Bin ich "altmodisch" (Forderung von Einhaltung von Regeln - Konferenzbeschlüssen)?

  • Hallo,

    wie bei euch allen haben wir Regeln für den Umgang mit SchülerInnen bzw. Regeln, welche die SchülerInnen einhalten sollen. Für einen gemeinsamen Konsens. Darüber haben wir abgestimmt und Konferenzbeschlüsse niedergeschrieben. Alle sollten sich daran halten, da mehrheitlich beschlossen. Begründete Ausnahmen gibt es sicherlich, sollten aber eigentlich (meinem Verständnis nach) nicht die Regel sein.


    Konkret hatte ich heute mehrere unnötige Diskussionsversuche von SchülerInnen abblocken müssen, die bestehende Regeln unterwandern wollten, weil Kollege x und Kollegin y das doch auch erlauben.

    Einmal z.B. ging es um das Käppi tragen und Kaugummikauen im Unterricht. Es steht nach einem Konferenzbeschluss in der Hausordnung, dass beides im Unterricht nicht gestattet ist. Trotzdem lassen es einige KollegInnen zu, so dass man als Lehrerin, die das aber durchsetzt bei SchülerInnen die Blöde ist und als kleinlich gilt.

    Heute ist auch noch ein größere Verstoß von SchülerInnen gegen Regeln vorgekommen, wo ich dann von einem Kollegen mit völligem Unverständnis begegnet wurde, weil ich auf die Einhaltung bestand. Ich sei altmodisch.

    Genauer will ich jetzt nicht werden, da mich dieser Fall erkennbar macht. Eine Notlage lag definitiv nicht vor.


    Ich will eigentlich nur meinen Frust loswerden. Wie seht ihr das?

    Konferenzbeschlüsse und die darin gefassten Regeln müssen doch von allen grundsätzlich erstmal eingehalten werden. Egal, ob man dafür oder dagegen war in der Konferenz.

    Oder sehe ich das falsch?

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Konferenzbeschlüsse und die darin gefassten Regeln müssen doch von allen grundsätzlich erstmal eingehalten werden. Egal, ob man dafür oder dagegen war in der Konferenz.

    Ja, das ist so.

    Falls das einigen Kollegen nicht klar ist (oder der Inhalt der Beschlüsse/der Hausordnung/ weiterer Absprachen nicht bekannt ist), sollte das ein TOP bei der nächsten Dienstbesprechung o.ä. sein.



    unnötige Diskussionsversuche von SchülerInnen abblocken müssen, die bestehende Regeln unterwandern wollten, weil Kollege x und Kollegin y das doch auch erlauben.

    Ob das tatsächlich bei Kollege X, Kollegin Y erlaubt ist, sollte man viel häufiger mit Fragezeichen versehen. SuS versuchen doch häufiger mal, mit einer solchen Argumentation Dinge durchzusetzen, die auch bei X & Y nicht erlaubt sind... Und wenn sie bei dir Erfolg gehabt hätten, würden sie X & Y erzählen, dass es bei R doch erlaubt sei...

  • Kaugummi verstehe ich total, aber es ist doch kein Wunder. Ich würde den Schülern doch nicht das Mütze tragen verbieten, wo sind wir denn. Auf den Beschluss würde ich also pfeifen.

    • Offizieller Beitrag

    Die Frage ist: ist das ein Beschluss, den die Konferenz fassen kann? Oder ist der Beschluss und das Durchsetzen eh nicht realistisch möglich. (Siehe: Verbot des Mitbringens von Smartphones - das kann man ja auch gerne verbieten. Man kann es nur im Zweifelsfall nicht durchsetzen.)

  • Es ist üblich, Kopfbedeckungen (außer religiös oder medizinisch begründete) in geschlossenen Räumen abzunehmen. Das mache ich so und darauf weise ich selbstverständlich auch die SuS hin. Mit oder ohne Beschluss.

  • Ob das tatsächlich bei Kollege X, Kollegin Y erlaubt ist, sollte man viel häufiger mit Fragezeichen versehen. SuS versuchen doch häufiger mal, mit einer solchen Argumentation Dinge durchzusetzen, die auch bei X & Y nicht erlaubt sind... Und wenn sie bei dir Erfolg gehabt hätten, würden sie X & Y erzählen, dass es bei R doch erlaubt sei...

