Wem geht / ging es im Referendariat auch so schlecht?

    • Offizieller Beitrag

    sie hören sich das schweigend an und danach werfen sie mir meine eigene Kritik plus diverse andere Dinge (die oben erwähnten Kleinigkeiten) um die Ohren

    ich persönlich störe mich an der Ausdrucksweise: werfen Kritikpunkte um die Ohren.


    Kann es sein, dass du generell Probleme mit Kritik hast? Das ist nicht böse oder abwertend gemeint, aber ich erlebe es oft, dass Referendare sich nicht wirklich bewusst sind, dass sie lernen. Dass sie in der Ausbildung stecken, in der sie vieles falsch machen.


    Vll liegt es daran, dass Referendare deutlich älter sind als andere Auszubildende.

  • Hallo SchmidtsKatze,
    deine Ehrlichkeit ehrt dich (die billige Alliteration musste einfach sein ;) ), aber bei mir ist die Lage offenbar doch etwas anders. Ich sitze nie heulend irgendwo rum und ich kann auch gut meine Fehler reflektieren. ...

    Und jetzt wird auch klar, wie du für Sympathie sorgst :angst:

  • Hallo Frapper,
    das mag ja sein, aber sollten die Ausbilder nicht zumindest auch etwas Vorbild sein in Sachen pädagogischem Takt und Fehlerkultur etc.?


    der Buntflieger

    Auf der einen Seite hast du da schon einen gewissen Punkt, auf der anderen Seite wirst du da halt behandelt wie alle anderen im Kollegium, die für ihre Arbeit auch nicht ständig ein Lob bekommen. In meinem Ref lief eine Nachbesprechung eines UBs so, dass zuerst die Sachen genannt wurden, die gut gelaufen sind. Das wurde benannt und insgesamt hat man nicht so viel Zeit darauf verwendet. Danach ging es um die verbesserungswürdigen Dinge, welche analysiert wurden und verschiedene Alternativen und Handlungsmöglichkeiten entwickelt wurden. Dafür ging selbstverständlich deutlich mehr Zeit drauf, so dass die guten Sachen in meiner Wahrnehmung völlig untergegangen sind. Man wird da bisweilen auch empfindlich, aber mir fällt auch nicht ein, was man daran groß ändern könnte. Das sind nunmal Punkte, an denen gearbeitet werden muss. Man braucht die Reflexionsfähigkeit für später, denn die einzige Rückmeldung, die ich zu meinem Unterricht bekomme, findet hauptsächlich durch die Arbeitsergebnisse und das Verhalten der SuS statt.


    Mein alter Stufenleiter hat mit mir auf einer Klassenfahrt mal über diese Rückmeldungen geredet. Viele erwarten in unserem Beruf, dass sie neben ihrem Gehalt eine große Anerkennung für ihre Arbeit bekommen, auch von oben. Wenn das ausbleibt, fühlen sie sich gekränkt. Da dieses Ausbleiben aber die Regel ist, werden manche eben über die Jahre empfindlich. Da muss man aber auch mal ehrlich zu sich selbst sein: wann geht man z.B. zu den Erstellern des Vertretungsplan und sagt wie gut sie das machen? So gut wie nie, aber Beschwerden gibt es sicherlich genug. Die Anerkennung läuft halt anders ab, z.B. durch das Ausbleiben von Beschwerden, welches aber nicht direkt sichtbar ist. Ist halt so und nicht nur an Schulen.
    Ein Freund von mir ist auch Beamter und im Personalrat, aber an einer Behörde. Manchmal bin ich etwas mitgenommen von irgendetwas und er dröselt mir das recht gut auf, was wahrscheinlich die Beweggründe sind, dass ich das jetzt "abbekomme". Ändern kann man meistens nichts, aber immerhin habe ich Verständnis bekommen. Andersherum läuft es genau so, wenn er mal Ärger bei sich hat. Es ist aber nicht einfach, sich emotional davon zu distanzieren und nur die Sache zu sehen, wenn das eigene Gerechtigkeitsempfinden stark getroffen wurde.

  • Stunden wirken übrigens dann besonders durchdacht, wenn man [...]

    Wie man doch mit einem einzigen Verb dieses ganze Kasperletheater entlarven kann.

  • Haha, erwischt... UB-Stunden SIND dann natürlich besonders durchdacht ;) Nur muss man sich in der Aufregung auch dran erinnern, was man sich da überlegt hat :D Sonst wirkt es nämlich so, als hätte man sich gar keine Gedanken gemacht :P

  • Ja, ein Lob, dass man das hinbekommen hat, wäre grundsätzlich nett, aber bekommt man im Arbeitsleben i.d.R. auch nicht. Für die andere Seite ist der Gedanke eher der: "Wir müssen aus dem einen gescheiten Lehrer machen. Der Punkt scheint angekommen zu sein. Was ist die nächste Baustelle?"

