Einem kurzen Selbstlaut folgen mindestens zwei Mitlaute

  • Macke, Motte, Zange, Tanke … einverstanden. Aber was ist mit Mond oder Schwarm?


    Was bringt ihr den Kindern bei? Sagt ihr „Wenn ein Selbstlaut vor mindestens zwei Mitlauten steht, ist es ein kurzer Selbstlaut“? Oder sagt ihr „Jedem kurzen Selbstlaut folgen (mindestens) zwei Mitlaute. Manchmal stehen zwei Mitlaute aber auch nach einem langen Selbstlaut“?

  • wieder_da

    Hat den Titel des Themas von „Einem kurzen Selbstlaut folgen mindestens zwei Selbstlaute“ zu „Einem kurzen Selbstlaut folgen mindestens zwei Mitlaute“ geändert.
  • Letztendlich geht es bei diesem Thema um die Konsonantenverdoppelung. Wenn (bis auf kleine Ausnahmen, die als Ausnahmen gelernt werden) in der betonten Silbe der Vokal/Umlaut kurz gesprochen wird und schon im Wortstamm zwei Konsonanten folgen, muss der nachfolgende Konsonant nicht verdoppelt, mit ck oder tz geschrieben werden.

    Unerheblich sind die Wörter mit langen Vokalen, da wird auf jeden Fall kein Konsonant verdoppelt.

    Also heißt die Regel eher: auf einen kurzen Vokal (Selbstlaut) folgen mindestens zwei Konsonanten (Mitlaute). Wenn nur ein Konsonant da ist, muss er verdoppelt, mit ck oder tz geschrieben werden.

    In unserem Buch werden die einzelnen Buchstaben entweder so: . xx oder so: _x unterstrichen. Punkt und Strich stehen für kurze bzw. lange Vokale,

    x steht für Konsonanten.

  • Danke, aber es ging mir jetzt um die umgekehrte Richtung. Aufgabe ist das Markieren von kurzen (Punkt) und langen (Strich) Selbstlauten. Einem Kind fehlt das Sprachgefühl, beides zu unterscheiden. Ein Merksatz in unserem Lehrwerk suggeriert: Wenn einem Selbstlaut (mindestens) zwei Mitlaute folgen, dann ist es ein kurzer Selbstlaut. Das finde ich ein bisschen knapp bzw. im Grunde falsch.

  • Der Unsinn besteht doch darin, die Länge des Vokals von den nachfolgenden Konsonanten abhängig zu machen. Im Niederländischen z. B. hängt die Länge des Vokals vom Vokal selbst ab. Und zwar so, dass ein einzelner Vokal kurz, Doppelvokale aber lang sind. Das verstünden sogar deutsche Kinder.

  • O. Meier

    So wird das auch in unseren Materialien den Kindern beigebracht. Die Version, die wieder_da beschreibt, lese ich so zum ersten Mal.

    Man muss allerdings raushören, ob der Vokal kurz oder lang gesprochen wird, das ist für manche schwierig. Kurz und lang zu unterscheiden ist ein extra Thema in der Rechtschreibung der Grundschule. Doppelvokale und Zwielaute zählen von vorneherein als lang gesprochen und folgen den entsprechenden Regeln.

  • Danke, aber es ging mir jetzt um die umgekehrte Richtung. Aufgabe ist das Markieren von kurzen (Punkt) und langen (Strich) Selbstlauten.

    Sorry, wenn ich mich einmische: Was ist denn das Ziel davon?


    Also das eine ist, für die Rechtschreibung (v. a. Konsonantenverdopplung) das Erkennen kurzer und langer (eig. ungespannter und gespannter) Vokale zu üben. Schon das halte ich für fragwürdig. Neben den vielen Ausnahmen, die man sowieso zu lernen hat: Die einen können es einfach. Und die anderen tun sich wahnsinnig schwer damit, weil sie diesen Unterschied einfach nicht wahrnehmen können. In den meisten Fällen ist da eine Erarbeitung der Doppelkonsonanz über die Silbengelenke sinnvoller.


