholt und das seit 3 Wochen, das Thema mache ich seit 5 Wochen und einen Tag vor der Arbeit bin ich alles noch mal durchgegangen, hab mehrmals erklärt, was die Schüler können müssen, wie die Aufgaben aussehen könnten und was ich in jedem Fall abfrage. Hab auch noch ne extra Stunde eingelegt zur Übung und die Kids gefragt, ob noch was unklar ist und ob sie sich gut vorbereitet fühlen. Und was ist...?! In der Arbeit fragen die mich tatsächlich, was denn "xy" sei und wir reden seit Wochen von nix anderem. Bin fast vom Glauben abgefallen. Die Arbeit sieht entsprechend aus. Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich bin unfähig, aber in der anderen Schule hat es ja besser funktioniert oder die Schüler lernen einfach nicht und ich hab mein bestes getan. :sterne:

    LG Orasa :D

    8) Heitere Lehrer verändern die Welt.

  • ...erkläre, die Schüler arbeiten selbstständig usw. ...


    Mir fallen folgende Fragen dazu ein:
    Haben deine Schüler gelernt selbständig zu arbeiten?
    Sind die Phasen der selbständigen Arbeit evtl. zu groß (im Sinne von zu lang, zu viel Inhalt zu bearbeiten, zu großes Maß an erwarteter Selbständigkeit) für deine Schüler?
    Hat dein Unterricht auch Informationsphasen in denen DU den Schülern Inhalte erklärst, nicht nur das Ergebnis spezifizierst ("was die Schüler können sollen")?
    Welche Handlungsergebnisse haben die Phasen der selbständigen Arbeit (Präsentationen, Lernplakate, Handouts, Dokumentation zu Schülerexperimenten etc.)?
    Sind evtl. deine Aufgaben (auch die in der Klausur) nicht schülergerecht formuliert?


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    • Offizieller Beitrag

    Kopf hoch! Das muss gar nichts mit dir und deinem Unterricht zu tun haben! Du schreibst ja nicht, was das für eine Schule ist, an der du gelandet bist, aber ich hab auch mit den Ohren geschlackert (und tue es teilweise heute noch), als ich von meiner beschaulichen Dorfschule an meine jetzige Schule kam. Es gibt tatsächlich Kinder, die es einfach nicht kapieren oder sich nicht merken können - und das nach intensivstem Üben und Runterbrechen noch und nöcher. Hab derzeit auch noch einen Jahrgang, wo dieses Schülerklientel überproportional häufig vertreten ist. Hatte in den letzten Arbeiten (neben ein, zwei annehmbaren) katastrophale Durchschnitte (zumindest für die Grundschule 4,0 / 3,9). Und das, wie gesagt, trotz Üben und Schüleraussagen wie:"Das ist total einfach. Ich kann alles..." Ja. Hat man dann gesehen.
    Hab anfangs auch an mir gezweifelt, denke mir mittlerweile aber, dass ich nur bedingt für den Notenerfolg der Kinder zuständig bin. Ich vermittele den Stoff, achte darauf, dass alle angemessene Lernformen haben und dass grundsätzlich verstanden wird, um was es geht. Aber ein Großteil des Übens muss halt auch zu Haue stattfinden. Kann mir vorstellen, dass sich deine Schüler auch nicht sonderlich aufs Lernen konzentriert haben.
    Letztlich müssen sie halt auch lernen, dass man für Erfolg auch was tun muss. Ich zieh mir den Schuh, wie gesagt, nicht mehr uneingeschränkt an. Sicher kann man sich immer fragen, was man an seinem Unterricht noch verbessern kann. es ist nur fraglich, ob das wirklich zu besseren Noten bei allen Schülern führt.

  • Die selbstständigen Arbeitsphasen habe ich bewusst kurz gewählt, da die Schüler das ja erst lernen müssen, wie von dir angemerkt. Meine Rolle als Vortragender und Erklärender ist meiner Meinung nach noch viel groß. Da ich ja weiß, dass die SuS es noch nicht schaffen sich Dinge alleine anzueignen erkläre ich vieles vorne an der Tafel als Folie usw., das Problem ist, dass sie nicht in der Lage sind sich Wissen selbst anzueignen, mir aber auch nicht zuhören, wenn ich da den Kasper vorne mache. Was gibts denn dann noch für Möglichkeiten?

