Studierfähigkeit

  • Architektur, Ingenieurwissenschaften - ich glaube, ihr unterschätzt die "blöden Vektoren" massiv.

    Bedenke an der Stelle bitte, dass Philio und ich uns über den Schweizer Lehrplan aufregen, den Du gar nicht kennst. Du hast sicher recht, dass Vektoren nützlich sind, wir stören uns beide aber offensichtlich nur am Raum, den dieses Thema im Lehrplan einnimmt. Und als Naturwissenschaftlerin sage ich Dir eben auch, dass Integralrechnung echt nützlich ist, da sind wir wieder beim "Stoff" der fürs Grundstudium halt dann schon noch vorbereiten sollte. Ich finde genau wie Philio, dass im Grundlagenfach Mathematik mehr Lektionen auf Stochastik entfallen sollten, das können hinterher halt auch Mediziner und Psychologen noch gut gebrauchen.

  • und sie fangen mit 12 auch meist schon an.

    Nö, mit 8.


    Also haben sowohl Primar (die geht bei uns bis einschliesslich Klasse 6) als auch Sek II noch Freude dran, bekommen es aber irgendwie besser hin.

    Freude an der Pubertät oder an den Kindern?

    Woher nimmst du den Anspruch, dass ihr es besser hinbekommt als die SekII?


    Vielleicht liegt das geschilderte Problem eher daran, dass ihr - entgegen der GymnasialkollegInnen in Deutschland - nicht selbst in der SekI unterrichtet.

    Das schafft einen Überblick über die Inhalte, aber auch über die Möglichkeiten in der SekI.

    Ähnlich scheint es mit den Abordnungen der Gym-Lehrkräfte in die GHR-Schulen zu sein.

    Die Alternative sind Fächer- und schulformübergreifende Arbeitskreise, da kann man sehr viel Zeit am Nachmittag investieren.

  • Hallo mein Lieber,


    da kann ich dir eine gute Antwort geben ;) . Ich habe momentan privat bedingt einfach sehr viel Zeit und weiß, ergänzt durch den Lockdown, nichts Anderes zu tun. So lieb mir manche hier sind, "reale" Kontakte sind mir auch lieber als die virtuellen hier.

    Daher ja, sobald meine private Situation etwas anders aussieht und sich die gesamtgesellschaftliche Sitiation gelockert hat, wird man mich hier auch seltener aussiehen. Ich habe auf jeden Fall dann mal das Ziel, eine Woche auf das Handy zu verzichten - ich bin nicht von dem blöden Ding abhängig ^^ .


    Lang lebe das schöne Papier, also ja, entweder Patient mitgeben oder per Post schicken.


    Mit freundlichen Grüßen

  • Vielleicht liegt das geschilderte Problem eher daran, dass ihr - entgegen der GymnasialkollegInnen in Deutschland - nicht selbst in der SekI unterrichtet.

    Vielleicht hast Du gar keine Ahnung von unserem Ausbildungssystem. Ich geben nicht den Kollegen die "Schuld" sondern deren Ausbildung, die ist einfach schlecht. Sek I war mal eine akdademische Ausbildung mit einem Unistudium bis Bachelor-Niveau. Das wollte aber keiner mehr machen, also hat man den Anspruch massiv gesenkt. Seither zieht diese Schulform einfach die falschen Leute an. Leider. Und ich schrieb: Es gibt Kantone, in denen die Sek-II-er am Progymnasium unterrichten, selbstredend haben die dann auch eine pädagogische Ausbildung für die Sek I.

  • Gerade in Lehrämtern wie GS/FÖ benötigt man eher weniger tiefgreifende fachliche Kompetenzen, sondern ist später eh Allrounder - vor allem eben auch für Fächer, die man nicht studiert hat. Da ist ein hoher Anteil an Pädagogik, Psychologie (für SoPäd vor allem auch Diagnostik!) deutlich gewinnbringender.

    Da bin ich absolut bei Dir.



    Fachliches Wissen für den Sek 2-Bereich oder für Absolventen der reinen MA/MSc-Studiengänge, sind eigentlich für meinen persönlichen Geschmack "zu viel des Guten" (bzw. zu viel des "Unbrauchbaren"), egal in welchem Fach!

