KLasse überspringen - von der 3. Klasse aufs Gymi?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    heute habe ich mal eine Frage als Mutter: die Lehrerinnen unseres Sohnes warfen die Frage auf, ob dieser nicht eine Klasse überspringen solle.


    Nun wär das an der Schule, die er zur Zeit besucht, kein Problem, da er dort in einer altersgemischten Klasse lernt und eh meist mit den älteren Kindern zusammen ist.


    Da ich aber jetzt in einem anderen Bundesland angestellt wurde, soll er im Sommer auch dort zur Schule gehen.


    Eigentlich ist er in der 3. Klasse, was bedeuten würde, dass ich ihn dann gleich in die 5. Klasse an der weiterführenden Schule einschulen müsste.


    Das erscheint mir aber etwas zuviel des Guten.
    Eigentlich tendiere ich dazu, ihn die 4. Klasse in der neuen Umgebung noch machen zu lassen.


    Andererseits hatte ich ihn schon mal einige Tage bei mir in meiner 4. Klasse dabei. Mit den Inhalten hatte er schon jetzt überhaupt keine Schwierigkeiten.


    Sollte ich mich gleich für die 5. Klasse entscheiden, müsste ich ihn jetzt anmelden - deshalb meine Frage.


    Es ist mir klar, dass man das auf die Entfernung schlecht entscheiden kann, aber vielleicht habt ihr Denkanstöße für mich ;)


    LG,
    Melosine

  • Hallo Melosine,


    ich schicke dir gleich mal per PN den Namen eines Gymnasiums in dieser Stadt, die sich auf genau diesen Sprung eingeschossen haben und den massiv vermarkten. Sie sind damit so reingerasselt, dass sie nicht einmal mehr den Antrag auf das hessische Gütesiegel genehmigt bekamen.


    Die Erfolgsquote war nach Aussage der dortigen Beratungslehrerin etwa 50 %. Wobei die Kinder abgesichert hb sein mussten (entsprechender Test), eine passende Stellungnahme der Grundschule mitbringen mussten und im Sommer vorher intensiv trainiert wurden.


    Auf die Frage, wovon Erfolg bzw. Misserfolg abhing, hieß es: Die Chemie zwischen Schüler und Lehrer.


    Das Problem dabei ist unter anderem das "Netz". Wie lautet Plan B, wenn es schiefgeht?


    Und natürlich: Was will man damit erreichen? Ein Jahr eher Abi auf Kosten der sozialen Integration?


    Ich hatte grad den Fall einer Lehrerstochter, die sich durch die komplette 5 quälen musste, um dann eine Klasse zurückgehen zu können.


    Die Umstellung ist halt groß. Die Wege meistens deutlich weiter. Die Schulen riesig. Die Verfahrensweisen völlig anders. Die Ranzen 8 kg schwer. Das muss das Kind bewältigen. Manche schaffen das.


    Grüße Enja

  • Hallo Melosine,


    warum meint die Lehrerin denn, dass er springen soll? Was meint er selbst dazu?


    Ich sehe normalerweise keine große Gefahr, wenn die Kinder bereit sind eventuelle Lücken selbst zu schließen. Ich persönlich kenne einige Kinder, die genau diesen Sprung "gewagt" haben und habe nur positivste Erfahrungen gemacht. Ein Vorteil meiner Meinung nach ist, dass er nicht für ein Schuljahr sich in eine neue bestehende Klassengemeinschaft integrieren muss sondern mit allen anderen zusammen in der 5. Klasse Kontakte knüpfen kann.


    Aber vielleicht schreibst du ein bisschen mehr dazu.


    Schlumpfine

  • Hallo Melo,


    wie alt ist er denn - eher bei den Jüngeren oder bei den Älteren? Wenn er noch sehr jung ist, wird er später entsprechend jung abends weggehen wollen und all die Dinge tun wollen, die seine Klassenkameraden auch tun dürfen - evtl. wäre dir das dann noch zu früh...


    Ich finde den Sprung schon recht gewagt, zumal ja in dem anderen Bundesland evtl andere Lernziele maßgebend sind, die er so vielleicht doch noch nicht hatte. Die andere Art wäre für ihn die gemütlichere: in Ruhe die neue Klasse kennen lernen, neue Freunde finden, vielleicht einen Sportverein oder einen Schachclub finden, ein Instrument lernen.


