(Digitales?) Homeschooling - was wird eigentlich erwartet?

  • Das ist klar, aber trotzdem finde ich, da macht der "E-Mail-Verkehr" nun wirklich nur einen winzigen Teil aus, der nicht der Rede wert ist. Aber gut, das kann man wohl so und so sehen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Beispiel bei meiner Tochter: Gezeiten stehen plötzlich im Arbeitsblatt, Kinder haben noch nie was von gehört. Ja aber im Unterricht wussten die Kinder dann doch auch immer, dass damit Ebbe und Flut (was im Text erwähnt war, in der Tabelle hieß es dann aber Gezeiten) gemeint waren. Im Unterricht erwähnt man es dann kurz, im Homeschooling muss das also auch vermerkt werden, wurde aber nicht.

    Hallo zusammen,


    hier muss ich Susannea aber recht geben. Ein Arbeitsblatt, bei dem man im Unterricht jedes Mal erwähnt, dass Gezeiten eben Ebbe und Flut in einem Begriff zusammenfasst, kann man für den Heimunterricht so nicht herausgeben.

    Alles, was ich sonst im Unterricht zur Vorentlastung von Texten, Aufgaben, Diagrammen,usw. mündlich mit der Klasse mache, muss ich jetzt auf dem Niveau der schwächsten Schüler verschriftlichen ohne dass die Schüler sich von zu viel Text erschlagen fühlen.

    Deswegen dauert zumindest bei mir die Erstellung der Wochenpläne deutlich länger als die Vorbereitung der selben Inhalte im Präsenzunterricht. Di Schüler sollen die Aufgaben ja ohne ständige inhaltliche Hilfe der Eltern der hinbekommen.


    Alternativ kann man natürlich Videokonferenzen machen (mit dem Problem, der zeitgenauen Verfügbarkeit von Geräten und Internet) oder Erklärvideos heraussuchen oder erstellen. Gerade letzteres ist auch nicht weniger Aufwand, nur Abwechslung für die Schüler. Und auch zum Ansehen der Erklärvideos sind wieder entsprechende Geräte von Nöten, wenn auch nicht zu festen Zeiten.


    Viele Grüße

    DFU

  • Ich habe eh nicht nicht mehr lange und sehe das völlig entspannt. Ich frage mich, was man vor dreißig Jahren gemacht hätte. Nein,für mich ist das nichts mehr. Und sowieso bin ich kein Freund davon, die digitale Demenz zu beschleunigen.8)

  • Die einen möchten, dass sich ihre Kinder bitte nicht anstrengen müssen, den anderen ist alles zu wenig,

    die einen möchten mit digitalen Möglichkeiten nicht behelligt werden und alles analog bekommen, die anderen fragen nach Unterricht per Videokonferenz.

    Alles natürlich ganz unabhängig von den tatsächlichen örtlichen Gegebenheiten, wobei Eltern gerne die eigenen Bedingungen sehen und auch beachtet haben möchten, dies aber dann bei Lehrkräften und in Schulen nicht berücksichtigen.


    DAs nennt sich Differenzierung und muss ja im Unterricht auch geleistet werden, also auch im Homeschooling.

    Da wüsste ich dann gerne mal, wie du das für Klasse 1 und 2 realisierst, mit geringem Textanteil, Familien, die man digital nicht erreichen kann, die die gestellten Aufgaben nicht erledigen und auch telefonisch nur sehr schwierig zu erreichen sind.


    Differenzierung ist mit kein Fremdwort, aber es ist eben ein Unterschied, ob man im Klassenraum differenziert, berät, vorschlägt, motiviert und mit Kindern Absprachen trifft, die dann meist klappen, oder ob das Kind zu Hause mehr oder weniger allein an den Aufgaben sitzt.


    In der Schule gebe ich z.T. Angebote, die Kinder wählen selbstständig. Zu Hause ist das viel schwieriger, zumal dann einige Eltern Pflichten sehen, wo gar keine sind.

    In der Schule differenziere ich auch vielfältig mit Materialien, was ich aber nicht mit nach Hause geben kann oder möchte.