    Da hingegen nicht. Gerade wenn's um die Studierfähigkeit in der gymnasialen Oberstufe geht, sollte die Lehrperson selbst wenigstens rudimentär Ahnung vom wissenschaftlichen Arbeiten haben um dies auch glaubhaft vermitteln zu können. Ich fühle mich an meinen Schulformen eigentlich ganz wohl mit meiner akademischen Ausbildung, mir fällt es aber auch nicht schwer, meine akademischen "Ansprüche" auch einfach beiseite zu schieben, wenn ich an die FMS gehe. Ich habe Kollegen, die können das nicht. Unsere Schulleitung zwingt niemanden beide Schulformen zu unterrichten, der das nicht möchte, das finde ich sehr gut.

  • Da bin ich absolut bei Dir.



    Da hingegen nicht. Gerade wenn's um die Studierfähigkeit in der gymnasialen Oberstufe geht, sollte die Lehrperson selbst wenigstens rudimentär Ahnung vom wissenschaftlichen Arbeiten haben um dies auch glaubhaft vermitteln zu können. Ich fühle mich an meinen Schulformen eigentlich ganz wohl mit meiner akademischen Ausbildung, mir fällt es aber auch nicht schwer, meine akademischen "Ansprüche" auch einfach beiseite zu schieben, wenn ich an die FMS gehe. Ich habe Kollegen, die können das nicht. Unsere Schulleitung zwingt niemanden beide Schulformen zu unterrichten, der das nicht möchte, das finde ich sehr gut.

    Ich glaube hier liegt auch evtl. ein Missverständnis vor, in welchem Bereich ich "überzogene" fachlichen Anforderungen für die "Nicht-Sek1/2-Lehramtsstudierenden" kritisch sehe.

    Wie ich bereits an anderer Stelle beschrieben hatte - die Kritik richtet sich nicht auf Inhalte für allgemeine Pädagogik, Methodik oder in meinem Fall Diagnostik.

    Sie bezieht sich auf wirklich rein fachwissenschaftliche Inhalte des/der studierten Unterrichtsfächer (Englisch, Mathematik, Deutsch, etc.).


    Ganz abgesehen davon habe ich sowieso wohl eine recht "eigene" Meinung zur akademischen Ausbildung.


    Eventuell liegt es daran, dass ich mir eh nichts mehr fürs Lehramtsstudium "beweisen musste". Ich hatte ja bereits einen Studienabschluss auf Masterniveau vor dem Studium für Sonderpädagogik.


    Mein Berufswunsch war und ist es Förderschullehrer zu sein - ob ich dafür den "notwendigen Zettel" nun mit einer Ausbildung erhalte oder mit einem Studium, ist mir ziemlich egal. :)

    Ergänzung: Im Gegensatz zur Schweiz benötigt man natürlich in Deutschland "zwei von diesen Zetteln" (erstes und zweites Staatsexamen). ;)

  • Ergänzung: Im Gegensatz zur Schweiz benötigt man natürlich in Deutschland "zwei von diesen Zetteln" (erstes und zweites Staatsexamen).

    Das kommt bei uns ja auf die Schulstufe an. Sek II erfordert einen Fachabschluss auf Master Niveau plus das Lehrdiplom. Wir Sek-II-er sind im Vergleich zu Deutschland je nach Fachbereich völlig überqualifiziert, von den Sek-I-ern wird nicht mal ein ordentlicher Fachabschluss verlangt. Der Unterschied in den Anforderungen zwischen Sek I und Sek II ist einfach absurd und führt zu den von mir genannten Problemen im Schulsystem.

  • Sämtliche Computergrafik ist ziemlich reine Vektorgeometrie (auch 2D Grafik, ein RGBA-Punkt ist auch ein 4D-Vektor).


    Verfahren der linearen Algebra sind absolut grundlegend für alle Gebiete der Informatik. Ebenso diskrete Mathematik (was in der Schule ja gar nicht gemacht wird).


    Architektur, Ingenieurwissenschaften - ich glaube, ihr unterschätzt die "blöden Vektoren" massiv.


    Bedenke an der Stelle bitte, dass Philio und ich uns über den Schweizer Lehrplan aufregen, den Du gar nicht kennst. Du hast sicher recht, dass Vektoren nützlich sind, wir stören uns beide aber offensichtlich nur am Raum, den dieses Thema im Lehrplan einnimmt. Und als Naturwissenschaftlerin sage ich Dir eben auch, dass Integralrechnung echt nützlich ist, da sind wir wieder beim "Stoff" der fürs Grundstudium halt dann schon noch vorbereiten sollte. Ich finde genau wie Philio, dass im Grundlagenfach Mathematik mehr Lektionen auf Stochastik entfallen sollten, das können hinterher halt auch Mediziner und Psychologen noch gut gebrauchen.


