Politische Aufladung von Schule und Unterricht

  • Seid gegrüßt,


    ich studiere zurzeit noch mein Lehramtsstudium zu Ende (Sek II) und werde danach wohl erst einmal über ein Stipendium in eine Promotion übergehen. Derweilen habe ich nun schon an einigen Gymnasien hier im Norden unterricht (zumeist immer nur ein halbes Jahr). Und trotz dieser zeitlich recht begrenzten Einblicke, habe ich mit Erschrecken feststellen müssen, wie dramatisch die Schulen, gleichsam durch alle Klassenstufen hindurch, politisch aufgeladen sind. Und damit meine ich nicht den Unterricht im Sinne politischer Bildung, sondern vielmehr eine rollende Meinungsmaschinerie, die sich von der Schulleitung durch das Lehrer- bis in die Klassenzimmer zieht. Ein Großteil der Schüler meldete mir zurück, dass sie überaus erfreut seien, bei mir ihre Meinung sagen zu dürfen. Daraus schließe ich nun einmal, dass das bei vielen Lehrkräften nicht der Fall sein kann.


    Ich nehme folglich eine politische Beeinflussung der Schüler war, welche diesen zumeist ein eigenständiges Nachdenken aberkennt. Durch meine diversen Hospitationsstunden habe ich erlebt, wie Stereotype ohne jegliche Hinterfragung direkt an die noch recht junge Schülerschaft weitergegeben werden: Fast alle AfD-Wähler sind dumm; die Linke besteht aus Kommunisten, die NATO brauchen wir zur Verteidigung gegen den russischen Aggressor; die westliche Intervention im Nahen Osten ist unabdinglich um unsere "Werte" zu schützen. Diese Behauptungen dürfen gerne alle aufgestellt werden, sofern danach auch möglich sei, zu diskutieren oder zumindest äußern zu können, dass man daran evtl. seine berechtigten Zweifel hat. In einer Schule lief dann sogar ein verpflichtender Plakatwettbewerb zum Thema "Warum sind Flüchtlinge gut für unser Land?". Nicht als ob ich nun einen genau gegensätzlichen haben wollte, aber ebendieser war schon ein wenig merkwürdig. Nicht wenige Schüler guckten mich während der Ankündigung an, als hätte ich einen an der Waffel. Und nun steht man da und ein Schüler fragt in der elften Klasse: "Warum müssen wir nur ein Plakat pro Einwanderung machen?" Ich hatte keine Antwort, weil ich es selbst nicht weiß. Und wenn es nach mir ginge, würde ich das auch überhaupt nicht machen, sondern die Klasse zweiteilen und bspw. einer Hälfte "Chancen durch Migration" und der anderen "Probleme mit Migration" geben. Dann gäbe es am Ende wenigstens eine wirkliche Diskussion. Als ich genau diese Bedenken einmal im Lehrerzimmer artikulierte schauten mich einige Kollegen an, als wolle ich die Schule anzünden.


    Gleichermaßen wies mich der stellv. Schulleiter bei meiner Einstellung darauf hin, dass ich doch keinesfalls erwähnen sollte, dass ich Mitglied in der Linkspartei bin. Das würde uns nur unnötig Komplikationen mit Kollegen und Elternschaft einbringen? Bitte? Hätte man mir diesen Tipp auch gegeben, wenn ich in der SPD wäre? Ich habe das Gefühl dieser ganze öffentliche Sektor ist durchzogen von einer permanenten Angst, dass irgendwer irgendetwas in den falschen Hals bekommen könnte. Was ist das denn für ein Arbeitsumfeld?


