Dozentin zeigt grenzüberschreitendes Verhalten

  • Wie ihr wisst leide ich an Krebs und habe ein Stoma. Mit dem Prüfungsamt traf ich die Vereinbarung relativ offen damit umzugehen.

    Im nachhinein ärgere ich mich darüber.

    Es gibt eine Dozentin, die meine Offenheit etwas ausgenutzt hat.

    Letzte Woche war das Abschlussseminar und sie verkündete am Ende der Stunde lauthals "Ich bin ja froh, dass auch Petalie das Seminar bestanden hat. Sie hat ja Krebs und bereits ein Stück Darm entfernt bekommen."

    Ich war schockiert. Offen damit umgehen hieß für mich nicht, dass sie dem ganzen Seminar erzählt, an was ich erkrankt bin.

    Ich meine, wir sind zwar noch unter 100 Leuten, aber für mich ist da eine klare Grenze überschritten.

    Wie seht ihr das?

    Mal abgesehen davon, dass sie dauerhaft völlig überzogene Anforderungen hatte, hat mich diese Vorgehensweise schockiert.

    Wie würdet ihr an meiner Stelle verfahren? Euch beschweren?

    Ich konnte nicht mehr das direkte Gespräch suchen, denn sie musste terminlich schnell weiter.

  • Hallo Petalie, das tut mir leid! Ist das etwa die Dozentin mit der Videokonferenz? Sie hatte dir damals Verschwiegenheit zugesichert. Ich finde tatsächlich, es reicht jetzt und ja, ich würde mich beschweren. Vielleicht ist sie ja ein bisschen doof. Vielleicht ist sie aber auch respektlos oder sogar bösartig. Ich würde ihr jetzt die rote Karte zeigen.

  • Vielleicht erst einmal rückmelden und darauf setzen, dass die Dozentin als normal denkende Person auch so etwas wie Anstand besitzt. Beschweren (bei höherer Stelle) kann man sich dann immer noch.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Hallo Petalie, das tut mir leid! Ist das etwa die Dozentin mit der Videokonferenz? Sie hatte dir damals Verschwiegenheit zugesichert. Ich finde tatsächlich, es reicht jetzt und ja, ich würde mich beschweren. Vielleicht ist sie ja ein bisschen doof. Vielleicht ist sie aber auch respektlos oder sogar bösartig. Ich würde ihr jetzt die rote Karte zeigen.

    Ja, das ist die mit der Videokonferenz und irgendwie finde ich auch, dass sie den Bogen überspannt hat.

  • Vielleicht erst einmal rückmelden und darauf setzen, dass die Dozentin als normal denkende Person auch so etwas wie Anstand besitzt. Beschweren (bei höherer Stelle) kann man sich dann immer noch.

    Aber sie hat doch gerade bewiesen, dass sie keinerlei Taktgefühl besitzt und Vertrauen grob missbraucht. "Normal denkend" würde ich das nicht bezeichnen.


    Petalie, musst du nochmal mit ihr zu tun haben? Wie viel Energie kostet es dich, dich zu beschweren oder noch einmal das Gespräch zu suchen? Ich wäre da wahrscheinlich etwas hin- und hergerissen. Aber eigentlich kann man das keinesfalls so lassen.

  • Ich persönlich würde der Dozentin eine Mail schreiben, dass du das Verhalten grenzberschreitend und verletzend fandest.

    Falls du das schon beim letzten Vorfall gemacht hast, würde ich mich beschweren.


    Aus ihrer subjektiven Sicht wollte sie vermutlich Mitgefühl zeigen und denkt vermutlich, dass sie dir im Seminar aufgrund deiner Situation entgegen gekommen ist. Leider hat nicht jeder die nötige Sensibilität in solchen Situationen.


    Bei den nächsten Dozenten würde ich klipp und klar kommunizieren, dass deine medizinischen Infos vertraulich sind. Die Vertraulichkeit sollte zwar selbstverständlich sein, aber wie so oft im Leben, was nützt "sollte"....

    Um ein gewisses Maß an Transparenz wirst du ja auch in Zukunft nicht herumkommen, wenn du einen Nachteilsausgleich wahrnehmen willst.

  • Nachdem das dieselbe Dame war, wie beim letzten Mal: Mail an sie, dass du ihr Verhalten für grenzüberschreitend und respektlos hältst und sie an die Vertraulichkeit eures Gesprächs gebunden gewesen wäre, diese Informationen also keinesfalls ohne deine Zustimmung öffentlich preisgeben durfte oder künftig darf. Schreib dazu, dass die Mail cc an die Schwerbehindertenvertretung geht. Bitte diese darum, der Dame auch noch einmal deutlich zu machen, dass sie derartige Informationen nicht preisgeben darf. Sollte die Dame Fragen haben, möge sie sich im persönlichen Gespräch an dich wenden.


