Bin ich auf dem Weg in den burnout?

  • So mies ist es mir noch nie gegangen, und ich unterrichte schon seit ca. 10 Jahren.
    Letzte Woche heulend in die Schule gefahren, gestern in der Schule geheult.


    Seit Tagen Magenschmerzen, Herzklopfen, Gedankenkarussel, endlose Listen mit Arbeit, die zu erledigen ist.Ich kann nicht mehr!


    Ich unterrichte dieses Jahr zwei neue Fächer, also, durchs Studium abgedeckt, aber noch nie unterrichtet. Eigentlich keine "schlimmen" Fächer, aber ich müsste mich viel mehr mit Kollegen austauschen, die die auch unterrichten. Es ist aber nie Zeit und die Kollegen unterrichten auch ganz anders, sind älter.


    Dann ständig Vertretung, die dafür sorgt, dass ich 8 Stunden in Folge unterrichte, immer freitags.
    Habe 2 kleine Kinder und machen 3/4 STelle, das ist scheint mir nun zu viel, Klassenleitung, anstrengend. Das schlimmste sind die renitenten Schüler!!! Und wenn ich in dem neuen Fach unsicher bin, nutzen die das sofort aus, es wird sich über mich lustig gemacht. Normalerweise kann ich Schüler gut in ihre Schranken verweisen, aber ich erkenne mich nicht wieder, ich komme gar nicht mehr klar.


    Gestern dann Gespräch mit meiner Chefin, Bildungsgangleiterin. Sie hat Verständnis, aber sagt auch deutlich, dass ich bloß nicht fehlen möge, wir würden ja alle auch krank zur Schule fahren. Das setzt mich unter Druck, EInerseits will ich jetzt nicht einkincke, andererseits weiß ich nicht, was ich noch alles schaffen soll.


    Was habt ihr für einen Rat für mich?


    Bin gestern beim Arzt gewesen und schleiche jetzt ein Antidepressivum ein, leider ist das nicht meine erste Depression. Habe aber auch ANgst und komme gar nicht mehr runter.

  • Sich schon alleine diese FRAGE zu stellen, ob man auf dem Weg dahin ist ist ein Alarmzeichen!
    Wem willst du es recht machen?
    Deiner Chefin?
    Deinem Kollegium?
    Deinen Schülern?


    Für alle bist zu ersetzbar!


    Selbst, wenn du dich kaputt machst, bist du für alle oben genannten Personengruppen ersetzbar!
    Aber was ist mit dir?
    Was ist mit deinen Kindern?


    Geh schleunigst zum Arzt, lass ich laaaange krank schreiben. Lass Schule Schule sein und kümmere dich um DICH und DEINE Gesundheit.
    Die ersetzt dir nämlich niemand!!!

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • So aus dem Bauch raus: Ich würde das nicht einen "Weg ins Burnout" nennen, sondern ein ausgewachsene Burnout. Das kann man nicht wegkriegen, indem man "bloß nicht fehlt".


    Ich finde eine Dreiviertelstelle mit zwei Kindern eigentlich zu viel. Auch wenn die Kinder betreut sind und man eine Putzfrau beschäftigt, die Kinder brauchen dich doch und beanspruchen dich körperlich und seelisch. Auch ohne eine Veranlagung zu Depressionen: Bei der Situation mit den fachlichen Herausforderungen und schwierigen Schülern ist das eine enorme Belastung, und Antidepressiva sind da nur eine Krücke, die das Problem nicht lösen.


    Wieso hast du eine ständige Vertretung? Das hättest du doch ablehnen können? Kannst du versuchen, das erst mal wegzukriegen? Du wirst aber früher oder später zusammenklappen, wenn das so weitergeht. Und dann fehlst du länger. Suche dir Unterstützung, um die Situation zu verändern und dich zu entlasten - am besten eine Stundenreduzierung, so rasch wie das irgend möglich ist.


    Wie Meike schreibt: Gesundheit geht vor. Auch mit Blick auf deine Kinder.


  • Bin gestern beim Arzt gewesen und schleiche jetzt ein Antidepressivum ein, leider ist das nicht meine erste Depression. Habe aber auch ANgst und komme gar nicht mehr runter.


    In diesem Zustand solltest du nicht unterrichten!

