Zweifel am Grundschullehramtsstudium - zu verklemmt/introvertiert?

  • Du nicht, andere schon.


    Das ist nicht so unüblich.

    Ich weiß, dass wir vor Jahren in einem Restaurant waren und in Hörweite zu Seminarleiter:innen gesessen haben, die über 4teachers und das Abkupfern der Entwürfe gesprochen haben.

    Anregungen suchen ist erlaubt, aber manche können dann nichts Eigenes daraus entwickeln.


    Ebenso, wie es Menschen gibt, die sich ihre Master/Diplom/Doktor-Arbeit schreiben lassen, gibt es auch Refs, die sich die Entwürfe von anderen aufsetzen lassen.

  • Ersteres ja, aber weder was das "ausgiebige Testen" oder Entwürfe-anderer-Nutzen angeht: Ist mir nicht bewusst, dass das so gehandhabt wird. Zum ausführlichen Ausprobieren ist doch im Ref gar keine Zeit und bei den Entwürfen muss man doch i. d. R. bestätigen, dass man sie selbst erstellt hat, oder? Da würde ich nicht riskieren wollen, dass mir Plagiat vorgeworfen wird.

    Ich kenne Leute, da hat jemand anderes die Examensarbeit geschrieben. Es gibt Menschen, die bezahlen wildfremde Menschen dafür. Und es gibt viele, die mehr oder minder viel Hilfe von Freunden bekommen haben. Alleine jemand kompetentes, der deine Entwürfe Korrektur liest, bringt eine Menge. Ist es dann schon nicht selbst erstellt?


    Meine Prüferin im Examen sagte damals: "Man muss das Rad nicht neu erfinden." Für die Besuchsstunden suche ich mir doch sowieso irgendein tolles Thema aus. Dann habe ich da vielleicht schon mal eine Stunde gesehen oder was gelesen. Beispielsweise in Sachunterricht gibt es bestimmte Klassiker. Magnetisch oder nicht oder alternativ brennt oder brennt nicht, leitet den Strom oder nicht. Man legt ein paar Materialien zurecht und lässt die Kinder testen. Dann sammelt man das in einer Tabelle. Das ganze verpackt in einer netten Geschichte und am Ende ein passenden Merksatz. Da ist es schon echt schwierig irgendwas total falsch zu machen. Man kann sogar magnetisch oder nicht im großen Besuch machen und dann brennt oder brennt nicht in der Prüfung.

    Bei meinem Ref waren gerade Anna-Zahlen in Mathematik beliebt. Das haben mehrere in der Prüfung gemacht. Die werden sicherlich auch miteinander gesprochen haben. Am Ende ist das Ref aber was anderes als der normale Schultag. Im Ref geht es darum Sternstunden zu zeigen. Im Alltag sieht dann vieles anderes aus. Und manche Probleme tauchen dann erst auf.

  • Am Ende ist das Ref aber was anderes als der normale Schultag. Im Ref geht es darum Sternstunden zu zeigen. Im Alltag sieht dann vieles anderes aus. Und manche Probleme tauchen dann erst auf.

    Tell me something new. Das ist ja wohl vollkommen klar.

    Trotzdem glaube ich, dass ich (zum Glück!) niemanden kenne, die/der in ihrem/seinem Ref. dermaßen von anderen "abgekupfert" hat oder sich gar die Master-/Staatsexamensarbeit von jemand anderem hat schreiben lassen. Sorry, vielleicht bin ich da zu naiv, aber so ein Vorgehen finde ich einfach sch... :(

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Am Ende ist das Ref aber was anderes als der normale Schultag. Im Ref geht es darum Sternstunden zu zeigen. Im Alltag sieht dann vieles anderes aus. Und manche Probleme tauchen dann erst auf.

    Das Problem der "praktischen" Lehrerausbildung, seit Jahrzehnten unverändert...

