Gottlos unterrichten

  • Wie oft bist du denn schon gestorben?

    Persönlich? Mmh... also wenn es zählt, daß ich als Kleinkind im Freibad abgesoffen bin, nach 4 Minuten rausgezogen und reanimiert wurde, dann einmal. Da oben wollte mich aber anscheinend jemand noch nicht haben. :engel:
    Ansonsten hatte ich das "Vergnügen" ein Jahr Zivi-Dienst auf einer Kinder-Intensivstation schieben zu dürfen. Da starben sie dutzendweise. C'est la guerre. :traenen:

  • Meiner Erfahrung nach sind fast alle so lange atheistisch, bis es ans Sterben geht.

    Kaum. Die meisten Menschen kommen als KInd zur Religion, weil sie entsprechend sozialisiert werden. Sie sind dann noch empfänglich für solcherlei, sie können nicht zwischen Fakten und Fiktion unterscheiden. In dem Alter machen Sie sich aber noch keine Gedanken über die eigene Vergänglichkeit.


    Der Verstand läßt es einfach nicht zu einzusehen, daß das eigene Leben so sinnlos und begrenzt ist.

    Die Begrenzheit des eigenen Lebens hat der Verstand schnell erfasst. Die emotionale Verarbeitung dürfte etwas schwerer fallen. Je eher und besser man das für sich klar hat, um so eher kann man damit anfangen, sein Leben sinnvoll zu gestalten. Wenn man das erst beim Sterben reflektiert, ja, dann mag es sein, dass einem das Leben sinnlos vorkommt. Dann ist's aber auch nicht mehr schlimm, dann ist's ja bald vorbei.



    So gesehen ist das Menschenwerk "Religion" nichts weiter als Massen-Psychologie, eben genau für solche Momente.

    In der Tat, als gesellschaftliche oder kulturelle Grundlage für Religionen ist die Angst vorm Tod vorne mit dabei. Trotzdem finden die Individuen häufig schon (weit) vorm Sterben zur Religion.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    2 Mal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • also wenn es zählt, daß ich als Kleinkind im Freibad abgesoffen bin, nach 4 Minuten rausgezogen und reanimiert wurde, dann einmal. Da oben wollte mich aber anscheinend jemand noch nicht haben.

    Du meinst oben an der Wasseroberfläche bzw. am Beckenrand? Haben die dich nach der Reanimation wieder 'reingeworfen? Irgendetwas verstehe ich da nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Die Begrenzheit des eigenen Lebens hat der Verstand schnell erfasst. Die emotionale Verarbeitung dürfte etwas schwerer fallen.

    Ja.. und ohne den Hinduismus als Massen-Psychologie und dem damit verbundenen Glauben an die Wiedergeburt würde das indische Kastensystem zusammenbrechen. Das funktioniert alles doch nur, weil zumindest die Armen daran glauben, daß sie bei entsprechend sozial verträglichem Verhalten im nächsten Leben in einer höheren Kaste wiedergeboren werden.

  • Ja.. und ohne den Hinduismus als Massen-Psychologie und dem damit verbundenen Glauben an die Wiedergeburt würde das indische Kastensystem zusammenbrechen.

    Religion als Machtmittel. Auch nichts neues.

  • Wenn ich mir jetzt Menschen anschaue, die aus Überzeugung regelmäßig zum (katholischen, evangelischen) Gottesdienst gehen und versuchen, Christentum zu leben (also nicht nur der Show wegen oder aus eigenen egoistischen Gründen): Fast alle sind liebe, harmlose Menschen, die sehr angenehm im Umgang sind und sich oftmals ehrenamtlich - ganz still und leise - für soziale Zwecke einsetzen. Ich denke da z.B. an unsere örtliche Hospizgruppe.
    Von deren Verhalten können sich manche eine Scheibe abschneiden!


    Wenn wir auf eine gottlose Gesellschaft zusteuern, brauchen wir moralische und ethische Grundsätze, die für alle gelten. Wenn christliche Grundsätze nicht mehr gelten sollen - ich denke da jetzt an die Quintessenz der Bergpredigt (liebe deinen Nächsten wie dich selbst, sagt doch schon alles aus) , dann brauchen wir neue Grundsätze, die uns das gute Zusammenleben ermöglichen.
    Nur einen Atheismus leben und jeder fühlt sich zu nichts mehr verpflichtet - das darf dann nicht sein. Da muss man dann auch weiter dran arbeiten, wie man das Zusammenleben gestalten will.