    Frapper da gebe ich dir uneingeschränkt recht.


    Nachdem mein damaliger Seminarleiter nach einen Besuch meine Stunde mal wieder komplett zerpflückt hatte sagte ich sinngemäß:
    "Irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich das letzte Jahr garnichts gelernt habe und immer schlechter werde."


    Er meinte dann (sinngemäß):
    "Wissen Sie, wenn ich anfange darüber zu reden, ob das Papier 15cm oder doch eher 15,5cm breit sein soll oder ob Sie eher einen Fineliner pink dunkel oder lila hell benutzen sollten, dann wissen Sie, dass sie eigentlich alles richtig machen." :top:


    Diesen Satz habe ich mir immer wieder ins Gedächtnis gerufen, wenn zu viel Kleinigkeiten kritisiert wurden.

  • Mir ging es im Referendariat schlecht. Von meinen Ausbildern im Seminar habe ich viel gelernt und sie haben sich mir gegenüber immer anständig verhalten, auch wenn mein Englisch-Fachleiter einen Ruf wie Donnerhall hatte und durchaus regelmäßig Referendare in Tränen getrieben hat. Dabei hat mir allerdings geholfen, dass unter all meinen psychischen Problemen und Schwierigkeiten eins nicht ist: mangelndes Selbstbewusstsein. :) Allerdings macht es die Sache nicht besser, wenn man es erhobenen Hauptes aushält, nach einem Unterrichtsbesuch erst einmal eine halbe Stunde lang Kleinkritik ertragen zu müssen. Auch, wenn man weiß, dass der Fachleiter ehrlicherweise eigentlich nur so viel Anregungen wie möglich an den Mann bringen will. Das kennen wir als Lehrer doch auch, dass wir so viel sehen, was wir bei schriftlichen oder mündlichen Schülerleistungen verbesserungswürdig fänden.


    Für mich war in erster Linie das ständige Gefühl beobachtet und bewertet zu werden problematisch. Ich war zu Beginn meines Referendariats 35 Jahre alt und hatte sowohl einige Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr als auch akademische Arbeit hinter mir. Die Struktur der Referendarsausbildung hat einfach nicht mehr zu mir gepasst, weil die "Schülerrolle" und die Anspruch auf Augenhöhe, den ich durch Auftreten und Erwartung erhoben habe, nicht wirklich mit der klar hierarchischen Rolle der Ausbildung in Einklang zu bringen war, was auch zu einer Dissonanz bei den Ausbildern geführt hat. Ich denke, ich wäre mit einer anderen Form von Ausbildung, die mehr einer Trainee-Ausbildung ähneln würde, besser gefahren. Der "Dr. phil." hat die Sache am Gymnasium auch nicht leichter gemacht, weswegen ich es verstehe, dass Referendare, z.B. einer, den wir gerade an der Schule haben, diese Qualifikation lieber verheimlicht.

  • "Irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich das letzte Jahr garnichts gelernt habe und immer schlechter werde."


    Er meinte dann (sinngemäß):
    "Wissen Sie, wenn ich anfange darüber zu reden, ob das Papier 15cm oder doch eher 15,5cm breit sein soll oder ob Sie eher einen Fineliner pink dunkel oder lila hell benutzen sollten, dann wissen Sie, dass sie eigentlich alles richtig machen." :top:


    Diesen Satz habe ich mir immer wieder ins Gedächtnis gerufen, wenn zu viel Kleinigkeiten kritisiert wurden.

    Diesen Satz sollte man sich als Lehrer als Negativbeispiel einer Beurteilung sehr hinter die Ohren schreiben.


    Warum? Offensichtlich ist die intendierte Botschaft hinter der Kritik des Fachleiters überhaupt nicht angekommen. Die Kommunikationsabsicht des Bewerters ist gescheitert und, da die Rollenverteilung in einem Bewertungsgespräch klar ist, ist dies die Verantwortung des Fachleiters, der es offenbar versäumt hat, seine Kritikpunkte verbal in den intendierten Kontext zu setzen.


    Davor sollte man sich als Lehrer bei Aussagen über die Leistungen seiner Schüler tunlichst hüten! Pädagogisch kann man so großen Schaden anrichten.