    Einige aus seiner Klasse werden dann nächstes Jahr sicher zum Gümmi wechseln, Bis dahin kannst du dir dann Schulen anschauen, alles mit Ruhe. Also ich glaube, den Stress würde ich mir nicht machen.
    Was sagt denn der Sohnemann selbst??
    Viele Grüßeventi :)

  • Ich würde wohl auch eher dazu tendieren, deinem Sohn zunächst eine Zeit zum Eigewöhnen geben.


    Umzug, neue Gegend, neue Sprache ;), neue Schule - das ist schon eine ganze Menge.
    Obwohl ich grundsätzlich der Meinung bin (und es selber schon mehrfach erfahren habe), dass Kinder solche Wechsel i.d.R. viel schneller wegstecken, als Erwachsene.


    Ich überlege gerade, ob es vielleicht möglich wäre, dass er noch vor den Sommerferien wechselt. Passt das zeitlich?
    Dann wäre vielleicht Zeit, die Meinung einer Lehrerin aus dem neuen Bundesland zu hören.


    Petra

    • Offizieller Beitrag

    Erstmal vielen Dank für eure Antworten!


    Mein Sohn ist 9 und besucht derzeit eine Reformschule, in der der Unterricht in altersgemischten Klassen stattfindet.
    Im Sommer hat er die Klassenstufe gewechselt, d.h. er und einer Altersgenossen sind die "Kleinen" - in der Klasse sind noch 4. und 5. Klässler.


    Zumeist erledigt er die Aufgaben der 4. bzw. der 5. Klasse (Mathe).


    Vom Denkvermögen her hätte ich mit dem Sprung kein Problem, eher machen mir andere Dinge Sorgen:


    - bisher hatte er keine Hausaufgaben zu erledigen, da er eine Ganztagsschule besucht
    - er hat keine Klassenarbeiten geschrieben
    - es erfolgt für ihn ein gravierender Einschnitt durch den Bundeslandwechsel, den man auch ohne hohe schulische Anforderungen erstmal verdauen muss
    - die Auswahl an Schulen ist in der Gegend wo ich jetztwohne beschränkt; in Frage käme ein Gymi mit hohem Anspruch und altsprachlicher Ausrichtung - ob das so das Richtige für ihn(stark naturwissenschaftlich interessiert) ist?


    Ich denke, es wär vermutlich besser, ihm die Zeit zu geben.
    Auch, wie venti schrieb, damit er zunächst mal Kontakte knüpfen kann.


    Mein Gefühl ging ja schon vorher in die Richtung. Ich hab nur drüber nachgedacht, weil seine Lehrerinnen diesen Vorschlag machten.


    LG,
    Melosine

  • Lehrer und Schulen schlagen bei HB generell einen Sprung vor. Das ist die Standardlösung. Und für die Schule weiter nicht mit Arbeit verbunden.


    Grüße Enja

  • So hab ich das eigentlich noch nie erlebt, Enja. Und bei vielen Kindern hat der Sprung auch die erhoffte Wirkung. Oftmals kann es ja auch kaum schlimmer werden als es schon war.


    Was mich aber trotzdem noch interssieren würde, Melosine: Was sagt denn dein Sohn dazu? Möchte er in Ruhe Kontakte knüpfen oder lieber durchstarten, dem Geist vertärkt mit Input versorgen? Auch wenn die Kinder sicher nicht allein entscheiden können so gehört ihre Meinung aber dennoch dazu.


    Ist das was an Wissen vorausgesetzt wird in beiden Bundeslängern in etwa vergleichbar? Oder hätte er größere Lücken als nach einem Sprung in der "alten Heimat"? Und ich hätte ein flaues Gefühl im Bauch, wenn er in eine "normale" Grundschule geht und den normalen Matheunterricht mitmachen muss / soll, wo er doch jetzt bereits anspruchsvolleres machen kann / darf.


    Schlumpfine

  • Hallo Schlumpfine,


    mag schon sein, dass ich da eher die Schattenseiten erlebe. Die, bei denen alles toll läuft, werden wohl kaum Beratung suchen.


    Ich hatte gerade erst gestern eine Mutter bei mir, deren Kind nun mit Pauken und Trompeten am Gymnasium gescheitert war. Nach zweimaligem Springen. Auf die Frage, warum sie sich auf so etwas eingelassen hätten, sagten sie, dass das Kind halt sterbensunglücklich war. Der Psychologe riet zum Springen. Die Schule fand das toll. Nach einem halben Jahr war das Kind wieder sterbensunglücklich. Nun forderte die Schule einen erneuten Sprung. Sonst werde man gar nichts mehr tun und übernehme auch keine Verantwortung.


    Was man natürlich langfristig sowieso nicht tut.