  • bei den Entwürfen muss man doch i. d. R. bestätigen, dass man sie selbst erstellt hat, oder? Da würde ich nicht riskieren wollen, dass mir Plagiat vorgeworfen wird.

    Hier kann ich ganz klar sagen, dass unsere LAA auf alle Fälle andere Entwürfe nimmt und " anpasst"....da wird sie nicht die Einzige sein..

  • Tell me something new. Das ist ja wohl vollkommen klar.

    Aber dann ist es doch auch klar, dass das Ref nicht alle Leute aussortieren kann, die nicht fürs Lehramt geeignet sind.


    Trotzdem glaube ich, dass ich (zum Glück!) niemanden kenne, die/der in ihrem/seinem Ref. dermaßen von anderen "abgekupfert" hat oder sich gar die Master-/Staatsexamensarbeit von jemand anderem hat schreiben lassen. Sorry, vielleicht bin ich da zu naiv, aber so ein Vorgehen finde ich einfach sch... :(

    Sch... finde ich das auch.


    Aber vielleicht haben wir auch einfach andere Kriterien. Ich kenne ein Fall, wo der Lebensgefährte große Teile geschrieben hat. Ich kann aber auch einen Fall, wo jemand eine schlechte/ungenügende? Arbeit von X Freunden nacheinander Korrektur lesen lassen hat. Jeder hat Teile verbessert / umgeschrieben / Vorschläge gemacht. Das was am Ende raus kam, hätte die Person nicht alleine geschafft. Wo ist die Grenze erreicht?


    Und im Ref. habe ich kaum (keine?) Anwärter erlebt, die nicht irgendwelche bekannten, vorgefertigen was auch immer Stundenentwürfe als Grundlage genommen und dann ihren eigenen Entwurf daraus gemacht haben. Gerade für viele Einführungsstunden gibt es halt auch Standardstunden. Einführung schrifltlicher Addition, Einführung 1x1, ... Da gibt es halt nur wenige verschiedene Stundenideen und wenn ich in die Literatur gucke, treffe ich immer auf die gleichen. Was ist abschreiben und was ist noch ok? Zitat meiner Seminarleiterin: Sie müssen das Rad nicht neu erfinden.


    Aber das alle zeigt am Ende nicht, ob ich am Ende auch mit 20+X Stunden meinen Unterricht hinbekomme.

  • Und im Ref. habe ich kaum (keine?) Anwärter erlebt, die nicht irgendwelche bekannten, vorgefertigen was auch immer Stundenentwürfe als Grundlage genommen und dann ihren eigenen Entwurf daraus gemacht haben.

    Da ist die Bandbreite aber auch riesig. Ein Gerüst zu nutzen und Material zu schürfen, ist etwas anderes, als einen Entwurf abzukupfern ODER gar nahezu 1:1 zu übernehmen oder Teile von anderswo zu nuzten und nicht zu kennzeichnen.


    Ich kenne einige Referendarinnen, die alle keine Standardstunden abgeliefert haben, sondern immer etwas eigenes, z.T. ganz neue Sachen.

    Trotzdem können sie Standard für den schnellen Alltag.

  • Da ist die Bandbreite aber auch riesig. Ein Gerüst zu nutzen und Material zu schürfen, ist etwas anderes, als einen Entwurf abzukupfern ODER gar nahezu 1:1 zu übernehmen oder Teile von anderswo zu nuzten und nicht zu kennzeichnen.


    Ich kenne einige Referendarinnen, die alle keine Standardstunden abgeliefert haben, sondern immer etwas eigenes, z.T. ganz neue Sachen.

    Trotzdem können sie Standard für den schnellen Alltag.

    Diese LAA werden auch keine Schwierigkeiten später haben.

  • Ich kenne einige Referendarinnen, die alle keine Standardstunden abgeliefert haben, sondern immer etwas eigenes, z.T. ganz neue Sachen.

    Trotzdem können sie Standard für den schnellen Alltag.

