Wieder Präsenz in ganzen Klassen - Hausaufgaben?

  • Der Kultusminister hat heute Nachmittag mitgeteilt, dass in ganz NDS (mit Ausnahme von zwei Landkreisen) alle Kommunen am nächsten Montag ins Szenario A starten MÜSSEN. (Es sei denn, die Zahlen bewegen sich wieder nach oben; ausgenommen sind natürlich außerdem die Schulen, an denen das Gesundheitsamt derzeit "aktiv" ist.)


    https://www.mk.niedersachsen.d…nktioniert-es-200771.html


    [Bis ebenfalls heute Nachmittag gab es einige Kommunen, die ihren Schulen teils vehement eine Öffnung in der nächsten Woche untersagt hatten, obwohl die 50 oder 35 schon länger dort unterschritten wurden. Hildesheim hatte z.B. eine entsprechende Pressemitteilung herausgegeben und erläutert, warum das Szenario A ab 31.05. rechtlich nicht möglich sei. Da scheint das spät-nachmittäglich Statement aus dem MK eine Antwort drauf zu sein.]

    Der LK, in dem meine Schule liegt, war am Dienstag noch über 50. Sprich: der fünfte Werktag, den wir unter 50 sein müssen, könnte erst am kommenden Montag erreicht werden. Laut Mitteilung des KuMi können wir dann entscheiden, ob wir bereits am kommenden Mittwoch oder erst ab dem Montag in der Woche darauf (aus schulorganisatorischen Gründen) ins "Szenario A" wechseln. Letzteres werden wir vermutlich in Anspruch nehmen, weil wir die Woche brauchen, um die Klassenräume (inkl. der Schulcontainer, die wir wegen Umbauarbeiten aufstellen mussten) wieder komplett zu bestuhlen, einen neuen Plan für versetzte Pausen zu machen usw.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Welchen Spielraum hat eine Schule?

    Seit wann sind Hausaufgaben schulintern geregelt? Das liegt in der Verantwortung der Lehrkräfte.


    Ich wäre dankbar über Hausaufgaben, das große Kind ist im Wechselunterricht und hat 2-3 Stunden Schule am Tag, davon die Hälfte Vertretung. Ich kotze ab, weil die nichts machen. Genau genommen wäre es keine Hausaufgaben, sondern Distanzunterricht, aber die Lehrkräfte finden, dass sie ja Vollzeit arbeiten und sich deswegen nicht um die andere halbe Gruppe kümmern müssen.


    Ich bin aber da nicht Expertin fürs Kind sondern sehe das als Lehrerin, ich kann den Lehrplan lesen. Wenn du ein kleines Kind hast und das gerade ein Wunsch für dich persönlich ist, dann sprich besser mit den Lehrerinnen persönlich als in Elterngruppen Verbündete zu suchen. Meine Meinung.

  • Ich bin noch nicht sicher ... ich habe gerade mit der Pflegschaftsvorsitzenden der Schule gesprochen, die hat das Thema mit der Schulleitung bereits seit Wochen auf dem Tisch, weil viele Lehrer zusätzlich zum Präsenz-Wechselunterricht am jeweiligen Präsenztag Hausaufgaben aufgegeben haben und sowohl Kinder als auch Eltern am Rad gedreht haben. Ist übrigens eine Schule in einer gehobeneren Gegend, hat den Ruf, viele Gymnasialempfehlungen zu generieren.

    Die Schulleitung, die sehr auf dieser Ehrgeiz- und Leistungsschiene unterwegs ist, ist wohl ziemlich am Ende, ebenso wie das Kollegium. Es gibt Eltern, die seit Monaten Druck machen von wegen noch mehr Zusatzaufgaben, die jetzt viele HA fordern, weil die Kinder ja Defizite aufweisen könnten. Das ist selbst der SL sowie dem Lehrpersonal zum Großteil zu krass 🤯

  • Daran sieht man doch aber, wie unterschiedlich es läuft und gehandhabt wird.

    Meine SuS haben an Präsenztagen auch HA auf und erledigen sie.

    Wäre normaler Unterricht, hätten sie auch täglich vormittags Unterricht und nachmittags HA.


    Wenn ich nichts aufgebe oder etwas freiwillig stelle, machen die SuS nichts.

    Und wir generieren wenig SuS für das Gym, aus unterschiedlichen Gründen.


