Studiumswechsel von Lehramt Berufsschule zu Lehramt Oberschule/ Gym

  • Liebe zukünftige Kollegen & Kolleginnen,


    ich studiere aktuell im 3. Semester Lehramt an berufsbildenden Schulen mit der Fachrichtung Gesundheit & Pflege und dem allgemeinbildenden Fach Gemeinschaftskunde/ Rechtserziehung/ Wirtschaft (=politische Bildung).

    In Bezug auf meine Fachrichtung plagen mich aktuell Zweifel, ob ich diese weiterführen soll. Jedoch zweifle ich nicht an meiner grundsätzlichen Eignung für den Lehrberuf.


    Zu meinem Hintergrund: Ich bin ohne vorherige Ausbildung in das Studium gestartet (ist in Sachsen möglich). Nach Beratung in der zuständigen Professur habe ich mich dann für das Lehramt entschieden.

    Leider bin ich vom Studium bis jetzt absolut enttäuscht und habe auch nicht das Gefühl genügend auf das unterrichten der Fachrichtung vorbereitet zu werden (sowohl fachlich-inhaltlich, als auch didaktisch-methodisch)


    Im allgemeinbildenden Fach fühle ich mich hingegen wesentlich wohler, auch weil die Didaktik an diesem Lehrstuhl sehr gut ist.


    Zusätzlich habe ich mitbekommen, dass wohl die Chancen auf eine Verbeamtung mit dieser Fachrichtung eingeschränkter sind, als in anderen Bereichen.

    (die Verbeamtung ist für mich von hoher Bedeutung, da es ja auch finanziell einen durchaus großen Unterschied macht)


    Nun bin ich am überlegen das Lehramt zum Fach Biologie (Oberschule oder Gymnasium) zu wechseln (G/R/W würde ich in diesem Falle weiter machen).


    Habe ich mit dieser Fachkombi bessere Karten später auf dem Arbeitsmarkt und auch höhere Chancen auf eine Verbeamtung (auch in anderen Bundesländern, nicht nur in Sachsen) ?


    Biologie mag ich als Fach sehr, auch wenn ich in Chemie nicht gut bin und mich da im Studium wirklich durchbeißen müsste (scheue aber den Aufwand nicht).

    Zusätzlich kann ich mir sehr gut vorstellen nach dem Referat noch als 3. Fach in Sport weiterzubilden…


    Danke für eure Hilfe, ich kann täglich über nichts anderes als diese Entscheidung nachdenken 🫠

  • Habe ich mit dieser Fachkombi bessere Karten später auf dem Arbeitsmarkt und auch höhere Chancen auf eine Verbeamtung (auch in anderen Bundesländern, nicht nur in Sachsen) ?

    Am Gymnasium wird es wahrscheinlich schwierig mit den Fächern. Ich meine Oberschule heißt Sek1 inkl. Real- und Hauptschule. In dem Bereich wirst du wahrscheinlich keine Probleme haben eine Stelle zu finden.



    Pro tip: Lehramt an beruflichen Schulen ist deutlich besser ;)

  • Zusätzlich habe ich mitbekommen, dass wohl die Chancen auf eine Verbeamtung mit dieser Fachrichtung eingeschränkter sind, als in anderen Bereichen.

    Das gilt vollkommen analog (und vermutlich sogar stärker ausgeprägt) auch für eine vergleichbare Fachrichtung an den allgemeinbildenden Schulen, insbesondere an Gymnasien. Weder Biologie noch G/R/W dürften Mangelfächer sein.

    Zusätzlich kann ich mir sehr gut vorstellen nach dem Referat noch als 3. Fach in Sport weiterzubilden…

    Gerade Sport ist ein Fach, welches nicht durch einfache Weiterbildung hinreichend rechtssicher in vollem Umfang unterrichtet werden kann. Aber auch hier gilt: Sport ist i.d.R. kein Mangelfach an Schulen.

