Umfrage Implementation Trauma-Sensibler Unterricht

  • Hallo Alle,


    Traumatisierungen spielen in der heutigen Zeit eine immer größere Rolle. Gerade durch die Flüchtlingskrise und die Corona-Pandemie werden Kinder schwerwiegenden emotionalen und seelischen Belastungen ausgesetzt. Um Kinder hierbei zu unterstützen, müssen Lehrer*innen immer sensibler agieren. Genau an dieser Stelle kommt Trauma-Sensibler Unterricht ins Spiel. Dieses Programm soll Kindern mit PTBS innerhalb von 10 Sitzungen helfen, besser mit ihren Problemen umzugehen. Da der Schule in der Entwicklung von Kindern eine besondere Rolle zukommt, sollte gerade hier angesetzt werden. Die Kinder sollen ihre Erlebnisse aufarbeiten und Resilienz entwickeln.


    Ich studiere aktuell im Master of Education Sonderpädagogische Förderung an der Bergischen Universität Wuppertal, arbeite aber auch schon seit knapp einem Jahr als Vertretungslehrer an einer Förderschule. Im Rahmen meiner Masterthesis untersuche ich, wie Lehrkräfte die Bedingungen zur Implementation Trauma-Sensiblen Unterrichts an ihrer Schule einschätzen. Hierzu führe ich einen Online Fragebogen durch. Die Daten werden vollkommen anonym erhoben und die Umfrage dauert 5-10 Minuten. Einen genaueren Einblick über die Inhalte erhalten Sie auf der ersten Seite des Fragebogens.
    In den USA wird das Programm bereits sehr erfolgreich umgesetzt. In Deutschland wird die Effektivität bisher an 2 Pilotschulen untersucht. Im Anschluss an diese Phase soll das Projekt auf weitere, interessierte Schulen ausgeweitet werden.



    Gerne teile ich meine Ergebnisse, bei Interesse, im Anschluss mit Euch. Solltet Ihr Interesse an dem Projekt im Allgemeinen haben, schreibt mir mir an die unten genannte E-Mail-Adresse, da die Daten des Fragebogens, wie bereits erwähnt, anonym erhoben werden.



    Ich würde mich sehr über Eure Unterstützung freuen, indem Ihr den Link zu dem Fragebogen an weitere Lehrer teilt!



    Folgender Link führt zu der Umfrage: https://studentische-umfrage.u…/index.php/741534?lang=de


    Bei Rückfragen schreiben Sie mir gerne an 1554836@uni-wuppertal.de


    Liebe Grüße
    Marvin

  • Ich wäre an der Stelle erst einmal interessiert zu erfahren, wie dieses Programm aussieht. Ich finde es schwierig mich in einer Umfrage zu etwas zu äußern, was mir in dieser Form (denn meine Schule ist keine der zwei deutschlandweiten Projektschulen) nicht bekannt ist. Erst wenn ich etwas über dieses Programm weiß kann ich Überlegungen dazu anstellen, ob ich eine Implementation an meiner Schule im Besonderen oder Schulen im Allgemeinen (in Opposition zur Psychotherapie/Traumatherapie, deren Rolle wir nun einmal nicht einnehmen können als Lehrkräfte) für sinnvoll bzw. möglich erachte. Vielleicht kannst du also zunächst einmal etwas zu diesem Programm erläutern, denn sicherlich wird es nicht nur mir so gehen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Vielen Dank für eure Anmerkungen!

    Ich habe die Informationen auf der ersten Seite des Fragebogens noch überarbeitet, sodass jetzt die Ziele und Inhalte der jeweiligen Sitzungen ersichtlicher sind. Tatsächlich ist es gar nicht so leicht, das Programm kurz und knackig runterzubrechen... Vielleicht hilft das ja so schonmal weiter.

  • "... Dies ist einer der wichtigsten Teile des Programms. Die Teilnehmer sollen beginnen, ihre Traumatische Erfahrung zu verarbeiten. Hierzu schreiben sie das Erlebte auf und teilen dies mit der Gruppe."

    In einem pädagogischen Setting? Echt jetzt?


