"Experimente der Bildungsideologen..."

  • Das "Schöne" daran ist aus Sicht der Bildungsideologen:


    - Man braucht nicht wirklich Fachkenntnis, um diese Ideologien zu verbreiten, Schlagworte wie "Soziale Gerechtigkeit", "Menschenwürde", "Keiner darf verlorengehen" usw. genügen vollkommen.


    - Es gibt genug willfährige Bildungs"wissenschaftler", die auf jeden neuen Zeug aufspringen, um mit "bahnbrechenden" und "neuen" Erkentnissen Karriere zu machen und in die Medien zu kommen. Die liefern dann die passenden Gutachten zu den Ideologien.


    - Die "Umsetzung" der Ideologien kostet nicht wirklich etwas, das wird per "Verordnung" oder "Erlass" einfach an das Fußvolk in den Schulen durchgereicht. Die Beamten dürfen nicht streiken und "die Kinder können ja nichts dafür"...


    - Notfalls bezahlen die Lehrkräfte die Reformen selber, indem man einfach die Unterrichtsverpflichtung und/oder sonstigen Präsenzzeiten erhöht.


    - Ideologien wie die totale "Inklusion" sparen durch den Wegfall der Förderschulen sogar richtig Geld ein. Da freut sich der Finanzminister.


    - Und wenn wieder einmal alles schiefgeht, hat man auch gleich die Sündenböcke zur Hand: Da waren die gemeinen Lehrkräfte wieder zu faul, zu unflexibel, zu alt, zu dumm, zu krank, zu technikfeindlich, zu früh-pensioniert oder was auch immer. Das wird dann ebenfalls durch passende "Studien" bewiesen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen


  • Warum kann man eigentlich den "Gefällt mir"-Button nur einmal drücken?



    Viele Grüße
    Fossi


    - der demnächst ein Privatgymnasium aufmachen wird. Alleinstellungsmerkmal: Kein Namentanzen. Kein Yoga in der Pause. Kein Gedöns. Einfach nur: guter Unterricht bei guten, in Ruhe gelassenen Lehrkräften... Die Leute werden mir die Bude einrennen.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Nunja - nicht jeder, der andere als Bildungsideologen bezeichnet, ist selbst keiner :D


    Frau Röhl drischt hier ziemlich undifferenziert - und mit falscher Überschrift - auf die Gemeinschaftsschule ein. Die Behauptung, dass Noten und Zeugnisse abgeschafft würden, ist schlicht falsch.
    An die Stelle von Noten treten ausdifferenzierte Kompetenzraster - die viel genauere Aussagen über die Leistungsfähigkeit der Kinder treffen als das alte 6-er-System.


    Setzen. Sechs.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Die Kompetenzorientierung hält nicht das, was sie verspricht. Ausführlicher dazu hier:


    http://bildung-wissen.eu/fachb…ientierungslosigkeit.html

    ILetztlich ist die Kompetenzorientierung aber keinesfalls als eine Abkehr von der Lernzielorientierung, sie weitet diese eher noch aus. Zumindest, wenn man sich bei diesem Begriff auf Ziener beruft.
    (http://lehrerfortbildung-bw.de…r/gwg/fb1/verbund/ziener/)


    Zum Artikel: Die gute Dame befindet sich in ihren Beiträgen in ständiger Kindheitsaufarbeitung. Mir erschließt sich aus ihrem Artikel nicht die Bedrohung des Abendlands, wenn ein Nordbundesland in der GS Noten abschafft und anstelle dessen auf eine Art der Rückmeldung greift, die expliziter den Leistungsstand ausdrückt.

  • Zitat

    und mit falscher Überschrift


    Weshalb falsch?


    Zitat

    Die Behauptung, dass Noten und Zeugnisse abgeschafft würden, ist schlicht falsch.


    Ist inwiefern für die Grundschule in Schleswig-Holstein falsch?


    Inwiefern behauptet der Artikel, Zeugnisse würden abgeschafft?


