Großer Frust mit 2 Schülern

  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin gerade total frustriert und muss mir hier mal was von der Seele schreiben in der Hoffnung auf Rat und Verständnis.

    Im Moment habe ich einen Fachlehrauftrag in Kunst und Sport mit 4 Stunden in einer 4. Klasse. Dort habe ich ständige Konflikte mit 2 Schülern, die sich gegenseitig anstacheln.


    1. Ein verhaltensauffälliger Junge, der wenig Unterstützung von zu Hause hat. Mein Schulleiter meinte, er suche sich immer jemanden auf den er sich einschießt. Das bin dann wohl ich :gruss:. Er macht das wohl auch in der Betreuung. Er befolgt meine Anweisungen nicht und provoziert mit Zwischenrufen und Bemerkungen. Er kommt wenn es irgendwie geht zu spät ins Zimmer und legt dann einen dramatischen Auftritt hin. Ich bin neu an dieser Schule und am Anfang versuchte er immer wieder mich auszuspielen und sich Freiheiten zu verschaffen, die nicht erlaubt sind. Nachdem er mich beleidigt hatte und danach noch den Schulleiter anschrie vor 2 Wochen, bekam er einen Schulausschluss. So, ok schwieriges Kind. Erstmal nicht so schlimm, kommt vor.


    2. Der andere Junge lässt sich sehr davon anstecken. Er provoziert auch, will meine Regeln nicht akzeptieren, redet ständig rein, rollt die Augen wenn ich etwas sage, als ich gestern Pausenaufsicht hatte, malte er einen Penis auf den Pausenhof,.... er benimmt sich einfach ständig respektlos. Ich habe auch schon mit ihm gesprochen und versucht auf ihn einzugehen aber es ging nahtlos so weiter. Daraufhin habe ich seine Mutter kontaktiert und informiert. Seine Mutter meinte zuerst, dass sie sich da nicht einmischen will, schrieb mir am Abend aber dann eine Email, dass es im Prinzip meine Schuld wäre und ich doch mit dem Jungen, alles was ich im Unterricht mache besprechen sollte damit er meine Entscheidungen nachvollziehen kann. Er würde mich deswegen absichtlich ärgern und ich solle das mit ihm selber klären.


    Die Jungs haben sich auch schon beim Schulsozialarbeiter über mich beschwert und dieser hat ihnen anscheinend gesagt, sie sollen eine Liste machen, was sie an meinem Unterricht stört (z.B. ihnen gefällt meine Begrüßung nicht, sie möchten sich nach der Pause nicht aufstellen, ich soll sie fragen ob ich ihre Bilder aufhängen oder abhängen darf...). What?!

    Dieser hat leider nie Zeit wenn ich da bin. Gestern sind sie gar nicht reingekommen und haben vor der Klasse gewartet. Der eine meinte, er flippt sonst wieder aus. Der andere meinte, er mag meinen Unterricht nicht. Ich dachte: Ok, dann bleibt ihr eben draußen nicht denn sonst leiden wieder die 22 anderen Kinder. Bei offener Tür! Sie wollten sie aber schließen mit der Aussage, sie wollen sich ja besprechen und das soll die Klasse nicht hören. :ohh: Das habe ich dann auch nicht erlaubt, das kommt bestimmt auf ihre Beschwerdeliste. ^^

    Als sie dann ohne was zu sagen in den erste Hilferaum verschwunden sind, habe ich den Schulleiter über die Verweigerung informiert.


    Morgen habe ich Sport. Dort bin ich mit der Klasse alleine und befürchte, dass es wieder eskaliert. Der eine hat schon mal kommentarlos die Sporthalle verlassen.

    Ich dokumentiere alles so gutes geht.


    Ich muss sagen, ich habe das in dieser Form noch nie erlebt. Bisher hatte ich immer ein gutes, meistens sogar ein herzliches Verhältnis zu meinen Schülern. Sogar an der Schule für Erziehungshilfe und da gibt es viele schwierige Schüler.