    Klar, in der Computergrafik braucht man Vektoren und in den Ingenieurswissenschaften auch. Aber mal ehrlich, wie hoch ist der Prozentsatz der Leute, die das studieren? Und selbst für die reicht Grundlagenwissen in der Schule völlig aus und wer mehr braucht, lernt es im Studium. Ich wollte ja das Thema nicht ganz wegwerfen, aber wie @Wollsocken80 oben schrieb, auf die Grundlagen beschränken.

    Ich habe in theoretischer Physik promoviert und ich kann sicher behaupten, dass ich in meinem ganzen Unizeit bis dahin nie eine Schnittgerade von zwei Ebenen habe bestimmen müssen. Das Konzept eines Vektors ist natürlich nützlich und wichtig, keine Frage, aber deshalb muss man jetzt nicht die Geometrie in extenso nochmal in Vektorensprache vor den Lernenden in der Schule ausrollen.


    Gegen die Lineare Algebra habe ich übrigens nichts gesagt, ganz im Gegenteil. Wie ich schrieb, mir ging es nicht um Vektoren an sich, sondern um die meiner Ansicht nach viel zu breit ausgedehnte Vektorgeometrie (da unterscheiden sich auch die Schweiz und Deutschland nicht viel, wenn ich das noch richtig weiss).


    Von einer breiter aufgestellten Stochastik würde ein weitaus grösserer Teil der Lernenden profitieren, davon bin ich fest überzeugt. Sozialwissenschaften, Wirtschaft, Psychologie, Medizin, keine dieser Wissenschaften kommt ohne Stochastik aus.


    Über eine Kürzung der Integralrechnung lässt sich schon diskutieren, aber ganz weglassen würde ich auch sie nicht 😉

  • Das kommt bei uns ja auf die Schulstufe an. Sek II erfordert einen Fachabschluss auf Master Niveau plus das Lehrdiplom. Wir Sek-II-er sind im Vergleich zu Deutschland je nach Fachbereich völlig überqualifiziert, von den Sek-I-ern wird nicht mal ein ordentlicher Fachabschluss verlangt. Der Unterschied in den Anforderungen zwischen Sek I und Sek II sind einfach absurd und führen zu den von mir genannten Problemen im Schulsystem.

    Dafür kenne ich mich definitiv nicht gut genug im schweizerischen Lehrerbildungssystem aus, um "Missstände" beurteilen zu können.


    Letztendlich ist es aber so, dass man auch in den meisten deutschen Bundesländern einen Masterabschluss für alle Lehramtsstudiengänge (Master of Education = M.Ed) benötigt, um überhaupt den "zweiten Zettel" (zweites Staatsexamen) machen zu können. ;)


    z.B.

    Ein Schweizer Lehrdiplom für Primarstufe schließt laut meinem letzten Kenntnisstand "nur" mit einem Bachelor ab. Eine Lehrperson aus der Schweiz für Primarstufe dürfte deshalb grundsätzlich in Deutschland nicht einmal ein zweites Staatsexamen machen/ihren Beruf an einer staatlichen Schule ausüben, da besagte Lehrperson "eben nur" einen Bachelorabschluss vorweisen kann.


    So viel zum Thema akademische Ausbildung/"Zettelwirtschaft" um Lehrer zu werden... :)

  • Ich kann Dir dafür keinen "Daumen hoch" geben auch wenn Du noch so Recht hast. Das Problem an der Stelle ist einfach, dass das bei uns in der Schweiz für Primar- und Sek-I-Lehrpersonen überhaupt nicht zutrifft.

    Deshalb schrieb ich auch „sollte“ :)

  • Ich habe auf jeden Fall dann mal das Ziel, eine Woche auf das Handy zu verzichten - ich bin nicht von dem blöden Ding abhängig ^^ .

    Genau, das ist etwa so glaubwürdig, wie "ich könnte jederzeit aufhören, wenn ich wollte, aber ich rauche halt gern" oder "oh, dieser verdammte Kater, ich trinke nie wieder einen Schluck!".

  • mucbay33 : Gerade bei Förderschullehramt finde ich, dass man sehr gut auf die Kurswahl im Studium achten sollte und ja, das bedeutet Kurse nach der praktischen Relevanz auszusuchen. Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Ich finde es völlig legitim, wenn für Grund- und Förderschulleute eine extra "Introduction to literary studies" angeboten wird, in der Erwachsenenliteratur eher gestreift wird und der Fokus Richtung Kinder- und Jugendliteratur geht. Bei allem Verständnis für das tiefere Fachverständnis, aber man wird in diesen Schulformen eher seltener Shakespeare als sagen wir mal Roald Dahl unterrichten.