    Habe ich mit dieser Fachkombi bessere Karten später auf dem Arbeitsmarkt und auch höhere Chancen auf eine Verbeamtung (auch in anderen Bundesländern, nicht nur in Sachsen) ?

    Da auch explizit andere Bundesländer in Frage kommen, ist mir noch der Hinweis wichtig, dass das Fach G/W/R spezifisch für Sachsen ist und in anderen Bundesländern leicht andere Zuschnitte existieren. Inwiefern dann eine Anerkennung des Faches möglich ist, müsste im Einzelnen geklärt werden.

  • Die Hauptfrage aus meiner Sicht ist:

    * Dein berufliches Fach: Interessiert dich dein Fach, nur das fachliche/fachdidaktische Studium nervt dich? Also freust du dich drauf, das später zu unterrichten, nur das Studium ist bescheiden? Wenn das so ist, würde ich es wegen der späteren guten beruflichen Perspektive und wegen deines Interesses am Fach durchziehen.

    * Dein berufliches Fach interessiert dich eigentlich nicht und das mit dem frustrierenden Studium in diesem Fach kommt noch obendrauf: Dann solltest du wechseln.


    Also kurz: Die Fachrichtungszweifel liegen am Fach oder an der Vermittlung im Studium?

    Tim Finnegan liv’d in Walkin Street
    A gentle Irishman mighty odd.

  • Am Gymnasium wird es wahrscheinlich schwierig mit den Fächern. Ich meine Oberschule heißt Sek1 inkl. Real- und Hauptschule. In dem Bereich wirst du wahrscheinlich keine Probleme haben eine Stelle zu finden.



    Pro tip: Lehramt an beruflichen Schulen ist deutlich besser ;)

    Danke für deine Antwort 🙂

    Aus welchem Grund befindest du berufliche Schulen für besser? Wegen der Schülerschaft oder hat das andere Gründe?

  • Das gilt vollkommen analog (und vermutlich sogar stärker ausgeprägt) auch für eine vergleichbare Fachrichtung an den allgemeinbildenden Schulen, insbesondere an Gymnasien. Weder Biologie noch G/R/W dürften Mangelfächer sein.

    Gerade Sport ist ein Fach, welches nicht durch einfache Weiterbildung hinreichend rechtssicher in vollem Umfang unterrichtet werden kann. Aber auch hier gilt: Sport ist i.d.R. kein Mangelfach an Schulen.

    Da auch explizit andere Bundesländer in Frage kommen, ist mir noch der Hinweis wichtig, dass das Fach G/W/R spezifisch für Sachsen ist und in anderen Bundesländern leicht andere Zuschnitte existieren. Inwiefern dann eine Anerkennung des Faches möglich ist, müsste im Einzelnen geklärt werden.

    Ich weiß, dass an Gymnasien teilweise sogar ein Überangebot an Lehrkräften besteht. Deshalb bin ich auch stärker der Oberschule zugeneigt. Dort meinte ich eigentlich mehrmals gelesen zu haben, dass ein größerer Mangel an Lehrkräften, vor allem im MINT Bereich, zu welchem Bio gehört, vorhanden ist. Somit dachte ich, dass die Einstellungsaussichten entsprechend gut aussehen 😅

  • Die Hauptfrage aus meiner Sicht ist:

    * Dein berufliches Fach: Interessiert dich dein Fach, nur das fachliche/fachdidaktische Studium nervt dich? Also freust du dich drauf, das später zu unterrichten, nur das Studium ist bescheiden? Wenn das so ist, würde ich es wegen der späteren guten beruflichen Perspektive und wegen deines Interesses am Fach durchziehen.

    * Dein berufliches Fach interessiert dich eigentlich nicht und das mit dem frustrierenden Studium in diesem Fach kommt noch obendrauf: Dann solltest du wechseln.


    Also kurz: Die Fachrichtungszweifel liegen am Fach oder an der Vermittlung im Studium?