    Da muss ich zu sagen, dass diese das tatsächlich erlauben. Sonst würde mich das ja nicht ärgern.

    Ich würde den Schülern doch nicht das Mütze tragen verbieten, wo sind wir denn. Auf den Beschluss würde ich also pfeifen.

    Fängt da das unterwandern nicht an? Beschlüsse sollten von allen eingehalten werden, egal ob man dafür oder dagegen ist. Wozu macht man sie sonst?


    Das mit der Kappe war jetzt nur ein Beispiel von mir ohne, dass ich zu viel über meine Schule verrate. Es geht auch um viele andere Dinge.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Fängt da das unterwandern nicht an? Beschlüsse sollten von allen eingehalten werden, egal ob man dafür oder dagegen ist. Wozu macht man sie sonst?

    Möglicherweise schon. Ich kann dazu nichts sagen, solche absurden Beschlüsse würde weder mein Kollegium fassen, noch würden es sich unsere Schüler gefallen lassen.

  • Ich weiß nicht, ob die überhaupt so unterschiedlich sind. Auch an der Abendrealschule (Schüler ab 16, viele Kappenträger) habe ich das nie verboten oder käme auf die Idee.


    Man muss sich mit recht fragen, ob ein solcher Beschluss überhaupt Bestand haben kann.

  • Trotzdem lassen es einige KollegInnen zu, so dass man als Lehrerin, die das aber durchsetzt bei SchülerInnen die Blöde ist und als kleinlich gilt.

    Und in China ist ein Sack Reis umgefallen. Mir fällt wenig ein, das weniger unerheblich ist, als von Schülern als kleinlich bezeichnet zu werden. Dass die beinanderen Lehrern die Regeln umgehen dürfen, würde ich auch nicht einfach so glauben.

    Zitat

    Heute ist auch noch ein größere Verstoß von SchülerInnen gegen Regeln vorgekommen, wo ich dann von einem Kollegen mit völligem Unverständnis begegnet wurde, weil ich auf die Einhaltung bestand. Ich sei altmodisch.

    Sich an Regeln zu halten und diese auch durchzusetzen ist nicht altmodisch. Die Regel, keine Mützen im Unterricht tragen zu dürfen, ist unter Unständen altmodisch. Aber die Regel ist nunmal da, also müssen sich auch alle daran halten. Wenn die Schüler sich dadurch so erheblich eingeschränkt fühlen, dass sie Handlungsbedarf sehen, können sie sich bspw. durch eine Unterschriftenaktion versuchen, einzubringen und die Regel ändern zu lassen.

  • Kaugummi verstehe ich total, aber es ist doch kein Wunder. Ich würde den Schülern doch nicht das Mütze tragen verbieten, wo sind wir denn. Auf den Beschluss würde ich also pfeifen.

    Ich verbiete das meinen SuS nicht, weise aber freundlich auf den entsprechenden Passus der Hausordnung hin (sowie bei Diskussionen darauf, dass die SuS als Mitglieder und gleichberechtigte Partner der Schulkonferenz genau wie Lehrkräfte oder Eltern eine Änderung der Hausordnung jederzeit anstoßen dürfen) und bitte darum, die Kappe abzunehmen. Normalerweise reicht es, wenn ich einfach kurz nonverbal auf meinen Kopf zeige, während ich SuS mit Kappe ansehe und eine Geste mache, als würde ich meine fiktive Kappe abziehen. Das ist, nachdem ich das freundlich, aber konsequent mache, kein Problem.