  • Wenn wir auf eine gottlose Gesellschaft zusteuern, brauchen wir moralische und ethische Grundsätze, die für alle gelten. Wenn christliche Grundsätze nicht mehr gelten sollen - ich denke da jetzt an die Quintessenz der Bergpredigt (liebe deinen Nächsten wie dich selbst, sagt doch schon alles aus) , dann brauchen wir neue Grundsätze, die uns das gute Zusammenleben ermöglichen.Nur einen Atheismus leben und jeder fühlt sich zu nichts mehr verpflichtet - das darf dann nicht sein. Da muss man dann auch weiter dran arbeiten, wie man das Zusammenleben gestalten will.

    Keine Sorge. Regierungen werden auch weiterhin eine jeweils passende Moral durchsetzen, die deren Herrschaft und die Eigentumsverhältnisse legitimiert.

  • Wenn ich mir jetzt Menschen anschaue, die aus Überzeugung regelmäßig zum (katholischen, evangelischen) Gottesdienst gehen und versuchen, Christentum zu leben (also nicht nur der Show wegen oder aus eigenen egoistischen Gründen): Fast alle sind liebe, harmlose Menschen, die sehr angenehm im Umgang sind und sich oftmals ehrenamtlich - ganz still und leise - für soziale Zwecke einsetzen. Ich denke da z.B. an unsere örtliche Hospizgruppe.
    Von deren Verhalten können sich manche eine Scheibe abschneiden!


    Wenn wir auf eine gottlose Gesellschaft zusteuern, brauchen wir moralische und ethische Grundsätze, die für alle gelten. Wenn christliche Grundsätze nicht mehr gelten sollen - ich denke da jetzt an die Quintessenz der Bergpredigt (liebe deinen Nächsten wie dich selbst, sagt doch schon alles aus) , dann brauchen wir neue Grundsätze, die uns das gute Zusammenleben ermöglichen.
    Nur einen Atheismus leben und jeder fühlt sich zu nichts mehr verpflichtet - das darf dann nicht sein. Da muss man dann auch weiter dran arbeiten, wie man das Zusammenleben gestalten will.


    Hallo Caro07,


    da wäre ich aber eher vorsichtig, eine Religion (in dem Fall das Christentum) als Voraussetzung für ethisches Handeln zu behaupten. Es spricht nichts dafür, dass dem so ist und vieles dagegen. Wie viele Kriege wurden gerade im Namen einer Religion geführt oder deshalb erst begonnen? Wir müssen dieses Fass hier nicht öffnen, ich wollte nur darauf hinweisen.


    Eine "gottlose Gesellschaft" wird es so bald nicht geben, denn es herrscht bei uns die Religionsfreiheit und die wird auch von hartgesottenen Atheisten nicht in Frage gestellt. Und solche "Quintessenzen" wie die Nächstenliebe etc. sind keine Erfindung von Religionen, sondern sie gehen aus unserem Menschsein (wenn die Lebensumstände dies zulassen, d.h. der Selbsterhaltungstrieb nicht dominiert) automatisch hervor, in jeder Gesellschaft ist das der Fall.


    Wie kann man auf den Gedanken kommen, dass sich Atheisten zu nichts verpflichtet fühlen? Auch solche Menschen, die kein Glaubensbekenntnis ablegen, verfügen über ethisch-moralisches Urteilsvermögen, über ein Gewissen und freuen sich mehr oder weniger darüber, wenn sie einem Mitmenschen helfen können. Es mag gelegentlich das latent schlechte Gewissen gegenüber einer strafenden oder kontrollierenden Instanz/Gottheit entfallen, aber ob dies ein sonderlich guter Taktgeber für Moral und Ethik ist, darf ohnehin bezweifelt werden. Dann wird nämlich auch getötet und gemordet, so es jene Gottheit möchte.


    der Buntflieger

  • ...
    Wenn wir auf eine gottlose Gesellschaft zusteuern, brauchen wir moralische und ethische Grundsätze, die für alle gelten. Wenn christliche Grundsätze nicht mehr gelten sollen - ich denke da jetzt an die Quintessenz der Bergpredigt (liebe deinen Nächsten wie dich selbst, sagt doch schon alles aus) , dann brauchen wir neue Grundsätze, die uns das gute Zusammenleben ermöglichen.
    Nur einen Atheismus leben und jeder fühlt sich zu nichts mehr verpflichtet - das darf dann nicht sein...