  • Danke für eure Worte. Ich war mir wirklich unsicher.
    Nachdem ich das hier geschrieben habe (mitten in der Nacht), hab ich mit meinem Mann geredet und dann noch versucht, etwas zu schlafen. Es ging aber wieder los mit dem Gedankenkarussel. Aufgewacht, in die Psychiatrie gefahren. Diagnose "depressive Episode mit Angststörung", vorangegangen Burnout (ist eigentlich keine psychologische Diagnose, aber es passt.


    Ich habe für die unruhigen, Gedankenkarusselphasen ein Beruhigungsmittel bekommen, das ich jetzt regelmäßig über den Tag verteilt nehmen soll - die innere Unruhe war schrecklich.


    Ich habe ja sowieso eine Therapeutin, die dann alles nächste Woche mit mir bespricht.
    Wie lange würde ihr euch krankschreiben lasse?


    Ich habe keine Ahnung, wann es mir besser geht und wann ich wieder einsetzbar bin ... ab wieviel Wochen bekommt die Schule die Möglichkeit, mich regulär bezahlt vertreten zu lassen?

  • Ich habe ja sowieso eine Therapeutin, die dann alles nächste Woche mit mir bespricht.
    Wie lange würde ihr euch krankschreiben lasse?


    Als erstes auf jeden Fall bis zum Gespräch mit der Therapeuting und danach auf jeden Fall so lange wie nötig - das muss zusammen mit der Therapeutin geklärt werden. Du solltest bei dem Zustand, den du schilderst und vor allem nach dem akuten Schub auf jeden Fall mit mehreren Wochen rechnen.


    Zitat

    Ich habe keine Ahnung, wann es mir besser geht und wann ich wieder einsetzbar bin ... ab wieviel Wochen bekommt die Schule die Möglichkeit, mich regulär bezahlt vertreten zu lassen?


    Das ist nicht dein Problem, das ist das Problem deiner Schulleiterin, dafür wird die bezahlt. Auf keinen Fall darfst du dich aus schlechtem Gewissen wieder in die Schule quälen und deine Gesundung gefährden; damit schadest du dir nur selbst und das stellt eine Dienstpflichtverletzung dar. ;)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Wie lange würde ihr euch krankschreiben lasse?


    so lange, wie es die Ärzte für nötig halten.


    Ein Kollege meines Mannes (kein Lehrer) kommt nach seinem Burout jetzt wieder zur Arbeit, als Wiedereingliederung mit stark reduzierter Stundenzahl. Bei ihm waren es 7 Monate.


    Ich schreibe das nicht, um dir Angst zu machen. Sondern um dir zu verdeutlichen, dass ein Burn Out keine Halsentzündung ist, die nach 2 Wochen und mit einem Antibitotikum schnell erledigt ist.
    Eine Krankheit, deren Entwicklung sich über lange Zeit hingezogen hat, braucht meist auch lange zur Gesundung. Nimm dir Zeit, "weil du es dir wert bist".#


    Was ist denn mit deinen eigenen Kindern? Sind sie versorgt? Das finde ich ehrlich gesagt wesentlich wichtiger als schulische Belange!

  • Ich kann dir hier vielleicht einige nützliche Tipps aus eigener Erfahrung berichten.
    - Ich würde auf jeden Fall mich die notwendige Zeit krank schreiben lassen. Bei mir waren es 4 Monate und dann kamen die Sommerferien. Also insgesamt fasts 6 Monate.
    - Versuche, wenn du kannst, auch in eine therapeutische Einrichtung zu kommen, damit du den nötigen Abstand gewinnen kannst, falls es eine Möglichkeit gibt, dass deine Kinder versorgt sind. Bei nicht verbeamteten Lehrern zahlt die Krankenkasse eine "Tagesversorgung" der Kinder, bei Beamten leider nicht.
    - Hier könntest du auch einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen. Das hat viele Vorteile (allerdings erst ab 50%). Das zu bekommen ist nicht einfach, aber, wie in meinem Fall möglich. Nach einer Ablehnung habe ich erfolgreich einen Widerspruch eingereicht. Bei Interesse könnte ich dir mein Widerspruchsschreiben zu
    kommen lassen. Der Behindertenschein bringt dir 2 Wochenstunden Unterrichtszeit weniger, beil Teilzeit nur eine. Außerdem sind die Schulleitungen verpflichtet auf dich Rücksicht zu nehmen. Dazu gibt es genaue Vorschriften ( NRW)
    - Wende dich auf jeden Fall an den Behindertenbeauftragten deiner Schulform. Adressen gibt es bei der Bezirksregierung. Hier wird dir auf jeden Fall bei den Anträgen weiter geholfen.
    - Eine stufenweise Wiedereingliedung ist auf jeden Fall sinnvoll. Das war bei mir auch so. Ich habe mit nur wenigen Stunden wieder angefangen, bis ich wieder die reguläre Stundenzahl erreicht habe. In meinem Fall hat mich der Behindertenschein vor einer erneuten Abordnung in den gemeinsamen Unterreicht bewahrt,
    was ursächlich mit meiner Erkrankung zusammen hing.