    Ruhe : Natürlich sind Konferenzbeschlüsse verbindlich für alle KuK. Wer eine Änderung derselben möchte, darf diese ja anstoßen, indem eine entsprechende, ergebnisoffene Debatte bei einer GLK (sowie ggf. weiteren betroffenen Gremien, wie im Fall der Kappe in BW der Schulkonferenz) geführt wird. Einfach nicht beachten geht nicht. Diesbezüglich scheine ich auch etwas altmodisch zu sein, zumindest beobachte ich an meiner Schule, dass KuK, die 10-15 Jahre jünger sind als ich solche Beschlüsse eher (natürlich nicht ausnahmslos) für ergebnisoffene Handlungsempfehlungen halten, als KuK in meinem Alter (natürlich nicht ausnahmslos). Das sind an meiner Schule zumindest dann aber auch dieselben KuK, die andere Vorgaben, wie beispielsweise rechtliche Vorgaben des Dienstherrn oder Anweisungen der SL eher als grobe Handlungsempfehlung ohne abschließenden Verpflichtungscharakter für sich interpretieren.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Verstehe dein Dilemma.

    Wann wurden denn die Beschlüsse gefasst? Vielleicht ist mittlerweile ein großer Teil des Kollegiums neu und kennt die Beschlüsse nicht. Vielleicht würde die Abstimmung heute zu einem neuen Ergebnis führen?

    Vielleicht könntest du den Punkt auf die TO setzen und neu diskutieren/ abstimmen lassen?

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Ich kenne die rechtliche Situation bei euch nicht, daher nur ein paar Gedanken aus der Aussenperspektive. Wir haben ein rechtlich bindendes Notenreglement, da steht z. B. drin, dass Zusatzprüfungen und Streichnoten erlaubt sind, sofern das Angebot der ganzen Klasse möglich gemacht wird. Schulintern gibt es einen Konventsbeschluss, dass wir das nicht machen. Macht man es doch, hat die Schulleitung keine Handhabe weil der Konventsbeschluss nicht binden ist. Die meisten Lehrpersonen halten sich aber dran, es gibt einen breiten Konsens, dsss die Regeln sinnvoll sind. Persönlich finde ich es doof, wenn einzelne Lehrpersonen dann doch was anderes machen, weil man dann eben genau solche kack Diskussionen, wie geschildert, hat. Ich spreche in solchen Fällen ganz klar mit den Jugendlichen und erkläre, wie es zu der Regel kam, dass ich mich dran halte und nicht weiter diskutiere. Je nach Schülerklientel ist das natürlich nicht so einfach.


    Kleiderordnung ist immer so ne Sache. Da haben bei uns im Kanton schon mehrere Schulen versucht, irgendwas zu beschliessen. Das Schulgesetz gibt das aber nicht her, noch jede schulinterne Regel wurde da bisher kassiert. Grad bei sowas sollte man echt gut überlegen, ob ein Beschluss überhaupt sinvoll ist, wenn er eh leicht zu kippen ist. Da gibt es Themen, die ich erheblich relevanter finde als Käppis im Unterricht.

  • Da gibt es Themen, die ich erheblich relevanter finde als Käppis im Unterricht.

    Das mit dem Käppi war doch nur ein Beispiel. Ich hätte damit rechnen müssen, dass das hier heiß diskutiert wird. Ich brauchte eigentlich nur ein Beispiel.

    Unterwandern von Regeln gibt es doch auch in anderen Fällen, die ich schon mal erlebt habe. Da ist man als jemand, der auf die Einhaltung achtet, dann der Doofe. Das empfinden andere Kollegen auch.

    Unsere Regeln zur Hausordnung werden regelmäßig neu abgestimmt. Da hat sich auch schon mal die eine andere geändert.


    Ich versuche mal die heutige Situation so neutral wie möglich zu schildern. Mehrere Schülerinnen hielten sich nicht an einen Punkt der Hausordnung. Ich forderte das aber ein. Die Antwort war, dass sie das bei xy aber dürfen (stimmt wirklich).

    Die Schülerinnen halten mich für kleinlich und ändern ihr Verhalten nicht. xy kommt zufällig vorbei, hat das Ganze mitbekommen, und findet das Verhalten von den Schülerinnen in Ordnung.

    Später, als die Schülerinnen weg waren, schaut mich xy nur an, rollt mit den Augen und schüttelt den Kopf. Darüber mit mir sprechen will er nicht.


    Mich hat das geärgert.


    Ich frage mich dann eben immer: Wir haben die Regel (egal worum es geht) nun mal beschlossen. Dann hält man sich auch dran. Das sind keine ergebnisoffene Handlungsempfehlungen (gute Formulierung CDL ).