    Ehrlich gesagt habe ich momentan die Angst, als Lehrperson später einmal nicht authentisch und kompetent vor den Berufsschülern zu wirken. Wenn ich an einer Schule mit Gesundheitsberufen unterrichte (z.B MTA, ZTA, Physiotherapeuten), dann sind das Berufe mit ganz spezifischen praktischen Skills (z.B. auch Massage-Techniken, Prothesenherstellung…), welche ich aber selber nie ausgeführt habe. Wie schaffe ich es mit dieser Vorraussetzung einen qualitativen Unterricht zu gestalten?

    Zudem lerne ich besagte Inhalte nicht mal annähernd ausführlich genug im Studium… ein Fakt, der mir vorher nicht so klar war und der mir auch in der Beratung anders vermittelt wurde.

    Grundsätzlich interessieren mich aber die medizinischen Inhalte.


    Dazu kommt eben meine Unklarheit bezüglich der Verbeamtungschancen, da diese leider auch nicht in den aktuellen Prognosen für diesen Fachbereich einsehbar sind.


    Mit Biologie an der Oberschule gehe ich vielen der potentiellen Bedenken aus dem Weg und habe trotzdem ein für mich interessantes Fach…

    Hier meinte ich eben auch bessere Chancen auf die Einstellung zu haben, weil ja auch generell ein großer Mangel an Lehrern in der SEK 1 herrscht.

  • Vielleicht kann mir jemand eine Einschätzung zu Einstellungschancen an einer staatlichen Schule mit der Fachrichtung Gesundheit und Pflege geben? 😅

  • Ich weiß, dass an Gymnasien teilweise sogar ein Überangebot an Lehrkräften besteht. Deshalb bin ich auch stärker der Oberschule zugeneigt. Dort meinte ich eigentlich mehrmals gelesen zu haben, dass ein größerer Mangel an Lehrkräften, vor allem im MINT Bereich, zu welchem Bio gehört, vorhanden ist. Somit dachte ich, dass die Einstellungsaussichten entsprechend gut aussehen 😅

    Die Einschätzung dürfte zutreffen und an Oberschulen hast du vermutlich relativ gute Chancen, insbesondere wenn du räumlich flexibel bist. Die MINT-Fächer sind insgesamt sicher gesuchter als z.B. Deutsch/Geschichte, innerhalb der MINT-Fächer wiederum trifft das für Bio am wenigsten zu.

  • Danke für deine Antwort 🙂

    Aus welchem Grund befindest du berufliche Schulen für besser? Wegen der Schülerschaft oder hat das andere Gründe?

    • Schülerschaft und Kollegium.
    • Weniger Deputat
    • weniger (oder gar keine) Eltern
    • Mehr Eigenständigkeit
  • Zusätzlich habe ich mitbekommen, dass wohl die Chancen auf eine Verbeamtung mit dieser Fachrichtung eingeschränkter sind, als in anderen Bereichen.

    Diese Aussage verstehe ich nicht so ganz. Meinst du damit, dass es in der genannten beruflichen Fachrichtung, also "Gesundheit und Pflege", weniger Planstellen gibt als in anderen beruflichen Fachrichtungen?

    Vielleicht kann mir jemand eine Einschätzung zu Einstellungschancen an einer staatlichen Schule mit der Fachrichtung Gesundheit und Pflege geben? 😅

    Für Sachsen findest du Infos u.a. hier: Aktuelle Situation und Einstellungsbedarf in Sachsen | Junger SLV (junger-slv.de) und in dieser Broschüre: Infoflyer_Lehrerberuf_Sachsen.pdf (lehrer-werden-in-sachsen.de) - Auszug daraus: "In diesen Fachrichtungen ist die Anzahl Studierender deutlich geringer als der künftige Lehrerbedarf: Bautechnik, Elektrotechnik und Informationstechnik, Farbtechnik/Raumgestaltung und Oberflächentechnik, Gesundheit und Pflege, Körperpflege (nicht in Sachsen studierbar), Labor- und Prozesstechnik, Metall- und Maschinentechnik"