    Es gibt sehr, sehr viele Lehrer, die den immer steigenden Anforderungen im deutschen Schulalltag nicht mehr gewachsen sind. Da bist du sicher nicht die Einzige. Das Einzige, worauf du jetzt Rücksicht nehmen solltest, ist deine Gesundheit. Wenn es dir schlecht geht, geht es weder deiner Familie gut, noch kannst du die enormen Anforderungen deines Berufes erfüllen. Mit einem Herzinfarkt würdest du auch nicht zum Unterricht gehen. Danken tut es dir sowieso Keiner, wenn du dich auf dem Zahnfleisch aus Pfichtgefühl zur Schule schleppst.


    Kopf hoch und pass auf dich auf!!! :aufgepasst:

  • Gestern dann Gespräch mit meiner Chefin, Bildungsgangleiterin. Sie hat Verständnis, aber sagt auch deutlich, dass ich bloß nicht fehlen möge, wir würden ja alle auch krank zur Schule fahren.


    Unmögliches Verhalten! Halte dich konsequent an die Tipps von Meike und Rohterstein. Und lies unserer Thread hier: Anti-Burnout, Reduktion der Arbeitsbelastung, Selbstschutz ... und mehr.


    Eine ruinierte Gesundheit dankt dir NIEMAND im Schulsystem. Im Extremfall wird man dich mit Minimal-Versorgung auf's Abstellgleis schieben ("dienstunfähig") und nach 1 Jahr hat man dich sowieso im System "Schule" vergessen. Auch von den "leuchtenden Kinderaugen" wird sich niemand mehr an dich erinnern!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat rotherstein :

    Zitat

    Danken tut es dir sowieso Keiner, wenn du dich auf dem Zahnfleisch aus Pfichtgefühl zur Schule schleppst.

    Nicht nur nicht danken !


    Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass man heutzutage als gesundheitlich schwächelnder und im Unterricht deswegen nicht so optimal aufgstellter Lehrer sehr schnell Kampagnen und Mobbingattacken seitens der Schüler und Eltern ausgesetzt ist, wenn sie merken, dass kein kraftvoller, eiserner Heinrich mehr vor der Klasse steht.


    Das ist in den letzten Jahren seitens der Eltern und Schülern sehr gnadenlos geworden. Auf der anderen Seite hat auch immer mehr die Rückendeckung seitens der Schulleitungen, die zunehmend auf Streichelkurs gegenüber Eltern und Schülern gehen, für die betroffenen KollegInnen abgenommen.8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Nix für ungut, aber deine sog. "Chefin" hat sich damit komplett als Vollpfosten geoutet, wenn sie dies nicht schon - wie viele ihrer "Artgenossen" - lange vorher schon getan hat. Diese Leute zeichnen sich nach kurzer Zeit in Leitungsfunktionen oft durch eine bemerkenswerte Realitätsferne aus. Tatsächlich leidet doch das ganze System daran, dass eben viele nicht rechtzeitig die Zeichen erkennen und irgendwie "weiterwurschteln". Ich nehme an, deine sog. "Chefin" hat ganze 4 Stunden reine Unterrichtsverpflichtung als Alibi-Veranstaltung, die sie mit einem Orchideenkurs abdeckt, der dann auch noch meistens wegen übergeordneter Interessen ausfällt. Habe lange Jahre in Köln an einer HS "gedient", in der 1/3 des Kollegiums entweder gerade auf dem Wege der Wiedereingliederung war oder sich gerade in Richtung "Merheim" (in Köln gleichbedeutend mit Psychiatrie) verabschiedet hatte. Schulamt und BezReg war die desaströse Lage zu jedem Zeitpunkt bekannt, Maßnahmen wurden nie ergriffen. Habe daraus gelernt, dass die Pflicht zu eigenen Gesunderhaltung die erste Dienstpflicht ist und ziehe seitdem stets als erster die Reißleine, wenn es nicht anders geht. Also: Mein Tipp - kein falscher Ehrgeiz, eine gesunde (und damit kritische) Einstellung zu jedweder Art von Durchhalteparolen, vor allem von Leuten, deren Wochenarbeitszeit ich am Dienstag bereits im Kasten habe. Bevor ich Pillen aus dienstlichen Gründen einwerfe, bin ich weg, zumal mir mein eigener Nachwuchs im Zweifel dann doch noch einen Tacken wichtiger ist als die mir im Rahmen meines Berufes zugemutete Klientel. Es ist am Ende was es ist, nämlich nur eine Erwerbstätigkeit, mag da auch mancher noch so laut der Hohelied der Berufung im Beruf singen. Definitiv.