    Nun frage ich mich, wieso das dem Fachleiter nicht bewusst war. Wieso hat er diese Reaktion nicht antizipiert? Die emotionale Dynamik zwischen Referendaren und ihren Fachleitern ist ja nun so sattsam bekannt, dass da sogar die ignoranteren Exemplare von Fachleitern gerüchtemäßig davon gehört haben sollten. Ist es Gleichgültigkeit? Wie dem auch sei - ein so geführtes Beratungs- und Bewertungsgespräch, das den Referendar auf diese Weise trifft, ist offensichtlich defizitär.


    Ich habe ja insgeheim die Vermutung, dass viele Fachleiter aus dem Regelschulsystem annehmen, dass die Prinzipien von Didaktik und Pädagogik, die sie in ihren Seminaren vermitteln und in ihren Schulen vertreten, aus irgendeinem Grund im Umgang mit den Referendaren nicht mehr gelten würden. Dass Pädagogik und Didaktik etwas sei, dass nur für Jugendliche gelte und das man bei Erwachsenen getrost zur Seite fallen lassen könne. Dass Erwachsene so ein überlegtes Handeln und so eine Rücksichtnahme ja gar nicht mehr bräuchten.


    Als langjährig erfahrener Lehrer in der Erwachsenenbildung kann ich nur sagen: dem ist nicht so. Erwachsenenpädagogik ist ein anspruchsvolles und komplexes Tätigkeitsfeld, das einen großen Unterschied bei den Arbeitsergebnissen und der Persönlichkeitsentwicklung der Lerner ausmacht. Gleiches gilt für die Didaktik, die bei Erwachsenen zwar anders ist als bei Jugendlichen aber nichtsdestotrotz unverzichtbar. Wenn Fachleiter meinen, dass sie pädagogisch auf ihre Referendare keine Rücksicht nehmen zu brauchen und dass öde 90 Minuten Frontalvortrag oder sinnlose Methodenklimmzüge im Seminar einen Lerneffekt erzeugen würden, dann sehe ich da erheblichen Bedarf zu Nachschulung.


    Hallo Studienseminare - wenn ihr mich als Fortbilder dafür mieten wollt, bitte sehr! :D

  • Die Struktur der Referendarsausbildung hat einfach nicht mehr zu mir gepasst, weil die "Schülerrolle" und die Anspruch auf Augenhöhe, den ich durch Auftreten und Erwartung erhoben habe, einfach nicht so wirklich gepasst haben. Ich denke, ich wäre mit einer anderen Form von Ausbildung, die mehr einer Trainee-Ausbildung ähneln würde, besser gefahren.

    Hallo Meerschwein Nele,


    es wurde hier ja viel geredet und spekuliert, meistens wird an meiner Person der Fehler gesucht, so noch dem Motto: Irgendwas wird er schon grundsätzlich falsch machen.


    Ich glaube das, was du schreibst, trifft es wahrscheinlich am besten. Zwar ordne ich mich in die Rolle als Azubi ein, d.h. ich mache alles, was man von mir verlangt, auch wenn es mir nicht direkt einleuchtet. Aber was ich eben nicht mache: Meine eigene Sicht der Dinge völlig außer Acht lassen und Sachen, die für mich einfach sinnfrei sind, gar nicht erst auch nur im Ansatz hinterfragen. Ich frage dann schon mal nach, wie genau das nun gemeint ist und dass ich das auch anders kenne etc., natürlich nie als Vorwurf oder Besserwissertum gemeint, sondern einfach, weil ich immer denke und meine, dass man sich als erwachsene Menschen begegnet, die letztlich derselben Profession nachgehen. Niemand ist allwissend. Guten Dozenten an der Uni war das auch immer bewusst und mit denen konnte man problemlos auf Augenhöhe reflektieren - das war sogar sehr erwünscht.


    Wer vom Typ her (ob nun älter oder jünger) einfach seinen eigenen Kopf hat und den auch nicht auf Kommando deaktivieren kann, der muss offensichtlich mehr oder weniger großes Glück mit seinen Ausbildern haben, um nicht sehr schnell ziemlich große Probleme zu bekommen. Die "Form der Ausbildung" (Referendariat) ist irgendwie nicht mehr zeitgemäß und in einem Ausmaß autoritär durchsetzt, dass man schon das Gefühl bekommen kann, man wurde in eine Zeitmaschine gesetzt und ins frühe 20. Jahrhundert katapultiert.


    der Buntflieger

  • Dass es für einen erwachsenen Umsteiger schwierig sein mag, sich noch mal ausbilden zu lassen, kann ich mir gut vorstellen.


    Dass man beobachtet und bewertet wird ist aber nach wie vor logisch und richtig, es geht um den Praxisteil der Ausbildung, die mit einem Staatsexamen (!) abschließen wird.


