Lehramt Spanisch und Kunst

  • Danke für die weiteren Antworten!


    Das ist zwar off-topic, aber mjisw, sorry, du scheinst sehr vorschnell und vorurteilsgelenkt kausale Brücken zu schlagen: Von Lehramt Türkisch/Russisch direkt auf mutterssprachliche Studierende zu schließen, bzw. bei bilingualen Kindern direkt das sogenannte "bildungsferne Milieu" zu erwähnen, das ist irgendwie keine wirklich neutrale Betrachtung des Sachbestandes.


    Erstens: Auch die bilingual erzogenen Kinder von Harvardprofessorinnen und Harvardprofessoren lernen (natürlich!) im Land der Vorfahren viele neue Wörter, Ausdrücke, Satzkonstruktionen etc. Das hat nicht nur etwas mit sogenannter Bildungsnähe oder Bildungsferne zu tun, sondern mit gelebter Sprache. Als eine Person, die selbst ein Auslandsjahr gemacht hat, wenn auch nicht bilingual aufgewachsen, habe ich das am eigenen Leibe erfahren. Und nicht alle bilingual türkisch/russisch-Stämmige sind "bildungsfern", was ohnehin ein sehr stigmatisiertes Label ist...


    Zweitens: Um sich für Türkisch oder Russisch zu interessieren muss man selbst nicht unbedingt die Sprache als Mutterssprache haben. Es ist irgendwie verdammt schade, dass direkt davon ausgegangen wird, dass man so etwas ja eh nur studiert, weil man es selbst schon kann. Bei den "feinen" Sprachen, a la Englisch, Französisch und ja, auch meinem heißgeliebtem Spanisch, da steckt dann ja wirklich Wissbegierde dahinter, aber bei Russisch und Türkisch? Unmöglich! Ist klar... Und selbst wenn Russisch und Türkisch als Lehramtsfächer überwiegend von MutterssprachlerInnen studiert werden, was zugegeben wahrscheinlich ist, muss das auch kein Ausdruck von Bequemlichkeit sein. Vielleicht ist es einfach tiefergehendes Interesse für die eigenen Wurzeln, den Kulturraum der Eltern etc., das man gerne an Kinder und Jugendliche herantragen möchte.


    Jetzt wieder on-topic:

    Latein, bzw. andere "tote" Sprachen kommen für mich nicht wirklich in Frage. Ich finde es jedoch spannend, wie viele Sprachen eine Lehramtsoption bieten. An so etwas wie Italienisch würde ich mich aber nicht trauen. Es wäre vielleicht eine spannende Ergänzung, aber ansonsten denke ich, dass es nicht wirklich zukunftssicher ist.

  • Zurück zur Ausgangsfrage?

    Es ist schon hilfreich, sich nicht nur zu fragen, was das eigene Interesse ist, sondern auch nach dem zukünftigen Einsatz zu schauen und da hast du hier doch einige Anregungen bekommen.

    Ich habe die Diskussion um den Einsatz der Sprachlehrer in den letzten Jahren ebenfalls erlebt und kann dazu folgende Ergänzungen machen:

    - Spanisch wurde eine Zeit lang sehr nachgefragt als 2. Fremdsprache, da (vermeintlich ? ) einfacher und attraktiver als Französisch. Nur wenige Schulen können aber 3 Fremdsprachen parallel anbieten und oft sind Französischkräfte bereits vorhanden und Latein sollte auch erhalten werden, Spanisch blieb daher oft 3. FS. An den Realschulen / den KGS kann idR nur eine FS angeboten werden, dies ist dann traditionell Französisch. Eine Umstellung bietet für Wiederholer, Schulwechsler auch Probleme und wurde daher oft nur in größeren Städten /Schulen gewagt. Der Bedarf ist dort aber mittlerweile gedeckt , da in den letzten Jahren doch recht viel Nachwuchs für Spanisch kam.

    (Russisch wird in NRW übrigens glaube ich ausschließlich an den Waldorf Schulen als 2. FS angeboten, die gewinnen daher auch immer die Wettbewerbe).

    Englisch ist immer mal wieder gefragt, das ändert sich dann auch wieder. Da Hauptfach in allen Schulen braucht man das Fach in großer Zahl. Die anderen Fächer werden nur in geringer Stundenzahl und auf Leisten unterrichtet, das wird dich vermutlich nie zur ganz begehrten Kollegin machen. Die KollegInnen hier müssen dann oft auch fachfremd unterrichten, da einfach nicht so viele Stunden auf die vorhanden Personen aufgeteilt werden.

    Gerade in den Realschulen/ Hauptschulen wird idR der Einsatz als Klassenleitung gefordert und ist auch sinnvoll. Die Schülerschaft braucht idR die Beziehung, die man dort aufbaut. Ein reiner Einsatz als Fachlehrer ist in diesen Schulformen meiner Erfahrung nach nicht sinnvoll/ wird nicht angestrebt. Kann man in Hessen Spanisch überhaupt für die RS/HS studieren?

    Vielleicht könntest du du mal ein Praktikum machen, um die passende Schulform für dich zu finden?