    Zum Fragebogen: ich wollte ausfüllen, aber du schreibst nicht dazu, wie deine Skala gilt. Ist '1' oder '5' 'volle Zustimmung'? Wäre vielleicht relevant ;)

  • Das, was ich in der Beschreibung lesen kann liest sich für mich nach Traumatherapie und mitnichten nach etwas, was Lehrkräfte nach einer "Ausbildung durch Fachkräfte" (Wie sieht die aus? Wie lange dauert diese? Wer führt diese durch? Gibt es am Ende einfach nur ein Teilnahmezertifikat und man darf drauflostherapieren oder gibt es irgendeine Art von Qualiftätskontrolle in Form von Abschlussprüfungen und Supervision? ...) mal eben machen können bzw. sollten. Vielleicht hast du noch ergänzende Links mittels derer man sich genauer einlesen kann, so bereitet mir das, was ich lese entsetzliche Bauchschmerzen, wenn ich mir vorstelle, dass da am Ende Menschen die wenig bis keine Ahnung von Traumatherapie haben (denn die Ausbildung der Lehrkräfte ist mir nicht bekannt) und deren Profession das auch keinsfalls ist mit und an traumatisierten Kindern herumdoktern. Die Vorstellung finde ich wirklich gruselig.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • "... Dies ist einer der wichtigsten Teile des Programms. Die Teilnehmer sollen beginnen, ihre Traumatische Erfahrung zu verarbeiten. Hierzu schreiben sie das Erlebte auf und teilen dies mit der Gruppe."

    In einem pädagogischen Setting? Echt jetzt?


    Zum Fragebogen: ich wollte ausfüllen, aber du schreibst nicht dazu, wie deine Skala gilt. Ist '1' oder '5' 'volle Zustimmung'? Wäre vielleicht relevant ;)

    Das stand auf der ersten Seite, 5 ist volle Zustimmung. Das Fragebogen Programm (welches mir vorgeschrieben ist...) lässt leider nicht zu, dass es bei den Fragen dabei steht

  • Das, was ich in der Beschreibung lesen kann liest sich für mich nach Traumatherapie und mitnichten nach etwas, was Lehrkräfte nach einer "Ausbildung durch Fachkräfte" (Wie sieht die aus? Wie lange dauert diese? Wer führt diese durch? Gibt es am Ende einfach nur ein Teilnahmezertifikat und man darf drauflostherapieren oder gibt es irgendeine Art von Qualiftätskontrolle in Form von Abschlussprüfungen und Supervision? ...) mal eben machen können bzw. sollten. Vielleicht hast du noch ergänzende Links mittels derer man sich genauer einlesen kann, so bereitet mir das, was ich lese entsetzliche Bauchschmerzen, wenn ich mir vorstelle, dass da am Ende Menschen die wenig bis keine Ahnung von Traumatherapie haben (denn die Ausbildung der Lehrkräfte ist mir nicht bekannt) und deren Profession das auch keinsfalls ist mit und an traumatisierten Kindern herumdoktern. Die Vorstellung finde ich wirklich gruselig.

    Einen genauen Zugriff darauf, wie das Programm und die Schulung abläuft habe ich leider auch nicht, da das ja alles noch in der Testphase läuft. Informationen zum SSET-Programm, auf dem die Intervention beruhen soll gibt es z.B. hier: https://ssetprogram.org/

    Die Umfrage selbst zielt ja aber auch erstmal nur auf die grundsätzlichen Bedingungen ab, wie Lehrkräfte die Bedingungen einschätzen und ihre eigene Einstellung gegenüber dem Thema (Relevanz etc.). Leider habe ich von meinem Professor eine mehr als mangelhafte Betreuung bekommen und wirklich wenig Informationen. Ich musste mir fast alles selbst zusammenkratzen und hab gehofft, das Beste hinzukriegen, was ich konnte.

  • Noch 'ne Frage zum Programm: Wann soll das stattfinden? "Kleingruppen" bedeutet doch wahrscheinlich, dass das außerhalb der Unterrichtszeit, also am Nachmittag (ähnlich wie eine Arbeitsgemeinschaft) durchgeführt wird.

    Dann verstehe ich eine Frage wie "Wir haben genug Zeit um Traumasensiblen Unterricht auch wirklich umsetzen zu können." nicht.