    Die Sprünge sind aus Grundschulsicht größtenteils unproblematisch. Der Stoff der Grundschule ist offensichtlich binnen sehr kurzer Zeit vermittelbar. Die Folgen sind häufig eher Spätfolgen.


    Obwohl die an der mir bekannten Schule gescheiterten 50% schon im 5. Schuljahr scheiterten. Nach den anderen fragt dann keiner mehr.


    Grüße Enja

  • Hallo Melosine,


    hat RLP bereits auf G8 umgestellt?


    Je nachdem müsste man das vielleicht in die Entscheidung mit einbeziehen.


    Wir sind umgezogen, als mein ältester Sohn gleich in die 5.Klasse kam. Das war einerseits gut, weil die Klasse ja neu gebildet wurde. Andererseits wohnen wir in einer sehr ortstreuen Gegend. D.h. fast alle Schüler des Gymnasiums wohnen im Ort, sind also auch hier auf eine Grundschule gegangen. Unser Sohn war deshalb der einzige der noch niemanden kannte UND der Ort war für ihn als einzigen völlig neu. Die anderen bildeten ihre Grundschulgrüppchen, die sich gegen alle anderen abgrenzten. Das war dann nicht einfach für ihn, Kontakte zu knüpfen.


    So gab es dann von der Schule Mitteilungen wie: "nach der Pause geht ihr gleich zum Sportzentrum". Oder "morgen früh treffen wir uns gleich auf dem grossen Sportplatz".............er oder besser gesagt wir, waren dann natürlich immer am Herumfragen oder Herumsuchen, weil der Sportplatz auf dem Stadtplan ja nicht mit "grossem Stadtplan" angeschrieben war ............und ähnliches...........zweimal ist er bei "Transfers" auch einfach verloren gegangen, weil niemandem in den Sinn kam, auf ihn zu warten bzw. weil sich niemand vorstellen konnte, dass ein Schüler mit den örtlichen Verhältnissen bzw. v.a. Bezeichnungen nicht vertraut war.


    Das sind Kleinigkeiten, aber man muss wissen, ob man das seinem Kind zumuten kann. Es kann eben auch schön sein, wenn man schon einige Schüler kennt am Gymi. Ob es sich dafür lohnt, sich für die 4.Klasse nochmal in eine neue Klasse und eine neue Schule einzuleben, muss man abwägen.


    Der Erfolg eines solchen Sprungs hängt zum grossen Teil von der Bereitschaft der neuen Schule ab, sowas zu unterstützen oder eben nicht. Das ist natürlich auf Distanz schwierig abzuschätzen. Auf Anfrage ist vermutlich jede Schule zuvorkommend, wie das aber in der Realität umgesetzt wird, müsste man von betreffenden Eltern und Schülern erfragen.



    lg,


    füchsle

    • Offizieller Beitrag

    Das waren noch mal gute Fragen und Anregungen.


    Zunächst einmal glaube ich nicht, dass die Lehrerin den Sprung vorschlägt, damit sie weniger Arbeit hat - u.a. weil es in diesem Fall auch gar nicht so wäre (sie unterrichtet ja eine altersgemischte Klasse, d.h. mein Sohn würde zunächst in ihrer Klasse bleiben und dort springen).


    Unser Sohn sagt, er wolle an seiner jetzigen Schule gar keine Klasse überspringen, denn, so hat er richtig erkannt, könne er ja jetzt die Aufgaben der älteren Kinder machen, würde aber nach dem Sprung zu diesen jetzt Älteren gehören und dann müsste er sich eh mit dem zufrieden geben, was die machen, weil der Wechsel in die nächste Klassenstufe, mit neuen Älteren, erst zu Beginn der 6. Klasse erfolgt.


    Im Falle eines Schulwechsels erscheint es ihm aber langweilig, nur mit dem Stoff der 3. Klasse konfrontiert zu sein, so dass er dann gerne überspringen würde...


    Wer hätte das gedacht. Ich war etwas baff, weil er da so klare Vorstellungen hat. ;)


    Wir überlegen jetzt, ob er vielleicht schon nach den Osterferien zu mir zieht, was einerseits wegen der alten Schule schade wäre, ihm aber vielleicht die Eingewöhnung erleichtern könnte.
    Ich würde dann sehen, dass ich ihn in ein 4. Schuljahr gebe, so dass er nicht direkt in der 5. anfangen muss.


    Trotzdem ist der Zeitrahmen von Ostern bis zu den Sommerferien ziemlich kurz... andererseits könnte er so die 4. noch mal machen, wenn es schief geht.