    Das sowieso. Die eigentliche Aussage war ja auch, dass man sich durch das Ref "mogeln" kann ohne das auffällt, dass man für den Job ungeeignet. Es gibt Leute, die machen ihr Ref mit 3,x und merken anschließend, dass das nicht ihr Job ist. Das Ref ist nur begrenzt dazu geeignet schlechte Leute auszusortieren.

  • Eigentlich war die Frage, ob man zu introvertiert sein kann.

    Und das würde im Ref auffallen … aber dazu reicht auch schon ein Praktikum oder die Praxisphase.

    Kinder erwarten gar nicht immer die große Show, aber man muss sie ja ansprechen können. Auf den Rest stellen sie sich ein.

    Wenn man sich aber täglich überwinden müsste, wäre es schlimm.

  • Ich erinnere mich gerade an den Mitreferendar, dem auch alle Ausbilder sehr klar (und. m.E. völlig zurecht) gesagt haben, dass er sich umorierentieren sollte und der dementsprechend auch durch die Prüfung gefallen ist, der aber trotzdem weitergemacht hat (zweite Runde) mit der Begründung ihm fiele nichts anderes ein und dann hätte er wenigstens noch ein Jahr ein Einkommen....


    Ich kann mir aber durchaus auch andere Gründe vorstellen, warum Menschen irgendwie durchs Ref kommen und danach trotzdem scheitern auch ohne dass sie vorher "geschummelt" haben. Ich war bei meiner ersten Stelle z.B. auch erstmal völlig erschlagen, weil plötzlich gaaaanz anderes Einzugsgebiet und vor allem auch weil mit einemmal das ganze "Drumherum" so viel mehr wurde. Man hat mich im Ref wirklich ziemlich in Ruhe gelassen mit Zusatzaufgaben aller Art, Schulentwicklungsklimbim etc. (und Klassenleitung hat man da ja auch noch nicht). Ich habe mich trotzdem durchgewurstelt und bin mittlerweile auch sicher, dass ich mir den richtigen Beruf ausgesucht habe, aber ich kann mit vorstellen, dass es da den ein oder anderen dochnoch rauskickt...


    Zurück zur Eingangsfrage: ich bin auch introvertiert und bin mittlerweile der Auffassung, dass das auch ein Vorteil sein kann. Manches fällt einem anfangs sicherlich schwerer, aber man entwickelt sich weiter und man kann das lernen. Anfangs habe ich Elternabende z.B. gehasst und hatte immer knallrote Ohren (hatte dann die Haare drüber...) und einmal bekam ich sogar Schwierigkeiten mit der Atmung... (zum Glück kam da plötzlich jemand vom Förderverein rein und hat was erzählt, in der Zeit habe ich es wieder geregelt bekommen). Mitterweile bin ich zwar vorher auch noch nervös, aber wenn der Abend dann läuft, geht es mir dabei gut. Einfach weil ich über Dinge rede, von denen ich Ahnung habe, die mir wichtig sind, die mir Spaß machen. D.h. ich fühle mich kompetent und habe eine klare Rolle.

    Vor der Klasse stehen fand ich immer einfacher. Zum einen auch da wegen der klaren Rollenverteilung (das festigt sich ja mit der Zeit auch), aber auch weil man eine Beziehung zu den Kindern aufbaut. Gerade wenn es die eigene Klasse ist, nimmt man sie eben nicht nur als Gruppe war, sondern auch als Einzelpersonen. Es fühlt sich für mich mittlerweile einfach sehr "natürlich" an. Es sind eben keine Fremden.... Genauso mit den Eltern: erster Elternabned ist immer noch komisch, aber dann hat man nach und nach alle auch mal im Einzelgespräch und dann lässt auch das Fremdeln deutlich nach. Ich bin deshalb auch wirklich eher der Klassenleiter-Typ. Nur Fachlehrer mit zig Gruppen, fände ich deutlich anstrengender.