    Und wer es nicht schafft, die sachliche Kritik zu hören und Schlüsse zu ziehen, ohne daraus einen persönlichen Angriff zu backen (ich werde zerfleischt! alle hassen mich! keiner versteht mich! und: eigentlich weiß ich es besser, als alle Kollegen, Ausbilder und Vorgesetzte zusammen!) der wird überall Probleme kriegen. Beim Militär wohl die meisten...

  • Beim Militär wohl die meisten...

    Meine militärische Ausbildung habe ich als sehr viel klarer, transparenter, ehrlicher und auch menschlicher empfunden als das Referendariat. Die Ansprüche wurden im Vorfeld klar kommuniziert und die Bewertung der Umsetzung war immer eindeutig und nachvollziehbar sachorientiert.


    Ich vermute, dass das nicht zuletzt daran hing, dass im Gegensatz zur Schule dieser ideologische Widerspruch nicht bestand zwischen einem utopischen, idealistischen Menschenbild von intellektueller Freiheit und Selbstbestimmung und der tatsächlichen straffen Hierarchie, die klare Unterordnung unter Prinzipien und Arbeitsmodelle verlangt.


    Ich finde die militärischen Ausbildungsgänge ehrlicher.

  • ...
    Ich finde die militärischen Ausbildungsgänge ehrlicher.

    Interessant. Mir wurde im Ref immer genau gesagt, was von mir erwartet wird. Wenn der TE mal ein bisschen mehr erzählen würde als nur "jammerjammer" dann könnten wir dem sicher besser auf den Grund gehen. So bleibts beim seitenlangen Lamentieren und Spekulieren und hier sehe ich Kritik, à la "schreiben Sie so, dass die Schüler es lesen können" als glasklare Ansage, die man zu befolgen hat.


    Was ich hier höre ist ein nerviger Junge, der völlig in sich und seinem Gedankenkreislauf gefangen ist: "ja aber, das ist doch gar nicht so relevant. Ja aber, ich habe mir schon was bei gedacht, als ich den Text schrieb. Ja aber, es ist doch wichtig, dass die Schüler verschiedene Handschriften entziffern können. Ja aber..." ganz ehrlich, ich würde dem Jungen meine Unterstützung auch irgendwann versagen: mach was dir gesagt wird, oder machs anders, aber nerv mich nicht, ich hab noch einen Job.


    Keine Ahnung, was manche sich einbilden, wer sie Interessantes sind? Aber vielleicht lebe ich schon zu lange im Osten, um das noch nachvollziehen zu können :weissnicht:

  • Ich habe ja insgeheim die Vermutung, dass viele Fachleiter aus dem Regelschulsystem annehmen, dass die Prinzipien von Didaktik und Pädagogik, die sie in ihren Seminaren vermitteln und in ihren Schulen vertreten, aus irgendeinem Grund im Umgang mit den Referendaren nicht mehr gelten würden. Dass Pädagogik und Didaktik etwas sei, dass nur für Jugendliche gelte und das man bei Erwachsenen getrost zur Seite fallen lassen könne. Dass Erwachsene so ein überlegtes Handeln und so eine Rücksichtnahme ja gar nicht mehr bräuchten.
    Als langjährig erfahrener Lehrer in der Erwachsenenbildung kann ich nur sagen: dem ist nicht so. Erwachsenenpädagogik ist ein anspruchsvolles und komplexes Tätigkeitsfeld, das einen großen Unterschied bei den Arbeitsergebnissen und der Persönlichkeitsentwicklung der Lerner ausmacht. Gleiches gilt für die Didaktik, die bei Erwachsenen zwar anders ist als bei Jugendlichen aber nichtsdestotrotz unverzichtbar. Wenn Fachleiter meinen, dass sie pädagogisch auf ihre Referendare keine Rücksicht nehmen zu brauchen und dass öde 90 Minuten Frontalvortrag oder sinnlose Methodenklimmzüge im Seminar einen Lerneffekt erzeugen würden, dann sehe ich da erheblichen Bedarf zu Nachschulung.

    Du sprichst hier Regelschullehrer an und da falle ich mit meiner Sonderpädagogik wieder raus. Ich habe meine Fachleiter und die meiner Referendarin als wertschätzend erlebt, die nicht nur knallhart die Kritik um die Ohren geworfen haben. Mir sind aus diesen Gesprächen natürlich die Kritikpunkte hängen geblieben und nicht das, was an mir gelobt wurde - die menschliche Psyche funktioniert leider eben so, dass sie sich auf Negatives fokussiert und ein Vermeidungsverhalten einsetzt.


