Ausgelagert: Klimakleber und Selbstjustiz

    • Offizieller Beitrag

    Wie hoch ist der Anteil derer, die das tun? Insbesondere im Winter...

    Dann richtet sich die Frage mit dem CO2 also nicht an die Kleber, sondern an die Leute, die im Stehen ihren Motor laufen lassen. Oder?

  • Wie hoch ist der Anteil derer, die das tun? Insbesondere im Winter...

    Ich frage mich gerade wer hier eigentlich dämlich ist: Leute, die sich auf der Strasse festkleben oder Leute denen man erklären muss, dass man den Motor eines Autos auch abstellen kann wenn man gerade nicht fährt. Da ich selbst nicht mal einen gültigen Führerschein besitze hält sich mein Mitleid mit den im Stau stehenden doch arg in Grenzen. Die mediale Stimmungmache *gegen* (ja, aber ganz eindeutig!!) die Klimaaktivisten finde ich widerwärtig und die Solidarisierung mit Leuten, die "endlich mal was gegen die irren Klimakleber unternehmen" in einem Lehrer(!)forum absolut peinlich. Was muss noch passieren bis alle den Knall gehört haben?

  • Den Motor von meinem Auto kann ich ausschalten, wenn ich im Stau stehe und eh nicht vorankomme.

    Wir waren auch einmal von der Kleberei betroffen. Wenn man nicht direkt vor den Klebern steht, kommt man schon voran, nur eben sehr langsam im stop and go, weil alle anderen Wege stärker belastet werden. Die ganze Kleberei ist einfach nur dämlich.


    Und nein, ich bin micht grundsätzlich gegen Aktivisten. Fridays for Future, die Blockaden im Hambacher Forst oder die Proteste in Lützerath begrüße ich sehr. Ich bin auch selbst früher in Bürgerinitiativen aktiv gewesen und fleißig auf diversen Demos dabei (letzteres noch heute gelegentlich). Aber was der Sinn darin sein soll, Leuten auf den Sack zu gehen, die einfach nur zur Arbeit wollen/müssen, erschließt sich mir nicht. Die meisten dieser Menschen fahren Auto, weil der ÖPNV unglaublich schlecht ist und nicht, weil sie es so geil finden, Abgase in die Luft zu blasen.

  • Die meisten dieser Menschen fahren Auto, weil der ÖPNV unglaublich schlecht ist und nicht, weil sie es so geil finden, mit dem Auto zu fahren.

    Das glaube ich nicht. Dafür kenne ich auch in der Schweiz viel zu viele Menschen, die morgens mit dem Auto zur Arbeit fahren obwohl der nächste Bahnhof nur 10 min fussläufig entfernt wäre und alle 15 min eine S-Bahn vorbeikäme. Das ist schon OK so, dass diese "Spinner" sich auf der Strasse festkleben und allen auf den Sack damit gehen. Wer nicht hören will ... etc.

  • Das glaube ich nicht. Dafür kenne ich auch in der Schweiz viel zu viele Menschen, die morgens mit dem Auto zur Arbeit fahren obwohl der nächste Bahnhof nur 10 min fussläufig entfernt wäre und alle 15 min eine S-Bahn vorbeikäme. Das ist schon OK so, dass diese "Spinner" sich auf der Strasse festkleben und allen auf den Sack damit gehen. Wer nicht hören will ... etc.

    Ich kenne einige Menschen, die Auto fahren, weil sie mit dem ÖPNV zwei bis drei mal so lange brauchen, entweder viel zu früh oder zu spät auf der Arbeit sind usw.

    Konstruktiv wäre es, den Leuten auf den Sack zu gehen, die den ÖPNV nutzbar machen können. Aber warum konstruktiv, wenn man auch Leuten sinnlos auf den Sack gehen kann. Was genau bringt die Kleberei, außer zu nerven? Kein einziger Autofahrer denkt sich "Ja gut, die haben schon recht. Dann fahre ich halt mit dem ÖPNV." Was genau soll das dann?

  • Ich kenne einige Menschen, die Auto fahren, weil sie mit dem ÖPNV zwei bis drei mal so lange brauchen, entweder viel zu früh oder zu spät auf der Arbeit sind usw.

    Ich weiss, dass der ÖPNV in Deutschland nicht ganz so der Burner ist, ich benutze den selbst regelmässig um einer meiner Freizeitbeschäftigungen nachzugehen. Ich kenne *hier* in der Schweiz aber ausschliesslich Menschen die aus reiner Dekadenz mit dem Auto zur Arbeit fahren. 90 % der Autos, die hier in der Stadt auf den Strassen rumfahren, müssten da nicht sein. Vor meiner Haustür fährt alle 7 min ein Bus. Hinter meiner Haustür fährt alle 5 min ein Tram. Menschen sind so und sie wären auch in Deutschland so wenn der ÖPNV besser wäre. Dann fiele einem halt irgendeine andere Ausrede ein, warum man den jetzt nicht benutzt.



    Was genau bringt die Kleberei, außer zu nerven?

    Genau das. Geschwätzt wurde doch genug, dann halt jetzt nerven.

  • Ich frage mich gerade wer hier eigentlich dämlich ist: Leute, die sich auf der Strasse festkleben oder Leute denen man erklären muss, dass man den Motor eines Autos auch abstellen kann wenn man gerade nicht fährt.

    Es geht doch nicht darum, dass man den Motor abstellen KANN, sondern darum, dass das faktisch kaum jemand tun dürfte. Das kann man doof finden, ist aber halt so.