    Was meint ihr dazu?


    Übrigens deckt das Gymnasium den ganzen Umkreis ab, so dass die Kinder sich nicht alle kennen, da sie von ganz unterschiedlichen Grundschulen kommen.


    LG,
    Melosine

  • @ Melosine:


    Gibt es dort, wo Du jetzt wohnst bzw. im weiteren Umkreis denn keine alternative Schule mit jahrgangsübergreifenden Lerngruppen? Das scheint ja für Deinen Sohn genau das Richtige zu sein.


    Die Tochter einer Bekannten von mir hat die dritte Klasse übersprungen und ist jetzt auf einem ganz normalen Gymnasium. Dort hat sie überhaupt keine Probleme - weder mit dem anspruchsvollen Unterricht noch mit ihren älteren Mitschülerinnen. Ein Sprung muß also nicht immer soziale Beziehungsprobleme mit sich bringen.

  • Du schreibst:
    "Lehrer und Schulen schlagen bei HB generell einen Sprung vor. Das ist die Standardlösung. Und für die Schule weiter nicht mit Arbeit verbunden. "


    Daraus lese ich, dass du die Erfahrung gemacht hast, dass Schulen als Lösung für HB das Überspringen vorschlagen. Welchen Umgang und welche Vorgehensweise würdest du diesen Schulen raten?
    flip

  • Hallo Elefantenflip,


    da die HB ja nicht weggeht, kann ein Sprung immer nur kurzfristig helfen und erzeugt dabei aber unter Umständen Langzeitprobleme. Nach allen offiziellen Studien gibt es keine Fehlsprünge. Überhaupt nicht. Nur widerspricht das halt den Erfahrungen an den Schulen.


    Wenn man mal mit der Diagnose beginnt, so steht unter den meisten Gutachten, die einen IQ von mehr als 130 feststellen, dass zu einem Sprung dringend geraten wird, wenn man das Kind nicht gefährden will. Kommt ein IQ zwischen 120 und 130 raus, steht dort zumeist, dass ein Sprung "unter Umständen" nützlich sein könnte.


    Die Psychologen meinen das rein auf die Begabung bezogen. Die schulischen Gegebenheiten der Kinder kennen sie nur aus wenigen Minuten Anamnese in der Richtung.


    Die Eltern fassen das aber meist als Aufforderung zum Tanz auf, legen die Boxhandschuhe an und kämpfen den Sprung auf Gedeih und Verderb durch.


    Früher waren die Schulen meistens dagegen. Das hat sich heute weitgehend geändert. Da es Stand der Erkenntnis ist, dass hb Schüler von einem Sprung nur profitieren können, macht der Lehrer nichts falsch, wenn er sich dieser Meinung anschließt. Die Folgen verantworten oder auch nur ertragen, muss er sowieso nicht.


    Die Alternative bestünde in Binnendifferenzierung und geduldiger Förderung, gepaart mit entsprechender Erziehungsarbeit. Was man da genau machen kann, lässt sich nicht mal eben in so einem Posting zusammenfassen. Mein Lieblingsbuch dazu habe ich im HB-Thread schon empfohlen. In den meisten Bundesländern gibt es dazu auch bereits reichlich Material der Kultusministerien, sowie manchmal sogar Hilfe und Unterstützung.


    Grüße Enja

  • Liebe Enja,
    es geht mir nicht um die empfohlene Literatur, sondern um konkretere Erfahrungen.
    "Die Alternative bestünde in Binnendifferenzierung und geduldiger Förderung, gepaart mit entsprechender Erziehungsarbeit". Du gibst dir viel Mühe


    - und das kostet dich bestimmt auch einige Zeit,


    auf die Probleme hochbegabter Kinder und Kinder, die "anders lernen" (z.B. Kiss u.ä. ) hinzuweisen.


    Schade finde ich, dass deine Beiträge dann eher auf Links und ä. gehen, und sich so vorwurfsvoll gegenüber meiner Zunft anhören. Ich denke, da tust du vielen von uns Unrecht (auch wenn deine Erfahrungen andere sein mögen). Du hat bestimmt auch viele Forenteilnehmer zum Denken, Lesen und Ausprobieren angestoßen.


