Ist meine Angst unbegründet?

  • Hey,


    ich bin erst vor Kurzem auf dieses Forum gestoßen und hoffe sehr, dass ich mir hier einige gute Meinungen und Ratschläge einholen kann.


    Für mich fängt bald das erste Semester an und ich freue mich total auf das Studium. Nach dem ersten Semester, in den Semesterferien, findet auch gleich ein Praktikum statt


    welches zur eigener Orientierung und Reflexion dienen soll. Auch darauf freue ich mich und hoffe vieles Neues und viele neue Einblicke aus der Perspektive des Lehrenden gewinnen zu können.


    Ich würde auch gerne, sofern das an der Schule möglich sein sollte, eine oder mehrere Unterrichtseinheiten übernehmen. Allerdings habe ich totale Angst vor einer bestimmen Situation:


    nämlich der, dass ich nicht ausreichend Wissen besitze zu einem bestimmten Thema. Ich weiß nicht, ob das eine unbegründete Angst ist. Szenario: ich soll doch mal den Schüler und Schülerinnen


    etwas Hilfe leisten bei den Aufgaben... doch ich bin nicht dazu in der Lage. Oder: die Lehrkraft fragt mich was zum Unterrichtsthema und ich habe keine Antwort. Solche Situationen sind gemeint.


    Habt ihr da vielleicht gute Ratschläge oder sogar selbst mit Erfahrungen gemacht? Ich freue mich auf jede Antwort!

  • Merke dir, dass man nicht alles wissen muss, sondern nur wissen wo es steht.


    Und gerade wenn man bei sehr speziellen Fragen dann den Schülern nicht was vom Pferd erzählt, sondern sagt, dass muss ich dann erst noch mal nachlesen, die Antwort bekommst du morgen/nächste Woche o.ä. ist das für die Kinder viel authentischer.

  • Ich weiß jetzt nicht, um welches Fach es sich handelt, aber du kennst das Thema ja sicher vorher und kannst dich entsprechend damit auseinandersetzen.


    In der Oberstufe passiert mir das öfter, dass da Fragen kommen, mit denen ich nie gerechnet hätte. Entweder wusste ich es oder eben nicht. Ich biete dann an, es zu recherchieren oder gebe den Rechercheauftrag direkt an den/die Schüler/in weiter :_o_D


    Ich habe sogar schonmal was falsch gesagt, was mir dann erst daheim auffiel. Ich habe es mir dann bei der Unterrichtsvorbereitung notiert und nächstes Mal korrigiert und gesagt, ich habe mich geirrt.


    Ich weiß natürlich auch nicht alle Vokabeln. Sehr viele, aber nicht alle, ich bin halt kein native speaker. Ab und zu bemühe ich die Leo-App. Ich hab auch schon Vokabeln von Schülern gelernt!


    Auf jeden Fall solltest du jede Gelegenheit mitnehmen, Unterrichtsstunden zu übernehmen. Dann wirst du auch merken, dass solche Situationen vorkommen, aber dazu gehören.

  • Ich gehe jetzt einfach mal vom Orientierungspraktikum in BW aus. Das dauert drei Wochen und ist damit- bedenkt man, dass du erst einmal ankommen und hospitieren wirst, ehe du Stundenteile bzw. mal eine ganze Stunde übernehmen wirst- deutlich zu kurz für eine (oder gar mehrere) Unterrichtseinheiten. Alles andere wäre auch eine völlige Überforderung für einen völligen Anfänger. Insofern geh ganz realistisch davon aus, dass du je nach Länge des Praktikums ein paar Einzelstunden maximal halten wirst bzw. immer wieder Stundenteile zu verantworten haben wirst (mal einen Einstieg, mal eine Erarbeitung etc.) um so schrittweise zu lernen, worauf du zu achten hast, wie du planen kannst etc. Bei deinen Planungen hast du die Unterstützung der Ausbildungslehrkraft, wirst also normalerweise nicht einfach ins kalte Wasser geworfen und wenn du mal etwas nicht weißt, dann kannst du 1. anbieten das bis zur Folgestunde nachzuschauen (davon bricht niemandem ein Zacken aus der Krone, niemand kann schließlich alles wissen), 2. schlichtweg nachfragen, ob jemand aus der Klasse das direkt wisse (SuS können exzellente Experten sein und dürfen ja auch mehr wissen als wir, auch da bricht uns kein Zacken aus der Krone), 3. wirst du deine Stunden ja inhaltlich vorbereiten, das erhöht deine Chancen zumindest Grundfragen problemlos abdecken zu können (und bei Expertenfragen souverän zu reagieren und zu eigenem Nichtwissen zu stehen), 4. ist die Ausbildungslehrkraft mit im Raum und kann aushelfen, sollte die Beantwortung der Frage zentral sein für den Unterricht. Das ist dann auch kein Weltuntergang, sondern einfach ein Hinweis für dich, in welchen Bereichen du enteder noch gründlicher vorbereiten musst und/oder dich im Laufe des Studiums noch vertiefter einarbeiten wirst müssen. Niemand erwartet im Orientierungspraktikum, dass du schon alles wüsstest. Keine Bange, das wird schon! :)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich biete dann an, es zu recherchieren oder gebe den Rechercheauftrag direkt an den/die Schüler/in weiter :_o_D

    Je nach Frage mache ich das auch direkt im Unterricht. Und greife dabei auf, wie man korrekt recherchiert.