  • Du hast es. Die überwältigende Mehrheit ist offensichtlich zu blöd. Dass das einigen allmählich echt auf den Sack geht und die nun zu etwas drastischen Mitteln greifen um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen, kann ich absolut nachvollziehen und begrüsse ich.

  • Die überwältigende Mehrheit setzt evtl. einfach andere Prioritäten. Ich sage nicht, dass ich das befürworte, aber es steht einer Miniminderheit unausgelasteter junger Erwachsener auch nicht zu, ihre Mitmenschen zu bevormunden bzw. zu entsprechendem Verhalten nötigen zu wollen.

  • Schlag was besseres vor. Mit Nerven wurde zu allen Zeiten schon verdammt viel erreicht. Ich bin dafür.

  • Also ich persönlich halte ja Fleischkonsum für ein Verbrechen an Tier und Umwelt. Das legitimiert mich trotzdem nicht dazu, im Sommer durch die Gegend zu laufen und grillenden Leuten einfach mal ne Schippe Sand in den Grill zu kippen, um halt einfach mal ein bisschen zu belästigen und den Spaß an der Sache zu verleiden. Hätte vermutlich zu Recht niemand Verständnis für und würde auch kaum zu Verhaltensänderungen animieren.

  • Die überwältigende Mehrheit setzt evtl. einfach andere Prioritäten.

    Andere Prioritäten als das eigene Überleben, meinst du? Ich schwanke gerade, ob ich das sehr dämlich oder am Ende doch sehr begrüßenswert finden soll.

  • aber es steht einer Miniminderheit unausgelasteter junger Erwachsener

    Populistisches Vorurteil. Ich sprechen den meisten "jungen Erwachsenen" nicht ab, sich aus Sorge um den bedrohlichen Klimawandel zu engagieren. Wir haben damals auch genervt: Pershing, Wackersdorf, Atomkraft... Und das haben wir nicht gemacht, weil wir nichts zu tun hatten, sondern weil es uns wichtig war. In Bonn war zu vielen Zeiten in den 70ern/80ern auch kein Durchkommen mehr. Nur den passenden Kleber gab es da wohl noch nicht...

  • Tja fossi, die meisten Menschen sind vermutlich ganz simpel damit beschäftigt, ihren Alltag bestmöglich zu organisieren. Dazu gehört auch die Frage, wie man bestmöglich zur Arbeit, zum Einkaufen etc. kommt. Möchte man das Verhalten vieler Menschen ändern, braucht es ERST EINMAL gute alternative Verkehrskonzepte. Es gibt Städte, in denen man mit den Öffis schneller ist als mit dem Auto (Münster fällt mir hier stellenweise ein - Ampeln blöd geschaltet, überall 30er Zonen, Busspur) und wo der Mensch als grundsätzlich vernunftgesteuertes Wesen aus ganz naheliegenden Gründen ganz automatisch in großer Anzahl auf andere Verkehrsmittel umsteigt. Woanders ist das eben noch nicht der Fall.


    Mal ganz abgesehen davon kann ich die Mär, das Schicksal des Weltklimas entscheidet sich auf Deutschlands Straßen, auch nicht mehr hören. Bevor man Leuten die Alltagsbewältigung verkompliziert, könnte man erstmal Kreuzfahrten und Holzöfen und Feinstaubparty an Silverster und ähnlich unnötigen Blödsinn verbieten, um einzusparen. Und idealerweise parallel an der Umstellung auf Alternativen zu Diesel und Benzin arbeiten. Die Landwirtschaft wäre auch ein interessanter Ansatzpunkt für Klimarettungsbestrebungen. Die Stelle, an der diese "Aktivisten" ansetzen, ist für mich nicht verständlich und sinnfreier Aktionismus.

  • Also ich persönlich halte ja Fleischkonsum für ein Verbrechen an Tier und Umwelt. Das legitimiert mich trotzdem nicht dazu, im Sommer durch die Gegend zu laufen und grillenden Leuten einfach mal ne Schippe Sand in den Grill zu kippen, um halt einfach mal ein bisschen zu belästigen und den Spaß an der Sache zu verleiden. Hätte vermutlich zu Recht niemand Verständnis für und würde auch kaum zu Verhaltensänderungen animieren.

    Das ist dann aber kein öffentlicher Protest, der Verkehrsbehinderungen in Kauf nimmt, sondern eine ganz persönliche Reaktion auf Einzelpersonen - also etwas völlig anderes.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Das ist dann aber kein öffentlicher Protest, der Verkehrsbehinderungen in Kauf nimmt, sondern eine ganz persönliche Reaktion auf Einzelpersonen - also etwas völlig anderes.

    Wieso? Die Klebeaktionen treffen doch auch nur stellvertretend für "den Autofahrer" Einzelpersonen, die halt gerde leider das Pech hatten dort zur falschen Zeit entlang zu fahren.

  • Conni

    Hat den Titel des Themas von „Klimakleber“ zu „Ausgelagert: Klimakleber und Selbstjustiz“ geändert.
  • Tja fossi, die meisten Menschen sind vermutlich ganz simpel damit beschäftigt, ihren Alltag bestmöglich zu organisieren. Dazu gehört auch die Frage, wie man bestmöglich zur Arbeit, zum Einkaufen etc. kommt.

    Ne. Nicht "bestmöglich" sondern "möglichst bequem" und "so wie's mir passt".

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