    Und nun zum eigentlichen Grund meines Schreibens: Ich bekomme jetzt schon Bammel, wenn ich daran denke, das für den Rest meines Lebens ertragen zu müssen. Ich wünsche mir eine offene Diskussion zwischen Lehrern, Schülern etc.
    Aber das scheint irgendwie niemanden zu interessieren. Stattdessen präsentiere ich der Oberstufe abenteuerliche Texte aus dem Geographiebuch zum Thema Entwicklungshilfe, bei denen die Hälfte fehlt? Anschließend folgt dann eine Stunde, warum Trump unsere "westlichen Werte" aufs Spiel setzt? Ich frage mich, ob das die 500.000 toten Iraki zum Thema Werte auch so sehen.


    Natürlich habe auch ich eine mehr oder minder klare politische Einstellung und die werde ich auch, sofern mich die Schülerschaft konkret danach fragt, preisgeben. Und ich möchte gerade diese Diskussion mit offenen Karten, in der keiner Angst haben muss, was gesagt werden kann oder nicht. Und das scheint auch zu funktionieren, wenn man es versucht. Ich gab der Schülerschaft auf Nachfrage Auskunft über meine Parteimitgliedschaft und dennoch kamen wir anschließend in die Diskussion, in welcher diverse Schülerinnen und Schüler äußerten, dass sie mit allen möglichen Parteien sympathisieren. Und habe ich einem AfD-Sympathisanten Abzug in der Note gegeben? Nein, habe ich nicht. Gerade diese Diskussion auf Augenhöhe, der direkte Schlagabtausch mit Argumenten führt zu einem durchaus wichtigen Kompetenzerwerb. Gleichermaßen macht es der Schülerschaft sichtlich Spaß und anschließend sieht man vielen an, dass sie ihre eigene Meinung noch einmal überdacht haben, vielleicht gefestigt oder aber Anknüpfungspunkte zur weiteren Recherche und Revision gefunden haben. Wenn es aber nach einem wohl Großteil meiner damaligen Kollegen gegangen wäre, hätte ich erst einmal einen Vortrag halten müssen, warum die AfD der Untergang unserer Werte ist und gar keine Argumente hat. Und das stimmt einfach nicht. Es sind nicht meine Argumente und ich teile sie auch nicht, aber ich sehe, dass sie nicht so dämlich sind, wie ständig über die meisten Medienkanäle vermittelt wird. Und nicht wenige Schülerinnen und Schüler merken das. Ich kann es nicht verantworten, in meinem Unterricht Medienkompetenz zu vermitteln, die vielmehr Propaganda für ein aktuelles politisches System ist. Und das meine ich ja auch keinesfalls abwertend. Schlimm wäre es ja, wenn die Presse ständig nur berichten würde, wie verkommen doch alles ist. Das ist vollkommen legitim und ich will auch nicht, dass nach einer Stunde bei mir alle Schülerinnen und Schüler mit Fackel und Mistgabel aus dem Klassenzimmer stürmen. Aber wenn wir wirklich in eine bessere Zukunft starten wollen, dann sollten wir aufhören, alle Meinungen, die nicht am Mainstream oder an unserer eigenen orientiert sind, durchweg als dämlich, weltfremd zu beschimpfen und mit anderen emotionalen Floskeln zu belegen. Und gerade das macht mir ja solche Angst. Wenn selbst diverse Lehrkraft, wie es mir scheint, keinerlei Medienkompetenz mitbringen, wie sollen dann die Schülerinnen und Schüler ein unabhängiges und freies Blickfeld auf die Umstände erhalten?


    Viele Grüße aus dem Norden,
    spatial_turn ;)

  • Hallo und Willkommen im Forum.
    Vielleicht bist du an einer sehr speziellen Schule gewesen. Ich wäre aber vorsichtig damit, die Erfahrung auf alle Schulen und KollegInnen des Landes zu übertragen.