    _________________________________________________________There is a difference between knowing the path and walking the path. Matrix

  • Es ist ja schon alles gesagt, Micky, und den ersten Schritt hast du ja selbst schon gemacht, indem du zu der Erkenntnis gelangt bist, dass es so nicht weitergehen kann:


    Zitat

    Seit Tagen Magenschmerzen, Herzklopfen, Gedankenkarussel, endlose Listen mit Arbeit, die zu erledigen ist.Ich kann nicht mehr!



    Ich wünsche dir daher einfach nur "Alles Gute" und dass es dir irgendwann wieder gut geht. Lass dir bei diesem Prozess die Zeit, die du brauchst. Und denk vor allem nicht an die Schüler, sondern in erster Linie an dich und deine Familie.



    Ganz liebe Grüße, Effi

  • Danke für eure liebenden Worte! Ich komme mit den Medikamenten gut klar, auch wenn ich ein bisschen benommen bin. Aber ich habe kaum noch Angst und bin auch nicht mehr so niedergeschlagen. Ohne diese Medikamente wäre ich total fertig ....
    Ich bin total geschockt, ich sage normalerweise zu jedem, der fragt, dass ich total gerne unterrichte und meine Schüler mag.


    Und nun könnte ich es mir nicht vorstellen, in eine meiner Klassen zu gehen, ohne dass mein Herz bis zum Hals klopft und dass mein Magen sich zusammenkrampft, geschweige denn, 90 Minuten Unterricht zu machen!!! Und das 18 Stunden die Woche. Ich bin wirklich geschockt! Wie konnte es so weit kommen?? Und wie komme ich wieder zurück in den Zustand davor???


    Ich werde mich nun krankschreiben lassen, morgen zu meiner Psychologin gehen.


    Aber ich habe Angst - wie wird mein Wiedereinstieg sein?
    Werde ich auf Verständnis stoßen?
    Wird meine Bildungsgangleiterin mich verstehen?
    Wie werden die Kollegen künftig mit mir umgehen?
    Wir das irgendwann in Vergessenheit geraten?


    Wie werden die Schüler reagieren? Was sage ich denen, wenn sie fragen?


    Was sage ich generell der Schulleitung und den Kollegen gegenüber? Ehrlich sein?

    Einmal editiert, zuletzt von Micky ()

  • Ich werde mich nun krankschreiben lassen, morgen zu meiner Psychologin gehen.


    Das ist gut. Der erste Schritt, eine Krankheit erfolgreich zu behandeln, ist, konsequent mit der ärztlichen Behandlung mitzuarbeiten!


    Zitat

    Aber ich habe Angst - wie wird mein Wiedereinstieg sein?
    Werde ich auf Verständnis stoßen?
    Wird meine Bildungsgangleiterin mich verstehen?
    Wie werden die Kollegen künftig mit mir umgehen?


    Es hat sich sehr viel verändert in der Wahrnehmung von psychischen Erkrankungen wie Burn-Out oder Depressionen. Das Thema ist weitgehend enttabuisiert und wenn man darunter leidet, wird man nicht mehr stigmatisiert. Ich glaube nicht, dass du dir da allzu große Sorgen machen musst.


    Zitat

    Wir das irgendwann in Vergessenheit geraten?


