Individualisierter und differenzierter Unterricht im JüL (Jahrgangsübergreifendes Lernen)

  • Hallo zusammen,
    seit diesem Schuljahr unterrichte ich, nach einem Bundeslandwechsel, an einer neuen Schule mit (für mich neuem) JüL-Konzept. Das heißt in meiner Klasse sind 24 Kinder aus drei verschiedenen Jahrgängen: 8 Erst-, 8 Zweit- und 8 Drittklässler. Darunter sind auch drei Inklusionskinder (u.a. mit körperlicher Einschränkung). In den nächsten vier Wochen wird meine Schulleitung bei allen Kollegen an meiner Schule hospitieren. Demnächst hospitiert sie auch in meinem Deutschunterricht. Das finde ich an sich nicht problematisch. Was mich etwas unentspannt stimmt, ist die Tatsache, dass ich generell noch sehr damit beschäftigt bin, in JüL einen Fuß auf die Erde zu setzen und die Schulleiterin nun speziell mit dem Fokus "Individualisierung und Differenzierung" hospitert. Der Grund dafür: Die Schulinspektion hat im vorigen Jahr festgestellt, dass unsere Schule super ist, außer im Punkt "Individualisierung und Differenzierung". In diesem Bereich gab es verhältnimäßig miserable Noten. Nun hat sich die Schulinspektion erneut angekündigt und da meine Schulleiterin sehr perfektionistisch ist, setzt mich diese angekündigte Hospitation leicht unter Druck.
    Ich bemühe mich täglich in meinem Unterricht jedem Kind gleichermaßen gerecht zu werden und die Erstklässler, Zweitklässler und die Drittklässler dort abzuholen, wo sie stehen. Täglich stelle ich allerdings auch fest, dass es eine unfassbare Herausforderung ist und ich noch ganz schön schwimme. Und jetzt wird auch noch ganz genau hingeguckt, dass auch wirklich jedes Kind im Unterricht bekommt, was es braucht. Uff...
    Wie geht ihr in eurem (Deutsch-) Unterricht mit Individualisierung und Differenzierung um? Erstellt ihr Wochenpläne für die Kinder, lasst ihr die Kinder viel frei arbeiten? Wie differenziert ihr (im Deutschunterricht)? Was ist für euch Individualisierung?
    Ich hoffe auf eure Rückmeldungen und bin sehr interessiert, wie ihr mit diesem Thema umgeht.
    Viele Grüße!
    Kitty

  • Danke für den Link. Ich habe mir das Buch besorgt. Es ist sehr interessant und inspirierend. Ich werde es auch ein bisschen abändern und ab übernächster Woche damit starten.
    Vielen Dank für den Tipp und weiterhin frohes Schaffen!

  • Ist ja ganz schön anstrengend, was Du so beschreibst, geehrte Kitty !


    Werdet Ihr in Berlin dafür überhaupt angemessen bezahlt ? 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Naja, ich sag mal so: Vor dem Bundeslandwechsel waren die Ausstattung an der Schule und meine Bezahlung besser... Aber ich will nicht klagen. Dafür, dass ich jetzt in der Hauptsstadt bin, habe ich mit meiner Schule wirklich Glück gehabt. Ich hoffe einfach, dass mit der Zeit die Routine kommt. In JüL muss man einfach anders an Unterricht herangehen...

  • Hallo Kitty,


    ich arbeite selber an einer Schule mit jüL und wir gehen sehr differenziert und individuell mit unseren Schülern um. Das fängt einmal beim Wochenplan an, wir erstellen für alle Jahrgänge Wochenpläne für die "Hauptfächer" Deutsch, Mathe und SU. Die sind erst einmal für alle Kinder gleich. Sofern es schwache Kinder gibt, werden die Aufgaben, die zu bearbeiten sind, angepasst und so differenziert angeboten. Genauso gibt es auch für stärkere Kinder Zusatzmaterial zum Thema, was angepasst ist. Wir haben sehr viel an Lernmaterial selbst erstellt und arbeiten mit keinem Lehrbuch, so dass wir da auch sehr flexibel sind und immer wieder zusätzliche Aufgaben zur Verfügung stellen können.


    Zu deiner Hospitation:
    Es kommt ein wenig darauf an, wie ihr an eurer Schule arbeitet. Bei uns wird nur im SU und Kunst-Unterricht mit allen 4 Jahrgängen gemeinsam gearbeitet (und in Wochenplan-Stunden sowie Freiarbeit), alles andere findet nach Jahrgängen getrennt, aber im Klassenverbund statt. Wenn Mathe ansteht, werden also die Jahrgänge in eine stille Ecke gebeten und es wird dort ein neues Thema eingeführt, während die anderen an ihren Wochenplan-Aufgaben arbeiten.
    In meinen UBs habe ich natürlich anders arbeiten müssen. Ich habe mir da Schwerpunkte gesetzt (Stufe 1/2 oder 3/4) und dann mit allen das Thema besprochen und für die Großen eine differenzierte Lernaufgabe verteilt. Die anderen Kinder haben dann eine intensive Einführungsphase erhalten, anschließend gabs mit denen dann noch eine Reflexion. Da waren dann manchmal eben die Großen nicht dabei.


    Aber da kann man doch sicher auch mit Kollegen mal sprechen, wie die so arbeiten?