    Aiußerdem habe ich zu meiner Überraschung festgestellt, dass es mehr intorvertierte Kolleginnen gibt, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Es lohnt sich immer, das mal offen anzubesprechen. Man staunt, wer sich da plötzlich alles "outet". Und das sind alles ganz tolle Kolleginnen, die gut zurecht kommen. Das heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass jeder introvertierte Mensch für den Beruf geeignet ist (kommt sicherlich auch auf die Ausprägung an). Aber das gilt m.E. genauso auch für extrovertierte Menschen.

    Ein wichtiger Punkt scheint mir: Hast du grundsätzlich gerne Kontakt zu Menschen? Interessierst du dich für Menschen? Magst du Kinder? Kannst du in 1:1 Situationen oder in kleiner Runde gut auf andere eingehen und dich austauschen? Dann kann man das mit Gruppen auch lernen.

    Letztlich ist wirklich wichtig, dass du dich selbst gut beobachtest und ehrlich zu sich selbstb ist. Meine Erfahrung ist, dass ich es immer dann schaffe meine Introvertiertheit zu überwinden, wenn mir etwas wirklich wichtig ist und ich etwas wirklich machen möchte. Und je öfter man sich überwindet und je öfter man die Erfahrung macht, dass einem dann eigentlich gar nichts passiert, desto leichter wird es.

  • Ich kenne Leute, da hat jemand anderes die Examensarbeit geschrieben. Es gibt Menschen, die bezahlen wildfremde Menschen dafür. Und es gibt viele, die mehr oder minder viel Hilfe von Freunden bekommen haben. Alleine jemand kompetentes, der deine Entwürfe Korrektur liest, bringt eine Menge. Ist es dann schon nicht selbst erstellt?

    (...)

    Ja, solche Fälle sind mir auch bekannt. Eine ehemalige Kollegin von mir hat für ihre beste Freundin fast alle Hausarbeiten im Studium, sowie die Masterarbeit (Soziale Arbeit) komplett allein geschrieben. Zusätzlich war sie offenbar in mehreren mündlichen Prüfungen anstelle der Freundin, bei der die Prüfer den Prüfling nicht bereits aus Kursen kannten. Da hat sie sich wohl einfach in der Sprechstunde vorab als Studierende X vorgestellt und wurde so als Prüfling akzeptiert.


    Eine Freundin von mir, die große Probleme hat, ihr Lehramtsstudium abzuschließen, hat mir vor einiger Zeit unvermutet erzählt, sie habe für zwei Hausarbeiten, die sie seit mehreren Jahren nicht schreiben konnte die Hilfe einer "Lektorin" in Anspruch genommen. Ich dachte zunächst nur an Korrektur lesen und habe mir nichts weiter dabei gedacht, bis sie erwähnte, dass sie sich dafür Geld von einer anderen ihrer Freundinnen geliehen habe, die das auch schon genutzt habe. Nachdem diese- inzwischen auch schon seit 4 Jahren im Schuldienst- sich wie mir bekannt ist gerne mal das Recht "zusammenbiegt", wie es für sie passt, um den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, hat mich das stutzig gemacht (was ich da aus deren Mund an schon Dingen aus dem Ref gehört habe die sie gebracht hat und für selbstverständlich lässt einen fassungslos zurück, dass sie- wenn auch wohl nur ganz knapp, mit 3,9- ihr Ref bestanden hat). Am Ende hat sich herausgestellt, dass diese "Lektorin" die Arbeit basierend auf der Gliederung und bereit gestellten Literatur die meine Freundin aus Gründen der Kostenersparnis selbst zusammengestellt hatte komplett geschrieben hatte. :neenee:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ein gutes Motto für guten Unterricht „Worum geht es? Was sollen wir tun?“

    Könnte so berühmt werden wie die Kant Fragen.


    Zitat Zauberwald „Genau, die wollen lieber wissen, worum es eigentlich geht und was sie tun sollen

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

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