    Keine Ahnung. Gerät der Herzinfarkt, den der Kollege Müller mal vor vier Jahren hatte in Vergessenheit? Oder der Trümmerbruch, den sich Kollegin Meier beim Skifahren zugezogen hat? Und wenn nein, was macht das?


    Zitat

    Wie werden die Schüler reagieren? Was sage ich denen, wenn sie fragen?


    Dass du eine Weile nicht da warst, weil du ernsthaft erkrankt warst, und dass sie die näheren Details nichts angehen.


    Zitat

    Was sage ich generell der Schulleitung und den Kollegen gegenüber? Ehrlich sein?


    Das musst du davon abhängig machen, wie sicher du dich im Kollegium fühlst und wie nahe dir die Schulleitung und die Kollegen stehen. Im Zweifelsfall reicht es auch, wenn es sie nichts angeht. Aber, wie oben schon gesagt, die Enttabuisierung dieses Themas ist sehr weit vorangeschritten und ich glaube nicht, dass man sich mit offensivem Vorgehen allzu große Sorgen machen muss.


    Aber das ist natürlich auch eine individuelle Entscheidung, die von der eigenen Persönlichkeit abhängt.


    Ansonsten! Glückauf - hör auf deine Ärztin, mach, was sie sagt, nimm deine Medikamente gewissenhaft und habe Geduld. Alles wird gut, diese Krankeitsbilder sind heutzutage ziemlich gut beherrschbar.


    Nele

  • Liebe Micky,
    ich kann dich beruhigen. Meine Wiedereinstieg verlief besser als ich dachte. Die Fragen , die du dir stellst, habe ich mir auch gestellt. Ich habe im Vorfeld ein Gespräch mit der Schulleitung geführt. Meine Konrektorin hat mich mal schwach erlebt. Das hat unser Verhältnis verbessert. Im Kollegium habe ich die Spreu vom Weizen getrennt und mich von Ihnen distanziert. Zum"Weizen" habe ich nach wie vor einen guten Kontakt. Schülerfragen habe ich mit Flosskeln beantwortet:
    Was hatten Sie eigentlich? Antwort: " Frag mich mal lieber, was ich nicht hatte"
    Mach dir keine Sorgen. Du wirst bald die Dinge auch anders sehen.Lass dir Zeit.

    • Offizieller Beitrag

    ab wieviel Wochen bekommt die Schule die Möglichkeit, mich regulär bezahlt vertreten zu lassen?


    In Hessen ab 6. Wo bist du denn, bundeslandmäßig?


    Zitat

    anke für eure liebenden Worte! Ich komme mit den Medikamenten gut klar, auch wenn ich ein bisschen benommen bin. Aber ich habe kaum noch Angst und bin auch nicht mehr so niedergeschlagen. Ohne diese Medikamente wäre ich total fertig ....
    Ich bin total geschockt, ich sage normalerweise zu jedem, der fragt, dass ich total gerne unterrichte und meine Schüler mag.


    Und nun könnte ich es mir nicht vorstellen, in eine meiner Klassen zu gehen, ohne dass mein Herz bis zum Hals klopft und dass mein Magen sich zusammenkrampft, geschweige denn, 90 Minuten Unterricht zu machen!!! Und das 18 Stunden die Woche. Ich bin wirklich geschockt! Wie konnte es so weit kommen?? Und wie komme ich wieder zurück in den Zustand davor???


    Schön wäre es natürlich, dauerhaft ohne Medikamente leben zu können, die ja auch Dinge im Hirn verändern und öfter mal langfristig ihre Wirksamkeit verlieren, aber bei vielen Menschen geht das halt nicht. Und wenn es geht, bedarf es intensiver und langfristiger Therapie, am besten natürlich (teil)stationär. Umso wichtiger, dass du keine halben Sachen machst und dich jetzt im Kopf erstmal komplett von der Shule löst - das ist NICHT deine Baustelle. Du hast eine große Baustelle, und die ist absolut wichtig vollständig zu bearbeiten, für deine Familie und dich.


    Wie es soweit kommen konnte, wäre wichtig mit einer guten Therapie herauszufinden. Denn dann kannst du dir für das (dann hoffentlich nicht eintretende) nächste Mal Strategien zurecht legen, weil du dann weißt, wo deine Schwachpunkte liegen, welche Faktoren bei dir zu dieser totalen Erschöpfung führen.