    Ich sehe deinen Punkt mit der Pädagogik und Didaktik in der Erwachsenenbildung. Durch meine Beratungstätigkeit bin ich ja auch irgendwie in der Erwachsenenbildung drin und sehe natürlich einen gewissen Unterschied im Umgang, aber dass in beiden Fällen von der Sache aus begründet werden muss - das ist gleich. Sehr schwierig finde ich es aber, wenn man Erwachsene (egal ob Lehrer oder Eltern) vor sich hat, die sich eigentlich nichts sagen lassen wollen oder sich auf nichts einlassen können, was man zusammen mit ihnen erarbeiten möchte, und zwar nicht nur einmal. Irgendwo ist dann auch einfach ein Punkt, wo man dann davon Gebrauch machen muss, dass man am längeren Hebel sitzt. Das ist dann zwar umso mehr kränkend, aber ich sehe dazu keine wirkliche Alternative.
    Man sollte auch bedenken, dass die Fachleiter ja in der Regel auch alle mal Referendare waren und wissen, dass das keine angenehme Rolle war.


    Die "Form der Ausbildung" (Referendariat) ist irgendwie nicht mehr zeitgemäß und in einem Ausmaß autoritär durchsetzt, dass man schon das Gefühl bekommen kann, man wurde in eine Zeitmaschine gesetzt und ins frühe 20. Jahrhundert katapultiert.

    Was wären deine Vorschläge? Irgendwer muss ja mal kommen und schauen, ob das etwas wird. Schließlich wird man nach bestandener Prüfung über 30 Jahre auf überwiegend noch Schutzbefohlene losgelassen.

  • Sehr schwierig finde ich es aber, wenn man Erwachsene (egal ob Lehrer oder Eltern) vor sich hat, die sich eigentlich nichts sagen lassen wollen oder sich auf nichts einlassen können, was man zusammen mit ihnen erarbeiten möchte, und zwar nicht nur einmal. Irgendwo ist dann auch einfach ein Punkt, wo man dann davon Gebrauch machen muss, dass man am längeren Hebel

    Richtig. Das ist die Crux der Erwachsenenbildung. Mit dem Problem umzugehen, erfordert Erfahrung, FIngersptitzengefühl und die Bereitschaft zum geduldigen Bohren dicker Bretter.

  • Was wären deine Vorschläge? Irgendwer muss ja mal kommen und schauen, ob das etwas wird. Schließlich wird man nach bestandener Prüfung über 30 Jahre auf überwiegend noch Schutzbefohlene losgelassen.


    Hallo Frapper,


    zuallererst fände ich es wichtig, dass das Ausgeliefertsein sofort drastisch abgemildert wird. Wenn also der Referendar der Meinung ist, dass er nicht die nötige Unterstützung erhält, sollte ein Schulwechsel und/oder ggf. Seminarwechsel ohne größere Probleme auf Antrag möglich sein. Zumindest ein freier Wechsel sollte drin sein, ohne dass das zu Schwierigkeiten führt. Eine Art Freischuss. Das würde Druck nehmen, da allen klar ist, dass der Referendar bei unzweckmäßiger Behandlung ggf. einfach gehen könnte. Ich glaube nicht, dass Schulwechsel dadurch viel häufiger vorkämen, da ein Wechsel immer sehr aufwändig ist und keiner wechselt gerne an einen völlig neuen Ort mit ungewissem Ausgang. Aber allein die Perspektive wäre wichtig und würde Druck von allen Beteiligten nehmen.


    Außerdem wird dadurch der Referendar ernster genommen. Es ist ja ein Reflex, dass man sofort bei Problemen mit dem Finger auf den Azubi zeigt und ihm nicht selten gar nicht erst richtig zuhört, sondern ihn gleich in die Ecke drängt und als kritikunfähig abstempelt. Das habe ich jetzt zur Genüge erleben müssen und dabei war ich nie im Leben jemand, der mit Kritik nicht umgehen könnte. Aber es gibt immer Grenzen, wo man einfach Widerstand bieten können sollte, ohne dass das gleich gegen einen gewendet wird.


    Daher wäre es wichtig, eine wirklich neutrale Instanz für alle Referendare einzurichten, die mit Konfliktfällen umgehen und effektiv vermitteln können. Das gibt es nicht und bis auf die Verbände/Gewerkschaften stehen Reffis ja in der Regel völlig alleine da, wenn es in der Ausbildung zu ernsthafteren Problemen kommt. Jeder ist in Interessenkonflikte verstrickt und da will keiner dem Referendar den Rücken stärken, weil die Angst da ist, selbst in den Fokus zu kommen oder seine Position zu gefährden.