    Auch bei den pädagogischen/didaktischen Kursen gibt es welche, deren Wissen man in der Schule allerhöchstens anekdotisch braucht - und da kann man gleich fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, gleich Kurse zu wählen, mit denen man sich den Einstieg in das Ref etwas erleichtert.

  • Genau, das ist etwa so glaubwürdig, wie "ich könnte jederzeit aufhören, wenn ich wollte, aber ich rauche halt gern" oder "oh, dieser verdammte Kater, ich trinke nie wieder einen Schluck!".

    Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber wenn momentan ein paar Variablen in meinem Leben anders aussähen, würde ich das dir gerne beweisen ;) .

  • entweder Patient mitgeben

    OT: MRI-Bilder sind 3D, die gibt es nur in digital. Ich habe mir aus reinem Interesse eine CD brennen lassen und ansonsten bin ich gottfroh, dass meine Patientendaten im letzten Jahr alle digital zwischen x Ärzten, Physiotherapeuten und der Radiologie verschifft wurden. Ich habe wahrhaft andere Probleme als mich auch noch um so einen Mist zu kümmern.

  • Ein Schweizer Lehrdiplom für Primarstufe schließt laut meinem letzten Kenntnisstand "nur" mit einem Bachelor ab. Eine Lehrperson aus der Schweiz für Primarstufe dürfte deshalb grundsätzlich in Deutschland nicht einmal ein zweites Staatsexamen machen/ihren Beruf an einer staatlichen Schule ausüben, da besagte Lehrperson "eben nur" einen Bachelorabschluss vorweisen kann

    Ja, schrieb ich doch. Fürs Lehrdiplom Primar ist hier nicht mal die allgemeine Hochschulreife erforderlich. Damit bin ich aber grundsätzlich einverstanden, ich finde die Ausbildung Sek I ungenügend.

  • Absolut anekdotischer Bericht aus meinem Studium ohne jegliche statistische Relevanz: An meiner Uni wurden im Fach Englisch grundsätzlich alle Veranstaltungen auf Englisch abgehalten (mit Ausnahme der Einführung in die Linguistik, das war eine gemeinsame Vorlesung für die Anglistik, Romanistik, Germanistik, Linguistik und klinische Linguistik). Aus meiner Sicht vollkommen richtig. Die Abwanderung in den ersten Semestern besonders untern denjenigen Student*innen die auf GHR-Lehramt studiert haben in Richtung der Nachbaruni, an der die allermeisten Veranstaltungen auf deutsch gehalten wurden, war enorm. Ich war von Anfang an sehr in der Fachschaft aktiv und es kamen immer wieder Beschwerden über den hohen sprachlichen Anspruch, oft mit dem Argument, dass man an der Grundschule oder Sek I ja gar nicht "so viel Englisch sprechen" müsse.

    Von Seiten einiger Student*innen mit Ziel Lehramt GG kamen Beschwerden darüber, dass man entweder eine Veranstaltung zu "Middle English" oder eine Veranstaltung zu "Old English" belegen musste. Wenn man eine solche Veranstaltung belegt hat, ist einem aber immerhin klar, dass Shakespeare weder auf "Middle English" noch auf "Old English" geschrieben hat.


    Mein Mann hatte letztes eine Referendarin in Englisch, die so der typische Fall von "ich habe meine beiden Leistungskurse auf Lehramt studiert" war. Diese Referndarin hatte sich seit ihrer Schulzeit nicht mehr mit Shakespeare beschäftigt. An der Uni war sie da, wie auch immer, drum rum gekommen. Darum wollte sie auch keine Ausbildungsunterricht zu Shakespeare machen. Mein Mann, der alte Frechdachs, hat gar nicht das Shakespearestück unterrichtet, das sie selbst mal vier Wochen im LK behandelt hat (sie kannte Much Ado About Nothing, er hat aber Macbeth gemacht). Aus meiner Sicht liegt hier ein sehr großer Fehler in der akademischen Ausbildung vor.

  • Ja, schrieb ich doch. Fürs Lehrdiplom Primar ist hier nicht mal die allgemeine Hochschulreife erforderlich. Damit bin ich aber grundsätzlich einverstanden, ich finde die Ausbildung Sek I ungenügend.

    In Deutschland ist die Didaktik der Grundschulfächer nicht umsonst an die Uni ausgelagert. Irgendwer muss die Bücher halt auch schreiben, auf deren Grundlage die Primar-/SekI-Kollegen ausgebildet werden.

    Einmal editiert, zuletzt von UrlaubVomUrlaub ()

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