    Viele Erfolg



  • bei bilingualen Kindern direkt das sogenannte "bildungsferne Milieu" zu erwähnen, das ist irgendwie keine wirklich neutrale Betrachtung des Sachbestandes.


    Ich weiß nicht, was du hier unter neutral verstehst, aber es ist statistisch belegt, dass bestimmte Migrantengruppen und Kulturkreise in weiten Teilen eher dem bildungsfernen Milieu zuzuordnen sind. Ein stark hemmender Faktor für die Erlernung der Nationalsprache des Zuwanderungslandes ist dabei die Bildung von Subkulturen und damit verbundener Isolation. Es gibt Personen, die leben 30+ Jahre in einem Land und können die Nationalsprache kaum sprechen - weil für sie oft keine Notwendigkeit dazu besteht und sie kein Interesse daran haben, diese zu lernen. Im Kontrast dazu kenne ich z.B. eine Person, die keine zehn Jahre hier lebt und durch Offenheit und viele soziale Kontakte zu "Deutschen" seine deutschen Sprachkenntnisse auch mit weit über 20 sehr schnell auf ein gutes Niveau gebracht hat.


    Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass es natürlich schwerer ist, eine Sprache zu erlernen, oder sich z.B. bei den Hausaufgaben von den Eltern Hilfe zu holen, wenn diese die Sprache nicht beherrschen. Migrantenkinder sind hier leider oft im Nachteil,.


    Auch wandert das Gros von Personen eben nicht in ein anderes Land aus, weil es ihnen in ihrem Heimatland so gut geht. Auch das korreliert wieder mit dem Bildungshintergrund.




    Und nicht alle bilingual türkisch/russisch-Stämmige sind "bildungsfern", was ohnehin ein sehr stigmatisiertes Label ist...

    Ich habe keine Ahnung, wo du meinst, das gelesen zu haben. Ich habe mich auf türkisch- und russisch-stämmige Bekannte bezogen, die mir dies aus ihrer Sicht so geschildert haben. Damit haben sie sich gewiss nicht selbst gemeint. Besonders russisch- und asiatisch-stämmige Personen entstammen meist eher dem Gegenteil eines bildungsfernen Milieus.

    Kommt man jedoch aus einem bildungsfernen Milieu, begünstigt dies aus meiner Sicht den Umstand, dass man weder die neue Sprache noch die Muttersprache auf einem guten Niveau sprechen kann. Genauso wie es in diesem Land etliche "Bio-Deutsche" gibt, die in meinen Augen ihre Muttersprache nur unzureichend beherrschen (und es werden eher mehr als weniger), und klar korreliert das mit dem Bildungshintergrund.




    Um sich für Türkisch oder Russisch zu interessieren muss man selbst nicht unbedingt die Sprache als Mutterssprache haben. Es ist irgendwie verdammt schade, dass direkt davon ausgegangen wird, dass man so etwas ja eh nur studiert, weil man es selbst schon kann. Bei den "feinen" Sprachen, a la Englisch, Französisch und ja, auch meinem heißgeliebtem Spanisch, da steckt dann ja wirklich Wissbegierde dahinter, aber bei Russisch und Türkisch? Unmöglich!


    Das kann man wohl nicht ganz vergleichen. In welcher Schule lernt man denn Türkisch von der 7 bis zur 13? In welcher NOCH Russisch?


    Diese Grundlage würde man schließlich benötigen, um dann über das Studium ein ausreichendes Niveau zu erreichen, um dieses Fach an einer staatlichen Schule zu lehren.


    In der DDR war das noch was anderes. Da haben viele Russisch in der Schule gelernt und entsprechend wird es auch viele deutschstämmige Russisch-Studierende gegeben haben.



    Ich finde es jedoch spannend, wie viele Sprachen eine Lehramtsoption bieten.


    Gilt für Chinesisch auch. Dafür gibt es dann 5-10 Schulen in Deutschland und das studieren bestimmt nur Nicht-Muttersprachler, die dann die Stellen kriegen...ganz bestimmt. Nur weil etwas eine Option bietet, heißt das nicht, dass es auch eine gute ist.




    Kann man in Hessen Spanisch überhaupt für die RS/HS studieren?

    Das würde ich nicht ausschließen. An meiner Uni in Hessen zwar nicht, dafür aber merkwürdigerweise Russisch. :staun: Somit halte ich alles für möglich.

    Was man studieren kann und was nachher Sinn macht, sind aber ohnehin zwei Paar Schuhe.