    Mir ist während der Schulschließung aufgefallen, wie vielfältig sonst die Differenzierung erfolgt, die in der Regel auch vorbereitet ist, gezielt mit zusätzlichen Plänen oder auch aus der Fülle an Material und Möglichkeiten, die sich über Jahre angesammelt haben.


    Aber es ist mehr als viel Arbeit, dies in Wochenplänen abzubilden, kindgerechte Erklärungen mit Visualisierungen zu erstellen, die verständlich sind, eigentlich aber die übliche Textmenge überschreiten, weiter differenzierende Förderung und Forderung einzubinden UND davon dann weiter differenzierte Pläne zu erstellen, weil xy in Mathe auf anderem Niveau arbeitet, yz kein Deutsch kann und gerade alphabetisiert wird, xz die drei Wochen hinterherhinkt und alles gerafft braucht, um den Anschluss vielleicht noch wieder zu bekommen.


    Eine solche Differenzierung muss tatsächlich im Unterricht nicht geleistet werden, weil man als Lehrkraft anwesend ist und alles parallel regelt. Gerade deshalb ist ja der Unterricht so anstrengend und man selbst einen Großteil der Zeit eingebunden ist. Dennoch kann man sich im Unterricht nicht mehrteilen (schön wäre es!) und wenn man es erläutert, versteht jeder, dass da Kinder in Klassenstärke sitzen.


    Mir ist über die Zeit vieles aufgefallen, was für mich Alltag ist, von vielen anderen aber nicht einmal im Ansatz vermutet wird, wie Schule heute ist.

    Eine 1:1Betreuung gibt es nicht im Unterricht und tatsächlich kann man sie im Homeschooling auch nicht erwarten. Gelingen kann Unterricht wie Homeschooling nur miteinander.

  • Doch das geht, habe ich hinbekommen und auch bei vielen Kollegen erlebt, dass dies auch ohne digitale Medien geht, wir haben fast nur mit Blättern gearbeitet. Dann muss es eben mehr Beispielaufgaben geben, evtl. für die größeren noch zusätzliche Erklärungen usw. Aber ja, klar ist das digital einfacher, aber auch da waren viele nicht bereit das zu leisten.


    Und ja, auch bei Präsenzunterricht nachher (sie hatten ja nur 90 Minuten pro Tag, der Rest zuhause) hatte ich für 22 Schüler ca. 14 verschiedene Wochenpläne, das passiert eben und klar kostet das viel Zeit, aber genau das ist eben dann unsere Aufgabe.

  • Doch das geht, habe ich hinbekommen und auch bei vielen Kollegen erlebt, dass dies auch ohne digitale Medien geht, wir haben fast nur mit Blättern gearbeitet. Dann muss es eben mehr Beispielaufgaben geben, evtl. für die größeren noch zusätzliche Erklärungen usw. Aber ja, klar ist das digital einfacher, aber auch da waren viele nicht bereit das zu leisten.


    Und ja, auch bei Präsenzunterricht nachher (sie hatten ja nur 90 Minuten pro Tag, der Rest zuhause) hatte ich für 22 Schüler ca. 14 verschiedene Wochenpläne, das passiert eben und klar kostet das viel Zeit, aber genau das ist eben dann unsere Aufgabe.

    Und du hast tatsächlich geschafft, dass alle 22 Schüler ohne Unterstützung durch die Eltern ihre Wochenpläne gut bearbeiteten und dir ihre Aufgaben zukommen ließen?

  • Und du hast tatsächlich geschafft, dass alle 22 Schüler ohne Unterstützung durch die Eltern ihre Wochenpläne gut bearbeiteten und dir ihre Aufgaben zukommen ließen?

    Ja. habe ich geschafft, aber natürlich gab es die eine oder andere Nachfrage oder eben noch mal ein anderes Beispiel o.ä. dadurch kommt man dann ja auf so viele verschiedene Wochenpläne, "verloren" haben wir nur Schüler Nummer 23, da war dann die Sozialarbeit dran. Unterstützung hatten wir aber von der Elternvertretung beim Überbringen und wir haben sie teilweise ausgetragen und abgeholt die Sachen.

  • Zum Threadthema: Was wird eigentlich erwartet?