    Mehr muss gar nicht passieren, das würde schon zu einer ganz anderen Stimmung im Seminar und an den Schulen führen, weil es eine andere Werthaltung den Auszubildenden gegenüber transportierte.


    der Buntflieger

  • (1) zuallererst fände ich es wichtig, dass das Ausgeliefertsein sofort drastisch abgemildert wird. Wenn also der Referendar der Meinung ist, dass er nicht die nötige Unterstützung erhält, sollte ein Schulwechsel und/oder ggf. Seminarwechsel ohne größere Probleme auf Antrag möglich sein. Zumindest ein freier Wechsel sollte drin sein, ohne dass das zu Schwierigkeiten führt. Eine Art Freischuss. Das würde Druck nehmen, da allen klar ist, dass der Referendar bei unzweckmäßiger Behandlung ggf. einfach gehen könnte. Ich glaube nicht, dass Schulwechsel dadurch viel häufiger vorkämen, da ein Wechsel immer sehr aufwändig ist und keiner wechselt gerne an einen völlig neuen Ort mit ungewissem Ausgang. Aber allein die Perspektive wäre wichtig und würde Druck von allen Beteiligten nehmen.


    (2) Außerdem wird dadurch der Referendar ernster genommen. Es ist ja ein Reflex, dass man sofort bei Problemen mit dem Finger auf den Azubi zeigt und ihm nicht selten gar nicht erst richtig zuhört, sondern ihn gleich in die Ecke drängt und als kritikunfähig abstempelt. Das habe ich jetzt zur Genüge erleben müssen und dabei war ich nie im Leben jemand, der mit Kritik nicht umgehen könnte. Aber es gibt immer Grenzen, wo man einfach Widerstand bieten können sollte, ohne dass das gleich gegen einen gewendet wird.


    (3) Daher wäre es wichtig, eine wirklich neutrale Instanz für alle Referendare einzurichten, die mit Konfliktfällen umgehen und effektiv vermitteln können. Das gibt es nicht und bis auf die Verbände/Gewerkschaften stehen Reffis ja in der Regel völlig alleine da, wenn es in der Ausbildung zu ernsthafteren Problemen kommt. Jeder ist in Interessenkonflikte verstrickt und da will keiner dem Referendar den Rücken stärken, weil die Angst da ist, selbst in den Fokus zu kommen oder seine Position zu gefährden.

    (1) Das könnte ich mir vorstellen. Manchmal passt es menschlich nicht. Ist zwar ein wenig ungerecht, weil es von manchen Schulen wirklich nur eine im Seminargebiet gibt und es dann keine Wechselmöglichkeit gäbe, aber damit müsste man dann leben.


    (2) Dass du kritikfähig bist, ist deine Sicht. Das kann aber auch ganz genau anders sein.


    (3) Wie soll diese neutrale Instanz denn aussehen? Als jemand, der nicht erst seit gestern in dem System, steckt, kann ich mir gerade nichts darunter vorstellen oder ausmalen. Bei ernsthaften Problemen wird sich das nicht so einfach mit einem Gespräch beheben lassen. Eigentlich wäre da nur ein Seminarwechsel hilfreich.


    Zusammenfassend: Vorschlag 1 fände ich nicht schlecht, aber so richtig hilfreich in deiner jetzigen Situation wäre das nicht für dich, befürchte ich.

  • (1) Das könnte ich mir vorstellen. Manchmal passt es menschlich nicht. Ist zwar ein wenig ungerecht, weil es von manchen Schulen wirklich nur eine im Seminargebiet gibt und es dann keine Wechselmöglichkeit gäbe, aber damit müsste man dann leben.
    (2) Dass du kritikfähig bist, ist deine Sicht. Das kann aber auch ganz genau anders sein.


    (3) Wie soll diese neutrale Instanz denn aussehen? Als jemand, der nicht erst seit gestern in dem System, steckt, kann ich mir gerade nichts darunter vorstellen oder ausmalen. Bei ernsthaften Problemen wird sich das nicht so einfach mit einem Gespräch beheben lassen. Eigentlich wäre da nur ein Seminarwechsel hilfreich.


    Zusammenfassend: Vorschlag 1 fände ich nicht schlecht, aber so richtig hilfreich in deiner jetzigen Situation wäre das nicht für dich, befürchte ich.