    Aber hier geht es, wenn ich dich richtig verstehe, darum, in geschriebenen Wörtern oder Texten die kurzen und langen Vokale zu markieren. Das haben wir in lateinischer Metrik in der Oberstufe gemacht, ja. Aber was ist bei Grundschüler:innen in Deutsch das Ziel des Vorgehens in diese Richtung?

  • Was ist mit 'werden' und 'Herde'? Langer Vokal, zwei Konsonanten, oder nicht? Die Regel taugt irgendwie nicht. Abgesehen davon, dass Kinder, wie schon angemerkt, oft nicht wissen, was man von ihnen will, wenn man von 'langen' und 'kurzen' Vokalen spricht, sind doch in jedem Wort lange und/oder kurze Vokale. Ich sehe da keine Hilfe bei der Rechtschreibentwicklung.

  • Was ist mit 'werden' und 'Herde'? Langer Vokal, zwei Konsonanten, oder nicht? Die Regel taugt irgendwie nicht.

    Ja. Wenn, dann geht es nur andersherum: Wenn ich einen kurzen Vokal "höre", muss ich, wenn ich danach nur einen Konsonanten höre, diesen verdoppeln ("Sonne", "Himmel", "Acker", ...). So kann man tatsächlich an der Doppelkonsonanz arbeiten, aber muss dann auch mit Übergeneralisierungen wie <mitt>, <Buss>, <Packet> etc. leben.

    Vor allem für die schwachen SuS aber ist das, wie du sagst, keine Hilfe. Meistens ist man froh, wenn sie erklären können, warum Wörter mit <ie> geschrieben werden. Alles darüber hinaus, was die Vokalquantität angeht ...

  • Bei uns gibt es zusätzlich noch die Hilfe mit offenen und geschlossenen Silben und die Herleitung über Wortfamilien, also das Wortstammprinzip. Das alles zusammen mit Eintrainieren der Wörter hilft schon bei der Rechtschreibung.


    Noch schwieriger wird es, wenn du den Schülern sagst, dass man Busse mit 2 s schreibt. Bus und Paket sind einfach Ausnahmen, die man auswendig lernt, sind auch nicht so klar zu erklären, warum man diese Wörter so schreibt.


    wer-den Her-de ist kein Problem, da kann man nichts verdoppeln, weil schon 2 Konsonanten da sind.

    Man kann nur verdoppeln, wo der Vokal kurz gesprochen wird und erstmal nur ein Konsonant zu hören ist.


    Aber ich glaube auch, dass die schwachen Schüler mit den Feinheiten der RS- Regeln überfordert sind. Die müssen, denke ich, viel über Lernwörter machen.


    Einen Stolperstein empfinde ich ebenso die Behauptung, dass man bei der Konsonantenverdoppelung die Doppelkonsonanten beim Trennen hören würde. Wenn ich den Schülern sage, trenne mal schwimmen, dann sagen sie: schwi - mmen, wenn sie das Wort nicht geschrieben kennen. Nur wenn sie das Wort kennen oder wenn sie das kurze i hören und die Regel dazu verinnerlicht haben, dann trennen sie sprachlich richtig.

  • Bus und Paket sind einfach Ausnahmen, die man auswendig lernt, sind auch nicht so klar zu erklären, warum man diese Wörter so schreibt.

    Doch, eig. schon.

    "Paket" ist keine Ausnahme, sondern die diskutierte Regel greift immer nur bei Vokalen im Wortakzent.

    (Was sie für schwache SuS noch einmal schwieriger macht.)

    "Bus" ist kurz für "omnibus".

    Da fände ich es schon herausfordender, SuS zu erklären, warum man "mit" nur mit einem <t> schreibt.

  • Das ist eben nicht so einfach, wie man gerne glauben machen will.


    Während die einen zuerst in den Gaaten und dann zum Spoat gehen,

    sind die anderen im Gachten und dann beim Spocht,

    aber alle sollen Garten und Sport schreiben.

