Sowi/Pflegewissenschaften wirklich so aussichtslos?

  • Ich hab ja Pflegemanagement studiert und mich für Sowi/Pflege und Englisch beworben.
    Durch eine Bekannte aus meiner Straße, die beim Schulamt arbeitet habe ich jetzt erfahren, dass man Sowi im Moment gar nicht sucht.


    Sie zeigte mir die Stellenausschreibungen und ich stellte fest, dass Sowi/Pflege als Fach an keiner Schule meines Landkreises gesucht wird.
    Nun kann man natürlich nicht in die Sterne schauen wie es in 3 Jahren aussieht, aber die Lage macht mich etwas unruhig.


    Hab gestern überlegt, ob man bei der Fächerwahl nicht lieber etwas schizophren werden sollte und sich besser für Englisch und Religion einschreibt.
    Ich selbst bin nicht getauft, aber wenn Sowi/Pflege nicht gesucht wird, ist es wahrscheinlich nicht sinvoll sich dafür zu bewerben.


    Damit in Verbindung kommt aber das nächste Dilemma: Das hieße dann das die Berufsschule für mich gegessen ist, denn das ist ja auf das Fach ausgerichtet.


    Meine Wunschuni lässt aber eh alle Studenten die Fächer studieren. Also die Grundschullehrer sitzen für ein Fach neben den Berufsschullehrern und den Realschullehrern.


    Im Umkehrschluss hieße das auch, ich müsste 5 Jahre nachstudieren, was definitiv zu lang wäre.



    Realschule und Berufsschule könnte ich mir vorstellen. Allerdings schockt mich, dass ich nochmal 5 Jahre Zeit investieren muss. 2 oder 3 Jahre würde ich noch hinbekommen, aber 5 sind mir mit einem Kind echt zu lange.


    Grundschule entfällt, da es in meinem Bundesland, in dem ich gern auch bleiben würde, weil mein Kind hier Freunde hat und zur Schule geht nur möglich ist Mathe mitzustudieren und in Mathe habe ich mit Ach und Krach meine 6 Punkte geschafft.


    Sowi/Pflege als Fach ist dann vielleicht keine gute Idee oder?

  • Wie sieht denn die Prognose außerhalb deines Landkreises fürs gesamte BL aus? Es gibt ja Bedarfsprognosen.. Vielleicht würde es am Ende schon reichen, wenn du zumindest innerhalb deines BLs flexibel bist.


    Vermutlich wirst du am Ende halt entscheiden müssen, welche Kröte für dich kleiner ist: Längere Studiendauer und dafür eine Fächerkombi mit besseren Einstellungschancen womöglich sogar in deinem aktuellen Landkreis oder eben Anrechnungen und kürzere Studiendauer, dafür aber eben das Erfordernis zumindest eines Mindestmaßes an örtlicher Flexibilität. Ehrlicherweise muss man sagen, dass man Letztere als angehender Lehrer immer mitbringen sollte, weil es nunmal- wenn man kein absolutes Mangelfach anzubieten hat- keine Einstellungsgarantie gibt und noch weniger die Sicherheit am Ende eine wohnortnahe Stelle zu ergattern.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • was ist SoWi/ Pflege für ein Fach? Zwei Fächer?
    Pflegewissenschaft ist vermutlich ein Fach, das nicht jeder hat, weil man ja quasi aus dem Berufsbereich kommen soll.
    Da es sicher keine 1000 Schulen mit dem Fach gibt, sei doch froh, dass in deinem Kreis gerade nicht gesucht wird: dann gibt es mehr Chancen in 3 Jahren.


    Wieviele Schulen bieten überhaupt das Fach an? Du willst schon auf Berufsschullehramt studieren, oder? (ich verstehe den Absatz mit Berufschule und Realschule nicht ganz).


    Ja, für Reli wirst du die Taufe brauchen und auch die Bescheinigung, dass du ein aktives Mitglied deiner Gemeinde bist...


    chili

  • Das mit Reli und der fehlenden Taufe hatte ich glatt überlesen: Wenn du tatsächlich über andere Fächer nachdenkst, dann vielleicht nicht nur Bedarfsprognosen zugrunde legen, sondern vorhandene Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Kirche und Religion scheinen da bislang keine Rolle zu spielen (wobei der Taufstatus täuschen kann), was ein Religionsstudium nicht gerade begünstigt.