    Jedes Mal wenn ich wieder in die Klasse kam habe ich sie freundlich begrüßt, bin freundlich auf sie zugegangen und habe immer versucht wieder neu anzufangen. An der Beziehung zu arbeiten. Schließlich bin ich die Erwachsene und dieser Konflikt ist so unnötig. Aber so langsam geht mir die Puste und die Geduld aus. Zumal ich gerade in Rekonvaleszenz bin. Ich bin nun im Zwiespalt. Soll ich es ein 100 steh Mal versuchen und vielleicht hat ja der Schulsozialarbeiter mal Zeit? Oder hake ich es einfach ab, schmeiße sie jedes Mal raus wenn sie sich wieder nicht benehmen und verteile schlechte Noten. Ich muss auch echt sagen, dass ich so langsam nicht mehr bereit bin diesen Schülern Zugeständnisse zu machen. Die anderen Kinder haben doch auch einen guten Unterricht verdient. In einem halben Jahr sind sie weg ... Mit den anderen in der Klasse und in anderen Klassen gibt es überhaupt kein Problem. Die freuen sich wenn ich komme.


    Jedenfalls finde ich es belastend und ich befürchte, dass ich am Ende die Dumme bin. Oder?

  • Was genau meinst du damit, du seist am Ende die Dumme? Woran denkst du bei dieser Formulierung?


    Ich würde dir empfehlen, gezielt einen Termin mit eurer Schulsozialarbeit zu vereinbaren (zeitnah), damit das noch vor Weihnachten gesichert klappt mit einem Gespräch. Dafür sollte schließlich ausreichend Zeit eingeplant werden, bei dem, was da offenbar im Argen liegt gerade auch in der Beziehung zwischen dir und eurem Schulsozialarbeiter. Ich kenne das nämlich so nicht, dass Schulsozialarbeiter SuS dazu auffordern Beschwerdelisten anzufertigen, ohne überhaupt einmal das Gespräch mit betroffenen Lehrkräften gesucht zu haben über die Situation. Das würde es bei uns an der Schule so nicht geben. Deine diesbezügliche Belastung verstehe ich also sehr gut, denn das liest sich nicht besonders kollegial.


    Nachdem ich nicht im Primarbereich tätig bin, kann ich dir zum Umgang mit den beiden Jungen nur begrenzte Hinweise geben. Aus meiner Sek.I- Perspektive: Die Zeit für Zugeständnisse wäre bei mir definitiv vorbei. Bei uns würde es in so einem Fall eine klare Absprache geben mit der SL, dass die Jungs, wenn sie sich weigern am Unterricht teilzunehmen sofort zur Schulleitung gehen müssten für ein Gespräch. Wenn sie einfach unabgesprochen verschwinden, wäre - nachdem das offenbar wiederholt vorgekommen ist- ein Rektoratsarrest die Folge samt Gespräch der SL mit den Eltern.


    Etwas anderes ist für mich die Aussage des einen Jungen, der meinte, er flippe aus, wenn er reingehe. Wenn das zu seinem sonstigen Verhalten stimmig ist, dann wäre das ja unter Umständen ein reflexiver Fortschritt, dass er erkennt, in welchem Zustand er sich befindet, weiß, dass er sich so nicht an Regeln halten kann und insofern eine erforderliche Auszeit nimmt.

    Ich habe schon SuS gehabt, mit denen ich abgesprochen habe, dass sie in aggressiven Zuständen mir kurz mitteilen, sie müssten vor der Tür weiterarbeiten. Die haben dann einen Stuhl und Tisch vor die Türe bekommen, wo sie dann erst einmal zur Ruhe kommen konnten, um sodann Aufgaben schriftlich zu bearbeiten. Vielleicht könntest du eine ähnliche Absprache mit diesem Jungen treffen, unter der Voraussetzung allerdings, dass sein Kumpel drinnen mitarbeiten müsse und er nur bei offener Tür und in Sichtweite draußen arbeiten dürfe.


    Ich wünsche dir in jedem Fall die erforderliche Kraft für die weitere Klärung und Bearbeitung, sowie gute Besserung für deine Rekonvaleszenz.:rose:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Die Jungs haben sich auch schon beim Schulsozialarbeiter über mich beschwert und dieser hat ihnen anscheinend gesagt, sie sollen eine Liste machen, was sie an meinem Unterricht stört

    Das! Geht! Gar! Nicht! Unbedingt als erstes klären, am besten mithilfe der Schulleitung oder einer Kollegin.


    Ansonsten wäre ich vorsichtig mit vor die Tür schicken, da kriegst du schnell ein Problem wegen Verletzen der Aufsichtspflicht. Die beiden Schwierigsten zusammen vor die Tür zu stellen, ist sowieso keine gute Idee.