    Was mir unklar ist, wieso erstellst du denn mit deinen Schülern irgendwelche Plakate, wenn du das selbst für Quatsch hältst? Und weshalb bringst du nicht noch einen zweiten Text zu dem im Lehrbuch mit, wenn dir der nicht ausreichend erscheint? Ich nenns mal Unterrichtsvorbereitung ;)
    Lehrer müssen sich an den Lehrplan halten und politisch neutral sein. Es gilt ein Gebot der Zurückhaltung bei politischer Betätigung (Atomkraftbutton: https://www.jurion.de/Urteile/…990-01-25/BVerwG-2-C-5088).
    Den SchülerInnen im Unterricht zu erzählen, in welcher Partei du bist, würde ich daher genauso mit Vorsicht genießen. Und zwar egal um welche es geht.

    • Offizieller Beitrag

    Für mich liest sich dieses Einsteigerposting wie das eines jungen Menschen, der erstmals Erfahrung in der Schule sammelt, den "Praxisschock" erleidet und natürlich künftig - wie wir alle übrigens unsererzeit auch - alles besser machen wird, weil er so viele Missstände sieht.
    Und natürlich sind alle Lehrkräfte völlig inkompetent und nicht auf der Höhe der Zeit.
    Wie oft habe ich das entweder hier, in anderen Foren oder im direkten Gespräch mit Menschen gelesen oder gehört...


    Und wie steht es denn um die von Dir kritisierte fehlende Medienkompetenz, die das unabhängige Blickfeld auf die Umstände verhindern soll? Gibt es ein unabhängiges Blickfeld? Und dieses unabhängige Blickfeld fordert dann ausgerechnet jemand, der zumindest auf dem Papier eher dem extremeren linken Spektrum zuzuordnen ist?


    Und ja, wir sollten aufhören, alle Meinungen, die nicht Mainstream sind, zu beschimpfen etc. Am besten fängst Du selbst damit an und verzichtest infolge dessen auf diese doch recht pauschale Lehrerschelte.

  • In einer Schule lief dann sogar ein verpflichtender Plakatwettbewerb zum Thema "Warum sind Flüchtlinge gut für unser Land?"

    In unserer Schule und auch an anderen Gymnasien der Stadt wurden in diesem Schuljahr Flüchtlingsklassen eingerichtet. Aus Sicht der Flüchtlinge halte ich es nicht für besonders förderlich, wenn sie in ihrer Schule nüchtern mit Diskussionen über die Frage, wie gut oder schlecht sie nun für unser Land sind, konfrontiert werden. Ich würde das Wettbewerbsthema eher als einen Akt der Willkommenskultur sehen. Natürlich ist das Thema stark diskussionswürdig, aber als Wettbewerb halte ich diese offene Diskussion für respektlos gegenüber den Flüchtlingen in der Schule.

  • Ich verstehe jetzt nicht warum hier sofort versucht wird den TE mit Links und Rechts Schubladen in eine Ecke zu stellen.


    Er hat ein Problem benannt: Es findet an seinen beobachteten Schulen keine politische Diskussion statt.


    Als angehender Politik Lehrer sollte man wohl mal vom Beutelsbacher Konsens gehört haben. Ich finde das sind gute Grundsätze. Ich denke nicht, dass das eine grundlegendes Problem an Schulen darstellt, sondern wohl eher lokal auftreten können. So was kann man ansprechen und versuchen zu lösen.

  • Ich habe das auch schon erlebt, dass Schüler richtig "zugetextet" werden von Lehrern wen sie wählen bzw. nicht wählen sollen.
    Die Schüler, selbst die Mehrheit ohne abweichende Meinung, sind dann Dankbar über eine offene Diskussion.



    @spatial_turn, wg. "Warum müssen wir nur ein Plakat pro Einwanderung machen?"