    Wichtig ist dieser Punkt:


    Und gerade wenn man bei sehr speziellen Fragen dann den Schülern nicht was vom Pferd erzählt, sondern sagt, dass muss ich dann erst noch mal nachlesen, die Antwort bekommst du morgen/nächste Woche o.ä. ist das für die Kinder viel authentischer.

    Ich habe am BK häufig Schüler, die Dinge besser wissen, da sie tagtäglich damit arbeiten. Dann gebe ich das Wort auch gerne ab.

    • Offizieller Beitrag

    Heutzutage muss man nicht mehr alles wissen, man muss nur wissen, wie man es findet.

    *handy raushol* "Google, wie viele Pinguine leben in der Antarktis?"


    "Auf der Antarktischen Halbinsel leben schätzungsweise 12 Millionen Pinguine."


    "Danke, google."


    kl. gr. frosch


    Nachtrag und Off-Topic: warum ist es eigentlich eine "Antarktische Halbinsel"? Ist das nicht eine Insel?

  • die Lehrkraft fragt mich was zum Unterrichtsthema und ich habe keine Antwort.

    Sowas ist mies und machen die wenigsten Kollegen. Ich hatte genau zwei Situationen- beim selben Kollegen sogar- in denen ich vor der Klasse ausgefragt wurde. Das erste mal kannte ich die Antwort, das zweite mal habe ich einen doofen Fehler gemacht. Besagter Kollege hat sich gefreut zu zeigen, dass er der geile Hecht im Raum war und den Schülern war mein „Versagen“ egal. Die haben mich danach genauso wie vorher respektiert. Sollte die Situation passieren- was ich jedoch bezweifle, weil sowas wirklich unter aller Sau ist- kann ich dir den Tipp geben erstmal Ruhe zu bewahren und bei einem Fehler dir nichts anmerken zu lassen. Selbst wenn der Kollege dir einen dummen Spruch drückt. Nach dem Unterricht solltest du dann jedoch sofort mit dem Lehrer darüber sprechen, dass du dein Verhalten nicht gut fandest.

    Holy Moses met the Pharaoh

    Yeah, he tried to set him straight

    Looked him in the eye,

    "Let my people go!"

    Holy Moses on the mountain

    High above the golden calf

    Went to get the Ten Commandments

    Yeah, he's just gonna break 'em in half!

  • Wissen ist mehr als ein bisschen Googeln. Beim Programmieren zum Beispiel ist es völlig üblich, sich Teile des Quellcodes zusammenzugoogeln. Aber man muss halt trotzdem wissen, was man tut, und wenn man nicht weiß, wonach man suchen muss, hilft einem das überhaupt nicht. Die Frage ist nicht, wie ich die Programmzeile formuliere, sondern was ich formulieren möchte. Und da geht es um die Logik des Problemlösens, die kann man nicht so einfach nachschlagen.


    Ein Fach zu studieren heißt ja auch nicht, sich einen Haufen Wissen draufzuschaufeln. Dann könnte man ja mit Wikipedia so ziemlich alles. Das Wesentliche sind die Strukturen, die "Denke", die man lernt. Natürlich sollte man bei den grundlegenden Sachen fachlich sicher sein. Das ist Grundvoraussetzung. Bei detailliertem Faktenwissen ist es dann weniger wichtig, immer eine Antwort parat zu haben.


    In Mathe zum Beispiel ist es weniger das Problem, dass man die Lösung nicht weiß. Die legt man sich ja vorher zurecht und stellt die Aufgabe entsprechend. Schwierig wird es erst, wenn Schüler mit anderen Lösungen ankommen und man schnell beurteilen muss, ob man es auch so machen kann, bzw. man muss versuchen, den eingeschlagenen Weg weiter zu führen und dann schauen, ob das Ergebnis tatsächlich gleich ist oder ob sich irgendwo ein Denkfehler verbirgt.


    Das ist natürlich auch gerade das Reizvolle daran. Mit ambitionierten Schülern kann man diskutieren, mit eher unsicheren Schülern muss man da ganz klar sein, um sie nicht noch mehr zu verwirren.


    Am Anfang ist das tatsächlich nicht so leicht. Man muss sich einen gewissen Status erst mal erarbeiten, bevor man ohne Verlust an Ansehen sagen kann: Oh, da habe ich keine Ahnung, muss ich mich mal schlau machen.


    Aber du solltest dir darum jetzt keine Sorgen machen. Das lernt man alles Schritt für Schritt. Du freust dich auf dein Studium und das ist erst mal das Wichtigste: Mit Freude und Überzeugung dabei sein und nicht aus Verlegenheit irgendwas anzufangen. Viel Erfolg!

