Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

Zitat von Moebius

sondern dass es für die steigenden Infektionen durchaus sehr klar benennbare Ursachen gibt

Das ist doch nun wirklich wurscht. Es gab auch im März schon "klar benennbare Ursachen", das macht aber die konkrete Infektion nicht ungeschehen. Der springende Punkt ist, dass das Infektionsgeschehen an sich jetzt ein ganz anderes ist als vor knapp einem halben Jahr. Bei uns ist im Moment die Hälfte (!) der tägliche Neuinfizierten jünger als 30. Das Durschnittsalter sinkt praktisch mit jedem Tag. Bei den meisten Betroffenen läuft es so wie bei meinem Schüler: Ausser einer nervigen Quarantäne passiert einfach nichts. Das ist erstmal gut aber trotzdem bleibt die Lage fragil und knapp 400 (!) Neuinfektionen pro Tag sind für ein so kleines Land einfach echt grenzwertig. Wir haben nun live miterlebt was diese Zahlen für das Contact Tracing bedeuten. Die jungen Leute haben enorm viele Kontaktpersonen, das ist für die zuständige Kantonsärztin praktisch nicht mehr machbar. Positiv sehe ich, dass die Anzahl Tests mit dem Schulstart krass zugenommen hat und die Positivrate damit sogar gesunken ist. Die Jugendlichen latschen einfach sofort zum Test wenn das Näschen juckt und das ist auch gut so. Meine Chefin heute so zu mir im Treppenhaus: "Münchenstein hat jetzt auch einen Infizierten - höhöhö". Ein bisschen bekloppt sind wir allmählich ja schon.

Zitat von Wollsocken80

... Der springende Punkt ist, dass das Infektionsgeschehen an sich jetzt ein ganz anderes ist als vor knapp einem halben Jahr. Bei uns ist im Moment die Hälfte (!) der tägliche Neuinfizierten jünger als 30. Das Durschnittsalter sinkt praktisch mit jedem Tag.

Woher weiß man denn das? Vor einem halben Jahr gab es gar keine Tests.

Häh? Wo gab es denn keine Tests? In der Schweiz wird jetzt etwa genauso viel getestet wie im April, im Mai/Juni waren es gut 3000 Tests weniger pro Tag.

Zitat von Wollsocken80

Häh? Wo gab es denn keine Tests? In der Schweiz wird jetzt etwa genauso viel getestet wie im April, im Mai/Juni waren es gut 3000 Tests weniger pro Tag.

Vor einem halben Jahr war Februar, wann sind in Deutschland die ersten Tests für den Durchschnittsbürger aufgetaucht? Ich erinnere mich an eine schwerbehinderte Person, die ewig auf Testen und Ergebnis warten musste. Dass jeder nach dem Urlaub mal eben zum Hausarzt latscht zum Testen ist noch nicht so lange üblich. Und Leute ohne Symptome unter 30 schon gar nicht.

Zitat von samu

Vor einem halben Jahr war Februar

Ich schrieb "vor einem knappen halben Jahr" und meinte den Beginn der ganzen Geschichte. Das Test-Regime hat sich bei uns nie grundsätzlich geändert, es wurde und wird nur mit Symptomen getestet. Zu Beginn gab es halt einen Haufen Infizierter weshalb nicht jeder getestet werden konnte. Gar nicht mal wegen zu wenig Tests sondern wegen zu wenig Leute, die die Tests machen. Die Positivrate lag bei uns im April mal bei 25 %, im Moment sind es um die 3 %. Aber natürlich weiss man doch, dass im April schrecklich viele alte Menschen infiziert waren und starben. Jetzt ist das offensichtlich nicht mehr so, es infizieren sich kaum noch Leute über 60 Jahre.

Ja, da fragt man sich dann schon, was diese "symptomlose" Testerei bringen soll. Schlussendlich geht's da nur um Politik. Wer bei uns Symptome hat, der stellt sich am Unispital Basel einfach in die Warteschlange zur Teststation. Ohne Termin, man muss noch nicht mal vorher anrufen. Bei den kleineren Spitälern muss man anrufen aber meist bekommt man grad am gleichen Tag noch einen Termin. Der Bund zahlt seit Mitte Juni die Tests. Im Moment werden gut 10000 Tests pro Tag gemacht. Pro Kopf ist das natürlich deutlich weniger als in Deutschland aber wirklich schlechter fahren wir damit auch nicht. Erfreulicherweise geht es jetzt auch ziemlich schnell mit den Ergebnissen, zuletzt wussten wir es bei den Schülern je in weniger als 24 h.

Edit: Oh, ich sehe gerade heute waren es mehr als 12000 Tests und damit wird in der Schweiz pro Kopf sogar wieder mehr als in Deutschland getestet. Ich meine mal gelesen zu haben, dass derzeit bis zu 15000 Tests pro Tag möglich sind.

Nur mal so um nen Eindruck von der tatsächlichen Lage bei uns an den Schulen zu bekommen:

Das ist die "Ausbeute" aus 3 Wochen Schule. In diese 3 Wochen haben sich im Baselland insgesamt 78 Personen infiziert, das sind ca. 0.03 % der Gesamtbevölkerung. 13 positiv getestete Kinder und Jugendliche von ca. 41000 SuS macht... 0.03 %. Wahnsinn. Wir liegen voll im Trend. Weit und breit nichts davon zu erkennen, dass wir eine besondere Brutstätte für Corona wären. Vielleicht macht sich jemand den Spass das mal für ein deutsches Bundesland durchzurechnen.