    Kommunikation mit schwierigen Eltern ist noch mal ein eigenes Thema, ist die Frage, ob du dich da für 6 Monate noch verausgaben willst.

  • Vielen Dank für eure aufmunternden Worte. Eigentlich habe ich wirklich keine Lust da noch viel Energie rein zu stecken. Aber der ständige Kampf kostet auch viel Energie. 😅

    Ich denke auch, dass das draußen arbeiten für den einen Jungen eine gute Möglichkeit sein kann. Aber er muss dann eben auch was arbeiten.

    Wenn ich die rausschicke, dann nur bei offener Tür, so dass ich sie noch sehen kann. Oder ich schicke sie in eine andere Klasse.


    Ich werde morgen mal mit der Schulleitung sprechen. Den Schulsozialarbeiter werde ich auch noch mal ansprechen. Die erzählen so viel Mist, wer weiß ob das alles überhaupt so stimmt? 🤷‍♀️

  • Warum wird der Schulsozialarbeiter als Bedrohung gesehen? Warum darf er nicht fragen was doe Kinder stört? Das ist eine Form von Beratung. Es soll die Kinder dazu anregen zu reflektieren. Ein Sozialarbeiter ist i.d.R. Fachkraft genug zu reflektieren und das, was ihn die Kinder sagen auch zu hinterfragen bzw. für sich zu übersetzen. Es geht doch nicht darum der LK zu sagen, was sie alles falsch macht. Im Endeffekt geht es bei der Frage GAR NICHT um die LK, sondern um die Wahrnehmung der Schüler.

    Vielleicht waren die Kinder (!) selbst nicht in der Lage zu bennenen, wieso sie dieses Verhalten an den Tag legen. Ja, die Aussagen klingen etwas an den Haaren herbeigezogen. Das erkennt auch ein SA und wird schauen, was Anderes dahinter steckt. (Bilder sind allerdings ein persönliches Produkt und Kinder dazu zu fragen, könnte tatsächlich das Gefühl vermitteln, dass man sie ernst nimmt. Wünschen sich ja Erwachsene auch. Es ist nunmal so, dass Kinder heutzutage weniger kuschen und viel aufgeklärter über ihre Rechte sind. Und dasbist auch gut so. Für Erwachsene ist das natürlich anstrengender. )


    Ich vermute jedoch, dass die TE den ersten Jungen mit irgendeinem Verhalten triggert und er deshalb so ausrickt. Das heißt ja nicht, dass du ThaTeacher unbedingt etwas falsch machst. Es würde aber vielleicht helfen herauszufinden was ihn triggert und dann könntest du evtl. darauf eingehen Und in bestimmten Situationen anders reagieren. Versuch mit ihm in unbefangenen Situationen in Kontakt zu treten und eine Beziehung aufzubauen. Was hat er für Hobbies, was macht er gern, was kann er gut? Wahrscheinlich will er einfach nur Aufmerksamkeit.

    Ich würde ihm aber auch (in einer ruhigen Minute, wenn er zuhören kann) klar erklären, dass manches nicht geht. Wenn er verschwindet, wirst du die SL informieren. Wenn man ihn nicht findet, dann die Polizei. Das ist blöd, für alle. Er soll es lassen. Vereinbart etwas, was er tun kann, wenn ihm alles zu viel wird. In der Turnhalle an den Rand setzen, in der Klasse evtl. vor die Tür gehen. Aber auf keinen Fall weglaufen.


    Beim 2. Schüler denke ich, dass er die Anerkennung von Schüler 1 will und daheim einfach alles bis ins Letzte Detail ausdiskutiert wird. Ich würde auf das Elterngespräch bestehen, schließlich sind die Eltern Experten für ihr Kind. Vielleicht haben sie ja Tipps, die auch mit einer Klassengruppe von 24 Kindern umsetzbar sind. Wenn nicht, dann wünschst du dir Ihre Unterstützung, damit ihr Sohn es leichter hat. (Wobei so Eltern wirklich schwierig sind. Vielleicht kannst du dafür den Schulsozialarbeiter mit ins Boot holen.)

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • ThaTeacher

    Nicht fertig machen lassen und auch nicht drüber ärgern.


