Sonnenfinsternis 2015

  • Ja, der Ranga ist ein bisschen überpräsent in den Medien. Klar, in der Sache hat er ja recht, diese ewige Angstmacherei ist fürchterlich. Da schmeißen Leute ein Jogurt weg, weil es einen Tag überm MHD ist, weil sie Angst haben, sich zu vergiften. Risikokommunikation ist eine schwierige Sache.


    Aber wie Mikael schreibt, Lehrer sind halt in einer speziellen Situation. Wenn mir gesagt wird, dass ich in der Pause die volljährigen Schüler zu beaufsichtigen habe, anderenfalls ich juristisch angreifbar bin, wenn die Schüler aus versicherungsrechtlichen Gründen die Pausen nicht im Gebäude verbringen dürfen, wenn man sie nur unter schriftlicher Einverständniserklärung von einer Veranstaltung allein heimfahren lassen darf ... dann vergeht einem irgendwann die Lust, irgendetwas zu veranstalten, was den Hauch eines Risikos bergen könnte. Vor allem, wenn man nur mit solidem Halbwissen aufwarten kann, so wie ich.


    Das Geschrei um die Panikmache hat allerdings auch schon manchmal etwas hysterische Züge. Wie erwähnt, selbst Sicherheitsgurte wurden mal als völlig übertrieben dargestellt, und wenn es nach dem ADAC ginge, würde man in den Wohngebieten 60 fahren dürfen. Und was bitte sollen z. B. Hautärzte denn sagen? Leute, geht ruhig in die Sonne, das macht nix, wenn ihr euch mal verbrennt?


    Beim letzten Glatteis hier wurde ein Polizist zitiert, der angesichts der vielen Unfälle sinngemäß sagte, die Leute seien offenbar zu blöd, sich auf veränderte Fahrbedingungen einzustellen. Was also soll die Polizei tun außer warnen? Es gibt halt sensible Naturen, die dann etwas verängstigt reagieren, aber auf ein Sensibelchen kommen 100 Merkbefreite.

    • Offizieller Beitrag

    Fakt ist: Als Lehrkraft ist man immer nur einen Schritt von der nächsten Klage entfernt. Und da man sich als Lehrkraft bekanntermaßen nicht auf seine vorgesetzten Behörden verlassen kann, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit alleine im Regen stehen gelassen wird (ganz anders z.B. bei den Krankenhausärzten: Da steht die Klinikleitung ersteinmal VOR ihren Ärzten, egal was die für einen Pfusch verursacht haben...), wird man im Laufe des Berufslebens eben übervorsichtig. Das ist aber keine Angst, sondern ERFAHRUNG.


    Gruß !


    In der Funktion der Lehrkraft kann man gar nicht verklagt werden! Die Klage wird immer gegen den Dienstherren geführt. Man könnte höchstens als Person strafrechtlich belangt werden, aber da muss ja schon viel passieren.

  • Man verwendet einen kleinen ebenen Taschenspiegel. Dieser wird vollständig mit dünnem undurchsichtigem Karton abgedeckt. Der Karton besitzt ein Loch von etwa 5mm Durchmesser. Damit hat man also einen sehr kleinen Spiegel.


    Mit diesem reflektiert man das Licht der Sonne über eine Strecke von etwa 10m in einen ein wenig abgedunkelten Raum, z.B. auf die innere Rückwand einer Garage oder in ein Klassenzimmer auf ein Blatt weißes Papier. Dort erhält man ein Bild der Sonne von etwa 10cm Durchmesser bei dem die Abdeckung durch den Mond sehr gut zu beobachten ist. Ein größerer Spiegel ergibt ein helleres Bild, das aber weniger scharf ist.


    Wichtig: Man kann den Spiegel nicht ruhig genug in der Hand halten. In der Physiksammlung sollte sich eine geeignete Halterung finden. Am einfachsten ist es aber, den Spiegel auf dem Boden gegen einen Stein zu lehnen.

  • Was auch funktioniert hat:
    Man montiere von einem Tageslichtprojektor den Spiegelkopf samt Optik ab. Besorge sich aus dem Physik-Vorbereitungsraum einige Stativstangen und Klemmen und fixiere die Vorrichtung. Lasse den Rollo im Klassenzimmer so weit herab, dass die Sonne die Optik noch trifft und der Strahlengang ins Klassenzimmer umgelenkt wird. Mit der Hand suche man den Brennpunkt und postiere kurz davor eine Zertreuungslinse aus dem Physik-Optik-Fundus, die man ebenfalls mit Stativ und Klemme fixiert.
    Damit lässt sich die Sonne wunderbar an der gegenüberliegenden Wand abbilden. Der Sonnendurchmesser betrug bei uns knapp 30 cm.


    Achtung! Im gesamten Strahlengang darf kein Schüler Gelegenheit bekommen, in den Verlauf der Lichtstrahlen zu sehen. Es besteht akute Erblindungsgefahr!