    Wenn man nach dem Unterricht 30min HA macht (und zusätzlich liest) bleibt noch eine Menge Nachmittag über, um nach draußen zu gehen.

    Wenn 30 min. nicht ausreichen, liegt das Problem häufig woanders.


    Für „mehr spielen draußen“ sehe ich mich nur selten zuständig. Wäre ich das, hätte ich Akkus und Kabel bestimmter Geräte schon eingesammelt.

  • ...

    Die Schulleitung, die sehr auf dieser Ehrgeiz- und Leistungsschiene unterwegs ist, ist wohl ziemlich am Ende, ebenso wie das Kollegium. Es gibt Eltern, die seit Monaten Druck machen von wegen noch mehr Zusatzaufgaben, die jetzt viele HA fordern, weil die Kinder ja Defizite aufweisen könnten. Das ist selbst der SL sowie dem Lehrpersonal zum Großteil zu krass 🤯

    Na dann, liegt es aber in Verantwortung der Lehrer, die sich von Eltern die Hölle heiß machen lassen, egal aus welcher "Richtung". Lässt du dir als Lehrerin da reinreden?

  • Niemals würde ich mir da reinreden lasse ... die Grundschule meiner Tochter gilt als sehr ehrgeizig und in den letzten Jahren sammeln sich dort extreme Eltern, die schon beim 1.Elternsprechtag vehement danach fragen, ob das Kind die Gymnasialempfehlung bekommt. Ich glaube, die Schule ist nun verunsichert, denn so ehrgeizig wollten sie es doch nicht.

  • Wir haben an meiner Schule die ganze Bandbreite der Eltern, deswegen finde ich es wichtig, dass die Lehrer mit Gesamtblick auf die Situation die Entscheidungen treffen (so zum Beispiel auch über die Hausaufgaben). Die Erfahrung bei uns zeigt, dass die Extremen vereinzelt sind, aber am lautesten schreien. Deswegen ist als Grundschullehrerin ganz wichtig, nicht die Nerven zu verlieren und in der Gesamtschau über alle Kinder zu agieren. Ich sehe mich als Anwalt aller Kinder meiner Klasse von meiner Lehrerperspektive aus, einzelne Elternmeinungen zeigen nie die Gesamtsituation. Da müsste man dann alle Eltern der Klasse hören.

  • Ich dachte, wir wollten zur Normalität zurück? Normalität heißt für mich Präsenzunterricht UND Hausaufgaben.

    Für doch ja, aber für ein Kind im Grundschulalter ist die Normalität, zuhause an Aufgaben zu sitzen. Dieser Zustand hält mit einigen Wechseln und Variationen schon über ein Jahr an.

    Und die Rückkehr zum Präsenzunterricht ist ein Übergang, der meiner Ansicht nach behutsam gestaltet werden sollte und schrittweise. Bei uns gab es (wenige) VKs und viel Material für zuhause. Es war zermürbend, mein Kind immer wieder zu motivieren, aufzufordern und auch zu kontrollieren, über so viele Monate! Das hat hier zu den meisten Streitigkeiten geführt und wir haben alle sehr gelitten.

    Mein Kind ist von den Präsenztagen im Wechselunterricht immer ziemlich ko zurückgekommen und war immer früh im Bett. Was soll ich sie noch mehr fordern mit Hausaufgaben? Sie muss sich doch erst mal wieder an den täglichen Präsenzunterricht mit allen Mitschülern gewöhnen!

    Ich würde alles tun, um den Einstieg in die alte, neue Normalität nächste Woche für die Kinder so angenehm wie möglich zu machen. Und dazu gehört es für mich, die Situation der Kinder und Familien zu berücksichtigen. Meinem Kind würde ein schrittweises Erhöhen des Hausaufgabenpensums helfen, und ein entspanntes Kind hilft auch uns als Familie.

  • [...] Ich würde alles tun, um den Einstieg in die alte, neue Normalität nächste Woche für die Kinder so angenehm wie möglich zu machen. Und dazu gehört es für mich, die Situation der Kinder und Familien zu berücksichtigen. Meinem Kind würde [...]

    Das macht es dann aber für alle Lehrer sehr schwierig, denn für jede Familie passt etwas anderes.

    Wenn mein Grundschulkind keine Hausaufgaben auf bekommt, dann langweilt es sich, weil das ältere Geschwisterkind noch Hausaufgaben macht, und stört es oft sogar.