    Warum hast Du die Klasse denn dann nicht geteilt oder aussuchen lassen, wer Argumente gegen Einwanderung sammeln will? Denkst Du, dass Du dann Ärger mit Vorgesetzten und Kollegen bekommen hättest?
    (Auch immer gut: die Schüler, die pro Einwanderung sind, sollen Argumente contra suchen und umgekehrt - Stichwort Empathie)


    Man könnte ja auch fragen: "Erläutern Sie, weshalb die Schule ein Plakat pro Einwanderung haben will - und auch "nur" pro Einwanderung."
    Ich find's immer toll, wenn so eine aufgeladene Stimmung da ist, die man für den Kompetenzerwerb nutzen kann. Das ist doch auch das schöne am Fach GK - mit einem Bild oder Karikatur zum Einstieg kannst Du evt. die ganze Klasse provozieren oder empören. Sowas dann zu kanalisieren ist für mich der Drahtseilakt, der guten GK-Unterricht ausmacht.

  • Vergiss es. Klappt nicht einmal hier. Wenn du kritische Argumente gegen die Flüchtlingsproblematik bringst, dann wird das lapidar als " empörte Kollegen", " brennt es unter den Fingernägeln sich über Flüchtlinge zu empören" usw. Und jetzt willst du dieses Thema im GK-Unterricht derart brisant behandeln, insbesondere als Junglehrer?

    • Offizieller Beitrag

    Jaja, die Menschen, die aus der Uni kommen und nur alten, verschrobenen, den Unterricht runterreißenden und politischen Diskus unterbindenden Paukern begenen... auf dem Weg zur Weltenrettung.


    Ich unterrichte an einer Oberstufe mit lebhaftem politischen Diskurs. Wir haben über 60% Migrantenkinder (oder mehr). Wir haben aufgeklärte, moderne muslimische Schüler, Mädchen mit Kopftuch, die Architektur oder Medizin studieren wollen und vorhaben, Vollzeit zu arbeiten auch wenn sie heiraten, wir haben aber auch ein paar Salafisten oder solche, die es werden wollen, wir haben jüdische Schüler, Schüler, die Donald Trump "ganz okay" finden und solche, die vor ein paar Tagen mir zerrauften Haaren und Zornesfalten in die Schule kamen, einige konservative Christen, die gerne mal kreationistische Materialien in den Biounterricht mitbringen und auch viele, denen Politik wurschtegal ist, Partypeople und hoch engagierte Aktivisten, usw. Und genauso sieht es auch im Kollegium aus. Minus die Salafisten und die Partypeople :D (hoffe ich). Was alle haben, ist diverse Meinungen. Die im Unterricht von den Schülern auch gesagt werden. Wir befördern das explizit und haben spezielle Trainingstage dafür, wie man das auch sachbezogen tut. Wir laden Referenten aller Couleur ein - von der Friedensbewegung über die Bundeswehr, vom Investmentbanker über ProAsyl und Attack zum globalen Unternehmensberater. Die Schüler besuchen den Bundestag und den Landtag, es gibt schulinterne Debattenwettbewerbe und wir führen vor den Bundes- und Landtagswahlen eigene Wahlen durch, die Schüler gründen in Projekten fiktive Parteien und schreiben Wahlprogamme usw. Da wird sich gestritten, was das Zeug hält und das ist gut so.
    Und sowas

    Zitat

    Und wenn es nach mir ginge, würde ich das auch überhaupt nicht machen,sondern die Klasse zweiteilen und bspw. einer Hälfte "Chancen durch
    Migration" und der anderen "Probleme mit Migration" geben. Dann gäbe es am Ende wenigstens eine wirkliche Diskussion.

    ist doch heute normal, auch an den (vielen!) Schulen, die ich kenne. Zumindest hierzubundeslande. Sowas hingegen

    Zitat

    Als ich genau dieseBedenken einmal im Lehrerzimmer artikulierte schauten mich einige Kollegen an, als wolle ich die Schule anzünden.

    kenne ich nur von einzelnen, sehr wenigen Kollegen, die aber sowas von nicht das Gros der Kollegen spiegeln und meistens ziemlich alleine da stehen.


