Grundschullehramt in Hessen, bin ich dafür geeignet?

  • Das kann dir wohl am besten jemand beantworten, der beides studiert hat. Wobei ich die Frage auch für schwierig halte. Du willst quasi wissen, ob physikalische Chemie weniger mathematisch bzw. mathematisch leichter ist als jedes fachliche Mathe-Modul?


    Recherchier einfach mal ein bisschen im Netz oder mach hier nen Thread auf. Es gibt hier bestimmt Leute, die beides studiert haben.

    2 Mal editiert, zuletzt von MrJules ()

  • Im Prinzip geht es mir um die fachlichen Anforderungen von Grundschulmathematik. Dass Physikalische Chemie Mathe beinhaltet, ist mir klar, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Mathematik in Physikalischer Chemie tiefer geht als in Mathevorlesungen.

  • Steht in den Verlaufsplänen auch drin, was sich hinter den Veranstaltungstiteln inhaltlich verbirgt? Steht da auch drin, in welche Tiefe in den Inhalt abgestiegen wird? Wo sind die Unterschiede von "Analysis I", "Mathematik für Ingenieure I", "Algebra I", "Zahlentheorie" und was sich sonst noch am Fachbereich tummelt ?


    Ich hatte in meinem akademischen Leben zwei Vorlesungen à 4+2 SWS, die sich "Zahlentheorie" nannten. Eine an der UdS in Saarbrücken für Diplom Informatiker (und für Diplom-Mathematiker auch!) und eine in Landau für das StEx I für das Lehramt an Grund-/Hauptschulen. Die waren beide inhaltlich gleich, Restklassen und Co.


    Schulmathematik ist von vollständiger Induktion in Sek II abgesehen Ausrechnen, Universitätsmathematik ist mathematisches Beweisen. Allein dieser Paradigmenwechsel bricht Erstis in Massen das Genick, egal ob Lehramt oder Diplomstudiengang.


    Ich zitier mich mal selbst von vor 5 Jahren. Von den Veranstaltungstiteln ist nicht gut auf den Inhalt schliessen. Viel eher kann man bei den Fachschaften vorbeischauen und mal einen Blick in die Gedächtnisprotokolle der Klausuren werfen bzw. ins Übungsarchiv, wenn man einen praxisnahen Einblick sucht, was da gefordert wird.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich würde gerne mal einen Blick in die Klausur riskieren, aber ich finde in der von dir verlinkten Seite die Klausur nicht.

    media-28519.pdf (spiegel.de)

    Hätte denn jemand mal eine Beispielmathe- und deutschklausur aus einem Grundschullehramt für mich?

    Google hilft dir, z. B.: 5.6 Prüfungsvorbereitung Erstes Staatsexamen - Institut für Deutsche Philologie - LMU München (uni-muenchen.de) (allerdings Staatsexamensklausuren, also keine, die man als Studienanfänger können müsste)

  • Für Chemie L 2 (Haupt-/Realschule) schreibt die Uni Frankfurt:

    Goethe-Universität — Chemie, <br> Lehramt an Haupt- und Realschulen (L2) (uni-frankfurt.de)


    Das finde ich amüsant. In Mathematik und Physik sind sehr gute Kenntnisse notwendig, in Chemie gute Kenntnisse nur von Vorteil. Für das Studium des Faches Chemie wohlgemerkt.

    Gerade in Chemie wird häufig erzählt, dass man quasi bei Null anfängt und daher auch nicht unbedingt Chemie in der Oberstufe belegt haben muss. Nach allem, was ich so mitbekommen habe, stimmt es zwar, dass man quasi bei Null anfängt, wenn aber einige Inhalte am Anfang nur Wiederholung sind, ist das wohl trotzdem ganz schön.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Universitätsmathe hat mit Schulmathe so viel zu tun wie Beweisen mit Ausrechnen.

    Ja, aber gerade im GS-Lehramt kann man nicht von "Unimathe" wie im GyGe-/BK-Lehramt sprechen, die Unterschiede sind deutlich. Ich kenne selbst einige GS-Studenten von anderen Unis, die auch Mathe haben (ist in NRW ja Pflicht) und kenne die Unterlagen. Es werden Beweise verlangt, aber doch auf sehr elementarem Niveau (v.a. Induktion, die man wie ich finde schnell erlernen kann). Ist halt ähnlich wie in der Schule viel Schema F. Mit mittelguten Leistungen in der Oberstufe sollte man das Studium schaffen, mit schlechten wird es schwierig.

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  • Im Prinzip geht es mir um die fachlichen Anforderungen von Grundschulmathematik. Dass Physikalische Chemie Mathe beinhaltet, ist mir klar, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Mathematik in Physikalischer Chemie tiefer geht als in Mathevorlesungen.