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Lochkamera hatte ich auch aufgebaut, aber dann hatten wir den ganzen Morgen starke Hochnebelsuppe und das ganze Geraffel war unnötig, weil vom Fenster aus direkt zu beobachten war. Was wiederum dumm war, weil es die angedachte Personenbeschreibung versaut hat. Aber das war der einzige Unfall mit Ansage an diesem Morgen. Hätte ich mal lieber ne Sonnenfinsternisbeschreibung angesetzt. 8_o_) Lehrer sind auch nicht immer schlau.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Viel ungefährlicher war die Entdeckung eines Kollegen: Als er die Jalousie herunterließ, stellte er fest, dass durch die Löcher in der Jalousie die Sonnenfinsternis wie durch eine Lochkamera, nur vervielfacht, auf der Klassenraumwand zu sehen war. :)


    À+

  • Jeder der hier Beteiligten möge einfach still in sich gehen, ob er lieber Teil der Hysterieproduktion sein möchte oder lieber zu ihrer Bekämpfung beitragen.

    Ich beantrage die Einführung eines "Gefällt mir ausgezeichnet!"-Buttons.



    Viele Grüße
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Selten reagierten die Westdeutschen so hysterisch wie bei der Einführung der Gurtpflicht. 1975 verweigerten sich Millionen Menschen dem Lebensretter Sicherheitsgurt. Männer fürchteten um ihre Freiheit, Frauen um ihren Busen - am Ende spaltete der bizarre Glaubenskrieg die ganze Republik.

    1975? Man muss nur mal drauf achten, wie oft es in Berichten über tödliche Unfälle heißt, das Opfer sei nicht angeschnallt gewesen. Fast genau so erbittert - nur viel weniger öffentlich - wie die Anschnallpflicht vor 40 Jahren wird heute übrigens über den Sinn, Unsinn oder gar die Schädlichkeit des Tragens von Radhelmen diskutiert; ein Blick in ein Kampfradlerforum ist da sehr aufschlussreich.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 ()

  • Ich werde meiner Schulleitung die traurige Mitteilung machen, dass mein Unterricht morgen vertreten werden muss. Als ich heute vom Einkaufen nach Hause fuhr, fuhr mir spiegelnd über eine Schaufensterscheibe die Sonne so massiv entgegen, dass ich massiv geblendet wurde. Da ich gleichzeitig auf den Verkehr achten musste, konnte ich die Augen nicht verschließen und musste mich notgedrungen blenden lassen. Aus diesem Grund muss ich morgen in die Universitäts-Augenklinik, damit meine Netzhaut HOFFENTLICH noch gerettet werden kann - dank der Warnungen verschiedener Schulleitungen und Schulämter bin ich glücklicherweise nun für das Thema sensibilisiert.
    Sehr ärgerlich daran ist, dass dieser Vorfall nicht auf dem Weg zur Schule, sondern in der Freizeit geschah. Daher handelt es sich leider nicht um einen Dienstunfall. MIST!

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Fast genau so verbittert - nur viel weniger öffentlich - wie die Anschnallpflicht vor 40 Jahren wird heute übrigens über den Sinn, Unsinn oder gar die Schädlichkeit des Tragens von Radhelmen diskutiert; ein Blick in ein Kampfradlerforum ist da sehr aufschlussreich.

    Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nahe?


    Fahrradhelm Pflicht für Lehrer?
    Wandertag mit Fahrradtour in Klasse 5?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Viel ungefährlicher war die Entdeckung eines Kollegen: Als er die Jalousie herunterließ, stellte er fest, dass durch die Löcher in der Jalousie die Sonnenfinsternis wie durch eine Lochkamera, nur vervielfacht, auf der Klassenraumwand zu sehen war. :)


    À+


    Ich wusste doch, dass die Sparmaßnahmen der Kommunen (löchrige Jalousien...) einen tieferen Sinn haben, der sich mir als gemeine Lehrkraft nicht immer gleich erschließt. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, was es mit dem Putz, der von der Decke fällt, auf sich hat, mit den undichten Fenstern, mit den nicht-funktionierenden Toiletten, mit den kaputten Heizungen, mit den...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Eine ausgewogene Ansicht zu den möglichen Schäden durch ungeschützte Beobachtung der partiellen Sonnenfinsternis schien eben doch die beste zu sein:
    nicht Panikmache, aber auch keine ständigen Wir-70-er-Generation-ohne-Helm-und-Anschnallgurt-leben-ja-immer-noch-Exegeten:


    http://www.br.de/nachrichten/o…nschaeden-bayern-100.html


    http://www.t-online.de/lifesty…en-mit-augenschaeden.html


    http://www.stern.de/wissen/men…elden-zulauf-2181645.html


    Ja, ich weiß, an Autounfällen, Krebs usw. sterben ständig mehr Menschen -- bevor jemand meint, mit diesem "Argument" kommen zu wollen ...


    Edit: Interessantes Detail aus dem Artikel des BR: " Die meisten Betroffenen seien junge Erwachsene."

  • Edit: Interessantes Detail aus dem Artikel des BR: " Die meisten Betroffenen seien junge Erwachsene."


    Klares Versagen der Schulen, würde ich sagen. Haben die jungen Menschen wohl nicht ausreichend gewarnt. Mal sehen, wann das mediale Gebashe losgeht...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

Werbung