  • Sowas ist mies und machen die wenigsten Kollegen. Ich hatte genau zwei Situationen- beim selben Kollegen sogar- in denen ich vor der Klasse ausgefragt wurde. Das erste mal kannte ich die Antwort, das zweite mal habe ich einen doofen Fehler gemacht. Besagter Kollege hat sich gefreut zu zeigen, dass er der geile Hecht im Raum war und den Schülern war mein „Versagen“ egal. Die haben mich danach genauso wie vorher respektiert. (...)

    So etwas ist natürlich mies, solche Situationen können aber auch mit ganz anderer Konnotation auftreten. Mein einer Mentor im Ref- wahnsinnig toller Ausilder und Lehrer- hatte selbst gar kein Problem bei Schülerfragen mal zu sagen, dass er etwas nicht wisse. In meiner ersten Hospitationsstunde im Ref bei ihm gab es genau so einen Moment und er hat kurzerhand- ich war ja als potentielle zweite Expertin mit im Raum- einfach mich gefragt, ob ich das vielleicht wisse. Ich wusste und er hat mich ab da bei Bedarf immer als "Enzyklopädie" eingesetzt bei solchen Fragen und war immens beeindruckt, weil ich tatsächlich alle Fragen beantworten konnte, auf die er keine Antwort wusste. Das habe ich dann umgekehrt aber auch mit ihm gemacht in meinen Stunden, bei denen er hinten saß und hat genau so gut geklappt, weil die Dinge die ich nicht wusste Aspekte waren, bei denen er total fit war. Wir haben uns insofern fachlich super ergänzt und für die Schüler war das ein tolles Beispiel wie wertschätzend und auf Augenhöhe man das als Team gestalten kann ohne sich gegenseitig vorzuführen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wir haben uns insofern fachlich super ergänzt und für die Schüler war das ein tolles Beispiel wie wertschätzend und auf Augenhöhe man das als Team gestalten kann ohne sich gegenseitig vorzuführen.

    Ich habe ehrlich gesagt die Aussage des Threaderstellers gar nicht in die positive Richtung gedeutet. Da gebe ich dir natürlich vollkommen recht. Wir haben unsere Abschlusskurse alle in Doppelsteckung (was uns jetzt mit den halben Klassen wirklich sehr hilft). Da geht’s mir mit meinem Kollegen genauso. Das was er nicht weiß, das weiß ich meistens- selbiges anders herum. Ich glaube wenn er so ein Machtgehabe jemals probiert hätte- er ist der ältere von uns beiden- hätte ich ihn aber auch schon aus meinem Klassenzimmer geworfen, da sowas einfach vor den Schülern gar nicht geht. Wir verstehen uns aber zum Glück zu gut für sowas

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  • Ich denke auch, dass das vom TE nicht positiv gemeint war, sonder als Angst vor Bloßstellung. Umso wichtiger finde ich es aber, so eine Angst nicht nur zu bestärken durch entsprechende (hoffentlich nur) Einzelerfahrungen, sondern auch zu entkräften, weil es so eben nicht so laufen muss, auch wenn man zu einer Frage mit herangezogen wird. Ich hatte auch schon in meinen Studienpraktika einige Ausbildungslehrer, die mich bei Fachfragen als potentielle Expertin herangezogen habe. Ungewöhnlich finde ich es insofern gar nicht, dass das geschieht, es ist aber auch überhaupt nicht schlimm, wenn man dann die Antwort ebenfalls nicht kennt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • .. wie wertschätzend und auf Augenhöhe man das als Team gestalten kann ohne sich gegenseitig vorzuführen.

    Sollte das nicht selbstverständlich sein? Manchmal hab ich den Eindruck, dass Sonderpädagogen in der Beziehung echt ein eigenes Völkchen sind. Da passiert es natürlich nicht, dass man irgend einen Inhalt nicht weiß, aber zusammen im Raum sein und sich unterstützen, statt aufeinander rumzuhacken, ist dann doch normal. Gerade mit Referendaren!

  • Sollte das nicht selbstverständlich sein? Manchmal hab ich den Eindruck, dass Sonderpädagogen in der Beziehung echt ein eigenes Völkchen sind. Da passiert es natürlich nicht, dass man irgend einen Inhalt nicht weiß, aber zusammen im Raum sein und sich unterstützen, statt aufeinander rumzuhacken, ist dann doch normal. Gerade mit Referendaren!

    Sollte es, ja und ist denke ich auch die Mehrheit. Ist es aber leider nicht immer. Ich denke aber, die Lehrkräfte, die das anders handhaben, haben dann auch andere pädagogische Überzeugungen im Umgang mit Schülerinnen und Schülern als ich das habe.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • aber zusammen im Raum sein und sich unterstützen, statt aufeinander rumzuhacken, ist dann doch normal. Gerade mit Referendaren!

    Naja, in der bestmöglichen Welt ja, aber gibt genug schwarze Schafe. Mein Vater hat damals auch oftmals im Unterricht Refis zum Heulen gebracht. Absolut unfassbar schlechtes Verhalten, aber realistisch gesehen, kann auch immer ein A.... auf einen in der Klasse warten. Wichtig ist dann, dass man mit seinem Mentor oder der SL zur Not spricht

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    Yeah, he tried to set him straight

    Looked him in the eye,

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