  • Off-Topic mjisw


    Mit neutral meine ich, dass man eben nicht direkt, wenn es um Bilingualität bei Sprachen wie Russisch oder Türkisch (kann man auch auf Arabisch, Kurdisch, Polnisch und die anderen, eher prestigearmen Sprachen ausdehnen) geht , an einen bildungsfernen Leiharbeiter aus einem Brennpunktviertel denkt, der sich in beiden Sprachen nicht wirklich ausdrücken kann. Denn das ist, auch wenn es diesen Menschen statistisch oft gibt, immer auch ein Stück weit das gedankliche oder in deinem Fall ausformulierte reproduzieren von Vorurteilen, besonders wenn es in der eigentlichen Debatte gar nicht das Thema war. Neutral wäre es, die Statistiken in allen Ehren, diese Schablonen einfach in der Debatte abzulegen und sich auf das zu konzentrieren, worum es eigentlich ging und um das, was man wirklich weiß und sich nicht anhand von irgendwelchen Statistiken zusammenreimt: In dem Fall ging es um eine Person, die Spanisch und Türkisch unterrichten möchte. Das ist sicher spannend und herausfordernd, endet vermutlich in einer sehr schwierigen und frustrierenden Jobsuche... ob die Person jetzt aber Ayse Yildiz, Tochter einer alleinerziehenden Arbeitslosen ohne Schulabschluss ist und Türkisch einfach gewählt hat, weil sie das ja ein bisschen kann... oder ob das Justus Theodor von Stein, Sohn eines Ärztepaares ist, den sein türkischstämmiger bester Grundschulfreund schon früh eine Faszination für den Orient entlockt hat, das können wir anhand der Fakten, die wir bekommen haben, nicht beurteilen und ist auch für die Ausgangsfrage überhaupt nicht entscheidend.


    Klar stimme ich dir zu, dass unabhängig von der Sprache, sich der familiäre Bildungshintergrund immer zu einem gewissen Grad auf die eigene Artikulationsfähigkeit auswirkt... ich möchte dir auch nicht "in den Mund legen", dass alle türkisch/russischstämmige Deutsche dem bildungsfernen Milieu angehören. Allerdings finde ich es irgendwie ernüchternd, dass sobald das Kennwort "Türkisch" fiel, nur wenige Posts später "bildungsfernes Milieu" in einen Kontext gebracht wird. Ja, vielleicht geben Statistiken dir da recht... aber besonders als Lehrkraft steht man doch in der Aufgabe Menschen nicht über die Statistiken, in die sie passen, zu beurteilen, sondern in jedem den individuellen Menschen zu sehen, der er oder sie ist. Damit eben nicht, wenn man den exakt gleichen Aufsatz von Ali und Christian liest bei Ersteren doppelt so viele Fehler findet, weil "der ist ja bildungsfern, da muss ich genau schauen..."


    Nun aber wieder on-topic:


    Vielen Dank für die Antwort turtlebaby! Ich denke, dass ich doch schon das Gymnasium als Zielschulform anpeile. Haupt/Realschullehramt kam mir nur in den Sinn, weil diese Schulform wohl sehr um Lehrkräfte ringt und ich dachte, dass dann selbst mit einer Supernische eine moderate Chance hätte. Bringt dann nur nichts, wenn ich dann vielleicht deutlich einfacher einen Job kriegen würde, Spanisch in dem Fall aber überhaupt nicht unterrichten würde, weil schlicht kaum bis kein Bedarf da ist. In Hessen geht es, meiner Recherche nach, tatsächlich auch überhaupt nicht Spanisch auf Haupt/Realschullehramt zu studieren. Jedoch ist das in anderen Bundesländern möglich, zum Beispiel in NRW (Uni Köln bspw). An Hessen wäre ich theoretisch auch nicht um jeden Preis gebunden.

  • ... aber besonders als Lehrkraft steht man doch in der Aufgabe Menschen nicht über die Statistiken, in die sie passen, zu beurteilen, sondern in jedem den individuellen Menschen zu sehen, der er oder sie ist.


    Da stimme ich dir voll zu. Trotzdem heißt dies für mich im Umkehrschluss nicht, bestimmte Realitäten zu verleugnen. Es ist für eine bessere Integration sogar wichtig, sie konkret zu benennen. Man darf eben nur nicht davon auf den Einzelfall schließen, wie du richtig sagst.

  • Da stimme ich dir voll zu. Trotzdem heißt dies für mich im Umkehrschluss nicht, bestimmte Realitäten zu verleugnen. Es ist für eine bessere Integration sogar wichtig, sie konkret zu benennen. Man darf eben nur nicht davon auf den Einzelfall schließen, wie du richtig sagst.

    ... da stimme ich wiederum voll zu!

  • Lernt man nicht auch in seiner Muttersprache immer wieder neue Wörter? Ich denke schon, dass ich meinen Wortschatz kontinuierlich erweitere, sowohl auf Deutsch (Muttersprache), als auch auf Englisch (studiert, mehrere Jahre im englischsprachigen Ausland gelebt und dort auch studiert).

    • Offizieller Beitrag

    Lernt man nicht auch in seiner Muttersprache immer wieder neue Wörter? Ich denke schon, dass ich meinen Wortschatz kontinuierlich erweitere

    klar!


    so sinnvolle Dinge wie "Ghosting", "Flex/Flexing" lerne ich täglich neu hinzu.:pfeif:


    Wirklich eine Entdeckung war hingegen für mich folgendes Geschenk

    https://www.buecher.de/shop/po…/detail/prod_id/60851338/


    Da lerne ICH fast täglich dazu :)

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