    LG Orasa :D

    8) Heitere Lehrer verändern die Welt.

  • Bist du dir sicher, dass sie überhaupt ihr Material zuhause dabei hatten?


    Muss mal eine Runde mitjammern: Gestern abend bin ich mit meiner Dreijährigen an der Hand durch die eiskalte Nacht gejagt um 7!! Schülern aus der Klasse ihre Mappe für die Probe am Montag nachzutragen, die sie einfach unter der Bank liegen ließen.


    Schön blöd einerseits :autsch: - andererseits hoffe ich auf einen gewissen Peinlichkeitseffekt bei zumindest einem Teil der Eltern. :autsch:

  • Bin an einer dieser wundervollen Oberschulen gelandet. Meiner Meinung nach eher ne Hauptschule mit ein paar Realschülern.


    Ob sie ihr Material auch mit nach Hause nehmen, kontrolliere ich ehrlich gesagt nicht. Wir haben schon die Schultasche ausgemistet und geübt wie die Tasche zu packen ist und ich lasse mir von einigen auch zeigen, ob sie die Hausaufgaben eingetragen haben, aber für mehr reicht die Schulzeit einfach nicht aus. Hab auch schon mal ne Freistunde geopfert um mit einem Schüler alle Heft zu sortieren und zu beschriften. Aber ich bin der Meinung wirklich alles vom Unterrichtsstoff ausreichend und vielseitig zu erklären und genug Übung angzubieten, aber man muss halt auch lernen und Begriffe auswendig lernen, weil man sonst auch nix anwenden kann und das tut irgendwie der Großteil nicht, so dass ich mich oft wie ne Kassette fühle, die immer und immer wieder abgespielt wird.

    LG Orasa :D

    8) Heitere Lehrer verändern die Welt.

  • Ich bin noch im Ref., insofern ist meine Erfahrung eher bescheiden.
    Ganz grob vereinfacht teile ich die Lehrer, die ich bisher kennengelernt habe, mal in zwei Kategorien auf.


    Die 1. Kategorie behauptet: Die Schüler sind nur so gut wie ihr Lehrer.
    Die 2. Kategorie meint: Viele Schüler sind einfach dumm, da kann ich machen, was ich will.


    Wahrscheinlich liegt die Wahrheit - wie so oft im Leben - irgendwo in der Mitte. Wenn der Schnitt wirklich so schlecht ist, dann läuft vielleicht wirklich irgendwas schief im Unterricht. Das kann alles Mögliche sein: Arbeitsaufträge zu schwer / leicht, Schüler können noch nicht richtig selbstständig arbeiten etc.
    Andererseits gibt es nun mal viele Schüler, die es einfach nicht "können", die auch von zu Hause keine Strukturen mitbekommen, die Eltern haben, denen es scheißegal ist, was mit ihrem Kind ist, ob es seine HA macht etc.


    Insofern gibt es m.E. nicht nur zwei Möglichkeiten - entweder bin ich unfähig, oder die Schüler sind es - sondern auch irgendwas "dazwischen".
    Und nur weil vielleicht(!) was nicht ganz richtig läuft in deinem Unterricht, heißt das ja noch lange nicht, dass du unfähig bist. Aber ich glaube diese Angst, unfähig zu sein, ist durch das Ref. so stark eingebrannt worden, dass es warhscheinlich schwer ist, sie loszuwerden.


    Und übrigens habe ich diesen "zweiten Praxisschock" von 10 Stunden im Ref. zur vollen Stellen bei vielen meiner Freunde, die in im letzten Jahr fertig geworden sind, mitbekommen. Bin mal gespannt, wies bei mir wird. Aber anscheinend muss man da irgendwie durch. Aber es geht mit Sicherheit ganz ganz vielen so, die frisch aus dem Ref. kommen.


    LG, Sofie

  • Die 1. Kategorie behauptet: Die Schüler sind nur so gut wie ihr Lehrer.
    Die 2. Kategorie meint: Viele Schüler sind einfach dumm, da kann ich machen, was ich will.

    Sofies Welt...

    • Offizieller Beitrag

    Muss mal eine Runde mitjammern: Gestern abend bin ich mit meiner Dreijährigen an der Hand durch die eiskalte Nacht gejagt um 7!! Schülern aus der Klasse ihre Mappe für die Probe am Montag nachzutragen, die sie einfach unter der Bank liegen ließen.