    Wir sprechen doch auch nur von angemessenen Hausaufgaben, oder?


    Und wenn die Hausaufgaben angemessen sind, dann können die Kinder sie selbstständig erledigen und benötigen nicht zu viel Zeit.


    LG DFU

  • Bei meiner Tochter ist eine Zeit von 45 Minuten vorgesehen, das finde ich viel nach einem Vormittag Unterricht.

    Ich glaube nicht, dass es so viele Kinder gibt, die am ersten Tag der Schulöffnungen nach Hausaufgaben schreien. Das Bedürfnis nach Schulstoff und Übung ist doch meist das Bedürfnis der Eltern. Die Kinder, die ich erlebe, möchten eigentlich nur spielen.

  • Ganz generell kann man ja über den Sinn von Hausaufgaben streiten. Sinn machen sie jedenfalls nur, wenn...? Ich selbst bin da total unschlüssig.

    Damit Kinder beschäftigt sind, weil die großen Geschwister Ruhe zum Arbeiten brauchen ist aber m.E. kein wirklicher Grund für HA.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Nur mal so zum Vergleich:

    In Bayern gelten in der Grundschule Hausaufgaben bis zu einer Stunde als angemessen. Die Bandbreite, wie schnell die Kinder die HA erledigen, ist unterschiedlich - das hängt von der Konzentrationsfähigkeit und -möglichkeit, dem Verständnis und der Arbeitshaltung ab.


    Nachtrag:

    laleona:

    In einer Halbtagsschule muss es Hausaufgaben geben, so viel Übungszeit hat man - zumindest in der Grundschule - während des Vormittags gar nicht um alles solide einzuüben. Vielleicht ist es in der Förderschule anders, weil man da mit anderen Zielen arbeitet. Hätten wir in der Grundschule die gezielten Einübungsphasen zuhause nicht, würden bei vielen Kinder Lücken bei den Grundlagen entstehen. Letztendlich gibt es in der GS hauptsächlich in Deutsch und Mathematik Hausaufgaben. In HSU und den anderen Fächern ist das sehr reduziert oder gar nicht vorhanden. In HSU sind es höchstens einmal kompetenzorientierte Dinge, wie z.B. etwas recherchieren, jemanden befragen, etwas beobachten...

  • Die Erfahrung bei uns zeigt, dass die Extremen vereinzelt sind, aber am lautesten schreien.

    Das stimmt und so ein Verhalten setzt mich tatsächlich auch unter Druck. Umso klarer muss man werden und Schulleitungen sollten unterstützen und nicht ängstlich flatternd im Elternwind mitwehen...

  • Ich kann nicht für die Grundschule reden ... aber wann, wenn nicht als Hausaufgabe, sollen die Kinder z.B. die neuen Englisch-Vokabeln lernen?

  • Sie muss sich doch erst mal wieder an den täglichen Präsenzunterricht mit allen Mitschülern gewöhnen!

    Ich würde alles tun, um den Einstieg in die alte, neue Normalität nächste Woche für die Kinder so angenehm wie möglich zu machen. Und dazu gehört es für mich, die Situation der Kinder und Familien zu berücksichtigen.

    So sehe ich das (als Grundschullehrer) auch. Das kann man natürlich nicht verallgemeinern, wie oben schon gesagt, das Umfeld der Schule kann doch ganz unterschiedlich sein. An meinen ersten beiden Schulen (eher ländlich, "gut"bürgerlich, viele "Muttis" zu Hause...) waren andere Voraussetzungen, da würde ich Montag auch anders starten als hier im Multikultigroßstadtbrennpunkt.

  • Ich kann nicht für die Grundschule reden ... aber wann, wenn nicht als Hausaufgabe, sollen die Kinder z.B. die neuen Englisch-Vokabeln lernen?

    In der GS müssen sie noch keine Englisch-Vokabeln lernen. Sie schreiben sie zwar auf, aber - zumindest soweit ich das weiß - ist das Lernen derselben noch fakultativ. Man möge mich verbessern.
    Danke, Caro07 für den Einblick in die GS. (an der Förderschule machen HA meist keinen Sinn, da die S die HA großteils gar nicht machen oder falsch, es hängt hier eben doch sehr von den Eltern ab. so einfache Sachen, dass die das wirklich mit Übungseffekt zuhause machen würden, gibt es gar nicht).


