Elternvertreter:innen - "konkurrente" Listen?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!
    Ich las mal wieder ein bisschen bildungspolitische Aktualität von der anderen Rheinseite und mir kam plötzlich eine Frage auf:

    Gibt es Schulen bzw. irgendwo "konkurrierende" Elternverbände?
    Ich kenne in Frankreich nur die "Elternsprecherwahl" mit Listen (ehrlich gesagt fallen mir nur zwei ein, es kann sein, dass es Schulen mit "Unabhängigen" gibt). Mir ist gerade aufgefallen, dass ich es glaube ich in Deutschland nie so wahrgenommen habe, sondern dass 1) alle den Kopf senken, wenn irgendwelche Vertreter*innen gewählt werden sollen (keine Angst, ist in Frankreich auch so), 2) die aktiven Eltern zwar vielleicht aus unterschiedlichen Richtungen kommen, aber im Prinzip als Masse wahrgenommen werden...
    Da ich allerdings selbst kein Elternteil bin und auch wenig mit Elternvertreter:innen zu tun hatte (ich war nie Klassenleitung, die Eltern in den Fachkonferenzen waren immer "zufällig" und in NRW sind die Eltern sonst "nur" in der Schulkonferenz und so aktiv), habe ich mich gerade gefragt, ob es an meiner Wahrnehmung / Schule liegt?
    Interessanterweise könnte es zu dem passen, dass es in Frankreich ebenfalls immer mindestens zwei Gewerkschaften in jeder Branche / jedem Betrieb gibt (also ein ganz kleines bisschen wie bei Lehrer:innen PhV und GEW, nur halt als richtige Gewerkschaften), wo es in Deutschland eben nur eine:n Ansprechpartner:in gibt (ich erinnere mich "damals" um die ganzen "Probleme" mit der GDL und so...)

    Wie ist es bei euch? "bekriegen" sich irgendwelche Elterngruppen? (also auf friedlicher / politischer Art und Weise?)

  • Ich habe während meiner gesamten Schullaufbahn - als Schüler wie als Lehrer, also seit 1980 - nie wahrgenommen, dass Elternvertreter in irgendeiner Art und Weise politisch (sprich in Elternverbänden o.ä.) organisiert gewesen wären. Ich glaube, was da vor Deinem geistigen Auge steht, gibt es in D schlicht nicht. Das würde auch nicht lohnen: Der Einfluss der Elternvertreter ist dazu schlicht zu gering.

  • Elternvertreter*innen kenne ich nur als "Klassensprecherwahl". Klassenelternvertreterinnen wählen Schulelternvertrerer, die in der Schulkonferenz mit Lehrerinnen und Schülern (mwd) sitzen und entweder alles abnicken (Förderschule) oder ihre privaten Interessen durchdrücken (Grundschule). Z.B. "Ich als Anwältin finde es nicht in Ordnung, dass meine Tochter in der Mensa hinten anstehen muss, wenn sie ihre Essensmarken vergessen hat."


    Wirklich vertreten wird man da als Eltern selten, man muss sich halt selbst kümmern.


    Ansonsten das was fossi sagt. Es gibt zwar auf Landesebene Elternvertreter aber man hört sie nicht. Dann eher privates Durchdrücken von Inklusion o.ä., Eltern werden durchaus gehört.

  • ...an sich werden Eltern zwar schon "gehört", sind aber meißt sehr still... anekdotisch habe ich die Wahlen zur Elternnpflegschaft - im gymnnasialen Bereich - meist so wahrgenommen: In Unter- und Mittelstufe bekommen den "Job" meistens die social butterflies, die dann irgendwann ein Sommerfest organisieren, und vllt bei nem Ausflug helfen... 90+% Mutter und Hausfrau,schmeißt optional Tupperpartys. In dem Moment, wo das dann "Oberstufe" heißt, sind da plötzlich ganz andere Kandidaten dran - da hast du dann plötzlich Studierte, und auf einmal auch Väter, aber um den Job reißen tun auch die sich nicht... nur das, was sie so wollen, ändert sich.

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    • Offizieller Beitrag

    ja, tatsächlich, dann ist es wieder so ein kulturelles Ding. (Obwohl ich wirklich nicht glaube, dass es auf der lokalen Ebene irgendeine Rolle spielt.)

    Aber alleine für mein Bundesland einen Elternverein und eine Landeselternschaft, ... irgendwie spielen die wohl eine Rolle, sind aber vermutlich kaum mit den Schulen vor Ort verknüpft...

  • Was sind das für Vereine? Ich hab davon noch nie gehört. Was machen die konkret?