    Vormittags haben die SuS der Sek I 30 Pflicht-Unterrichtsstunden zu absolvieren, da bleibt gar keine Zeit. Nachmittags sollte an den meisten Schulen Zeit sein. [Ich weiß, bei teil- oder vollgebundenen Ganztagsschulen kann auch Pflichtunterricht an bis zu vier Nachmittagen sein. Schulen in G8, Schulen mit einer anderen Stundentafel können ebenfalls einige Stunden am Nachmittag haben.]

  • Noch 'ne Frage zum Programm: Wann soll das stattfinden? "Kleingruppen" bedeutet doch wahrscheinlich, dass das außerhalb der Unterrichtszeit, also am Nachmittag (ähnlich wie eine Arbeitsgemeinschaft) durchgeführt wird.

    Dann verstehe ich eine Frage wie "Wir haben genug Zeit um Traumasensiblen Unterricht auch wirklich umsetzen zu können." nicht.


    Vormittags haben die SuS der Sek I 30 Pflicht-Unterrichtsstunden zu absolvieren, da bleibt gar keine Zeit. Nachmittags sollte an den meisten Schulen Zeit sein. [Ich weiß, bei teil- oder vollgebundenen Ganztagsschulen kann auch Pflichtunterricht an bis zu vier Nachmittagen sein. Schulen in G8, Schulen mit einer anderen Stundentafel können ebenfalls einige Stunden am Nachmittag haben.]

    Das können die Schulen selbst entscheiden, also ob das zusätzlich zur Schulzeit oder während der Schulzeit stattfindet

  • Das können die Schulen selbst entscheiden, also ob das zusätzlich zur Schulzeit oder während der Schulzeit stattfindet (soweit ich weiß)

    Findest du es nicht selbst etwas schwierig, etwas sachgemäß zu beurteilen, worüber dir so viele basale Informationen fehlen? Wie willst du da unsere Antworten vernünftig einordnen und interpretieren, wenn dir selbst so wenig bekannt ist, was du uns umgekehrt als Präzisierung an die Hand geben kannst?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • ob das zusätzlich zur Schulzeit oder während der Schulzeit stattfindet

    Aber wie soll dann die zitierte Frage in irgendeiner Weise sinnvoll ausgewertet werden? Da kann doch nur bei herauskommen, dass 100% der Schulen irgendwo Zeit finden können, einen solchen Unterricht umzusetzen.

    (Wie war das nochmal mit dem Vertrauen in Statistiken...)

  • SSET (das Ursprungsprogramm) soll während der Schulzeit stattfinden, kann aber auch nach der Schule stattfinden, wenn Transporte etc. für die Schüler geklärt sind. Ob tatsächlich genug Zeit ist für die Programmdurchführung sollt ihr ja einschätzen. Nur ihr wisst ja, ob es möglich wäre die Stunde während des Schultages zu erübrigen, oder nach der Schule, oder ob einfach keine Zeit da ist. Es kann ja durchaus sein, dass einfach keine Zeit besteht, um das Programm durchzuführen.

  • Das, was ich in der Beschreibung lesen kann liest sich für mich nach Traumatherapie und mitnichten nach etwas, was Lehrkräfte nach einer "Ausbildung durch Fachkräfte" (Wie sieht die aus? Wie lange dauert diese? Wer führt diese durch? Gibt es am Ende einfach nur ein Teilnahmezertifikat und man darf drauflostherapieren oder gibt es irgendeine Art von Qualiftätskontrolle in Form von Abschlussprüfungen und Supervision? ...) mal eben machen können bzw. sollten. Vielleicht hast du noch ergänzende Links mittels derer man sich genauer einlesen kann, so bereitet mir das, was ich lese entsetzliche Bauchschmerzen, wenn ich mir vorstelle, dass da am Ende Menschen die wenig bis keine Ahnung von Traumatherapie haben (denn die Ausbildung der Lehrkräfte ist mir nicht bekannt) und deren Profession das auch keinsfalls ist mit und an traumatisierten Kindern herumdoktern. Die Vorstellung finde ich wirklich gruselig.