    Ich lese aus deinem Beitrag (und auch anderen Beiträgen) ehrlich gesagt grad vor allem eine immense Angst heraus tabularasa, welche Konsequenzen deine Entscheidung haben könnte und ob du am Ende dann auch sicher eine Stelle finden wirst. Das kann ich gut verstehen vor dem Hintergrund der von dir geschilderten Erfahrungen bei der Arbeitssuche und der familiären Verantwortung, die du trägst. :troest: Solange aber kein absolutes Mangelfach zu deinen Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten gehört und du bereit bist die Zeit zu investieren, die das Studium dann noch erfordern wird, wird es eben keine Garantien geben können. Da bleibt dir an einem bestimmten Punkt nur ins kalte Wasser zu springen, loszuschwimmen und für dich und dein Ziel zu kämpfen, notwendige Kompromisse (z.B. beim Wohnort) einzugehen, etc. Unbefriedigend, ich weiß, aber eben die Realität.

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  • Ich dachte eben wenn ich Religion studiere werde ich etwas schizophren was die Berufswahl angeht. Also müsste ich getauft sein. Das kann ich dann schon mal vergessen.


    Nein, gemeint war das so, dass ich entweder auf Realschullehramt studieren möchte oder auf Berufsschullehramt.


    Das mit der Flexibilität ist mit einem Kind eben so eine Sache. Mein Kind hat hier seine ganzen Freunde und auch seine Bekannten und ihn dann da raus zu reißen wäre schon ein großer Schritt. Deshalb hab ich mich ja an den Unis in der Nähe beworben. Von meinem Freund fange ich nicht erst an.


    Ja, ich habe Angst. Das stimmt.
    Nur so wie jetzt geht es auch nicht weiter. Ich würde schon sehr gerne unterrichten. Ich jobbe gerade auf 450 Eurobasis und habe ab August die Aussicht auf eine Stelle bei einem Pflegedienst auf 20 Stundenbasis. Natürlich nicht mit der Eingruppierung, die mir zustehen würde.
    Die haben mich glatt 3 Stufen weiter unten eingruppiert, weil ich ja keine klassische Alternpflegerin bin.


    Muss man sich mal überlegen. Man studiert Pflegemanagement und soll dann nicht mal wie eine Altenpflegerin bezahlt werden.

  • Man studiert Pflegemanagement und soll dann nicht mal wie eine Altenpflegerin bezahlt werden.

    wahrscheinlich weil es eben doch zwei verschiedene Paar Schuhe sind :gruebel:


    ich nehme an, du wirst immer schlechter bezahlt, wenn du irgendwo fachnah und nicht mit genau der geforderten Ausbildung eingestellt wirst.
    Von daher wäre eine fundierte Ausbildung auf Dauer schon das Sinnvollste

  • Das ist doch aber theoretisch irgendwie sehr skurril.


    Ich studiere, bin damit höher ausgebildet und weiß durch meinen Master wie man Pflegeeinrichtungen leitet. Die Grundkenntnisse zur Pflege haben wir in der Theorie auch im Studium behandelt.


    Ich soll danach aber nur eine Stelle kriegen, die etliche Gehaltsstufen darunter gruppiert ist.
    Das ist schon paradox, oder?


    Das gleiche hab ich von einer Freundin gehört, die im anderen Bereich studiert hat.


    Sie: studierte Erziehungswissenschaftlerin. Will an einer Kita im Erzieherbereich anfangen.


    Eingruppiert werden sollte sie theoretisch nach E9. Eingruppiert wurde sie mit E5. Wie ein Kinderpfleger!


    Warum? Sie hatte doch auch Pädagogik im Studium und um die Kinder muss sie sich so oder so kümmern.


    Das ist doch schon irgendwie krank.

  • Ja, ist krank.


    Und der einzige Grund ist - man ist nicht willens, Arbeit ausreichend finanziell zu entlohnen.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Im sozialen Bereich ist es glaube ich eher gewünscht, dass man die Arbeit an der Basis kennenlernt und sich dann in die Führungsetage hocharbeitet. Deswegen ist wohl der direkte Weg über ein Studium hierbei eher verpönt und könnte erklären, warum du solch schlechte Gehaltsangebote erhältst. Zumindest habe ich bereits ähnliche Geschichten in einem anderen Forum den Studiengang "frühkindliche Bildung" betreffend gelesen. Vermutlich ist der beste Weg, um im sozialen Bereich "Karriere" zu machen folgender: grundsolide Ausbildung --- seinen Job gut machen --- Weiterbildungen durchführen --- höhere Positionen mit größeren Managementanteilen übernehmen. Dann kann man zwar immer noch ein Studium "on top" machen, aber ich gehe davon aus, dass die "Studierten" im sozialen Bereich eher als "praxisfern" betrachtet werden, was dir eher schadet als hilft.

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Das ist bestimmt so. Also falls das hier jemand liest, der Pflegemanagement oder Erziehungswissenschaften studieren will: Werdet lieber direkt Altenpfleger oder Erzieherin.


