Kann man fürs Referendariat Bürgergeld beantragen?

  • Machen wir es kurz. Eigentlich steht bei mir bald das Referendariat an.

    Ich bin über die Jahre Studium und einige ungeplante zahnärztliche Behandlungen derzeit so pleite, dass ich schlichtweg nicht weiß, wie ich mir das Ref finanzieren soll.

    Hier im Forum habe ich gelesen, man müsste so zwischen 2000 und 3000 Euro auf der hohen Kante haben.

    Ich habe derzeit noch rund 200 Euro. Im Monat.

    Mein Freund zahlt derzeit zwar die Miete, aber unsere Beziehung steht momentan auf sehr wackligen Beinen und wenn ich fürs Referendariat nochmal umziehen müsste, wäre das für meine finanzielle Situation endgültig das Ende.

    Durch mehrere Wurzelbehandlungen an 3 Zähnen und anderer Zahnprobleme musste ich im vergangenen Jahr rund 900 Euro löhnen, was mein Erspartes schnell aufgezehrt hat.

    Irgendwie hängen meine Zähne voll durch und der Spaß ist sehr teuer.

    Nun meine Frage. Hat man im Ref Anspruch auf Bürgergeld oder Wohngeld?

    Ich sehe für mich derzeit keinen anderen Ausweg als entweder eine Vertretungslehrerstelle anzunehmen bis ich gespart habe und wenn ich die nicht kriege irgendwo auf einer Erzieherstelle zu arbeiten.

    Irgendwie muss ja Kohle rein kommen.

    Weiß jemand wie es mit staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten aussieht?

  • Ich bin da jetzt kein Experte und dein Lehramt und Bundesland hast du leider auch nicht genannt. In NRW würdest du zwischen 1550 € und 1620 € brutto bekommen. Da du im Referendariat üblicherweise verbeamtet bist, zahlst du keine Sozialversicherungsbeiträge und musst vom Brutto nur die Lohnsteuer abziehen um auf dein Netto zu kommen, wovon du dann aber eine private Krankenversicherung zahlen musst, was bei deiner derzeitigen Behandlung schwierig werden könnte. Eine freiwillige gesetzliche Versicherung ginge zwar auch, ist aber teuer.

    In jedem Fall wirst du deutlich über den Regelbedarfen beim Bürgergeld liegen. Die werden 2024 bei 563 € bei einem Erwachsenen, bei 506 € bei mehreren Erwachsenen in einer Bedarfsgemeinschaft liegen. Dazu kommen die tatsächlichen Wohnungs- und Heizkosten, solange sie angemessen sind. Damit kommst du nicht über deine Referendariatsbesoldung und damit ist auch kein Bürgergeld drin.

    Beim Wohngeld könntest du vielleicht auf ein paar Euro kommen. Versuch da mal den Wohngeldrechner des Bauministeriums: https://www.bmwsb.bund.de/Webs…C89B2F9704E5F6B32.live891

  • Ich hatte auch kein Geld auf der hohen Kante, war auf Bafög im Studium angewiesen und habe 2 Wochen nach Studiumende mit dem Referendariat begonnen (konnte also nichts ansparen). Es ging gut mit einfacher Wohnung und billigem Auto (notwendig, weil ich sehr ländlich wohnte) und Schulort und Seminar weit auseinander lagen.


    Du musst genau rechnen. Aber es gibt Lohn im Referendariat, zumindest bei mir war es höher als das Bafög zuvor. Davon wurde das Auto bezahlt (ich hatte im Studium keines).


    Ich wollte genau aus diesem Grund schnell fertig werden, um endlich richtig Geld zu verdienen. Mit dem Referendariat zu warten, war für mich keine Option.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ich hatte zwar geringe Ersparnisse, bin aber im Referendariat ohne zusätzliches Geld ausgekommen. Hängt natürlich viel von den Rahmenbedingungen ab. Aber grundsätzlich brauchst Du keine Ersparnisse für das Ref..

  • Nuja, allein schon durch die Preise für Neuvermietungen wird es schon eng....(dann muss man ja auch noch Kaution stellen und so, Umzugskosten)


    Auto kann auch erforderlich sein, also von 'grundsätzlich' würde ich nicht mehr sprechen....

  • Also erstmal danke.

    Ich gehe allerdings davon aus, dass ihr das Ref vor der Inflation gemacht habt.

    Nicht jetzt. Oder?

    Problematisch wird es, wenn ich noch umziehen muss und da ich schon älteren Semesters bin wird es auch mit den 1500 Euro knapp, die ich bekommen würde.

    Das Problem ist, fürs Bürgergeld ist es sicher zu viel, aber zum normal leben zu wenig.

    Ich könnte mir aus jetziger Sicht schon die Kaution nicht leisten.