    PS: Ja, ich habe selbst ein GS-Kind, sehe aber in den HA wenig Effekt. Außer beim 1x1 bisher mussten wir nix üben, Kind konnte immer so alles, Kind hat auch auschließlich 1er im Zeugnis (3. Klasse). Daher kommt wohl mein Eindruck, HA wären zumindest zZ mindestens diskussionswürdig. Das soll jetzt keine Angabe sein, wie toll mein Kind ist. Jetzt verstricke ich mich gleich hier :zahnluecke:

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Damit Kinder beschäftigt sind, weil die großen Geschwister Ruhe zum Arbeiten brauchen ist aber m.E. kein wirklicher Grund für HA.

    Nein, dass wollte ich damit auch nicht sagen. Das war nur ein Beispiel dafür, dass bei uns in der Familie der Nachmittag mit Hausaufgaben für das Grundschulkind ruhiger startet als ohne. Bei Miss Miller ist es dagegen ohne Hausaufgaben besser.


    Aber genau das meinte ich: Die Entscheidung für oder gegen Hausaufgaben sollte aus dem Unterricht heraus entschieden werden und nicht aufgrund der Wünsche einer einzelnen Familie.

    Wenn die Lehrerin meint, dass Hausaufgaben trotz oder gerade wegen der langen Selbstlernphasen notwendig sind, soll sie welche aufgeben. Wenn sie erst einmal den Stoff aus dem Fernlernen gemeinsam festigen will, dann nicht.

    LG DFU

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  • Aber genau das meinte ich: Die Entscheidung für oder gegen Hausaufgaben sollte aus dem Unterricht heraus entschieden werden und nicht aufgrund der Wünsche einer einzelnen Familie.

    Da triffst du genau den Punkt. Letztendlich kommt es darauf an, wie der Distanzunterricht vorher gelaufen ist. Ich kann für meine Klasse mit ruhigem Gewissen ganz normale Hausaufgaben aufgeben, da ich sowohl im reinen Distanzunterricht regelmäßigen Videounterricht gemacht habe und entsprechende Rückmeldungen hatte als auch im Wechselunterricht ganz normal Hausaufgaben gegeben habe. Die Eltern meiner Klasse sind eher erleichtert, wenn ihre Kinder in die Schule zurück können und sie nicht noch etwas zuhause erklären müssen bzw. nachprüfen müssen, ob ihre Kinder auch zielführend gearbeitet haben.

    Das war ja bei einigen das große Problem, da einige Selbstständigkeit gefordert wurde und eben die Erarbeitung des Unterrichtsstoffes über digitale Hilfsmittel wie Videokonferenz und Erklärfilme bei Grundschülern nicht so gut funktioniert wie der reale Unterricht. Brauchten am Anfang viele meiner Drittklässler noch Unterstützung ihrer Eltern bei den digitalen Sachen, wurden sie im Lauf der Wochen selbstständiger; z.B. wählten sich so gut wie alle selbstständig in die Videokonferenzen ein, gingen selbstständig aufs Padlet und die anderen Tools. Dennoch musste die Arbeit der Kinder in gewissem Maß beaufsichtigt und kontrolliert werden.


    Die Hausaufgaben hingegen bedürfen keiner großen Erklärung der Eltern. Die Überprüfung geschieht in der Schule und durch den Lehrer. Das ist doch schon eine riesen Erleichterung. Die Unterstützung von Eltern ist generell viel weniger gefordert als beim Distanzunterricht. In wie weit Eltern schauen müssen, hängt natürlich von dem einzelnen Schüler ab. Der Stress für Eltern dürfte auf jeden Fall viel geringer sein.


    Zur Hausaufgabengewöhnung: In der ersten Woche nach langem Distanzunterricht, der in einer anderen Form gelaufen ist, ist das sicher ein Aspekt. Da ist so wie am Schuljahrsanfang. Da überschütte ich die Schüler auch nicht mit Hausaufgaben. Aber man führt die Klasse so langsam wieder in die Routine.

  • Ich finde schon, dass man seine Bedürfnisse artikulieren sollte, tut die Stressfraktion ja auch und die Lehrerinnen sollen auch nicht den Eindruck kriegen, alle wären gleichermaßen scharf auf viele Hausaufgaben. Aber vor allem in Messengergruppen wird schnell aufeinander rumgehackt, daher lieber einmal angerufen und Bedürfnisse erklärt.

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