    Vereinbare schriftlich ein Gespräch mit dem Schulsozialarbeiter mit dem Hinweis, dass du gerne auch über die, von den Schülern auf seinem Anraten angefertigte, Liste sprechen möchtest. Eventuell liegt ihm diese ja vor. An die Sache neutral ran gehen.

    Ebenfalls würde ich:


    1. Das Gespräch mit der Klassenleitung suchen und schauen ob du da Unterstützung bekommst.


    2. Erziehungsmaßnahmen transparent und konsequent verhängen und im Zweifel mit der Klassenleitung über Ordnungsmaßnahmen gehen.


    3. Eltern nerven und über das dokumentierte Verhalten Transparenz schaffen. Zusätzlich klar stellen, dass die Regeln der Schule sowie das Lernen gestört werden und du gemeinsam mit ihnen gerne an einer Lösung arbeitest (Eltern im Zugzwang).


    + kollegiale Fallberatung mit einem Kollegen eines Vertrauens machen.


    4. Wenn all das nicht hilft: Schulleitung ins Boot holen.


    Und bitte niemals (!) Schüler einfach vor den Raum stellen. 1. Verwarnung mit Konsequenz aussprechen und bei. Erneuten Verwarnen dann einen konkreten Ansprechpartner benennen, bei dem sie sich mit von dir mitgegebenen Aufgaben zu beschäftigen haben (z.B. Sozialarbeiter, Klassenleitung—> vorher mit der Person absprechen).

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Puh...


    Da wirklich was zu raten, ist echt schwierig, weil wir in den Situationen nicht dabei sind/waren.

    Da kann ein Tipp auch schnell mal total falsch laufen.


    Gesagt wurde schon, dass SL und SA unbedingt mit ins Boot müssen. Da muss Kommunikation laufen, auch für dich, dass du weißt, du bist auf der sicheren Seite, denn die SL gibt ja dann auch Richtlinien vor und der/die SA hat sicher ebenfalls Ideen.


    Dass man da schnell überfordert ist, kann ich mir gut vorstellen.


    Da momentan Einzelgespräche zwischen dir und dem Schüler/den beiden Schülern anscheinend immer sofort zu eskalieren drohen und es keine gemeinsame Ebene zu geben scheint, wäre mein Vorgehen ein Gespräch zusammen mit zB der SL zu führen oder eine Person dabei zu haben, die die beiden respektieren (Klassenlehrkraft?). Und dann das Gespräch POSITIV zu beginnen. Also nicht mit "was denkt ihr euch eigentlich dabei??", sondern mit "Da sitzt ein wirklich kluger Kopf. Ich sehe, dass es da etwas gibt, das im Herzen rumwütet, aber ich würde mich freuen, wenn wir es schaffen, miteinander auszukommen. Du darfst jetzt ehrlich sagen, was in dir passiert, wenn ich komme und Unterricht halten möchte - vielleicht kriegen wir das zusammen hin. ICH HÖRE DIR ZU." Oft hilft das, die Mauer so etwas abzutragen. Es ist eine andere Gesprächsatmosphäre in einem gesicherten Raum mit Menschen, die das Kind ansonsten respektiert und mag, das könnte klappen.


    Zusätzlich dazu stelle ich fest, dass solchen Kindern oft mit Herzenswärme zu helfen ist. Straightness zwar und klaren Grenzen, kein Durchkommen, wenn sie austesten, aber absoluter Herzensfreundlichkeit in allen anderen Bereichen und vor allem das immer wiederkehrende Setzen auf NULL, wenn mal was Blödes passiert ist. "Ok, ich war jetzt echt wütend über das, was hier gerade lief, aber nun geht alles auf Null, wir haben alles geklärt, alles gesagt, jetzt darf diese blöde Sache gehen und wir beschäftigen uns wieder mit schöneren Dingen." In meinen Klassen schafft das dann Entspannung, weil alle wissen, das brodelt jetzt nicht noch irgendwo im Hintergrund oder über ihren Köpfen. Denn natürlich bauen die auch mal Mist und ich muss deutlicher werden. :D