  • Weiß jemand wie es mit staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten aussieht?

    Du wirst im Referendariat um die 1550€ Brutto bzw. rund 1480€ nach Steuern verdienen. Davon geht die Krankenkasse noch ab, was aufgrund günstiger Anwärtertarife noch relativ günstig ausfallen dürfte. Wenn man jetzt nicht gerade 800€ für eine Wohnung aufbringen muss, sollte es mit dem Einkommen eigentlich ganz gut machbar sein, auch ohne bestehendes Vermögen. Wie hier schon viele beschrieben haben, ist die Ausgangssituation, ohne nennenswerte Rücklagen ins Referendariat zu starten, eher der Regelfall als die Ausnahme. Ob bei dir wirklich Anspruch auf Bürgergeld bestünde, kann hier niemand ohne die entsprechenden Parameter vorhersagen. Es gibt Online-Rechner, mit denen man das für sich selbst aber zumindest unverbindlich prüfen kann.

  • Der Regelfall war immer schon, dass man familiäre Unterstützung hatte....(die musste nicht unbedingt monetär sein, sondern Arbeitsleistung, Abstellplatz für Sachen - oder so...)


    Einen Bürgergeldanspruch dürftest du als Alleinstehende nicht haben (eigentlich auch kein Wohngeld, das ist aber regional unterschiedlich)


    Für die Rente wird dein Bruttoeinkommen herangezogen (also resultiert aus dem ref. nur ein sehr geringer Rentenanspruch), im Falle einer Verbeamtung würden die Refjahre aber als volle Dienstjahre angerechnet (also wird das so behandelt. als ob Du in der Refzeit wie im letzten Dienstjahr verdient hättest).

    Also: Wenn du später als Tarifbeschäftigter arbeiten solltest, wäre es quasi fast Rentenausfallzeit, im Falle einer Verbeamtung würde das ref. voll angerechnet werden mit der Basis Deines Endverdienstes.


    Seph: 800€ Wohnkosten incl. Nebenkosten sind ein absolut realistischer Wert bei Neuvermietung (muss man in vielen Gegenden erstmal bekommen)

  • Der Regelfall war immer schon, dass man familiäre Unterstützung hatte....(die musste nicht unbedingt monetär sein, sondern Arbeitsleistung, Abstellplatz für Sachen - oder so...)

    Habe ich aber nicht. Wie gesagt rechne ich damit, dass meine Beziehung noch dieses Jahr in die Brüche geht. Meinen Vater kenne ich nicht. Meine Mutter zahlt schon seit 10 Jahren nicht mehr.



    Wenn du später als Tarifbeschäftigter arbeiten solltest, wäre es quasi fast Rentenausfallzeit

    Wie meinst du das?

  • Man kann im Ref auch nur ein Zimmer mieten oder eine WG machen. Ggf. kann man auch über einen Kredit nachdenken, da man danach gut verdienen wird. In meinem Jahrgang haben die meisten ihr Ref aus ihrer Besoldung bestritten. Notfalls kann man auch nebenbei noch etwas dazu verdienen. Kleiner Job in den Sommerferien. Muss man natürlich auf die Genehmigung achten. Im Grundsatz geht es doch darum, noch einmal 18 Monate hinzubekommen. Bei mir war der "Verdienst" im Studium auch nicht wirklich größer.

  • americandream: Hab ich doch geschrieben, Du wirst im Falle einer Tariflerkarriere in Höhe Deines Bruttogehaltes im Ref. (das ist ja nicht so dolle) in der Rentenversicherung nachversichert.


    Tom 123: Na, weiß ich nicht, ob man in der Situation einen Kredit bekommt....(wenn man als Sicherheit hat, dass man irgendwann vielleicht mal gut verdienen wird) - übrigens sind auch für ein Zimmer/WG 800€ incl. Nebenkosten nicht unrealistisch (man ist ja auch nicht flexibel hinsichtlich Zeitpunkt/Lage)

    • Offizieller Beitrag

    Das Problem ist, fürs Bürgergeld ist es sicher zu viel, aber zum normal leben zu wenig.

    Ich könnte mir aus jetziger Sicht schon die Kaution nicht leisten.

    Die Kaution könnte man mit einem Mietaval, also einer Bankbürgschaft, abdecken. Das habe ich mehrmals gemacht, bis meine finanzielle Situation sich dann soweit verbesserte, dass ich das auch "bar" bzw. in Form eines Sparbuchs regeln konnte.

  • Man kann sich auch von Verwandten oder Freunden Geld leihen. Dann gibt es noch verschiedene andere Anbieter. Am Ende muss man eine individuelle Lösung finden. Ich will auch gar nicht sagen, dass das alles einfach ist. Aber ich denke fehlendes Eigenkapital sollte kein Grund sein das Ref nicht sofort zu machen.