    Dem schließe ich mich absolut an. Fertigkeitstraining zum Umgang, Entspannungsverfahren etc. ist das eine. Aber wenn ich lese, dass über die traumatischen Erlebnisse geschrieben werden soll oder das Geschriebenen ggf. gar geteilt werden soll? Dazu ist doch niemand von uns ausgebildet. Niemand von uns weiß was da alles passieren kann und wie man das dann wieder auffängt. Das finde ich sehr gruselig und ehrlich gesagt verantwortungslos.

    Wichtiger fände ich, dass man als Lehrkraft lernt wie man betroffene SuS im Unterricht unterstützen kann und welcheHilfestellung man Ihnen da an die Hand geben kann.

  • Wir wissen doch alle, dass es hier darum geht irgendwie die Masterarbeit rumzukriegen, nicht um ein ernsthaft anwendbares Konzept.

    Ja, sicher, aber man muss in dem Fall halt dem/der Studierenden deutlich machen, woran es krankt bei so einem Konzept, egal wie gut sich das so ganz in der Theorie vielleicht anhören mag, sonst bleibt es am Ende nämlich nicht bei theoretischen Problemen. Immerhin gibt es bereits zwei Pilotschulen, die dieses Konzept umzusetzen scheinen.

    Im Ref haben wir uns auch in einer Einheit mit schulischem Umgang mit traumatisierten Kindern beschäftigt. Da gab es wirklich SEHR viele Anwärter*innen, die meinten, letztlich die Rolle von Therapeuten einnehmen zu können und im Zweifelsfall mal ganz sensibel nachfragen wollten, was das Kind erlebt hatte oder es offen der Klasse erzählen lassen wollten, was ihm auf der Flucht so widerfahren sei, damit die Klasse empathischer reagieren könnte etc. Denen war überhaupt nicht bewusst, wie übergriffig und verantwortungslos ihre Überlegungen einerseits waren und wie unprofessionell andererseits. Meine Päd-LB hat versucht das zu verdeutlichen, ich habe aus meiner Berufspraxis in der Migrationsarbeit berichtet- war manchen dennoch nicht einsichtig, dass gut gemeint und gut gemacht zwei Paar Schuhe sind. Erst als ich einfach überdeutlich das Beispiel "sexuelle Gewalt" herausgeholt habe war auch denen endlich klar, dass sie nicht wissen können was kommt, wie es kommt und welche Grenzen das nicht nur bei dem betroffenen Kind selbst massiv überschreitet, die wir als Lehrkräfte gar nicht auffangen können, sondern auch bei Klassenkameraden, bei denen das über sämtliche Grenzen geht und im worst case sie sogar traumatisieren kann.


    MarvinB : Traumatherapeut wird man nicht einfach nach einem Medizin-/ Psychologiestudium und auch nicht nach einer folgenden normalen Facharzt- und/oder Therapieausbildung. Das ist aus gutem Grund eine mehrjährige Zusatzausbildung die Therapeuten durchlaufen mit begleitender Supervision. Das, was dieses Programm vorsieht ist schlichtweg verantwortungslos, denn eine solch umfassende Ausbildung werden wir Lehrkräfte keinesfalls erhalten, dass wir derartige Interventionen in angemessener Weise vornehmen könnten. Seine Grenzen zu kennen ist als Mensch oft sehr wichtig, als Lehrkraft kommt hinzu sehr bewusst in Grenzbereichen der eigenen Profession deren Grenzen dennoch klar zu kennen und zu respektieren, ab wann man ausgebildete Fachkräfte heranlässt. Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen können auch wir Lehrkräfte machen (oder Schulsozialarbeit oder Beratungslehrer), konkrete Traumaarbeit machen ausschließlich Traumatherapeuten, keinesfalls wir Lehrkräfte.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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  • "Ich denke, dass traumasensibler Unterricht einen spürbaren Unterschied machen wird." Ja wird er, aber nicht im Positiven, wenn das Programm so umgesetzt wird wie dargestellt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wir wissen doch alle, dass es hier darum geht irgendwie die Masterarbeit rumzukriegen, nicht um ein ernsthaft anwendbares Konzept.

    Das denke ich auch. Auf der anderen Seite geht es nicht bloß um eine Hausarbeit, sondern offenbar um eine Masterarbeit, dafür finde ich das Vorwissen auch echt dürftig. Aber letztlich ist es ja nicht unser Bier. Dem Prof wird es aber hoffentlich auffallen.

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