Ist ein Realschullehramtsstudium mit den Fächern Chemie/Physik eine gute/machbare Kombi mit Zukunft (Thüringen)?

  • Ich bin mir ziemlich sicher, wenn man bei uns eine Naturwissenschaft abwählen dürfte, die Mehrheit würde Chemie abwählen.

    Ich denke, es kommt auch sehr stark auf den Lehrer an.


    Bei uns im Jahrgang damals haben nach der Qualifikationsphase fast alle Chemie gewählt (es gab nur die Wahl zwischen Chemie und Physik, Bio wurde nicht angeboten), im Physik-Kurs waren dann um die 10 Leute.

    Das lag aber wahrscheinlich sehr stark an der Lehrerin des Physik-Kurses, die es quasi einen Dreck interessiert hat, ob über die Hälfte der Klasse nicht mitkam und schlechte Noten geschrieben hat, und auch sonst einen sehr autoritären Führungsstil hatte.

    Im Vergleich dazu war der Chemie-Lehrer echt locker und es war auch nicht zu schwer.


    Ich denke, es sind beides Fächer, die das Potential haben, sehr schwierig für die Schülerschaft zu sein, die man aber sicher auch einigermaßen verständlich vermitteln kann, wenn man es will und sich Mühe gibt.


    Ich rede hier jeweils von Grundkursen bzw. Grundkurs-Niveau.

  • Um mal auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen:


    Ja, das ist grundsätzlich eine gute Kombination. Sie hat allerdings auch ein paar Nachteile:

    1. Du hast zwei Experimentalfächer, dh. du bist viel mit Sammlungsorganisation und Versuchsvorbereitungen in der Schule beschäftigt.
    2. Du hast sehr viele unterschiedliche Lerngruppen, da beide Fächer 1-stündig bzw. maximal 2-stündig sind.
    3. Du bekommst ggf. eine Co-Klassenleitung in Klassen, wo du sehr wenig unterrichtest.
    4. Die Überschneidung im Studium ist jetzt nicht so groß. In der Hinsicht sind Mathe/Physik, Mathe/Informatik, Physik/Informatik besser.... Allerdings sollte dich das nicht abhalten. Die Fachdidaktik/methodik hingegen überschneidet sich stark.
    5. Durch den Mangel an Physik/Chemie-Lehrern droht mittelfristig immer die Zusammenlegung zu Nawi.
  • Ist es unwahrscheinlich, mit der Kombi an Fächern Klassenleiter zu werden, da ich nur wenige Stunden in der Woche, die Schüler unterrichten würde?

    Bei uns gibt es einige Klassenlehrer mit Nurnebenfächern (dann meistens mit beiden Nebenfächern z. B. Bio und Chemie in der Klasse eingesetzt). Bei uns werden fast alle Hauptfächer in Kursen unterrichtet, dann bleiben zu wenige übrig (es ist noch blöder, wenn man z. B. Hauptfach NwT unterrichtet und die halbe Klasse hat Spanisch und man sieht sie als Klassenlehrer nur auf dem Gang).


    Ergänzung


    Es kommt auch auf den Schultyp an. Am Gymnasium sind Klassenlehrer nicht so wichtig (außer Unterstufe).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Es kommt auch auf den Schultyp an. Am Gymnasium sind Klassenlehrer nicht so wichtig (außer Unterstufe).

    Bei mir wird es höchstwahrscheinlich kein Gymnasiallehramt, ich will eher die "Banausen" :D in der Regelschule unterrichten. Da ist es ja wahrscheinlich, dass ich die SuS in Chemie und Physik sehe.

  • OT, aber in welchem BL heißen denn betimmte Sek.I-Schularten (welche?) "Regelschule" und was genau hat die Schülerschaft in der Sek.I mit Banausen (ob nun mit oder ohne Anführungszeichen) zu tun?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich habe mich damals für die klassische Kombination Mathematik/Physik entschieden, da mich beides interessierte.

    Allerdings hatte ich in der Oberstufe kein Physik. Es gab zwar einen Leistungskurs. In den hatte ich mich aufgrund des Lehrers als einziges Mädchen nicht getraut. Aus heutiger Sicht blöd, aber damals wollte ich nicht. Ein Grundkurs kam nicht zustande.

    Das Studium habe ich trotzdem geschafft, ohne irgendwo durchzufallen.

    Allerdings hatte ich Mathe - Leistungskurs und Chemie - Grundkurs in der Oberstufe.


    Das Referendariat (bzw. Vorbereitungsdienst wie es in der Sek1 heißt) habe ich an einer Regelschule in Thüringen gemacht.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Was die Bedeutung von mathematischen Kenntnissen angeht, schliesse ich mich an.

    Ich denke aber nicht, dass grundsätzlich ein LK erforderlich ist. Der Unterschied zwischen GK und LK ist eher quantitativ denn qualitativ und mit den tatsächlichen Mathe-Anforderungen für ein Physikstudium (im Wesentlichen die selben wie für ein Mathestudium) haben beide wenig zu tun. Wichtiger, denke ich, ist ein gutes Verständnis der mathematischen Grundlagen und Zusammenhänge, sowie für Muster und formale Strukturen. Das kann auch in einem GK erworben werden.

  • Wichtiger, denke ich, ist ein gutes Verständnis der mathematischen Grundlagen und Zusammenhänge, sowie für Muster und formale Strukturen. Das kann auch in einem GK erworben werden.

    Möglich ist es aber auch, dass man durch den Grundkurs mit Kochrezepten durchkommt, eigentlich nicht viel verstanden hat, und dann meint, man hätte Ahnung von Mathematik...


    Muss jetzt nicht so sein, ist aber durchaus denkbar.

  • Möglich ist es aber auch, dass man durch den Grundkurs mit Kochrezepten durchkommt, eigentlich nicht viel verstanden hat, und dann meint, man hätte Ahnung von Mathematik...


    Muss jetzt nicht so sein, ist aber durchaus denkbar.

    Das gilt aber auch für den LK 😉

  • Ich habe mit GK Mathe (4. Abifach) Physiklehramt Sek II studiert, wobei ich bis zum Vordiplom die Diplomerveranstaltungen besucht und auch die entsprechenden Klausuren in Mathe geschrieben habe. Ging in Ordnung, weil ich vermutlich ganz ordentliche Grundlagen hatte und mit den Diplomern in guten Arbeitsgruppen war.


    Drei meiner SuS, die in den letzten beiden Schuljahren keinen Physikunterricht mehr hatten, haben anschließend erfolgreich Physik studiert. Sie waren aber alle im Mathe LK.

    Man sollte sich also vor nix Bange machen lassen, viel hängt von der eigenen Durchhaltekraft und auch der Begabung ab.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

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