    • Offizieller Beitrag

    wohl dasselbe wie derLandeselternrat in Sachsen, überregionales Organ der Elternmitwirkung.
    Mir ist es eben nicht so ganz klar und tatsächlich ist mir wirklich nicht klar, wie es sein kann, dass alle "dieselben Interessen" haben. Nur, weil sie Eltern sind. Aber ich bin ja kein Elter(nteil), also kann ich es mir auch nicht vorstellen.

  • Aus Sicht eines Mitglieds des Elternbeirats im Kindergarten kann ich sagen: Eltern haben SEHR unterschiedliche Interessen.

    Z.B. Fraktion 1 (2 Mitglieder)Möchte Betreuung für die Kinder, weil sie selbst arbeiten müssen


    und Fraktion 2 (6 Mitglieder) "wir lassen die nächsten zwei Tage alle unsere Kinder zu Hause und sagen auch allen anderen Eltern, dass sie das machen sollen, weil in der Kita vier (von 15) Erzieher:innen krank sind. Wir wollen die Erzieher:innen nicht überbelasten. Nur wer wirklich unbedingt arbeiten muss, kann sein Kind ja die minimale Zeit bringen, wobei es ja eigentlich auch nicht sein kann, dass man sich nicht mal spontan einen Tag frei nehmen kann. "


    Hab die WhatsApp Gruppe des Elternbeirats auf stumm geschaltet und mich seit Wochen an keiner Diskussion mehr beteiligt, da zwecklos. Ja, das ist blöd für die Eltern der Fraktion 1 (davon gibt es über die Kita gesehen natürlich mehr als 2), deren Kinder nicht im Sommer in die Schule kommen, aber ich habe auch so schon genug zu tun und muss mich nicht noch mir irgendwelchen Supermamis rumschlagen. Die sind auch alle ganz traurig, dass man zum Geburtstag der Kinder nur noch abgepackte Muffins aus dem Supermarkt mitbringen darf. Es ist sooo schade, dass man keinen Kuchen in Piratenschiffform mehr selber machen darf, um zu zeigen wie toll man backen kann und wie viel Zeit man sich für die Kinder nimmt.


    In der GS werde ich mich unterm Tisch verkriechen, wenn es um die Wahl der Elternvertreter geht.


    Meine Erfahrung als Klassenlehrerin ist: Es macht 5 Jahre die gleiche Person, oft ist das jemand sehr vernünftiges. Man entwickelt relativ schnell ein ganz gutes Verhältnis und hält hin uns wieder mal ein Pläuschchen. Der/die Klassenpflegschaftsvorsitzende sagt Eltern unter Umständen auch schon mal, dass ihr Forderungen Quatsch sind und die Lehrer:innen ihren Job in der Regel ganz gut machen. Engagiert wird sich im Sinne der Kinder aber auch im Sinne der Schule und die Identifikation mit der Schule ist relativ hoch.

  • Es ist sooo schade, dass man keinen Kuchen in Piratenschiffform mehr selber machen darf, um zu zeigen wie toll man backen kann und wie viel Zeit man sich für die Kinder nimmt.

    Erinnert sich noch jemand an den Spruch, der Frau von der Leyen bei "Switch reloaded"(?) immer in den Mund gelegt wurde? "Wie, Sie haben nur vier Kinder? Mögen Sie denn keine Kinder?"

  • wohl dasselbe wie derLandeselternrat in Sachsen, überregionales Organ der Elternmitwirkung.
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    Der Landeselternrat ist die gewählte Vertretung. Ich hatte dich so verstanden, dass es darüber hinaus Vereine gibt.


    Zu den verschiedenen Meinungen: es ist wirklich wie bei Klassensprechenden (sagt man so?^^) Mutter A ärgert sich über xy und sagt dem Elternsprecher, dass dieser bitte im Namen "von Eltern" an die Klassenlehrerin herantritt, um xy zu erbitten.


    Was fordern Eltern in der gymnasialen Oberstufe denn so?

  • ich hatte einmal an meiner vorherigen Schule eine Elternvertreterin, die auch im Landeselternbeirat war. Ich profitiere von ihrem Wissen noch heute. :)


    Sie war sehr engagiert (im positiven Sinne), arbeitete eng mit mir und der Schule zusammen, konnte hervorragend die sehr unterschiedlichen Interessen der Eltern zusammenbringen, jede Klassenpflegschaftsitzung war hervorragend vorbereitet, unnötige Zeitverschwendung (gewünscht von 2 Helikoptereltern) gab es nicht, ich war wirklich enttäuscht, als ihr 3. Kind die Schule verließ.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

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