    *kopfschüttel*
    Warum machst du das?


    @TE:


    vielleicht machst du zu viel gebetsmühlenartig.
    Weniger erklären, stattdessen die Schüler durch gelenkte Fragen sich den Stoff aneignen lassen, Übungsphasen, dazu zwischendurch immer wieder nach Vorankündigung überprüfen ("Morgen wird das schriftlich / mündlich abgetestet"), nicht zu hohe Redeanteile, und auch soiwas Taschen packen einmal und dann ist es gut.
    Du hast im Profil SekI angegeben: um wleche Klassenstufe(n) handelt es sich genau?

  • Zitat

    *kopfschüttel*
    Warum machst du das?

    Bescheuert, ich weiß. Aber ich habe nur 14 8) und wenn 7 eine Sechs schreiben, dann nervt mich das an. Und wie gesagt - hab´s bei den Eltern dementspechend kommentiert, einigen war das schon peinlich - vielleicht sind´s ja dann nächstes Mal weniger. :autsch:

  • Hi Orasa!
    Vielleicht bist du ja an meiner schule ;) . ICh habe den Praxisschock auch erst ein kleines Weilchen hinter mir und bei mir ist es ähnlich. Ich muss aber sagen, dass ich mir den Schuh nicht mehr anziehe. Klar denke ich noch über meinen Unterricht nach und wie ich in gestalte - täglich bei der Vorbereitung - und natürlich kann und möchte ich auch noch besser werden. Trotzdem habe ich auch akzeptiert, dass ich nicht alles bewirken kann und wenn die Schüler einfach nicht möchten, sich nicht anstrengen, kann ich doch deswegen kein Magengeschwür bekommen. Zum Glück weiß ich, dass es erfahrenen Kollegen genauso geht und zum Glück geben diese das bei uns auch zu - das erleichtert vieles.
    Also nein, nicht aufhören! Mach alles so gut du eben kannst und wenn es dich zu sehr nervt, dann schau auf deinen Gehaltszettel. Und manchmal hat man ja auch positive Erlebnisse :) .


    Ach ja und zum Thema tolle Oberschule (wir sind jetzt auch eine) kann ich auch nur sagen, dass es sich bei uns ähnlich darstellt. leider ist es bis jetzt nämlich so, dass sich das allgemeine Leistungsniveau einer Klasse eher im unteren Bereich einpendelt und nicht, wie die Theorie es möchte, die Stärkeren die Schwachen mitziehen (nicht in meinem Unterricht sondern in jedem Unterricht!). In einer Klasse machen einfach grundsätzlich 10 Schüler keine Hausaufgaben. Einer fängt an und die anderen ziehen mit. Warum anstrengen, wenn es ja auch so geht...
    Wir sind einfach nicht für alles verantwortlich! :gruss:

  • Wenn ich die Gehaltsabrechnung zugeschickt bekomme, kommen mir beim Öffnen des Briefumschlags immer die Tränen, geehrter Silicium !
    Das ist so als wenn man eine Zwiebeltüte öffnet. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • @ TE: Ich kenne das Problem der schlechten Arbeiten / der Ergebnisse, die nicht zufrieden stellen.
    Ich ziehe mir den Schuh mittlerweile nicht an, da sich häufig ein Zusammenhang zwischen der mündlichen Beteiligung / dem Arbeitsverhalten im Unterricht und der Ergebnisse in der Klassenarbeit zeigt. Meist kann ich schon - wenn ich nur das Heft in die Hand nehme - vorhersagen, welche Note der Schüler (in etwa schreibt). [Ausgenommen sind die Schüler, die eher still sind und gute Leistungen abliefern. Aber wenn ein Schüler bereits im Unterricht wenig Engagement zeigt / faul ist, dann ist die Arbeit meist nicht besser.

  • Flipper79
    das stimmt tatsächlich. Ich konnte vor der Arbeit schon sagen, wer welche Note schreiben wird. Bis auf zwei/drei Ausreißer hab ich auch Recht behalten. Die Frage ist ja jetzt, wie ich damit umgehe. Klar kann ich die SuS nicht zwingen mir zuzuhören und zu lernen. Ich hab aber auch nicht genug Zeit alles so oft zu wiederholen, bis auch der letzte es verstanden hat. Wer nix versteht stört aber den Unterricht oder wird noch demotivierter. Ist also ein Teufelskreis. Außerdem kann ich dann auf dem Wissen nicht aufbauen. Und weil ich aus diesem Dilemma keinen Ausweg weiß bin ich im Moment so unglaublich frustriert.