    Ich persönlich bin, neben anderen Klassen, in einer Klasse, die an der ganzen Schule verschrien ist, seit die Kinder in die Erste gekommen sind. Jetzt sind sie dritte Klasse. Keiner wollte sie dieses Jahr unterrichten, die Klassenlehrerin, eine sehr sanfte Frau, ist oft überanstrengt, also habe ich mich für meine Fächer bereiterklärt. Es sind sehr viele herausfordernde Kinder drin, einige mit sehr schwierigen Familienverhältnissen und viele mit Auffälligkeiten. Bei einem Jungen muss in den Sommerferien etwas passiert sein (wir sind dran), er war danach nicht wiederzuerkennen, störte, brachte vor kurzem eine Kollegin sogar fast zum Weinen, als sie mir hinterher erzählte, dass er sich bewusst über jegliche Anweisung provokativ hinwegsetze und sie in den zwei Stunden, die sie in der Klasse jetzt war, völlig fertig gemacht habe, zusätzlich zu dem, das in der Klasse eh dauernd brodelt.


    Nun habe ich das Glück durch mein sonstiges Berufsfeld (mus. Auftritte, Leitung von Chören, Stehen in der Öffentlichkeit) eine starke natürliche Autorität zu besitzen. Die Klasse funktioniert mit mir recht gut, meine Grenzen sind klar gesetzt und werden straight von mir gehalten, das ordnet alles etwas. Trotzdem bin ich immer sehr freundlich, auch wenn ich durchgreife und ich LOBE die Kinder auch viel. Der Schüler war anfangs genauso contra eingestellt, wurde von mir aber klar verwiesen, gehorchte glücklicherweise und arbeitete dann. Diese Chance nutzte ich sofort, zu ihm zu gehen und ihn zu loben für das, was er arbeitstechnisch gerade gut machte. Ich zeigte ihm auf, wie gut er das gerade machte - und dieses kleine Kerlchen durchfuhr ein RUCK...das brach mir fast das Herz. Man konnte sehen, wie wieder etwas Weiches in dieses Kindergesicht gekommen ist...und die Stunden war völlige Ruhe. Er fragte dann etwas später, ob er im Kreis (wir haben einen Sitzkreis mit Bänken) arbeiten dürfe und ich erlaubte es ihm mit der Begründung, dass er so gut arbeite, dass er das dürfe. Natürlich wollten dann auch andere, was auch völlig ok war, aber er ging mit einem Lächeln nach vorne in den Kreis...unbezahlbar.


    Es war unglaublich zu sehen, was ein Lob bei Kindern ausmachen kann. Eine Erfahrung, die ich durch die Bank bisher in meinen Jahren in der Schule machen konnte, auch bei wirklich schwierigen Kindern. Ein Lob holt sie oft ab, ein "du bist doch toll!" hören sie vielleicht einfach zu selten, weil sie so oft Schwierigkeiten machen. Und wenn man von einem Viertklässer, mit dem man sich jetzt zwei Jahre lang andauernd gekabbelt hat und immer wieder Entgleisungen korrigieren musste, aber eben auch das Gute hervorgehoben hat, hört: "Ey, Frau L. iss echt die Coolste!", dann kann das SO falsch wohl nicht sein.


    Ich glaube, dass viele Kinder oft Muster durchleben, die sie kaum durchbrechen können. Und wenn eh die Klasse (oder der, der ihn toll findet) diesen einen Schüler für einen Revoluzzer hält, dann hat er eine Rolle, die er weiter spinnt. Denn warum anders agieren, wenn man diese Rolle hat und Kinder einen in der Form witzig finden? Zudem kommt aber natürlich noch die Möglichkeit, dass dieser Schüler wirklich ein Problem mit dir als Lehrkraft hat. Und das lässt sich nur im Einzelgespräch mit Beisitzer*innen klären, in dem der Schüler merkt, er ist nicht auf der Anklagebank, sondern darf ehrlich sagen, was los ist. Oft dauert es dann ganz schön lange, bis klar wird, was eigentlich das Problem ist, aber wenn der Schüler merkt, dass die Gesprächsebene passt und er nicht von oben herab von der Lehrer*innenseite fixiert wird, sondern abgeholt wird...das könnte schon gehen.


    Ich wünsche dir sehr, dass diese Situation sich löst - und ich würde auf KEINEN Fall jetzt ausharren und abwarten. Mag sein, dass du bald wieder weg bist (mag auch sein, dass das mit ein Grund für dessen Verhalten ist), aber du wirst ja auch neue Kinder treffen. Daher nimm diese Situationen wichtig - nimm das Kind wichtig - und dich. Und das lässt sich meiner Meinung nach nur im gemeinsamen Gespräch ohne andere Kinder aufdröseln.