    Der Vorteil im Nicht-Mathestudium ist, dass man die Mathematik hinter Rechnungen nicht verstehen muss, dadurch werden die selben Inhalte deutlich leichter. Wenn man jede Formel erstmal herleiten muss und auch die Herleitung verstehen muss, ist der Anspruch deutlich höher. Ein gutes mathematisches Verständnis würde ich aber auch für ein Chemie-LA-Studium empfehlen.

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  • Ja, aber gerade im GS-Lehramt kann man nicht von "Unimathe" wie im GyGe-/BK-Lehramt sprechen, die Unterschiede sind deutlich.

    Das war zu meiner Zeit nicht der Fall und ich geb zu, das liegt mittlerweile schon ein wenig zurück. Es gab kein "Mathe für Grundschullehramtler" und vollst. Induktion war nun wirklich auch die einzige Beweisführung, die bereits in der Oberstufe abgefrühstückt wurde, eben weil sie nach Schema F funktioniert.


    Hier wurde nur meist vergessen, die Grundlage dafür zu legen, wann vollst. Induktion überhaupt angeraten ist, bzw. wann man sich besser anderswo umschaut, wenn man etwas bestimmtes beweisen soll. Für viele Erstis sahen alle Aufgaben mit "beweisen Sie" wie Nägel aus, wo sie nur mit dem einen Hammer draufhauen konnten, den sie halt kannten (wenn sie gut waren).


    Ich erinner mich noch gut an die Diskussionen in meinen Übungen, weshalb Grundschulstudis logische Beweisführungen und formal korrekte mathematische Notation lernen sollten. Präzision und "attention to detail" sind in der Grundschule nicht notwendig, war damals die vorherrschende Meinung unter den Studis. Das bisschen Rechnen geht doch auch so.

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  • Das war zu meiner Zeit nicht der Fall und ich geb zu, das liegt mittlerweile schon ein wenig zurück. Es gab kein "Mathe für Grundschullehramtler" und vollst. Induktion war nun wirklich auch die einzige Beweisführung, die bereits in der Oberstufe abgefrühstückt wurde, eben weil sie nach Schema F funktioniert.


    Hier wurde nur meist vergessen, die Grundlage dafür zu legen, wann vollst. Induktion überhaupt angeraten ist, bzw. wann man sich besser anderswo umschaut, wenn man etwas bestimmtes beweisen soll. Für viele Erstis sahen alle Aufgaben mit "beweisen Sie" wie Nägel aus, wo sie nur mit dem einen Hammer draufhauen konnten, den sie halt kannten (wenn sie gut waren).


    Ich erinner mich noch gut an die Diskussionen in meinen Übungen, weshalb Grundschulstudis logische Beweisführungen und formal korrekte mathematische Notation lernen sollten. Präzision und "attention to detail" sind in der Grundschule nicht notwendig, war damals die vorherrschende Meinung unter den Studis. Das bisschen Rechnen geht doch auch so.

    Damals habt ihr GS-Studenten dieselben Kurse belegt (wenn auch weniger) wie die GyGe/BK-Studierenden? Ich finde auch, dass GS-Studenten Aussagenlogik und Beweisverfahren erlernen sollen, aber das Niveau unterscheidet sich zumindest aktuell in NRW schon deutlich.

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  • An die Sek II-Mathematik-Lehrer: Ist denn inzwischen wenigsten ein bisschen "logische Beweisführungen und formal korrekte mathematische Notation" Teil des Curriculums, sodass die Schüler nicht total geschockt sind, wenn sie damit an den Hochschulen konfrontiert sind?

  • An die Sek II-Mathematik-Lehrer: Ist denn inzwischen wenigsten ein bisschen "logische Beweisführungen und formal korrekte mathematische Notation" Teil des Curriculums, sodass die Schüler nicht total geschockt sind, wenn sie damit an den Hochschulen konfrontiert sind?

    Für NRW: logische Beweisführung wird nicht thematisiert, Beweise kommen eher am Rand vor und sollen eher nachvollzogen als selbst geführt werden. Wie man einen Beweis führt, wird auch idR nicht gelehrt. Auf Formalia allgemein wird und soll schon geachtet werden, ist natürlich auch immer Ermessenssache der Lehrkraft, inwieweit das bepunktet wird.

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  • Damals habt ihr GS-Studenten dieselben Kurse belegt (wenn auch weniger) wie die GyGe/BK-Studierenden?