  • Wieder ein Grund, warum Seiteneinstieg über OBAS oder dergleichen attraktiver ist, als ein grundständiges Lehramtsstudium. Ich wäre ohne elterlichen Zuschuss auch nicht über die Runden gekommen.


    Vielleicht kannst du deine Ortswünsche fürs Ref am Wohnungsmarkt und Mietpreisniveau orientieren? Auch gibt es sicherlich Seminarstandorte, an denen man ohne Auto besser oder schlechter auskommt. Im geringen Umfang darf man sicherlich auch nebenbei was dazu verdienen, wenn man die Zeit und Energie findet.

  • Wenn es finanziell nicht klappt, dann such dir eine Vertretungsstelle für ein Jahr. Du kriegst dann nach Tarifvertrag mit einem Master of Education E11 oder E13. Bei einer vollen Stelle kann man da, wenn man am Lebensstandard nichts ändern, gut was ansparen.

  • Seph: 800€ Wohnkosten incl. Nebenkosten sind ein absolut realistischer Wert bei Neuvermietung (muss man in vielen Gegenden erstmal bekommen)

    Es gibt sicher Gegenden - insbesondere in den Großstädten - in denen das selbst für kleinere Wohnungen gilt. Das ist aber nun wirklich nicht zwingend der Fall. Selbst in der nahen und beliebten Uni-Großstadt bei uns findet man kleinere 1-Raum-Wohnungen auch schon für knapp 300€ (kalt). Wenn es nur um eine vorübergehende Bleibe für das Referendariat geht, reicht das durchaus mal aus.

  • Wenn man in der Großstadt ist, ist die Miete zwar höher aber ich brauche kein Auto. Was war denn bei euch so teuer, dass ihr nicht ohne elternlichen Zuschuss ausgekommen seid? Ich meine, dass man nicht fürstlich bezahlt wird, ist vollkommen klar. Aber um 18 Monate möglichst preiswert über die Runde kommen zu können, sollte es doch reichen?

  • Wieder ein Grund, warum Seiteneinstieg über OBAS oder dergleichen attraktiver ist, als ein grundständiges Lehramtsstudium. Ich wäre ohne elterlichen Zuschuss auch nicht über die Runden gekommen.


    Vielleicht kannst du deine Ortswünsche fürs Ref am Wohnungsmarkt und Mietpreisniveau orientieren? Auch gibt es sicherlich Seminarstandorte, an denen man ohne Auto besser oder schlechter auskommt. Im geringen Umfang darf man sicherlich auch nebenbei was dazu verdienen, wenn man die Zeit und Energie findet.


    Ich habe keinen großen familiären Backround. Großeltern und Tante/Onkel sind alle weggestorben. Nur noch meine Mutter, die aber selbst knapp über der finanziellen Grenze ist und mir definitiv nicht das Ref finanzieren kann.

    Selbst mit dem Ortswunsch würde es echt knapp werden.


    Aber ja. Auch für mich ist der Seiteneinstieg attraktiver als das Ref. Habe sogar überlegt erstmal für 1,2 Jahre als Seiteneinsteiger zu arbeiten. Dann könnte ich etwas sparen.

  • Wenn man in der Großstadt ist, ist die Miete zwar höher aber ich brauche kein Auto. Was war denn bei euch so teuer, dass ihr nicht ohne elternlichen Zuschuss ausgekommen seid? Ich meine, dass man nicht fürstlich bezahlt wird, ist vollkommen klar. Aber um 18 Monate möglichst preiswert über die Runde kommen zu können, sollte es doch reichen?

    Und wie kommst du da von A nach B ohne Öffis? Selbst die Monatskarte kostet und die Mietpreise sind nicht ohne. Die Kosten für Lebensmittel, Versicherungen und Co auch nicht. 1200 Euro sind da super schnell weg. Außerdem ist es ja nicht so, dass man in eine möblierte Wohnung zieht. Man braucht einen eigenen Hausstand, Möbel, Kaution. Ohne Erspartes ist es wirklich eng.

    Ich hab momentan zwischen 200 und 300 Euro auf der hohen Kante. Meine finanziellen Reserven sind durch Zahnprobleme und Studium alle aufgezehrt.

    Und nicht jeder hat eben wohlhabende Eltern. Ich hab sie nicht.

    Ich hab bei meinem Zahnarzt jetzt noch die Ratenzahlung laufen durch die vielen Behandlungen. Mir ist dieses Jahr ein Zahn nach dem anderen kaputt gegangen.


    Ich sehe es auch eher so, dass ich mir erstmal Geld mit einer Vertretungsstelle anspare. Ich weiß sonst echt nicht wie das beim Ref werden soll.

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