    Hallo Frapper,


    zu 1) Der Punkt wäre mir auch am wichtigsten, weil zur Zeit Schulwechsel und Seminarwechsel (die sind in BW glaube ich gar nicht vorgesehen) nur dann möglich sind, wenn schon viel Schaden entstanden ist oder der Referendar zumindest von Schule oder Seminar aktiv unterstützt wird. Das ist bei Interessenkonflikten (die sehr schnell auftreten, wie ihr alle wissen solltet) aber oft nicht mehr gewährleistet.


    zu 2) Es ist aber allen bekannt, wie das läuft. Ich bin ja kein Einzelfall, etliche Fälle sind mir zu Ohren gekommen und alle wissen, dass man im Referendariat am besten gar nichts sagt. Also wirklich NICHTS! Manche können das umsetzen, ich hab es nicht geschafft. Aber auch diese Leute können verdammt gute Lehrer sein. Also die Querdenker und Selbstbewussten zum Beispiel.


    zu 3) Es gibt neuerdings in Deutschland zertifizierte Mediatoren. Dies könnten vom RP bereitgestellt oder ausgesendet werden, wobei natürlich sichergestellt werden müsste, dass der Mediator mit den Beteiligten kein regelmäßiges berufliches Verhältnis (Interessenkonflikte!) unterhält. Auch Einzelsupervisionen oder Gruppensupervisionen kämen in Frage und sollten sowieso meines Erachtens selbstverständlicher Bestandteil der Lehrerausbildung sein. Davon ist aber weit und breit NICHTS zu sehen. Eigentlich beschämend für einen pädagogisch-sozialen Beruf, der sich Empathie/Reflexivität und Professionalität dick und fett auf die Fahne schreibt.


    Meine Situation ist nicht einfach, aber ich bin zuversichtlich, dass ich die Dinge wieder in den Griff bekomme. Ich habe schon Ideen für nach den Sommerferien entwickelt. Aber alles alleine, über Unterstützung von meinen professionellen pädagogischen Ausbildern hätte ich mich gefreut, aber da interessiert sich keiner. Die sitzen das aus. Probleme bei Referendaren sind nicht vorgesehen bzw. regen offensichtlich keinerlei Handlungsbedarf an von Ausbildungsseite.


    der Buntflieger

  • (3) Wie soll diese neutrale Instanz denn aussehen? Als jemand, der nicht erst seit gestern in dem System, steckt, kann ich mir gerade nichts darunter vorstellen oder ausmalen. Bei ernsthaften Problemen wird sich das nicht so einfach mit einem Gespräch beheben lassen. Eigentlich wäre da nur ein Seminarwechsel hilfreich.

    Wir hätten grundsätzlich so eine "neutrale Instanz" gehabt, wobei so wirklich neutral war bzw. ist sie dann auch nicht, sie wird ja auch von der ausbildenden Institution bezahlt. Eigentlich wäre die Funktion dieser Person, dass ein Student Termine vereinbaren kann um allfällige Probleme mit ihr zu diskutieren und ggf. auch Massnahmen wie einen Wechsel der Ausbildungsschule zu diskutieren. Wäre die Person nur nicht so grausam unfähig ...


    @Buntflieger Wenn Du im wahren Leben auch so bist, wie Du Dich hier im Forum gibst, dann würdest Du mir als Auszubildender auch auf die Nerven gehen, das schreibe ich Dir jetzt mal ganz ehrlich. Ich meine damit primär gar nicht diesen Thread hier, sondern alles, was Du sonst in diversen anderen Threads schon so von Dir gegeben hast. Was mich am allermeisten an Dir stört ist, dass Du ein ums andere mal erfahrenen Lehrpersonen mangelnde Professionalität und mangelndes Wissen um Didaktik und Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Erziehungswissenschaften vorwirfst um im nächsten Moment mit sogenannten "Publikationen" um die Ecke zu kommen, die hinsichtlich Methodik und Darstellung der Ergebnisse haarsträubender nicht sein könnten. Du hast gerade in diesem Punkt offenbar nicht halb so viel Ahnung, wie Du Dir einbildest. So viel zum Thema "Kritikfähigkeit" und "Selbstreflexion". Vor allem urteilst Du damit in einem anonymen Internetforum über Personen, die Du gar nicht kennst und von deren Unterricht Du ergo auch überhaupt keine Vorstellung hast und echauffierst Dich gleichzeitig über Kleinklein-Kritik Deiner Betreuer im Seminar, die Deinen Unterricht aber sehr wohl sehen. Fällt Dir was auf?



    Es ist ja ein Reflex, dass man sofort bei Problemen mit dem Finger auf den Azubi zeigt und ihm nicht selten gar nicht erst richtig zuhört, sondern ihn gleich in die Ecke drängt und als kritikunfähig abstempelt.

    Nein, ist es nicht. Und hör einfach mal mit diesem generalisierenden "man" auf. Nicht wenige derer, die in diesem Thread mitschreiben, bilden mittlerweile selbst auch Referendare aus.



    Dass es für einen erwachsenen Umsteiger schwierig sein mag, sich noch mal ausbilden zu lassen, kann ich mir gut vorstellen.