    LG Orasa :D

    8) Heitere Lehrer verändern die Welt.

  • @TE:


    vielleicht machst du zu viel gebetsmühlenartig.
    Weniger erklären, stattdessen die Schüler durch gelenkte Fragen sich den Stoff aneignen lassen, Übungsphasen, dazu zwischendurch immer wieder nach Vorankündigung überprüfen ("Morgen wird das schriftlich / mündlich abgetestet"), nicht zu hohe Redeanteile, und auch soiwas Taschen packen einmal und dann ist es gut.
    Du hast im Profil SekI angegeben: um wleche Klassenstufe(n) handelt es sich genau?

    das hier, genau das hier. mehr kannst du nicht machen, da die weiteren gründe des scheiterns von lernprozessen eher systembedingte (strukturbedingte) ursachen haben (bildungsferne elternhäuser, erziehunsgdefizite, kopplung von sozialem status der eltern und bildungserfolg, die 'jederbrauchtabi'-manie, die ideologie von 'diestärkerenziehendieschwächerenmit' usw.), an denen du erstmal nichts ändern kannst (vielleicht auf lange sicht gemeinsam mit anderen in einer politik der kleinen schritte, aber nicht hier und heute im kampf gegen den eigenen frust). mach (weiterhin) guten unterricht, schaffe dir ein netzwerk aus kollegen, die du magst, und versuch', die kleinen erfolge (one pupil at a time...) zu sehen und zu genießen. alles wird gut.

  • Die Frage ist ja jetzt, wie ich damit umgehe.


    Sei dir darüber im Klaren, dass du Lernen nicht erzwingen kannst. Die Verantwortung für den eigenen Lernprozess liegt zu einem großen Anteil bei deinen Schülern bzw. auch deren Eltern.
    Mach deinen Unterricht so, dass er deinen pädagogischen (nicht übertriebenen) Ansprüchen genügt, gib deinen Schülern die Chance ausreichend Fragen zu stellen, sich Inhalte selbst zu erschließen und erkläre so oft/tief wie du das mit den geforderten Inhalten und Zeiten aus dem Lehrplan vereinbaren kannst. Mehr kannst du nicht tun.
    Ansonsten würde ich noch die Stunden und Vorkommnisse entsprechend gut im Klassenbuch notieren, falls da mal Nachfragen kommen sollten.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Es handelt sich um Klasse 5-10. Die Arbeit war jetzt aktuell von Klasse 5.


    Aber ich merke schon, ich muss mir ein sehr dickes Fell wachsen lassen und einfach weiter machen. Danke erstmal für die Tipps.

    LG Orasa :D

    8) Heitere Lehrer verändern die Welt.

  • Sofies Welt...

    Erläuterung?


    Ehrlich gesagt nervt es mich immer ziemlich, wenn aus einem längeren Beitrag ein Zitat aus dem Zusammenhang gerissen wird. Ließ doch bitte einfach mal den ganzen Beitrag. Wenn du anderer Meinung bist, darüber diskutieren willst, gerne.

    • Offizieller Beitrag

    Klar kann ich die SuS nicht zwingen mir zuzuhören und zu lernen. Ich hab aber auch nicht genug Zeit alles so oft zu wiederholen, bis auch der letzte es verstanden hat.


    Das musst du auch gar nicht. In den meisten Fällen scheitert es gar nicht am Nichtverstehen, sondern an der mangelnden Bereitschaft, mitzumachen, zuzuhören, sich anzustrengen.
    Es kann nicht deine Aufgabe sein, alles so lange zu wiederholen, bis auch der letzte alles "verstanden" hat. Mach deinen Unterricht, lasse konkrete Fragen zu (nicht so was wie "ich kapier das alles nicht"), kläre diese Fragen da, gerne auch mit Hilfer der anderen Schüler, dann geht es weiter im Stoff.
    Die Schüler müssen lernen, dass ihnen nicht alles gebetsmühlenartig vorgeplappert wird, bis sie meinen, sie hätte den Stoff verstanden. Das geht nicht ohne ihre aktive Mithilfe.
    Verweigern sie die und fällt die KA schlecht aus, ist das eben so.


    Viel Erfolg!

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