    Ehrlich, könnte ich meinen Weg nochmal gehen hätte ich nie das gemacht was ich studiert habe. Leider weiß man das nicht vorher.

  • ...oder macht es wie meine Schwester... werdet in Deutschland Krankenschwester (examiniert) und wandert dann in die Schweiz aus, da wird diese Arbeit auch noch als solche bezahlt...
    ...die macht btw grad ihren Master in Pflegemanagement.
    Finanziert vom Arbeitgeber.
    Schweiz eben.

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  • Das hab ich auch schon gehört, aber ich habe ein Kind, das mittlerweile in die Grundschule geht und das jetzt aus alle raus zu reißen, auch aus dem Umfeld, in dem es aufgewachsen ist, ist eben so eine Sache.


    Die Schweiz bezahlt traumhaft, aber die Lebensunterhaltungskosten sollen auch nicht ohne sein.

  • ist korrekt, aber trotzdem hast du nachher noch deutlich mehr über. Die Relation stimmt. Und der Beruf ist eben der Beruf - als meine Schwester mal was "wegputzen" wollte, hieß es sofort "Bist du irre? Dafür haben wir Personal, deine Zeit ist dafür zu teuer..."

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  • ^ ^ Das schrieb @Wollsocken80 in Bezug auf ihren Einsatzbereich auch schon: Während deutsche Chemielehrer sich um die Wartung der gesamten Experimentierausstattung plus Reinigung und Vorbereitungen kümmern, werde dies in der Schweiz durch CTAs erledigt. Also ja, da gibt es noch etwas Aufholbedarf in Deutschland ;) .

  • Wow, das scheint echt traumhaft zu sein.
    Wenn ich da an meine Bekannte denke, die Lehrerin ist und mit uralten Physiksachen Experimente machen muss oder auch Chemie und was sie hinterher alles weg machen muss.
    Ich finde ja immer wieder es sollte Lehrerassistenten geben. Also Menschen, die dann bei Grundschülern in die Hausaufgabenhefte eintragen und beim Unterricht unterstützen.
    Die Sozialarbeiter an den Schulen oder die Erzieher an den Grundschulen decken das ja bei weitem nicht ab.

  • Ja, das stimmt alles.
    Das kostet aber auch alles Geld.
    Geld, das die Regierung nicht bereit ist, auszugeben
    Das einzige Mittel dagegen: Diese Regierung nicht mehr wählen.


    Denn - Keine Bildung ist viel zu teuer.
    Das müssen die Leute endlichh mal begreifen.

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  • Freunde, ich hatte heute nach einer langen Zeit das erste Einstellungsgespräch.
    Ich dachte mir: Okay, notfalls studierst du das was du vorhast eben in Teilzeit. Dann schaffst du die 32 Stunden irgendwie.
    Ich hab im Auto fast das Heulen angefangen, als mir der potenzielle AG das Gehalt nannte: 2220 Euro! Brutto! :staun:


    Ohne Weihnachtsgeld, ohne Urlaubsgeld. Das zahlen sie nicht. Das wären für einen Single, wenn ich kein Kind hätte etwas mehr als 1520 Euro.


    Nach 5 Jahren Studium! Mein Freund fragte mich danach, ob das ein Witz sei oder ich mich verhört hätte.


    Das kann doch ehrlich nicht angehen. Da hätte ich nach einer Ausbildung bei Rewe ja genauso viel bekommen und die haben nicht studiert.


    Umso motivierter bin ich, mein Zweitstudium durchzuziehen.
    Es muss irgendwie gehen. Ich will nicht mein restliches Leben für 1500 Euro schuften. Da bin ich ja von Altersarmut bedroht.

  • Richtig erkannt.
    Würden das mal "alle" erkennen.
    Tun sie aber nicht.
    Ich bleibe dabei - wer in Deutschland freiwillig einen Pflegeberuf ausübt, ist geisteskrank, das Helfersndrom ist anerkannte Geisteskrankheit.
    Denn wer rechnen kann erkennt genau das, was du erkannt hast.
    Und erst wenn keiner mehr zu diesen Bedingungen diese "Arbeit" macht wird sich das ändern.

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  • Richtig, ich habe mich auf eine Bürostelle im Pflegeheim beworben (Pflegemanagement). Selbst da scheint es nur 2200 Euro abzuwerfen.


    Eben weil ich nicht in der Pflege arbeiten wollte.


    Abgesehen davon. Wenn die normale Pflege kein Mensch mehr machen würde, hättest du Miss Jones, wenn du alt wirst irgendwann ein Problem.

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