    Es ist für mich interessant zu lesen, dass Nele genau das schreibt. In meinem Fall war es eben genau gar nicht so, ich habe die ganze Situation erheblich gelassener genommen, als die jüngeren Studenten. Von meinen Praxislehrern war aber auch nur einer eine Pfeife, mit dem Rest kam ich trotz aller Kritik sehr gut zu recht. In dem Fall muss man wohl sagen, dass einen das Alter nur diplomatischer macht und man so vielleicht auch eine Arschloch-Situation im Gegensatz zu einem jüngeren Anwärter besser übersteht.



    Was ich hier höre ist ein nerviger Junge, der völlig in sich und seinem Gedankenkreislauf gefangen ist: "ja aber, das ist doch gar nicht so relevant. Ja aber, ich habe mir schon was bei gedacht, als ich den Text schrieb. Ja aber, es ist doch wichtig, dass die Schüler verschiedene Handschriften entziffern können. Ja aber..." ganz ehrlich, ich würde dem Jungen meine Unterstützung auch irgendwann versagen: mach was dir gesagt wird, oder machs anders, aber nerv mich nicht, ich hab noch einen Job.

    Wir zwei sind ja selten einer Meinung, aber in dem Fall ist das exakt auch mein Eindruck. Ich sehe aber auch, dass es wahrscheinlich schwierig ist, aus dieser Spirale wieder rauszukommen. Wenn ein Wechsel der Ausbilungsschule schon nicht möglich ist bzw. mit zu viel Aufwand verbunden wäre, könnte man nicht wenigstens um eine Unterbrechung für einen bestimmten Zeitraum bitten? Ich habe nun keinen Ahnung, wie so ein Referendariat organisatorisch abläuft, bei uns wäre sowas jedenfalls möglich. Möglicherweise könnte es @Buntflieger helfen, einfach mal all seinen Kram zusammen zu packen und zu verreisen. Einfach irgendwas ganz was anderes sehen um sich selbst und die Situation nicht mehr so wichtig zu nehmen.

  • eine wirklich neutrale Instanz für alle Referendare einzurichten, die mit Konfliktfällen umgehen und effektiv vermitteln können

    Die gibt es doch: Coaches, Mediatoren, Supervisoren etc.


    Allerdings: Man muss ehrlich zu sich selbst sein und die Lage reflektiert betrachten.
    Mir scheint, als gelinge dir das noch nicht immer.



    Ich habe schon Ideen für nach den Sommerferien entwickelt. Aber alles alleine, über Unterstützung von meinen professionellen pädagogischen Ausbildern hätte ich mich gefreut, aber da interessiert sich keiner.

    Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber das ist DEIN Aufgabenbereich, das kommende Schuljahr zu planen. Wenn du Hilfe dabei brauchst, musst du darum bitten, ansonsten gehen deine Ausbilder davon aus, dass du das schon allein hinbekommst.
    Selbständigkeit und Eigenverantwortung sind hier die passenden Stichworte.

  • @Buntflieger ... Was mich am allermeisten an Dir stört ist, dass Du ein ums andere mal erfahrenen Lehrpersonen mangelnde Professionalität und mangelndes Wissen um Didaktik und Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Erziehungswissenschaften vorwirfst um im nächsten Moment mit sogenannten "Publikationen" um die Ecke zu kommen, die hinsichtlich Methodik und Darstellung der Ergebnisse haarsträubender nicht sein könnten...

    Hallo Wollsocken80,


    im Grunde passiert hier dasselbe wie in meiner Schule auch: Man schaut mich nicht mehr als das an, was ich wirklich bin und wirklich sage, sondern nimmt nur wahr, dass man sich selbst von mir durch meine Äußerungen (die IMMER sachbezogen sind, bitte zeige mir auch nur einen Kommentar von mir, den man als persönlichen Angriff oder plumpe Besserwisserei klar ausweisen könnte) angegriffen fühlt und dann wird nur noch ein verschwommenes Zerrbild von einem wahrgenommen.


    Wo bitte habe ich "sogenannte 'Publikationen" erwähnt? Dürfte ich hier bitte konkrete Beispiele erbitten? Immerhin ist der Vorwurf von dir schon recht deftig, da wäre etwas mehr Konkretheit schon allein der Fairness wegen finde ich angesagt.


    Ansonsten möchte ich auf so einer Ebene nicht weiter diskutieren und sehe zumindest ein, dass das Forum hier wohl nicht der richtige Platz ist, um als Referendar ernst genommen zu werden. Ich bin nicht beleidigt, ich stelle das nur fest.


    der Buntflieger

Werbung