    Falsch ist tatsächlich die Annahme, dass zentrale von Frau Wende angegebenen Probleme (fehlende Objektivität und Verlässlichkeit von Beurteilungen) durch ihre Reformen behoben würden. Was die Leistungsmotivation angeht, bleibt abzuwarten, ob das neue System motivierender ist.


    Zitat

    An die Stelle von Noten treten ausdifferenzierte Kompetenzraster - die viel genauere Aussagen über die Leistungsfähigkeit der Kinder treffen als das alte 6-er-System.


    Genauigkeit ist nicht immer gleich Aussagekraft.


    Zitat

    Mir erschließt sich aus ihrem Artikel nicht die Bedrohung des Abendlands, wenn ein Nordbundesland in der GS Noten abschafft und anstelle dessen auf eine Art der Rückmeldung greift


    Ich persönlich finde es großartig. Hier haben wir endlich einmal ein pädagogisches Großexperiment, das das Potenzial hat, uns mit echten Erkenntnissen über (fehlende) Noten und ihre Konsequenzen zu versorgen.

  • Ich persönlich finde es großartig. Hier haben wir endlich einmal ein pädagogisches Großexperiment, das das Potenzial hat, uns mit echten Erkenntnissen über (fehlende) Noten und ihre Konsequenzen zu versorgen.

    Genau! Lieber natürlich ein anderes als mein eigenes Bundesland. Allerdings: Herauskommen wird beim Ergebnis nichts, die Bildunsgwissenschaft wird sagen, dass die Theorie dahinter perfekt ist, dass aber Fehler bei der Durchführung und Unverständnis bei den Betroffenen das Experiment haben scheitern lassen. (Scheitern im Sinn von: Die Theorie ist weder bestätigt noch widerlegt worden.)

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Allerdings: Herauskommen wird beim Ergebnis nichts, die Bildunsgwissenschaft wird sagen, dass die Theorie dahinter perfekt ist, dass aber Fehler bei der Durchführung und Unverständnis bei den Betroffenen das Experiment haben scheitern lassen. (Scheitern im Sinn von: Die Theorie ist weder bestätigt noch widerlegt worden.)


    Zitat von Mikael

    - Und wenn wieder einmal alles schiefgeht, hat man auch gleich die Sündenböcke zur Hand: Da waren die gemeinen Lehrkräfte wieder zu faul, zu unflexibel, zu alt, zu dumm, zu krank, zu technikfeindlich, zu früh-pensioniert oder was auch immer. Das wird dann ebenfalls durch passende "Studien" bewiesen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Im Sinne von Herrn Rau - [sarkasmus]qualitativ betriebene Geisteswissenschaften wie die universitär institutionalisierte Didaktik haben hier gewiss große Vorteile![/sarkasmus]


    Nele

  • Ein Beispiel für universitär betriebene Didaktik sollten sich die Kollegen von Sek II mal betrachten. Da gibt es durchaus gute Ansätze 8)
    http://www.youtube.com/watch?v=u1Vf4Rn7tKw


    Professor Spannagel (Mathematik PH Heidelberg) beschreibt das Konzept von "Flipped Classroom"


    unter uns
    Pardon - ich vergaß. Es ist kein Artikel, sondern eine Kolumne (bzw. ein Pamphlet), in der Röhl behauptet, es würden Leistung und Leistungskontrollen, Noten und (herkömmliche) Zeugnisse abgeschafft und marxistisch-maoistische Einheitsmenschen herangezüchtet (sic!)


    Das "aufgedrehte Geschwafel", das Röhl beklagt, praktiziert sie selbst. Und wer dieses Geschwurbel richtig genießen möchte, muss nur ihr Pamphlet gegen die Bilkdungsplan-2015-K-Gruppen lesen:
    http://www.wiwo.de/politik/deu…ngsplan-2015/9391974.html
    Eine herrliche Realsatire ist dabei der Werbe-Verweis auf den Artikel zu schwulen Vorstandsmitgliedern :rofl:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ein Beispiel für universitär betriebene Didaktik sollten sich die Kollegen von Sek II mal betrachten.

