Wie gehen Lehrkräfte mit Inklusion um?

  • Liebe Lehrerinnen und Lehrer,

    seit einigen Jahren ist das Thema Inklusion und der damit zusammenhängende gemeinsame Unterricht aller Kinder vielumstritten. Für den Erfolg von Inklusion haben die Einstellungen und Maßnahmen von Lehrkräften einen großen Einfluss. Mein Fragebogen soll die Erfahrungen und Einstellungen von Lehrkräften im Zusammenhang von Inklusion ermitteln und Rahmenbedingungen erfassen, die Lehrkräfte im Zuge der Inklusion als wünschenswert empfinden.

    Ich würde Sie nun darum bitten, sich ca. 10-15 Minuten Zeit zu nehmen und an dieser Onlinebefragung teilzunehmen, um die für Sie notwendigen Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Inklusion aufzuzeigen.


    https://www.soscisurvey.de/umgangmitinklusion/


    Bei Fragen oder Anmerkungen können Sie sich sehr gerne an mich wenden: laurafp@gmx.de


    Vielen Dank für Ihre Unterstützung und liebe Grüße
    Laura Fernandes Pereira

  • Conni

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Frage 12: Haben Sie bereits Erfahrungen mit dem Kontakt zu Menschen mit Behinderungen (privates Umfeld)?


    ---> Es gibt auch Lehrkräfte mit Behinderung...


    Frage 13: Ist der gemeinsame Unterricht aller Kinder Ihrer Meinung nach sinnvoll?


    --> Die Antwortmöglichkeiten( "Ja/Nein, an Förderschulen geeigneter für.../Ich weiß nicht.") sind nicht einmal annähernd dazu geeignet die Komplexität der Realität abzubilden ganz ungeachtet von persönlichen Haltungen zum Thema. Ich habe schon SuS unterrichtet mit Förderbedarf geistige Entwicklung, die an einer Förderschule auch nach Aussage der Förderschullehrkraft bedeutend bessere Förderung erfahren hätten, hatte aber auch schon solche mit Förderbedarf "Lernen", denen die Inklusion gut getan hat und die vermutlich einen Haupt- oder Realschulabschluss erzielen werden nicht zuletzt auch dank der Inlusion. Nicht für jedes Kind ist Inklusion der richtige Weg, nicht jede Art von Inklusion wie sie in der schulischen Realität dann tatsächlich möglich ist ist hilfreich für diejenigen, die grundlegend von Inklusion profitieren könnten, mangels ausreichender Mittel/Personal aber in der Inklusion verloren gehen...


    - Wenn Kinder mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen viel Zeit in Regelklassen verbringen würden, dann würden sie nicht die Unterstützung erhalten, die sie eigentlich bräuchten.

    --> Auch das lässt sich so pauschal nicht beantworten, da es auf das Kind, die Personalbesetzung und den Fortbildungsstand des Personals ankommt (Doppelsteckung mit Förderschullehrkräften konstant/sehr häufig möglich? Personal ausreichend fortgebildet im Umgang mit den jeweiligen Förderschwerpunkten? etc.), aber auch die Bereitschaft von Lehrkräften sich weit über ein erwartbares Maß hinaus in ihrer Freizeit fortzubilden und in Binnendifferenzierung und Förderung einzuarbeiten. Angesichts dessen, wie Inklusion an vielen Schulen leider laufen muss, angesichts des eklatanten Personalmangels fehlt vielen Kindern tatsächlich relevante Förderung in der Inklusion, die sie an Förderschulen zumindest teilweise besser erhalten könnten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    • Offizieller Beitrag

    Diese hier ist der Hammer:

    "21. Welche Formen von Inklusion gibt es an Ihrer Schule?

    Mehrfachauswahl möglich

    Integrationsklassen

    Kooperationsklassen

    Einzelintegration

    Profilschule Inklusion"


    Nur das letzte ist Inklusion, alles andere ist Integration.


    Die auch:

    "

    25. Wie viele Personen unterrichten in der Regel in den inklusiven Lerngruppen?

    Eine Person

    Zwei Personen

    Mehr als zwei Personen

    "

    In der Inklusion gibt es keine inklusiven Lerngruppen. Das ist das Wesen von Inklusion. Hier sind integrative Lerngruppen gemeint.


    "Bauliche Veränderungen (z.B. Barrierefreiheit, Sanitäranlagen)" --> Zielt auf Integration


    Und auch:

    "Je mehr Zeit Kinder mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen in einer Regelklasse verbringen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich die Qualität ihrer schulischen Förderung verbessert." = Integration, nicht Inklusion

    "Es ist möglich, die meisten Lektionen und Materialien des Regelklassenunterrichts anzupassen, um besonderen pädagogischen Bedürfnissen gerecht zu werden." = Integration, nicht Inklusion

    "Gibt es an Ihrer Schule Schülerinnen und Schüler mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf?" --> Integration

    Ich habe jetzt übrigens nochmal durchgeschaut und abgeschickt, da ich mir nicht gemerkt hatte, wann es die letzte Seite war. Bitte ignorieren (ist ganz viel freigelassen).