  • Hallo,
    ich mache mein Referendariat an einer jahrgangsübergreifenden Grundschule (1-4 gemischt). Für das kommende Schulhalbjahr soll ich in Deutsch einen Stoffplan erstellen. Daher meine Frage: Welche Themen eignen sich für eine gemeinsame Bearbeitung in 1-4 für Deutsch? Habt ihr da Erfahrungen oder Tipps für mich?
    Über schnelle Antworten würde ich mich freuen, da der Stoffplan diese Woche fertig werden muss ;)
    Liebe Grüße

  • Meine Tochter geht in eine Jahrgangsklasse 1-4 und gemeinsam gibts da in Deutsch gar nichts. Jeder Jahrgang hat seinen Plan, gearbeitet wird mit Einsterns Schwester.


    Ich finde gemeinsame Themen in Deutsch auch schwierig, da doch jeder Jahrgang seine spezifischen Baustellen hat und dafür alle Zeit gebraucht wird (Jahrgang eins Buchstaben, Lesen, Schreibenlernen z.B.)


    LG Anja

  • Ich würde mir Methoden suchen, die für alle Kinder gelten und die in Regelmäßigkeit wiederkehren. Z.B. Klassenbüchereizeiten, Buchvorstellung, Rollenspiele, Gedichtvortrag, Gesprächskreise (Klassenrat o.ä.) etc.- siehe Lehrplan. Die Anforderungen an die Arbeitsergebnisse sind dann jeweils unterschiedlich, mitmachen können aber alle.
    Dann gibt's natürlich Zeiten, in denen sie jeweils in ihren Arbeitsheften weitermachen müssen und in denen du neue Themen nach Jahrgang (oder zumindest 1+2, sowie 3+4 einführst, denn so ist euer Lehrplan aufgebaut. Neben Lehrplan würde ich mir die Deutschbücher nebeneinanderlegen und schauen, ob das eine oder andere Thema wiederholt auftaucht (Kinderrechte, Leben mit Behinderung oder was immer wieder mal vorkommt).


    Optimal wäre eine Verknüpfung mit Sachunterricht, dass ihr die einzelnen Themen einbezieht und parallel in den Fächern behandelt, aber das ist schon eine Herausforderung und kaum alleine zu schaffen, schon gar nicht ohne Erfahrung.


    Wenn ihr altersgemischt 1-4 unterrichtet gibt's doch sicher schon Vorlagen oder Erfahrungswerte, wie man das im Alltag umsetzt, oder? Darfst du dich mit deinen Kollegen auseinandersetzen dazu, oder sollst dus ganz alleine machen?

  • Vielleicht kannst du in Deutsch ein Thema finden, zu dem du eine Werkstatt anbietest z.B. Märchenwerkstatt. Den Einstieg in die Stunde könnte man z.B. gemeinsam machen, indem du vielleicht ein Märchen erzählst und anschließend arbeiten die Kinder an ihren individuellen Aufgaben zu diesem Märchen weiter. Für jeden Jahrgang stellst du eigene Aufgaben zur Verfügung und ggf. für die Inklusionskinder andere Aufgaben oder besondere Hilfen (ich weiß ja nicht, ob sie zielgleich oder zieldifferent unterrichtet werden etc.). Durch Hilfekarten/-stationen kannst du leistungsschwächere Kinder bei ihren Aufgaben unterstützen und Extraaufgaben für die schnelleren/leistungsstärkeren anbieten.


    Ich habe an der Förderschule Lernen auch die Jahrgänge 1-3 und auch 1-4 in einer Klasse sitzen gehabt. Da bin ich immer so vorgegangen, dass wir einen gemeinsamen Einstieg hatten. In Mathe z.B. Kopfrechnen und dann Arbeit am Wochenplan bzw. Tagesplan. In Deutsch war es oft schwieriger etwas Gemeinsames zu finden, aber Leseübungen als Anfang, Erzählen zu Bildern, ein Rätsel…irgendetwas habe ich möglichst genommen. Sonst arbeitet jeder nur noch alleine vor sich hin, das finde ich auch nicht gut.


    Die größte Schwierigkeit bestand bei mir darin, dass die Kinder nicht immer so selbständig gearbeitet haben, dass sie alleine arbeiten konnten, während ich einer anderen Gruppe etwas Neues erklärt habe. Gerade an der Förderschule Lernen sitzen ja vermehrt Kinder, die ablenkungsbereit, unkonzentriert, unsicher und nicht so selbständig sind und die eben viel Zuspruch brauchen. Zwei Kinder mit ADHS aus der Klasse haben z.B. nie gearbeitet, wenn ich einer anderen Gruppe etwas erklärt habe. Der eine hat dann vor sich hingeträumt oder gemalt, der andere (ein Erstklässler) saß fast bei mir auf dem Schoß… Na ja. Die Arbeitsmethoden hatten die Schüler/innen dagegen gut drauf. Es wusste schon jeder, was zu tun war. Am besten lief es, wenn ich keiner Gruppe speziell etwas erklären musste, sondern alle an ihren Aufgaben saßen.


    Wenn du z.B. eine Geschichte wählst, könntest du anhand des "Umgangs mit Texten" auch gemeinsam beginnen und dann bekommt jeder eine andere Aufgabe: Die Erstklässler ordnen Bilder, die Zweitklässler ordnen Bilder mit kurzen Lesetexten, die Drittklässler ordnen Lesetexte. Zum Schluss der Stunde kommt man wieder zusammen. -Das ist jetzt nicht besonders originell, aber fiel mir einfach als schnelles Beispiel ein.

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