    Oh bitte. Das habe ich schon vor Jahren betrachtet, Christian auch schon selber mal erlebt, Flipped Classroom selbst ausprobiert - und mir eine Meinung dazu gebildet.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Zitat

    Pardon - ich vergaß. Es ist kein Artikel, sondern eine Kolumne (bzw. ein Pamphlet), in der Röhl behauptet, es würden Leistung und Leistungskontrollen, Noten und (herkömmliche) Zeugnisse abgeschafft und marxistisch-maoistische Einheitsmenschen herangezüchtet (sic!)


    Du hast imho vor allem vergessen, dass Deine Kritikpunkte an dem Artikel (oder der Kolumne) mit dem Text wenig zu tun haben - wo es um sehr konkrete (Grund-)Schulpolitik in Schleswig-Holstein geht. Dass Röhl dann die Dinge hyperventilierend hochrechnet, mag sein, gehört aber wohl zur bildungspolitischen Polemik aller Seiten.


    Das Themen-Hopping im Versuch, eigene didaktische Präferenzen zu untermauern, beherrscht in jedem Fall nicht nur Röhl. Ich wüsste nicht, was die Reformen von Frau Wende und ihr didaktischer Kontext mit dem youtube-Video der PH Heidelberg zu tun haben.

  • Ein Beispiel für universitär betriebene Didaktik sollten sich die Kollegen von Sek II mal betrachten. Da gibt es durchaus gute Ansätze 8)
    http://www.youtube.com/watch?v=u1Vf4Rn7tKw
    Professor Spannagel (Mathematik PH Heidelberg) beschreibt das Konzept von "Flipped Classroom"


    Ja, und was hat das jetzt womit zu tun? Spannagels Konzept, das ich persönlich übrigens auch in ähnlicher Form in Teilen in meinem eigenen Unterricht anwende, kann funktionieren oder nicht - aber das trifft doch genau das, was ich gesagt habe; im Großteil der universitär betriebenen Didaktik denken sich irgendwelche Leute, sich gegenseitig zitierend irgendwelche Dinge aus und postulieren, dass das dann der gute und richtige Weg ist. Gibt es im Regelfall irgendeine empirische, statistisch relevante Prüfung, ob die ausgedachten Dinge tatsächlich etwas mit der Realität zu tun hat, warum und wo sie funktieren und warum und wo nicht? Nö. Das Problem ist, dass die geisteswissenschaftliche Krankheit des Postulats, wie gesagt, bei Misserfolgen den eleganten Ausweg des "jaaaaaaaa, meine geniale Theorie wurde halt nicht richtig umgesetzt!" freilässt.


    Das führt zu dem hervorragenden Ruf der Didaktiklehrstühle und der daraus abgeleiteten Bildungspolitik im wirklichen Schulleben...


    Nele

  • Professor Spannagel (Mathematik PH Heidelberg) beschreibt das Konzept von "Flipped Classroom"



    Olle Kamellen, Stand 11/2011


    siehe hier: http://www.edaktik.de/2011/11/…onzept-flipped-classroom/



    alias: Habe mich über die Art geärgert, wie der Post (Nr.5) von magister999 von Dir abgekanzelt wurde. Der von magister999 zitierte Artikel von Volker Ladenthien setzt sich ja ganz grundlegend mit der Begrifflichkeit auseinander; eine solcher Gedankengang verliert doch nach drei Jahren nicht automatisch an Richtigkeit oder Bedeutung. Überhaupt sollte es keine Rolle spielen, von wann eine Idee, eine Formulierung oder ein Konzept stammt. Neu bedeutet keineswegs zwangsläufig eine Verbesserung. Immer öfter glaube ich tatsächlich, dass das Gegenteil der Fall ist…


    brasstalavista

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