  • Wenn du so streng bist, liebe Conni, dann existiert Inklusion aber nirgends in Deutschland. Allein dadurch, dass der Förderbedarf festgestellt wird, kann man ja nicht mehr von Inklusion reden.

  • So lange es Curricula und zu erreichende Unterrichtsziele gibt, kann es diese strenge Auslegung vonInklusion eigentlich auch gar nicht geben, oder?

  • Gute Frage, ich hab keine Ahnung. Aber die TE, die ihre Masterarbeit zum Thema schreibt, kann uns sicher weiterhelfen.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn du so streng bist, liebe Conni, dann existiert Inklusion aber nirgends in Deutschland. Allein dadurch, dass der Förderbedarf festgestellt wird, kann man ja nicht mehr von Inklusion reden.

    Es gab in meinem Ex-Bezirk Modellschulen "Inklusion", in denen tatsächlich kein Förderbedarf mehr festgestellt wurde, sondern eine pauschale Sonderpädagogenstundenzahl in die Schule geschüttet wurde.


    Das ist das eine.

    Das andere ist: Wenn das hier eine kurze Hausarbeit für ein Seminar im 2. Semester wäre - ok.

    Aber sobald es eine wissenschaftliche Arbeit ist, wäre das saubere Verwenden von Begriffen angebracht.


    Eine ganz einfache Maßnahme: Formulierungen ändern.

    Beispiel von oben, fettkursiv von mir ergänzt.


    "21. Welche Formen von Integration und Inklusion gibt es an Ihrer Schule?

    Mehrfachauswahl möglich

    Integrationsklassen

    Kooperationsklassen

    Einzelintegration

    Profilschule Inklusion"



    • Offizieller Beitrag

    So lange es Curricula und zu erreichende Unterrichtsziele gibt, kann es diese strenge Auslegung vonInklusion eigentlich auch gar nicht geben, oder?

    Nein. Deshalb gab es ja damals große Hoffnungen in den neuen Rahmenlehrplan in Berlin. Dieser hat ein Modell, nach welchem die Kompetenzen zu unterschiedlichen Zeitpunkten erworben werden können. Das war noch nicht allumfassend, aber ein richtig guter Schritt, um gerade an den leistungsschwächeren SuS im Brennpunkt nicht immer nur zu zerren und zu ziehen, um sie am Regelstandard zu messen und dabei Versagen zu erzeugen.

    Problem: Leistungsbewertung muss sich an der 2. Zeile von oben (Regelstandard) orientieren. Man hätte zur individuellen Bewertung die gesetzliche Grundlage ändern müssen. Da traut sich aber keiner ran.

  • Ich lese heraus, dass du mit den curricularen Vorgaben nur bedingt zufrieden bist. In der Grundschule haben wir tatsächlich noch alle Leistungsniveaus vertreten - im Extremfall vom Hochbegabten bishin zum Geistigbehinderten. Gerade das Festhalten an den Regelstandards finde ich aber in der Grundschule bezüglich der Kulturtechniken sooo wichtig. Jedes Kind * muss einfach am Ende der Grundschulzeit rechnen, lesen und schreiben können. Ja, ich weiß, dass du gerade im Brennpunkt mit diversesten sozialen Problemen zu tun hast, aber das muss doch in einem Land wie Deutschland das Allermindeste sein, was man erwarten kann.


    * Ausnahme natürlich, wenn es aus medizinischen Gründen schlichtweg nicht möglich ist, aber das dürfte an der Stelle klar sein.

  • <offtopic>

    Nein - das Leben besteht nicht nur aus "Schwarz" und "Weiß", sondern es gibt auch Graustufen.

    Echt, muss nicht unbedingt China unser Vorbild sein? An wem sollen wir uns denn orientieren, wenn nicht an Extremen?

  • Das andere ist: Wenn das hier eine kurze Hausarbeit für ein Seminar im 2. Semester wäre - ok.

    Aber sobald es eine wissenschaftliche Arbeit ist, wäre das saubere Verwenden von Begriffen angebracht.

    Das ist richtig und wichtig. Mich interessierte aber dein Standpunkt. Es ist ja tatsächlich meist so, dass bloß noch das Inklusion heißt, was früher Integration hieß. Ich muss gestehen, von Profilschulen Inklusion noch nie was gehört zu haben.

