Wirklich so schlimm?

  • so meine ich das nicht.
    Ich meine das mehr im Sinne einer Rolle die man erfült. Man erfüllt doch sowieso schon viele Rollen im Leben ohne die Persönlichkeit zu spalten. Es ist doch klar, dass man sich zum Beispiel als Patient in einer Rolle befindet, in der bestimmte Dinge nicht angebracht sind, die man aber vielleicht wenn man ganz privat ist durchaus macht. Als Verkäufer ist man auch in einer Rolle in der man sich verbiegen muss wenn man eine Persönlichkeit hat, die kein Verkufertyp ist. Das klappt ohne Persönlichkeitsspaltung.
    Als Lehrer hat man eine sehr institutionalisierte Rolle (sagt man das so?) inne wo viele Anforderungen gestellt werden. Die werden aber nur an die Rolle gestellt. Vielleicht versteht man so besser was ich meine? Ich hab das oben wirklich ziemlich seltsam ausgedrückt.
    Ich denke, dass man mit der Kritik und den Anforderungen im Ref besser klar kommt, wenn man das eben als Kritik an der Lehrerpersönlichkeit, bzw Kritik an der Art wie man diese Rolle ausführt, liest. Ich finde das etwas schwierig auszudrücken.

    • Offizieller Beitrag

    Das mit der vielbeschworerenen Authentizität ist genau so lange wunderbar, wie man nicht authentisch ein Ar***loch ist. Oder ein fieser Intrigant, ein Psychopath, ein verklemmter Devoter mit Machtwunsch, ein fundamentalistischer Spinner, ein postpubertärer Hotelmamabewohner - oder sonstwas dergleichen. Es gehen galt auch solche Menschen in den Lehrberuf. Im selben Prozentsatz wie in allen anderen Berufen, nur dass sie da mehr Schaden anrichten können, als allein hinterm PC oder so.
    Denen dann zu sagen "sei wie du bist" und "lass dich nicht verbiegen" ist natürlich Quark. Da muss man schon daran arbeiten, die Grundkonstanten einer Lehrerrolle zu erfüllen. Besser wählte man sich natürlich einen anderen Beruf, aber das tun die ja dann meist nicht.


    Sprich: wer nicht den passenden Charakter hat - kein Empathievermögen, keine Stabilität, keine Autorität, kein Unrechtsbewusstsein, kein XYZ - der sollte MINDESTENS die Rolle (wenn's sein muss inclusive Verbiegung!) - einüben, die es braucht in dem Beruf. Und da ist das dann auch gar nicht übergriffig, das zu verlangen.


    Und jajaja..., alles Einzelfälle... ;)

  • Hallo!


    Zur Ausgangsfrage....
    Ich gehöre auch zu denen,die das Referendariat als eine "Höllenveranstaltung" empfunden haben!!!
    Und das lag nicht an der Umstellung Studium/ Ref. Denn das "typische Studentenleben" ( gibts das echt?) habe ich eh nie geführt.
    Ich kam mit einer guten Note aus dem 1.Staatsexamen und war hochmotiviert und positiv bis naiv zu denken/hoffen, dass ich vielleicht im 2.Staatsexamen auf eine 1 vorm Komma hinarbeiten könne.... In meinem Fall kam die Ernüchterung sehr schnell und der tiefe Fall zum Ende hin, da ich durchfiel und nochmal antreten durfte! Und da war ich über meine 2,9 ( übrigens in 3 Monaten von 5 auf 2,9 durch Schulwechsel!) sooooo glücklich. Glücklich das Ref geschafft und beendet zu haben.
    Warum war das Ref eine Hölle für mich?
    Der enorme Arbeitsaufwand , das Vorführen von dressierten 45min,das permanente sich bewerten lassen, das sinnlose Umsetzen von ach so tollen Methoden/Didaktiken die in der Praxis kaum nützlich sind,Doppelbelastung Schule/Seminare,eine Schulleitung an meiner Ausbildungsschule die nie hinter mir stand und mir stets Uneignung attestierte...all das ließ mich das " Ende des Refs" herbeisehnen.
    Und nun?
    Ich habe gleich im ersten Durchlauf nach der Prüfung eine feste Planstelle bekommen. Zugegeben eine Schule mit Brisanz, da sozialer Brennpunkt usw. ...aber gerade da komme ich "ach so Ungeeignete" gut klar. Habe ein gutes Verhältnis zur Sl, positives standing im Kollegium,kurz eine Schule zu der ich die 40min Anfahrt gerne in Kauf nehme.
    Kurz: Hat man das Ref geschafft,beginnt das echte und bessere Schulleben! :gruss:


    LG

  • Toll, dass es hier so rege zugeht! :top:


    Eure ganzen Erfahrungen haben mir einen interessanten Einblick verschafft und mich manchmal etwas geschockt :staun: Der Eindruck konnte mich dann aber nicht davon abhalten, meinen heute an meinem 1. Wunschort erhaltenen Platz (*HURRAAAA!*) abzulehnen (EDIT: Uups :D Ich meine natürlich ANZUNEHMEN!). Daher werde ich nun mit einem :angst: und einem :liebe: ins Ref gehen und hoffen, dass ich (erschwerend noch) als Quereinsteigerin gut reinfinden werde :)
    Ich danke euch bis hierhin für eure Erfahrungen und freue mich auf noch mehr! 8)


    (Sry für die vielen Smileys, aber ich bin gerade sooo glücklich!)