    Ich fühle mich dann oft sehr frustriert, wenn ich solche allgemeinen Äußerungen lese wie "Und für die Schule weiter nicht mit Arbeit verbunden" und ich mal wieder bis nach Mitternacht herumsitze, um meine Differenzierungsmöglichkeiten vorzubereiten. Ich sage mir dann zwar immer, du hast dir deinen Job selbst ausgesucht, also musst du dich gegenüber solchen Nadelstichen abhärten -und lese eigentlich solche Beiträge nicht mehr - aber immer kann ich das auch nicht. Dann denke ich auch, welche Lebenswege müssen wohl hinter solchen Äußerungen stecken.
    Ich denke, dir geht es darum, Verständnis für "Anders Lernenden" zu wecken - und das ist wirklich gut so und auch nötig.


    Deswegen fände ich es konstruktiver (als das Verteilen von Nadelstichen), wenn du vielleicht in einer ruhigeren Minute Zeit opferst, um aus deinem Erfahrungsschatz aus der Praxis konkretere Umsetzungstipps zu geben. Was tut deinen Kindern/den dir anbefohlenen Kindern konkret gut (Intervention von Eltern/Lehrern?


    Ich denke, du könntest so mehr bewirken, als in so allgemeinen Antworten und Links zu anderen Organisatoren (durch die haben sich bestimmt viele von uns schon gearbeitet).


    Das Beste sind eben die Tipps die aus der Praxis kommen. - von Betroffenen .
    flip

  • Hallo Melosine,


    ich kann dir jetzt zwar nicht aus eigener Erfahrung weiterhelfen, aber es gibt ein ganz gutes Buch, das ich dir empfehlen könnte:


    Annette Heinbokel: Überspringen von Klassen
    ISBN: 3825830411


    Vielleicht erfährst du darin etwas mehr über mögliche Probleme, Vor- und Nachteile.


    Alles Gute für deinen Sohn,
    Katrin

  • Frau Heinbokel hat herausgefunden, dass Sprünge niemals schief gehen. Sie ist die Hauptbefürworterin des Springens. Lehrerin.


    Hallo Elefantenflip,


    dein Wunsch nach Tipps aus der Praxis kommt für mich jetzt überraschend. Wir Eltern werden eigentlich ständig drauf hingewiesen, dass wir "keinen blassen Dunst" haben.


    Wenn du möchtest, kann ich dir beschreiben, wie das an unserer Grundschule lief.


    Das erste Problem, dass man überwinden muss, ist die massive Ablehnung der Lehrer. Das ging einfach durch geduldiges "Nadelstechen". Eine Grundbedingung scheint zu sein, dass einer der Lehrer selber so ein Kind hat.


    Als nächstes braucht das Kollegium ein paar Grundinformationen. Wie du schon angedeutet hast, möchten Lehrer es meist praktisch. Ein paar möglichst kurze Infos, damit es dann flutscht. Wir haben das so gemacht, dass wir einige einschlägige Referenten an die Schule geholt haben, so dass für niemanden Wege entstanden und wirklich auch alle teilnahmen.


    Wir haben die einschlägigen Bücher beschafft und einen Psychologen, der beraten hat. Dazu passende Materialien. Differenzierung als solche war für unsere Grundschullehrer Alltag. Nachdem sie die Grundeinstellung den hb Kindern gegenüber geändert hatten, war es nicht mehr wirklich schwierig. Übungsgelegenheit gab es bald reichlich.


    Hilfreich sind unsere mit Spendenmitteln aufgebaute Bibliothek, die ebenfalls gespendete gute Ausstattung mit modernen Computern einschließlich Internet.


    Als Bonbon gibt es spezielle Pull-out-Förderung für die hb Kinder. Parallel zum normalen Unterricht gibt es verschiedene Angebote. Für die anderen Kinder finden in dieser Zeit die Wiederholungsphasen statt, die die hb Kinder auf diese Weise abkürzen.


    Ansonsten gibt es, wenn sinnvoll, Sprünge, Einschulung in die 2. Klasse, teilweisen Unterricht in höheren Klassen, Teilnahme an Wettbewerben. Dazu die übliche Palette an Freiarbeit und Projektarbeit. Die Grundschule musste sich nicht sehr stark verändern, um absolut gute Arbeit in Bezug auf die HB-Förderung zu leisten.


    Wenn das funktioniert, erbringen die Kinder tolle Leistungen. Das macht durchaus Spaß.


    Nach meinem Gefühl ist das, was wirklich zählt, das andere Informationsniveau, der Respekt vor den Kindern, die andere Einschätzung. Das Wissen darum, dass Kinder, die vielleicht nicht auf Anhieb besondere Leistungen erbringen, ein großes Potenzial haben können.


    Es gibt dann noch diverse Feinheiten. Das würde aber wirklich länger dauern.


    Grüße Enja

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