    Wenn dein Kollegium so ist, wie deine Schulleiterin, würde ich an dieser Schule nicht dauerhaft verbleiben wollen, denn dann ist das eine krank machende Umgebung. Um es rauszufinden, wirst du es ausprobieren müssen. Es ist aber selten, dass alle oder auch nur viele Kollegen mit völligem Unverständnis reagieren. Die meisten sind ja nicht so abgebrüht, dass sie nicht ganz genau wissen, dass der nächste Arztbesuch auch bei ihnen selbst die Krebsdiagnose oder der nächste Schritt auf die Straße den Autounfall bedeuten könnte. Jeder von uns möchte gerne lieber funktionieren und fit und produktiv sein (naja, die meisten ;) ) - und jeden von uns kann es morgen erwischen, dass wir uns auf die Hilfe anderer verlassen müssen.
    Die meisten Menschen verstehen das und handeln entsprechend, wenn es jemanden anderes erwischt. Und die, die es nicht tun, sind Vollpfosten und mit deren Meinung ist dir bitteschön egal!


    Ob deine SL oder Bildungsgangleiterin dich versteht, kann dir scheißegal sein, nach der Haltung, die die da offenbart haben.


    Die Schüler haben üblicherweise das meiste Verständnis. Die sorgen sich eher um ihre Lehrer (o.g. Vollpfosten vielleicht ausgenommen) und freuen sich dann, wenn die wiederkommen, und zwischendrin - ehrlich: im postpubertären Momentgedächtnis bist du dann aber auch so schnell vergessen, wie du aus der Tür bist, und wenn du wieder kommst freuen sie sich - bis zur nächste schlechten Note ;) - so sind se halt, die Lieben. Die kommen ohne dich klar. Du und dein Unterrichtsfach sind NICHT ihre Hauptanliegen, sondern Freunde/Pickel/Iphone oder kein Iphone/Führerschein/findet mich der XY gut und bin ich fett?? ... Man darf seine eigene Bedeutung da nicht zu hoch hängen.


    Ob du den anderen Menschen in deiner Umgebung etwas sagst, musst du einschätzen können.
    Fang vielleicht mal gestaffelt an: "Ich fürchte, ich bin schwerer erkrankt." Das reicht für die Schüler. Bei Nachfragen von vertrauenswürdigen Personen aus dem Kollegium, erzähl so viel es sich gut anfühlt.
    Bei uns hat das Wissen um die jeweilige Krankheit geholfen, den betroffenen Kollegen richtig unter die Arme zu greifen und zu sehen, wenn etwas zu viel wird. Dem ehem. Krebspatienten Kursfahrten usw abzunehmen, weil ihm das noch zu anstrengend ist, der Kollegin mit dem behandelten burnout die Zusatztermine wie Tag der offenen Tür u.ä zu erlassen, weil sie halt grad so ihre Arbeit wieder gut schafft und der Rückenkranken ein Stehpult und einen Sitzball zu besorgen usw..
    Aber das ist eben eine Einschätzungfrage, wie das Kollegium reagieren wird. Die können wir hier nicht online beantworten.


    Beim Wiedereinstieg bzw dessen Planungsgesprächen unbedingt den örtlichen Schwerbehindertenbeauftragten mitnehmen. Die kennen sich aus und du lässt dich dann nicht über den Tisch ziehen.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    3 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • So, nun gibt eine Art "Plan". Mir geht es besser, aber ich glaube, ich werde einige Zeit brauchen, um wieder den Schritt in den Unterricht zu wagen.
    Die Schule ist sehr kooperativ, sogar Madame Bildungsgangleitung schlägt sanfte Töne an.
    Die Schulleitung ist sehr besorgt und unternimmt alles, um mich auf halbe Stelle zu bekommen. Nun bin ich aber erst mal krankgeschrieben, erst mal 4 Wochen, die dann aber wahrscheinlich verlängert werden bis zu den Winterferien oder sogar bis zum 2. HJ. Je nachdem, wie lange ich brauche. Das ist schon mal ein gutes Gefühl!
    Wenn ich wiederkomme, werden wahrscheinlich 2 Kurse wegfallen und die Klassenleitung - damit werde ich dann 14 Stunden haben und dieser Druck der Klassenleitung ist weg - das wirdsicher klappen.



    Danke für eure aufmunternden Worte! Die letzten Tage waren grausam, aber es geht mir schon viel besser.

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