  • Es ist natürlich richtig, dass es eigentlich um Rechtschreibung geht, und zwar um die Konsonanten nach dem Selbstlaut: Konsonantenverdoppelung mm, tt, ff, …, tz, ck, aber auch i vs. ie, ss vs. ß. Dass dafür erstmal geübt wird, lange und kurze Selbstlaute zu unterscheiden, ist ja sinnvoll. Richtig ist natürlich auch, dass das eher ein Sensibilisieren ist als ein Üben.


    Im Gespräch mit Kolleginnen habe ich dann Mond als Beispiel für einen langen Selbstlaut genannt und eine Kollegin meinte (zunächst), das Wort hätte doch einen kurzen Selbstlaut, es würden doch zwei Konsonanten folgen. Sie hört aber natürlich das lange o.


    Für mich ist die Frage letztlich, ob (mindestens) zwei Konsonanten nach dem Selbstlaut eine hinreichende Bedingung oder nur eine notwendige Bedingung für einen kurzen Selbstlaut sind. So wie das in unserem Lehrwerk steht, wären beide Interpretationen möglich. Mit der zweiten (notwendige Bedingung) wäre ich einverstanden, mit der ersten nicht.


    Ist natürlich eher eine akademische Frage und hat für den Unterricht nur in Ausnahmefällen (s. o.) Relevanz. Ich habe aber zum ersten Mal eine 2. Klasse in Deutsch und habe daher solche Sachen gerne wenigstens für mich selbst klar.

  • Das ist eben nicht so einfach, wie man gerne glauben machen will.


    Während die einen zuerst in den Gaaten und dann zum Spoat gehen,

    sind die anderen im Gachten und dann beim Spocht,

    aber alle sollen Garten und Sport schreiben.

    In meiner Heimat haben wir das Homonym "Körsche". Mal wird es "Kirche", mal "Kirsche" geschrieben, je nach Kontext. In der Aussprache ist kein Unterschied erkennbar.

  • In meiner Heimat haben wir das Homonym "Körsche". Mal wird es "Kirche", mal "Kirsche" geschrieben, je nach Kontext. In der Aussprache ist kein Unterschied erkennbar.

    Das ist ein Homophon. Homonym wäre gleiche Sprech- und Schreibweise, Homophon nur gleiche Sprechweise, Homograph nur gleiche Schreibweise.

  • In meiner Heimat haben wir das Homonym "Körsche". Mal wird es "Kirche", mal "Kirsche" geschrieben, je nach Kontext. In der Aussprache ist kein Unterschied erkennbar.

    Ja, es gibt Zugezogene und man kröscht das nur schwer erklärt.

    Ürgendwie (da habe ich studiert) hören diese Menschen den Unterschied gar nicht, selbst wenn man es deutlich spricht.:weissnicht:


    Letztlich bleiben diese Regeln alle nur der Versuch, komplizierte Schreibweisen zu erläutern, weshalb es Ausnahmen gibt, die noch schwieriger zu erklären sind.


    Mond teilt sich die Herkunft mit Monat, da ist dann der Vokal hinter dem Konsonanten noch deutlich.

    https://www.dwds.de/wb/Mond

  • Ehrlich gesagt verstehe ich noch nicht, was dein Schulbuch den Kindern sagen will. "Liebe Kinder, hinter jedem Vokal kommen ein oder zwei, manchmal drei Konsonanten. Vokale haben je zwei verschiedene Klänge. Manchmal passt der Klang des Vokals mit der Konsonantenhäufung zusammen, manchmal nicht. Alles klar?"


    Esel

    Uterus

    Osterhasenopfer

    Wintergartenglasfenster


    Ich kenne das eigentlich nur beim Phänomen der Konsonantenverdopplung, weil es sehr viele Wörter mit doppelten Konsonanten gibt und da ist das mit dem "kurzen" Vokal evtl. eine Hilfe. Aber vielleicht kann es ja noch jemand plausibel erklären.

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