    Nun, wenn ich mit meinen 60 Lenzen zurückschaue, es wurde immer was erwartet... was aber letztenendes sehr oft nicht erfüllt wurde. Meistens lag es aber nicht (!) an uns Lehrern, sondern an Gegebenheiten, die konterkarierend gewirkt haben.


    Jetzt viel Aktionismus und Geschrei um die Digitalisierung, die aber nicht den Unterricht von Mensch zu Mensch ersetzen kann.


    Meine Fragestellung lautet eher, was kann ich leisten? Und da wird in punkto Effektivität beim digitalen Lernen einiges auf der Strecke bleiben. Was ich noch machen kann, mache ich, aber deswegen wird es bei mir keinen Stress mehr geben. Meine Gesundheit hat Priorität. Ich möchte meine baldige Pension genießen können. Da habe ich ganz andere Interessen als die Digitalisierung.


    Und das Schönste ist, ich muss mich da auch nicht mehr beweisen.


    Eine Frage taucht in diesem Thread leider nicht auf: Was macht die Digitalisierung mit den Schülern? Welche Folgen hat die Digitalisierung für die Denkprozesse beim Menschen?


    Privat gedenke ich digital eher abzurüsten. Mein guter alter PC (Windows 95) wird es nicht mehr lange machen. Danach schaffe ich nichts mehr an. Mein Smartphone werde ich durch ein einfaches Klapphandy ersetzen. Mich hat die Digitalisierung nicht glücklich gemacht. Und was mich nicht glücklich macht, wird abgeschafft und Punkt!


    Kurzum: Ich beneide die jüngeren KollegInnen, die sich mit der Digitalisierung noch auseinandersetzen müssen, nicht und wünsche ihnen viel Kraft und gute Nerven. 8)

  • Ja. habe ich geschafft, aber natürlich gab es die eine oder andere Nachfrage oder eben noch mal ein anderes Beispiel o.ä. dadurch kommt man dann ja auf so viele verschiedene Wochenpläne, "verloren" haben wir nur Schüler Nummer 23, da war dann die Sozialarbeit dran. Unterstützung hatten wir aber von der Elternvertretung beim Überbringen und wir haben sie teilweise ausgetragen und abgeholt die Sachen.

    Die SuS haben die Aufgaben ohne Eltern bewältigt? [Also wirklich ganz ohne Eltern]

  • Natürlich nicht! Hätten wir früher auch nicht anders gemacht. 8)

    Lt. Susannea schon.


    Ich gehe auch davon aus, dass die Eltern geholfen haben (auch wenn sie es nicht zugeben).

    Damit hängt es aer wieder von der sozialen Herkunft ab, wie erfolgreich die SuS sind (altes Phänomen, Corona verstärkt es nur)

  • Bei meiner Klasse, 2.SJ, haben die Eltern fast überall geholfen, zumindest unterstützt, sonst wären die Aufgaben nicht erledigt worden.

    Bei einigen Kindern haben die Eltern oder großen Geschwister MIT den Kindern die HA gemacht, das ist an den Ergebnissen deutlich zu merken.

    Bei anderen wurde zumindest kontrolliert, dass alle Pflichtaufgaben erledigt sind.


    Für das neue SJ würde ich gerne einiges auf einem Elternabend besprechen, was eben auch mit Erwartungen zu tun hat.

    Auch ich stelle differenzierte Wochenpläne, weil die Alpha- und I-SuS anderes brauchen. Aber es ist weit aufwändiger als im Unterricht. Ich weiß noch nicht, wie ich das Verschlanken kann.


    Für die Kinder, die zu Hause bleiben mussten, brauchte es zudem eine Verschriftlichung der im Unterricht gegebenen Erklärungen. Das ist zwar kindgerecht möglich, denke ich, aber es braucht dann Eltern, die unterstützen, sonst ist das Risiko zu groß, das Kinder über die Woche etwas falsch verstehen und ebenso bearbeiten. Das dann aufzufangen, wird ja noch schwieriger, als es im Unterricht ist.