    Zitat

    Aber wenn wir wirklich in eine bessere Zukunft starten wollen, dann sollten wir aufhören, alle Meinungen, die nicht am Mainstream oder an unserer eigenen orientiert sind, durchweg als dämlich, weltfremd zu beschimpfen und mit anderen emotionalen Floskeln zu belegen.

    Die allerallermeisten Kollegen, die ich kenne, arbeiten überhaupt nicht mit Meinungsschimpfe, sondern fragen nach Fakten. "Woher weißt du das? Ist das belegbar/belastbar? Bitte zeige die Quellen auf, die du für diese Information hast. Wie deutest du diese Zahlen? Was ist der Kontext dieser Zahlen? Wer weiß noch etwas darüber? Findet doch mal raus, wie/wo/warum---" usw.


    In meinem eigenen Unterricht kommt von mir eigentlich nie eine Meinung oder erst, wenn ich den Kurs so gut kenne, dass bei wirklich allen das Vertrauen da ist, sich auch mal mit mir zu fetzen, also meist in Q3 nach diversen Kurstreffen in Burgerbars ;) .
    Ich lasse in meinem Kurs Obama reden (ab jetzt wohl Trump :/ ), dann den KuKluxKlan und dann das Southern Poverty Law Center, wir finden die passenden Statistiken, die Schüler ermitteln dazu Thesen. Ich frage Fragen dazu oder lasse sie Fragen stellen. Wir lesen Artikel aus der NYT und gucken dann Fox News und dann TYT. Und dann diskutieren sie. Manchmal in gegensätzlichen Rollen, manchmal frei von der Leber weg. Und gehen schlauer aus dem Unterricht, als sie reingegangen sind. Sie wissen, welche Meinungen und welche Zahlen es dazu gibt, und welche Schlüsse sie aus den gegesätzlichen Thesen und Fakten ableiten, wird sich weisen. Ich bin nicht dazu da, diese "herzustellen", ich bin dazu da, ihnen die nötige Grundlage zu geben, sie selbst herzustellen und zwar außerhalb einer filterbubble.
    Und ich glaube übrigens auch gar nicht, dass man überhaupt die Macht hat "Meinungen herzustellen". Ich glaube, dass, wenn der Unterricht nicht für alle Meinungen (im Rahmen des GG) offen ist, diejenigen mit den Verschwörungstheorien sich bestätigt, weil als Opfer von Meinungsunterdrückung fühlen, das ist ja der neue, schicke Trend.


    Also kann man nur mit einer wertschätzenden, offenen Haltung arbeiten und einen Diskurs ermöglichen, im welchem diejenigen mit sehr engen Weltbildern immerhin alternative Weltsichten aus dem Kurs oder den Medien kennen lernen können und einen Unterricht anbieten, der - im Gegensatz zum postfaktischen Trend - sehr auf gründliche Recherche und Wissenschaftlichkeit baut, vor allem aber kombiniert mit einer "warmen" (for lack of a better word) Atmosphäre, respektvollem Umgang und einer akzeptierenden, grundsätzlich schülerfreundlichen Haltung. Damit kann man auch bei Jugendlichen mit sehr "radikalen" Ansichten vielleicht Anker setzen, die später, wenn sich ihre Persönlichkeit weiter formt, einmal ein Punkt sind, mitdem sie sich aus z.B. salafistischem oder radikalchristlichem oder anderen extremistischem Sog freischwimmen können. Aber die Welt retten oder jemandem "umdrehen" können (und sollen/müssen) wir nicht.

  • Jaja, die Menschen, die aus der Uni kommen und nur alten, verschrobenen, den Unterricht runterreißenden und politischen Diskus unterbindenden Paukern begenen... auf dem Weg zur Weltenrettung.


    Und natürlich sind alle Lehrkräfte völlig inkompetent und nicht auf der Höhe der Zeit.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich diese Aussagen überhaupt nicht teile. Denn es sind zumeist eben nicht die "alten, verschrobenen, den Unterricht runterreißenden und politischen Diskurs unterbindenden Pauker" gewesen, sondern vermehrt Kollegen in meinem Alter. Ich weiß also nicht, woher jetzt die Gewissheit kommt, ich würde hier angeblich festgefahrene Strukturen kritisieren.