    Sorry, viel Text...aber ich "denke durch Schreiben" und schreibe so schnell wie ich spreche...daher kommt das manchmal.

    Ich entschuldige mich schon mal, ich kriege es nicht gebündelter...und sicher fehlen auch noch Punkte.



  • DANKE DANKE DANKE!


    Genau so!

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Warum wird der Schulsozialarbeiter als Bedrohung gesehen? Warum darf er nicht fragen was doe Kinder stört? Das ist eine Form von Beratung.

    Unterrichte mal eine fremde Klasse alleine, sei für ihr Verhalten, die Aufsicht und ihre Noten verantwortlich. Und wenn dann der Sozialarbeiter die schwierigsten Schüler fragt "Na, was gefällt dir denn nicht am Unterricht von Frau ISD? erzähl mal, was macht sie denn falsch?" Dann versuche, die Klasse in den Griff zu kriegen.


    Möglicherweise war die Situation anders, das hat die TE im Nachhinein eingeräumt. War sie aber so, wie zuerst geschildert, ist das Mobbing und unterste Schublade.


    Wir haben das unfassbare Glück einer hervorragenden, super professionellen Schulsozialarbeit. Solche toxischen Typen wie oben beschrieben, wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht.

  • Ist euer Sekretariat besetzt? An einer meiner Vorgängerschulen durften solchen Kandidaten im Sekretariat an ihren Aufgaben arbeiten, manchmal auch im Schülleiterbüro oder beim Stellvertreter. Darauf hatte dauerhaft dann doch niemand Lust und sie haben sich doch lieber im Unterricht zusammengerissen. Bei Fehlverhalten -> ohne Diskussion ab zurück ins Sekretariat. Fand ich gut gelöst und funktionierte dort ziemlich gut.


    Warum wird der Schulsozialarbeiter als Bedrohung gesehen? Warum darf er nicht fragen was doe Kinder stört? Das ist eine Form von Beratung. Es soll die Kinder dazu anregen zu reflektieren. Ein Sozialarbeiter ist i.d.R. Fachkraft genug zu reflektieren und das, was ihn die Kinder sagen auch zu hinterfragen bzw. für sich zu übersetzen. Es geht doch nicht darum der LK zu sagen, was sie alles falsch macht. Im Endeffekt geht es bei der Frage GAR NICHT um die LK, sondern um die Wahrnehmung der Schüler.

    Vielleicht waren die Kinder (!) selbst nicht in der Lage zu bennenen, wieso sie dieses Verhalten an den Tag legen. Ja, die Aussagen klingen etwas an den Haaren herbeigezogen. Das erkennt auch ein SA und wird schauen, was Anderes dahinter steckt. (Bilder sind allerdings ein persönliches Produkt und Kinder dazu zu fragen, könnte tatsächlich das Gefühl vermitteln, dass man sie ernst nimmt. Wünschen sich ja Erwachsene auch. Es ist nunmal so, dass Kinder heutzutage weniger kuschen und viel aufgeklärter über ihre Rechte sind. Und dasbist auch gut so. Für Erwachsene ist das natürlich anstrengender. )

    Man regt das Kind aber dazu an, sich erstmal auf die Lehrkraft zu konzentrieren und was sie "falsch" macht. Damit bietet man ja quasi einen Anlass nach Gründen zu suchen, sich selbst für sein Fehlverhalten aus der Verantwortung zu nehmen und es über externe Faktoren zu legitimieren. Finde ich komplett daneben. Was die Lehrkraft macht, ist völlig egal, das Kind hat sich kontextual angemessen zu benehmen, fertig.

  • Meinst du daß wirklich so, wie du es schreibst? Klingt ein wenig nach: " Ich Chef, du nix."

    Ja, grundsätzlich schon, wenn es um stinknormale Unterrichtssituationen geht. Ich spreche hier natürlich nicht vom Tyrannen-Lehrertypus aus und Schikanen. Aber das Befolgen einfacher Anweisungen und allgemeiner Verhaltensregeln, die dem üblichen Rahmen entsprechen, sind nichts, was man groß durchreflektieren und durchdiskutieren muss. Das im Eingangsposting beschriebene Verhalten ist unabhängig von der Lehrkraft schlichtweg nicht angemessen.

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