    Es gab Angebote für Nebenfächer, weil es MIR wichtig war, erledigt haben diese Aufgaben nur sehr wenige Kinder. Da stellt ggf. eine neue Richtlinie des KM andere Verbindlichkeiten, mit denen sich manches verschieben wird. Die ist aber erst angekündigt, sodass man noch nicht planen kann... wobei man ja auch nicht weiß, wie es nach den Ferien weitergeht.


    Digitale Möglichkeiten hätte ICH gerne stärker genutzt, gerade weil darüber ein Teil der Hilfe und Rückmeldung erfolgen kann. Das hängt aber auch an MEINEN Vorlieben und Erwartungen und dem Wissen um die Möglichkeiten, das vielen fehlt. Da muss man Kinder und Eltern auch ein Stück mitnehmen oder an die Hand nehmen und den Nutzen erläutern... wenn es möglich ist, wird das auf dem nächsten Elternabend gezeigt.

    Gut fände ich, dass man einiges an Aufgaben schon gesehen hätte, denn die Korrekturen sind ja auch nicht ohne.


    Wie viel davon übrig beleibt, wenn die Schule wieder geöffnet hat, wird man sehen. Für mich bleibt manches eine gute Ergänzung für den Unterricht, z.B. gute kleine Lernapps, am liebsten mit klarer Rückmeldung, oder Erklärfilme. Gerade bei den Schulschließungen hätte man darüber einiges vermitteln können, was man sonst im Unterricht zeigt, aber dazu müssen die technischen und medialen Möglichkeiten bei allen Beteiligten stimmen.

    Sinnvoll bleibt für mich die Dienst-E-Mail, die auch die Kommunikation mit KollegInnen DSGVO-konform macht. Einige Eltern werden es nutzen, asynchron ist von Vorteil, andere weiterhin anrufen.

  • Ich fasse es mal zusammen: Damit ein digitalisierter Unterricht in befriedigender Weise gelingen kann, müsste seitens der Landesregierungen wesentlich mehr in Fortbildungen, technischer Ausstattung sowie in wesentlich mehr Personal (Lehrer) investiert werden. - Dass da von den Landesregierungen viel kommen wird, bin ich skeptisch.


    Selbst, wenn es mit der technischen Infrastruktur bald klappen würde (Bis jetzt ist noch nicht einmal der Datenschutz vernünftig aufgearbeitet und eingerichtet worden), woher die Lehrer nehmen? Wir haben einen absoluten Lehrermangel. Es will einfach kaum jemand noch Lehrer werden. Dafür gibt es mehrere Gründe.


    Kann es sein, dass unser Schulsystem mal wieder einen überforderten Eindruck macht? Wenn ja, woran liegt es und wer muss es letztendlich vor Ort ausbaden? 8)

  • Die SuS haben die Aufgaben ohne Eltern bewältigt? [Also wirklich ganz ohne Eltern]

    Gehe ich von aus, denn die meisten Eltern können die Aufgaben gar nicht bewältigen, weil es z.B. gar nicht ihre Sprache ist. Und das, was ich von den Kindern in der Schule gesehen habe bestätigt meine Vermutung, denn es waren alle genau an den Stellen, wo wir sie nach der Kontrolle der Aufgaben verortet haben.

  • Ich wundere mich gerade. Ich dachte, Susannea unterrichtet nur Musik und Schwimmen.

    Laut Stundenplan Musik, Schwimmen und Sport. Aber das interessierte ja alles während des Lockdowns und der Präsenzphase nicht, da mussten wir alle die zugeteilten Klasen unterrichten und somit hatte ich dann mit meinem KOllegen zusammen eine komplette SAPH-Klasse


    Aber das war ja kein Problem, denn die dann zu unterrichtenden Fächer sind ja im Gegensatz zu Musik die Fächer, für die ich ausgebildet worden bin


    Achso und die Musikaufgaben habe die Kinder ohne Hilfe der Eltern deutlich besser bewältigt, als die wo die Eltern helfen wollten, da brauchten die Eltern dann nämlich Hilfe ;) (ist auch blöd, wenn man nur die nicht-digitalen Aufgaben lösen will, die die Zusammenfassung der Anton Aufgaben waren ;) )

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