    Nicht nur das. Damals haben GS-Lehramtler (und die für RS auch) zwei Einführungsvorlesungen gehabt mit den gleichen Inhalten die Erstis des Diplom-Studiengangs Mathematik hörten (jeweils eine aus Einführung in die Algebra I/II und aus Einführung in die Analysis I/II). Von den vertiefenden Veranstaltungen wie PraMa, Zahlentheorie usw. gar nicht gesprochen.

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  • Kontroverse Meinung: Das Wissen über Analysis ist zwar nice-to-know für Grundschullehrer, wird ihm in der späteren Lehrpraxis aber wenig nützen. Dass das Studium nicht nur dafür da sein soll, den Schulstoff zu wiederholen, ist klar, aber ich denke schon, dass Parallelen erkennbar sein sollten, indem Schulstoff an den richtigen Stellen vertieft und ergänzt werden soll.

    Analysis wird in der Grundschule nicht unterrichtet, Arithmetik hingegen schon - und wenn Grundschullehrer vertieftes Arithmetikwissen haben (z.B. Stellenwertsysteme, Teilbarkeit, Zahlensysteme, Geschichte der Arithmetik, elementare Mengenlehre, etc.), ist das sicher für die spätere Lehre von Vorteil.

  • Kontroverse Meinung: Das Wissen über Analysis ist zwar nice-to-know für Grundschullehrer, wird ihm in der späteren Lehrpraxis aber wenig nützen. Dass das Studium nicht nur dafür da sein soll, den Schulstoff zu wiederholen, ist klar, aber ich denke schon, dass Parallelen erkennbar sein sollten, indem Schulstoff an den richtigen Stellen vertieft und ergänzt werden soll.

    Analysis wird in der Grundschule nicht unterrichtet, Arithmetik hingegen schon - und wenn Grundschullehrer vertieftes Arithmetikwissen haben (z.B. Stellenwertsysteme, Teilbarkeit, Zahlensysteme, Geschichte der Arithmetik, elementare Mengenlehre, etc.), ist das sicher für die spätere Lehre von Vorteil.

    Ich habe im Studium auch sehr viel gehört, dass in der Schule nicht zur Anwendung kommt. Du möchtest also das totale Schmalpurstudium, dann könnte man doch auch gleich das Grundschullehramt auf eine duale Ausbildung umstellen. 3 Tage in der Schule unterrichten, weil die Inhalte der Grundschule kennt man ja eh und dann 2 Tage "Berufsschule" mit Didaktik und Pädagogik.

  • dann könnte man doch auch gleich das Grundschullehramt auf eine duale Ausbildung umstellen

    Bedenklich daran fände ich nur, dass der größere Teil der GS-Kandidatinnen damit wahrscheinlich ganz ganz glücklich wäre. Dann könnten sie nämlich gleich in ihrem Dorf bleiben und sich sogar noch die 50 km zur nächstmöglichen Uni sparen. Das ist natürlich wie immer anekdotisch basiert, entspricht aber meiner immer wieder gemachten Beobachtung.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Eine Form von Schule müssten angehende Grundschullehrer auch bei einer dualen Ausbildung besuchen. Ich würde mal behaupten, dass es auch dann nicht in jedem Dorf eine Berufsschule für Grundschullehrer gäbe.

  • Bedenklich daran fände ich nur, dass der größere Teil der GS-Kandidatinnen damit wahrscheinlich ganz ganz glücklich wäre.

    Na, wenn das der einzige Grund ist, das bedenklich zu finden...


    Das Schmalspur-Studium reduziert die Aufgabe der Grundschullehrkräfte auf ein bisschen Basteln, Malen, Spielen mit ein bisschen Lesen, Schreiben, Rechnen.

    Tatsächlich legt man Grundlagen, für deren Vermittlung und gerade für deren Reduktion man fachwissenschaftliche Kenntnisse und einen guten Überblick über das Fachliche benötigt,

    hinzu kommen große Anteile an Pädagogik und Psychologie, die ein tragfähiges Fundament bilden müssen, wenn man der derzeitigen und zukünftigen Entwicklung Rechnung tragen will.

  • Eben, das meine ich ja. Die akademischen Grundlagen sind für GS-Lehrkräfte immens wichtig und dürfen nicht aufgegeben werden, gerade weil viele angehende Grundschullehrer*innen das meiner Beobachtung nach nicht so sehen.

  • So etwas wie Fachdidaktik ist ja vielleicht auch nicht ganz verkehrt (zumindest kommt mir das im Studium recht sinnreich vor), und allgemeine Didaktik oder Methodik war in meinem letzten Praktikum dann auch ganz hilfreich, zusätzlich noch zu Pädagogik und Psychologie. Mein Eindruck ist, dass man da an der Uni schon etwas tiefer einsteigen kann als in einer Berufsausbildung (ohne die jetzt schlechtreden zu wollen).

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