    Das Zusammenleben funktioniert auch in nichtchristlichen Ecken der Erde ganz gut. Und was an Waffenexport, Zeitarbeit, Massentierhaltung und Dergleichen christlich ist, sehe ich auch nicht. Klar, Moral ist zum Gutteil anerzogen, aber humanistische Werte sind nicht auf christlichem Mist gewachsen, wenn mich nicht alles täuscht...

  • Auf jeden Fall braucht man einen gemeinsamen Überbau, der alle in gewisser Weise verpflichtet. Das wollte ich damit ausdrücken.
    Und du hast Recht - vieles in unserer Gesellschaft ist überhaupt nicht christlich. Wo geht es überhaupt noch um "Nächstenliebe"? Ich sehe da nicht viel. Allerdings wollte ich im Beitrag 67 einmal auf diese Art von Christen hinweisen, die diese zentrale Botschaft auch versuchen zu leben. Für mich ist nur diese Art, von der ich oben geschrieben habe, akzeptabel.
    Wenn wir von Christentum und Kirche sprechen, sehen wir hauptsächlich die negativen Seiten des Machtmissbrauchs. Es gibt allerdings auch Christen, die nichts mit der Amtskirche zu tun haben wollen.
    Die Art, ob und wie an einen Gott geglaubt wird und was man dann daraus macht, ist wieder eine andere Sache. Das hat viel mit persönlicher Einstellung, Erfahrung und Sozialisation zu tun.

  • JA, dann ersetzen wir jetzt das Christentum durch den Islam, oder wie?

    Quatsch.
    Man ersetzt doch nicht eine Dummheit durch eine noch größere...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Nur einen Atheismus leben und jeder fühlt sich zu nichts mehr verpflichtet - das darf dann nicht sein. Da muss man dann auch weiter dran arbeiten, wie man das Zusammenleben gestalten will.

    Prosoziales Verhalten geht auch ohne Religion.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Prosoziales Verhalten geht auch ohne Religion.

    Du widersprichst mir dadurch nicht. Mir geht es letztendlich um das gute, soziale Verhalten untereinander.


    Was mich in diesem Zusammenhang interessieren würde:
    Welche Voraussetzungen müssen denn eurer Meinung nach erfüllt sein, dass sich Menschen sozial verhalten? (Also nicht nach dem Motto: Ich bin mir selbst der Nächste.)
    Bildung? Lebensumstände? Gesetze?

  • Bildung? Lebensumstände? Gesetze?

    Alles zusammen. Ich habe ja nun schon öfter darüber sinniert, dass unsere Schule frei von Gewalt und sonstiger Kriminalität ist (abgesehen von kleinere Diebstählen, insbesondere meiner Hosenklammern, die ich gerne mal am Fahrrad lasse ...). Sorg dafür, dass die Leute ein einigermassen gutes Auskommen haben und schon ist Ruhe. Vollkommen gleichgültig, wer sich welcher Religion oder eben auch keiner zugehörig fühlt.

  • Die wird es immer geben.
    Weil Menschen so sind.
    Vor allem in Deutschland, wo du sogar Regeln dafür brauchst, in welchem Winkel die Gartenzwerge ihre behämmerten Zipfelmützen tragen dürfen.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Und was ist das z.B. mit Nachbarschaftsstreitigkeiten, Gang zum Rechtsanwalt wegen Kleinigkeiten, die es nicht wenig in unserer so zufriedenen Gesellschaft gibt?

    Keine Ahnung. Solche Ätzereien hatte ich noch nicht, seit ich hier bin. Wenn ich an meine Studi-Zeit in Deutschland zurückdenke ... ich glaube ungefähr jeder Vermieter hat mich am Ende wegen irgendeinem Blödsinn angekackt. Hier zahlste halt einfach die Handwerker, wenn was kaputt ist und fertig ist die Wurst. Das Lächerlichste, das ich mal hatte war Streit um die Biotonne, die für zwei Parteien mit jeweils Mist-produzierenden Tieren viel zu klein war. Ich habe jahrelang meinen Mist mit dem Fahrrad an die Uni gebracht und dort in die Tonne gekloppt weil mein Vermieter keine grössere Tonne hinstellen wollte (dabei haben die selbst noch drei mal mehr Mist produziert).

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