  • Es macht einen Unterschied, ob du von der Erfahrung in einem Kollegium berichtest und fragst, wie andere das erleben, oder ob du pauschal alle SchulleiterInnen und KollegInnen der Indoktrination bezichtigst.


    Und wie ich schon weiter oben sagte: Es verpflichtet dich niemand zum Anfertigen von Plakaten irgendwelcher Art oder die Verwendung eines bestimmten Textes. Du bist dem Lehrplan verpflichtet, nicht deinen KollgInnen. Wenn dir das nicht liegen sollte, wäre Lehrer der falsche Beruf.


    Abschließend: wenn du ein Problem mit deinen KollegInnen hast, dann wäre es sinnvoll, es auch dort zu lösen oder zu überlegen, ob das in der Ausbildungssituation überhaupt lösbar ist. Es wäre bestimmt jemand bereit, dazu Hilfestellung zu leisten. Wenn du als noch-nicht-fertiger Lehrer auf alle KollegInnen schimpfst, musst du damit rechnen, dass dir hier keine Unterstützung zuteil werden kann.

    • Offizieller Beitrag

    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich diese Aussagen überhaupt nicht teile.

    Könnte daran liegen, dass sie ironisch gemeint waren...?


    Wie auch immer: du nimmst an, der einzige oder einer von wenigen zu sein, jung oder alt, bei denen ein freierer Diskurs möglich ist. Ich bezweifele das. Erstens, weil Schüler gerne mal sagen "Sie sind die / der einzige, bei dem...", im negativen wie im positiven Sinne (einzige, bei der es so viele/wenige Hausuafgaben gibt / bei der man XY> im Unterricht darf/nicht darf, bei der die Noten/...), das hält der Nachforschung im Kollegium meisten nicht stand, meistens noch nicht mal der direkten Rückfrage "Echt jetzt? Beim Herrn Y, Y> ud Z düft ihr (...) nicht? " ÄÄh, ja , na doch, bei denen... " und wenn man dann weiterfragt, bleiben echt nicht mehr viele übrig. Schüler lieben das Stilmittel der hyperbole.


    Zweitens kenne ich aus anderen Berufszusammenhängen viele Schulen. Und viele Lehrer. Richtig viele. Da bestätigt sich das einfach nicht.


    Es kann sein, dass du an einer der wenigen Schulen arbeitest, wo das so ist. Oder dass du die Aussagen von ein, zwei, drei Kollegen generalisierst. Oder die der Schüler, siehe oben. Und das dann auf die ganze Republik überträgst, zumindest suggeriert das deine Überschrift. Du sprichst von mehr oder weniger flächendeckender Propaganda, sorgst dich um die Zukunft wenn man/wir keine diversen Meinungen zulassen. Das ist mir alles viel zu generell. Und ich glaube nicht, dass das die Realität wiederspiegelt.
    Vielleicht spiegelt das deinen Ausschnitt der Realität wieder oder im schlimmsten Falle den an deiner Schule.


    Fang doch mal bei dir selber an: tritt ins echte Gespräch mit den Kollegen. Ohne zu belehren und zu fordern. Finde was raus über sie. Gestalte deinen Unterricht so, wie du es für richtig hältst. Geize nicht mit deinen Materialien, das kann auch einen positiven Einfluss haben. Leiere schulinterne Debattierclubs/wettbewerbe an. Mach Exkursionen zu Orten, wo Schüler mit vielfältigen Sichtweisen konfrontiert werden, nimm Kollegen mit. Mach die Offenheit, die du dir wünschst, zu deinem Projekt. Dann wirst du sehen, ob das an deiner Schule wirklich so ist, oder nicht.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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