  • Herzlichen Glückwunsch zum Wunschort! Das ist doch schonmal super! Ich wünsche dir vor allem tolle Mentoren, mit denen du auf einer Wellenlänge bist/ professionell arbeiten kannst :)

  • Danke dir, endlichlehrerin! Da hoffe ich auch drauf :) Und ich habe mir durch den Thread hier vorgenommen, die Bewertungen durch Mentoren und Prüfer etwas aus einer Distanz heraus zu betrachten und sie dadurch eher objektiv und nicht ganz so persönlich zu sehen. Das schreibt sich jetzt recht leicht runter, aber ich denke, dass das gar nicht so leicht werden wird. Meine Hoffnung ist aber, dass man dann das Referendariat vielleicht etwas besser überlebt. :)

  • Danke dir, endlichlehrerin! Da hoffe ich auch drauf :) Und ich habe mir durch den Thread hier vorgenommen, die Bewertungen durch Mentoren und Prüfer etwas aus einer Distanz heraus zu betrachten und sie dadurch eher objektiv und nicht ganz so persönlich zu sehen. Das schreibt sich jetzt recht leicht runter, aber ich denke, dass das gar nicht so leicht werden wird. Meine Hoffnung ist aber, dass man dann das Referendariat vielleicht etwas besser überlebt. :)


    Das ist eine gute und gesunde Einstellung! Viel Erfolg!

  • Ich kenne keinen anderen Beruf, dessen Absolventen ihre Ausbildung/Eingewöhungszeit als "schlimmste Zeit ihres Lebens" bezeichnen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne keinen anderen Beruf, dessen Absolventen ihre Ausbildung/Eingewöhungszeit als "schlimmste Zeit ihres Lebens" bezeichnen.


    Mein Bruder hat Koch gelernt - Der sah die ersten Jahre fertiger aus als ich in meiner Ausbildung.

  • Vor dem Referendariat habe ich euch gefragt, ob ihr das Referendariat wirklich als so schlimm empfunden habt, wie ich es vorher in Foren gelesen hatte. Jetzt möchte ich selbst mal meine Erfahrung anhängen:


    Ich habe nun bald ein ganzes Schuljahr im Referendariat verbracht und damit ungefähr 2/3 abgeschlossen. Mein persönlicher Eindruck ist bisher:


    • An meinem Seminar sind bisher alle Fachleiter und Pädagogen mir gegenüber sehr freundlich und unterstützend aufgetreten. Ich hatte bisher immer das Gefühl, dass meine Ausbilder ehrlich daran interessiert sind, mich so weit wie möglich zu bringen.
    • Für die Lehrer an meiner Schule gilt prinzipiell dasselbe, allerdings kommt es bei dem allgemein herrschenden Zeitdruck häufiger zu Missverständnissen, zu Problemen bei der gemeinsamen Terminfindung oder zu Tür- und Angelgesprächen, von denen man selbst wenig profitiert. Daran ist aber eben nicht mangelndes Interesse seitens der Ausbildungslehrer Schuld, sondern die zu rar gesäte Zeit für die Beschäftigung mit Referendaren, die für jeden Ausbildungslehrer eine weitestgehend freiwillige Zusatzleistung ist. (Trotzdem gibt es Einzelne, die sich richtig toll einsetzen und Zeit nehmen.)
    • In unserem Lehrerzimmer konnte ich noch keine "Hackordnung" erkennen.
    • Die Seminare finde ich spannend und einige auch einfallsreich, allerdings sind Didaktik und Pädagogik für mich als Quereinsteigerin auch einfach noch neu. Für Lehrämtler könnte das langweiliger sein.
    • Ich würde sagen, ich bin lange und intensiv mit Aufgaben rund ums Ref beschäftigt. Aber ich würde mich nicht als (negativ) gestresst beschreiben. Man hat einfach eine ganze Menge zu tun und muss sich gut organisieren (das kann ich noch deutlich ausbauen...). Aber mir persönlich macht diese Arbeit eben auch Spaß.
    • Und die Arbeit mit den Schülern ist natürlich auch toll :) Aber das haben die meisten anderen ja auch so gesehen. (Nur deswegen steht es am Ende. Eigentlich ist dies ja der wichtigste Punkt :) )


    Insgesamt empfinde ich das Ref daher bisher wirklich absolut nicht als "schlimmste Zeit meines Lebens". Eigentlich bin ich in einem Thema noch nie so aufgegangen wie jetzt. Insofern fühlt sich für mich die Zeit eher als eine besonders schöne, wenn auch intensive, an.


    An alle neuen Referendare:


    Ich wünsche euch, dass es euch genauso ergehen wird! :)

  • Ich kenne keinen anderen Beruf, dessen Absolventen ihre Ausbildung/Eingewöhungszeit als "schlimmste Zeit ihres Lebens" bezeichnen.


    Sind wir mal ehrlich, einige Lehramtsstudenten leben aber auch in ihrer eigenen Welt und merken dann, dass es auch die harte (normale) Realität gibt (gar nicht mal auf Schüler bezogen). Und die landen dann auf dem Boden der Tatsachen.

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