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ich hätte damit rechnen müssen, dass das hier heiß diskutiert wird

    Das wird es überhaupt nicht. Ich schrieb nur, dass ich andere Dinge wichtiger finde als das.



    Das sind keine ergebnisoffene Handlungsempfehlungen

    Das war eben meine indirekt formulierte Frage: Ist das so? Wir könnten 100 x eine Kleiderordnung beschliessen, der Beschluss wäre rechtlich nicht haltbar. Schlussendlich musst du das mit deinen Kolleginnen und Kollegen ausmachen. Gibt es das Problem nur mit einzelnen Lehrpersonen, die gerade zufällig mit dir in einem Klassenteam sind? Dann wäre eine Teamsitzung vielleicht sinnvoll, um abzusprechen, was jetzt wie gelten soll. Oder ist es allgemein im Kollegium so, dass es für gewisse Regeln keinen breiten Rückhalt mehr gibt? Auch dann muss man zusammensitzen und allenfalls neu überlegen.


    Ich verstehe, dass du dich ärgerst, mich würde das auch ärgern. Und ich würde zeitnah das Gespräch mit den KuK suchen.

  • ...Dann hält man sich auch dran.

    Ja, oder auch nicht, wie im Falle von Kollege X. Willst du ihn zwingen? Zum Schulleiter zitieren? Versteh mich nicht falsch, ich weiß absolut, wovon du sprichst und das Verhalten des Kollegen ist glasklar unter aller Sau. "Man" fällt vor allem keiner Kollegin disziplinarisch in den Rücken. Aber: den änderst du nicht. Zumindest nicht auf dem Tugendpfad, würg ihm lieber auf andere Weise mal eins rein.


    Wenn du nicht der Typ bist, der auf den Tisch haut und sagt, dass es ihr wurscht ist, was Kollege X tut, bei dir gilt Kaugummi raus oder rein, dann merken die SuS das sofort und du hast mit deinem Genörgel doppelt verloren: Die Klasse macht sowieso dicht, weil du den Zweikampf verlieren wirst und der Kollege unterstützt sie immer mehr darin, du bekommst also keinen Fuß mehr auf den Boden.


    So jedenfalls vermute ich, vielleicht liege ich auch total daneben und es nutzt ein klärendes Gespräch in der nächsten GLK.

  • Die Schülerinnen halten mich für kleinlich und ändern ihr Verhalten nicht. xy kommt zufällig vorbei, hat das Ganze mitbekommen, und findet das Verhalten von den Schülerinnen in Ordnung.

    Später, als die Schülerinnen weg waren, schaut mich xy nur an, rollt mit den Augen und schüttelt den Kopf. Darüber mit mir sprechen will er nicht.

    Xy hat sich hier meiner Meinung nach gleich mehrfach unprofessionell (und mehr) verhalten. Wenn du dabei bist, eine schulinterne Regelung umzusetzen (frei gewähltes Beispiel, das mir heute begegnete: Handybenutzung auf dem Schulflur, vielleicht noch mit eingeschaltetem Ton, der den Unterricht stört), und xy meint, dass das Verhalten nicht so schlimm sei, dann hat sich xy da in dem Moment einfach rauszuhalten (statt die SuS in ihrem Verhalten zu unterstützen).

    Das anschließende Augenrollen etc. empfinde ich als persönlich noch viel verletzender, da sich dort mMn ein Kollege in sehr unangemessener Form ein Urteil über dich erlaubt. Zudem sollte man im Kollegium zumindest nach außen hin gemeinsam handeln, Konflikte und Uneinigkeiten innerhalb klären. (Der letzte Satz natürlich nur bei "kleineren" Missverständnissen, nicht bei schwerwiegenden/strafrechtlich relevanten Fällen.)


    Mich hat das geärgert.

    Kann ich absolut nachvollziehen. Du schriebst ja zu Anfang, du wolltest hier im Thread insbesondere Frust loswerden. Du siehst an den verschiedenen Antworten, dass grundsätzlich Konsens besteht, dass vereinbarte ("zulässige") Regeln durch alle (SuS & LuL) einzuhalten und ggf. einzufordern sind.

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