  • Ich lese heraus, dass du mit den curricularen Vorgaben nur bedingt zufrieden bist. In der Grundschule haben wir tatsächlich noch alle Leistungsniveaus vertreten - im Extremfall vom Hochbegabten bishin zum Geistigbehinderten. Gerade das Festhalten an den Regelstandards finde ich aber in der Grundschule bezüglich der Kulturtechniken sooo wichtig. Jedes Kind * muss einfach am Ende der Grundschulzeit rechnen, lesen und schreiben können. Ja, ich weiß, dass du gerade im Brennpunkt mit diversesten sozialen Problemen zu tun hast, aber das muss doch in einem Land wie Deutschland das Allermindeste sein, was man erwarten kann.


    * Ausnahme natürlich, wenn es aus medizinischen Gründen schlichtweg nicht möglich ist, aber das dürfte an der Stelle klar sein.

    Nein, nicht jedes Kind muss das in der Grundschule lernen. Kinder mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung beispielsweise nicht und auch Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Was willst du denn machen, außer dahingehend zu fördern? Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht.

    Inklusion bedeutet ja letztlich auch, jedes Kind, jeden Menschen so zu nehmen, wie er ist und ihn genau da abzuholen, wo er steht. Das ist meiner Meinung nach schon in einer relativ homogenen Klasse keine leichte Aufgabe.

  • Jedes Kind * muss einfach am Ende der Grundschulzeit rechnen, lesen und schreiben können.

    Und deine Sorge ist, dass jemand nicht lesen lernt, weil man irgendwohinschreibt, dass er auch später lesen lernen darf?


    Mein Kind konnte schon lesen, als es in die Schule kam. Das hat sich 4 Jahre lang gelangweilt und ist erst zufrieden, seit es auf dem Gym ist. Wie sehr hätte ihm ein nicht-starrer Lehrplan gut getan. Das Gras hat ja Ilse2 schon zitiert...

  • Liebe Conni,

    danke für dein Feedback. Ich habe natürlich vor Erstellung des Fragebogens eine Menge Literatur zu dem Thema Inklusion, Integration etc. gelesen. Mittlerweile ist es tatsächlich so, dass der Begriff 'Inklusion' den Begriff und somit das alte Verständnis von 'Integration' abgelöst hat. Es gibt somit nicht mehr die Kategorisierungen und damit die Zuordnungen was Inklusion und was Integration ist.

    Liebe Grüße

  • Liebe Conni,

    danke für dein Feedback. Ich habe natürlich vor Erstellung des Fragebogens eine Menge Literatur zu dem Thema Inklusion, Integration etc. gelesen. Mittlerweile ist es tatsächlich so, dass der Begriff 'Inklusion' den Begriff und somit das alte Verständnis von 'Integration' abgelöst hat. Es gibt somit nicht mehr die Kategorisierungen und damit die Zuordnungen was Inklusion und was Integration ist.

    Liebe Grüße

    Da mache ich dann doch ein großes Fragezeichen dran. Dass der Inklusionsbegriff in der Literatur unterschiedlich definiert wird ist genauso klar, wie dass es verschiedene Vorstellungen zu diesem Begriff gibt, wenn man ihn in Diskussionen verwendet. Das gilt im Übrigen auch für den pädagogischen Fachdiskurs in der Wissenschaft.


    Insofern finde ich es - sagen wir einfach mal - "bemerkenswert", wenn du hier behauptest, der Begriff Inklusion habe den Begriff der Integration abgelöst. Möglicherweise war deine Literaturauswahl bisher zu stark eingeschränkt, wenn dieser Eindruck entstanden ist.

  • Liebe Conni,

    danke für dein Feedback. Ich habe natürlich vor Erstellung des Fragebogens eine Menge Literatur zu dem Thema Inklusion, Integration etc. gelesen. Mittlerweile ist es tatsächlich so, dass der Begriff 'Inklusion' den Begriff und somit das alte Verständnis von 'Integration' abgelöst hat. Es gibt somit nicht mehr die Kategorisierungen und damit die Zuordnungen was Inklusion und was Integration ist.

    Liebe Grüße


    Liebe Laura, hättest Du dazu eine Quelle, die du verlinken könntest? Würde mich sehr interessieren :)

  • Ja klar, das ist in dem Buch "Einführung in die Inklusionspädagogik" von Annette Textor (Die Seite weiß ich gerade leider nicht). Das es diesbezüglich verschiedene Definitionen und Begriffsverständnisse gibt, ist mir natürlich klar! :)
    Ich habe allerdings dieses Verständnis mit meinem Dozenten für die Arbeit abgesprochen, da man da natürlich eine klare Linie fahren muss.

  • Ich wollte mit meinem Beitrag keine Diskussion breittreten. Ich würde mich wie gesagt wirklich freuen, wenn so viele wie möglich an der Umfrage teilnehmen würden. Wenn jemand von euch Interesse daran hat, die fertige Arbeit am Ende zu lesen, kann er mir gerne eine Mail an laurafp@gmx.de senden. Dann lasse ich euch die Arbeit im Frühjahr zukommen! :)

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