    In NDS meine ich, dass die Einstellungschancen an den BBS sowohl in der beruflichen Fachrichtung "Pflegewissenschaften" als auch "Gesundheitswissenschaften" (das sind hier zwei unterschiedliche Fachrichtungen) recht gut sind.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Für Sachsen findest du Infos u.a. hier: Aktuelle Situation und Einstellungsbedarf in Sachsen | Junger SLV (junger-slv.de)

    Diese SLV ist aber eine Plagiat. SLV steht schon seit Ewigkeiten für Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt.

  • Ich arbeite in Sachsen und zweimal im Jahr werden fürs Gymnasium die schulscharfen Ausschreibungen veröffentlicht. Momentan wird auch am Gymnasium selbst in der Großstadt händeringend gesucht. Eine Freundin hat mit Geschichte, katholische Religion sofort eine Anstellung am Gymnasium mit Verbeamtung bekommen und unterrichtet nur Geschichte, da katholische Religion an der Schule nicht angeboten wird.

    GRW hat großen Mangel an Lehrkräften. Das mag in anderen Bundesländern anders sein und das kann sich in den nächsten Jahren auch noch ändern, aber aktuell beurteilt nach den Ausschreibungen wird vor allen MINT und GRW gesucht 😊

  • GRW hat großen Mangel an Lehrkräften. Das mag in anderen Bundesländern anders sein und das kann sich in den nächsten Jahren auch noch ändern, aber aktuell beurteilt nach den Ausschreibungen wird vor allen MINT und GRW gesucht

    Laut dem von mir verlinkten Flyer (Stand 2019) gibt es in Sachsen derzeit im Gymnasiallehramt aber scheinbar mehr als genug GRW-Student*innen. Aber vielleicht gehen mit diesem Fach ja momentan auch viele KuK in Pension, wer weiß...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Das ist in NRW zumindest nicht der Fall.

    Das Gymnasium oder die Hauptschulen und Realschulen betreffend (im Vergleich zum BK)? Haben also in NRW die Haupt- und Realschul-KuK genauso viele Unterrichtsstunden wie die KuK am BK?


    In NDS haben die Gym-KuK das geringste Deputat mit 23,5 Unterrichtsstunden (und auch die BBS-KuK, die überwiegend im BG unterrichten), dann folgen die BBS mit 24,5, dann die Oberschule mit 25,5, die Realschule mit 26,5 und die Haupt- sowie die Förderschule mit 27,5 Stunden. Die KuK der Grundschulen haben ein Deputat von 28 Unterrichtsstunden.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • state_of_Trance : Ja, das scheint mir auch so! Die IGS habe ich in meiner Aufzählung vergessen, fällt mir gerade auf: Die haben hier eine Regelstundenzahl von 24,5. Und unsere Fachpraxis-Lehrkräfte an den BBS haben 27,5 Stunden.

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  • Humblebee Gym, Gesamt und BK, unabhängig vom Einsatz sind 25,5 in NRW.


    Sek1- und Primarschulen alle 28.


    Da habt ihr es in Niedersachsen echt besser.

    Die blanken Zahlen verraten i.d.R. noch herzlich wenig über zur Verfügung stehende Abminderungsstunden und deren Gründe. So hat NDS zwar im Gym-Bereich bundesweit die niedrigste Deputatsstundenzahl, gleichzeitig aber auch extrem wenige Abminderungsstunden. Insbesondere gibt es keine solchen für Klassenleitungen, Oberstufenkurse o.ä., wie es teils in anderen Bundesländern vorkommt.


    Im Ergebnis ist aber vermutlich das tatsächlich zu unterrichtende Deputat dennoch nicht höher als in anderen Bundesländern, das stimmt schon.

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