    Du wirst auch künftig ein gewisses Maß an Offenheit zeigen müssen, um die Nachteilsausgleiche geltend machen zu können. Das bedeutet aber nicht, dass du medizinische Details preisgeben musst. Wäge ab, was Dozierende wissen dürfen/müssen und was nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es ausreichend sein könnte zu sagen, dass du infolge einer akuten (?), schweren Erkrankung schwerbehindert seist und um dennoch in kleinen Schritten, im Sinne einer Wiedereingliederung dein Studium wiederaufnehmen und bewältigen zu können folgendes benötigen würdest (...). Das Ganze wäre natürlich mit Stelle(n) XYZ abgesprochen, mit denen Dozierende Rücksprache halten könnten. Diesen würden auch erforderliche medizinische Nachweise vorliegen. Du bätest um Vertraulichkeit. Weitere Informationen preiszugeben würde dich zum aktuellen Zeitpunkt zu sehr belasten.


    Ich habe tatsächlich niemals im Studium Details meiner gesundheitlichen Situation mit Dozierenden diskutiert, sondern diesen nur gesagt, dass ich infolge von Gewaltverbrechen schwerbehindert sei und deshalb diese oder jene Entlastung die mit Schwerbehindertenvertretung/Prüfungsamt besprochen war, denen erforderliche ärztliche Nachweise vorlagen, benötigen würde, um mein Studium erfolgreich abschließen zu können. Nachfragen zu gesundheitlichen Details habe ich tatsächlich nur von einer sehr übergriffigen Dozentin erhalten, die damals auch wollte, dass ich dem Kurs gegenüber meine medizinischen Details offenlegen solle, um zu rechtfertigen, warum ich z.B. zusätzliche Pausen machen dürfe bei Bedarf. Das habe ich einfach komplett verweigert (mit recht deutlichen Worten. Die Frau hatte mich das Blockseminar über gefressen, was mir egal war, da ich nur einen Sitzschein benötigt habe und sie mir insofern keine schlechte Note reindrücken konnte.)


    Lern selbstbewusst Kante zu zeigen und Grenzen zu ziehen. Andernfalls geht man nämlich an den eigenen gesundheitlichen Problemen ein, da nur wenige Mitmenschen Grenzen erkennen und beachten, die man selbst nicht aktiv, deutlich und ggf. auch so ruppig, wie eben situativ erforderlich zu nennen, ziehen oder eben auch zu verteidigen bereit ist. Übergriffiges Verhalten von Mitmenschen ist - leider- etwas völlig Normales. Ebenso normal muss es für dich werden, dir einerseits ein "Wording" zuzulegen, mit welchem du selbstbewusst zu dir und deiner Gesundheit stehen kannst (Leitfragen, die du dir dazu stellen solltest sind beispielsweise: Was willst/kannst du preisgeben? Was willst du schützen? Wie kannst du das Ganze sprachlich formulieren, um keine implizite Gesprächseinladung auszusprechen Details zu erfragen?). Andererseits muss es auch normal werden für dich, bei Bedarf Kante zu zeigen und die Beachtung deiner Grenzen einzufordern. Je besser du das lernst, desto leichter wird es nach und nach für dich werden, so dass du möglicherweise in ein paar Jahren dein "Wording" auch aktualisieren und an dein neues Selbstbewusstsein anpassen kannst.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Aber sie hat doch gerade bewiesen, dass sie keinerlei Taktgefühl besitzt und Vertrauen grob missbraucht. "Normal denkend" würde ich das nicht bezeichnen.


    Petalie, musst du nochmal mit ihr zu tun haben? Wie viel Energie kostet es dich, dich zu beschweren oder noch einmal das Gespräch zu suchen? Ich wäre da wahrscheinlich etwas hin- und hergerissen. Aber eigentlich kann man das keinesfalls so lassen.


    Was hast du denn nach dem letzten Vorfall unternommen? Dir hatten ja einige geantwortet, aber von dir kam nichts mehr.

    Ihr geschrieben per Mail. Gebracht hat es augenscheinlich aber nichts

    Danke für eure guten Beiträge.

    Ich schreibe ihr noch einmal und setzte besagtes CC, das mir CDL empfahl.

    Wenn ich jetzt nicht klare Kante zeige, spielt die weiter mit mir.

  • ... und auch nicht nur mit dir.


    Du hilfst auch anderen, wenn du dich wehrst. Richtig so.

    Ja, das ist tatsächlich etwas, was ich mir immer wieder sage, seit ich selbst schwerbehindert bin, dass ich die Kraft, Stärke oder auch Intelligenz über die ich verfüge auch (im Rahmen meiner Grenzen) als Stimme für die vielen anderen Menschen mit Behinderung einsetzen muss, die gegen Ungerechtigkeiten und Co. die sie qua Behinderung betreffen anzukämpfen nicht die Kraft, Möglichkeit oder auch Fähigkeit haben.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das Verhalten ist indiskutabel und ich würde, glaube ich, nichts mehr mailen, wer weiß, was sie damit macht. Dann ggf. gleich beim Vorgesetzten beschweren. Die Uni ist doch auch irgendwie hierarchisch strukturiert? Viel Erfolg auf alle Fälle!

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